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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 584 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.02.2015 14:06
Böses Blut (1993) Zitat · Antworten



Böses Blut: Nackte Verzweiflung

Teil 1 des TV-Mehrteilers, BRD 1993. Regie: Dagmar Damek. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Marion Kracht (Verena Westfal), Mathieu Carrière (Werner Westfal), Désirée Nosbusch-Becker (Barbara Jenninger-Gregorius), Rainer Hunold (Martin Bodmer), Nadja Tiller (Hedda Gregorius) sowie Dieter Körner, Horst Keitel, Karl-Friedrich Gerster, Rüdiger Kuhlbrodt u.a. Erstsendung: 27. März 1993. Eine Produktion der NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft für ZDF und ORF.

Zitat von Böses Blut (1): Nackte Verzweiflung
Der Reedereibesitzer Friedrich Gregorius hat seine Familie zum Diner geladen. Der zerstrittene Haufen schafft es nicht einmal, sich bis zur Vorspeise zusammenzuraufen. Gregorius gibt bekannt, Vermögen und Firmenanteile an den noch ungeborenen Sohn seiner Tochter Verena zu überschreiben, um mit dem Überspringen einer Generation Erbschaftssteuer zu sparen. Verenas Ehemann Werner sieht seine Felle davonschwimmen und lässt sich Verenas Beteiligungen überschreiben. Auch darüber hinaus versteht er sich in geschickter Täuschung: Trotz Verenas Schwangerschaft betrügt er sie ungeniert mit ihrer Schwester Barbara.


Gewissermaßen hat es seine Berechtigung, „Etikettenschwindel“ zu rufen, wenn Fernsehjuwelen seine Veröffentlichung von „Böses Blut“ als Krimidrama vermarktet. Der TV-Vierteiler entstand 1993 als eine Spin-off-Serie, indem das in der Reihe „Freunde fürs Leben“ als Nebenfiguren eingeführte Ehepaar Verena und Werner Westfal in den Mittelpunkt eines eigenen und von der „Mutterserie“ unabhängigen Handlungsstrangs gestellt wurde – zum Produktionszeitpunkt ein extra beworbenes Novum im deutschen Fernsehen, das sich jedoch bis heute nicht großartig durchgesetzt hat.

„Böses Blut“ funktioniert auch dann, wenn man die Westfals nicht bereits kennt, ist aber anfänglich von einem Krimi so weit entfernt wie nur irgend möglich. Regisseurin Dagmar Damek verlieh dem gesamten Vierteiler eine sehr weibliche Handschrift, die im Wesentlichen eine sehr intensive, mit romantischen Verquickungen, Scheuklappen und bitteren Erkenntnissen ausgestattete Vorstellung aller beteiligten Charaktere und ihrer Schattenseiten umfasst. Der Zuschauer wird dabei von Beginn an auf die Seite von Marion Kracht gezogen, was weniger der Eigeninitiative ihrer Rolle zuzuschreiben ist, sondern vielmehr an dem Techtelmechtel liegt, das ihr Mann und ihre Schwester miteinander unterhalten und sie – die unschuldige, naive Blonde – in eine zunächst bemitleidenswerte Opferrolle drängt. „Nackte Verzweiflung“ konzentriert sich sehr stark auf die schmonzettige Affäre, die im Soap-Stil inszeniert wird und mit allerlei Intrigen und einer Schwangerschaft derart verknüpft ist, dass der große Krach von Minute 1 an vorprogrammiert ist.

Der erste Teil endet dann mit der erwarteten persönlichen Tragödie der Hauptfigur. Der Versuch, sich das Leben zu nehmen, nimmt die erste große Welle von Wut und Verzweiflung von ihren Schultern. Schade nur, dass man bereits sieht, wie der Selbstmordversuch ausgeht ...

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.02.2015 14:23
#2 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Böses Blut - Teil 1 Nackte Verzweiflung"
mit Marion Kracht, Mathieu Carrière, Désirée Nosbusch, Nadja Tiller, Dieter Körner, Rainer Hunold, Horst Keitel, Karl-Friedrich Gerster, Rüdiger Kuhlbrodt u.a. | Drehbuch: Michael Baier | Regie: Dagmar Damek

Reedereibesitzer Friedrich Gregorius und seine Frau Hedda haben beschlossen, das Erbe der Familie auf das ungeborene Kind ihrer Tochter Verena zu übertragen. Damit wollen sie den ungeliebten Schwiegersohn Werner Westfal übergehen. Dieser hat seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit Barbara, der jüngeren Schwester von Verena, die ebenfalls verheiratet ist. Als Verena durch Zufall von der Beziehung der beiden erfährt, erleidet sie einen Zusammenbruch. Um die beiden in flagranti zu erwischen, verlässt sie nachts heimlich die Klinik ....



Ein Familiendrama der alten Schule, in dem Ränkespiele dem Machterhalt der Traditionalisten dienen und Intrigen und Affären die Werkzeuge der Jugend sind, zeichnet sich vor der Kulisse Lübecks ab, jener Hansestadt, deren Charme von ihren Kunstschätzen und der Nähe zur Ostsee herrührt. Selbstredend sind die Protagonisten nur nach außen hin 'nordisch unterkühlt'. Hinter den Fassaden brodeln Neid, Eifersucht, Leidenschaft und Gier. Der angeschlagene Familienbetrieb, der in die Hände des dekadenten Werner Westfal gelangen soll; das einseitige Eheleben der Tochter Verena, die sich von ihrem untreuen Gatten täuschen lässt, sowie der selbstbewusste Lebensgenuss von Barbara Jenninger und deren anvisierte Scheidung treiben die ersten Risse in die konservative Festung Gregorius.

Die Riege der verpflichteten Darsteller setzt sich aus überzeugenden und starken Persönlichkeiten zusammen. Marion Kracht baut auf Emotionen. Ihre Gefühle, Gedanken und Empfindungen werden in den Fokus gerückt. An ihrer Reaktion auf das Geschehen entzündet sich die Handlung und werden Heimlichkeiten ans Licht gezerrt. Ihre Enttäuschung und die gewonnene Erkenntnis fördern Dinge an die Oberfläche, die jahrelang geduldet und aus Pietät verschwiegen wurden. Sie wirkt verletzlich, was sich besonders in den vielen Porträtaufnahmen zeigt, denen sie teils ungeschminkt - und somit ungeschützt - entgegentritt. Ihre innere Leere und der Verlust aller Werte spiegeln sich auf ihrem Gesicht. Mathieu Carrière - rücksichtslos, egozentrisch und eiskalt - stattet Werner Westfal mit Eigenschaften aus, die ihn schnell als Bedrohung des Familienfriedens enttarnen. Er lebt am Puls der Zeit und nimmt sich alles, was er haben will. Désirée Nosbusch ist der sinnliche Aufhänger des Vierteilers. Die Eleganz der schaumgeborenen Venus, die den Fluten der Ostsee entsteigt, trifft auf einen intelligenten Charakter, der eine frische, aber keine steife Brise in die Geschichte bringt. Rainer Hunold steuert jene Eigenschaften bei, die in der vornehmen Familie Gregorius seit langem vergessen sind: Zuverlässigkeit, Bescheidenheit und die Fähigkeit, sich an einem stillen Glück zu erfreuen.

Der erste Teil konzentriert sich auf das Einstürzen des Elfenbeinturms, in dem Verena Westfal lebt. Der schöne Schein wird entzaubert, unliebsame Wahrheiten kommen zutage und entfesseln einen gefährlichen Sog der Rache. Bitterkeit und Eigensinn treffen aufeinander und schaffen die Voraussetzung für eine Spannung, die den Zuseher einlullt und bei Laune hält. Die unheilvolle Melodie der ewigen See umspült das Ohr des Publikums und verbindet sich harmonisch mit den reizvollen Landschaftsaufnahmen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.02.2015 20:31
#3 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Böses Blut - Teil 2 Der andere Mann" mit Marion Kracht, Mathieu Carrière, Désirée Nosbusch, Rainer Hunold, Nadja Tiller, Dieter Körner, Eva Brumby, Sabrina Rattey, Peter Reusse, Horst Keitel, Josef Bilous, Arno Wüstenhöfer, Johanna Gastdorf u.a. | Buch: Michael Baier | Regie: Dagmar Damek

Verena Westfal wird vom Taxifahrer Martin Bodmer aus den Fluten der Trave gezogen. Er bringt sie vorläufig bei sich in seinem Haus am Meer unter, da sie weder in ein Krankenhaus, noch zu ihren Angehörigen zurück möchte. Das Verschwinden Verenas erregt die Aufmerksamkeit der Polizei. Senator Gregorius vermutet, dass seine Tochter Barbara und Werner Westfal etwas mit der Sache zu tun haben. Kommissar Scholz nimmt die Ermittlungen auf....



Melancholie schleicht sich in das erste Drittel des zweiten Teils ein, als Verena Westfal um ihre verlorenen Illusionen weint. Scheint sie zunächst wie paralysiert, so entwickelt sie bald Pläne, zu handeln. Sie lässt ihre Familie im Ungewissen, um sich zu sammeln und Unsicherheit und Angst zu streuen. Wie erwartet, bleibt Werner kühl und betrachtet Verenas Verschwinden als zusätzlichen Ärger zum ohnehin angespannten Verhältnis mit der Gregorius-Dynastie. Mathieu Carrière spielt hier sein ganzes Können aus. Auf der Klaviatur des unterdrückten Hasses, der mühsamen Selbstbeherrschung und der Verachtung gegenüber seines Umfelds intoniert er Wutausbrüche ebenso wie gönnerhafte Nachsicht. Man ahnt, dass er nicht der Mann ist, mit dem eine enttäuschte Ehefrau leichtes Spiel hat und ist deshalb umso gespannter, wie Verena ihm schaden will. Désirée Nosbusch wird neben Marion Kracht zum zweiten weiblichen Schwerpunkt. Zeichnete man sie im ersten Teil noch als egoistisch und vergnügungssüchtig, so sieht man jetzt, dass auch sie unter der Situation leidet. Mit der Einführung von Rainer Hunold kommt das freundliche Element in die Geschichte. Trotz "Mutter Bates" Eva Brumby bietet er der Gestrandeten ein Refugium. Dramtische Höhepunkte bilden ein Todesfall und Verenas nächtliche Beobachtungen rund um die Wohnsitze ihrer Familie. Sie schaffen ein Gegengewicht zu der freien und ungezwungenen Atmosphäre bei den Bodmers. Geschickt wird der Zuschauer in einen vermeintlich sicheren Hafen geführt, um Verena sehr bald sich selbst zu überlassen. Erst jetzt kann der eigentliche Rachefeldzug beginnen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.02.2015 20:37
#4 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten



Böses Blut: Der andere Mann

Teil 2 des TV-Mehrteilers, BRD 1993. Regie: Dagmar Damek. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Marion Kracht (Verena Westfal), Mathieu Carrière (Werner Westfal), Désirée Nosbusch-Becker (Barbara Jenninger-Gregorius), Rainer Hunold (Martin Bodmer), Nadja Tiller (Hedda Gregorius) sowie Dieter Körner, Horst Keitel, Eva Brumby, Sabrina Rattey, Peter Reusse, Josef Bilous, Arno Wüstenhöfer, Johanna Gastdorf u.a. Erstsendung: 3. April 1993. Eine Produktion der NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft für ZDF und ORF.

Zitat von Böses Blut (2): Der andere Mann
Nach ihrem missglückten Selbstmordversuch verschwindet Verena Westfal von der Bildfläche. Während sich die Polizei auf die Suche nach der verschwundenen Tochter macht, verbringt diese niedergeschlagene Tage im abgelegenen Häuschen des Taxifahrers Martin, der sie aus dem Wasser gerettet hatte. Eine Konfrontation der Westfals, nachdem die Affäre zwischen Werner und Barbara publik wurde, führt zu einem tödlichen Herzanfall des Reeders Friedrich. Und schließlich der ultimative Rückschlag: Verena verliert ihr ungeborenes Kind. Nach diesen Ungerechtigkeiten beschließt die gepeinigte Frau, an ihrem fiesen Ehemann bittere Rache zu nehmen ...


Teil 2 bleibt in der Rückschau als eine Art Übergang zwischen den zwei Leben der Verena Westfal in Erinnerung. Zwischen dem fröhlichen, nichtsahnenden Frauchen und der entschlossenen Rächerin macht die Figur ein beinahe apathisches Tief durch, das dem Mehrteiler die Möglichkeit gibt, innezuhalten und die Entwicklung der Geschichte für einige Zeit pausieren zu lassen. Neue Kraft tankt Verena bei Martin Bodmer, der in Gestalt von Rainer Hunold die Personifizierung des lockeren, nordischen Kumpeltyps darstellt, der herzlich, aber eben auch zurückhaltend und nachdenklich ist. Das Drehbuch dichtet Bodmer ein Eremitenleben an, das lediglich von überfürsorglicher Mutter und behinderter Tochter beeinflusst wird, sodass sich der einsame (und von einer Frau verlassene) Mann voll in die aktuelle Situation Verenas einfühlen kann.

Optisch unterstreichen wildromantische Strandsequenzen im Stil alter Ölgemälde die Einsamkeit und Entfremdung der Charaktere von ihrem früheren Leben; das Spiel der Farben in den Nachtsequenzen signalisiert teils Trostlosigkeit, teils den verhaltenen Aufbruch einer neuen Hoffnung. Anders die Bildsprache in späteren Teilen, in denen im gleichen Maße, in dem Verena ihre Kräfte zurückgewinnt, ihr Umfeld städtischer und abgebrühter wird. Immer bleiben die Figuren nah am Wasser, das Abkühlung und Trost spendet, aber auch Sehnsucht oder gar Bedrohlichkeit ausstrahlt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2015 20:57
#5 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten



Böses Blut: Süße Rache

Teil 3 des TV-Mehrteilers, BRD 1993. Regie: Dagmar Damek. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Marion Kracht (Verena Westfal), Mathieu Carrière (Werner Westfal), Désirée Nosbusch-Becker (Barbara Jenninger-Gregorius), Rainer Hunold (Martin Bodmer), Nadja Tiller (Hedda Gregorius) sowie Horst Keitel, Eva Brumby, Sabrina Rattey, Peter Reusse, Josef Bilous, Jörg Pleva u.a. Erstsendung: 10. April 1993. Eine Produktion der NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft für ZDF und ORF.

Zitat von Böses Blut (3): Süße Rache
Ihr Verschwinden weiß Verena für ihre eigenen Zwecke perfekt auszunutzen: Um sich an Werner und seiner Mätresse zu rächen, streut sie falsche Spuren, die für die Polizei den Eindruck erwecken sollen, als habe das Pärchen Verena ermordet und die Leiche beseitigt. Zu diesem Zweck lässt sie sich auf waghalsige Unterfangen ein, die mehrfach beinah eine Enttarnung ihrer Geheimnisse zur Folge haben. Wem kann sie trauen, wer wird sie in ihrem Rachefeldzug unterstützen? Sie wählt das Familienfaktotum, Diener Heinrich, als Verbündeten. Zugleich ist ihr bewusst, dass sie den gutmütigen Martin und seine Familie nicht weiter in ihre Geschichte hineinziehen darf.


Verenas neue Lebensgeister erwachen nur durch das Vernichten ihres egoistischen Ehemanns zu neuem Leben. Auf dem DVD-Cover lässt sich die vielsagende Schlagzeile „Der packende ZDF-Vierteiler über den unerbittlichen Rachefeldzug einer betrogenen Frau“ finden, die abgeschmackt oder plakativ wirken mag, allerdings verhältnismäßig genau des Pudels Kern trifft, was den dritten Teil von „Böses Blut“ angeht: Die Rache als Weg, die Verhaftung des Gatten als Ziel, das Auferlegen von Buße für das an ihr begangene Unrecht stehen für Verena im Mittelpunkt. Sie entpuppt sich damit als rein reaktiver Charakter ohne besonderen Eigenantrieb; eine leere, verbrauchte Hülle, die sich über das Tun Anderer definiert. Marion Krachts Äußeres wandelt sich für diesen Teil massiv – die Schauspielerin wurde unter einer unvorteilhaften Perücke und dickem Lippenstift versteckt, um den Sinneswandel ihrer Figur für jeden Zuschauer auch bildlich nachvollziehbar zu machen.

In ihren Bestrebungen, Verdachtsmomente zu manipulieren, kommt die dritte Folge einem Krimi noch am nächsten, scheitert in diesem Genre allerdings an fehlender Konsequenz und einem etwas verschobenen Realitätssinn. Für ein Soap-Drama akzeptabel, für einen Krimi allerdings undenkbar gestaltet sich vor allem die Unfähigkeit des verantwortlichen Polizisten. Soll man etwa allen Ernstes glauben, dass mit Nachdruck nach Verena gefahndet wird, wenn sie unbehelligt kurz nach der Beerdigung das Grab ihres Vaters besucht und in ihrer eigenen Wohnung in Abwesenheit Werners ein- und ausgeht, ohne dass ein Beamter sie dabei erwischt? Dass der verantwortliche Kommissar zudem ein unsympathischer und dem gehobenen Milieu der Mini-Serie unwürdiger Columbo-Abklatsch ist, wird vor allem im vierten und letzten Teil ins Gewicht fallen ...

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.02.2015 21:15
#6 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Böses Blut - Teil 3 Süße Rache" mit Marion Kracht, Mathieu Carrière, Désirée Nosbusch, Rainer Hunold, Peter Reusse, Eva Brumby, Sabrina Rattey, Nadja Tiller, Horst Keitel, Josef Bilous, Jörg Pleva u.a. | Buch: Michael Baier | Regie: Dagmar Damek

Barbara und Werner leben ihre Beziehung nun offen aus und demonstrieren ihrer Umwelt damit, dass sie sich unschuldig am Verschwinden von Verena fühlen. Währenddessen gelangt bei Kommissar Scholz ein blutverschmierter Rubinohrring von Barbara ein. Die Untersuchungen ergeben, dass das Blut von Verena stammt. Diese legt neue Spuren, um ihren Mann zu belasten. Langsam zieht sich die Schlinge um Werners Hals zu....



Die 'neue' Verena agiert geheimnisvoll und fast dialogfrei. Während Barbara und Werner immer mehr Gefühle zeigen, sei es im positiven wie im negativen Sinn, handelt Verena überlegt und emotionslos. Sie weicht Begegnungen mit Martin und ihrer Mutter aus, da sie fürchtet, die beiden würden ihren Plan nicht gutheißen. Dramaturgische Höhepunkte finden an Stätten der gehobenen Unterhaltung statt, so auf der Segelyacht und im Theater, wo sinnigerweise gerade ein klassisches Stück über einen Mord aus Eifersucht aufgeführt wird. Noch kann der schöne Schein gewahrt werden, aber zusehends dringen Außenstehende in den inneren Zirkel ein und bedrohen die Fassade mit bohrenden Fragen. Für Unruhe sorgen dabei Personen, die allein aufgrund ihrer Erscheinung nicht zum erlauchten Kreis des Gregorius-Clans gehören: Kottke, der Absteigenwirt, und Scholz, der Kriminalbeamte. Ihre Motive sind unterschiedlicher Natur, sorgen aber dafür, dass immer wieder Steine in das trübe Wasser geworfen werden. Die anfangs zögerlichen Ermittlungen lassen Verena einen Vorsprung, der grünes Licht für das anvisierte Ziel gibt: die Vernichtung Werner Westfals. Die neue mentale Unabhängigkeit steht ihr gut zu Gesicht und lässt auf ein Psychoduell zwischen ihr und dem aufbrausenden Mann hoffen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.02.2015 14:56
#7 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten



Böses Blut: Das neue Leben

Teil 4 des TV-Mehrteilers, BRD 1993. Regie: Dagmar Damek. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Marion Kracht (Verena Westfal), Mathieu Carrière (Werner Westfal), Désirée Nosbusch-Becker (Barbara Jenninger-Gregorius), Rainer Hunold (Martin Bodmer), Nadja Tiller (Hedda Gregorius) sowie Horst Keitel, Eva Brumby, Sabrina Rattey, Peter Reusse, Josef Bilous, Jörg Pleva, Rüdiger Kuhlbrodt, Johanna Gastdorf u.a. Erstsendung: 17. April 1993. Eine Produktion der NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft für ZDF und ORF.

Zitat von Böses Blut (4): Das neue Leben
Großmutter Bodmer wird es zu viel: Sie beschließt, nun endlich die Polizei über Verenas Aufenthaltsort in Kenntnis zu setzen, weil sie das Unheil fürchtet, das die von ihrem eigenen Scheitern besessene Frau über die Familie bringen könnte. Derweil ziehen dunkle Wolken über den Mitgliedern des Gregorius-Clans zusammen: Werner und Barbara zeigt die kleinbürgerliche Lübecker High Society die kalte Schulter, Mutter Hedda leidet am Verlust aller ihrer Lieben und Verena ist innerlich über den richtigen Weg für die Zukunft zerrissen. In einer letzten Aussprache treffen alle Familienmitglieder aufeinander – mit fatalen Folgen ...


Geradlinig und ohne die emotionalen Schnörkel der vorherigen Episoden läuft „Das neue Leben“ auf seinen Höhepunkt zu. Gewisse Handlungen erscheinen sogar so unumwunden, dass sich ihr Sinn nicht ganz erschließt und eher für Affekt gehalten werden muss: Warum Verena ihre Schwester konfrontiert, bevor sie mit Werner abgerechnet hat, kann ebenso wenig erklärt werden wie das Zusammentun von Martin mit dem erpresserischen Kleinganoven Kottke. Hierin liegt der größte Stolperstein von „Böses Blut“ und der Grund, weshalb dieser Mehrteiler auch in letzter Sicht kaum die Genrebezeichnung Krimi verdient: Jedes Verhalten wird durch die Gefühle, durch Liebe, Hass und Hinterlist in den Protagonisten ausgelöst. Stringente, sinnorientierte Taten sucht man vergebens.

Wenn man einen der Charaktere als den „Denker“ des Dramas bezeichnen möchte, so trifft dies noch am ehesten auf den raffinierten, durchtriebenen Werner Westfal zu, der in jeder Beziehung seine Eigeninteressen durchzudrücken gedenkt und dabei auf seine Wirkung auf andere pfeift. Doch selbst er kann kaum als neutrale Person bezeichnet werden, da seine Selbstverliebtheit seine Urteilskraft trübt, wie in einer niederschmetternden Szene im Restaurant des Yachtclubs bewiesen wird. Für Mathieu Carrière ist es ein Kinderspiel, Antipathien des Zuschauers auf sich zu ziehen, weshalb er in dieser Rolle passend besetzt ist. Auch der alteingesessene Star Tiller erhält im letzten Teil etwas mehr Spielraum für eine ausbaufähige, interessante Rolle.

Die Lösung des familiären Konflikts überrascht, auch weil sie aneckt und nicht davor zurückschreckt, die düsteren Wünsche des Publikums zu erfüllen. Dass mit der Opferung des Unsympathisanten der Gerechtigkeit gedient ist, wäre wohl zu viel behauptet – aber sie macht Kopf und Herz frei für das titelgebene „neue Leben“ und setzt einen konsequenten Schlussstrich unter einen aufgeregten, nicht immer ganz korrekten Mehrteiler.

Ein edler Familienclan mit einigem im Argen, die Weite des Meeres und die (letztlich doch nicht so unerbittliche) Kraft einer hinters Licht geführten Frau bilden das Sujet einer Produktion, die vom kriminalistischen Standpunkt aus schwachbrüstig daherkommt, die als Drama und als Nachfolger solch intriganter Produktionen wie „Rivalen der Rennbahn“ allerdings durchaus als passabel zu bezeichnen ist. 3,5 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

22.02.2015 15:12
#8 RE: Böses Blut (1993) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Böses Blut - Teil 4 Das neue Leben" mit Marion Kracht, Mathieu Carrière, Désirée Nosbusch, Rainer Hunold, Jörg Pleva, Peter Reusse, Eva Brumby, Sarbrina Rattey, Nadja Tiller, Horst Keitel, Karl-Friedrich Gerster, Johanna Gastdorf u.a. | Buch: Michael Baier | Regie: Dagmar Damek

Werner Westfal wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Beweise reichen nicht aus, ihn wegen Mordes an seiner Frau anzuklagen. Währenddessen packt Barbara die Koffer. Sie will Werner überreden, mit ihr wegzugehen. Beide sind gesellschaftlich unmöglich geworden. Plötzlich steht Verena im Zimmer und erklärt, den Kampf um ihren Mann aufgegeben zu haben. Barbara will ihre Schwester zwingen, sich der Polizei zu stellen, doch einmal mehr kann Verena die Aufklärung des Falles verzögern....



Im vierten und letzten Teil kommt es zu überraschenden Wendungen. Verena scheint nicht mehr recht zu wissen, ob sie die Öffentlichkeit und ihre Familie im Glauben lassen soll, sie sei tot. Schuld daran ist Martin Bodmer, der ihr neuen Auftrieb gibt, sie gleichzeitig aber wieder in ein geschütztes Beziehungsmuster hineinzieht - etwas, das Verena eigentlich für lange Zeit vermeiden wollte. Sie ist sich bewusst, durch ihre Rache zwar Genugtuung erfahren, gleichzeitig aber auch eine Grenze überschritten zu haben, die eine Rückkehr in ein normales Leben schwierig macht. Barbara glaubt immer noch, mit Werner neu anfangen zu können, dabei hat sich dieser längst innerlich von ihr abgewendet. Er schätzte die Unbeschwertheit ihrer Affäre, will sich aber keine neue Verantwortung mit Alltagsproblemen aufladen. Sobald Barbara ihn festhalten will, ergreift er die Flucht, zumal das gewohnte Luxusambiente wegzubröckeln droht. Alle Privilegien, die er durch seine Heirat mit Verena Gregorius in Empfang nehmen konnte, entzieht ihm die Lübecker Gesellschaft jetzt, da er ungeschriebene moralische Prinzipien missachtet hat.

Mathieu Carrière agiert präzise und seine Reaktionen kommen punktgenau. Wenn die Wut wie ein flüchtiger Schatten über sein markantes Gesicht huscht, wird sein Zynismus für Sekunden unterbrochen und man sieht die Angst, die durch Verunsicherung kommt. Er, der kühle Kalkulator, ist es nicht gewohnt, auf Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Die Rolle des Werner Westfal ist ein Triumph für den Mimen, da er hier bedingungslos aufzeigen kann, wie man sein Umfeld in den Bann zieht und gleichzeitig vor den Kopf stößt. Désirée Nosbusch als Barbara ist anbetungswürdig und macht ebenso wie Marion Kracht eine Entwicklung durch, bei der sie im direkten Vergleich den kürzeren zieht, da sie radikaler in ihren Handlungen ist und sich somit in letzter Konsequenz selbst schadet.

Kurzweiliger Ausflug hinter die Fassaden von Tradition, Ehre, Dekadenz und Leidenschaft mit einer starken Besetzung aus dem Who's who der deutschen Serienstars. Im kriminellen Sinn nicht ganz ausgefeilt, aber äußerst unterhaltsam.

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