Sein Filmdebüt gab der 1926 in Innsbruck geborene Dietmar Schönherr 1944 in Alfred Weidenmanns Junge Adler (Drehbuch: Herbert Reinecker). Ein Architekturstudium brach er ab, um nach dem Krieg beim ORF zu arbeiten - und zwar in den vielfältigsten Funktionen (Regisseur, Autor, Reporter, Schauspieler etc.). Später wechselte er als Hörfunkdramaturg und Moderator zum WDR. Mitte der 50er Jahre nahm Schönherrs Schauspielkarriere Fahrt auf; er wurde zu einem der populärsten Stars des deutschsprachigen (Unterhaltungs-)Kinos. Auch in der Sixties-Krimiwelle hat Schönherr Spuren hinterlassen, wenngleich er nie in einem "echten" Edgar-Wallace-Film mitwirkte (Sanders und das Schiff des Todes einmal ausgenommen). Die Nylonschlinge, Das Ungeheuer von London-City und Das Geheimnis der chinesischen Nelke weisen ihn als überzeugten Epigonisten aus.
Seine bekannteste Rolle spielte Schönherr 1966 als Major Cliff Allister MacLane in der bis heute kultisch verehrten Sci-Fi-Serie Raumpatrouille. Ab den späten 60er Jahren konzentrierte sich Schönherr auf seine Laufbahn als Fernsehmoderator. Mit Wünsch dir was - an der Seite seiner Ehefrau Vivi Bach - revolutionierte er die Samstagabend-Unterhaltung. Pionierarbeit leistete er als Erfinder der ersten "Talkshow" im deutschen Fernsehen - Je später der Abend (1973) Überhaupt war Schönherr ein Unterhaltungs-Multitalent, betätigte sich ebenfalls als Schriftsteller, Schlagersänger, Synchronsprecher, Regisseur zweier TV-Filme und Theaterschauspieler. Ab den späten 70er Jahren intensivierte er erneut seine Schauspielkarriere - bis ins hohe Alter blieb Schönherr ein vielbeschäftigter Fernsehdarsteller mit gelegentlichen Ausflügen ins Kino (unbedingt erwähnenswert: seine Rolle in Doris Dörries Bin ich schön? (1998)).
Dietmar Schönherrs künstlerische Leistungen, sowie sein ausgeprägtes politisches und soziales Engagement (seit 1985 unterstützte Schönherr mit seiner NGO "Pan y Arte" diverse Projekte in Nicaragua) wurden mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert - u. a. Bambi, Goldene Kamera, Deutscher Schallplattenpreis, Heinz-Galinski-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Verdienstkreuz des Landes Tirol etc. Seinen Lebensabend verbrachte das Ehepaar Schönherr/Bach auf Ibiza, wo Vivi Bach bereits im April 2013 verstarb. Nun ist auch Dietmar Schönherr im Alter von 88 Jahren gestorben, wie die von ihm gegründete Hilfsorganisation heute morgen mitteilte.
Ein großartiger Schauspieler, dessen Rolle in "Bin ich schön?" ich auch noch einmal ausdrücklich erwähnen möchte. Ein aufrichtiger, charismatischer, humorvoller, kreativer und engagierter Mensch, der sich nie verbiegen ließ. Und die "Raumpatrouille" besucht mich auch bald wieder... RIP Dietmar Schönherr
“Denn wer den Besten seiner Zeit genug getan, der hat gelebt für alle Zeiten.” (Friedrich Schiller)
“Rebel With A Cause” - Ein Nachruf auf Dietmar Schönherr
“Vater möchte mir immer ein Freund sein, aber wie kann er mir etwas bedeuten, wenn er ... Tja, ich will sagen, ich liebe ihn und achte ihn auch, und ich möchte ihm auch nicht wehtun. Oh, ich weiß nicht mehr ein noch aus ...” (“Rebel Without A Cause” / “ ... denn sie wissen nicht, was sie tun” 1955)
Die Rebellion des James Dean in den den Fünfziger Jahren sprach auf deutsch mit der unverwechselbaren Stimme von Dietmar Schönherr, die er später noch anderen berühmten Kollegen lieh wie etwa Steve McQueen in “Thomas Crown ist nicht zu fassen” und Alain Delon in “Christine”.
Der so vielseitig begabte, hoch intelligente, überaus attraktive und couragierte Herr aus Innsbruck, dessen hitziges Temperament sich an vielerlei gesellschaftlichen Mißständen entzünden konnte, war zeitlebens ein Rebell. Immer unangepasst, immer gegen den Strom schwimmend, immer mit dem Mut, unbequeme Dinge offen zu äußern und für seine politischen Überzeugungen einzustehen.
Dietmar Schönherr opponierte bereits in seiner ersten Filmrolle als Theo Brakke in dem nationalsozialistischen Propagandafilm “Junge Adler” (1944) gegen das bestehende System. Der arrogante Sohn des Direktors eines Flugzeugwerkes verweigert sich lange Zeit dem Sog der “Volksgemeinschaft”.
Auch seine wohl berühmteste Rolle Major Cliff Allister McLane Kommandant des Schnellen Raumkreuzers Orion in der Fernsehserie “Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion” (1965) ist ein Rebell. Es gibt keine Vorschrift, die McLane nicht mißachten würde, wenn er sie für unsinnig erachtet, keine Autorität, die er nicht mit Skepsis oder gar Widerwillen betrachtet, die Eskapaden des hitzköpfigen Draufgängers sind ebenso legendär wie sein Hang zum schönen Geschlecht sowie sein Alkoholkonsum.
Noch im fortgeschrittenen Alter verkörperte Dietmar Schönherr wunderbar aufmüpfige und unangepasste Charaktere und adelte dabei mit seiner charismatischen Präsenz selbst banale Fernsehformate wie die Soap Opera “Der Gletscherclan” (1994) und die Familienserie “Leinen los für MS Königsstein (1997)
Von 1969 bis 1972 provozierte Dietmar Schönherr gemeinsam mit seiner Frau Vivi Bach in der Fernsehshow “Wünsch dir was” gegen alte Fernsehgewohnheiten. Einmal moderierte er gar mit Vollbart und erntete einen Sturm der Entrüstung. Ganz ähnlich wie die junge Kandidatin, die sich während einer Sendung in einer durchsichtigen Bluse dem Publikum präsentierte. Dietmar Schönherr wollte mit diesem Unterhaltungsformat bewusst gegen verkrustete Strukturen und brave Langeweile angehen, indem er Normalbürger in ungewöhnliche Situationen versetzte.
Mit “Je später der Abend” (1973/78) hob Dietmar Schönherr die erste deutsche Talkshow aus der Taufe. Berühmt ist noch heute die Sendung, in der Romy Schneider 1974 ganz unverhohlen ihre Sympathie für Burkhard Driest offenbarte. Dietmar Schönherr hat die Szene später übrigens sehr nett persifliert als er in einer anderen Talkshow Ruth Leuwerik seiner Zuneigung versicherte: “Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr ...”
“Ich bin ein Träumer, der die Welt verändern will” äußerte Dietmar Schönherr und mit seiner umfangreichen sozialen Tätigkeit in Nicaragua hat er dieses Credo ein großes Stück weit verwirklicht.
Ein Mann, den ich schmerzlich vermissen werde und der unvergessen bleiben wird.
Es ist schön, dass James Dean und seine Stimme Dietmar Schönherr sich gegenseitig lebendig halten. Zwei besonders erinnernswerte Rollen von Dietmar Schönherr sollen auch noch bebildert werden, nämlich "Schau heimwärts, Engel" (1961, neben Christoph Bantzer und René Deltgen, alle drei in Glanzrollen) - sowie "Die glücklichen Jahre der Thorwalds" (1962, neben Elisabeth Bergner).
Ein toller Charakter. Großartiger Schauspieler. Danke für viele schöne Rollen... DAS GEHEIMNIS DER CHINESISCHEN NELKE, KOMMISSAR X-DREI GRÜNE HUNDE, DIE VERDAMMTEN DER BLAUEN BERGE, SEIN BESTER FREUND und natürlich die RAUMPATROUILLE. Einer aus der großen Garde deutschsprachiger Filmschauspieler, die unvergessen bleiben.
Für mich ist der Verlust von Dietmar Schönherr ebenfalls ein schmerzlicher.
Nach Karlheinz Böhm ist nun ein weiterer der ganz großen Schauspieler und Kinostars der 50er und vorallem auch der 60er Jahre von uns gegangen.
Viele sind da nicht mehr...
Für mich, war Dietmar Schönherr einer der besten, unnachahmlichsten und wandlungsfähigsten Schauspielern seiner Zunft und erstrecht, einer der unangepasstesten und kritischsten Zeitzeugen, dem "Glanz & Glamour" nie etwas bedeutet haben.
Eine der ersten Rollen, die ich von ihm "bewußt" gesehen habe, war die des Playboy's "Christian Bongert" in der Antel-Komödie "Otto ist auf Frauen scharf" von 1968 - natürlich, spielte er hier weit unter seinen Fähigkeiten.