Internationale Filmfestspiele Berlin 1968 (21.6. - 2.7.)
Allgemeine Tendenz: Im Wettbewerb werden immer weniger Filme gezeigt, die für "normale" Kinos spielbar sind. Das gilt auch für die beiden deutschen Beiträge:
Lebenszeichen Produktion, Drehbuch & Regie: Werner Herzog - Prädikat: Besonders wertvoll - Verleih: Alpha Darsteller: Peter Brogle, Henry van Lyck, Wolfgang Reichmann, Florian Fricke 3 Soldaten bewachen auf einer griechischen Insel eine Festung samt Munitionsdepot. Eintönigkeit und Langeweile führen dazu, dass einer von ihnen plötzlich ausflippt.
Die Chronik der Anna Magdalena Bach Produzent: Franz Seitz - Regie: Jean-Marie Straub - Prädikat: Besonders wertvoll - Verleih: Neue Filmkunst Darsteller: Gustav Leonhardt, Christiane Lang, Paolo Carlini Ein Film über das Leben und die Musik von Johann Sebastian Bach ohne eine eigentliche Handlung.
"Lebenszeichen" wurde mit einem "Silbernen Bären" als Erstlingswerk ausgezeichnet. Er wurde gleich im Anschluss an die Filmfestspiele am 5.7. vom Alpha-Verleih gestartet, lief aber nur in Arthouse-Kinos. Der zweite deutsche Beitrag fand zunächst keinen Verleih und erlebte seinen Leinwandstart hierzulande erst 1969.
Zu den weiteren Wettbewerbsbeiträgen, die den Weg in die deutschen Kinos fanden, gehören: "Das Mädchen Nanami" (Japan) - Verleih: C.S. - Note: 3,0 (22) "Die Banditen von Mailand" (Italien) - V: Paramount - Note: 4,3 (13) "Zwei Freundinnen" (Frankreich) - V: Gloria "Die Stunde der Wahrheit" (Frankreich) - V: Columbia "Charly" (USA) - V: Rank
Notizen aus der deutschen Film- und Kinoszene: März/April 1968
Im März 1968 beginnen in Bangkok die Dreharbeiten zum aktuellen Kommissar X - Film "Drei goldene Schlangen". Rotraut de Néve gibt darin ihr Leinwand-Debüt. Die Rolle erhielt sie, weil sie als Siegerin aus dem großen LUX-Nachwuchswettbewerb hervorging. Zur Jury gehörte u.a. Lil Dagover. Rotraut de Néve wirkte noch in einem weiteren Kinofilm ("Apokal") und in einigen TV-Produktionen mit. Später machte sie sich einen Namen als Theaterschauspielerin und Regisseurin.
Regisseur Rolf von Sydow und Schauspielerin Sabine Eggerth, die sich im Januar 1962 das Ja-Wort gaben, haben sich scheiden lassen. Die 5-jährige Tochter bleibt beim Vater in München. Sabine Eggerth, die als Kinderstar in "Pünktchen und Anton" bekannt wurde, spielte u.a. die weibliche Hauptrolle in der 1963er TV-Inszenierung "Der Hexer" und in dem zweiteiligen Kriminalspiel "Der dritte Handschuh".
Die amerikanische Filmgesellschaft "Universal" startete den hochkarätig besetzten Polizei-Thriller "Nur noch 72 Stunden" ("Madigan") bereits vor dem US-Einsatz in den europäischen Kinos. Aus diesem Anlass begab sich Hollywood-Star Richard Widmark auf eine Goodwill-Reise durch Europa. Dabei machte er auch in Köln und Frankfurt Station. Pressetermine und TV-Aufritte nutzte er, um die Werbetrommel zu rühren. Am 15. März ging der Film (Regie: Don Siegel)in 30 deutschen Großstädten an den Start. Die Kinos meldeten allerdings durchwachsene Ergebnisse und die Film-Echo-Noten bewegten sich eher im Mittelfeld. Am Ende stand eine 4,4 bei 28 Meldungen. Während in Frankreich 508.313 Besucher gezählt wurden, waren es in Spanien 1,3 Mio. In Italien landete der Film auf Plart 84 in der Liste der 100 besucherstärksten Filme der Saison.
Constantin-Film meldet: Mehr als 3000 Bewerber für die Rolle des kleinen "Gaylord" in "Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung" begutachtete Regisseur Kurt Hoffmann. in dem 6-jährigen Archibald Eser aus der Umgebung von München hat er nun seinen Hauptdarsteller gefunden. Natürlich spielte Archibald den Gaylord auch in der Fortsetzung "Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft". Heute ist er als Unternehmensberater tätig.
Als österreichisch-deutsche Coproduktion wird im Wiener Schönbrunn-Atelier der Thriller "Das dreckige Gewerbe" hergestellt. Herbert Heidmann, Produzent des Reißers, hat mit seinem ersten Film auf dieser Linie "Geißel des Fleisches" gute Auslandsgeschäfte gemacht. Zu seinem neuen Werk sagt er:"Es geht um Selbsjustiz in Unterweltkreisen. Eine Gangsterbande klärt aus ganz bestimmten Gründen einen Mord auf, den die Polizei nicht klären konnte. Um die Realistik des Sex-Thrillers zu unterstreichen, habe ich echte Angehörige der Wiener Unterwelt als Statisten engagiert." Unter der Regie von Eddy Saller spielen 2 Newcomer die Hauptrollen: Der Kölner Udo Kier und Marina Paal, Tänzerin und Schauspielerin aus München. Am 3.10. kam der Film mit dem Titel "Schamlos" in die deutschen Kinos und war einer der letzten größeren Erfolge des Austria-Verleihs. Film-Echo-Note: 3,1 (20 Meldungen), wobei eine Erstnote von 2,6 verzeichnet werden konnte. Der bevorstehende Konkurs der Firma konnte dadurch jedoch nicht mehr abgewendet werden.
In der Schweiz wurde der deutsche Aufklärungsfilm "Oswalt Kolle: Das Wunder der Liebe" von der Zuricher Zensurkommision abgelehnt.
1968: Filme aus heimischer Produktion, die keiner sehen wollte.
Heimlichkeiten - Prod. & Regie: Wolfgang Staudte - Verleih: Rank Darsteller: Karl Michael Vogler, Ewa Strömberg, Reinhild Solf, Kathrin Schaake Am bulgarischen Schwarzmeerstrand wir eine Leiche gefunden und es stellt sich heraus, dass auch in einem Ferienparadies viele Urlauber ihre "Heimlichkeiten" haben. Staudte hatte für diesen "Politkrimi" eine eigene Produktionsfirma gegründet ("Cineforum GmbH") und einen bulgarischen Partner ins Boot geholt. Was ihm am Ende blieb waren Schulden.
Der Partyphotograph - Pr: Top-Film, München - R: H.D. Bove - V: Eckelkamp D: Rolf Zacher, Barbara Valentin, Brigitte Mira, Werner Finck "Handfester Sex und geschmacklose Anzüglichkeiten. Was Regisseur Bove unter Humor versteht, erschöpft sich in Grobschlächtigkeiten. Durch die hinkende Inszenierung wird das umso deutlicher" (Film-Echo) Das Original-Drehbuch schrieb Wolfgang Menge in Anlehnung an eine wahre Begebenheit, denn ursprünglich wollte Jürgen Roland den Stoff verfilmen. Bove bearbeitete es dann nach seinen Vorstellungen.
Professor Columbus - Pr: Rob Houwer - R: Rainer Erler - V: Eckelkamp D: Rudolf Platte, Louise Martini, Herbert Mensching Eine Aussteigerkomödie mit dem Untertitel "Lasst uns lieber Liebe machen". Der Film wurde ernige Tage nach der Uraufführung von Produktion und Verleih zurückgezogen, um ihn in geänderte Fassung neu herauszubringen.
Tamara - Pr: modern art - R; Hansjürgen Pohland - V: Eckelkamp D: Petrus Schloemp, Wolfgang Preiss, Barbara Rütting, Hans-Peter Hallwachs, Hansi Linder Der Film entstand nach dem Roman "Kein Schnaps für Tamara" und wurde unter den Hansjörg-Martin-Verfilmungen hier im Forum bereits besprochen.
Zucker für den Mörder (I/F/D) - R: Federico Chentrens - Pr: Eichberg-Film - V: Columbia-Bavaria D: Kerwin Mathews, Bruno Cremer, Lukas Ammann, Werner Peters, Sieghardt Rupp, Ann Smyrner Agenten-Krimi, in dem der Held ein geplantes Attentat auf einen asiatischen Staatsmann verhindern soll.
Hinzu kommen 3 Erstlingsfilme:
Layout - Pr. & R.: Hans A. Piper - V: C.S. D: Hans Brenner, Heidi Schaffrath, Claus Theo Gärtner Verleihwerbung: Alle reden von neuer Welle - wir reden von "Layout" "Ein interessantes Thema wird durch eine dilettantische Regie und banale Dialoge um seine filmischen Möglichkeiten gebracht." (Lex. des intern. Films)
Make Love - not War - Pr. & R.: Werner Klett - V: Eckelkamp D: Claudia Bremer, Gibson Kemp Ein in Berlin stationierte US-Soldat soll nach Vietnam beordert werden. Er versteckt sich bei einer jungen Frau.
Wegen Reichtum geschlossen - Pr: Wolf Citron - R: Hans Hutter - V: NWDF Unitas D: Arnim Dahl, Ingrid Buck-Setter, Ulrich Haupt Erzählt wird die Geschichte des ersten deutschen Lotto-Großgewinners Walter Knoblauch. Nur in den ostfriesischen Regionen, wo sich die Story in den späten 50er Jahren abspielte, fand der Film eine gewisse Aufmerksamkeit.
Tätowierung - Pr: Rob Houwer - R: Johannes Schaaf Filmband in Gold - Prämie: 400.000 DM
Lebenszeichen - Pr. & R: Werner Herzog Filmband in Silber - Prämie: 350.000 DM
Für die besten Einzelleistungen wurde das Filmband in Gold verliehen an:
Johannes Schaaf: Regie ("Tätowierung") Gustav Ehmck: Nachwuchsregisseur ("Spur eines Mädchens") May Spils & Werner Enke: Dialoge ("Zur Sache Schätzchen") Alexander May: Hauptdarsteller ("Tätowierung") (Thekla) Carola Wied: Hauptdarstellerin ("Spur eines Mädchens") Ilona Grübel: Weibliche Nebenrolle ("Paarungen") Gila von Weitershausen: Nachwuchsdarstellerin ("Engelchen oder Die Jungfrau von Bamberg") Werner Enke: Nachwuchsdarsteller ("Zur Sache Schätzchen") Wolfgang Treu: Kamera ("Das Schloss") Herta & Otto Pischinger: Filmarchitektur ("Das Schloss")
Die Verleihung fand am 23. Juni 1968 in der Deutschen Oper Berlin statt.
1968 geriet Produzent Franz Seitz in finanzielle Schwierigkeiten. Der Grund waren Verbindlichkeiten von mehreren Millionen DM und gegenwärtig nicht durch Aktiva gedeckte Schulden von rund 1 Million DM. Die Tatsache, dass Seitz in den vergangenen Jahren erfolgreiche Filme wie "Lausbubengeschichten", "Tante Frieda", "Grieche sucht Griechin" oder "Onkel Filser" herstellte, ließ diese Produktionsmisere selbst für Fachleute aus der Branche unklar erscheinen. Das "Film-Echo" fragte: "Wie kann es zu Produzentenverlusten kommen, auch in Fällen, in denen die Publikumsreaktion und die Filmtheater-Kassen positiv waren?" Franz Seitz stellte daraufhin Zahlenmaterial von 17 Filmen der Jahre 1963-1967 zur Verfügung, von denen nur drei Gewinne machten: "Kennwort: Reiher" - Gewinn: 12.000 DM (aber nur wegen 350.000 DM Filmpreis) "Der junge Törless" - Gewinn: 120.000 DM (aber nur wegen 350.000 DM Filmpreis) "Die schwedische Jungfrau" - Gewinn: 150.000 DM (aber nicht an der Kinokasse, denn die NORA-Verleih GmbH beziffert ihren Verlust bei diesem Film bei einer Verleihgarantie von 720.000 DM - und von Seitz angegebenen Herstellungskosten von 625.852 DM - mit ca. 676.000 DM.
Zu den Verlusten: Rolf Thieles "Tonio Kröger" brachte einen extrem hohen Verlust von 984.000 DM, der aber vor allem durch die Pleite des Schorcht-Verleihs verursacht wurde, weil damals alle Verleihwechsel platzten.
Der Verlust durch den Rainer-Erler-Film "Die Abenteuer des braven Kommandanten Küppes" belief sich "nur" auf 230.000 DM, weil dieser Leinwandflop eine Drehbuchprämie von 200.000 DM erhalten hatte.
Keine wirkliche Erklärung gibt es dafür, dass selbst die immer als erfolgreich angesehene Ludwig-Thoma-Serie rund um den Lausbuben Hansi Kraus über alle Folgen hin (bei Herstellungskosten zwischen 1,1 und 1,5 Mio. DM) ein Verlustgeschäft gewesen sein soll.
Selbst der Heinz-Rühmann-Film "Grieche sucht Griechin", der 2,3 Mio. DM Umsatz machte, konnte damit nicht einmal die Herstellungskosten abdecken, die sich auf knapp 2,4 Mio. DM beliefen.
Als Erklärung für den wirtschaftlichen Abstieg der Firma werden Mißgeschick und Fehlverhalten des engagierten Produzenten genannt. Er habe seit 1964 in vielleicht gutgläubiger, aber zweifellos falscher Einschätzung der Gegebenheiten, in der Mehrzahl der Fälle zu teuer produziert. So seien Kosten entstanden, die auf dem deutschen Markt nicht eingespielt werden könnten. Erfolgreiche Seitz-Produktionen wie "Liebesnächte in der Taiga" oder "Die Lümmel von der ersten Bank", die sich derzeit in der Kinoauswertung befanden, sorgten glücklicherweise dafür, dass sich die roten Zahlen nicht weiter erhöhten.
Im August 1968 wurde dann gemeldet, dass das Amtsgericht München beschlossen hatte, das Vergleichsverfahren zu eröffnen. Der Vergleichsvorschlag lautete auf 40 Prozent und wurde beim Termin im September von den Gläubigern angenommen. Mit der Fortsetzung der "Lümmel-Serie" und Filmen wie "Der Kapitän" ging es für Franz Seitz langsam wieder bergauf. Selbst Flops wie "Als Mutter streikte" oder "Abelard - Die Entmannung" konntet verkraftet werden. Seinen größten Erfolg feierte er später mit "Die Blechtrommel", die mit der "Goldenen Palme" von Cannes und mit einem "Oscar" ausgezeichnet wurde.
Das die Filmreihe „Lausbubengeschichten„ einen verlust eingebracht hat, hätte ich niemals für möglich gehalten. Vor allem da die Filmreihe in Bayern so beliebt war.
1968 startete der Medienkonzern "Bertelsmann" in Zusammenarbeit mit 36 Kinos die Aktion "Die besten Filme der Welt". Im Oktober 1971 waren es bereits 111 Kinos, die sich daran beteiligten und man konnte insgesamt 2 Mio. Besucher verbuchen. Die erfolgreichsten Filme waren:
Psycho (307.000 Besucher) Alexis Sorbas (291.00) Liebesnächte in der Taiga (261.00) Buddenbrooks (232.000)
1968 musste die in Köln ansässige Produktionsfirma von Dr. Alfons Carcasona Konkurs anmelden. "Teppich des Grauens", "Geheimnis der schwarzen Witwe" oder "Der letzte Mohikaner", die von der IGF in Gemeinschaftsproduktion mit zumeist spanischen und/oder italienischen Partnern hergestellt wurden, waren auf dem deutschen Markt recht erfolgreich. Doch die Firma beteiligte sich auch an Produktionen, für die es keine vorherige Verleih-Zusage gab. Einige davon blieben ohne deutsche Kinoauswertung, was für finanzielle Einbußen sorgte.
Begonnen hatte die anfangs noch in Bonn beheimatete "International Germania" 1960 mit einer Edelschnulze im Stil der Sissi-Serie:
EIN THRON FÜR CHRISTINE - (UN TRONO PARA CRISTY) - D/Sp (1960) - Regie: Luis Cesar Amadori Produktion: Procusa / IGF - Deutsche Erstaufführung: 2.6.1960 - Verleih: UFA Prod.-Leitung: Ludger Schulte-Köster / Herstell.-Leitung: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Christine Kaufmann, Dieter Borsche, Angel Aranda, Peter René Körner, Ingrid Ahrens
Offensichtlich entstand schon der erste Film, für dessen Außenaufnahmen Palma de Mallorca die Kulisse bildete, ohne Verleih-Bindung, denn erst kurz vor dem Kinostart tauchte er als Neuankündigung und "Geheimtipp" im Programm der UFA auf. Obwohl Christine Kaufmann damals neben Sabine Sinjen zu den beliebtesten Jungstars gehörte und zusammen mit dem spanischen Mädchenschwarm Angel Aranda als Liebespaar ohne Happy-end das Publikum zu Tränen rührte, hatte der Film in Deutschland nicht den erhofften Erfolg. Film-Echo-Note: 4,8 (21 Melfungen)
Schon Ende 1960 begannen in Spanien die Dreharbeiten zu Opus Nr.2, erneut ohne Verleihzusage:
SCHWARZE ROSE ROSEMARIE - (FESTIVAL) - Sp/D (1961) - Prod.: Hesperia/IGF - Verleih: Constantin Drehbuch und Regie: Cesar Ardavin (Gewinner des "Goldenen Bären" der Berlinale 1960) Deutsche Erstaufführung: 13.4.1962 - Prod.-Leitung: Theo Zöhner - Herstell.-Leitung: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Paul Hubschmid, Judith Dornys, Lucie Englisch, Ingrid Ahrens
Der mit geringem Budget in Schwarz-Weiß gedrehte Film erzählt die Romanze zwischen einem berühmten Hollywood-Star und einer deutschen Professorentochter vor dem Hintergrund des Filmfestivals von San Sebastian. Zwar entschloss sich Constantin zu einer Übernahme der Produktion, schätzte die Erfolgsaussichten aber offenbar eher gering ein, denn man legte den Film zunächst auf Eis. Um ihn etwas aufzupeppen, baute man den Erfolgsschlager "Schwarze Rose Rosemarie", gesungen von Peter Kraus (Ein Top-5-Hit in den deutschen Charts), in die Handlung ein. Der Interpret selbst war im Film nicht zu sehen. Er hatte den Song schon vorher in dem Streifen "Im schwarzen Rössl" gesungen, der bereits zu Weihnachten 1961 in die Kinos kam. Auch die zweite Produktion der IGF erzielte nur unterdurchschnittliche geschäftliche Ergebnisse. Film-Echo-Note: 4,6 (31 Meldungen)
Sehr interessantes Thema, zu dem man bisher nichts wusste! Der Produzent Carcasona war ja offensichtlich Spanier und hat seinen Vornamen immer germanisiert, was ja auch mit allen anderen Stabbeteiligten im Vorspann passierte, um zu suggerieren, es handle sich um lauter Deutsche. Bin gespannt auf weitere Ausgrabungen! Danke!
1961 setzte die IGF ihre Aktivitäten fort mit dem Film:
UNTER DER FLAGGE DER FREIBEUTER - (LOS CORSARIOS DEL CARIBE) Sp/It (1961) - Regie: Eugenio Martin - Deutsche Erstaufführung: 16.6. 1961 - Verleih: Constantin Prod.: Procusa / Associate unter Mitarbeit der International Germania Prod.-Ltg.: Leonard Martin / Herst.-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona (Deutscher Kinovorspann) Darsteller: Hans von Borsody, Brigitte Corey, Helga Liné, Carlo Tamberlani
Der farbenprächtige Piratenfilm gilt als spanisch-italienische Produktion, da sich die Beteiligung der IGF auf eine Zusammenarbeit beschränkte. Im Film-Echo wurde die Produktion anfangs noch als Gemeinschaftswerk der Procusa/Germania bezeichnet. Als der Film im Februar 1961 ins Atelier ging, waren die Verleihverhandlungen für den deutschen Markt noch nicht abgeschlossen. Im April einigte man sich mit dem Constantin-Verleih und der brachte den Film bereits am 16. Juni in die Kinos. In der Ankündigung hieß es: "Blitzende Degen & Piratenromantik. Ein Garantieschein für volle Kassen." Doch mehr als ein schwaches Durchschnittsgeschäft war nicht drin. Film-Echo Note: 4,2 (17 Meldungen).
Mit der ersten Auftragsproduktion kam 1962 endlich der Erfolg:
DER TEPPICH DES GRAUENS - (TERROR EN LA NOCHE) D/I/Sp (1962) - Regie: Harald Reinl - Prod.: IGF/Epoca/Domiziana - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 31.7.1962 - Prod.-Ltg.: Franz Thierry - Herst.-Ltg.: Dr.Alfons Carcasona Darsteller: Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Eleonora Rossi-Drago, Werner Peters, Carl Lange
Die Dreharbeiten für diese Auftragsproduktion der Constantin begannen im Frühjahr 1962 in Spanien. Am 31. Juli kam der Film in die deutschen Kinos und es zeigte sich, dass ein Weinert-Wilton-Krimi für fast ebenso gute Kassen sorgt wie ein Wallace-Film. Film-Echo-Note: 3,0 (58 Meldungen). Erstnote: 2,2
Noch vor dem Kinostart von "Der Teppich des Grauens" begannen im Sommer 1962 die Dreharbeiten zu einer weiteren Auftragsproduktion der Constantin:
NUR TOTE ZEUGEN SCHWEIGEN (IPNOSI) D/I/Sp (1962) - Regie: Eugenio Martin - Deutsche Erstaufführung: 31.1.1963 - Verleih: Constantin Prod.: IGF/Domiziana/Procusa - Prod.-Ltg.: Franz Thierry - Herst.-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Heinz Drache, Götz George, Eleonora Rossi-Drago, Jean Sorel, Margot Trooger, Werner Peters
Erneut wurde das erfolgversprechende Krimi-Genre bedient. Doch diesmal konnte man nicht mit dem Namen "Weinert-Wilton" werben. Dafür hatte man mit Heinz Drache und Margot Trooger zwei Hauptdarsteller aus dem TV-Straßenfeger "Das Halstuch" verpflichtet, mit denen man das Publikum zu ködern hoffte. So ganz ging die Rechnung nicht auf. Film-Echo-Note: 4,0 (43 Meldungen). Erstnote: 3,6
Mit einer weiteren Weinert-Wilton-Verfilmung setzte die IGF ihre Produktionstätigkeit fort. Auftraggeber war erneut die Constantin.
DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN WITWE - (LA ARANA NEGRA) D/Sp (1963) - Regie: Franz Josef Gottlieb - Prod.: IGF/Procusa - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 28.11.1963 - Prod.-Ltg.: Franz Thierry - Herst.-Ltg.: Dr.Alfons Carcasona Darsteller: O.W.Fischer, Karin Dor, Werner Peters, Doris Kirchner, Eddi Arent, Klaus Kinski
Im Sommer 1963 wurde in Madrid mit den Dreharbeiten begonnen. Als männlicher Hauptdarsteller war ursprünglich wieder Heinz Drache vorgesehen, doch letztendlich erhielt O.W.Fischer die Rolle. "Den unerschrockenen und recht trinkfesten Kriminalreporter stellt er mit lässigem Charme dar." (Film Echo). Mit dem geschäftlichen Erfolg konnte man zufrieden sein. Film-Echo-Note: 3,6 (65 Meldungen). Erstnote: 2,9
Bereits bei der Premiere der "Schwarzen Witwe" sprach der dabei anwesende Dr. Carcasona mit der Presse über seine nächsten Produktionen. Dazu gehörte:
ZWISCHENLANDUNG IN DÜSSELDORF / AT: DREI VON UNS Arbeitstitel: DER ÜBERFALL I/Sp/D (1964) - Prod.: Domiziana/Procusa/IGF - Regie: Gianni Bongioanni Prod.Ltg.: Franz Thierry - Herst.-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Christian Doermer, Barbara Steele, Margot Trooger, Georg Herzig, Werner Peters
Der Film kam in Italien als "Tre per una rapina" bereits im August 1964 in die Kinos. Erst ein Jahr später erschien im Film-Echo die Meldung der IGF, dass der Film abgedreht sei. Zu diesem Zeitpunkt war er immer noch ohne Verleih. Man verhandelte anschließend mit der kleinen Frankfurter Verleihfirma "Materna" und kündigte den Kinostart für November 1965 an. Es blieb allerdings bei der Ankündigung und der Film erlebte erst 2004 seine deutsche Uraufführung im TV.
Im Auftrag der Constantin entstand 1964 an Originalschauplätzen im brasilianischen Urwald der Film:
DIE GOLDENE GÖTTIN VOM RIO BENI - (DUELO EN EL AMAZONAS) D/Sp/F (1964) - Regie: Eugenio Martin - Prod.: IGF/Procusa/Comptoir - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 4.9.1964 - Prod.-Ltg: Franz Thierry - Herst.-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Pierre Brice, Gillian Hills, René Deltgen, Hans von Borsody, Harald Juhnke, Gil Delamare
Die Dreharbeiten für das Dschungelabenteuer begannen im April 1964. Für Pierre Brice bot der Film die Möglichkeit, das Indianerkostüm des edlen Häuptlings Winnetou kurzzeitig in den Schrank zu hängen. Erfolgsmäßig konnte man den Karl-May-Filmen allerdings nicht das Wasser reichen. Film-Echo-Note: 3,6 (41 Meldungen). Erstnote: 3,4 In Spanien hatte der Film 1.041.859 Besucher.
Im Sommer 1964 begann man mit den Dreharbeiten zu einer weiteren Auftragsproduktion der Constantin:
SIE NANNTEN IHN GRINGO - (LA LEY DEL FORASTERO) D/Sp (1965) - Regie: Roy Rowland - Prod.: IGF/ Procusa - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 19.3.1965 - Prod.-Ltg.: Heinz Willeg - Gesamt-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Götz George, Helmut Schmid, Alexandra Stewart, Sieghardt Rupp, Silvia Solar, Daniel Martin
Erstmals war Heinz Willeg im Team der IGF dabei. Er hatte als Produktionsleiter bei Kurt Ulrichs "Berolina-Film" begonnen, wo er 1958 Produktions-Chef wurde. Später wechselte er zu Brauners CCC-Film und betreute dort u.a. Filme wie "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse", "Der Henker von London" und "Freddy und das Lied der Prärie". Bevor er dann mit der "Allianz-Film" seine eigene Firma gründete, gab er beruflich ein kurzes Gastspiel bei der "International Germania".
Nach den 5-wöchigen Außenaufnahmen in Spanien, fanden die Atelieraufnahmen in Berlin statt. Der Kontakt zum Hollywood-Regisseur Roy Rowland, der in Spanien weilte, weil er dort bereits einen Ibero-Western inszeniert hatte, war von Alfons Carcasona hergestellt worden. Film-Echo-Note: 3,5 (40 Meldungen). Erstnote: 2,9 In Spanien hatte der Film 1,5 Mio. Zuschauer.
Da die Karl-May-Filme damals enorme Einspielergebnisse erzielten, erhoffte sich die Constantin ähnliche Erfolge von einer der populären Lederstrumpf-Erzählungen. Mit der Herstellung beauftragte man 1964 die IGF:
DER LETZTE MOHIKANER - (EL ULTIMO MOHICANO) D/Sp/I (1965) - Regie: Harald Reinl - Prod.: IGF/Balcazar/Associate - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 16.4.1965 - Prod.-Ltg.: Heinz Willeg - Herst.-Ltg.: Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Carl Lange, Daniel Martin, Anthony Steffen, Kurt Großkurth
Film-Echo-Note: 3,1 (41 Meldungen). Erstnote: 2,9 In Spanien hatte der Film 1.174.074 Besucher, in Frankreich 436.708.
Neben den Auftragsproduktionen für die Constantin beteiligte sich die IGF 1964 noch an weiteren Filmen:
DIE 100 RITTER - (LOS CIEN CABALLEROS) I/Sp/D (1964) - Regie: Vittorio Cottafavi - Prod.: Domiziana/Procusa/IGF Darsteller: Mark Damon, Antonella Lualdi, Wolfgang Preiss, Barbara Frey, Hans Nielsen
Das mittelalterliche Kostümspektakel mit imposanten Massenszenen wurde in Spanien gedreht und bietet immerhin die Gelegenheit, Wolfgang Preiss als Scheich zu erleben. Allerdings zeigte kein deutscher Verleih Interesse an dem Werk, das in Spanien 877.784 Besucher hatte. Deutsche Erstaufführung: 1994 TV (PRO7)
DIE GEJAGTEN DER SIERRA NEVADA - (LOS PISTOLEROS DE ARIZONA) Sp/I/D (1964) - Regie: Alfonso Balcazar - Prod: Balcazar/Fida/IGF - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 11.6.1965 - Prod.-Ltg: Franz Thierry - Gesamt-Ltg. Dr. Alfons Carcasona Darsteller: Robert Woods, Helmut Schmid, Maria Sebaldt, Richard Häussler, Hans Nielsen
Dieser frühe Italowestern wurde vom Constantin-Verleih übernommen. Wahrscheinlich gab es vorab bereits eine Verleih-Zusage. In Italien und Spanien hatte der Film weitaus mehr Erfolg als auf dem deutschen Markt. Film-Echo-Note: 4,7 (24)
OKLAHOMA JOHN - (AT: DER SHERIFF VON RIO ROJO) Sp/I/D (1964) - Regie: J.J. Balcazar/Roberto B. Montero - Prod.: Balcazar/Associate/IGF - Verleih: Hermes Deutsche Erstaufführung: 6.5.1966 Darsteller: Richard Hornsbeck, Karl Otto Alberty, Sabine Bethmann, Georg Herzig, José Calvo
Erst im Herbst 1965 fand die IGF im Hermes-Verleih einen Partner für die Kinoauswertung des Films. Allerdings besaß diese Firma nicht die Möglichkeiten, die ein Großverleih zu bieten hatte. Sie ging in der Spielzeit 1967/68 in Konkurs.
U.a. wurden 2 geplante Filmprojekte der Constantin, bei denen die IGF als Produktionsfirma vorgesehen war, nicht realisiert:
In der Saison 1964/65 DIE BLUMENHÖLLE AM JACINTO - Ein Abenteuerfilm nach dem Roman von Ernst F. Löhn Als Darsteller vorgesehen: Brad Harris, Marianne Koch, Sieghardt Rupp, Helmut Schmid, Klaus Kinski
In der Saison 1965/66 WER IST DER VIERTE MANN? - Ein Agentenfilm Als Darsteller vorgesehen: Joachim Fuchsberger, Sylva Koscina, Harald Leipnitz, Klaus Kinski