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Dieses Thema hat 55 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

08.01.2015 13:26
#31 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #30
Zitat von patrick im Beitrag #29
Was dieser Folge fehlt sind die überraschenden Wendungen, mit denen man bisher ziemlich verwöhnt worden ist. Der Verlauf der Geschichte ist zu geradlinig. 3 von 5.

Ein Urteil, dem ich nur zustimmen kann. Auch für mich war "Rage" bisher die schwächste Folge von "Murder in Mind". Aber wenn du auf der Suche nach Wendungen und Überraschungen bist, wird dich die kommende Folge (zumindest am Ende) entzücken.

Dann freu ich mich drauf. Vielleicht geht sich's heut Abend schon aus.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

09.01.2015 19:57
#32 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Swan Song:

Tara Stevensby ist, laut den Worten ihres Mannes Derek, eine zweitklassige Sängerin in einem drittklassigen Club. Allerdings liebt sie ihre Arbeit, wobei Derek ihr permanent einreden will, sie müsse gar kein Geld verdienen, da er ja reich genug sei. Von ehelicher Harmonie kann keine Rede sein und Tara trifft sich regelmäßig mit ihrem Liebhaber Mark, den sie sogar dazu überreden kann, ihren Gatten zu ermorden. Mark steht als Security in Dereks Dienst. Die Tat findet statt, während Tara für einen neuen Agenten vorsingt. Der Mord sollte wie ein Einbruch in Dereks Auto aussehen, bei dem dieser zufällig erscheint und mit einem Brecheisen erschlagen wird. Dass Mark nicht der Gerissenste ist, wird schon dadurch klar, dass er einerseits einen zufälligen Mord inszenieren will, andererseits aber die Überwachungskamera mit Farbe übersprüht. Das Ermittlergespann Garret und Shepherd nimmt rasch die Fährte auf und hat sowohl Tara als auch Mark bald in der Mangel. Auf der leeren Brieftasche des Mordopfers werden Marks Fingerabdrücke identifiziert, obwohl er beschwören kann, diese nicht berührt zu haben....
Tara erfährt zu ihrer Überraschung noch, dass Derek ein Verhältnis hatte und sich von ihr scheiden lassen wollte..... Außerdem hat der wenig zimpeliche Garret Mark bereits einmal in´s Gefängnis gebracht.

Nach der eher bieder geratenen Folge "Rage" haben wir hier wieder einen echten Thriller, der, wie Gubanov bereits erwähnte, tatsächlich an die schwarze Serie der 40er Jahre und diverse Bogart-Klassiker erinnert. Samantha Robson als Tara hat auch tatsächlich die Aura einer herben Femme Fatale und der Schluss kann wieder mit einem schönen überraschenden Twist aufwarten. Garret ist ein knallharter Macho-Polizist, der gegen Mark mit grenzwertiger Härte vorgeht. Seine Kollegin Shepherd setzt beim Verhör als psychologische Waffe immer ein sehr hämisches und überlegenes Grinsen auf, wenn sie ihr Gegenüber in die Enge treibt. Eine sehr interessante Folge mit sehr interessanten Charakteren und Film-Noir Flair, bei dem die Dinge wieder einmal nicht so sind, wie sie scheinen. 5 von 5.

Flashback:

Der Gentleman und Anwalt Nicholas Chadwick wird unmittelbar nach seiner Ernennung zum Richter auf offener Straße aus nächster Nähe mit mehreren Revolverschüssen in`s Jenseits befördert. Die Gründe für diese Tat werden in einer sehr unüblichen Erzählstruktur dargelegt. Die 13 Wochen vor der Tat bauen die Handlung der Folge auf, wobei diese in genau umgekehrter Reihenfolge bei Woche 13 beginnt und mit Woche 1 endet. Nach und nach entblättert sich ein Fall um den Mord an einer erpresserischen Edel-Prostituierten und einer mit viel Intelligenz bewusst gelegten falschen Fährte, um einen Unschuldigen dafür büßen zu lassen. Doch wie kommt es zum Mord an Chadwick, und wer ist der Täter? Die Antwort hierauf erschließt sich knapp 10 Minuten vor Schluss, nachdem die verkehrt herum erzählte Geschichte bei Woche 2 angelangt ist.

Eine wirklich recht ungewöhnlich erzählte Story, die aber durchaus Spannung aufkommen lässt. Man erlebt einen gewieften Verbrecher, der an alles denkt, nur nicht an eine ausgleichende Gerechtigkeit außerhalb der Gerichtsräume. Durch den umgedrehten zeitlichen Ablauf werden nach und nach die Fragen des Zusehers geklärt und eine Geradlinigkeit der Handlung verhindert. Was allerdings verwirrt, ist die Stimme des Mörders zu Beginn und am Ende der Folge, als der Mord nochmal eingespielt wird. Diese stimmt nämlich nicht überein??? Alles in Allem gute 4 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

11.01.2015 11:45
#33 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Victim:

Die beiden Arbeitskolleginnen Lucy und Emily spielen mit dem Gedanken zusammenzuziehen und besichtigen ein geeignetes Haus, wo sie in Untermiete wohnen können. Der Vermieter Colin bewohnt den oberen Stock und wirkt sehr gehemmt und menschenscheu. Es gelingt den Beiden, Colin zu überreden, ihnen für wenig Miete das untere Stockwerk zu überlassen. Als in einer Vollmondnacht Emily alleine ausgeht und auch Colin zu sehr später Stunde das Haus verlässt, kommt dies Lucy sehr seltsam vor. In derselben Nacht fällt in einem Park, ganz in der Nähe des Hauses, ein weiteres Mädchen einem unbekannten Sereienkiller zum Opfer.
Lucy ist außer sich und erkennt die Ähnlichkeit zwischen ihr und Emily mit den Mordopfern. Sie führt sogar ein Album, wo die Verbrechen dokumentiert sind. Die wesentlich resolutere Emily beruhigt sie. Außerdem versucht sie, Colin aus seiner Reserve herauszulocken und geht mit ihm sogar etwas trinken. Tatsächlich taut der gehemmte Einzelgänger dabei ein bisschen auf. Er erzählt ihr auch, er würde wenig lukrative Theaterstücke schreiben. Seine Themen wären Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, worin der verklemmte Colin wirklich ein Experte zu sein scheint.
Auf dem Heimweg schlägt er ihr eine Abkürzung durch den Park vor, wo genau an der Stelle Polizisten aus dem Gebüsch kommen, an welcher in der vorhergehenden Nacht der Mord geschah. Colin gibt auf die Frage der Polizisten nach seinem Wohnort eine falsche Adresse an, begründet das aber Emily gegenüber damit, dass er keine Probleme bekommen wolle, da er das untere Stockwerk schwarz an die beiden Mädchen vermiete.
Später entdeckt Lucy, dass sowohl ihr Armband, als auch Bilder von ihr verschwunden sind. Zusammen mit Emily nutzt sie Colins Abwesenheit aus und die beiden durchstöbern sein Arbeitszimmer, wo sie sowohl das Armband, als auch die Bilder finden. Letztere wurden verunstaltet. Da hören sie an der Tür, dass Colin zurückkommt.......

Eine sehr spannende und düstere Folge, wo auch der Vollmond schön herausgehoben wurde. Obwohl hier nur 3 Personen im Fokus stehen, ist es gelungen mit einem sehr überraschenden Schluss aufzuwarten. Ich muss gestehen, gegen Ende hin nahe an der Lösung gewesen zu sein, aber dann doch daneben. Etwas seltsam ist, dass an einer bestimmten Stelle des Hauses immer eine Zeitlupenaufnahme zu sehen ist, wenn die Mädchen ihre "Erkundungen" im oberen Stock machen, obwohl danach nicht wirklich viel passiert. Doch gibt das der Atmosphäre noch zusätzliche Würze.
5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

12.01.2015 18:12
#34 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Memories:

Stuart Wilsher sollte eigentlich ein glücklicher Mann sein. Er ist ein brillanter Chirurg und liebt seine Familie. Als Mensch ist er sympathisch und umgänglich. Jedoch wird sein Alltag von einem täglich wiederkehrenden Albtraum überschattet, in dem es um einen Jungen geht, der durch ein Waldstück gejagt wird. Der Traum gibt jeden Tag ein weiteres Bruchstück preis. Erst hält er sich selbst für den Jungen, erkennt aber dann, dass er der Jäger ist. Mit Hilfe einer Psychologin erschließt sich ihm, dass es sich keineswegs um einen Traum, sondern um eine verdrängte Erinnerung handelt. Nun beginnt er, in seiner Vergangenheit zu forschen und merkt, dass ihm seine Mutter etwas verheimlicht. In einem alten Familienalbum erkennt er einen zweiten Jungen, ebenfalls aus dem Traum, der mit ihm zusammen den anderen gejagt hat. Er erfährt, dass dieser Richard Croft hieß und stattet ihm nun einen Besuch ab. Croft führt ein eher ärmliches Leben und arbeitet als Gärtner. Stuarts Fragen gegenüber reagiert er abweisend. Als er abends zu seiner Mutter fährt, sieht er durchs Fenster diese heftig mit Croft diskutieren. Er versteckt sich, bis Croft das Haus verlässt und stellt dann seine Mutter zur Rede. Es offenbart sich ein Geheimnis aus dem Jahre 1967, das so traumatisch ist, dass Stuart es in den hintersten Winkel seines Unterbewusstseins verdrängt hat....

"Memories" ist eine sehr interessante Folge mit bemerkenswertem psychologischem Tiefgang. Es geht um das Thema einer, durch ein traumatisches Ereignis ausgelösten, Amnesie. Die Begebenheit macht sich aus dem Unterbewusstsein heraus bemerkbar und wirft einen dunklen Schatten auf das Leben von 3 Personen. Man sieht hier auch die in Ehren ergraute Anne Stallybrass, bekannt aus der Onedin-Linie.
5 von 5.

Regrets:

Ken Grendle macht die schwerste Zeit seines Lebens durch. Seine Firma, welche landwirtschaftliche Geräte verkauft, durchlebt gerade eine Flaute, während gleichzeitig die Bank droht, sein Konto einzufrieren, da der Überziehungsrahmen überschritten wurde. Ken Grendle sieht sich veranlasst, von seinem Hauptschuldner 40 Millionen Pfund einzuforderen. Dieser weist die Transaktion von seiner Seite aus auch nach, dennoch langt das Geld nicht bei der Bank ein. Bei dem Versuch die Sache zu klären ist die Bank wenig kooperativ und gibt an, es sei nicht deren Angelegenheit, da das Geld ja nicht bei ihnen angekommen ist. Nachdem er unzählige Male hin und her verbunden wird und immer wieder in Warteschleifen stecken bleibt, bekommt er einen rasenden Tobsuchtsanfall.

Nachdem persönliche Vorsprachen bei der Bank auch nichts bringen, wird das Konto tatsächlich eingefroren, und Ken ist nicht mehr imstande, die Pacht und seine Arbeiter zu bezahlen. Seine Firma geht Hops. Als ob das nicht schon genug wäre, verliert er auch noch das Haus, zusammen mit seinem ganzen Hab und Gut, da er mit seinem pesönlichen Vermögen haftet. Daraufhin verlässt ihn auch noch seine Frau. Alles was Ken jetzt noch besitzt sind ein alter Kombi und ein Wohnwagen, in dem er von nun an leben muss. Mit einem Schussapparat, wie er auf Schlachthöfen verwendet wird, möchte Ken Selbstmord begehen, wird aber von seinem besten Freund Dave davon abgehalten. Danach möchte er die Leiterin der Bank ermorden, was dadurch verhindert wird, dass sie sich nicht mehr in der Zweigstelle befindet.

Schließlich richtet sich sein Hass auf den obersten Bankmanager, welchen er betäubt, entführt und in seinem leerstehenden Firmengebäude auf einer selbstgebastelten Waage über einem Becken baumeln lässt, dass Säure enthalten sollte. Nun treibt er mit ihm ein zynisches uns sadistisches Spiel. Als Gegengewicht nimmt er mehrere Säcke mit Pennystücken und Bündel mit Bankbriefen und schiebt immer ein bisschen was von der Waage, sodass der Bankmanger sich mehr und mehr in Richtung des Beckens bewegt. Sein Winseln und Klagen machen keinen Eindruck auf Ken. Schließlich bietet er ihm an, seine Bank anzurufen und führt im grinsend die Prozedur mit den ständig zu wählenden neuen Durchwahlen und Warteschleifen vor...

Diese Folge ist kein Thriller im Sinne der meisten Beiträge dieser Reihe. Allerdings kommt der typisch britische Humor und Zynismus hier sehr gut rüber. Dennis Waterman spielt die Hauptrolle wirklich brilliant. Die trägen, formgebundenen und unflexiblen Behördenwege sind auch auf Banken 1:1 übertragbar und wirklich aus dem Leben gegriffen. Die Aussage von Kens Sekretärin, sie müsse sich durch die verschiedenen Durchwahlen durchkämpfen um schlussendlich in einer Warteschleife zu landen, wo dann die Verbindung unterbrochen wird und das ganze Spiel von Neuem beginnt, kommt mir selber sehr bekannt vor. Kens Zynimus ist unschlagbar als er vor dem wehrlosen und winselnden Bankmanager die Prozedur vorführt und nach Ankündigung der Vorwahlen sagt "I think, lowering the chairman into acid is all other inquirys" (Ich denke, den Bankmanager in Säure zu tunken fällt unter "allgemeine Auskünfte"). An anderer Stelle sagt er "You are suspended, like my bank account" (Sie sind in Schwebe, wie mein Bankkonto.). Seine Idee, den Bankmanager im Firmengebäude verschwinden zu lassen dokumentiert er mit: "As the bank effectively owns this place now, you should be one of its fixed assets". (Da die Bank dieses Gebäude nun besitzt, sollten sie hier ein fixer Vermögenswert sein.)

Fazit: kein wirklicher Thriller, aber durchzogen von britischem schwarzem Humor und damit sehr unterhaltsam. Auch die Gags am Schluss verfehlen nicht ihre Wirkung. Da es sich bei dem Bankmanager um einen skrupellosen Geschäftsmann handelt, dessen Politik es ist, kleine überschuldete Betriebe über die Klinge springen zu lassen und danach billig aufzukaufen um seine eigenen Gewinne zu erhöhen, hält sich das Mitleid des Zusehers mit diesem natürlich in Grenzen. 4 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

12.01.2015 18:37
#35 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Rangliste für Staffel 2

1.Victim (5 Punkte)
2.Passion (5 Punkte)
3.Swansong (5 Punkte)
4.Memories (5 Punkte)
5.Disposal (4,5 Punkte)
6.Flashback (4 Punkte)
7.Regrets (4 Punkte)
8.Rage (3 Punkte)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2015 19:24
#36 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Dann auf zur dritten und letzten Staffel:



Murder in Mind: Echoes

Episode 16 der TV-Kriminalserie, GB 2003. Regie: Coky Giedroyc. Drehbuch: Anthony Horowitz. Mit: Tara Fitzgerald (Elizabeth Morton), Paul Rhys (Matthew Hopkins), James Wilby (Daniel Morton / Sir Richard Morton), Kate Magowan (Eloise Duvall), Matt Bardock (Charles Merrick), Jasper Britton (George Blakeney), Ann Ogbomo (Ella), Martin Jenkins (David Lewis), Joanna Scanlan (Diana Spearman), Peter Gordon (Registrar) u.a. Erstsendung: 25. Januar 2003, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Echoes
Elizabeth Morton verlegt gerade die Biografie des spiritistischen Mediums Matthew Hopkins. Und sie wird seine Hilfe eher brauchen, als sie zu vermuten gewagt hätte. Mit dem Fund eines viktorianischen Skeletts auf ihrem Grundstück beginnt für die Frau eine Tortur, denn der eheliche Landsitz der Mortons scheint über einen Hausgeist zu verfügen. Dieser, eine kranke, weinende Frau, ist mit der Morton’schen Familiengeschichte eng verbunden. Was geschah vor über 100 Jahren in dem Zimmer, das heute als Bad benutzt wird? Und was hat es mit dem Gedicht des ermordeten Poeten Blakeney auf sich?


Mit geschickten Kniffen verband Anthony Horowitz die moderne Geschichte von Elizabeth Morton mit dem unter dem Staub der Jahre verborgenen Schicksal Eloise Duvalls. Für „Murder in Mind“ sind die period scenes eine ungewöhnliche Ergänzung, die zum besonderen Gefühl dieser Episode beiträgt, auch wenn gerade die aktuelle Geschichte wie für die Serie gemacht erscheint: ein mysteriöses Geheimnis aus der Vergangenheit, Spuk und Angst und Ermittlungen, die aus dem Gefühl des eigenen Unbehagens heraus motiviert sind. Das Rezept, dem Mörder für die gesamte Episode über an der Seite zu stehen, verliert sich mit den zwei Parallelhandlungen zwangsläufig, wird aber – ausnahmsweise – nicht wirklich vermisst, weil es der Episode gelingt, ihre Schwerpunkte anderweitig zu setzen.

James Wilby ist in einer interessanten Doppelrolle zu sehen, in der er zwei sehr unterschiedlichen Männern sein Gesicht leiht. Tara Fitzgerald als verängstigte Frau mit vielen offenen Fragen wendet sich an ein Medium, was der Folge einen übersinnlichen Touch verleiht. Dabei muss bemerkt werden, wie geerdet und businesslike der Mann mit dem zweiten Gesicht über seine „Begabung“ spricht – eine Haltung, die der Episode gut tut, weil sie dadurch nicht ins Übertriebene abgleitet, sondern sich fast schon ein wenig in Understatement übt.

Einen kleinen Abzug gebe ich für die letzte Szene, die zwar den Kreis schließt, aber für heutige Verhältnisse unrealistisch und eher wie eine Formsache wirkt. Sie funktioniert auch deshalb nicht, weil der Zuschauer Daniel Morton zwar als Ehebrecher, aber nicht als Verbrecher mit bösen Absichten kennengelernt hat und ihm deshalb auch nicht unbedingt etwas Schlechtes wünscht.

Zwischen gestern und heute wirft ein Verbrechen aus der Vergangenheit lange Schatten. „Echoes“ ist ein unaufgeregter Geisterthriller, der nicht einmal versucht, für alle Vorkommnisse logische Erklärungen zu finden. Er konzentriert seine Energie lieber auf die Schilderung zweier simultan ablaufender Geschichten, die durch den Reiz historischer Szenen aufgewerten werden. 4,5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.01.2015 19:26
#37 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Echoes:

Im Garten des Ehepaares Morton wird beim Austausch von Leitungen ein Skelett ausgegraben. Dieses stammt von dem Dichter George Blakeney, der im 19 Jahrhundert ebendort ermordet wurde. Unmittelbar nach dem Fund ereignen sich im Hause seltsame Spuk-Phänomene, von denen in erster Linie Elisabeth Morton betroffen ist. Ein Braten verschwindet spurlos, der Kühlschrank entleert sich nachts von selbst und die Klagelaute und das Weinen einer Frau sind hörbar. Schließlich erscheint Elisabeth sogar der Geist der Frau, einmal wie ein Spiegelbild auf dem Bildschirm ihres Computers, ein andermal sogar hautnah. Da ihr ständig abwesender Ehemann Daniel keine große Hilfe ist und die Sache auch nicht ernst nimmt, wendet sich Elisabeth an den medial begabten Matthew Hopkins. Dieser spürt sofort, dass das Echo einer mörderischen Erinnerung wie ein Schatten über dem Haus liegt. Elisabeth forscht in der Familiengeschichte Ihres Mannes nach und stößt auf eine dunkle Episode aus viktorianischer Zeit. Diese handelt von vorgetäuschter Liebe, Erpressung und zwei Morden rund um Daniels Ahne Sir Richard Morton.

Echoes ist zur Abwechslung mal eine richtig übersinnliche Geistergeschichte, was mir natürlich alles andere als unangenehm ist. Die Haupthandlung liegt in der Gegenwart, wird aber von ständigen Rückblenden ins 19. Jahrhundert begleitet, da sich das Verbrechen ja dort abgespielt hat. Es wird ein längst vergangener Kriminalfall aus viktorianischer Zeit aufgedeckt, was sehr schön umgesetzt wurde. Das Verbrechen wird durch eine Kombination aus medialen Eingaben, Recherchen und der Deutung von Blakeneys Gedichten entschlüsselt. Es kommen keine Seancen und Geisterbeschwörungen vor. Im Gegenteil bemerkt Matthew Hopkins, man könne mit Geistern nicht reden. Sie würden nicht zuhören. Man muss ihnen folgen, um etwas von ihnen zu erfahren.

Elisabeth ist eine durchaus resolute Frau, die sich weder von ihren Eheproblemen noch der Spukgeschichte aus der Bahn werfen lässt, sondern diesen Widrigkeiten in ihrem Leben mutig die Stirn bietet.
Nachdem der historische Kriminalfall aufgedeckt ist, sollte die Folge eigentlich zu Ende sein, würde man meinen. Doch präsentiert der Schluss dann als Sahnehäubchen noch eine makabere Rache aus dem Geisterreich.

Fazit: Ein fein ausgedachter Plot, der sich auf zwei verschiedenen Zeitebenen bewegt und die von mir so geliebten Gothic-Elemente beinhaltet. Damit 5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2015 14:37
#38 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Favours

Episode 17 der TV-Kriminalserie, GB 2003. Regie: Frank W. Smith. Drehbuch: J.C. Wilsher. Mit: Gary Kemp (Jamie Holt), Gaynor Faye (Alyson Holt), Bruce McGregor (PC Wayne Dugdale), Charlotte Avery (Nadine Hadley), Phil Davis (Chaz Hadley), Gary McDonald (DC Jed Culshaw), Jade Garlick (Cheryl Holt), Nathan Garlick (Ian Holt), Peter Alexander (Walker) u.a. Erstsendung: 2. Februar 2003, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Favours
Jamie und Alyson Holt haben ihr Paradies gefunden: Sie betreiben irgendwo in der Einöde der Pennines einen Pub, der hauptsächlich von den immer rarer werdenden Wanderern frequentiert wird. Die finanzielle Schieflage der Holts verschlimmert sich zusehends, sodass es für Jamie ein Glück im Unglück ist, als er zufällig auf seinen alten Bekannten Hadley trifft. Dieser weiß um Jamies kriminelle Vergangenheit und bietet ihm 50’000 Pfund für einen Gefallen an: den Mord an einem Drogenhändler und Zuhälter aus London. Niemand wird über diese Distanz hinweg Verdacht schöpfen, beruhigt ihn Hadley. Doch nach dem Mord stellt sich heraus, dass das Opfer in Wahrheit gar kein Verbrecher war ...


Ein wenig abenteuerlich ist sie ja schon, die Geschichte vom verurteilten und geflohenen Schwerverbrecher, der sich in den abgelegenen Bergen ein neues Leben aufbaut. Und sie erfordert, dass der Zuschauer zwei Dinge schluckt: dass erstens Ehefrau Alyson sich mir nichts, dir nichts auf einen Mann ohne Vergangenheit einlässt und dass zweitens zwei alte Bekannte sich einfach so über den Weg laufen, weil sie zufällig planen, sich in der gleichen gottverlassenen Gegend niederzulassen. Naja. Wenn man die Handlung von „Favours“ so weit verdaut hat, eröffnet sich die geradlinig erzählte Geschichte jener alten Weisheit, dass der Hang zum Verbrechen selbst dann noch Leben zerstören kann, wenn sich der Tunichtgut mittlerweile gewandelt hat und eigentlich nicht mehr in alte Verhaltensmuster zurückfallen wollte (wehret also allen Anfängen!).

Gary Kemp überträgt die von Gewissensbissen und der bedingungslosen Entschlossenheit, für ein Schloss in den Wolken zu kämpfen, getriebenen Handlungen sensibel aus dem etwas unglaubwürdigen Drehbuch auf den Bildschim. Ob er sich als Sympathieträger eignet, muss jeder für sich entscheiden – auf jeden Fall trägt er sich mit guten Absichten, tappt dabei aber naiv in diverse Fettnäpfchen, die von neuerdings aus dem Nirgendwo Nordenglands operierenden Supergangstern wie Chaz Hadley ausgelegt wurden. Hadley wird von Phil Davies gespielt, der unter den Lesern wohl am bekanntesten für seine Rolle als Taxifahrer in der ersten „Sherlock“-Episode „A Study in Pink“ ist. Wie auch dort scheut sich Davies nicht davor, dem Zuschauer die abstoßende Seite seiner Rolle mittels gezielter Übertreibungen nahezubringen.

Auch wenn es vielleicht nachvollziehbarer gewesen wäre, die Handlung irgendwo im Sumpf einer Großstadt anzusiedeln, so spielt die Natur eine zumindest fürs Optische der Episode bedeutsame Rolle – gleichsam unterstreicht sie auch die Einsamkeit Jamies, der die Bürde seiner Vergangenheit und auch seiner jetzigen Taten stillschweigend allein zu tragen hat. In Hinblick auf die emotionale Seite der Geschichte wäre etwas weniger allerdings vielleicht mehr gewesen – gerade zum Ende hin.

Die romantisierte Version des an seinen Verbindungen zur Unterwelt zerbrochenen Mannes besticht vor allem durch atmosphärische Aufnahmen aus Nordengland. Inhaltlich ist sie etwas dünn, was durch die treffsichere Darstellerauswahl zwar nicht überdeckt, aber immerhin ein Stückweit entschuldigt wird. 3,5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.02.2015 14:37
#39 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Favours:

Jamie Holt ist ein geflohener Sträfling und Mörder, der sich in eine ländliche Gegend zurückgezogen, eine Familie gegründet und ein Pub übernommen hat, welches sich mittlerweile tief in den roten Zahlen befindet.
Nach 10 Jahren wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als sein ehemaliger Partner Chaz Hadley auftaucht und von Ihm gegen Geld einen Mord an Jed Culshaw, der ihn aufs Land begleitet hat, verlangt. Er droht ihm, ihn zu verraten, sollte er nicht mitmachen wollen. Auch Chaz gibt vor, ein ehrliches Leben beginnen zu wollen, wird aber laut eigener Aussage von Jed daran gehindert. Dieser betreibt angeblich regen Handel mit Drogen und Prostitution und missbraucht Chaz dazu, sein Geld reinzuwaschen, da er ihn in der Hand hat.
Schließlich nimmt der, sich in arger existenzgefährdender Geldnot befindliche, Jamie das Angebot an und fährt eines Nachts nach London, während Chaz sich in dessen Pub das notwendige Alibi verschafft.
Tatsächlich trifft er auf Jed und ermordet ihn in dessen Wohnung, wobei dieser noch Zeit hat, über sein Mobiltelefon einen Polizeialarm auszulösen. Wie war sowas möglich? Jamie fährt zurück auf`s Land und stellt Chaz zur Rede. Er erfährt, dass dieser ihn zwar belogen, jedoch schon für einen Sündenbock gesorgt hat, welcher beide entlasten sollte…..

Favours besticht vor allem durch schöne englische Landschaftsaufnahmen. Die Handlung spielt in Nordengland. Nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis, der im Rückblick dargestellt wird, flüchtet Jamie durch eine wildromantische, verlassene Gegend und lässt sich in einem kleinen abgelegenen Dorf nieder, wo er schließlich eine Familie gründet. Fast wie im Märchen. Doch gibt es in England tatsächlich einige Gegenden, die den Eindruck vermitteln, fernab der Zivilisation zu sein.

Eigentlich wird Jamie als nicht unsympathischer Mensch dargestellt, der tatsächlich bemüht ist, ein ehrliches Leben zu führen, durch widrige Umstände jedoch wieder in seine alten verbrecherischen Muster zurückfällt. Seine Tat führt zu einem Folge-Verbrechen und es lässt sich nicht vermeiden, dass die Spuren zu ihm führen. Auch seine Frau hat immer schon geahnt, dass er eine dunkle Vergangenheit besitzt. Eigentlich war er bei ihr sehr gut aufgehoben, da sie immer ein einfaches Mädchen vom Lande war, die Familie und Beziehung als höchste Werte anpreist, jedoch auch Freundschaft, wodurch sie unbewusst die richtige Fährte legt.

Der Schluss ist leider etwas unspektakulär geraten. 3 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2015 21:04
#40 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Stalkers

Episode 18 der TV-Kriminalserie, GB 2003. Regie: Gerry Poulson. Drehbuch: Gregory Evans. Mit: Natasha Little (Hat Vezey), Neil Morrissey (Stephen Kite), Barbara Flynn (Grace Fisher), Rakie Ayola (Cally), Edna Dore (Grandmother Kite), Daniel Flynn (Pete), Carla Du Bois (WPC Liz Drew), Andrew Hallett (PS Gary Young), Denica Fairman (Publisher) u.a. Erstsendung: 15. Februar 2003, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Stalkers
Hat Vezey ist eine erfolgreiche Malerin und Kinderbuchautorin. Privat hat sie gerade mit einer schwierigen Beziehung abgeschlossen, als sie Stephen Kite in einem Zeichenseminar kennenlernt. Stephen macht einen netten, wenn auch etwas aufdringlichen Eindruck. Erst, als er sich vehement Zutritt zu Hats Wohnung verschafft, fällt der Frau auf, dass sie sich einen Stalker angelacht hat. Stephens Anfälle werden zunehmend unangenehmer und bedrohlicher. In einer besonders aufgeladenen Situation bekommt Hat Unterstützung von einer unbekannten Frau, die sich als Mutter eines früheren Opfers von Stephen herausstellt ...


Schon der Episodentitel verspricht unheimliche und spannungsgeladene Unterhaltung, die sich vor allem durch die Ohnmacht und Hilflosigkeit des Stalking-Opfers auszeichnet. Sowohl Natasha Little als auch Neil Morrissey lassen den vom Script abverlangten Emotionen dann auch freien Lauf und adeln „Stalkers“ zu einem Thriller mit Gänsehaut-Garantie. Das Zittern fängt schon frühzeitig an und hält bis zum Finale durch – zwischendrin findet sich der entsprechende Raum für allerlei Perversitäten: eine Überwachungskamera, ein Kellerverließ, gegenseitige Anschläge ... Gleichzeitig nutzt die Folge die kleinen Chancen, die düstere Geschichte aufzulockern – solche bieten sich z.B. in der skurrilen Zeichnung der Nebenrollen von Hats Nachbarin oder Stephens Großmutter.

Der Strudel der Stalking-Attacken sorgt für ein konsequentes Anziehen der Spannungsschraube, die am Ende ordentlich fest sitzt. Als problematisch erweist sich dabei die doch relativ kurze Laufzeit der „Murder in Mind“-Episoden, denn „Stalkers“ wirkt am Schluss abrupt abgeschnitten – das Ende hätte eigentlich ausgebaut werden müssen, anstatt Hat vor einem gar nicht so unausweichlichen Schicksal einknicken zu lassen. Seltsam finde ich außerdem das „-s“ am Ende von „Stalkers“, weckt es doch falsche Erwartungen in Bezug auf die Anzahl der Verrückten in dieser Folge. Sollte Hats Integrität durch ihre vorherige Beziehung etwa tatsächlich in Zweifel gezogen werden? Oder war es das Ziel des Autors, durch den Stalker-Plural auch die Helferin Grace Fisher unter den Verdacht zu stellen, Hat Böses zu wollen? Nichts genaues weiß man nicht ...

Auch wenn „Murder in Mind“ eigentlich fürs Forum eine der moderneren Serien ist, so ist es doch nun schon zwölf oder mehr Jahre her, dass die Folgen gedreht wurden. Das bringt auch den einen oder anderen Nostalgie-Schwung mit sich, z.B. was die Musik angeht, die hier und da im Radio läuft und beim heutigen Sehen an alte Ohrwürmer erinnert. So ist in „Victim“ „In Your Eyes“ von Kylie Minogue zu hören, in „Stalkers“ läuft Mobys „We Are All Made of Stars“. Seelige 00er-Jahre!

Hier geht es wirklich gruselig zu: Der Obsession eines fremden Menschen ausgeliefert zu sein, drängt selbst eine patente Frau wie Hat ins Abseits. Mord wird hier wieder einmal als Ausweg aus einer anderweitig nicht lösbaren Situation aufgezeigt, der moralisch nicht zu verurteilen ist, sondern das geringste Übel darstellt. Dementsprechend unsympathisch erscheint die Polizei. Dem stehen brillante Leistungen von Little und Morrissey gegenüber. Das unbefriedigende Ende verhindert die eigentlich greifbare volle Punktzahl. 4,5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.02.2015 21:05
#41 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Stalkers:

Die Kinderbuchautorin Hat Vezey findet keine Ruhe mehr, nachdem der krankhafte Stalker Stephen Kite auf sie aufmerksam wird. Er ruft sie nachts an, besucht einen Mal-Kurs für den sie als Leiterin einspringt und beschädigt deren Auto um ihr eine Mitfahrgelegenheit anbieten zu können. Es gelingt ihm unter dem Vorwand, er müsse auf die Toilette, sich sogar Zutritt in ihre Wohnung zu verschaffen. Dort lässt er einige Gegenstände mitgehen und postiert eine Überwachungskamera, mit der er sie Tag und Nacht beobachtet. Da er nun über jeden Ihre Schritte bestens informiert ist, begegnet sie ihm immer und überall und weiß weder ein noch aus. Schließlich kommt es zu einem Zwischenfall in Hats Wohnung, wo ihr eine unbekannte Frau zur Hilfe eilt, die Stephen eine Dosis aus ihrem Pfefferspray verpasst. Die Polizei wird eingeschalten, nimmt die Sache aber nicht ernst, da Stephen geschickt die Aufmerksamkeit auf Hats, im Zusammenhang mit einer gescheiterten Beziehung stehenden, seelischen Probleme lenkt. Die unbekannte Helferin entpuppt sich als die Mutter eines früheren Stalking-Opfers von Stephen, welches von ihm in den Selbstmord getrieben wurde. Nachdem sie erkennt, wie gefährlich Stephen werden kann und wie wenig sie sich auf die Polizei verlassen kann, fasst Hat den Entschluss durch ein Date Stephen in eine Falle zu locken und zu beseitigen.

Stalkers hat einen recht guten Spannungsaufbau und holt einiges aus der Hauptdarstellerin heraus. Die sensible, verängstigte junge Hat zeigt sich gegen Schluss hin von einer ganz anderen Seite und überrascht damit den Zuseher. Dass ein derart penetrantes Stalking, wie hier dargestellt, nicht durch die Hilfe der Polizei „abgestellt“ werden kann ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber egal. Der Spannung tut das keinen Abbruch, im Gegenteil. Trotzdem gehört „Stalkers“ für mich nicht zu den großen Highlights der Serie. Vor Allem die brenzliche Situation am Schluss hätte m.E auch anders gelöst werden können. 4 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.02.2015 15:14
#42 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Suicide

Episode 19 der TV-Kriminalserie, GB 2003. Regie: Sven Arnstein. Drehbuch: Simon Sharkey. Mit: Diana Rigg (Jill Craig), Nick Reding (Scott Martin), John Bowe (Graham Brody), Jonathan Timmins (Andrew Brody), Eddie Brindle (Young Scott Martin), Rachel Bell (Eleanor Bailey), Steve Toussaint (DC Chris Hewson), Kerry Godliman (DC Rhys), James Allen (PC Maple), Suzanne Sinclair (Sue Brody) u.a. Erstsendung: 22. Februar 2003, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Suicide
Jill Craig wird tot in ihrem Bett gefunden, auf dem Nachttisch eine Flasche Wein und eine leere Packung Antidepressiva. Zunächst wird ganz selbstverständlich von einem Selbstmord ausgegangen, doch eine genauere Untersuchung der Umstände legt offen, dass hier ein getarnter Mord vorliegen muss. Schnell findet die Polizei den Täter: Jill Craig hatte kaum Kontakte, verbrachte allerdings viel Zeit mit dem polizeibekannten Tunichtgut Scott Martin, der für sie Arbeiten in Haushalt und Garten erledigte und zu dessen Gunsten sie nun auch ihr Testament gemacht hatte. Dass auch diese Erklärung nicht ganz der Wahrheit entspricht, übersehen die Ermittler völlig!


In keiner „Murder in Mind“-Folge lernen wir die Hauptfigur so spät kennen: Erst nach 27 Minuten ist Diana Rigg erstmals erkenntlich (und lebendig) auf dem Bildschirm zu sehen – und doch schafft sie es im Handumdrehen, der Episode mit einer starken und emotionalen Schilderung ihren Stempel aufzudrücken. Hier beweist sich, was Produzent Paul Knight großmundig über die Serie behauptete: „These are riveting, good yarns with chunky, challenging parts for major actors“.

Die Position, in der sich Rigg befindet, ist typisch für „Murder in Mind“, weil sie dem klassischen Krimirollenverständnis nach zugleich den Part des Opfers, den des Täters und den des Allwissenden, der alles auflöst, übernimmt. Sie zeigt dabei selbst in einer unattraktiven Rolle als depressive Rächerin, dass sie in Würde gealtert ist und zu den großen Talenten des britischen Fernsehens zählt. Neben ihr verblasst die „zweite Geige“ Nick Reding regelrecht, auch wenn er sich alle Mühe gibt, das einfältige Ekel zu porträtieren.

„Suicide“ ist eine düstere Folge, was man schnell der gedämpften Atmosphäre des Bungalows und den nochmals um ihre Farbtöne beraubten Rückblenden entnehmen kann. Sie wurde allerdings gleichzeitig mit einigen Tricks aufgemotzt, die wie die Faust aufs Auge passen – darunter eine von langen Bewegungen dominierte Kameraführung, raffinierte Schnitte und kleine Animationen, z.B. von den für den Fall so wichtigen Fingerabdrücken. Ihr Ende führt erneut vor Augen, dass Gerechtigkeit ein flexibler Begriff ist und dass eines der Erfolgskonzepte von „Murder in Mind“ darin besteht, den Zuschauer auf moralisch fragwürdige Pfade zu entführen.

In „Suicide“ verliert Selbstmord seinen Tabustatus, indem er als Instrument und gleichzeitig als Auslöser für „eine größere Sache“ eingesetzt wird. Das Gesehene für gerechtfertigt zu halten, bedingt die blumige Ausschmückung der tragischen Charaktere, wobei allen voran Diana Rigg, aber auch John Bowe restlos überzeugen. Hier kann man das Urteil „aufregend“ einmal in einer anderen Bedeutung als der üblichen anwenden. Mutige 5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

18.02.2015 15:15
#43 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Suicide:

Jill Craig (Diana Rigg) ist eine ältere Dame, die nach 27 Jahren den Tod ihres Sohnes Andrew rächt. Dieser wurde als 13-Jähriger 1975 von dem „Bully“ Scott Martin täglich schikaniert und in den Selbstmord getrieben. Nun wäre sein 40ster Geburtstag.
Jill hat nach ihrer ersten Ehe ihren Namen geändert und alle Spuren ihres früheren Lebens ausgelöscht. Sie macht Scott ausfindig und erkennt rasch, dass dieser in so ziemlich allen Lebensbereichen als Versager dasteht. Er führt eine verkrachte Existenz, ist mehrfach vorbestraft und von der Sozialhilfe abhängig.
Die hochintelligente, aber schwer depressive, Jill schmiedet einen teuflischen Plan. Sie freundet sich zum Schein mit Scott an, spielt die vereinsamte Witwe, und engagiert ihn einmal wöchentlich als „Mädchen für Alles“, der verschiedene Arbeiten in Haus und Garten erledigen sollte. Dabei dokumentiert sie dessen Leistungen wie folgt: „He carried out all his works with the same ineptitude and carelessness“ ("Er erledigte alle seine Arbeiten mit derselben Unfähigkeit und Nachlässigkeit“). Sie trinkt mit ihm und führt lange Gespräche, bei denen Scott seine Frustrationen und sein Selbstmitleid zum Ausdruck bringt.
Sie bittet Ihn, ein paar ihrer Lieblingsjuwelen zu verkaufen und ein vereinbartes Entgelt zu behalten, den Rest ihr auszuhändigen. Natürlich betrügt er sie dabei, was der schlauen Jill durchaus bewusst ist. Auch sorgt sie dafür, dass Scotts Fingerabdrücke auf Ihre Ohrringe kommen, indem sie diese hinter einen Kasten fallen lässt, wo Scott sie hervorholt. Auch füttert sie ihre neugierige Nachbarin mit zahlreichen Informationen, so z.B., dass sie ihre Antidepressiva nicht mehr nehmen muss, obwohl sie in Wirklichkeit die Dosis verdoppeln müsste.
Tatsächlich setzt sie die Pillen ab, um ihre Todessehnsucht zu verstärken. Schließlich mixt sie sich einen Cocktail aus Wein und , zu Pulver zerdrückten, Pillen, den sie zu sich nimmt. Zuvor reibt sie ihre Kleidung an jene von Scott und ihre Fersen am Teppich, um es so aussehen zu lassen, als wäre sie durch die Wohnung geschleift worden. Auch die Weinflasche mit dem Pulver ist, neben vielen weiteren Dingen, mit Scotts Fingerabdrücken versehen. Schließlich legt sie sich auf die „falsche Seite“ ihres Bettes und stirbt.
Aufgrund der sorgfältig ausgelegten „Beweise“ wird Scott ohne viel Federlesen wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Besonders belastend ist, dass Jill ihm in ihrem Testament obendrein noch ihr Haus vermacht. Allerdings dokumentierte sie ihre Vorgehensweise in einem Brief und schickte diesen ihrem damaligen Mann Graham, Andrews Vater. Dieser sollte schlussendlich entscheiden, ob er Scott entlasten wolle, oder nicht.
Nach sechs Monaten entschließt sich Graham, Scott eine Chance zu geben…

„Suicide“ ist eine ganz hervorragende Folge der Reihe. Die Idee um den, als Mord getarnten, Selbstmord bietet die Grundlage für eine extrem unterhaltsame Geschichte. Interessant ist hier für mich ein Wiedersehen mit der, in Ehren gealterten, Diana Rigg, die ich eigentlich nur aus den 60er-Jahren als Emma Peel (The Avengers) oder Tracy (On Her Majesty's Secret Service) kannte. Die Dokumentation ihrer Vorgehensweise, in der sie stets Scotts Dummheit und Unfähigkeit und die Vorhersehbarkeit seiner Handlungen hervorhebt, ist mit schwarzem Humor und Zynismus nur so gespickt.

Dem Charakter Scott Martin selbst gönnt man dessen Schicksal. An einer Stelle erklärt Jill, sie verließe sich bei ihrer Planung auf Scotts Dummheit und Gier.
Tatsächlich bewegt er sich frei von Schlauheit oder gar wachem Verstand durch sein Leben. Er zeigt weder berufliche noch soziale Kompetenzen. Abhängig vom staatlichen Wohlfahrtssystem, sich in einer unharmonischen Beziehung befindend, lügend und betrügend, suhlt er sich in Selbstmitleid. Das Ganze wird durch die Schlussszene noch unterstrichen, wo lautstarke Reibereien im Gefängnis schließlich sein weiteres Schicksal abzeichnen, nachdem er auch bei seiner letzten "Prüfung“ versagt hat.

Eines der Highlights der Serie. 5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.02.2015 22:09
#44 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Contract

Episode 20 der TV-Kriminalserie, GB 2003. Regie: Adrian Bean. Drehbuch: Guy Burt. Mit: Adam Faith (Terry Cameron), Jamie Theakston (Simon Talbot), Andrew Clover (Greg), Raji James (Anthony), Christine Adams (Chloe), William Chubb (James Carlson), Alex Hassell (Jules), Jennifer Draper (Lecturer), Laura McNair (Secretary), Phoebe Steer (Little Girl) u.a. Erstsendung: 3. April 2003, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Contract
Als ihre riskanten Veruntreuungen aufzufliegen drohen, beschließen drei Londoner Finanzexperten, den Mann aus dem Weg zu räumen, der ihre Machenschaften zu enttarnen gedenkt. Selbst wollen sie sich die Hände nicht schmutzig machen, also sichern sie sich die Hilfe eines Auftragskillers. Weil der für seinen Berufsstand einen ausnehmend harmlosen Eindruck hinterlässt und außerdem erst eine Zahlung nach Vollbringen des Geschäfts fordert, glaubt das Jungganoventrio, ihn übers Ohr hauen zu können. Killer Terry erledigt seinen Teil des Jobs – und er sorgt auch mit Nachdruck dafür, dass ihn die Jungs künftig nicht mehr für harmlos halten ...


Die City Boys sind das Phänomen der modernen Gesellschaft und der fortgeschrittenen Tertiärisierung der Wirtschaft, zu dem die Briten mit bewundernder Abneigung heraufschauen. In ihren Büros in den Geschäftshäusern der Londoner City (hier im Bau zu sehen der berühmte „Gherkin“) schlagen sie, ohne mit der Wimper zu zucken, Millionenbeträge um und entscheiden mit eiskalter Professionalität über Wohl und Wehe großer Firmen, haben dabei aber hauptsächlich ihren eigenen Profit im Kopf. Klar, dass in „Murder in Mind“ auch diese Personengruppe ihr Fett wegbekommt – wenn auch in der Zeichnung von Simon, Greg und Anthony so viel abgebrühtes Klischee steckt, dass man sie zunächst kaum ernstnehmen möchte.

Das bessert sich im Laufe der Zeit, weil die Herren – in unterschiedlichem Tempo – ihre Pokerfaces verlieren und gegen angstverzerrte Fratzen eintauschen, als der Auftragskiller den Spieß plötzlich umdreht und sie zur Zielscheibe macht, nachdem sie ihn zu prellen versuchten. Auf diese Weise gelingt ein packendes Katz- und Maus-Spiel, das leider ein wenig zu behäbig in seiner Anlaufzeit ist, auch wenn man eigentlich nicht behaupten kann, viele unnötige Szenen zu sehen.

Adam Faith spielt den Profi mit ebenso abgeklärter Coolness, wobei er trotz rekordverdächtiger vier Morde im Episodenverlauf (plus einen nach dem Abspann) als Sympathieträger und sogar als liebender Großvater gezeigt wird. Im gleichen Maße, in dem ihn diese persönliche Seite die Gunst des Publikums sichert, disqualifiziert sie ihn in den Augen der City Boys, die dem Zuschauer als ähnliches Übel verkauft werden wie die „Freunde“ von der Bank in „Regrets“.

Die ins Fantastische abgleitende Geschichte erinnert an eine Kreuzung aus „Flame“, „Regrets“ und „Vigilante“ und zeigt, dass es für „Murder in Mind“ schwierig wurde, das selbst vorgelegte hohe Level an Kreativität lückenlos einzuhalten. „Contract“ hat seine Höhepunkte in den harten Mordszenen und der stetigen Temposteigerung, bietet aber mit etwas zu vielen Klischees auf. 4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

18.02.2015 22:12
#45 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Contract:

Die drei Yuppies Simon, Anthony und Greg verstehen es, beträchtliche Geldsummen von Ihrer Firma abzuzweigen, was allerdings von ihrem Chef James entdeckt wird. Dieser stellt Simon zur Rede, welcher verspricht das "Missverständnis" zu bereinigen. Die Zeit drängt, da innerhalb einer Woche die gesamte Buchführung einem Ausschuss präsentiert werden muss. Tatsächlich hecken die drei einen Plan aus, James über einen Killer töten zu lassen und die Buchungen so zu manipulieren, dass ihm die Schuld am Verschwinden des Geldes angehängt werden sollte. Simons Dealer sorgt für den Killer. Dieser nennt sich Terry (Adam Faith) und entpuppt sich als großväterlicher Typ fortgeschrittenen Alters. Das besagte Trio zweifelt zuerst an der Kompetenz Terrys, was sich noch als fataler Irrtum herausstellen sollte. Der Deal wird besiegelt. Terry sollte James töten und dafür 25.000 Pfund erhalten, welche in einer Mülltonne deponiert werden müssen. Doch dann geschieht das Unfassbare. James stirbt während eines Vortrags eines natürlichen Todes, an einer massiven Herzattacke.

Das Trio ist außer sich vor Freude und kann sein Glück kaum fassen, zumal sie sich nun auch das Geld für den Killer sparen können. Oder etwa doch nicht? Terry erscheint in Simons Büro und fordert die 25.000 Pfund ein, wird aber von ihm hinauskomplimentiert. Kurz darauf ermordet er Anthony in einem fingierten Unfall. Simon und Greg sind schockiert und beschließen zu zahlen. Doch wird der vereinbarte Betrag von Terry nicht mehr akzeptiert, da er sich auf die "Rule of Four" beruft, die besagt, dass bei verspäteter Zahlung der Betrag um das vierfache erhöht wird. Simon arrangiert die Zahlung von nunmehr 100.000 Pfund. Trotzdem wird auch Greg von Terry ermordet. Der Schluss wartet mit der überraschenden Aufdeckung eines klug eingefädelten falschen Spiels auf...

Contract ist ein sehr spannender und clever durchdachter Beitrag. Das Ende präsentiert eine unerwartete Überraschung und eine makabere letzte Szene. Die Rolle des Terry verkörpert Adam Faith (1940-2003), der in den späten 50er und frühen 60er-Jahren als Rockmusiker Furore machte. Er starb leider kurz nachdem diese Folge fertiggestellt wurde. Terry ist ein, auf den ersten Blick, aufgrund seines Alters, zwar harmlos wirkender, aber eiskalter und brutaler Profi, der nach dem strikten Codex lebt, dass Vereinbarungen wörtlich einzuhalten sind. Dies wird auch im Umgang mit seiner kleinen Enkelin verdeutlicht, der er Geld für den Spielautomaten mit der "Auflage" gibt, den Gewinn zu teilen, was dann auch tatsächlich erfolgen muss. Großstadt-Yuppies hält er generell für feige Weicheier, welche ihm auch in keinster Weise gewachsen sind. Seine Morde sind kompromisslos und brutal. Die Frage, ob James wirklich eines natürlichen Todes gestorben ist, oder ob Terry dabei nachgeholfen hat, bleibt offen. Ich würde eher auf Letzteres setzen.

5 von 5.

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