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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.533 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Peter Offline




Beiträge: 2.886

06.08.2014 20:17
Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Die 50er Jahre: Deutschlands Zeit zwischen dem schicksalhaften Kriegsende mit seinem schnell klappenden Wiederaufbau, einer nicht so reibungslos klappenden Entnazifizierung, mit seinen Trümmerfilmen, die zum Teil viel besser waren als ihr Ruf - und ab 1960 der Zeit der Kinokrise, die dennoch viele Filme zu Tage brachte, die ebenfalls besser waren als ihr Ruf - ja, die 50er Jahre also, so vielfältig im Film wie restaurativ, strebsam und miefig im bundesrepublikanischen Leben; die 50er Jahre sind die Filmdekade, welche die meisten von mir geliebten Filmen hervorbrachte. Als Kind der 70er mit seinem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wuchs ich mit den Ausstrahlungen dieser älteren Filme auf.
Auch wenn - oft geschmäht - die seichte Unterhaltung im Vordergrund stand - und man dies auch nicht einmal leugnen kann - und wenn man gerade mit Schlagermusik- und Heimatfilmen, mit oder ohne Sissi, eher wenige Berührungspunkte zulassen mag (mir geht´s nicht anders): Die Vielfältigkeit war es, welche die deutsche Produktionen auszeichnete. Dies gilt auch und im besonderen für die historischen und zeitkritischen Beiträge "zur Vergangenheitsbewältigung" oder sonstigen "Problemen", die soliden Literaturverfilmungen; die neu in ihre (zuverlässig subventionierten) künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten drängenden Fernsehproduktionen - sowie die langsam aber gewaltig aufkommenden Kriminalfilme.
Allesamt, da haben wir es wieder, besser als ihr nationaler und internationaler Ruf. Hier meine persönliche Top-100:

- Es kommt ein Tag (Jugert 1950)
- Das kalte Herz (P. Verhoeven 1950)
- Rat der Götter (Maetzig 1950)
- Epilog - Das Geheimnis der "Orplid" (Käutner 1950)
- Der Verlorene (Lorre 1951)
- Der Untertan (Staudte 1951)
- Das Beil von Wandsbek (Harnack 1951)
- Heidelberger Romanze (P. Verhoeven 1951)
- Die Schuld des Dr. Homma (P. Verhoeven 1951)
- Der fröhliche Weinberg (Engel 1952)
- Nachts auf den Straßen (Jugert 1952)
- Alraune (Rabenalt 1952)
- Die Spur führt nach Berlin (Cáp 1952)
- Weg ohne Umkehr (Vicas 1953)
- Königliche Hoheit (H. Braun 1953)
- Die letzte Brücke (AUT, Käutner 1953)
- Solange Du da bist (H. Braun 1953)
- Des Teufels General (Käutner 1954)
- Canaris (Weidenmann 1954)
- Leuchtfeuer (Staudte 1954)
- Der letzte Sommer (H. Braun 1954)
- Kinder, Mütter und ein General (Benedek 1954)
- Die goldene Pest (Brahm 1954)
- Ludwig II. (Käutner 1954)
- 08/15 (P. May 1954/55)
- Der 20. Juli (Harnack 1955)
- Es geschah am 20. Juli (Pabst 1955)
- Die Ratten (Siodmak 1955)
- Alibi (Weidenmann 1955)
- Himmel ohne Sterne (Käutner 1955)
- Drei Männer im Schnee (K. Hoffmann 1955)
- Der letzte Akt (AUT, Pabst 1955)
- Rosen im Herbst (Jugert 1955)
- Der letzte Mann (H. Braun 1955)
- Hanussen (Fischer/Marischka 1955)
- Ich denke oft an Piroschka (K. Hoffmann 1955)
- Der Hauptmann von Köpenick (Käutner 1956)
- Lola Montez (Ophüls 1956)
- Vor Sonnenuntergang (G. Reinhardt 1956)
- Schmutzige Hände (TV, Wirth 1956)
- Die Halbstarken (Tressler 1956)
- Rose Bernd (Staudte 1956)
- Stern von Afrika (Weidenmann 1956)
- Der Hexer (TV, Wirth 1956)
- Nachts, wenn der Teufel kam (Siodmak 1957)
- Banktresor 713 (Klingler 1957)
- Lissy (Wolf 1957)
- Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (K. Hoffmann 1957)
- Das Wirtshaus im Spessart (K. Hoffmann 1957)
- Haie und kleine Fische (Wisbar 1957)
- Jonas (Domnick 1957)
- Der Richter und sein Henker (TV, Wirth 1957)
- Die Panne (TV, Umgelter 1957)
- Die Zürcher Verlobung (Käutner 1957)
- Endstation Liebe (Tressler 1957)
- Betrogen bis zum jüngsten Tag (Jung-Alsen 1957)
- Monpti (Käutner 1957)
- Der Greifer (York 1957)
- Der Fuchs von Paris (P. May 1957)
- Scampolo (Weidenmann 1957)
- Stresemann ( A. Braun 1957)
- Das Herz von St. Pauli (York 1957)
- Es geschah am hellichten Tag (CH, Vajda 1958)
- Wir Wunderkinder (K. Hoffmann 1958)
- Der Mann, der sich verkaufte (von Baky 1958)
- Unruhige Nacht (Harnack 1958)
- Helden (Wirth 1958)
- Nasser Asphalt (Wisbar 1958)
- Der Maulkorb (Staudte 1958)
- Gestehen Sie, Dr. Corda! (von Baky 1958)
- Das Mädchen Rosemarie (R. Thiele 1958)
- Schinderhannes (Käutner 1958)
- Sonnensucher (Wolf 1958)
- Der Tod des Handlungsreisenden (TV, Wirth 1958)
- Der kaukasische Kreidekreis (TV, Wirth 1958)
- Besuch aus der Zone (TV, Wolffhardt 1958)
- Hunde, wollt ihr ewig leben (Wisbar 1958)
- Der eiserne Gustav (Hurdalek 1958)
- Grabenplatz 17 (Engels 1958)
- Der Arzt von Stalingrad (von Radványi 1958)
- Der Pauker (von Ambesser 1958)
- U47 - Kapitänleutnant Prien (Reinl 1958)
- Rommel ruft Kairo (Schleif 1958)
- Die Brücke (Wicki 1959)
- Rosen für den Staatsanwalt (Staudte 1959)
- Das Totenschiff (Tressler 1959)
- Kriegsgericht (Meisel 1959)
- Sterne (Wolf 1959)
- Bumerang (Weidenmann 1959)
- Jons und Erdme (Vicas 1959)
- Strafbataillon 999 (Philipp 1959)
- Buddenbrooks (Weidenmann 1959)
- Menschen im Hotel (G. Reinhardt 1959)
- Der Rest ist Schweigen (Käutner 1959)
- Die Wahrheit über Rosemarie (Jugert 1959)
- Nacht fiel über Gotenhafen (Wisbar 1959)
- Der Frosch mit der Maske (Reinl 1959)
- Der rote Kreis (Roland 1959)
- Am Tag, als der Regen kam (G. Oswald 1959)
- Arzt ohne Gewissen (Harnack 1959)
- Und ewig singen die Wälder (P. May 1959)
- Ein Mann geht durch die Wand (Vajda 1959)
- Bei Anruf Mord (TV, Wolffhardt 1959)

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

06.08.2014 22:09
#2 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Ein Potpourri an so unterschiedlichen Filmen - unterschiedlich in Genre, Außenwirkung und Qualität - in keinem Jahrzehnt kamen so viele deutsche Filme in unseren Kino's, wie in diesem.

Von Filme zum Vergessen bis zu den Unvergessenen - hier ist alles dabei.

Eine schöne Auswahl.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

06.08.2014 22:15
#3 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Bei Anruf Mord????

Wie ist diese Version?

Peter Offline




Beiträge: 2.886

06.08.2014 22:46
#4 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Zitat von patrick ebner im Beitrag #3
Bei Anruf Mord???? Wie ist diese Version?

Also, mir gefällt sie. Recht werkgetreu, sachlich, ohne große Mätzchen. Heinz Drache als eisgekühlter Schweinehund, das funktioniert. Der Rest der Besetzung ist solide (Meineke, Tiede) bis großartig: Lowitz als der ewige Inspektor - klasse wie immer. Und dann natürlich der hochgeschätzte Charles Regnier. Eines fiel mir auf: Man hätte die Rollen auch ganz gut tauschen können, Hitchcock hätte es wohl getan: Regnier kommt in seiner vielschichtigen Art dem schmierig-souveränen Tony Wendice der Vorlage wohl näher, während Drache ihn auf deutlich geradlinigere, kühlere und offen bösere Art präsentiert. Das wiederum hätte auch beim Kleinganoven Lesgate gut oder besser gepasst. Aber letztlich funktionierte alles auch so, wie Wolffhardt es umsetzte - für ein angenehm spannendes Fernsehspiel, das zwar nicht an Hitchcock heranreichte - aber natürlich aus dem sonstigen Tages-Krimi-Allerlei dieser Zeit sehr positiv hervorstach.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

06.08.2014 23:23
#5 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #4
Zitat von patrick ebner im Beitrag #3
Bei Anruf Mord???? Wie ist diese Version?

Also, mir gefällt sie. Recht werkgetreu, sachlich, ohne große Mätzchen. Heinz Drache als eisgekühlter Schweinehund, das funktioniert. Der Rest der Besetzung ist solide (Meineke, Tiede) bis großartig: Lowitz als der ewige Inspektor - klasse wie immer. Und dann natürlich der hochgeschätzte Charles Regnier. Eines fiel mir auf: Man hätte die Rollen auch ganz gut tauschen können, Hitchcock hätte es wohl getan: Regnier kommt in seiner vielschichtigen Art dem schmierig-souveränen Tony Wendice der Vorlage wohl näher, während Drache ihn auf deutlich geradlinigere, kühlere und offen bösere Art präsentiert. Das wiederum hätte auch beim Kleinganoven Lesgate gut oder besser gepasst. Aber letztlich funktionierte alles auch so, wie Wolffhardt es umsetzte - für ein angenehm spannendes Fernsehspiel, das zwar nicht an Hitchcock heranreichte - aber natürlich aus dem sonstigen Tages-Krimi-Allerlei dieser Zeit sehr positiv hervorstach.


Bekommt man diese Version noch irgendwo?

patrick Offline




Beiträge: 3.245

06.08.2014 23:28
#6 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Ahhh. Jetzt hab ich´s auf Amazon gefunden.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

06.08.2014 23:36
#7 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Wollte gerade an den ARD-Shop verweisen, daher stammte sie. Ist aber sicher inzwischen bei Amazon günstiger....

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2014 01:10
#8 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Jede solche Liste ist Geschmackssache. Und für den meinen sind in der Liste einige Filme, die einfach großen Leumund als Klassiker, aber sonst nicht viel zu bieten haben. "Die Halbstarken" meine ich z.B., aber auch "Nachts, wenn der Teufel kam" oder "Das Mädchen Rosemarie". Als früher TV-Film ist die 56er-Version vom "Hexer" außerdem so verstaubt, gestellt und dramaturgisch unvollkommen, dass ein Platz in der Top-Liste eines ganzen Jahrzehnts ein bisschen scherzhaft wirkt. Für das TV-Remake von "Bei Anruf Mord" gilt allem Vernehmen nach Ähnliches, zumal die Geschichte nicht einmal vom großen Hitchcock persönlich vor ihren Logiklöchern gerettet werden konnte.

Genug gemeckert. Konstruktive Erweiterungsvorschläge:

"Hokuspokus" (1953)
"Teufel in Seide" (1955/56)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

07.08.2014 07:47
#9 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #8
Jede solche Liste ist Geschmackssache. Und für den meinen sind in der Liste einige Filme, die einfach großen Leumund als Klassiker, aber sonst nicht viel zu bieten haben. "Die Halbstarken" meine ich z.B., aber auch "Nachts, wenn der Teufel kam" oder "Das Mädchen Rosemarie". Als früher TV-Film ist die 56er-Version vom "Hexer" außerdem so verstaubt, gestellt und dramaturgisch unvollkommen, dass ein Platz in der Top-Liste eines ganzen Jahrzehnts ein bisschen scherzhaft wirkt. Für das TV-Remake von "Bei Anruf Mord" gilt allem Vernehmen nach Ähnliches, zumal die Geschichte nicht einmal vom großen Hitchcock persönlich vor ihren Logiklöchern gerettet werden konnte.


Ich hab 50er Jahre Filme grundätzlich sehr gern, allerdings bin ich in dieser Epoche dem amerikanischen Film zugeneigt. Auf den deutschen Film brachten mich erst Frosch und Kreis und die folgenden 60er-Jahre. Trotzdem bin ich etwas überrascht, was für eine Vielfalt deutsche Filme der 50´s boten. Ich hab das immer mit Sissy, Heimatfilmen und Peter Alexander verbunden, Genres, die ich vermieden hab. Hab ich doch tatsächlich keinen einzigen Sissy Film gesehen.

Aber zurück zu "Bei Anruf Mord". Ein Film, den ich vom Fleck weg mochte, und dessen raffinerte und spannende Handlung einfach entzückt. Vor allem Ray Millands bitterböse Coolness. Bis auf den Ausrutscher, der ihn überführt, hat er auf alles immer eine logische Antwort parat. @Gubanov: Mich würde interessieren, welche Logiklöcher du hier ankreidest.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2014 08:08
#10 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Lies mal hier nach. Habe den Film seitdem nicht mehr gesehen und kann mich deshalb auf keine detaillierteren inhaltlichen Ausführungen mehr einlassen.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

07.08.2014 10:07
#11 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Für mich kein Logikloch mit dem Schlüssel (wenn, dann verzeihlich klein) - denn Einigkeit herrscht in diesem Punkt: Wendice begreift, dass er den falschen Schlüssel in die Handtasche gesteckt hat, weil Lesgate den richtigen unter den Läufer geschoben hat. Wie kommt es dazu? Die Handtasche mit dem falschen Schlüssel bekommt Wendice ja als "Habseligkeit" der zum Tode Verurteilten in die Hand gedrückt. So ist es natürlich, dass er diesen falschen Schlüssel in den normalen Hausgebrauch nimmt. Er kann praktisch aufhören, über Wege und Verbleib seiner beiden Haustürschlüssel nachzudenken, solange er einen davon für den natürlich Zweck bei sich hat. Bis er dann feststellt, dass er nicht passt - und eben begreift, dass Lesgate den richtigen Schlüssel beim Einbruch nicht in seine eigene Tasche gesteckt - sondern sofort zurückgelegt hat. Der Gedanke ist für Wendice einfach aheliegender als zu glauben, dass es einen weiteren Tausch oder Irrtum oder sonstwas gegeben hat - oder dass gar der Inspektor dies auch längst gemerkt und ihm eine Falle gestellt hat. Zumal sich das Teppichversteck sowieso in Griffweite befindet. Also ein natürlicher, instinktiver Versuch für Wendice, ohne dass er die endgültigen Zusammenhänge versteht - bzw. erst, als die Tür aufgeht...
Wie auch immer: Als Krimikammerspiel für mich ein sehr schöner Klassiker !!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

07.08.2014 10:41
#12 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

Also das mit dem Schlüssel sehe ich auch nicht als Logikloch. Auch sonst find ich den Film sehr logisch gemacht. Ein teuflisch raffinierter, in´s kleinste Detail ausgefeilter Plan. Ray Millans arrogante Überheblichkeit und Überlegenheit und immer die richtige Antwort auf den Lippen.Einer der besten Krimis, die es gibt. Da werd ich mir die deutsche Version wohl fast auch ansehen müssen.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

07.08.2014 12:37
#13 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

@Gubanov

Zunächst einmal Danke für die Erweiterungsvorschläge. Kein Für, kein Wider, ich werde sie mir bestimmt einmal ansehen.

Zitat von Gubanov im Beitrag #8
..... 56er-Version vom "Hexer" .... verstaubt, gestellt und dramaturgisch unvollkommen, dass ein Platz in der Top-Liste eines ganzen Jahrzehnts ein bisschen scherzhaft wirkt.

Sind wir nicht alle scherzhafte Gesellen? Aber den Hexer sollte man schon etwas ernster nehmen, sonst wird er unleidlich... ..... Also: Dass die 56er-Version bei weitem nicht an die 64er heranreicht, auch an andere nicht, ist schon klar. Ich wollte den Film dennoch unbedingt dabeihaben, gerade weil er eben als früher TV-Film eine kleine Initialfunktion (für Fernsehkrimis und für Wallace) hatte, zumindest empfinde ich es einfach so. Die Freiheit nimmt man sich eben manchmal... Klar ist, dass die Welle der spannenden, guten und wichtigen TV-Filme erst in den 60ern kam - und dass die echten Wallace-Filme solchen Mini-Hexer schnell geschluckt haben. Die frühen Dürrenmatts sind übrigens viel besser gelungen.

Zitat von Gubanov im Beitrag #8
...... großen Leumund als Klassiker, aber sonst nicht viel zu bieten haben. "Die Halbstarken" meine ich z.B., aber auch "Nachts, wenn der Teufel kam" oder "Das Mädchen Rosemarie"......

Die Diskussion in einem anderen Thread zeigte schon, dass "Das Mädchen Rosemarie" von einigen Leuten hier sehr negativ gesehen wird, die Wertung ging bis in den Bashing-Bereich. Dies erscheint mir reichlich unangemessen, da der Film einen praktisch unzerstörbaren Handlungsstoff hat, eine gute Besetzung - und vor allem im Zeitbezug äußerst interessant ist. Und: Nur das Original, keine mancherorts höher gelobten Ergänzungsfilme der Rosemarie-Welle, war Rechtfertigung - und als Inspiration verantwortlich für Eichingers Neuverfilmung (mit Hoss, Lauterbach und Carrière), welche ich sehr genossen habe.

"Die Halbstarken" ist in Tresslers Wirken in der Tat einer der schwächeren Beiträge. Diesem Film habe ich eindeutig einen Jugend-Bonus verpasst, den man heutzutage sicher nicht mehr unbedingt nachvollzieht. Allerdings sehe ich zumindest Buchholz & Baal immer noch als zeitlos erfrischend an.

Jetzt aber:
Auf "Nachts, wenn der Teufel kam" lasse ich absolutnullkommagarnix kommen. Der wäre auch in einer Top-10, welche die 50er UND die 60er Jahre umfasst. Die allzu menschlichen und die nazistaatlichen Mechanismen sind in ihrer Unausweichlichkeit spannend und realistisch dargestellt. Die Roman-Vorlage mag schlecht geschrieben sein, hat aber einen perfekten Story-Kern und kommt aus dem wahren Leben. Und Siodmak hat auf beinahe durchgehend starkem Niveau etwas daraus gemacht. Die Darsteller sind vorzüglich bis tief in die Nebenrollen. Selbst die umstrittene Claus-Holm-Rolle - statt mit einem Charismatiker - mit einem weichen, reellen, sympathisch-harmlosen Charakter zu versehen, ist richtig, weil dadurch die Hilflosigkeit des Normalmenschen in der diktatorischen Mechanik deutlich wird, selbst wenn der Mensch entschlossen dagegen angehen will. "Nachts, wenn der Teufel kam" liegt weit, weit über dem Level eines Kriminalfilms, dessen vereinfachte Maßstäbe diesem Film einfach nicht gerecht werden, auch wenn immer wieder versucht wird, genau mit diesem Werkzeug für Kritikpunkte anzusetzen. Mir ist dagegen schwer begreiflich, die internationale Klasse dieses Films zu übersehen....

Da fällt mir ein, dass ich in einem anderen Thread doch schon einmal etwas zur Teufels-Verteidigung geschrieben hatte. Zu dieser Ergänzung stehe ich nach wie vor. Der Klassiker-Leumund ist auch hier rein hausgemacht (auf zeitgenössische oder gar Oberhausen-dogmatische Kritiker habe ich nie viel gegeben):
"Ein Film der Spitzenklasse, nicht nur deutschlandweit ende der 50er etwas Besonderes. "Nachts, wenn der Teufel kam" hat Tiefgang und wirklichen Wert als Bild von politischen Mechanismen, welche entarteter und gefährlicher sind als ein Buno Lüdke. Dazu Authentizität abseits der üblichen Dritte-Reich-Plakatierungen - wobei der Film auch viel besser ist als die Romanvorlage. Nicht umsonst Oscar-nominiert, in harten Wettbewerbs-Zeiten, als der deutsche Film nicht wohlgelitten war und die internationale Konkurrenz besonders groß, weil Titanen wie Bergman, Fellini oder Kurosawa im Zenit ihres Könnens standen.
Auch allein wegen der Schauspieler sehenswert: Adorf und Messemer sind einfach spitze, Werner Peters hatte - wie so oft - eine kleinere Rolle, hier aber besonders feine mit vielen Nuancen. Nur als Untertan durfte er einen ganzen Film tragen und tat das brillant. Auch Carl Lange konnte hier in einer kleineren Rolle mal etwas mehr zeigen als in seinen ohnehin zu raren sonstigen Rollen...."

Peter Offline




Beiträge: 2.886

09.05.2016 19:33
#14 RE: Deutsche Filme 1950-1959: Top-100 Zitat · Antworten

In meiner Favoriten-Liste der deutschen 50er-Jahre-Filme möchte ich unbedingt einen wichtigen Beitrag ergänzen:

Spion für Deutschland (D 1956, Regie: Werner Klingler)

Auch wenn der Film qualitativ nicht ganz mit Werner Klinglers vorzüglichem Nachfolge-Krimi Banktresor 713 mithalten kann und ich @Gubanov s - unerwarteterweise - fast euphorischer Besprechung, sagen wir, nur zu 94% folgen kann, haben Reinecker, Klingler und das starke Schauspieler-Ensemble eine Menge aus dem 'Tatsachen-Stoff' geholt, in welchem Autor Will Berthold, wackerer Nicht-Romancier, wie gewohnt zumindest einige kleinere Probleme hatte, die dramaturgische Substanz wirklich kontinuierlich aufrecht zu erhalten.
Aber die Kritik betrifft Details und soll das insgesamt hohe künstlerische Level wirklich nicht schmälern...

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