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Dieses Thema hat 12 Antworten
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 James-Bond-007-Forum
patrick Offline




Beiträge: 3.245

26.04.2015 16:42
Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Thunderball (Feuerball):



Filmdaten:

Deutscher Titel: James Bond 007 – Feuerball
Originaltitel: Thunderball
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1965
Länge: 130 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12[1]

Stab:

Regie: Terence Young
Drehbuch: Richard Maibaum,
John Hopkins
Produktion: Kevin McClory,
Albert R. Broccoli
Musik: John Barry,
Titelsong: Tom Jones
Kamera: Ted Moore
Schnitt: Ernest Hosler

Besetzung:

Sean Connery: James Bond, Claudine Auger: Dominique „Domino“ Derval, Adolfo Celi: Emilio Largo, Luciana Paluzzi: Fiona Volpe, Rik van Nutter: Felix Leiter, Guy Doleman: Graf Lippe, Molly Peters: Patricia Fearing, Martine Beswick: Paula Caplan, Bernard Lee: M, Lois Maxwell: Miss Moneypenny, Rose Alba: Madame Boitier, Philip Locke: Vargas, George Pravda: Ladislav Kutze
Michael Brennan: Janni, Paul Stassino: Angelo Palazzi / Major Francois Derval, Bob Simmons: Jacques Bouvar, Anthony Dawson: Ernst Stavro Blofeld, Desmond Llewelyn: Q


Handlung:

SPECTRES neuester Coup sollte England und die USA das Fürchten lehren. Organisiert durch Emilio Largo wird mit Hilfe eines Doppelgängers des NATO-Piloten Francios Derval ein Militärflugzeug mit 2 Atombomben an Bord gekidnappt, in einem Hai-verseuchten Gewässer, nahe der Bahamas, unter Wasser versenkt, von Froschmännern mit einem Netz getarnt und die Bomben forttransportiert.
SPECTRE verlangt Diamanten im Wert von 100 Millionen Pfund, widrigenfalls die erste Bombe in irgendeiner größeren Stadt Englands oder der USA gezündet werden sollte.
Im Vorfeld trifft Bond während eines Erholungsaufenthalts in einer südenglischen Klinik auf 2 Mitglieder des Unternehmens, welche sich zufällig auch dort befinden, da der NATO-Flughafen in der Nähe ist. Es handelt sich um Count Lippe und Mr.Angelo. Letzterer wurde mittels plastischer Chirurgie in Francois Dervals Doppelgänger ummodeliert . Allerdings ist beiden kein langes Leben beschert, da Mr.Angelo von SPECTRE mehr Geld fordert als vereinbart, woraufhin ihm nach gelungener Ausführung von Largo unter Wasser der Luftschlauch durchgeschnitten wird. Count Lippe, der Angelo ausgesucht hat, wird von SPECTREs Handlangerin Fiona beseitigt, als er gerade dabei ist, vom fahrenden Auto aus einen Anschlag auf Bond zu verüben.
Da Bond auf einem Photo Francios Derval erkennt, dessen Leiche er in der Klinik vorgefunden hat, lässt er sich auf die Bahamas abkommandieren, wo er die Bekanntschaft von Dervals Schwester Domino und damit auch von Largo macht, dessen Geliebte diese ist. Bond und Largo erkennen sehr rasch, woran sie beim jeweils anderen sind und ein Katz und Maus Spiel beginnt, bei welchem Bond in Largos Haibecken landet, woraus er sich befreien kann, indem er einen der Handlanger tötet, dessen Blut die Haie anlockt. Anschließend taucht er durch eine Luke.
Später verführt Fiona Bond und versucht ihn ebenfalls zu töten, was erneut misslingt und sie selbst das Leben kostet. Nach fieberhafter Suche entdeckt Bond das unter Wasser versteckte Flugzeug, aber nicht die Bomben. Er kann den Verbleib dieser jedoch in einem Unterwasserbunker ausmachen, nachdem er Domino auf seine Seite bringt und sich anschließend unter Largos Froschmänner mischt. Mit Verstärkung durch amerikanische Taucher liefert er sich schließlich eine eindrucksvolle Unterwasser-Schlacht gegen die SPECTRE-Schergen.

Plot:

Bereits zum Dritten Mal in dem 1965 noch jungen Genre geht es um radioaktive Bedrohung, was sehr gut den damaligen Zeitgeist und dessen Ängste widerspiegelt. Die Geschichte ist ausgesprochen attraktiv gestaltet und perfekt umgesetzt.



Bösewicht:

Anders als der eher grobklotzige Goldfinger gibt sich Emilio Largo kultivierter, was ihn aber nicht minder gefährlich und kaltblütig macht. Dies war Adolfo Celis (1922-1986) Glanzrolle. Ebenfalls erwähnenswert ist seine Mitwirkung in der 1976 entstandenen Serie "Sandokan". Zwar hat Celi nicht ganz das Format von Fröbe, trotzdem passt er sehr gut in seine Rolle. Ich würde mir keinen anderen Largo wünschen. Seine Präsenz wird durch die markante Augenklappe sehr vorteilhaft verstärkt. Aufgrund seines starken sizilianischen Akzents musste er durch einen Sprecher mit milderem italienischen Einschlag synchronisiert werden.



Bondgirls:

Als dunkelhaariges „Good Girl“ Domino ist die Miss World France 1958, Claudine Auger (geb.1941), als sehr ansprechende Erscheinung zu sehen. Das rothaarige „Bad Girl“ Fiona , gespielt von der Italienerin Luciana Paluzzi (geb. 1937), strahlt allerdings mehr Erotik aus. Erwähnenswert ist auch die Szene, wo sie vom Motorrad aus Count Lippe in seinem Wagen abschießt und von der Straße fegt.
Auch die blonde Engländerin Molly Peters (geb.1942) ist als Physiotherapeutin ausgesprochen hübsch anzusehen. Ferner hat Martine Beswick (geb.1941) als Bonds Sekretärin Paula auf den Bahamas ihren, nach „Liebesgrüsse aus Moskau“, zweiten Bond-Auftritt.



Gadgets:

Die Gadgets wurden im Vergleich zu den früheren Filmen deutlich ausgebaut.
Bereits in der Prätitelsequenz bedient sich Bond eines Raketenrucksacks, mit dessen Hilfe er in aufrechter Haltung durch die Luft gleitet. Auch der Aston Martin, DB5 kommt wieder zum Einsatz, diesmal mit Wasserwerfern am Heck.
Weiters wird er von Q mit einer radioaktiven Ortungspille, zwei Geigerzählern in Form einer Armbanduhr und Kamera und einem Mini-Sauerstoffgerät versorgt, mit dessen Hilfe er 4 Minuten unter Wasser atmen kann. Tatsächlich wurde so ein Gerät bis heute nicht erfunden und es stellt sich wohl die Frage, wie in einem so kleinen Stück soviel Pressluft Platz haben sollte. Ebenfalls unter Wasser kommt eine Tauchflasche mit Schraubenantrieb und eingebauten Harpunen zum Einsatz.

Die Schaffung eines Doppelgängers durch plastische Chirurgie ist ein Element, das auch später in vielen verschiedenen Filmen genutzt wurde.



Schauplätze:

Neben Großbritannien wurde auch in Frankreich, Miami und auf den Bahamas gedreht. Gerade die Bahamas eröffnen eine wahnsinnig tolle Bilderbuchlandschaft, die das Agenten-Genre der 60er-Jahre mit all seinen Charakteristika perfekt aufblühen lässt. Ich bin geradezu geneigt, den Film als „Agenten-Karl May“ zu bezeichnen. Die Aufnahmen, sowohl über als auch unter Wasser, sind einfach unschlagbar und eine wahre Augenweide. Der Film hebt sich in Puncto Schauplätze deutlich von seinen Vorgängern, aber auch den meisten späteren Bonds, ab.

Als Second-Unit-Regisseur für die Unterwasseraufnahmen wurde der aus Hawaii stammende Ricou Browning (geb.1930) engagiert. Seine Karriere wurde durch Jack Arnolds Creature-Filme der 50er-Jahre begründet, wo er unter Wasser das Ungeheuer spielte.
Kritische Zungen behaupten, die Unterwasserszenen wären zu umfangreich und lang geraten. Tatsächlich spielt etwa ein Viertel des Films unter Wasser. Da ich selbst begeisterter Sporttaucher bin, sehe ich gerade darin seine besondere Stärke und kann mich an dem Streifen gar nicht satt sehen. Nicht umsonst ist „Thunderball“ wohl der Bond-Film, den ich am häufigsten gesehen habe. Der Streifen bietet in 18 Meter Tiefe die wohl ausführlichste Unterwasser-Schlacht der Filmgeschichte, welche sehr eindrucksvoll mit Haien garniert wird. Für Landratten ist das Ganze womöglich weniger geeignet.



Titellied:

Der von Tom Jones (geb.1940) gesungene Titelsong ist zwar nicht so populär, wie Shirley Basseys „Goldfinger“, trotzdem hat er sich mir längst als Ohrwurm eingeprägt, denn ich sehr gerne höre. Ursprünglich wäre Johnny Cash als Sänger vorgesehen gewesen. Auch wollte man erst den Song „Mr.Kiss Kiss Bang Bang“ (Bonds Spitzname bei den Italienern) für den Vorspann nutzen, nahm dann aber davon Abstand, da der Titel „Thunderball“ darin nicht vorkommt. Man hört die Melodie im Verlauf des Films lediglich instrumental. Allerdings befindet sich unter den „Specials“ auf meiner DVD eine alternative Variante des Vorspanns mit „Mr.Kiss Kiss Bang Bang“. Ich kann jedem Interessierten empfehlen, sich diesen einmal anzusehen/-hören. Wäre auch eine tolle Variante gewesen.



Sonstige Anmerkungen:

Das Finale auf der „Disco Volante“ ist ausgesprochen flott und temporeich inszeniert. Hier wurde für die 60er-Jahre ungewohnt schnell geschnitten, als Bond und Largo sich ihren Kampf liefern und ganz nebenbei das Steuer des Boots bedienen, um nicht an den Klippen zu zerschellen.

Wie auch schon in „From Russia With Love“ ist Anthony Dawson als Ernst Stavro Blofeld zu sehen, wobei sein Gesicht nicht gezeigt wird. Dieses sieht man lediglich in „Dr.No“, wo er den Professor Dent spielt.

Sehr unterhaltsam ist Bonds Rache an Count Lippe in der Klinik. Dieser stellt eine Streckbank, auf die Bond aus medizinischen Gründen gebunden wird, auf die höchste Stufe ein, wobei die hinzukommende Physiotherapeutin Pat das Schlimmste verhindern kann. Später stellt Bond die Temperatur eines Sitzbades, das Count Lippe sich genehmigt, auf die höchste Stufe ein und blockiert die Öffnung mit einem Besenstiel. In der deutschen Synchronisation singt Bond danach ein witziges Liedchen vor sich hin, was allerdings im englischen Original nicht vorkommt.

Thunderball bekam, wie zuvor schon Goldfinger, einen verdienten Oscar (visuelle Effekte) und ist der erste Bondfilm mit mehr als 2 Stunden Länge.

Rik van Nutter (1929-2005) ist der bereits dritte Felix Leiter in der noch jungen Reihe. Er ist besser als Cec Linder, jedoch deutlich hinter Jack Lord. Schade, dass die Rolle nicht kontinuierlich mit diesem weiterbesetzt wurde.

Fazit:

Ich war über die Jahre immer unschlüssig , ob ich „Goldfinger“ oder „Thunderball“ den Vorzug geben sollte, habe mich aber mittlerweile für „Thunderball“ als den besten aller Bond-Filme entschieden. Er ist nach "Skyfall" inflationsbereinigt der kommerziell erfolgreichste Film der Reihe, was wohl u.a. die Motivation für die Neuverfilmung "Never Say Never" geliefert hat. Auch später noch war eine weitere Neuverfilmung im Gespräch, was ich mir durchaus wünschen würde. Es wird auf jeden Fall schwer sein, diesen Spitzenfilm, den ich zu meinen Lieblingsstreifen überhaupt zähle, zu übertreffen.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

26.04.2015 19:36
#2 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #1
Er ist nach "Skyfall" inflationsbereinigt der kommerziell erfolgreichste Film der Reihe, was wohl u.a. die Motivation für die Neuverfilmung "Never Say Never" geliefert hat. ]

Das lag ausschließlich an den Rechten, da diese seinerzeit nicht bei EON-Productions lagen. Mittlerweilen liegen dies aber bei MGM/Sony, wodurch ein Remake eher unwahrscheinlich ist.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

26.04.2015 23:21
#3 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von Edgar007 im Beitrag #2

Das lag ausschließlich an den Rechten, da diese seinerzeit nicht bei EON-Productions lagen. Mittlerweilen liegen dies aber bei MGM/Sony, wodurch ein Remake eher unwahrscheinlich ist.


Schade. Der Stoff würde für eine Craig-Verfilmung auch ziemlich viel hergeben.

Tatsächlich wurde die Feuerball-Geschichte von langen Streitigkeiten durchzogen. Ursprünglich wurde sie ja als Fernsehserie geplant. Geschichte und Drehbuch hat Ian Fleming ja zusammen mit Kevin McClory (1926-2006) und Jack Wittingham ausgearbeitet. Erst später wurde auf dieser Vorlage aufbauend von Ian Fleming der Roman geschrieben und 1961 veröffentlicht.Da Fleming sich als alleiniger Autor ausgab, wurde er von seinen Mitautoren verklagt, weshalb Feuerball nicht, wie geplant, der erste Bondfilm wurde. Das ist aber ganz gut so, da er mit Sicherheit nicht so gut und ausgefeilt geraten wäre, hätte man ihn schon 1962 gedreht. McClory und Wittingham mussten als Mitautoren genannt werden, wobei McClory auch die Verfilmungsrechte zugesprochen bekam. Daher mussten die Produzenten sich mit ihm einigen und am Gewinn beteiligen. Er durfte dann aber auch 10 Jahre lang keine Neuverfilmung inszenieren. Ab 1975 wurde die Neuverfilmung geplant und 1983 als "Never Say Never Again" inszeniert. Auch diese Phase war von Rechtsstreitigkeiten durchzogen. Später wollte McClory eine weitere Verfilmung in's Leben rufen, ist allerdings leider 2006 verstorben.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

27.04.2015 11:17
#4 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

FEUERBALL ist auch einer meiner Lieblingsfilme. Übrigens finde ich Deine Rezension(en) sehr gelungen. Ob ich mir hier ein weiteres Remake wünschen würde, weiß ich nicht. Ich bin dem Original sehr zufrieden und ziehe dieses auch dem Remake SAG NIEMALS NIE vor, obwohl mir dieser auch gut gefällt.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.04.2015 12:35
#5 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von Edgar007 im Beitrag #4
FEUERBALL ist auch einer meiner Lieblingsfilme. Übrigens finde ich Deine Rezension(en) sehr gelungen. Ob ich mir hier ein weiteres Remake wünschen würde, weiß ich nicht. Ich bin dem Original sehr zufrieden und ziehe dieses auch dem Remake SAG NIEMALS NIE vor, obwohl mir dieser auch gut gefällt.


Vielen Dank. Ich bin bemüht die typischen Charakteristika der Bond-Filme anzusprechen und aus meiner Sicht zu bewerten. Leider wurde hier im Forum auf sehr viele Bonds nicht wirklich viel eingegangen. Auffallend ist die Kürze des Goldfinger-Threads oder das bisherige Nichtvorhandensein eines Feuerball-Threads. Ich denke, jeder Bond-Film verdient eine ausführliche Besprechung.
Ich hab die Daniel Craig Filme vorgezogen, um zu gewährleisten, dass diese noch vor der Spectre-Sichtung unter Dach und Fach sind. Ansonsten werde ich streng chronologisch vorgehen, d.h. es wird noch ein Weilchen dauern, bis ich im Jahre 1983 und damit bei "Never Say Never Again" angelangt bin. So kann ich die sehr interessante Entwicklung der Reihe möglichst deutlich "erfühlen".

Vorwegnehmen möchte ich aber trotzdem, dass mir "Never Say Never Again" bei Weitem nicht so gefällt wie Feuerball, aber trotzdem ein recht solider Bond ist. Er ist zumindest besser, als die zeitgleichen Moore-Filme. Den Vorwurf vieler Fans, er wäre kein richtiger Bond,da nicht von EON produziert, kann ich nicht gelten lassen. Er wurde immerhin von Flemings Co-Autor Kevin McClory produziert, basiert auf der Romanvorlage und bringt Ur-Bond Connery wieder zum Einsatz. Von "unecht" kann da aus meiner Warte keine Rede sein.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein modernes Remake von Feuerball das Original übertreffen könnte. Dazu ist der ihm gegebene 60er-Jahre Charme viel zu präsent, wozu auch das Aussparen der heute üblichen superlativen Übertreibungen gehört. Natürlich wird viel technischer Science-Fiction geboten. Ich denke da vor Allem an die Unterwasser-Ausrüstung, womit ich mich ja ein bisschen auskenne. Aber gerade das hat eben auch seinen Charme. Trotz Allem würde ich ein weiteres Remake mit großem Interesse verfolgen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

28.04.2015 20:20
#6 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Hier der Feuerball-Vorspann mit dem ursprünglich geplanten Lied "Mr.Kiss Kiss Bang Bang".

Ray Offline



Beiträge: 1.930

24.02.2017 23:04
#7 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Feuerball (Thunderball) (GB 1965)

Regie: Terence Young

Darsteller: Sean Connery, Claudine Auger, Adolfo Celi, Luciana Paluzzi, Molly Peters, Martine Beswick, Bernard Lee, Rik van Nutter, Desmond Llewelyn, Lois Maxwell, Edward Underdown u.a.



Bevor Bond auf seinen Erzfeind treffen wird, den er zum hiesigen Zeitpunkt noch gar nicht kennt, muss er sich in "Feuerball" weiter in der Organisation "Spectre" bzw. "Phantom" "hocharbeiten", u.a. bekommt er es mit "Nummer 2", Emilio Largo zu tun, der auf Bahamas residiert, eine riesige Jacht namens Disco Volante besitzt und im Meer vor Nassau zwei Atombomben versteckt hält, mithilfe derer "Phantom" die Großmächte erpresst.

Obwohl anstatt von Guy Hamilton, dem Regisseur von "Goldfinger", wieder Terence Young, welcher die ersten beiden Filme auf die Leinwand gebracht hatte, auf dem Regiestuhl saß, orientierte man sich in vielerlei Hinsicht - zumindest auch - am direkten Vorgänger. So baute man auch in "Feuerball" eine spektakuläre Prätitelsequenz ein, etablierte einen Haufen Gadgets und komponierte kurzfristig einen Titelsong, der wie "Goldfinger" gegen Ende das "James Bond Theme" verwendet und auch vom Aufbau an das von Shirley Bassey eingesungene Lied erinnert.

Auf Seiten der Darsteller galt es, um das Stammpersonal Leute zu finden, die den festgelegten Rollentypen entsprachen. Als unmittelbaren Gegenspieler verpflichtete man Adolfo Celi, der aufgrund seiner Mitwirkung in einigen forumsrelevanten Filmen (z.B. "Das Geheimnis der gelben Mönche", "Top Job" oder diverse Gialli wie "The Child") kein Unbekannter sein dürfte. Er füllte die Rolle ansprechend aus. Überhaupt ist festzuhalten, welch glückliches Händchen die Macher in der Frühphase bei der Besetzung der Fieslinge hatten. Auch Bond-Girls durften natürlich nicht fehlen. Die Rolle der Domino ging schlussendlich an Claudine Auger, nachdem Faye Dunaway die Rolle abgelehnt hatte. Ohne Zweifel hätte Dunaway ein formidables Bond-Girl abgegeben. Trotzdem macht Claudine Auger in jeder Hinsicht eine gute Figur. Ihre Domino ist die bisher wohl komplexeste Figur unter den weiblichen und Auger bringt diese mit einer Mischung aus Stolz und Verletzlichkeit ideal in den Film ein. Zum Schluss darf sie Largo sogar höchstselbst mit einer Harpune ins Jenseits befördern. Alles in allem eine der stimmigsten Darbietungen im Bond-Girl-Kosmos. Insbesondere die feurige Luciana Paluzzi, aber auch Martine Beswick bei ihrem zweiten Auftritt präsentieren zwei weitere ansprechende Bond-Girl-Auftritte. Molly Peters ist da schnell vergessen.

"Feuerball" war der erfolgreichste Film der 1960er-Jahre und hatte in der Folge einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass der weltweite Bond-Hype die wechselhaften Sixties mit Leichtigkeit überdauern würde. Der Zuschauer lernt die Organisation "Spectre" weiter besser kennen, nachdem "Liebesgrüße aus Moskau" erste tiefere Einblicke gewährt hatte. Die Szene zu Anfang in Paris, in der ein abtrünniges Mitglied kurzerhand vor aller Augen per Elektroschock eliminiert wird, beeindruckt. Der Schauplatz Bahamas wird bestmöglich in Szene gesetzt, vor allem die Karnevals-Szenen sorgen für Atmosphäre. In Sachen Action lässt der Film hingegen Luft nach oben. Auffallend ist, wie oft in Action-Sequenzen das Filmmaterial schneller abgespielt wurde, um Dynamik zu erzeugen. Dieser "Trick" war zwar in den 1960ern häufig anzutreffen, wirkt aber aus heutiger Sicht sehr billig. Bei den Unterwasser-Sequenzen endlich wäre weniger sicher mehr gewesen. Insoweit macht sich die überdurchschnittliche Lauflänge (130 Minuten) durchaus bemerkbar. Hier und bei den Szenen im Sanatorium zu Anfang hätten Kürzungen dem Film gut getan. So bleibt "Feuerball" letztlich ein gut unterhaltender, atmosphärischer Bond-Film, der jedoch eine Stufe unter den besten Filmen rangiert.


"Feuerball" führt den mit "Goldfinger" eingeschlagenen Weg konsequent fort. Der Film punktet durch starke Darstellerleistungen (vor allem Claudine Auger) und attraktive Schauplätze. Längen im ersten und letzten Drittel sind aber kaum zu übersehen. Gerade noch 4,5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

24.02.2017 23:36
#8 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #7
Bei den Unterwasser-Sequenzen endlich wäre weniger sicher mehr gewesen. Insoweit macht sich die überdurchschnittliche Lauflänge (130 Minuten) durchaus bemerkbar.


Ein immer wiederkehrender Kritikpunkt, den ich überhaupt nicht teile. Für mich machen die Unterwasserszenen den besonderen Reiz des Films aus.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.02.2017 10:48
#9 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Die Unterwasser-Sequenzen sind so etwas wie die Gretchenfrage bei "Feuerball". Wenn man sie auch in dieser Quantität schätzt, ist der Weg frei, den Film zu seinen Lieblingen zu zählen. Wenn nicht, rangiert er eben "nur" im (oberen) Mittelfeld.

Terence Young hat ja wohl erwirkt, dass die Szenen gekürzt werden. Für viele offenbar immer noch nicht ausreichend. Ich muss aber eingestehen, dass ich das "schlimmer" in Erinnerung hatte. Daher hätte ich vor der Sichtung auch nur 4/5 Punkten gegeben. Trotzdem gab es da wieder einen Moment, an dem ich irgendwie "abgeschaltet" habe. Man hätte da vielleicht noch häufiger zu Largo rüberschalten sollen. Das ist ja bei monotonen Schießereiern nicht anders. Gerade heutzutage erkennt man ja die Tendenz in Action-Filmen, den Showdown immer "epischer" zu gestalten. Das wird dann ab einem gewissen Punkt einfach ermüdend.

Mir ist noch aufgefallen, dass das "James Bond Theme" im Film vergleichsweise wenig eingesetzt wird. Da hatte nach meinem Eindruck das "007 Theme" sogar die Oberhand.

Im Making-Of wurde noch gesagt, dass es eine Szene gab, in der Largo Bond die Disco Volante zeigt, welche es nicht in den fertigen Film geschafft hat. Diese fehlt dem Film in meinen Augen. Gemeinsame Szenen zwischen Bond und seinen Gegenspielern haben immer ihren Reiz, gerade bei Largo und Bond war auch durch Domino ja ordentlich Zündstoff drin. Außerdem hätte man so die Disco Volante noch mehr präsentieren und aufwerten können. So kommt sie ja erst im Showdown richtig zum Einsatz. In "Sag niemals nie" hat man das meiner Erinnerung nach besser gelöst.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

25.02.2017 11:20
#10 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Ich hätte sogar noch mehr Unterwasser vertragen. Oft habe ich mir gar nicht den ganzen Film, sondern lediglich die Unterwasser-Schlacht, reingezogen. Diese gehört zu meinen filmischen Lieblingssequenzen überhaupt. Irgendwie erinnert's mich an die 80er-Jahre, als ich selbst im Mittelmeer als Unterwasser-Jäger mit Harpune aktiv war. Da hieß es immer tief Luftholen, da Unterwasser-Jagd bei uns immer ohne Sauerstoffgerät praktiziert wurde (wäre sonst zu einfach und unfair den Fischen gegenüber). Aber zurück zum Thema. Es gibt so eine schöne lange Sequenz in keinem anderen mir bekannten Film in dieser Ausführlichkeit.

Die geschnittene Szene mit Bond und Largo auf der Disco Volante vermisse ich dagegen gar nicht. Ich glaube nicht, dass dies der Dramaturgie besonderen Auftrieb gegeben hätte. Der Showdown zeigt mir genug davon.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

25.02.2017 18:05
#11 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Die Längen sind es u.a., die mir das Vergnügen an "Feuerball" auch verleiden. Es sind gar nicht nur die Unterwasseraufnahmen. Ich empfand den Film stets recht selbstgefällig inszeniert. Dieser Vorwurf ist zwar schwer an etwas Konkretem festzumachen, bildete sich bei mir jedoch in der Gesamtbetrachtung immer wieder. Ein Film nach dem Zuschnitt: Wir können es uns leisten! Wir machen 130 Minuten auch dann, wenn 100 Minuten voll ausgereicht hätten. Wir stopfen so viel Unterwasseraufnahmen in die Szenerie bis sie den Zuschauern zu den Ohren herauskommen - wofür haben wir die teure Technik. Unter'm Strich macht das natürlich immer noch einen handwerklich erstklassigen Film, jedoch war er mir nie sympathisch. Selbst dem formal betrachtet schwächeren Connery-Bond "Diamantenfieber" gäbe ich den Vorzug im Hinblick auf die zu verteilenden Sympathiepunkte. Auf die gesamte Reihe bezogen fielen mir noch reichlich mehr Beispiele ein, die ich diesbezüglich vor "Feuerball" setzen könnte. Als Fazit käme ich nicht umhin, dem Film 4 von 5 Punkten zu verpassen, auch wenn ich gerne weniger verteilen würde. Der eine Punkt Abzug geht für die z.T. langatmig daherkommende Story und die Inszenierung, der dies nicht auffiel, in Ordnung. Weniger wäre angesichts der formalen Qualitäten dieser Young-Inszenierung ungerecht. Dennoch ist und bleibt es ein Bond-Film, der bei mir eher im Regal Staub ansetzt. Nicht alles, was gut ist, muss auch gefallen.

Gruß
Jan

P.S.: Einen Gag jedoch fand ich in "Feuerball" stets herausragend: Connery und eine tanzende Frau (Rolle/Name vergessen), die Frau wird unbemerkt erschossen, sackt in Connerys Armen zusammen. Er hält sie, schleift sie im Gedränge zu einem Tisch, an dem ein irritierter Herr sitzt, und sagt: "Darf ich Ihnen mal meine Frau hier hin setzen. Sie wird Sie nicht stören, sie ist nämlich tot!"

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

25.02.2017 19:16
#12 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #11
P.S.: Einen Gag jedoch fand ich in "Feuerball" stets herausragend: Connery und eine tanzende Frau (Rolle/Name vergessen), die Frau wird unbemerkt erschossen, sackt in Connerys Armen zusammen. Er hält sie, schleift sie im Gedränge zu einem Tisch, an dem ein irritierter Herr sitzt, und sagt: "Darf ich Ihnen mal meine Frau hier hin setzen. Sie wird Sie nicht stören, sie ist nämlich tot!"


Im Englischen ist das an dieser Stelle sogar ein Wortspiel, weil "dead" umgangssprachlich auch müde oder erschöpft bedeuten kann.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.02.2017 20:33
#13 RE: Bewertet: Feuerball (4/1965) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #11
Die Längen sind es u.a., die mir das Vergnügen an "Feuerball" auch verleiden. Es sind gar nicht nur die Unterwasseraufnahmen. Ich empfand den Film stets recht selbstgefällig inszeniert. Dieser Vorwurf ist zwar schwer an etwas Konkretem festzumachen, bildete sich bei mir jedoch in der Gesamtbetrachtung immer wieder. Ein Film nach dem Zuschnitt: Wir können es uns leisten! Wir machen 130 Minuten auch dann, wenn 100 Minuten voll ausgereicht hätten. Wir stopfen so viel Unterwasseraufnahmen in die Szenerie bis sie den Zuschauern zu den Ohren herauskommen - wofür haben wir die teure Technik.


Für mich ist "Feuerball" ein ungeheuer abwechslungsreicher Film mit den schönsten Aufnahmen und Schauplätzen der ganzen Reihe. Längen habe ich dabei nie empfunden.

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