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Dieses Thema hat 149 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.06.2015 07:19
#91 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Anläßlich des Todes von Christopher Lee beginne ich mit einer kleinen Reihe von Portraits der Hammer-Stars, die ich von Zeit zu Zeit, zusammen mit Gubanov, in loser Folge verfasse.



Die Hammer-Stars: Christopher Lee


Einer von Hammers ganz Großen ist dieser Tage im Alter von 93 Jahren leider von uns gegangen: Christopher Lee. Gerade in diesem Thread kam er schon unzählige Male zur Sprache, hat in den fast 70 Jahren seines filmischen Schaffens aber auch zahllose andere Genres bedient.

Christopher Lee wurde am 27. Mai 1922 in London als Sohn eines britischen Offiziers und der vom Adel abstammenden Mutter Estelle Marie Carondini di Sarzano geboren. Sein Vater diente sowohl im Burenkrieg als auch im Ersten Weltkrieg. Er selbst gehörte im Zweiten Weltkrieg als Flight Lieutenant bei der RAF der Spezialeinheit SOE an. Der hochintelligente Lee sprach neben seiner Muttersprache Englisch auch Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Portugiesisch, Swahili und sogar einige afrikanische Dialekte. Besonders erwähnenswert sind aber seine Deutschkenntnisse, die er in unseren Edgar-Wallace-Filmen zum Besten gab. Als Liebhaber der Wagner-Kompositionen hatte er diese Sprache autodidaktisch erlernt.



Seine erste Filmrolle hatte er 1947 in dem Streifen „Corridors of Mirrors“. Der große Durchbruch kam allerdings erst bei der Firma Hammer. Nachdem der zirka zwei Meter große Hüne 1957 in die Rolle von Frankensteins Monster schlüpfen durfte, spielte er in „Horror of Dracula“ 1958 die Titelfigur des Vampirgrafen, welche für den Rest seines Lebens sein Image prägen sollte. Die Figur war so erfolgreich, dass Hammer bis 1973 sechs Fortsetzungen produzierte, bis Lee, des Genres müde, abdankte und sich – vorübergehend – vom Horrorfilm zurückzog. Damit war der charakteristische und charismatische Mime aber alles andere als arbeitslos. Seiner schauspielerischen Raffinessen präsentierte er dem Publikum in drei Edgar Wallace-Filmen, als Sherlock Holmes, Bond-Bösewicht Franzisco Scaramanga, Dr. Fu Man Chu, Zauberer Saruman in „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“, in „Vampire gegen Herkules“, „Sleepy Hollow“, „Star Wars“ und vielen anderen Filmen. Schließlich kehrte er 2010 zu seinen Wurzeln zurück und übernahm einen Part in dem Neo-Hammer „The Resident“.

Mit mehr als 280 Filmauftritten in den verschiedensten Ländern steht Lee im „Guiness-Buch der Rekorde“. Was vielen Filmfreunden weniger bekannt ist: Er war auch ein ausgebildeter Sänger, der in Opern und Musicals auftrat und 2010 sogar ein Symphonic-Metal-Album veröffentlichte. Er war persönlich befreundet mit anderen Ikonen des Horrorfilms – so etwa mit Peter Cushing, Vincent Price und Boris Karloff. Mit letzterem wohnte er in den 1960er Jahren sogar Tür an Tür. Neben Cushing, seinem Langzeit-Partner aus Hammer-Tagen, und Price spielte er 1982 in der Gruselkomödie „Das Haus der langen Schatten“. Bemerkenswert auch, dass er der einzige Darsteller in „Herr der Ringe“ war, der J.R.R. Tolkien sogar noch persönlich kannte; genauso wie den Bond-Autor Ian Fleming, der ihn 1962 als Bösewicht „Dr. No“ vorschlug.

2009 wurde er zum Ritter geschlagen und durfte sich fortan Sir Christopher Lee, CBE, nennen. Am 7. Mai 2015 starb Christopher Lee im hohen Alter von 93 Jahren in seiner Geburtsstadt und hinterlässt damit für uns Filmfreunde eine große Lücke.



Christopher Lees Hammer-Auftritte:


Frankensteins Fluch (The Curse of Frankenstein, 1957) • Dracula (Horror of Dracula, 1958) • Der Hund von Baskerville (The Hound of the Baskervilles, 1959) • Die Rache der Pharaonen (The Mummy, 1959) • Den Tod überlistet (The Man Who Could Cheat Death, 1959) • Schlag 12 in London (The Two Faces of Dr. Jekyll, 1960) • Ein Toter spielt Klavier (Taste of Fear, 1961) • Geheimbund Hongkong (The Terror of the Tongs, 1961) • Die Piraten am Todesfluss (The Pirates of Blood River, 1962) • Die Teufelspiraten (The Devil-Ship Pirates, 1964) • Die brennenden Augen von Schloss Bartimore (The Gorgon, 1964) • Herrscherin der Wüste (She, 1965) • Blut für Dracula (Dracula, Prince of Darkness, 1966) • Rasputin, der wahnsinnige Mönch (Rasputin, the Mad Monk, 1966) • Die Braut des Teufels (The Devil Rides out, 1968) • Draculas Rückkehr (Dracula Has Risen from the Grave, 1968) • Wie schmeckt das Blut von Dracula? (Taste the Blood of Dracula, 1970) • Dracula – Nächte des Entsetzens (Scars of Dracula, 1970) • Dracula jagt Mini-Mädchen (Dracula A.D. 1972, 1972) • Dracula braucht frisches Blut (The Satanic Rites of Dracula, 1974) • Die Braut des Satans (To the Devil a Daughter, 1976) • The Resident (The Resident, 2011)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

14.06.2015 20:24
#92 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

The Resident



Originaltitel: The Resident
Herstellungsland: Großbritannien, USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Antti Jokinen

Darsteller:

Figur:

Hilary Swank: Dr. Juliet Devereau, Jeffrey Dean Morgan: Max, Lee Pace: Jack, Christopher Lee: August, Aunjanue: Ellis Sydney, Sean Rosales: Carlos, Deborah Martinez: Mrs. Portes, Sheila Ivy: Traister Krankenschwester

Genre: Hammer-Filme, Thriller

Handlung:

Die junge Notfallärztin Dr.Juliet Devereau findet nach der Trennung von Ihrem Freund Jack ein neues Zuhause in einer auffallend günstigen Mietwohnung, welche sich in einem älteren Haus in New York City befindet.
Sie verschaut sich dabei sehr rasch in den sympathischen und gutaussehenden Vermieter Max, der mit seinem altersschwachen Großvater August zusammenlebt. Allerdings trügt der Schein, denn hinter Maxs ansprechender Fassade verbirgt sich ein seelischer Krüppel, der von seinem pflegebedürftigen Großvater ständig mit seinem schwachen und psychisch auffälligen Vater verglichen und sogar geohrfeigt wird. Im Rückblick wird angedeutet, dass der Vater die Mutter ermordet und danach Selbstmord begangen hat. Der kontaktarme Max und Juliet kommen sich allerdings näher, wobei Juliet plötzlich abblockt, als die beiden im Begriff sind, miteinander zu schlafen. Sie hat die Beziehung zu Jack seelisch noch nicht verarbeitet. Was Juliet nicht weis, ist, dass Max von ihr besessen ist und sie ständig über geheime Gucklöcher beobachtet. Auch verschafft er sich über eine Geheimtür willkürlich Zutritt in deren Wohnung. Er versteckt sich sogar nachts unter ihrem Bett und geht schließlich so weit, sie heimlich mit einer Mischung aus Valium, Valmid und Demerol zu betäuben und sich an ihr zu vergehen. Juliet merkt sehr bald, dass etwas nicht stimmt, nachdem sie morgens wiederholt verschläft, und konsultiert eine Sicherheitsfirma, die ein Überwachungssystem einbaut, das die aufgenommenen Bilder an ihren PC weiterleitet. Außerdem hat sie ihre Beziehung zu Jack wieder aufgenommen, was Max rasend vor Eifersucht macht und ihn dazu veranlasst, diesen aus dem Weg zu räumen, als er alleine die Wohnung betritt. Davor hat er bereits den Großvater August ermordet. Nachdem Juliet in ihrem Schlafzimmer die Kappe einer Kanüle vorfindet, macht sie einen Bluttest, der hohe Dosen von Valium, Valmid und Demerol nachweist. Nun kommt ihr ein schrecklicher Verdacht, und Sie sieht sich die vom Überwachungssystem gemachten Aufnahmen an…

Anmerkungen:

Mit „The Resident“ hat Hammer es geschafft, an die Qualität der alten Psychothriller anzuknüpfen. Die Handlung dieses eher kleinen, in den USA handelnden und daher weniger britisch erscheinenden Films, ist spannend und frei von unnötigen Längen. Max, der wie ein Schatten ständig in Juliets Wohnung herumschleicht, sorgt dabei für eine recht unheimliche Atmosphäre, die sich immer mehr zuspitzt. Der Streifen hat ganz in der Tradition von Hammers Thrillern der 60er-Jahre einen wirkungsvollen Spannungsaufbau ohne übertriebene Action. Letztere kann sich dann in einem recht harten Finale entladen, wo Max seine rohe und gewalttätige Seite zeigt.

Der Streifen ist vor allem mit Jeffrey Dean Morgan perfekt besetzt, dessen Auftreten und Erscheinungsbild im ersten Moment wohl etwas von der gängigen Vorstellung abweicht, die man von einem Sonderling und Psychopathen hat, der Frauen betäubt und sich dann an ihnen vergeht. Er wirkt männlich, attraktiv und sehr nett, ist aber sowohl durch erbliche Vorbelastung von Seiten seines Vaters, als auch durch die traumatischen Ereignisse in seiner Familie und die ständigen Demütigungen durch seinen Großvater zum seelischen Krüppel geworden, der trotz seiner Vorzüge unfähig ist, unbefangen auf Frauen zuzugehen. Sein Großvater August ist offenbar der Vater der Mutter und agiert seinen Hass auf deren Mann nun an Max aus, den er ständig mit diesem vergleicht. Man ist fast geneigt, Mitleid mit ihm zu haben, da sein seelischer Schmerz sehr realistisch dargestellt wird. Aufgrund seiner sozialen Isolation, ist er nicht in der Lage, die zärtliche Begegnung mit Juliet, wie diese, als bloßen Flirt abzutun und wieder abzuhaken, sondern steigert sich krankhaft in die Sache hinein.

Hilary Swank spielt eine starke und gleichzeitig sensible Frau, die für mich zwar keine herausragende Ausstrahlung hat, schauspielerisch allerdings recht glaubhaft wirkt.

Sehr erfreulich ist die Mitwirkung des, vor wenigen Tagen verstorbenen, Christopher Lee als Maxs Großvater August, der als einziger noch lebender Hammer-Altstar eine Brücke von den früheren Filmen der Firma in die Gegenwart spannt. Wie immer spielt er seinen, diesmal recht kleinen, Part sehr professionell und auch ein bisschen unheimlich. Leider sollte es seine letzte Rolle bei Hammer bleiben.

Fazit:

Recht spannender und unterhaltsamer Neo-Hammer, der sich hinter den alten Vorbildern nicht verstecken muss, allerdings nicht auf Augenhöhe mit den Top-Beiträgen des Genres ist. 3,5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.06.2015 20:30
#93 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten



The Resident (The Resident)


Psychothriller, GB / USA 2011. Regie: Antti J. Jokinen. Drehbuch: Antti J. Jokinen, Robert Orr. Mit: Hilary Swank (Dr. Juliet Devereau), Jeffrey Dean Morgan (Max), Lee Pace (Jack), Christopher Lee (August), Aunjanue Ellis (Sydney), Sean Rosales (Carlos), Deborah Martinez (Mrs. Portes), Sheila Traister (Notfallschwester), Michael Showers (Augusts Arzt), Nana Visitor (Immobilienmaklerin) u.a. Uraufführung (BRD): 10. Februar 2011. Uraufführung (USA): 18. Februar 2011. Uraufführung (GB): 11. März 2011. Eine Produktion der Hammer Film Productions und der Exclusive Media Group.

Zitat von The Resident
Juliet Devereau arbeitet als Notfallchirurgin im pulsierenden New York. Entsprechend unstet verläuft ihr Leben. Um einen Ruhepol zu finden, begibt sie sich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung. Nach einigen Rückschlägen wird sie fündig: Der sympathische Max bietet ihr eine große, historische Wohnung zu einem überraschend günstigen Preis. Doch der Traum von den eigenen vier Wänden schlägt bald in einen Alptraum um, als Juliet bemerkt, dass Max mehr von ihr will als nur die Miete. Er entpuppt sich als geistesgestörter Stalker ...


Unter allen Filmen, die Hammer in seiner neuen Schaffensperiode bislang zuwege brachte, ist „The Resident“ der einzige, in dem man vor übersinnlichen Wesen, vor Geistern und Vampiren in Sicherheit ist. Es handelt sich vielmehr um einen soliden Thriller, der freilich gerade aufgrund der veränderten Rolle der Frau seit den 1960er Jahren nur entfernt an die damaligen Scream-Queen-Abenteuer erinnert, aber ihnen noch am nächsten kommt und zudem mit dem Schauplatz New York gewisse Parallelen zum Neo-Noir-Genre einstreut.

Zitat von „The Resident“ at HammerFilms.com, Quelle
The Resident was the first Hammer film to shoot on American soil, with studio interiors in New Mexico and location shooting in New York.




Als anerkannte und oscarprämierte Charakterschauspielerin stellt Hilary Swank wenig überraschend den Dreh- und Angelpunkt des Films dar, der – typisch Hammer – voll und ganz um die Opferrolle zirkelt. Obgleich dem Streifen eine temporeiche und seriöse Schilderung der Ereignisse am Herzen liegt und Swank in ihrer Situation als tatkräftige und selbstsichere, letztlich aber doch mit den eigenen Beziehungsproblemen überforderte und deshalb auf einem Auge blinde Frau, die die Zeichen von Max’ zunehmender Anhänglichkeit geflissentlich ausblendet, überzeugt, findet der hauptsächlich in der Musikvideo-Szene groß gewordene finnische Regisseur Antti Jokinen immer wieder Zeit und Gelegenheit, in ausführlichen Schwenks den (meist spärlich bekleideten) Körper der Hauptdarstellerin in den Fokus zu rücken. Dies verleiht „The Resident“ einen Exploitation-Charakter, auf den das Projekt zugunsten besserer Charakterzeichnung in den anderen Rollen gern hätte verzichten dürfen.

Bei allen Vorzügen und der dauernd ansteigenden Spannung muss nämlich festgehalten werden, dass es sich das Drehbuch allzu einfach macht, die Geschichte der Besessenheit und Abhängigkeit zu erzählen. Weder erfahren wir irgendwelche Gründe für das Verhalten oder die Frauenwahl des Täters, noch werden die sehr reizvollen Hinweise auf dessen familiäre Vergangenheit, die kurzzeitig durch Großvater Lee eingestreut werden, vertieft. Man hätte hier die Gelegenheit gehabt, eine ordentliche Parallelhandlung über den Tod von Max’ Eltern zu schaffen, die „The Resident“ etwas mehr Köpfchen und wahrscheinlich sogar zusätzliches Drama gegeben hätte.



Für Christopher Lee war der Film die letzte Zusammenarbeit mit Hammer. Seine Rolle bleibt leider hinter ihren Möglichkeiten zurück, dürfte aber neben der von Swank fraglos die interessanteste sein. Die Zeit, die das überlange, wenngleich engagiert gespielte Finale verbraucht, hätte gut in Dialogszenen mit Lee investiert werden können, denn der Mime zeigt, dass er weder das Flair des Unheimlichen noch seine präzise Intonation im Alter verloren hat.

Zitat von Christopher Lee: On-Set-Interview zu „The Resident“
It’s a very strange feeling [to come back in my first Hammer film after a long while]. It almost feels as though I’m starting all over again. I’ve been working for ten years before I did my first picture for Hammer, not really getting anywhere. Too tall, too foreign-looking – although I never wanted to play the juvenile romantic lead. Now, there are few people alive who worked in Hammer films, and I am probably the oldest. So in a way, it’s like starting all over again. The difference, of course, is that I’m in a different country and I’m working with a different crew. [In the old days, the Hammer team] was really like a family. A tiny studio down by the River Thames outside London with always the same people. They never changed. And now, this crew here is terrific, very delightful, very polite and very helpful.


Effektiv ist „The Resident“ im Vermitteln seiner Ziele auf jeden Fall. Ohne Schnickschnack badet der Film in ungeahnten Bösartigkeiten, die einen ungerechten und dafür umso spannenderen Zweikampf zwischen Swank und Morgan ermöglichen. Gleichzeitig hätte ein wenig mehr Substanz nicht geschadet, denn die alten Hammer-Thriller überzeugten meist auch mit ihren vielleicht nicht perfekten, aber doch durchdachten und vielschichtigen Skripts. 3,5 von 5 Punkten.



Die DVD von Constantin Film: Für eine Home-Entertainment-Auswertung eines modernen US-Spielfilms ist die Constantin-Scheibe recht „schlicht“ gehalten. Die Bildqualität geht in Ordnung, allerdings bin ich mir unsicher, ob der dauerhafte Gelbstich des Bildes tatsächlich so vom Regisseur beabsichtigt war. Einige Szenen wären mit kalter Farbgebung besser zur Geltung gekommen. Wer die englische Tonfassung sieht (deutsche auch vorhanden), wird feststellen, dass die gebotenen Untertitel leider nicht zum englischen O-Ton passen. Bonusmaterial gibt es nur in Form des Filmtrailers und einiger Filmografie-Texttafeln. Da wäre fraglos mehr drin gewesen! Für einen günstigen Preis zwischen 5 und 8 Euro ist die DVD aber sicher kein Fehlkauf.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.09.2015 20:49
#94 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

The Phantom of the Opera (Das Rätsel der unheimlichen Maske)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Das Rätsel der unheimlichen Maske
Originaltitel: The Phantom of the Opera
Produktionsland: Großbritannien
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1962
Länge: 84 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Stab:
Regie: Terence Fisher
Drehbuch: John Elder
Produktion: Anthony Hinds
Musik: Edwin Astley
Kamera: Arthur Grant
Schnitt: Alfred Cox

Besetzung:

Herbert Lom: Prof. Petrie / Das Phantom, Heather Sears: Christine Charles, Michael Gough: Lord Ambrose D´Arcy, Edward de Souza: Harry Hunter, Thorley Walters: Lattimer, Patrick Troughton: “Der Rattenfänger“, Ian Wilson: “Der Zwerg“

Handlung:

Im Opernhaus von Lord Ambrose D’Arcy ereignen sich seltsame Dinge. Die Primadonna Maria hört seltsame Stimmen und sieht Erscheinungen. Als während eines Auftritts ein Erhängter von der Decke baumelt, wird es ihr zu viel, und sie kündigt, was D’Arcy in Verlegenheit bringt. Er engagiert die junge Christine Charles, gibt ihr allerdings auch zu verstehen, dass er sich von ihr als Ausgleich ein gewisses „Entgegenkommen“ erwartet, was dieser sehr unangenehm ist. Sie sucht deshalb Schutz bei dem sympathischen Harry Hunter, dem Produzenten, was den erzürnten D’Arcy veranlasst, beide zu kündigen. Da sie nun genügend Zeit haben, verbringen sie diese miteinander und kommen sich dabei näher. Davor noch hört auch Christine eine seltsame Stimme im Opernhaus und zeigt Harry den entsprechenden Ort, wo er diese ebenfalls vernimmt. Kurz darauf begegnen sie einem seltsamen Rattenfänger, der von einem unheimlichen stummen und buckligen Zwerg ermordet wird. Anschließend erscheint Christine ein maskierter Mann, der bei Harrys Auftauchen wieder verschwindet. Kurz nach diesen seltsamen Ereignissen entdeckt Harry bei Christines Vermieterin Notenblätter, die mit jenen aus D’Arcys neuer Oper identisch sind. Diese wurden von dem angeblich verstorbenen Professor Petrie verfasst. Er sollte nach einem Einbruch in eine Druckerei, bei dem ein Brand ausgelöst wurde, um’s Leben gekommen sein. Tatsächlich konnte er aber in die unterirdischen Gänge unter der Oper flüchten, wo ihm ein hässlicher Zwerg das Leben rettete. Dieser entführt nun Christine und bringt sie zu Petrie, der darauf besteht, sie zur Meistersängerin auszubilden, damit sie für ihn singe. Harry entdeckt auf der Suche nach ihr die unterirdischen Gewölbe und stellt Petrie zur Rede, der sein entstelltes Gesicht unter einer Maske verbirgt. Er klärt Harry und Christine darüber auf, dass der niederträchtige und skrupellose D’Arcy damals seine finanzielle Not ausgenutzt, und ihm das Opernstück für ein Butterbrot abgekauft hat. Darüber hinaus hat er sich anschließend als Verfasser der Oper ausgegeben, was Petrie derart erzürnt hat, dass er in die Druckerei einbrach, um die Noten zu verbrennen, wobei das schicksalhafte Unglück geschah, welches sein Gesicht entstellte. Petrie fleht Harry und Christine an, ihm ein paar Wochen Zeit zu geben, um das Mädchen so weit zu bringen, dass ihre Gesangskünste voll ausgereift sind. Die Beiden fügen sich seinem Wunsche, da der tyrannische D’Arcy mittlerweile gezwungen ist, Harry wieder einzustellen. D'Arcy selbst hat kurz darauf eine unheimliche Begegnung mit Petrie, der ihm sein Gesicht zeigt. Christine tritt tatsächlich als Primadonna auf, droht aber während der Aufführung von einem Kronleuchter erschlagen zu werden, auf den der Zwerg geflüchtet ist, nachdem er entdeckt wurde. Petrie stößt Christine zur Seite, rettet ihr damit das Leben und verliert dabei sein eigenes.

Anmerkungen:

"The Phantom of the Opera" ist in einem durchaus gefälligen Hammer-Stil inszeniert und zeigt Atmosphäre und schöne Farben, wie sie bei den späteren 70er-Jahre-Hammer-Filmen leider verloren gegangen sind. Allerdings sind die zu lange geratenen Gesangs-Einlangen etwas ermüdend für jene, die nicht so sehr der Opernmusik zugeneigt sind. Auch Herbert Loms angeblich so "schreckliche" Maske ist viel zu wenig eindrucksvoll. Auffallend an dem von Lom gespielten Phantom ist, dass er zuerst mit Christine alles andere als sensibel und einfühlsam umgeht und sie sogar ohrfeigt, als sie vor Erschöpfung nicht mehr singen will. Nachdem er von Harry entdeckt und zur Rede gestellt wird, erzählt er seine tragische Geschichte und verhält sich ausgesprochen demütig. Er fleht ihn und Christine geradezu an, ihm die Freude zu gönnen, sie zur Meistersängerin auszubilden. Am Schluss ist es dann auch er, der Christine das Leben rettet und dafür seines hergibt. Man ist geneigt, Mitleid für das zu Beginn recht kalt auftretende Phantom zu empfinden. Bei Christines Auftritt kommen ihm sogar die Tränen. Leider war dies der einzige Hammer-Part des recht vielseitigen und gern gesehenen Herbert Lom (1917-2012), der mich im selben Jahr vor allem im "Schatz im Silbersee" sehr beeindruckte. Er ist hier nur in einem kurzen Rückblick ohne Maske zu sehen.

Das wirklich Böse geht in diesem Film von dem niederträchtigen D'Arcy aus. Er ist ein unbarmherziger Mann, der seinen Einfluss schamlos ausnutzt und nicht nur versucht, seine Primadonnen gefügig zu machen, die er mehr nach ihrem Aussehen, als nach ihrem Gesangstalent auswählt, sondern auch aus Petries finanzieller Notlage gewissenlos Kapital schlägt. Gespielt wird er von Michael Gough (1916-2011). Dieser hatte 1958 in "Horror of Dracula" eine wesentlich sympathischere Rolle und war dort als Artur Holmwood auf Peter Cushings Seite. Als Fehler in der Inszenierung erscheint mir, dass Petrie D'Arcy sein entstelltes Gesicht zeigt, woraufhin letzterer schockiert aus dem Raum flüchtet. Danach sieht und hört man nichts mehr von ihm. Es ist anzunehmen, dass er getötet wurde, doch wird dies weder gezeigt noch angesprochen. Er bleibt einfach für den Rest des Films verschwunden.

Edward de Souza (geb.1932) spielt den heldenhaften Harry Hunter recht ansprechend. Er war übrigens im selben Jahr auch noch in Hammers "Kiss of the Vampire" zu sehen. 1977 spielte er in dem James-Bond-Film "The Spy Who Loved Me" den Scheich Hosein. Eine solide Durchschnittsleistung liefert Heather Sears (1935-1994) als Christine ab.

Hammer-Maskottchen Michael Ripper hat einen sehr kurzen Auftritt als erster Kutscher.

Fazit:

Atmosphärisch einigermaßen gelungener Hammer-Film, der auch ein bisschen Gefühl durchschimmern lässt, allerdings zu viel Operngesang und ein zu wenig eindrucksvolles Phantom präsentiert. 3 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2015 20:50
#95 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten



Das Phantom der Oper / Das Rätsel der unheimlichen Maske
(The Phantom of the Opera)



Gruselkrimi, GB 1962. Regie: Terence Fisher. Drehbuch: Anthony Hinds (Buchvorlage „Le fantôme de l’opéra“: Gaston Leroux). Mit: Herbert Lom (Professor L. Petrie, das Phantom), Heather Sears (Christine Charles), Edward de Souza (Harry Hunter), Thorley Walters (Lattimer), Michael Gough (Lord Ambrose d’Arcy), Harold Goodwin (Bill), Martin Miller (Rossi), Liane Aukin (Maria), Sonya Cordeau (Yvonne), Ian Wilson (Kleinwüchsiger) u.a. Uraufführung (GB): 25. Juni 1962. Uraufführung (USA): 15. August 1962. Uraufführung (BRD): 30. November 1962. Eine Produktion der Hammer Film Productions.

Zitat von Das Phantom der Oper / Das Rätsel der unheimlichen Maske
Proben und Uraufführung einer Oper von Lord Ambrose d’Arcy werden von unbekannter Hand sabotiert. Zerrissene Notenblätter und Kostüme sind noch die harmloseren Scherze, die das „Phantom der Oper“ mit den Theaterleuten treibt. Während des ersten Akts baumelt schließlich ein Techniker stranguliert über der Bühne. Weil die Sopranistin sich weigert, weiterhin aufzutreten, muss für den Wiederholungstermin ein Ersatz gefunden werden. Und in diesen verlieben sich zwei Männer: der Intendant Harry und das gesichtslose Phantom ...


Auch wenn sich Kulissenbauer und Kostümbildner sehr ins Zeug legten, das London des Jahres 1900 trotz der Hammer’schen Budgetrestriktionen glaubhaft und in all seinem Kontrast zwischen Plüsch und Gore zum Leben zu erwecken, bemängeln Anhänger der Leroux-Vorlage gerade die fehlende Authentizität der 1962er-Verfilmung. Angeblich ergebe sie sich aus den Freiheiten, die sich Anthony Hinds mit der Drehbuchadaption des Originals erlaubte und die vor allem die Absichten und die Bösartigkeit der Titelfigur betreffen. Wenn man dem Film allerdings allein deshalb den Prozess macht, weil das Phantom etwas gesitteter und vielleicht sogar ein wenig mitleiderregend auftritt, so verkennt man nicht nur die anderweitig reichlich vorhandenen Schockeffekte der Fisher-Inszenierung, sondern simpel auch die filmische Realität der Entstehungszeit, in der Originaltreue als Kriterium für die Qualität einer Produktion kaum in Betracht gezogen wurde. Gute Unterhaltung ging auch bei Hammer über bedingungslose Orientierung an der Vorlage – warum sollte es in den Bray-Studios schließlich anders zugehen als bei Wallace in Berlin?



Trotz Betonung seiner tragischen Geschichte, die bei Leroux ja nicht unähnlich angelegt ist, erfüllt das Phantom zunächst ganz klar abschreckende Funktion, die es aufgrund der im letzten Moment vor dem Dreh fertiggestellten Maskierung auch blendend bewerkstelligt. Das stechende Auge unter der blaugrünen Haut sowie das vorgesetzte Pappmaché, das in vielen Einstellungen den Eindruck einer quer über die Stirn verlaufenden Narbe hervorruft, unterstützen den Effekt der ohnehin schon unheimlichen Momente, in denen das Phantom auftritt. Lediglich Loms Stimme erscheint zu nüchtern und variationslos, wenn er im Flüsterton mit seiner Angebeteten spricht. Hier hätte der Einsatz eines Stimmverzerrers zusätzliche Assoziationen einer Entstellung und Gefährlichkeit unterstützen können.

Auch das Liebespaar, das gemäß den Konventionen klassisch erzählter Schauergeschichten eine wichtige Rolle übernimmt, überzeugt in seiner viktorianischen Zurückhaltung gegenüber dem maßlosen und selbstherrlichen Lord d’Arcy: Edward de Souza und Heather Sears waren zwar keine besonders prominenten Hammer-Stars, harmonieren aber so gut miteinander, dass bei der erwartbaren Entführung der Heldin echte Spannung aufkommt. Diese und das veritable Gothic-Flair (© patrick) zieht „Das Phantom der Oper“ aus seinen handfesteren Momenten, zu denen zwei effektvolle Morde, die Nachstellung der zehn Jahre zurückliegenden Ausgangssituation und die Rolle des kleinwüchsigen, stummen, buckligen, mörderischen Phantom-Assistenten gehören. Ian Wilson spielt „den Zwerg“ mit all seinen abstoßenden Klischees glaubhaft und stellt auch inhaltlich (z.B. für die alltägliche Versorgung des Phantoms) eine schiere Notwendigkeit dar, sodass man sich fragt, wie Leroux überhaupt ohne ihn auskommen konnte.



Eine Legende, die sich um die 1962er-Fassung des „Phantoms“ rankt, ist die geplante Mitwirkung von Hollywood-Star Cary Grant, die letztlich – wenig verwunderlich – ausblieb. Befragt man drei verschiedene Quellen, so erhält man drei unterschiedliche Auskünfte darüber, wie Grant in die Produktion eingebunden werden sollte und ob er für die Rolle von Lom oder von de Souza vorgesehen gewesen war. Den größten internationalen Namen einer Produktion allerdings für 90 Prozent der Auftrittszeit unter einer Maske zu verbergen, wäre vom Marketing-Standpunkt ein ähnlicher Fauxpas gewesen wie Christopher Lees vermummter Auftritt in „Das Rätsel des silbernen Dreieck“. Deshalb kann Hammer es wohl kaum als vergebene Chance betrachten, sich das Geld für die Verpflichtung Grants gespart zu haben, wenn man sogar bei kleineren Ausgaben versuchte, jedes Pfund zusammenzuhalten, wie Herbert Lom berichtet:

Zitat von „The Phantom of the Opera“ at Wikipedia.org, Quelle
Lom recalled in one interview how the producers at Hammer expected actors to throw themselves into their work: „For one of my scenes, the Hammer people wanted me to smash my head against a stone pillar, because they said they couldn’t afford one made of rubber,“ Lom reveals. „I refused to beat my head against stone, of course. This caused a ‚big crisis’, because it took them half a day to make a rubber pillar that looked like stone. And of course, it cost a few pennies more. Horror indeed!“


Starke Dramatisierung eines Genreklassikers, die sich wegen einiger Änderungen nicht zu verstecken braucht. Das historische Setting wurde trotz knapper Kassen stil- und wirkungsvoll eingefangen, die Besetzung ist spot-on. Da sieht man auch darüber hinweg, dass die Opern-Sequenz im Finale, die eigens für den Film komponiert wurde, etwas überlang geraten ist. Immerhin spiegelt die auf der Bühne vorgetragene Jungfrau-von-Orléans-Thematik ebenso wie das unterweltliche Leben des Phantoms geschickt die Schwierigkeiten der Abweichler und Ausgestoßenen sowie die zerstörerische Macht des Establishments. 4,5 von 5 Punkten.



Die DVD von Koch Media: Leider gelang es nicht, die 1962 angefertigte deutsche Synchronfassung für die DVD-Veröffentlichung ausfindig zu machen (mittlerweile soll sich das geändert haben). So kommt es, dass ein Film, der gleich unter zwei hiesigen Verleihtiteln firmiert, dem Zuschauer ganz ohne deutsche Tonbearbeitung – stattdessen im OmU – präsentiert wird. Die Bildqualität hingegen ist sehr löblich: Klare, scharfe Bilder sowie wunderbar erhaltene Farbstimmungen in Blau, Grün und Orange erwarten den Käufer. Im überschaubaren Bonusbereich befinden sich ein Kino- und ein Radiotrailer, eine Bildergalerie sowie das in der Koch-Edition obligatorische Booklet, das zwar ein paar nette Informationen bereithält, sich jedoch trotz seiner Kürze ein wenig zu sehr in filmografische Erläuterungen der beteiligten Darsteller flüchtet.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

29.11.2015 20:42
#96 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Dracula Has Risen from the Grave (Draculas Rückkehr)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Draculas Rückkehr
Originaltitel: Dracula Has Risen from the Grave
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1968
Länge: 88 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Stab:
Regie: Freddie Francis
Drehbuch: John Eldar
Produktion: Aida Young
Musik: James Bernard
Kamera: Arthur Grant
Schnitt: Spencer Reeve

Besetzung:

Christopher Lee: Graf Dracula, Rupert Davies: Monsignore Ernst Müller, Veronica Carlson: Maria, Barry Andrews: Paul, Ewan Hooper: Dorfpriester, Barbara Ewing: Zena, Michael Ripper: Max, Marion Mathie: Anna Müller


Handlung:

Ein Jahr nach Draculas Vernichtung wird von dem wagemutigen Monsignore Ernst Müller ein Exorzismus vor dessen Schloss durchgeführt, da dieses einen Schatten auf die Kirche des Dorfes wirft, vor dessen bösen Einfluss sich die Bewohner fürchten. Das entweihte Gotteshaus wird daher nicht mehr besucht. Da der eigentliche Dorfpriester nicht den Mut hat, der Austreibung des Bösen beizuwohnen, bleibt er an der Stelle zurück, wo Dracula in dem Streifen „Dracula-Prince of Darkness“ unter der Eisdecke eines Bachs den Tod fand. Der Priester stürzt allerdings zu Boden, und das Blut aus seiner Platzwunde erweckt den eingefrorenen Vampir zu neuem Leben. Der Gottesmann gerät unter den Einfluss Draculas und fungiert nun als dessen Gehilfe.
Der Vampirgraf beißt die Kellnerin Zena, bringt sie dadurch in seine Gewalt und zwingt sie, ihm behilflich zu sein, an die hübsche Maria (Veronica Carlson) heranzukommen, welche den jungen Paul liebt. Es gelingt Dracula schließlich, auch diese zu beißen, nachdem er Zena getötet hat. Allerdings unterschätzt er die Gegenwehr von Monsignore Ernst Müller und Paul. Der Monsignore erliegt jedoch einer Verletzung, die ihm der, dem Grafen hörige, Dorfpriester beigebracht hat. Paul gelingt es schlussendlich, Maria zu retten und Dracula auf einem Kreuz aufzuspießen.

Anmerkungen:

Nach den ersten beiden, recht gelungenen, Draculafilmen „Horror of Dracula“(1958) und „Dracula-Prince of Darkness“ (1965) ist dies Hammers dritter Vampirfilm mit Christopher Lee in der Titelrolle.
Mittlerweile ist erkennbar, dass das Thema langsam ausgelaugt ist. Nachdem mit den Filmen „Brides of Dracula“ (1960) (ohne Christopher Lee und eigentlich auch kein Dracula-Film) und „Dracula-Prince of Darkness“ (1965) zwei sehr originelle Sequels gelungen sind, die neuen Schwung in die Reihe brachten, ist der vorliegende Streifen nur noch ein Aufguss dessen, was man bereits kennt und bring nicht mehr viel Originelles mit sich. Trotzdem gehört er, dank seiner nicht so üblen, wenn auch nicht wirklich herausragenden Atmosphäre, immer noch zu den etwas besseren Beiträgen und ist von Tiefpunkten wie „Dracula A.D. 1972“ meilenweit entfernt.

Die hübsche und sympathische Veronica Carlson (geb.1944) spielte in den Folgejahren noch in „Frankenstein Must Be Destroyed“ (1969) und „The Horror of Frankenstein“ (1970) mit.
Barry Andrews (geb.1944) ist als Paul recht jugendlich, schwungvoll und sympathisch. Sein erstes Treffen mit Marias Mutter und deren Bruder Monsignore Ernst Müller wird gründlich vermasselt, als er sich dem konservativen Gottesmann gegenüber als Atheist outet. Trotzdem erkennt der Priester vor seinem Tod, dass nur dieser junge Mann sich wirklich eignet, Maria aus der Gewalt des Bösen zu befreien. Rupert Davies (1916-1976) ist als Monignore Ernst Müller passend besetzt, während Ewan Hooper (geb.1935) als Dorfpriester etwas fad wirkt.

Seltsam und im Widerspruch zu früheren Filmen ist hier, dass die Pfählung alleine Dracula nicht tötet, sondern dabei ein Gebet aufgesagt werden muss. Das ständige Sterben und Wiederauferstehen des Grafen lässt die Filme leider mehr und mehr Richtung Thrash abgleiten. Auch ist es mehr als verständlich, dass der schauspielerisch großartige Christopher Lee diese einsilbige Rolle langsam loswerden wollte.

Fazit:

Solider Hammer-Beitrag, den man sich ab und an mal ansehen kann, aber leider nicht viel mehr. 3 von 5.

patrick Offline




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06.12.2015 14:40
#97 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Hands of the Ripper (Hände voller Blut)



Original Title: Hands of the Ripper
Directed by Peter Sasdy
Produced by Aida Young
Written by L.W. Davidson
Edward Spencer Shew
Starring:
Eric Porter, Angharad Rees, Jane Merrow, Keith Bell, Derek Godfrey

Music by Christopher Gunning
Cinematography: Kenneth Talbot
Edited by Chris Barnes
Production
company:
Hammer Film Productions
Distributed by Universal Pictures
Release date: 3 October 1971 (UK)
Running time: 85 min.
Language: English


Handlung:

Die kleine Anna muss mitansehen wie ihr Vater, der kein geringerer als der berüchtigte Jack the Ripper ist, die Mutter auf bestialische Weise ersticht und sie selbst danach in die Arme nimmt und küsst. 15 Jahre später ist sie bei Mrs. Golding, einem falschen spirituellen Medium, untergebracht, für die sie Geisterstimmen vortäuscht. Mrs.Golding geht sogar so weit, Anna dem hohen Politiker Mr.Dysart für einen Liebesdienst anzubieten. Bei diesem Treffen verfällt Anna in eine Art Trance, nachdem Dysart ihr ein wertvolles Juwel geben will. Mrs. Golding eilt herbei als Dysart Anna zu Boden stößt, nimmt sie in die Arme und küsst sie, woraufhin sie von ihr mit gewaltiger, für ein Mädchen eigentlich unmöglichen Kraft mit einem Feuerhaken an die Tür genagelt wird. Dysart, welcher nun im Verdacht steht die Tat begangen zu haben, wird durch eine Aussage des Psychiaters Dr. Pritchard entlastet. Dr.Pritchard, ein Anhänger Siegmund Freuds, möchte von Dysart genau wissen, was geschehen ist und nimmt Anna bei sich auf, da er sich für ihren Fall und ihre Beweggründe interessiert. Allerdings hat dies fatale Folgen. Eine Bedienstete von Dr. Pritchard wird ebenfalls von Anna getötet als sie ihr ein glitzerndes Medallion umhängen will und sie dabei küsst. Anna verlässt das Haus und landet im Prostituiertenmilieu, wo sie einen weiteren Mord begeht. Dr. Pritchard findet sie und führt sie zu einem Medium, dass Annas Geschichte aufdeckt, dann aber ebenfalls von ihr getötet wird, nachdem sie sie in die Arme nimmt und küsst. Dr.Pritchard erkennt nun, dass Anna durch jedes Glitzern, wie es von einem Medallion ausgehen kann, in eine Art Trance versetzt und an das blitzende Messer ihres Vaters erinnert wird, mit dem dieser die Mutter getötet hat. Sie hört dann auch dessen Stimme und handelt unter Zwang, kann sich nach den Taten aber an nichts mehr erinnern. Was der Doktor noch nicht weis ist, dass sie auch auf Umarmungen und Küsse entsprechend verstört und mörderisch reagiert, was ihm zum Verhängnis wird. Sie rammt ihm einen Säbel in die Seite und flüchtet, begegnet dabei aber Dr. Pritchards Sohn Michael und dessen Verlobten, der blinden Laura, welche sie in die Whispering-Gallery begleitet, die mit funkelnden Lichtern ausgeleuchtet ist. Der Doktor kann sich selbst die Klinge aus dem Körper ziehen und folgt Anna schwerverletzt, kann ein tragisches Ende aber nicht mehr abwenden…

Anmerkungen:

„Hands of the Ripper“ ist ein recht früher Slasher-Film, der zwar heute harmlos wirkt, für die Verhältnisse von 1971 aber doch recht heftige Szenen mit durchschnittenen Kehlen, durchbohrten Augen, etc zeigt. Die Farbgestaltung ist recht ansprechend, allerdings kommt etwas zu wenig Spannung und Atmosphäre auf und die fade Musik wirkt dabei richtig einschläfernd, auch wenn der Film das Jack-the-Ripper-Thema von einer Seite präsentiert, die noch nicht da war. Der Streifen entstammt einer Zeit, als die klassischen Gruselthriller bereits ausgedient hatten und neue Wege beschritten wurden, die aber noch nicht besonders ausgereift erscheinen. Dies beschert dem Film im Hammer-Oeuvre einen wenig bedeutungsvollen Platz. Angharad Rees (1944-2012) als Anna hat ein sehr kindlich-unschuldiges und hübsches Gesicht und ist damit die passende Besetzung für das zebrechlich und nett wirkende, aber tragischerweise besessene junge Mädchen, dass im Trance mörderische Körperkräfte entwickelt. Die sympathische junge Frau erweckt beim Zuseher durchaus Mitgefühl. Es bleibt bis zum Schluss hin offen, ob Anna tatsächlich vom Geist ihres Vaters besetzt oder einfach nur psychisch krank ist. Eric Porter (1928-1995) kommt als Dr. John Pritchard nicht an die Ausstrahlung von Hammer-Größen wie Peter Cushing, Christopher Lee oder auch Andrew Keir heran. Er entwickelt ein ausgesprochenes Interesse an Anna, das ursprünglich nur professioneller Natur ist, sich aber sehr rasch in menschliche Zuneigung verwandelt, wobei nicht ganz klar ist ob seine Liebe väterlicher oder romantischer Natur ist.

Fazit:

Ein sehr mittelmäßiger Hammer-Thriller mit interessanten Ansätzen und einer passend besetzten weiblichen Hauptrolle. 2,5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
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06.12.2015 14:45
#98 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten



Hände voller Blut (Hands of the Ripper)


Gruselkrimi, GB 1971. Regie: Peter Sasdy. Drehbuch: Lewis Davidson (Vorlage: Edward Spencer Shew). Mit: Eric Porter (Dr. John Pritchard), Angharad Rees (Anna), Jane Merrow (Laura), Keith Bell (Michael Pritchard), Derek Godfrey (Dysart), Dora Bryan (Mrs. Golding), Marjorie Rhodes (Mrs. Bryant), Lynda Baron (Long Liz), Marjie Lawrence (Dolly), Norman Bird (Inspektor) u.a. Uraufführung (BRD): 30. September 1971. Uraufführung (GB): 17. Oktober 1971. Eine Produktion der Hammer Film Productions.

Zitat von Hände voller Blut
Als Kind musste Anna mit ansehen, wie ihr Vater ihre Mutter tötete, weil diese in Erfahrung brachte, dass er „Jack, the Ripper“ war. Das Erlebte ist so tief in Annas Bewusstsein verankert, dass wenige Reize genügen, um aus der harmlosen jungen Frau eine bärenstarke Mörderin zu machen. Sie ist vom Geist ihres Vaters besessen! Der Psychologe Dr. Pritchard will sich ihrer annehmen, ahnt aber nicht, wie viele Leben er damit in Gefahr bringt. Vielleicht setzt er sogar das Glück seines eigenen Sohnes aufs Spiel ...


Die Siebzigerjahre leuteten den langsamen Abstieg der großen Hammer-Ära ein. Die klassischen Filmreihen, die die Firma bekannt gemacht hatten, waren wieder und wieder variiert und damit bald restlos ausgereizt worden – „Dracula“, „Frankenstein“ und die Gothic-Grusler hatten so viele Fortsetzungen nach sich gezogen, dass man sich zwingend etwas Neues ausdenken musste. Die Wahl des berühmten Serienmörders Jack the Ripper erscheint bei Hammers Image geradezu naheliegend. Man hatte wohl so lange auf eine Ripper-Adaption verzichtet, weil man das Thema für ausgereizt hielt (1959 waren Mid Century und Regal Films mit einem britischen Ripper-Thriller – sogar von Jimmy Sangster gescriptet – der Hammer-Schmiede zuvorgekommen). Nach zwölf Jahren Anstandsfrist wagte man sich dann doch an die Thematik – nicht aber, ohne eine bedeutende Änderung vorzunehmen: Eigentlich befasst sich „Hands of the Ripper“ gar nicht mit Jack selbst, sondern mit seiner Tochter, die sein Erbe fortführt ...



Das Aufbäumen tat Hammer offenbar gut, denn Peter Sasdy lieferte ein überzeugendes Ergebnis ab, das Hammers oft rezitierten B-Status durch aufrichtiges Historienflair und aufwändige Sets kaschiert. Die Bauten sind stellenweise – manchmal nur für einzelne Szenen – so auffällig opulent, dass naheliegt, dass das Team die Kulissen von „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ (1970), der ebenfalls in den Pinewood-Studios gedreht worden war, wiederverwendete. Vor allem das Arbeitszimmer Dr. Pritchards, aber auch das elegante Abendlokal und die Wohnung der Spiritistin Madame Bullard überzeugen durch ihren teuren Look, der den armseeligen Straßenzügen der Berner Street und der Absteige von Mrs. Golding gegenübergestellt wird. Die Schlussszenen in der St Paul’s Cathedral sind eine geschickte Mischung aus Originalaufnahmen und fotografischen Tricks und verfehlen ihre Wirkung keinesfalls: Der Film, der bis kurz vor Ende ein eher konventioneller und recht drastischer Slasher ist, wird durch die poetische Inszenierung der letzten Minuten auf ein ganz anderes Niveau gehoben.

Das bedeutet nicht, dass der überwiegende Teil von „Hands of the Ripper“ nicht überzeugen könnte. Sasdy hält die Spannung durch seine abwechslungsreiche Inszenierung stets hoch, während Eric Porter und Angharad Rees ein sehr stimmiges Duo in den Hauptrollen abgeben. Wer vor dem Film denkt, die Gefahr würde von Porter, dem späteren Professor Moriarty aus der Jeremy-Brett-Holmes-Serie, ausgehen, irrt ... hier ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht! Rees schafft es glaubhaft, die immer wieder erforderlichen Wandlungen vom unschuldigen Mädchen zur toughen Psychokillerin darzustellen und hält den Film auch bei heutiger Betrachtung noch für einen starken Vertreter der Hammer-Filme:

Zitat von Angharad Rees, Kim Newman und Stephen Jones im Audiokommentar zu „Hands of the Ripper“
„I had forgotten how good it was.“ [...] „The colour scheme of this picture is rather more muted than most Hammer horrors, which go for a bolder, brassier look in which case the blood looks scarlet or neon. Here, actually, it looks rather unpleasant. And what I think contributes to the fact is that this is a rather more serious picture than a lot of Hammer horrors at the time. There is a sense of tragedy and loss, whereas usually it’s quite fun and most Hammer horror is rather light and gets on to the next atrocity. Here, there is a sense that there is a consequence. We’re rather sorry that this nice lady’s got killed.“ „That goes for Anna as well. She is a sympathetic character all the way through this in many ways. She didn’t ask for this and carries a legacy she didn’t want and, in fact, doesn’t even know at this point she has.“




Die Unsicherheit, die der Film kreiert, wird dadurch verstärkt, dass es kaum einen verlässlichen Charakter gibt. Die Sicht Dr. Pritchards auf die Bedrohung, die von Anna ausgeht, ist durch seine beruflichen Ambitionen getrübt, deretwegen er über ein paar Morde getrost hinwegsieht, wenn diese ihm nur dabei helfen, die Wahrheit über Annas Geisteszustand in Erfahrung zu bringen. Die klassischen Helden treten lediglich in abgewandelter Form und in kleinen Rollen auf: Keith Bell hat als Sohn des Arztes kaum etwas zu tun, während Jane Merrow zwar eine größere Bedeutung für die Geschichte zukommt, sie aber durch ihre Blindheit gehandicapt ist und sich damit am Ende dann auch in besonders große Gefahr begibt.

„Hands of the Ripper“ hätte zu einem noch überzeugenderen Ergebnis kommen können, wenn der Schluss neben der wertigen Bildgestaltung und der emotionalen Note auch eine inhaltliche Überraschung geboten hätte. Ich meinte, unter der Maske des Rippers am Anfang Eric Porter selbst erkannt zu haben, weshalb ich „gehofft“ hatte, dass er am Ende als Annas Vater entlarvt wird. Eigentlich hätte alles gepasst – gerade wenn man die Hinweise auf seine verstorbene Ehefrau mit dem Mord an Annas Mutter verknüpft. Obwohl er diese Chance vergab, kann der Film sich rühmen, einer der ausgefeilteren und stimmigeren Hammers zu sein, bei dem man zwar die auf einem schmalen Grat zwischen Psycho-Phänomen und Übersinnlichkeit balancierende „Besitzergreifung“ durch Daddy the Ripper akzeptieren muss, in vielerlei anderer Sicht aber zwingende und geradlinige Unterhaltung serviert bekommt.

Die ungewöhnliche Herangehensweise an den Ripper-Stoff erspart dem Zuschauer die schon hundertfach durchgekauten Identitätsspekulationen und überträgt den Ripper-Mythos auf die nächste Generation. Damit bleibt der Historienaspekt gewahrt, den Sasdy vorbildlich und spannend umsetzt; gleichwohl ergibt sich die Möglichkeit, die Elendsquartiere über weite Strecken zu verlassen und der Geschichte eine neue und elegantere Motivation zu verpassen. 4 von 5 Punkten mit einem Lob für Rees und Porter.



Die DVD von Network Publishing (UK-Import): Die DVD (mittlerweile ist auch eine Neuauflage als Blu-ray erschienen) zeichnet sich durch ein sehr gut erhaltenes, nur manchmal etwas unscharfes Master aus. Die gedeckten Farben kommen auf dem Transfer angenehm zur Geltung, der Kontrast ist angemessen. Dem gut verständlichen englischen Ton werden keine Untertitel anbeigegeben; dafür erhält der Kunde einen informativen und unterhaltsamen Audiokommentar, in dem sich die „horror historians“ Kim Newman und Stephen Jones mit Hauptdarstellerin Angharad Rees über den Dreh des Films und die Geschichte von Jack the Ripper unterhalten. Neben dem Originaltrailer, einer Bildergalerie und einem 12-seitigen Booklet ist außerdem die Folge „Once the Killing Starts“ aus der ebenfalls von Network vermarkteten TV-Serie „Thriller“ enthalten, in der Rees die Hauptrolle spielt. Diese DVD hat das Prädikat „Special Edition“ also durchaus verdient.

Ray Offline



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18.12.2015 20:33
#99 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Ein Toter spielt Klavier (GB 1961)

Regie: Seth Holt

Darsteller: Susan Strasberg, Ronald Lewis, Ann Todd, Christopher Lee u.a.



Die vielen positiven Bewertungen in diesem Forum haben mich auf diesen Hammer-Film aufmerksam gemacht. Meine Erfahrung an Filmen dieses Studios ist einigermaßen überschaubar. "Dracula" mit Christopher Lee sah ich mal vor Jahren und fand ihn recht gut. Vor einigen Monaten begutachtete ich dann "Dracula und seine Bräute" und war wenig begeistert. Da es sich vorliegend offensichtlich um einen atypischen Film des britischen Studios handelt, habe ich mir ihn heute einmal vorgenommen und folgende Meinung gebildet:

Nach einer Szene mit einer Wasserleiche, die sich zunächst kaum erschließt, aber im Laufe des Films erschließen wird, begleitet man die Hauptfigur an den zentralen Schauplatz, ein malerisches Anwesen an der Cote d´Azur. Dort bekommt man hochatmosphärische Bilder geliefert, die äußerst edel und überhaupt nicht reißerisch gefilmt wurden. Der Film vermittelt von Anfang an eine wohlige Atmosphäre, die die meisten hier schätzen dürften. Stets überkommt den Zuschauer ein unheilvolles Gefühl, wenn die an einen Rollstuhl gefesselte Penny durch das dunkle Haus fährt. Kurz bevor der Film droht, sich ein wenig im Kreis zu drehen, geschehen dann nach einer Stunde ganz viele unvorhersehbare Dinge Schlag auf Schlag und eh man sich sortiert hat, ist der Film auch schon vorbei. Das ist auch der einzige wirkliche Kritikpunkt an dem Film. Er hätte sich im entscheidenden Teil etwas mehr Zeit nehmen sollen, so endet alles etwas abrupt.

Auf Seiten der Darsteller sticht Hauptdarstellerin Susan Strasberg hervor, welche eine natürliche Präsenz ausstrahlt. Sie findet ein Gleichgewicht zwischen stark und verletztlich, welches ihre Figur für einen Film dieser Zeit überdurchschnittlich interessant macht.


Hochatmospärischer und spannender Gruselkrimi mit einer überzeugenden Hauptdarstellerin. Das Finale hingegen gerät leider etwas überhastet. 4,5/5 Punkten erscheinen mir eine gerechte Wertung.

patrick Offline




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09.01.2016 14:49
#100 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Crescendo (Crescendo-Die Handschrift des Satans)




Directed by Alan Gibson
Produced by Michael Carreras
Written by Alfred Shaughnessy
Jimmy Sangster

Starring: Stefanie Powers, James Olson, Margaretta Scott

Music by Malcolm Williamson
Cinematography: Paul Beeson
Production
company:
Hammer Film Productions
Distributed by Warner Bros.-Seven Arts (USA)
Release dates:
1970
Running time:
95 min.
Country: England
Language: English
Budget: £299,000[1]


Handlung:

Die junge Musikstudentin Susan Roberts reist zum Anwesen des verstorbenen Komponisten Henry Ryman im Süden Frankreichs, um dort ihre Doktorarbeit zu schreiben. Das Haus wird von der Witwe Danielle, dem seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselten Sohn George, dem Dienstmädchen Lillianne und dem Bediensteten Carter bewohnt. Aus einem, ebenfalls zum Anwesen gehörenden, Gebäude hört Susan immer wieder Klaviermusik, bei der es sich um ein Stück des toten Meisters handelt. Beim Abendessen mit Daniell und Georges ist eine Spannung zwischen den beiden spürbar, da die Mutter offensichtlich darüber enttäuscht ist, dass ihr Sohn trotz musikalischer Ausbildung nicht die Fußstapfen des Vaters auszufüllen vermag. Susan erkennt dabei eine Gemeinsamkeit mit ihrer eigenen Situation, da sie selbst Musik studiert, jedoch auch nicht das Zeug für eine künstlerische Karriere zu haben scheint, weshalb sie sich für den Lehrberuf entschieden hat. Susan und George verstehen sich auf Anhieb und führen angenehme Gespräche miteinander, als George plötzlich einen seltsamen Anfall erleidet und Lilliannes Hilfe braucht, die ihn in seinem Rollstuhl in einen anderen Raum bringt. Ferner hat George immer wieder denselben Traum, in dem er bei einem Schäferstündchen mit einer Frau von einem, mit einem Gewehr bewaffneten, Mann überrascht wird, der aussieht wie er selbst. Als das Antlitz der Frau aus der Traumsequenz gezeigt wird, ist einmal ein Totenkopf zu erkennen, ein andermal Susans Gesicht. Schließlich kommt es zu einer unfreundlichen Begegnung zwischen den beiden Bediensteten Lillianne und Carter, bei der eine gewisse gegenseitige Verachtung erkennbar ist. Da Susans Koffer aus unerfindlichen Gründen nicht im Hause Ryman angekommen ist, bekommt sie die Kleider von Georges Ex-Freundin Catherine, der sie täuschend ähnlich sieht, und auch eines ihrer Schmuckstücke um den Hals. Als George Letzteres erblickt, reißt er es ihr sichtlich schockiert vom Hals, woraus Susan sich keinen Reim machen kann. Kurz darauf folgt sie der Klaviermusik in’s angrenzende Gebäude und findet eine verunstaltete Schaufensterpuppe vor, nachdem sie einen lauten Schrei wahrnimmt. Verängstigt stürmt sie hinaus und begegnet Carter. Als sie mit ihm zurückgeht, sitzt Danielle am Klavier. Neben ihr befindet sich ein Tonband, das die Musik ihres verstorbenen Mannes abspielt. Die Puppe liegt allerdings nicht mehr dort. Nachdem Susan George von der seltsamen Begebenheit erzählt, legt dieser ihr nahe, das Haus schnellstmöglich zu verlassen. Allerdings wir das Gespräch von der betrunkenen Lillianne unterbrochen. Diese hat George in der Hand, da sie ihn mit Heroin und körperlicher Nähe versorgt und damit Druck auf ihn ausübt, sie zu heiraten. Noch am selben Abend wird Lillianne im Swimmingpool brutal ermordet, nachdem kurz Georges leerer Rollstuhl eingeblendet wird. Als am nächsten Morgen Susans Koffer wieder auftaucht, erklärt Danielle ihr, Lillianne habe ihn gestohlen und sei daher entlassen worden, womit ihr Verschwinden plausibel erklärt wird. Plötzlich möchte George nicht mehr, dass Susan abreist. In der folgenden Nacht hat er furchtbare Entzugserscheinungen, weshalb er Susan bittet, ihm ein „Medikament“ aus dem Schlafzimmer seiner Mutter zu bringen und es ihm zu spritzen, was diese auch macht. Die plötzlich auftauchende Danielle klärt sie daraufhin auf, dass es sich dabei um Heroin handelt und Susan sich damit strafbar gemacht habe. Susan gesteht George, dass sie sich in ihn verliebt hat, worauf dieser sehr ungehalten reagiert und frustriert sein Unvermögen als Ehemann anspricht. Kurz darauf bittet er sie allerdings auf sein Zimmer und entschuldigt sich bei ihr. Als Susan sich kurz umdreht, ist plötzlich der Rollstuhl leer und es wird ein schreckliches Geheimnis enthüllt…

Anmerkungen:

Besonders auffällig ist, wie ungeschminkt der 1970 gedrehte „Crescendo“ Elemente aus Hammers Spitzenthrillern der frühen 60er-Jahre übernimmt.

Zu „Scream of Fear“ von 1961 sind folgende Parallelen erkennbar:In beiden Filmen wird die Hauptdarstellerin von einem Chauffeur an einen Familiensitz in Südfrankreich gebracht, wo sie beabsichtigt, eine gewisse Zeit zu verbringen und sich dann seltsame Dinge ereignen. In „Scream of Fear“ sitzt die junge Penny Appleby im Rollstuhl, in „Crescendo“ der junge George Ryman. Der Hausherr weilt in beiden Filmen nicht mehr unter den Lebenden, doch ist seine Klaviermusik nach wie vor präsent. Auch der Swimmingpool ist eine weitere Überschneidung.

Jene Sequenz, in der Stephanie Powers der Klaviermusik in das angrenzende Gebäude folgt und darin eine verunstaltete Puppe vorfindet, erinnert sehr stark an eine ähnliche Szene mit Alexander Davion in „Paranoiac“. Auch der Umstand, dass eine tote Person als Schlüsselfigur fungiert, ist eine Gemeinsamkeit mit diesem 1963 gedrehten Thriller.

Die einleitende Traumsequenz, in der George über das weite, von Rindern bevölkerte Land reitet, erscheint von "Maniac" (1963) inspiriert.


Die genannten Elemente aus früheren Top-Filmen des Genres machen den Streifen zwar sehenswert, doch reicht er nicht annähernd an seine älteren Vorbilder heran. Nachdem sowohl „Scream of Fear“ als auch „Paranoiac“ in einwandfreiem Gothic-Schwarzweiß inszeniert sind und atmosphärisch nichts zu wünschen übrig lassen, erscheinen die Tageslicht-Aufnahmen in diesem Film milchig-trüb, fad, verwaschen und völlig überbelichtet. Die Aufnahmen bei Nacht und bei künstlichem Licht sind dagegen zwar deutlich besser, dennoch vermag der Streifen nicht, die Vorzüge seiner schwarzweißen Vorbilder in Farbe zu kleiden. Die Musik ist ausgesprochen langweilig und damit der Atmosphäre nicht zuträglich .
„Crescendo“ entwickelt sich sehr langsam, um nicht zu sagen langatmig, versteht es aber im späteren Verlauf dennoch Spannung aufzubauen und beweist gegen Schluss hin rein handwerklich, dass Hammer sich hier zwar selber kopiert, seine Thriller- Disziplin allerdings nicht verlernt hat. Der neueren Zeit geschuldet sind wohl, neben der von mir kritisierten Farbgebung, auch die „Sex-and-Drugs-Elemente“, welche aus heutiger Sicht wohl kaum mehr jemanden beeindrucken.
Stefanie Powers ist als Hauptdarstellerin hübsch und glaubwürdig genug, um die weibliche Hauptrolle befriedigend auszufüllen. James Olson (geb.1930) wirkt als Georges eher nichtssagend. Sein immer wiederkehrender Traum ist anfangs sehr verwirrend, klärt sich dann allerdings im Finale auf und bringt trotz der zahlreichen Anleihen bei anderen Filmen ein neues Element ein.

Fazit:

Aufguss dessen, was man in Hammers früheren Phase schon sehr viel besser gesehen hat, dennoch nicht ohne Unterhaltungswert. 3 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
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09.01.2016 14:55
#101 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten



Crescendo – Die Handschrift des Satans (Crescendo)


Psychothriller, GB 1970. Regie: Alan Gibson. Drehbuch: Jimmy Sangster, Alfred Shaughnessy. Mit: Stefanie Powers (Susan Roberts), James Olson (Georges Ryman), Margaretta Scott (Danielle Ryman), Jane Lapotaire (Lillianne), Joss Ackland (Carter), Kirsten Lindholm (Catherine) u.a. Uraufführung (GB): 7. Juni 1970. Uraufführung (BRD): 24. September 1970. Uraufführung (USA): 29. November 1972. Eine Produktion der Hammer Film Productions.

Zitat von Crescendo – Die Handschrift des Satans
Eigentlich kam sie auf das Anwesen in Frankreich, um die Abschlussarbeit für ihr Musikstudium zu schreiben. Schon bald wird Susan Roberts jedoch von den Merkwürdigkeiten abgelenkt, die sich im Hause des verstorbenen Komponisten Ryman ereignen. Droht ihr Gefahr von der Ehefrau oder dem Sohn? Sie soll offenbar so verändert werden, dass sie einem anderen Mädchen entspricht, welches vor einiger Zeit verschwand. Susan tastet sich immer weiter voran in einem Netz aus Musik, Mord und Drogenmissbrauch ...


Eine französische Villa in bergigem Terrain mit umbautem Innenhof und Pool, ein Rollstuhl und viele dunkle Geheimnisse. Wer fühlt sich da nicht sofort an „Ein Toter spielt Klavier“ erinnert? Leider lagen die ganz großen Tage der Hammer-Schmiede anno 1970 schon in der Vergangenheit, sodass kaum verwundert, dass „Crescendo“ nicht an sein augenscheinliches Vorbild heranreicht. Wie eklatant die Qualitätsunterschiede ausfallen, überrascht dann aber doch – schließlich ist das Spätwerk der Produktionsfirma weit davon entfernt, generell unterdurchschnittlich zu sein. In diesem Fall sorgt jedoch die unausgewogene Mischung aus einer Menge Romanzensüßstoff mit einigen wenigen schockigen Einsprengseln für Kopfschütteln; Alan Gibson und die Drehbuchautoren ergossen eindeutig zu viel Schmalz über der eher herkömmlichen Frau-in-Gefahr-Story. Gerade der Beginn wirft die Frage auf, ob man Western, Liebesdrama oder Seichthorror sieht, wenn der Wind die Seegräser umspielt und Pferde durch den strahlenden Küstensand geritten werden.



Bessert sich der Stil zwar mit dem Eintreffen Susans auf dem Anwesen der Rymans (wenngleich der Bau diesmal selbst für B-Film-Verhältnisse extrem kulissenhaft aussieht), so bleibt die Geschichte weiterhin über lange Zeit vage, bis es endlich kriminell zur Sache geht. Doch selbst dann bleiben die Verbrechen Gefühlssache – Erpressung wird mit Sex vermischt, Drogenkonsum mit Liebesbeweisen. In beiden Kombinationen schwingt dezidiert der Zeitgeist der frühen Siebziger mit; „Crescendo“ würde wahrscheinlich eher als Giallo überzeugen denn als Hammer-Film. Das bestätigt sich auch in der melodramatischen klassischen Musik, mit der der Film unterlegt wird. Sie soll das spezielle Fluidum dieses Thrillers herausbilden, Inszenierungsmerkmal und Beweggrund für die Taten zugleich sein – doch sie erscheint eher archaisch und passt nicht zum modernen, latent billigen Look des Films.

Zitat von Tipping My Fedora: „Crescendo“ – Tuesday’s Forgotten Film, Quelle
Hammer made a return to the thriller genre after a break of several years by dusting off an old script by Alfred Shaughnessy that originally had been intended as a possible vehicle for Joan Crawford with Michael Reeves to direct. But she declined the offer and by the time the film was put into production several years later, the company was not what it once was. Indeed there is a strong sense in the finished film that this was a conscious attempt to recapture past glories, with the final script by Hammer stalwart Jimmy Sangster once again set in the south of France with a young American tourist plunged into a complex family conspiracy.


Die für Joan Crawford beabsichtigte Rolle wird von Margaretta Scott zu einer überzeugenden und willkommenen Darstellung einer bösen alten Frau ausgebaut, ohne so übertrieben zu wirken wie etwa der Auftritt von Tallulah Bankhead in „Das düstere Haus“. Somit bekommt es Stephanie Powers hier im Gegensatz zu jenem Film mit einer nicht völlig überwältigenden Gegenspielerin zu tun, sondern mit einer interessanten Intrigantin im Stil einer „seltsamen Gräfin“.



Powers selbst stemmt die Hauptrolle recht solide, ohne jedoch an die Verzweiflung oder Hilflosigkeit ihres ersten Hammer-Auftritts heranzureichen. Mehr doppeldeutige Verschlagenheit hätte man sich von James Olson gewünscht, der alles in allem einen harmloseren Eindruck macht, als dem Film gut tut. Das ganze Gegenteil zeigt sich in einer hoffnungslos übertreibenden Jane Lapotaire, die sich als schwarze Hexe ihren Weg ins Jenseits selbst bereitet. Ob es an ihrer überplakativen Rolle, ihrer aufdringlichen Synchronstimme oder den Abneigungen liegt, die sie zwangsläufig auf sich zieht – den Tod von Hausmädchen Lilliane wird wohl kein Zuschauer wirklich bedauern. Das gleiche gilt für das Ende des Films, denn nach vielen Durststrecken dreht „Crescendo“ in seinen letzten Minuten nochmal deutlich an der Spannungsschraube und verabschiedet sich mit einem recht soliden Eindruck, der aber nicht über die ungewohnt deutlichen Mängel der Produktion hinwegtäuschen kann.

Exotisches Rührstück, das ästhetisch die Grenzen des Hammer-Psychofilm-Genres austestet, ohne ihm inhaltlich etwas Neues hinzuzufügen. Die Darsteller geben durchmischte Leistungen zum Besten, ebenso schwankt der Unterhaltungswert des Films von Szene zu Szene zwischen solide und schlafwandlerisch. 2,5 von 5 Punkten.



Dieser Hammer-Film ist einer der wenigen, die bisher im deutsch- und englischsprachigen Raum noch nicht auf DVD erschienen sind. Lediglich eine On-Demand-DVD-R kann man in den USA bestellen, wenn man Warner bei seinem Vorhaben, Backkatalogtitel aus dem regulären Programm zu verbannen, unterstützen will.

patrick Offline




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13.01.2016 22:02
#102 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

The Kiss of the Vampire (Der Kuss des Vampirs)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Der Kuß des Vampirs
Originaltitel: The Kiss of the Vampire
Produktionsland: Großbritannien
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1963
Länge: 88 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab:
Regie: Don Sharp
Drehbuch: Anthony Hinds
John Elder
Produktion: Anthony Hinds
Musik: James Bernard
Kamera: Alan Hume
Schnitt: James Needs

Besetzung:

Edward de Souza: Gerald Harcourt, Noel Willman: Dr. Ravna, Clifford Evans: Professor Zimmer (dt. Synchronfassung: Professor Thompson), Jennifer Daniel: Marianne Harcourt, Isobel Black: Tanja, Barry Warren: Carl Ravna (dt. Synchronfassung: Charles Ravna), Peter Madden: Bruno (dt. Synchronfassung: Bernhard), Vera Cook: Anna, Jacquie Wallis: Sabena Ravna, Noel Howlett: Pater Xavier

Handlung:

Das jungvermählte englische Ehepaar Gerald und Marianne Harcourt befindet sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem sehr frühen Automobil-Modell auf Hochzeitsreise irgendwo in Deutschland, als ihnen der Treibstoff ausgeht. Sie finden eine Unterkunft in dem leeren Wirtshaus des Ehepaars Bruno und Anna, wo sie einen Brief von einem gewissen Dr. Ravna erhalten, der sie zum Abendessen einlädt. Sie nehmen dies an, ohne zu ahnen, dass Dr.Ravna ein Vampir ist, der mit seinem Sohn Carl, seiner Tochter Sabena und weiteren Untoten ein Schloss bewohnt. Marianne ist ganz hingerissen von Carls Klavierspiel, dass auf sie eine hypnotische Wirkung hat. Die Harcourts kehren nach einem geselligen Abend dennoch in’s Wirtshaus zurück, da die Vampire planen, sie auf einen Maskenball einzuladen. Das Paar entdeckt Anna weinend vor dem Bild eines jungen Mädchens und weis anfangs nicht, was es damit auf sich hat. Auf dem besagten Maskenball wird Marianne in ein Zimmer gelockt, wo sie von Dr. Ravna gebissen und in einem weißen Gewand in dessen eingeschworene Vampirgemeinschaft eingeführt wird. Gerald wird betäubt und am nächsten Morgen aus dem Schloss geworfen, nachdem sämtliche Bewohner ihm weismachen wollen, er wäre alleine gekommen. Verzweifelt kehrt er in’s Gasthaus zurück und wird mit demselben Verhalten seitens des Wirts konfrontiert. Auch sind Mariannes Sachen verschwunden. Schließlich wird Gerald von einem gewissen Professor Zimmer aufgeklärt, der seine Tochter durch die Vampire verloren hat. Auch die Tochter der Wirtsleute befindet sich unter den Blutsaugern, was deren Verhalten gegenüber den Harcourts erklärt. Es gelingt Gerald und Professor Zimmer, Marianne, die unter dem Einfluss der Vampire steht, zu befreien und die Tür des Schlosses durch ein Kreuz für die Untoten unpassierbar zu machen. Durch ein schwarzmagisches Ritual, welches bewirkt, dass sich das Böse gegen sich selbst wendet, ruft Professor Zimmer eine Schar von Fledermäusen herbei, welche schließlich sämtliche Anhänger des Vampirkults vernichtet.

Anmerkungen:


Der 1962 gedrehte und 1963 uraufgeführte „The Kiss of the Vampire“ stammt aus Hammers Glanzzeit und bietet schöne volle Farben und stellenweise eine gelungene Atmosphäre. Auch die düstere musikalische Untermalung ist durchaus Hammer-like. Dennoch kann der Streifen mit den Top-Vampirfilmen der britischen Filmschmiede, respektive „Horror of Dracula“ (1958), „The Brides of Dracula“ (1960) und „Dracula, Prince of Darkness“ (1965), nicht mithalten. Trotz einiger gelungener Aufnahmen wirken die Vampire zu wenig schrecklich und es fehlt der Handlung irgendwie das gewisse Etwas. Im Gegensatz zu den oben erwähnten Filmen, wie auch „The Gorgon“ (1964), ist die Stimmung im Schloss nicht wirklich furchterregend. Die Vampire erinnern während der Zeremonie in ihren weißen Gewändern vielmehr an Messdiener, als an Schreckgespenster. Auch ist es etwas seltsam, dass sich die Blutsauger auch bei Tageslicht im Freien zeigen, zumindest solange der Himmel bewölkt ist, was ihnen die Aura von gewöhnlichen Menschen verleiht. Noel Willman (1918-1988) und Clifford Evans (1912-1985) sind kein würdiger Ersatz für das Horror-Traumpaar Peter Cushing und Christopher Lee.

Jennifer Daniel (geb. 1936 oder 1939?) spielte 1966 nochmal in Hammers "The Reptile" mit. Edward de Souza (geb.1932) drehte im selben Jahr bereits Hammers "The Phantom of the Opera", Clifford Evans (1912-1985) war 1961 in "The Curse of the Werwolf" mit von der Partie. Als hübsche Vampirinnen agieren Isobel Black (geb.1943) und Jacquie Wallis (geb.1942). Letztere ist auffallend attraktiv, war jedoch leider im Filmgeschäft kaum aktiv, auch ist so gut wie nichts über sie bekannt. Sie spielte ferner, wie auch Jennifer Daniel, 1963 in dem Elvis-Presley-Film "Return to Sender" mit. Isobel Black hatte 1971 einen weiteren Hammer-Auftritt in "Twins of Evil".

Der Schluss mit den Fledermäusen war ursprünglich für „Brides of Dracula“ geplant und scheint von Hitchcocks „The Birds“ inspiriert zu sein. Die Idee ist grundsätzlich toll, doch sehen die Nachtflatterer leider alles andere als echt aus, was dem Finale einiges an Wirkung nimmt.

Fazit:

Qualitativ durchwachsener, aber nicht uninteressanter Vampir-Hammer, der gegenüber den hochkarätigen Klassikern allerdings eher blass erscheint. 3,5 von 5.

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

14.01.2016 19:55
#103 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Ist wohl jetzt die alte Synchronfassung von "Das Rätsel der unheimlichen Maske" aufgetaucht...?

patrick Offline




Beiträge: 3.245

14.01.2016 21:01
#104 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Zitat von TV-1967 im Beitrag #103
Ist wohl jetzt die alte Synchronfassung von "Das Rätsel der unheimlichen Maske" aufgetaucht...?


Da bin ich leider überfragt. Ich besitze den Film im Rahmen einer Hammer-Collection in ausschließlich englischer Sprache.

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

16.01.2016 13:59
#105 RE: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen Zitat · Antworten

Ja ich auch! Dachte halt das da Gubanov mehr weiß...! Übrigens laufen auf SKY NOSTALGIE zur Zeit: "Captain Kronos"-"Frankensteins Höllenmonster"-"Schock" und "Feinde aus dem Nichts".

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