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Dieses Thema hat 55 Antworten
und wurde 2.547 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.11.2014 16:00
#16 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Disposal

Episode 9 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Frank W. Smith. Drehbuch: J.C. Wilsher. Mit: Rob Brydon (Barry Coates), Geraldine Somerville (Angela Coates), Steven Pacey (Alex Cunningham), Helen Pearson (Sophie Cunningham), Kate Crutchley (Ma), Kenneth Hadley (Pa), Alan Graves (Matthew Cunningham), Eric Graves (Simon Cunningham), Ciaran Murtagh (Mugger), Estelle Williams (Executive) u.a. Erstsendung: 27. Januar 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Disposal
Aus Zufall zeichnet Barry auf seinem neuen Handy ein Gespräch auf, das enthüllt, dass seine Frau eine Affäre mit ihrem Schwager unterhält. Barry hält seine Eifersucht so geschickt unter Kontrolle, dass niemand etwas von seiner Entdeckung erfährt. Ein Überfall auf nächtlicher Straße bringt ihn auf die Idee, selbst einmal in die Rolle des anonymen Angreifers zu schlüpfen und dabei Schwager Alex zu erstechen. Dass er als Planer für die städtische Abfallentsorgung arbeitet, erleichtert Barrys Vorgehen nochmals. Er hat sich endgültig entschlossen, den Beziehungsmüll auszumerzen!


Man kann sicher nicht sagen, dass J.C. Wilsher mit dem Drehbuch zu „Disposal“ das Rad neu erfand. Geschildert wird eine typische Dreiecksbeziehung, die durch Arbeitskontakte entsteht und in dieser Form eine lange Tradition in Krimis aufweist. Auch die Idee, den Mord wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen, ist alles andere als innovativ. Und doch versteht es die Episode, von Anfang bis Ende zu unterhalten. Der Grund hierfür ist einerseits das unglaublich methodische Vorgehen von Barry, andererseits aber auch die Art und Weise, in der dieses Vorgehen dem Zuschauer nahe gebracht wird: Mitten in verschiedenen Szenen löst sich Barry aus der Realität der Handlung und spricht als eine Art Erzähler mit direktem Blick in die Kamera das Publikum an, klärt sie über seine Vorhaben und über seine Gefühlswelt auf, rechtfertigt seine Schritte und stellt sich als brillantes Planergenie dar.

Auf diese Weise wird der unscheinbare Technik- und Organisationsfreak zu einer der originellsten Hauptrollen von „Murder in Mind“. Rob Brydon, dessen Darstellung von einer ähnlichen Rolle in der damals aktuellen Serie „Marion & Geoff“ inspiriert wurde, zeigt den Emotionsreichtum eines Mannes, der von seinem Umfeld als schwacher Nerd wahrgenommen wird. Zudem werden geschickt Akzente gesetzt, in denen man sieht, dass die beste Organisation nicht vor Fehlern schützt – etwa wenn eine Zeugin Barry am Tatort ohne Kapuze sieht oder wenn Alex nicht sofort tot ist.

Stark gestaltet sich darüber hinaus das Zusammenspiel von Brydon mit Filmehefrau Geraldine Somerville, wobei sich die beiden geschickt gegenseitig Täter- und Opferrolle zuschustern, für keine der beiden Seiten wirkliche Sympathie aufkommt und man trotzdem mit dem Paar mitfiebert, weil immer wieder betont wird, wie schrecklich ein Bekanntwerden der Affäre für die gesamte Familie wäre.

In einem gut erprobten inhaltlichen Umfeld gelang mit der Metapher der Müllentsorgung (Mord als Entfernen von Abfall und Sauberhalten des Organismus) ein ebenso gelungener Schwerpunkt wie mit der Idee der an den Zuschauer adressierten Zwischentexte, die am Ende geschickt umgekehrt werden. Starke Darstellerleistungen, vielleicht mit leichtem Hang zur Stereotypie. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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20.11.2014 19:45
#17 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Rage

Episode 10 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: David Innes Edwards. Drehbuch: Anthony Horowitz. Mit: Neil Dudgeon (Edward Buttimore), Annette Crosbie (Rose Buttimore), Philip Bird (Frank), Guy Scantlebury (Gareth Johnstone), Maggie O’Neill (Samantha Johnstone), Ross Boatman (DS Pryce), Raffaello Degruttola (Standring), Jane Spencer-Prior (Vicar), Barbara Bolton (Jean), Naoko Mori (Naomi) u.a. Erstsendung: 2. März 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Rage
An diesem Tag will nichts gutgehen: Vertreter Edward Buttimore ist mit einem Set neuer Küchenmesser unterwegs und erntet nur Absagen. Auf dem Rückweg baut er beinah einen Autounfall. Und an dem Mann, dessen Vorfahrt er nicht beachtet hatte, lässt er seine ganze Wut aus – praktisch, weil die Messer ja gleich griffbereit neben ihm im Wagen liegen. Mit einem schlechten Gewissen beladen, sucht Edward später den Kontakt zur Witwe seines Opfers, zu der er eine innige Beziehung aufbaut. Vielleicht kann ihm Samantha helfen, endlich aus der Bevormundung durch seine Mutter auszubrechen?


Im deutschsprachigen Raum ist Neil Dudgeon, der neue „Inspector Barnaby“, sicher einer der bekanntesten „Murder in Mind“-Gaststars. In „Rage“ spielt er – ohne Furcht davor, etwas dick aufzutragen – einen Verlierer nach Art von Alexander Bonaparte Cust, der als moderner Hausierer von Restaurant zu Restaurant zieht, um seine Küchenprodukte feilzubieten. Frustrationen wegen ständiger Ablehnungen und fehlender Ambitionen, seine schlechte Stellung hinter sich zu lassen, der Überbehütung durch seine Mutter und Bekannten, die ihn nicht ganz ernst nehmen, stauen sich nach und nach in ihm auf und brechen mit einem Mal in Form der titelgebenden „Rage“ hinaus.

Die von Anthony Horowitz verfasste Folge spielt bewusst mit den Informationen, die sie dem Zuschauer zukommen lässt, worüber man sich allerdings von Anfang an bewusst ist, wenn der eigentliche Vorfall zunächst gar nicht und dann nur in gedanklichen Rückblenden gezeigt wird. Auch später bekommt man eine weitere Szene zu sehen, die so nur in der Vorstellung von Edward Buttimore existiert. Das ist alles sehr überzeugend; schwierig vom gestalterischen Standpunkt finde ich aber, dass als Mörder nun zum dritten Mal hintereinander ein Schwächling und Außenseiter präsentiert wird. In Staffel 1 wurde noch gezeigt, dass jeder aus der Gesellschaft plötzlich zum Täter werden kann – so eine Botschaft würde auch Staffel 2 etwas aufpeppen.

Neben Dudgeon überzeugt vor allem Annette Crosbie als seine herrische Über-Mutter, was sich am besten in der Schlusssequenz bemerkbar macht, in der sich die Frage stellt, welche Art von Unfreiheit für Edward eigentlich die unangenehmere ist. Insgesamt ist die Folge zwar mit einem zu „Murder in Mind“ passenden bissigen Unterton inszeniert, kommt an die Highlights aber nicht heran, weil einige Charaktere zu offensichtlich und plump gezeichnet sind.

Es bedarf nicht unbedingt eines lange im Vorfeld geplanten und super ausgeheckten Mordes – auch Spontantaten können eine nachhaltige Wirkung erzielen. Die hier gezeigte Geschichte bleibt allerdings zu plakativ, was von den Schauspielern durch ein „übermotiviertes“ Spiel unterstützt wird. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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21.11.2014 15:30
#18 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Swan Song

Episode 11 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Frank W. Smith. Drehbuch: Anthony Horowitz. Mit: Samantha Robson (Tara Stevensby), Michael Greco (Mark White), Danny Webb (Derek Stevensby), Arthur White (Harry), Kim Evans (Vicki), Colin McFarlane (Ray Marker), William Ely (Euan Davies), Zac Benoir (Doctor), Jesse Birdsall (DS Mike Garrett), Jemma Churchill (DS Jane Shepherd) u.a. Erstsendung: 20. März 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Swan Song
Ihre Nächte verbringt Tara Stevensby als Sängerin in einem zweifelhaften Nachtclub. Als sich ihr Ehemann weigert, ihre musikalische Karriere weiter zu fördern, beschließt sie gemeinsam mit ihrem Liebhaber Mark, den Gatten umzubringen, um selbst an über das Geld verfügen zu können. Mark lauert Mr. Stevensby in der Tiefgarage auf und lässt den Mord wie einen gescheiterten Autodiebstahl aussehen. Er ahnt noch nicht, in welche Schwierigkeiten ihn seine Tat bringt, denn die Polizei ist ihm schon bald nach der Tat auf den Fersen. Und zu allem Überfluss ist der ermittelnde Superintendent ein alter Bekannter ...


Nicht nur mit dem Milieu des „Club 47“ weckt Anthony Horowitz Assoziationen mit den künstlerischen Praktiken des Film Noir, auch die Personenkonstellation erweist sich als durchaus ähnlich zu den Klassikern aus Hollywoods Schwarzer Serie. Für eine Femme Fatale hinterlässt Tara Stevensby zwar einen über weite Strecken durchaus sympathischen Eindruck, doch bei genauer Betrachtung ist es sie, die Mark den Floh mit dem Mord ins Ohr setzt, ist es sie, die von ihrem Arbeitgeber als eine besonders starke Frau beschrieben wird, und ist es auch sie, die sich in der spektakulären Auflösung als besonders durchtrieben herausstellt.

Samantha Robson füllt die zentrale Rolle der Nachtclubsängerin sehr überzeugend aus und darf auch einige Evergreens („Cry Me a River“, „Don’t It Make My Brown Eyes Blue“, „I Can’t Stand the Rain“) zum Besten geben, wobei der letztgenannte Titel in einer sehr ansehnlichen Parallelmontage als ihr Alibi bei einem Vorsingen dient und immer wieder zwischen dem brutalen Mord mit dem Brecheisen und ihrer offenkundig erleichterten und ekstatischen Gesangsperformance hin- und hergeschnitten wird.

Nicht unpassend zur Inspiration für die Folge wird auch Polizeigewalt als Mittel bei Untersuchungen thematisiert. Es liegt in der Natur der Fälle bei „Murder in Mind“, dass der Zuschauer durch die genaue Schilderung der Verbrechen aus Perspektive des Mörders seine Sympathien eher auf Täter- als auf Ermittlerseite ansiedelt, aber so unsympathisch und unrechtsstaatlich wie hier führte sich noch kein Polizist auf. Das ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf das ganz dicke Ende, das die Handlung von einer ganz anderen Seite beleuchtet ...

Eine Spelunke, Sex, brutale Verbrechen, klassisches Liedgut, eine Verfolgungsjagd und menschliche Abgründe – viel verbindet „Swan Song“ mit einem typischen Film Noir aus den 1940er Jahren. Die Herangehensweise bereichert „Murder in Mind“ um eine weitere faszinierende Facette, ist gerade in der Gestaltung der Ausgangssituation allerdings stellenweise zu langatmig geraten. 4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.11.2014 14:40
#19 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Nachdem ich jetzt auch schon die ersten 5 Folgen von "Murder in Mind" kenne und von der Serie begeistert bin, möchte ich auch noch ein bisschen was dazu schreiben. Da Gubanov ja schon recht ausführlich auf die einzelnen Folgen eingegangen ist, werd ich mich dabei eher etwas kürzer halten.

Teacher

Das bemerkenswerte an dieser Folge ist, wie Edward Palmers hübsche und nette Tochter, die Krankenschwester Catrin, zur kaltblütigen Mörderin mutiert und den erpresserischen Junkie als lebensunwertes Leben betrachtet. Getrieben wird sie dabei von der Angst nach ihrer Mutter nun auch ihren Vater zu verlieren. Außerdem kann sie den Gedanke nicht ertragen, zur Zielscheibe des Spotts zu werden, wenn dieser, ein angesehener Schuldirektor, für den Totschlag an einem Junkie in Verbindung mit homoerotischen Dienstleisungen verurteilt wird.
Während man sich in Edward Palmer sehr gut einfühlen kann und dieser wohl das Gewissen des Durchschnittsmenschen porträtiert, hat Catrin eine sehr viel härtere Persönlichkeitsstruktur. Etwas seltsam ist, dass sich Palmer, der ja genügend Geld und Ansehen besitzt, auf so eine billige Sache in einer ausgesprochen miesen Gegend überhaupt einlässt. Hätte er doch genügend Mittel, derartige "Rendezvous" in einem anderen Ambiente mit anderen "Dienstleistern" diskret zu arrangieren. Aber egal. Dem spannenden Aufbau tut das keinen Abbruch.
Palmers Persönlichkeit und seine Ungeschicklichkeit im Umgang mit der Situation wird sehr glaubhaft und lebensecht dargestellt. Lässt er doch seine Kreditkarte am Tatort liegen (oh Gott!). Versteckt er doch die Tatwaffe zu Hause im Schrank (peinlich) und gibt er vor der Polizei an, er wäre nicht in der Gegend gewesen, obwohl sein Auto dort gesehen wurde und die Polizei das bereits weiß. Typische Reaktionen einer Person, die in dieser Situation völlig unerfahren und überfordert ist.
Für diese Spannende Folge gebe ich gern 5 von 5.

Flame

Eine sehr interessante Folge und völlig anders gestrickt als der Vorgänger. Irgendwie erinnert mich diese an den Brad Pitt-Film "Fight Club", da eine Person namens Napeworth in Watermans Leben tritt um seine verfahrene eheliche Situation durch kaltblütigen Mord zu lösen. Dieser Mr. Napeworth existiert offensichtlich nur in Watermans Einbildung, worauf im Nachhinein vieles eindeutig schließen lässt. Seine Psyche greift hier offenbar zu einer erfundenen Realität um das schlechte Gewissen zu verdrängen. Oder doch nicht? Am Schluß wird ein Szenario präsentiert, das einiges an Fragen aufwirft. Eine Folge, die man sich wohl mehr als einmal ansehen sollte.
auch hier 5 von 5.

Motive

Mörderisches Ehepärchen killt Babysitterin. Aber warum? Die Antwort auf diese Frage erfahren wir erst am Schluß. Michael Davis begeht den Mord mit bemerkenswerter Kaltblütigkeit und schockt damit seine mitbeteiligte Frau. Nachdem er erkennen muss, dass die in solchen Dingen geschulten Ermittler sich nicht so leicht von einem Anfänger austricksen lassen fühlt er sich der Sache nicht mehr gewachsen und bricht unter der Last seines schlechten Gewissens zusammen. Nun ist seine Frau die starke und feilt mit einem kühlen Kopf an der weiteren Vorgehensweise, was zu einem weiteren Gewaltverbrechen ihrerseits führt. Sie möchte um keinen Preis der Welt ins Gefängnis.
Erst im Verlauf der Handlung offenbart sich die Situation des Pärchens die zur, für den verblüfften Zuschauer, völlig sinnlos erscheinenden Tat führt. Der Plot ist sehr gut durchdacht und könnte Anleihe bei Hitchcock haben.
auch dafür 5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
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23.11.2014 16:20
#20 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Dreimal 5 Punkte, das fängt ja wahrlich gut für dich an. Dein Einwand zu "Teacher" ist sicher berechtigt. Ich hatte das Gefühl, dass der Einstieg irgendwie nur als Mittel zum Zweck genutzt wird, weil er der Handlung ja eigentlich gar nicht auf Edward Palmers homosexuelle Neigungen ankommt. Hätte auch jeder andere Anlass sein können, z.B. Drogen, wobei das sicher dem Ansehen des Hauptdarstellers beim Zuschauer eher geschadet hätte. So lebt die Folge davon, dass man sich mit ihm statt mit dem Opfer identifiziert. Vor diesem Hintergrund hat mir die Schlusseinstellung ein wenig missfallen.

Zitat von patrick im Beitrag #19
Eine sehr interessante Folge und völlig anders gestrickt als der Vorgänger.

Darin liegt, denke ich, eines der Geheimnisse von "Murder in Mind". Jede Folge ist völlig anders und erfindet das Konzept, Morde aus der Sicht der Täter zu zeigen, völlig neu. Soweit ich informiert bin, handelt es sich um die letzte TV-Serie im britischen Fernsehen, die ohne wiederkehrende Charaktere auskam. Und das kommt der Reihe wirklich zugute, weil sie dadurch abwechslungsreich ist und man sich niemandes Integrität sicher sein kann.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.11.2014 23:18
#21 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Das Schema ohne wiederkehrende Charaktere gefällt mir ungeheuer gut. Da ist frisches Blut in jeder Folge und die Ideen sind wirklich Klasse. Geht fast in Richtung Hitchcock. Auch die verschiedenen Akzente, die hier zu hören sind, haben ihren besonderen Charme.

Mercy

Und wieder eine völlig neue Idee. Eigentlich entwickelt sich die Geschichte gar nicht wie ein Krimi, sondern ist eher ein Drama. Verständnis und Sympathie sind ganz bei dem sehr menschlich wirkenden Dr. Collins, der zur Sterbehilfe getrieben wird. Er steht loyal zu seiner resoluten und etwas herrischen Frau, die ihn auch hin und wieder kritisiert. Dr. Collins ist ein ruhiger, zurückhaltender und bedächtiger Mensch und bildet damit das Gegenstück zu seiner todkranken Gattin.
Als Gast einer Talkshow erhält er moralische Unterstützung bei 80 % des Publikums. Er wirkt sehr gefaßt und beteuert sein reines Gewissen. Da seine Frau einen Abschiedsbrief hinterlässt, wird er ursprünglich entlastet, weil die Sache ja von beiden als Selbstmord ohne fremde Hilfe dargestellt wird. Allerdings verfasst sie einen zweiten Brief an den Pfarrer, in dem Sie ihren Selbstmord, den sie als Todsünde empfindet, diesem schriftlich beichtet. Dort wird auch die Mitwirkung ihres Gatten angesprochen. Der Prister betrachtet die Sache als vom Beichtgeheimnis ausgenommen und Dr. Collins gerät ins Kreuzfeuer polizeilicher Ermittlungen.
Die recht geradlinig verlaufende Handlung wird dann am Schluß urplötzlich in eine Richtung gelenkt, die den Zuseher völlig verdutzt.
auch hier 5 von 5.

Vigilante

Man ist hier geneigt großes Mitleid mit dem armen Familienvater zu empfinden, der zuerst brutal misshandelt und dann versehentlich getötet wird. Ein Mann, der laut Aussage seiner verzweifelten Frau keinen einzigen Feind auf der Welt hatte. Das Trio, das da so danebengehauen hat und den Bedauernswerten irrtümlich für einen Pädophilen hält, besteht aus Dave, Liam und Jack. Dave ist der menschlichste von Allen und möchte sich der Polizei stellen. Liam ist kühl, gefasst und berechnend und damit das Gehirn der Gruppe. Den vorbestraften Jack würde ich am ehesten als einfach gestrickten Prolo bezeichnen.

Auffallend ist hier, wie der Polizist Liam, nachdem er von der Unschuld des Opfers erfährt, sich im Schock übergeben muss, dann aber trotzdem eine geradezu unmenschliche Härte zu Tage legt, die ihn sogar zu weiteren eiskalten Morden antreibt. Ausgerechnet ihn sucht sich dann der bärbeißige Ermittler als Gehilfen in diesem Fall aus, da er aus Gründen, die nur der eingeweihte Zuseher kennt, ein auffallendes Interesse an dem Fall an den Tag legt, was für einen einfachen Polizisten ungewöhnlich erscheint. Er erklärt das aber damit, dass er in der Gegend des Tatortes wohnt. Auch wirkt Liam an der Seite des erfahrenen Ermittlers wie ein Greenhorn, verhält sich jedoch bei seinen Bemühungen, nicht überführt zu werden absolut professionel. Der Ermittler erwähnt sogar, dass hier jemand am Werk war, der professinell handelt und nicht so leicht einzuschüchtern ist. Zwar entdeckt man am Kamin des Tatortes seine Fingerabdrücke, doch wird das darauf zurückgeführt, dass er sich nicht an die Grundregel gehalten habe "am Tatort nichts zu berühren", wofür er getadelt wird.
Die Handlung selbst ist etwas unrealistisch. Das Trio hat sich im Pub offen präsentiert. Trotzdem wird die Verbindung Liams zu Jack nicht erkannt, nachdem Letzterer bereits als Verdächtiger ausgeforscht wird. Ein fähiger Ermittler würde hier sofort das Messer ansetzen und sich das ganze Umfeld zur Brust nehmen. Auch wäre es kaum möglich, dass die beiden sich nachher noch treffen und ihre Pläne schmieden ohne beschattet zu werden. So eine Polizeiarbeit kann ich mir nicht vorstellen. Auch ist es unwahrscheinlich, dass Liam mit seinen weiteren Untaten durchkommen könnte, würde wenn man sich das Pub und deren Besucher genauer ansehen und entsprechend vehement vorgehen.
Nichtsdestotrotz ist die Folge trotz dieser Logikmängel ein spannender und kurzweiliger Triller mit einem sehr originellen Schluß. Mich amüsiert auch der Ermittler mit seinem irischen Akzent. Ist irgendwie ein richtiges "Original".
Darum auch diesmal 5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
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28.11.2014 13:10
#22 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Flashback

Episode 12 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Ferdinand Fairfax. Drehbuch: Stephen Leather, Anthony Horowitz. Mit: Nigel Havers (Nicholas Chadwick QC), Susan Gilmore (Helen Chadwick), Art Malik (Paul Asher), Jamie Foreman (Stuart Jackson), Lisa Stevenson (Louise Jackson), Patsy Kensit (Angela Stephenson), Laura Rees (Rebecca Harvey), David Hemmings (Judge James Hendon), Terry Burns (Duncan), Sakuntala Ramanee (Dr. Alia Hussein) u.a. Erstsendung: 23. März 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Flashback
Anwalt Nicholas Chadwick hat gerade die erfreuliche Nachricht bekommen, dass er zum Richter ernannt wurde. Lange währt sein Stolz nicht, weil er auf den Stufen vor dem Gerichtsgebäude von einem Attentäter erschossen wird. Wer ist der Todesschütze und wie kam es zu dem Verbrechen? Rückblickend hätte der Anschlag vielleicht vorhergesehen werden können – denn er folgte einer langen Vorgeschichte um Drogenmissbrauch, Untreue, Erpressung und den Mord an einer Prostituierten. Und Chadwick stecke in all diesen Dingen tiefer drin, als es für Außenstehende den Eindruck erweckte ...


„Flashback“ hält sich nicht mit Unnötigkeiten auf: Die Schüsse, die Nicholas Chadwick töten, fallen schon wenige Sekunden nach dem Vorspann. Sie peitschen unerwartet durch die respektable Aura der hohen Gerichtsbarkeit – und gerade auf die hat es die Episode aus der Feder der beiden Serienstammautoren Horowitz und Leather abgesehen. Die Schilderungen der vorangegangenen Ereignisse dienen samt und sonders dazu, aufzuzeigen, wie die Welt der Richter und Anwälte, von denen sicher nicht zuletzt ein Großteil der Zuschauer Objektivität und Gerechtigkeitssinn erwartet, von Eitelkeit, Standesdünkel und Affären durchdrungen ist. So weiß wie die Perücken der Rechtssprecher sind ihre Westen offenbar doch nicht ...

Der Titel bezieht sich weniger auf den Inhalt als vielmehr auf die Struktur der Episode. „Flashback“ ist eine einzige Ansammlung von Rückblenden, beginnt am Ende und endet am Anfang, wobei in jeder Zeitebene Unklarheiten und Überraschungen auftauchen, die erst durch die jeweils nachfolgende bzw. eigentlich vorhergehende Szenenfolge erklärt werden. Klingt kompliziert? Ist es vielleicht auch im Vergleich zu einer herkömmlich gestrickten Folge, aber gerade diese ambitionierte Andersartigkeit verleiht „Flashback“ eine besondere Qualität.

In Bezug auf ihre Charaktere unterscheidet sie sich insofern von vielen „Murder in Mind“-Folgen, als niemand – nicht Opfer, nicht Täter, nicht deren Angehörige – Mitleid oder Sympathie erwecken. Nigel Havers spielt den berechnenden Taktiker, der seine Position vor Gericht ausnutzt, um einem Unschuldigen einen Mord anzuhängen. Vielleicht fehlt ihm das gewisse Charisma, um den Zuschauer milde über die etwas weiter hergeholten Teile seines Planes hinwegsehen zu lassen, die vor allem aus zufällig identischen Türgriffen und Aschenbechern in zwei völlig unterschiedlichen Häusern bestehen.

Als Krimi von sich aus würde „Flashback“ nur ins obere Mittelfeld der Reihe gehören. Durch seinen ungewöhnlichen Erzählablauf gelingt es der Folge aber, als völlig eigenständiges und hochinteressantes Experiment noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Der elitären Gerichtsbarkeit wird ein unvorteilhafter Spiegel vorgehalten, wobei Horowitz und Leather es sich nicht nehmen lassen, diesen durch den geschickten Einsatz einer Seitenhandlung als fiktional-reißerisches Zerrbild zu entlarven. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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28.11.2014 15:45
#23 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

@patrick: Jetzt bin ich aber gespannt, was du zu „Victim“ sagen wirst, wenn du dann so weit vorgedrungen bist. Ich denke, meine Assoziationen werden dir erstmal etwas Unbehagen bereiten ...



Murder in Mind: Victim

Episode 13 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Audrey Cooke. Drehbuch: Guy Burt. Mit: Frances Grey (Lucy Slater), Camilla Power (Emily Stapleford), Neil Stuke (Colin Edwardson), Sarah Edwardson (Murder Victim), Julian Protheroe (TV News Anchor), Marc Small (Police Officer), Alice Selwyn (Police Officer), Lachele Carl (Dr. Ringfield), Jeanie Gold (Witness), Paul Murthwaite (Mikey Marsden) u.a. Erstsendung: 6. April 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Victim
Die Arbeitskolleginnen Lucy und Emily halten gemeinsam nach einem Zwei-Zimmer-Apartment Ausschau. Eine private Empfehlung bringt die beiden auf das Angebot von Colin Edwardson, der nach dem Tod seiner Mutter und wegen schlechter Geschäfte als Theaterschriftsteller einen Teil seines Hauses vermieten muss. Vor allem Lucy ist skeptisch über die niedrige Miete und das scheue Verhalten des Hausbesitzers. Sie vermutet, dass er der geheimnisvolle Serienmörder ist, der stets in Vollmondnächten Frauen ersticht. Emily versucht, die Zweifel ihrer Freundin zu zerstreuen. Doch tut sie sich damit einen Gefallen?


Gelber wird’s in Großbritannien nicht – „Victim“ geht nach allen Regeln der Kunst als eine vollendete Hommage an die italienischen Giallo-Krimis der 1970er Jahre durch. Ein Serienmörder, der Frauen nachts in Parks auflauert, schwarze Lederhandschuhe trägt und ein Messer benutzt, der noch dazu nur deshalb zu so drastischen Methoden greift, weil er ein durch seine Mutter verursachtes gestörtes Verhältnis zu Frauen hat – das ist der Stoff, aus dem auch die Filme von Dario Argento und Konsorten bestanden.

Als intensives Dreipersonenstück spannt sich „Victim“ zwischen den beiden Untermieterinnen und dem seltsam verstockten Vermieter Colin auf. Unterstützt von viel unheilvoller Musik, Slow-Motion-Aufnahmen und dem düsteren Flair des alten Reihenhauses mit seinem Souterrain-Bereich für die beiden Frauen, spitzen sich die Dinge immer weiter zu, wobei Emily die Einzige im Haushalt zu sein scheint, die das gegenseitige Misstrauen und die schwerwiegenden Vorwürfe im Griff hat. Lucy entpuppt sich dagegen schon bald als paranoide Angsthäsin, was den Anschuldigungen gegen Colin trotz zahlreicher Verdachtsmomente so geschickt die Glaubwürdigkeit raubt, dass man hin- und hergerissen über die Identität des Messermörders bleibt.

Das Finale ist – und auch das gehört sich für einen Giallo – überraschend, schockierend und gewaltsam. Musste man bis kurz vor Schluss noch davon ausgehen, dass „Victim“ vom „Murder in Mind“-Prinzip abweicht und dieses Mal den Blickwinkel der Opfer statt den des Täters schildert, so bemerkt man am Ende, mit welcher perfiden Perfektion Drehbuchautor Guy Burt die ganze Zeit mit den eigenen Erwartungshaltungen gespielt hat. Dank dieser Genialität und der die ganze Folge über präsenten Hilf- und Ausweglosigkeit kann „Victim“ zu den besten Episoden der Serie zählen.

„Murder in Mind“ scheut sich auch nicht vor abgegriffenen Stoffen wie dem des frauenmordenden Serienkillers. Die Serie ist selbstbewusst genug, auch solchen Erzählungen Glaubwürdigkeit, Aktualität und Spannung zu verleihen und sich dabei im Handumdrehen noch vor den Pate stehenden Giallo-Klassikern zu verbeugen. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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28.11.2014 23:15
#24 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Memories

Episode 14 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Nick Jones. Drehbuch: Stephen Leather. Mit: Neil Pearson (Stuart Wilsher), Rebecca Lacey (Jenny Wilsher), Anne Stallybrass (Mary Wilsher), Bella Enahoro (Dr. Anna Redford), Amelia Lowdell (Young Mary Wilsher), Adrian Irvine (Anaesthetist), Kay Bridgeman (Hospital Secretary), Rob Spendlove (Richard Croft), Bernard Gallagher (Jimmy Greenham), Jackie Fielding (Female Detective) u.a. Erstsendung: 20. April 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Memories
Chirurg Dr. Wilsher wird von einem wiederkehrenden Albtraum verfolgt: Als Kind wird er durch ein Waldstück gehetzt, bis er vor seinem Verfolger zu Boden stürzt. Mit jeder Gelegenheit verlängert sich die Traumsequenz um ein Stück, bis sie eine andere Interpretation und ein blutiges Verbrechen enthüllt. Und bis Stuart Wilsher erkennt, dass es sich nicht um eine Fantasie, sondern um verdrängte Erinnerungen handelt. Verzweifelt versucht er, zu ergründen, was vor mehr als 30 Jahren vorgefallen ist. Sowohl seine Mutter als auch sein damaliger Freund bewahren lange ihr Schweigen. Ihr wissendes Schweigen ...


Eine düstere Wahrheit bricht langsam über Dr. Wilsher herein, der zunächst leugnet, dass etwas mit seinem regelmäßigen Traum nicht in Ordnung sei, aber plötzlich selbst ganz ergriffen ist, sobald er bemerkt, dass dem nächtlichen Terror eine reale Begebenheit zugrunde liegt. Nick Jones verdeutlichte diese desolate Atmosphäre, indem er die gesamte Folge in blassen Farben gestaltete, aus denen nur die unangenehmen Erinnerungen an die Kindheit grell und unnatürlich herausstechen.

Das beharrliche Vordringen in die Vergangenheit erinnert an die Spätwerke von Agatha Christie, die stets ebenfalls verborgene Geheimnisse aus vergangenen Tagen ihre langen Schatten auf die Gegenwart werfen ließen. Auch die unwirtliche Landschaft, der blattlose Wald, das einsame Cottage und das verregnete Wetter passen gut ins Stimmungsbild.

Durch die emotionale Tiefe der Folge kommen schauspielerische Leistungen besonders zur Geltung. In der Hauptrolle erweist sich Neil Pearson als zupackender Forscher nach der sprichwörtlichen Leiche im eigenen Keller. Auch wenn er sowohl bedrückte als auch heitere Momente in der vollen Bandbreite bedient, so hinterlässt er den Eindruck eines zurückhaltenden, durchdachten Mannes, der durch seine unglaublichen Entdeckungen immer weiter aus dem eingelebten Alltag in eine Rast- und Ratlosigkeit getrieben wird. Auch im Spiel von Anne Stallybrass treten lebhafte Facetten zutage – ihre Rolle mag für den feinsinnigen Stoff etwas überzeichnet erscheinen, hält aber gleichzeitig sowohl schützende Lügen als auch den Schlüssel zur Wahrheit in der Hand.

Die von „Memories“ ausgehende Düsternis erschlägt den Zuschauer nicht in Form langweiliger Tristesse, sondern als böse Vorahnung auf eine unausweichliche Erkenntnis. Mehr Drama als Krimi, aber sehr gut gespielt und nicht übermäßig sentimental. Am Ende hätte allerdings etwas gekürzt werden können. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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29.11.2014 14:45
#25 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten



Murder in Mind: Regrets

Episode 15 der TV-Kriminalserie, GB 2002. Regie: Gerry Poulson. Drehbuch: Simon Sharkey. Mit: Dennis Waterman (Ken Grendle), Tony Haygarth (Dave Bowring), Matthew Marsh (Brian Balfour), Samantha Beckinsale (Christine), Raymond Waring (Perry), Caroline Lee Johnson (Ms. Rosser), Phil Cornwell (Jim Broutaby), Kim Tayforth (Audrey Grendle), Ray De-Haan (Stunt Performer), Paul Heasman (Stunt Performer) u.a. Erstsendung: 28. Mai 2002, BBC One.

Zitat von Murder in Mind: Regrets
Im Gefängnis erzählt Ken Grendle seinem Kumpel Dave die Geschichte seines Niedergangs: Urplötzlich sieht er sich mit einer klaffenden Lücke in den Finanzen seiner Firma konfrontiert, die es als Hersteller landwirtschaftlicher Geräte ohnehin schwer hat, sich auf dem Markt zu behaupten. Grendle fühlt sich von seiner Bank ohne Entgegenkommen übergangen. Und als dann auch noch eine große Summe eingehenden Geldes auf mysteriöse Weise verschwindet, das Firmenkonto eingefroren wird und Grendle privat für den Bankrott geradestehen muss, brennt bei ihm eine Sicherung durch ...


Ken Grendles sich steigernde Wut gegen die – natürlich rein fiktionale – National Allies Bank lässt diese Episode gerade in der Zeit nach der Bankenkrise sehr aktuell wirken – vielleicht sogar aktueller als zum Herstellungszeitpunkt. Herzlose Banker als Zielscheibe eines institutionalisierten Hasses statt Fehlersuche in der eigenen Finanzführung sind dem Publikum jedenfalls entsprechend leicht unterzujubeln, weshalb es in dieser Folge nicht schwer fällt, sich auf die Seite des streitbaren Erzählers Grendle zu schlagen. Dieser gibt in seiner Verkörperung durch Dennis Waterman vor allem in jenen Szenen ein überzeugendes Bild ab, in denen er sich seiner Sekretärin (Samantha Beckinsale) oder seinem Freund Dave (Tony Haygarth) anvertrauen kann.

„Regrets“ ist für die Folge eigentlich ein irreführender Titel und gleichsam eine der wenigen nicht wirklich treffenden Benennungen, während es die Autoren ansonsten fast immer perfekt verstanden, den Fokus einer Episode in ein titelgebendes Wort zu packen. Auch kriminalistisch bekommt man verhältnismäßig wenig zu Augen – das Finale mit dem Bankmanager in Gefahr hätte durchaus auch weniger abgedroschen funktionieren können. Dafür behielt sich Simon Shakey eine andere, erzählerische Raffinesse bis kurz vor Schluss in der Hinterhand, die die abenteuerliche Anfangssequenz erklärt und den Zuschauer zum Schmunzeln bringt. Zudem erweist sich die Schlussszene als makabrer Anlass, die Geschichte gedanklich weiterzuspielen, weil der Täter sich trotz seines kriminellen Vorgehens noch immer mit den gleichen Widrigkeiten konfrontiert sieht wie zuvor (vgl. identische „Karma-Urteile“ in „Neighbours“ oder „Swan Song“).

Nicht unhumorige Schilderung einer modernen Version des Kampfes von David gegen Goliath. „Regrets“ gibt als Krimi nicht viel her, ist aber unterhaltsam und intelligent aufgebaut und lebt von seiner bewusst schwarzweißen Gut-Böse-Abgrenzung. 4 von 5 Punkten.



Rangliste für Staffel 2:

Platz 1 (5,0 Punkte): Folge 08 – Passion
Platz 2 (5,0 Punkte): Folge 13 – Victim
Platz 3 (4,5 Punkte): Folge 14 – Memories
Platz 4 (4,5 Punkte): Folge 12 – Flashback
Platz 5 (4,5 Punkte): Folge 09 – Disposal
Platz 6 (4,0 Punkte): Folge 15 – Regrets
Platz 7 (4,0 Punkte): Folge 11 – Swan Song
Platz 8 (3,0 Punkte): Folge 10 – Rage

patrick Offline




Beiträge: 3.245

04.01.2015 22:37
#26 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Neighbours:

Diese Folge bietet zur Auflockerung etwas britischen schwarzen Humor. Nigel wird von dem völlig durchgeknallten neuen Nachbar Alan bis zur Weißglut gebracht, bricht dieser doch wie ein Wirbelsturm in das ruhige, beschauliche Leben herein, das er mit seiner Frau führt. Er feiert rauschende Feste, bei denen die Gäste sich über seine Blumen übergeben, beschädigt sein geparktes Auto und diverse im Garten stehende Töpfe. Darüberhinaus verwandelt er auf seinem eigenen Grundstück den Rasen in eine Baustelle und stellt eine Hütte mit Whirlpool auf, wo regelmäßig Orgien gefeiert werden. Die permanente Dauerbeschallung mündet in einen Nervenzusammenbruch Nigels und es kommt auch zur handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen den Beiden. Da weder eine Anzeige noch ein Gespräch mit einem weiteren, ständig abwesenden, Nachbarn etwas bewirken, bringt Nigel Alan auf sehr phantasievolle Weise um die Ecke. Er bohrt ein Loch in den Gartenzaun und legt ein langes Stromkabel, dass er an den Whirlpool anschließt. Da Alans munteres Treiben direkt vor Nigels Fenster stattfindet, muss dieser nur noch abwarten, bis sein Erzfeind alleine im Pool ist und legt dann in seinem Haus den Schalter um......
Aufgrund von Alans Lebenswandel und seiner medizinischen Werte zweifelt niemand an einem natürlichen Tod.

Der mit dem Leben wieder zufriedene Nigel geht mit seiner Gattin auf Urlaub, erlebt allerdings bei der Rückkehr noch sein blaues Wunder....

Diese Folge ist kein Thriller, sondern eine recht unterhaltsame Persiflage. Daher ist es etwas schwierig, hier Punkte zu vergeben. Da mir aber die ausgetüftelten Krimis besser gefallen, welche die Serie sonst zu bieten hat, vergebe ich hier mal 3,5 von 5.

Sleeper:

Deborah steht am Abschluss Ihres Geschichtestudiums und verdient Ihr Geld als Kellnerin. Zusammen mit ihrem Freund James und einigen anderen jungen Leuten lebt sie in einer Wohngemeinschaft. Ihr Alltag wird durch die Tatsache belastet, dass sie des Nachts schlafwandelt und daher tagsüber mit Aussetzern zu kämpfen hat.
Sie sucht einen Psychologen auf, der feststellt, dass ihr rein organisch nichts fehlt. Er klärt sie darüberhinaus über die Funktionsweise des Unterbewusstseins auf und teilt ihr mit, dass dieses alles registriert, nichts vergisst und im Zustand des Schlafwandelns die Kontrolle übernimmt. Für den Verstand ist das dann nicht mehr nachvollziehbar. Der Psychologe rät ihr, mehr auf ihr Gefühl zu hören.

Deborah tut diese Aussagen als psychologischen Humbug ab, ist aber plötzlich intuitiv davon überzeugt, James würde sie betrügen. Es kommt zu einem Streit, und James verlässt das Haus. Am nächsten Morgen wacht Deborah mit einem blutverschmierten Hammer in ihrem Bett auf. Hat sie James getötet? (Peter Clifton lässt grüßen.)

Deborah erklärt dem Mitbewohner David die Situation und will, dass er die Polizei verständigt. Tatsächlich unterlässt er dies und wäscht stattdessen die blutverschmierte Wäsche. Den Hammer wirft er später in`s Wasser. Er beruhigt Deborah und macht ihr klar, dass sie ja nicht wissen, was wirklich passiert sei. James ist allerdings telefonisch nicht erreichbar und auch nicht zur Arbeit erschienen. Schließlich erkennt Deborah, dass David sie liebt und er ihr deshalb geholfen hat. James war ihm ein Dorn im Auge. Da erlebt sie plötzlich eine Überraschung........

Dies ist wieder einmal eine sehr gut ausgetüftelte Folge mit interessantem psychologischem Tiefgang. Wie Gubanov bereits erwähnt hat, werden im Verlauf der Handlung einige sehr subtile Fährten gelegt. Man sollte sich bei der Sichtung der Folge über die Aussagen des Psychologen so seine Gedanken machen und auch über ein paar andere Dinge. Ab der oben angesprochenen Überraschung war für mich bald klar, was passiert ist...

5 von 5.

patrick Offline




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05.01.2015 07:29
#27 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Rangliste für Staffel 1:

1.Vigilante (5 Punkte)
2.Flame (5 Punkte)
3.Teacher (5 Punkte)
4.Sleeper (5 Punkte)
5.Motive (5 Punkte)
6.Mercy (5 Punkte)
7.Neighbours (3,5 Punkte)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

06.01.2015 22:15
#28 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Passion:

Das unattraktive Mauerblümchen Jane arbeitet als Telefonistin in einem Großraumbüro und schwärmt heimlich von ihren Chef Stephen Croft, dem sie bei jeder Gelegenheit versucht nahe zu sein. Ihre Kollegin Kerry ist regelmäßig Nachts im Büro, da sie im Internet einen Buchhaltungskurs macht. Dies entfacht in Jane furchtbare Eifersucht, da auch Stephen regelmäßig lange Überstunden macht. Diese Situation veranlasst sie zu einem mörderischen Plan. Sowohl Kerry als auch Stephens Ehefrau Michelle müssen von der Bildfläche verschwinden.
Mit einem nachgemachten Schlüssel verschafft Jane sich Zutritt in das Heim der Crofts und entwendet dort einige von Michelles Kleidungsstücken und Gegenständen, die bei dem folgenden Mord an Kerry großzügig ausgelegt werden. Dieser geschieht, als diese alleine im Büro ist. Jane verschafft sich durch einen Trick Zutritt über einen Hintereingang und begeht die perfekt ausgetüftelte Tat in ebenso perfekter Schutzbekleidung, um eigene Spuren zu vermeiden. Danach ruft sie Michelle Croft an und lockt sie in`s Büro. Sie wird beim Betreten des Komplexes vom Security gesehen und auch Ihre Fingerabdrücke werden natürlich überall hinterlassen. Im folgenden Prozess wird sie Schuldig gesprochen. Die neurotische Jane glaubt nun, die Bahn zu Stephen frei zu haben. Doch die Dinge entwickeln sich anders.....

Der Mordplan und dessen Ausführung sind absolut perfekt durchdacht. Jane ist eine völlig abgedrehte Psycho-Tante, die in ihrer eigenen Welt lebt und privat nur mit ihren Katzen oder sich selbst spricht.
Über Beziehungen weis sie, laut eigener Aussage, soviel, wie auf der Rückseite einer Briefmarke Platz hätte. Den Mord begeht sie eiskalt und wohl überlegt. Es werden wahrlich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, was jedoch der Täterin schlussendlich nichts bringt.

Wieder eine sehr gelungene Folge. 5 von 5.

Disposal:

Der bei der städtischen Abfallentsorgung beschäftigte Barry ist ein gutmütiger, stiller Zeitgenosse, dessen Ehefrau Angela eine Affäre mit Alex, dem Mann ihrer Schwester, unterhält, mit dem sie auch zusammenarbeitet. Barry erfährt durch Zufall davon, als er die Aufnahmetaste seines neuen Handys eingeschalten lässt und die beiden sich allein im Zimmer befinden. Barry hat sich dermaßen gut unter Kontrolle und versteht es, sich so perfekt zu verstellen, dass ihm niemand ansieht, was tatsächlich in ihm vorgeht. Inspiriert durch einen Überfall, fasst er den Entschluss, seinen Nebenbuhler zu entsorgen. Tatsächlich ersticht er Ihn eines Nachts auf der Straße und lässt die Bekleidung, die er bei der Tat an hat sogleich dort verschwinden, wo sie am schnellsten der Vernichtung zugeführt wird. Allerdings läuft die Sache nicht ganz rund, da Alex schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert wird....
Später versteht Barry es, seine nichtsahnende Ehefrau durch Manipulation sogar dazu zu bringen, ihm ein Alibi zu verschaffen, was sie automatisch mitschuldig macht. Er ist wahrlich der von allen unterschätzte Wolf im Schafspelz.

Wieder ein perfekter Plan, der eiskalt ersonnen und ausgeführt wird. Der Täter denkt an alles und reagiert auch auf Unvorhergesehenes mit kühler Besonnenheit. Sehr ungewöhnlich ist bei dieser Folge, dass Barry praktisch während der gesamten Folge immer wieder mit dem Zuseher spricht und ihm, wie einem guten Freund, alle seine Gedanken und Pläne mitteilt. Auch diese Folge hat mich wieder sehr gut unterhalten, allerdings gefällt mir der Schluss weniger, daher 1/2 Punkt Abzug. 4,5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

08.01.2015 11:20
#29 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Rage:

Ed Buttimore ist Vertreter für Küchenmesser und als solcher nicht gerade erfolgreich. Nach einem furchtbaren Unglückstag, gespickt mit mehreren Missgeschicken und geschäftlichem Misserfolg, nimmt er auf der Heimfahrt einem anderen Fahrer den Vorrang und es kommt zu einem Beinahe-Unfall. Der fremde Fahrer steigt aus und reagiert äußerst aggressiv, was Ed dermaßen in Rage bringt, dass er mit einem seiner Messer zusticht und den Mann liegen lässt. Zuhause gesteht er die Tat seiner dominanten Mutter, mit der er zusammenlebt. Diese verbietet ihm, sich der Polizei zu stellen, da sie bereits ihren Mann und den älteren Sohn verloren hat.
Als später im Fernsehen die hübsche Witwe des Opfers an den Täter appelliert, sich zu stellen, ist Ed sehr von ihr beeindruckt und fasst den Entschluss, sie kennenzulernen. Er besucht das Begräbnis und gibt sich als Golfkollege des Toten aus. Schließlich freundet er sich mit Samantha an, da diese vermutet, ihr Mann habe sie betrogen und den Golfklub nur als Alibi benutzt. Dieser Verdacht bestätigt sich, wobei Ed mehrmals in Verlegenheit kommt, da er ständig mit unangenehmen Fragen konfrontiert wird, die er nicht beantworten kann und seine Unwissenheit überspielen muß. Auch der Polizei gegenüber kommt er in Verlegenheit, nachdem diese herausfindet, dass die Mordwaffe aus dem Geschäft stammen muss, in dem Ed beschäftigt ist. Außerdem erwähnt er dem ermittelnden Beamten gegenüber einen Zeugen, der das Auto des Täters sah, was eine Insiderinformation ist, die er beim Begräbnis aufgeschnappt hat und die von der Polizei eigentlich geheimgehalten wurde.
An den folgenden Tagen verbringt er, zum Leidwesen seiner Mutter, viel Zeit mit Samantha und fühlt sich so wohl, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Auch bei ihren Kindern wirkt er sehr gelöst. Sollte er ihr die Tat gestehen?

Ed Buttimore ist ein typischer Loser-Typ und Muttersöhnchen, der zu schwach ist, sich aus seiner Abhängigkeit zu lösen. Er wird von Neil Dudgeon sehr überzeugend gespielt. Sein verlegen zitternder Mundwinkel und die überspielte Unsicherheit werden wirklich echt dargestellt. Weniger glaubhaft ist allerdings, dass weder Samantha noch die Polizei verdacht schöpfen, nachdem er von einem Fettnäpfchen in´s andere tritt. Was dieser Folge fehlt sind die überraschenden Wendungen, mit denen man bisher ziemlich verwöhnt worden ist. Der Verlauf der Geschichte ist zu geradlinig. 3 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.01.2015 12:57
#30 RE: Murder has many faces: Murder in Mind (2001-03) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #29
Was dieser Folge fehlt sind die überraschenden Wendungen, mit denen man bisher ziemlich verwöhnt worden ist. Der Verlauf der Geschichte ist zu geradlinig. 3 von 5.

Ein Urteil, dem ich nur zustimmen kann. Auch für mich war "Rage" bisher die schwächste Folge von "Murder in Mind". Aber wenn du auf der Suche nach Wendungen und Überraschungen bist, wird dich die kommende Folge (zumindest am Ende) entzücken.

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