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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.442 mal aufgerufen
 Schauspieler/-innen
Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

22.08.2014 19:56
Dietmar Schönherr Zitat · Antworten







Als Elke Heidenreich Dietmar Schönherr 2005 den Deutschen Fernsehpreises für sein Lebenswerk verleiht, beschreibt sie ihn als einen Mann, “der sich gar nicht verbiegen kann, dessen Stimme so weich und angenehm ist wie sein Herz und dessen Charakter so gerade und unerschrocken ist, dass wir uns davor nur verneigen können.”
Dietmar Schönherr selbst sagt in seiner Antwortrede, er habe vielen Menschen gegenüber Grund zur Dankbarkeit, doch wolle er lediglich seine Frau Vivi Bach erwähnen, ohne die er niemals das hätte erreichen
können, was er in seinem Leben vollbracht habe.
Der ebenso charmante wie jähzornige Tiroler und die liebenswerte, sanfte Dänin sind 48 Jahre lang glücklich und skandalfrei verheiratet - auch das darf als eine Lebensleistung angesehen werden.

Wolfgang Völz hat über seinen Kollegen aus gemeinsamen Zeiten von "Raumpatrouille Orion" überaus liebevoll geäußert, Dietmar Schönherr sei eigentlich viel mehr als ein Freund für ihn sondern eher eine Art großer Bruder, der ihm viele Dinge des Lebens erklärt habe. Als Völz’ Sohn Benjamin und seine Tochter Rebecca noch ganz klein waren, erklärten sie ihrem Vater: "Wenn dir und Mama einmal irgend etwas zustoßen sollte, dann möchten wir bitte zu Onkel Dietmar und Tante Vivi gehen." Gibt es eine größere Liebeserklärung eines Kindes?

Dietmar Schönherr kommt am 17.05.1926 in Innsbruck in einer Offiziersfamilie zur Welt. Sein Vater und sein Großvater sind beide Generäle.
Auch der junge Dietmar beabsichtigt, die Familientradition fortzusetzen und meldet sich 1944 freiwillig als Fahnenjunker zum Dienst in der Wehrmacht.

Durch Wochenschauaufnahmen, die Dietmar Schönherr mit ihn unterstellten Pimpfen zeigen, wird der Regisseur Alfred Weidenmann auf ihn aufmerksam und trug ihm die Hauptrolle in seinem Film “Junge Adler” an. Dietmar Schönherr ist alles andere als begeistert, sagt aber auf Drängen eines Lehrers und seiner Eltern, die glücklich sind , ihren Sohn dem Krieg zunächst entzogen zu sehen, schließlich zu.

“Junge Adler” ist ein nationalsozialistischer Propagandafilm, der die Werte der “Volksgemeinschaft” preist, der sich auch sozial Höhergestellte zu unterwerfen haben, wollen sie einmal eine Führungsrolle in eben jener Gemeinschaft spielen.
Bei Theo Brakke klingt schon sehr viel von Dietmar Schönherrs späteren Rollen an: ein Rebell, der sich den Autoriäten widersetzt.
Sanft, doch nachdrücklich ringt Dietmar Schönherrs Theo Brakke (wie später Schönherrs Synchronpendant James Dean) um die Anerkennung des Vaters. Seine schulischen Leistungen vor allem in Latein sind zwar alles andere als befriedigend, doch im Sport glänzt der Junge mit seinem Talent. Als sein sportlicher Erfolg - Theo hat eine Ruderregatta gewonnen - von seinem Vater, einem strengen Flugzeugfabrikanten, nicht gewürdigt wird, weil er seinem Sohn die Teilnahme am Wettkampf untersagt hatte, reagiert der Sohn mit Trotz, übermäßigem Alkoholkonsum, Tabakgenuss und demoliert überdies ein Auto.
Mit wirrem Haar und unordentlicher Kleidung muß er seinem Vater spätnachts gegenübertreten und wird von ihm als Strafe zum Dienst in dessen Fabrik beordert. Mit gemäßigter Arroganz bringt Theo die anderen Lehrlinge und seinen Ausbilder Roth gegen sich auf. Es braucht eine von ihm verteilte Ohrfeige, einen von ihm verlorenen Boxkampf (sein erster überhaupt), eine Wattwanderung bei sich nähernder Flut, bei der Theo erst im letzten Moment die Hilfe eines Anderen annimmt und die Hilfe der Kameraden gegen den mit unlauteren Mitteln agierenden Besitzer des von Theo ramponierten Autos bis dem Rebellen deutlich wird, dass nur ihn die “Volksgemeinschaft” ihn auf den rechten Weg bringen kann.

Nach den Dreharbeiten zu diesem Film dient Dietmar Schönherr in der Wehrmacht, aus der er im April 1945 desertiert.

1946 beginnt Dietmar Schönherr ein Studium der Architektur, das er aber rasch wieder aufgibt um von 1947 bis 1952 für den Rundfunk zu arbeiten. Auch für den Film steht er seit 1947 wieder vor der Kamera.

Bereits in “Nacht am Mont Blanc” (1951) verkörpert Dietmar Schönherr wieder eine Hauptrolle.
Eigentlich ist er in diesem Bergfilm unter der Regie von Harald Reinl als Grenzpolizist Vigo der positive Held, doch verleiht er dem von ihm gespielten Charakter faszinierend abgründige Züge, die in Hassgefühlen und Mordgelüsten gipfeln.

Mit der Rolle des Leutnant Hans Rudloff in Willy Birgels Film “Rosenmontag” kommt 1955 der Durchbruch für den ebenso begabten wie attraktiven Schauspieler.

Von nun an dreht Dietmar Schönherr zahlreiche Spielfilme verschiedenster Genres, die zwar von seinem beträchtlichen Charisma und Talent profitieren, dieses jedoch nicht immer wert sind.

Zu unvergänglichem Ruhm verhilft Dietmar Schönherr jedoch nicht der Film sondern das Fernsehen. Am 19.09.1966 wird zum ersten Mal eine deutsche Science Fiction Serie ausgestrahlt: “Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion”.
Natürlich sind das Bügeleisen im Maschinenraum und die Bleistiftanspitzer auf dem Kommandostand des zum großen Teil aus Badezimmerarmaturen bestehenden Schnellen Raumkreuzers “Orion” Kultobjekte wie auch die höchst eingängige Musik von Peter Thomas.
Doch alles in dieser Serie steht und fällt mit Major Cliff Allister McLane, dem Commander des Schnellen Raumkreuzers "Orion", der gegen nahezu jegliche Autorität rebelliert und sich couragiert in jedes Abenteuer stürzt, wenn es wieder einmal gilt, die Erde vor den außerirdischen “Frogs” zu retten, während die irdische Verwaltungsbürokratie endlose und meist ergebnislose Debatten führt oder Verlustmeldungen eines Raumkreuzers in zehnfacher Ausführung verlangt.
Charmant, eloquent, energisch und hitzköpfig ist dieser so unglaublich attraktive Mann. Er ist begabt mit der Aura natürlicher Autorität, und seine Crew würde für ihn durchs Feuer gehen.
Gerade weil Dietmar Schönherr und die vom ihm verkörperte Rolle so kongenial zu einander passen (und mehr als eine Gemeinsamkeit teilen), ist der Serie trotz ihrer lediglich sieben Folgen ein so immenser und bis heute anhaltender Erfolg beschieden, der 2003 sogar zu einem “Rücksturz ins Kino” führt.

Natürlich hat der so vielseitige und hochbegabte Dietmar Schönherr uns unendlich viel mehr hinterlassen als seinen Major Cliff Allister McLane.

Film, Fernsehen, Theater, Rundfunk, Synchron und die Schlagerbranche adelte er mit seiner Präsenz.

Er präsentierte mit seiner Frau Vivi Bach eine Show, die das biedere, deutschsprachige Fernsehen zu Beginn der Siebziger Jahre revolutionierte (“Wünsch dir was”)

Er moderierte die erste Talk Show im deutschen Fernsehen (“Je später der Abend”)

Er verfasste Bücher und übersetzte Sartre und Gide ins Deutsche.

Er war ein politischer Aktivist, der couragiert gegen Mißstände aller Art zu Felde zog und mit seiner umfangreichen, humanitären Tätigkeit in Nicaragua, die ihm zeitlebens das Wichtigste war, hat er ohne Zweifel zu einem nicht unbeträchtlichen Teil das erreicht, was er einmal als sein Credo angab: “Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will.”

Und hier eine kleine, von mir gestaltete Hommage an Dietmar Schönherr:

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

22.08.2014 21:11
#2 RE: Dietmar Schönherr Zitat · Antworten

Dietmar Schönherr war für mich einer der großartigsten Schauspieler im deutschsprachigem Raum.

Vom jungen bis zum alten Mimen hatte er mich meist überzeugt.

Auch wenn bei ihm die Rollen und die dementsprechenden Filme in den verschiedensten Dekaden schon manchmal, und mitunter sehr seicht und höchst anspruchslos waren, versuchte er immer noch das bestmögliche aus so einer Rolle herauszuholen, was letztendlich auch dem ganzen Film half.

Doch noch mehr als Schauspieler, überzeugte er mich als Mensch, der immer er selbst geblieben ist.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

23.08.2014 10:07
#3 RE: Dietmar Schönherr Zitat · Antworten

Meine Hochtung Cora Ann Milton, wie treffend Du Dietmar Schönherr charakterisiert hast als
besonders wertvollen Menschen, der dies insbesonders auch für andere war und dabei auch
einiges böses einstecken mußte, weil er dabei auch Dinge beim Namen nannte. Gerade vor
dem Hintergrund daß ich gestern auf einer Trauerfeier war und so einen Menschen verloren
habe tut dies gut so etwas zu lesen, Danke!

Gruss
Havi17

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

23.08.2014 11:48
#4 RE: Dietmar Schönherr Zitat · Antworten

Havi, ich danke dir sehr für deine lieben Worte und drücke dir mein Mitgefühl aus!

Wir, die wir Dietmar Schönherr als wunderbaren Menschen und Künstler verehren - für uns wird er immer bei uns sein.

"Ein guter, edler Mensch, der mit uns gelebt, kann uns nicht genommen werden.
Er läßt eine leuchtende Spur zurück gleich jenen erloschenen Sternen,
deren Bild die Erdbewohner noch nach Jahrhunderten sehen."

(Thomas Carlyle)







Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

23.08.2014 21:51
#5 RE: Dietmar Schönherr Zitat · Antworten

Vielen Dank!.
Viel wichtiger fände ich es, wenn wir die Lebensweisheiten von solchen besonderen Menschen
mit uns nehmen, darüber mal richtig nachdenken und uns Verinnerlichen. Das war zumindest
der größte Wunsch meines Freundes. Wenn uns das gelingt, machen wir nie die selben Fehler
und nutzen wichtige Weisheiten schon mit jungen Jahren und es gelingt uns auch uns als
Menschen charakterlich weiterzuentwickeln und nicht wie ich leider sehr sehr oft lesen muß
uns zurückzuentwickeln. Und dabei würden wir diesen Menschen eine große Freude machen indem
diese auch in dieser Beziehung nicht umsonst gelebt haben.

Gruss
Havi17

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