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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 750 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

21.04.2014 13:02
Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Triumvirat" (Kriminalhörspiel von Gisbert Haefs, WDR 1984)
mit: Hans Korte (Oberst Albrecht a.D.), Peter Pasetti (Pfarrer Bargmann) und Heinz Trixner (Dr. Korff) | Regie: Heinz Dieter Köhler | Regieassistent: Christoph Pragua | Dauer: 52 Minuten

Jeden Dienstagabend treffen sich ein pensionierter Oberst, der Dorfpfarrer und ein Arzt zum Skatspielen. Dabei diskutieren sie über die Dinge des Lebens und vor allem über ungelöste Rätsel. Sie überlegen, welchen Menschen in der Gemeinde sie töten würden, wenn sie einen Mord planten. Schnell einigt man sich auf den Apotheker, der aufgrund mehrerer Verfehlungen in der Vergangenheit das ideale Opfer darstellt. Als dieser am nächsten Tag tatsächlich getötet wird, kommen die drei Freunde im Haus des Obersten zusammen und zerpflücken die Alibis der in Frage kommenden Personen. Anscheinend hatte niemand in der Nachbarschaft des Apothekers ein Motiv, diesen zu ermorden. Akribisch beleuchten die Männer alle Möglichkeiten, bis einer von ihnen eine überraschende Lösung präsentiert....

Der Autor, Übersetzer und Herausgeber bedeutender literarischer Werkausgaben Gisbert Haefs schrieb auch Hörspiele für den Rundfunk. Zweimal kam dabei das Trio Korte, Pasetti und Trixner zum Einsatz; nach Pasettis Tod wurde dieser mit Harald Leipnitz ersetzt. Ein weiteres Mal wurde das Triumvirat von Fricke, Haucke und Mues gesprochen. Ihre Stellung im Leben ermöglicht es den drei Personen, Ereignisse zu reflektieren und sich mit Fällen zu befassen, die ihnen einen angenehmen Zeitvertreib bescheren. Jeder bringt dabei Voraussetzungen mit, die der Aufklärung dienlich sind. Als Geistlicher weiß Pasetti um die 'miserable Qualität' des Menschen, im Beichtstuhl wurde er des öfteren Mitwisser dunkler Geheimnisse und Zuhörer bei Schilderungen sündhaften Verhaltens. Er kennt also die Abweichungen vom Pfad der Tugend und des Rechts und hat genügend eigene Phantasie, um sich Verbrechen auszumalen und sie in Gedanken zu begehen. Der Oberst im Ruhestand Hans Korte dominiert die Tischrunde und leitet das Gespräch. Seine Einfälle sorgen für einen kontinuierlichen Gedankenfluss, wobei auch er die menschliche Natur abseits ihres offiziellen Aushängeschilds kennt. Heinz Trixner spricht den Arzt und übt dabei vornehme Zurückhaltung, was für die beiden Füchse Korte und Pasetti eine willkommene Ergänzung ist.

Im ersten Hörspiel der Reihe philosophieren die drei Männer über einen noch zu verübenden Mord. Sie überlegen, wen man umbringen könnte und wie sie die Tat ausführen würden. Dabei erweisen sich ihre Gedankenspiele als Vorwegnahme der Zukunft; so charmant ihre Theorien auch sein mögen, sie bergen doch einen wahren Kern in sich, da jeder von ihnen Argumente ins Feld führen kann, die den Apotheker eines Vergehens, einer Unterlassung oder einer unrechtmäßigen Bereicherung überführen. Die Beschreibung der Tatortumgebung erinnert an "Das Fenster zum Hof" und zählt auf die Vorstellungskraft des Hörers, der nur die drei Herren vernehmen kann, ihr Lachen, ihr Glucksen und das Gurgeln im Halse, wenn ein ausgesucht edler Tropfen durch ihre Kehle rinnt. Alle Varianten werden durchgespielt, wobei jeder seine Karten offen auf den Tisch legt. Man ist unter sich, eine loyale Männerrunde, die ihre Schwächen kennt und sie mit einem Augenzwinkern gegeneinander ausspielt. So tituliert Hochwürden Pasetti den Obersten Korte als 'finsteren Heiden', während er 'als Diener Gottes' jeden Verdacht empört zurückweist.

In Ermangelung eines Polizeiermittlers, der sich nach gewissenhaften Recherchen ein Urteil bildet und den Täter überführt, sind es die drei Freunde, die eine Erklärung für den Mord finden und denjenigen entlarven, der ihn begangen hat. Allerdings bleibt es ihnen benommen, mit ihrer Kombination an die Öffentlichkeit zu treten, da sie erstens keinen Beweis und zweitens nicht die Autorität der Staatsgewalt haben. Die Kombinationen, die Freude am Nachdenken und der Nervenkitzel, Geheimnisse im kleinen Kreis aufzudecken, sind Lohn genug für die Skatrunde.

Der Mord am Apotheker wird in seinen Ursachen und Auswirkungen von allen Seiten beleuchtet, wobei das tatsächliche Motiv für die Kombination aus Würgen-Stechen-und Erschlagen in der Zukunft liegt und sich somit nur dem erschließt, der alle Möglichkeiten in Betracht zieht. Bildreiche Schilderungen aller Umstände durch die lebenserfahrenen Stimmen von Korte und Pasetti, deren Präsenz vergnüglich und beruhigend zugleich wirkt. 5 von 5 Punkten

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

22.04.2014 12:42
#2 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Für diesen Beitrag bin ich sehr dankbar, weckt er doch eine längst verschüttete Erinnerung: vor Jahren habe ich auch einmal mehr oder minder zufällig eine Folge des Triumvirats hören dürfen und es hat mir außerordentlich gefallen. Das Ganze ist mir im Bodensatz meines Bewusstseins allerdings eher als vage Stimmung denn als konkretes Geschehnis erhalten geblieben.

Ich schätze zwar Gisbert Haefs als Autor generell eher weniger, er ist mir ein wenig zu überkandidelt und krampfhaft-bildungsbürgerlich humorös mit teils platt-protzenden Anspielungen, zumindest in seinen späteren Werken. Ich werde ihm bei Gelegenheit mal wieder ne Chance geben. Für dieses Format jedenfalls scheint er überaus treffsichere Vorlagen gezaubert haben.

Ich glaube, in Buchform habe dich „Das Triumvirat“ sogar vorliegen, doch das Hören steigert hier den Genuss ungemein…denke, ich werde die 3-CD-Box mit den drei „klassischen“ Hörspielen nun auch mal erwerben, da mich meine sehr positive Erinnerung nach obenstehender Rezension in der Tat nicht zu trügen scheint.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

22.04.2014 19:42
#3 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Wo gibt es die denn?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2014 19:52
#4 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Es gibt da so etwas, das nennt sich Amazon.



Die 3-Hörspiele-Box ist ebenfalls beim Buchhändler deines Vertrauens erhältlich.

Ich bin auch ganz angetan von der Beschreibung und könnte mir durchaus vorstellen, mich in den Interessentenkreis einzugliedern. Gisbert Haefs ist mir vor allem von seinen Sherlock-Holmes-Übersetzungen her ein Begriff, die bei Haffmanns, Weltbild, Insel und Suhrkamp verlegt wurden und als die besten Übertragungen der Doyle-Geschichten gelten. Gerade in diesem Zusammenhang verzeiht man die "bildungsbürgerlich" gen Himmel gestreckte Nase ja durchaus.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

23.04.2014 05:48
#5 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #4
Es gibt da so etwas, das nennt sich Amazon.

Danke. Dann hatte ich wahrscheinlich einfach die falschen Suchbegriffe eingegeben.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.05.2014 21:22
#6 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Triumvirat denkt" (Kriminalhörspiel von Gisbert Haefs, WDR 1985)
mit: Hans Korte (Oberst Albrecht a.D.), Peter Pasetti (Pfarrer Bargmann) und Heinz Trixner (Dr. Korff) | Regie: Heinz Dieter Köhler | Regieassistent: Christoph Pragua | Dauer: 43 Minuten

Der Bauunternehmer Hubert Morgental ist spurlos verschwunden. Mit ihm sein auffälliger, rosa lackierter Wagen. Nun zerbrechen sich die drei Skatfreunde in ihrer Stammkneipe den Kopf, welche Zusammenhänge es zwischen dem Abgang des frömmelnden Patriarchen und dem räudigen Kater des Wirts geben könnte, der ebenfalls seit Wochen unauffindbar ist. Spielen etwa die neuen Rhododendronbüsche eine Rolle, die Morgental kurz vor seinem Verschwinden bestellt hat?

In der zweiten Episode schwingt sich der listige Pasetti zu neuen Höhen auf. Er stattet seinen Pfarrer mit Schrullen aus, die diesem Verwegenheit verleihen und äußert sich mehrmals kritisch über seine Gemeinde, deren Schwächen ihm bestens bekannt sind. Er schwebt nicht auf einer Wolke der Abgehobenheit oder versteckt sich in seiner Bibliothek, um das Alte Testament zu studieren, sondern lästert mit dem Obersten und dem Arzt über die Irrwege seiner Schäfchen, unter denen sich mehr als ein schwarzes befindet. Man kommt nicht umhin, herzlich loszulachen, als er von der katholischen Diskothek berichtet, die einmal wöchentlich im Pfarrheim stattfindet und zu der sich die Jugend des Dorfes zahlreich einfindet. Auch untereinander sind die drei Herren nicht gerade zimperlich; so wird der Arzt, der sich bescheidener als die beiden anderen gibt, mehrmals vom Oberst und dem Pfarrer hochgenommen und ihm eine geringere Kombinationsgabe unterstellt.

Der Fall wird von den Klängen einer Ouvertüre von Johann Sebastian Bach begleitet, der vom Wirt zum Zwecke der Traueruntermalung hinzugezogen wird. Sein dicker Kater streift für gewöhnlich träge durch den Schankraum und so stellt seine Abwesenheit das erste Rätsel für das Trio am Skattisch dar. Hier tut sich Pasetti wieder in sarkastischer Weise hervor und präsentiert mehrere plausible Lösungsansätze. Er scheint nicht nur mit den Neigungen der menschlichen Natur, sondern auch mit den Trieben eines Vierbeiners vertraut zu sein. Die Verhältnisse im Hause Morgental werden anschaulich geschildert und jede Möglichkeit erwogen, wobei Dr. Korff die meisten Vorschläge zur Klärung des Geheimnisses einbringt. Langsam rollt vor dem geistigen Auge des Zuhörers ein (Kriminal-)Fall ab, der in seiner Nüchternheit für Schaudern sorgt und gleichzeitig klar und geradlinig in seiner Struktur ist. Wieder einmal bleibt die Lösung innerhalb des Skatkreises, da man übereinkommt, dass es sich nicht schickt, sich in die Arbeit der Polizei zu mischen und man Verständnis für den Täter aufbringt.

Nachdem das Triumvirat zunächst über das Verschwinden eines Katers philosophiert, gewinnt das Hörspiel mit der Erläuterung aller Umstände, die zum Verschwinden des Bauunternehmers führten, an Fahrt und wartet am Ende mit einem handfesten Mord auf. Die drei Sprecher bereiten dem Zuhörer ein diebisches Vergnügen, der unsichtbare Vierte an ihrem Stammtisch zu sein und betonen ihre Eigenheiten mit nachdrücklichem Timbre. 4,5 von 5 Punkten

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

31.05.2014 13:45
#7 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Eine sehr schöne Reihe mit eigentlich durchweg unterhaltsamen Fällen und einer interessanten Grundprämisse ("Wir lösen den Fall, behalten es aber für uns."). Einziger Wermutstropfen ist, daß die Besetzung nicht durchgehend beibehalten werden konnte. Gleich zweimal starb der Sprecher des Pfarrers weg (Peter Pasetti, Harald Leipnitz), für die vierte Folge wurde dann komplett neu besetzt, obwohl Heinz Trixner und Hans Korte auch heute noch unter uns weilen. Bittere Ironie - von der neuen Besetzung lebt inzwischen nur noch Peter Fricke.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.06.2014 15:33
#8 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Triumvirat spinnt" (Kriminalhörspiel von Gisbert Haefs, WDR 1996)
mit: Hans Korte (Oberst Albrecht a.D.), Harald Leipnitz (Pfarrer Bargmann) und Heinz Trixner (Dr. Korff) | Regie: Klaus-Dieter Pittrich | Regieassistenz: Martin Zylka | Dauer: 54 Minuten

Oberst Albrecht wird zu den Honoratioren benannt, die dem heimatfernen Maler Pedro Schaumburg, der vor vielen Jahren nach Lanzarote gezogen ist, einen Empfang im hiesigen Volksmuseum bereiten sollen. Just in der Nacht vor der Ehrung des Künstlers wird im Museum eingebrochen und alte Münzen und historische Kopfbedeckungen entwendet. Am Stammtisch untersuchen die drei Freunde Korff, Bargmann und Albrecht die Vergleichsfotos der Vitrinen und stellen fest, dass sich der Einbrecher auch an den ausgestellten Werkzeugen des Malers zu schaffen gemacht hat. Offensichtlich wurde ein Faustkeil vertauscht und die Skatrunde fragt sich, ob er mit einem alten Verbrechen in Zusammenhang gebracht werden kann, von dem niemand weiß....

Nach dem Tod von Peter Pasetti spricht Harald Leipnitz die Rolle des Pfarrers, kann sich aber zunächst nicht richtig einbringen. Zwischen den dominanten und gut zu unterscheidenden Stimmen von Hans Korte und Heinz Trixner geht Leipnitz ein wenig unter, da ihm das unverwechselbare Timbre des alten Fuchses Pasetti fehlt. Korte ist nach wie vor der Anführer der Gruppe und drückt ihr seinen unverwechselbaren Stempel auf. Doch auch Trixner behauptet sich zunehmend und schafft es, mit seinen klugen, ruhigen Kombinationen Ordnung in die sich gegenseitig hochschaukelnde Runde zu bringen. Erneut ist er es, der dem stichelnden Kirchenmann den Wind aus den Segeln nimmt und die Fakten analytisch auswertet. Zeichnete Pasetti seinen Geistlichen als einen Mann, der seine Berufung im Dienst der Kurie mit gesundem Menschenverstand verfolgt und durch seine Weltzugewandtheit gleichzeitig milde und sarkastisch war, so legt Leipnitz sein Amt als Instanz an, aus deren Wissensschatz er gerne schöpft, um seine beiden Freunde schachmatt zu setzen. Die Musikuntermalung ist diesmal sehr intensiv und holt argentinischen Tango in die Schenke, in der die Skatrunde sich wöchentlich einfindet. Wie schon in "Das Triumvirat denkt" dient die Gefühlsverfassung des Wirtes, dessen Gattin mit einem Südamerikaner auf und davon gegangen ist, als Schlüssel zu einem weitaus bedeutenderem Verbrechen als es der Vandalismus im Heimatmuseum darstellt. Bis sich die Hinweise in jene Richtung verdichten, wird der Hörer durch die Beschäftigung mit dem Inhalt der Glaskästen, dessen Umschreibung die beeindruckende Spannweite der deutschen Sprache zeigt, auf die Folter gespannt. Der Unterhaltungswert der drei Denker steigt mit der Aufdeckung des Geheimnisses, von dem die zertrümmerten Vitrinen ablenken sollten.

Die Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" setzt trotz der Kürze der Fälle ein aufmerksames Ohr voraus, das Pointen, Bonmots und Einwürfe schnell erfasst und sich an listiger Wortklauberei erfreut. Durch die Schule des Lebens, das Amt oder die Profession für Konversation auf hohem Niveau gewappnet, werfen sich die drei Männer gegenseitig die Bälle zu und der Zuhörer muss aufpassen, dass er keine Nuance verpasst. Der dritte und letzte Fall mit Anführer Hans Korte ist langatmiger und ohne Pasetti weniger schalkhaft, dennoch vergebe ich wegen der Brillanz der Dialoge 4 von 5 Punkten.

Clifton Morris Offline



Beiträge: 116

19.06.2014 14:48
#9 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Die (ersten beiden) Hörspiele verbinde ich mit dem Samstags-Krimi, der in den 80igern noch auf WDR 3 lief. Für mich handelt es sich um Höhepunkte des Kriminalhörspiels. Die herausragenden Sprecher erzeugen eine tolle Atmosphäre, obgleich die Handlung ja nur am Skattisch passiert in Form von Erzählungen und Spekulation bzw. Deduktion. Heinz Trixner war für mich damals schon eine der großen Karl-May-Hörspiel-Legenden (mit diversen anderen Auftritten), doch im Rundfunk hörte man ihn sonst nicht häufig. Schade, dass man ihn bei der letzten Folge nicht verpflichten konnte. Denn andere Aktivitäten im TV und auch im Kino gab es ja. Vor einigen Jahren gab er dem Magazin Karl-May & Co ein Interview. Vor einiger Zeit hat sich ein Hörer in der WDR5-Sendung "Die telefonische Mordsberatung" nach den Triumvirat-Krimis erkundigt. Da hat Gisbert Haefs einfach beim WDR angerunfen und Auskunft gegeben. Der vierte Krimi hätte mir besser gefallen, wenn man ihn im Studio und nicht vor Livepublikum mit Musik produziert hätte. Und wenn auch Peter Pasetti unersetzlich ist, so war Harald Leipnitz im 3. Fall ein würdiger Sprecher.

Markus Offline



Beiträge: 683

26.03.2015 11:20
#10 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Im März (laut Verlag, amazon listet noch Februar) soll eine Neuauflage mit allen vier Hörspielen kommen.

Gruß
Markus

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2017 12:15
#11 RE: Kriminalhörspielreihe "Das Triumvirat" von Gisbert Haefs Zitat · Antworten

Durch das hiesige Thema schwirrten Albrecht, Bargmann und Korff schon lange in meinem Hinterkopf herum – leider ernüchterte mich die erste Begegnung mit dem Triumvirat allerdings ein wenig:



Das Triumvirat

Teil 1 der Hörspielreihe, BRD 1984. Regie: Heinz-Dieter Köhler. Vorlage: Gisbert Haefs. Mit: Hans Korte (Albrecht, pensionierter Oberst), Peter Pasetti (Pfarrer Bargmann), Heinz Trixner (Korff, Arzt). Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.

Zitat von Das Triumvirat (1)
Ein Oberst, ein Pfarrer und ein Arzt treffen sich regelmäßig zur Skatrunde. Beim Gespräch über einen Fernsehkrimi kommt ihnen die Einsicht, dass die abenteuerlichen Mordmotive der Fernsehautoren in der Praxis wohl eher selten funktionieren würden. Sie überlegen sich, wen sie gern selbst umbringen würden – und alle drei einigen sich auf die gleiche Person: den Apotheker Wilsing, der ein besonders unangenehmer Zeitgenosse ist. Tatsächlich stirbt Wilsing kurz darauf und das Triumvirat, dessen Mitglieder als Mörder mangels Gelegenheit nicht infrage kommen, stellt Vermutungen über Tathergang und -motive an ...


Es wirkt schon etwas kurios, dass Korte, Pasetti und Trixner zunächst über die realitätsfernen Morde der Fernsehmacher unken und dann an einem Fall teilnehmen, dessen Motivation, Ausführung und Begleitumstände derart überbordend konstruiert, künstlich und herbeigeredet sind wie im Mordfall Wilsing. Wen würden alle drei „altehrwürdigen“ Herren umbringen? Natürlich ohne Absprache die gleiche Person (nur um später festzustellen, dass niemand von dessen Tod profitieren würde). Wer stirbt daraufhin? Natürlich eben diese Person (göttliche Fügung vonseiten des Pfarrers?). Wie wird sie umgebracht? Natürlich auf die von den Herren vorgeschlagene Weise (es überrascht schon gar nicht mehr). Wer von den dreien war der Täter? Natürlich niemand (oder lügt einer nur besonders geschickt?). Und natürlich gestaltet sich die Lage der Wohnungen zueinander so, dass der Tote unter keinen Umständen von jemand anderem als einer Handvoll Nachbarn getötet worden sein kann, die alle ein wasserdichtes Alibi haben, von denen aber einer so abgebrüht war, seinen Aufenthalt kunstvoll zu verschleiern, bei der Tat keinerlei Spuren zu hinterlassen und nebenbei auch noch alle Prognosen des „Triumvirats“ zu erfüllen. Was sich Gisbert Haefs hier ausdachte, erfordert vom Zuhörer wirklich die Unterdrückung jedes gesunden Menschenverstands zur Akzeptanz einer Umgebung, die nicht natürlich, sondern wie für den perfekten Mord auf dem Reißbrett entworfen erscheint.

Dadurch dass ausschließlich die drei Skatbrüder das Hörspiel stimmlich stemmen, entsteht eher der Eindruck eines Hörbuchs als der eines Hörspiels, weil alle Ereignisse nur aus Erzählungen eines der drei Protagonisten wiedergegeben werden, anstatt den Zuschauer selbst daran teilnehmen zu lassen. Der Oberst, der Pfarrer und der Arzt werden dem Publikum über ihre Beruflichkeit nähergebracht und erhalten darüber hinaus kaum Spielraum zur Entwicklung eigener Persönlichkeiten, denn Haefs klammert sich eifrig und ohne Umschweife an den Mordfall, was Tempo und Spannung erhöht, aber die Identifikation mit den Herren schwierig gestaltet. Während Peter Pasetti wie üblich ausnehmend gut aufgelegt ist, schaffen es Korte und Trixner nicht, ihr Profil zu schärfen. Ihre eher uneinprägsamen Stimmen fließen ineinander und man verliert schnell den Überblick, wer denn da gerade spricht. Es macht am Ende aber auch keinen Unterschied, ob ein Vorschlag vom Arzt oder vom Oberst kam, da beide ja nur als Zaungäste am Mordfall beteiligt sind.

Die Verdächtigenriege sowie das Opfer entführen den Zuhörer in eine nostalgisch-harmlos erscheinende Kleinstadtidylle, die nur stellenweise von einer eher unpassend modernen, stechend ans Ohr dringenden Musikuntermalung aufgebrochen wird. Wenig Ablenkung also, um den geradlinig aufgebauten „Denkrunden“ des Triumvirats zu folgen. So baut der Zuschauer eine gewisse Erwartungshaltung über das kluge Vorgehen des Mörders auf, die dann durchaus auch erfüllt wird – mit einer bedeutenden Ausnahme: Das vielgepriesene „Mordmotiv in der Zukunft“ gehört zu den albernsten Konstruktionen, die je in einem Krimi vorgelegt wurden und vergellt den versöhnlichen Schluss, der vor allem durch die Selbstgerechtigkeit der Figuren besticht („wir liefern den Täter nicht aus!“), leider nachhaltig.

Die Idee, ein Herrentrio aus der Distanz der Bierstube über einen Mordfall grübeln zu lassen, mag reizvoll erscheinen, erweist sich in Hörspielform aber als zu spartanisch. Eine Bildschirmadaption mit der Möglichkeit zu zahlreichen Voiceover-Rückblenden hätte einen stärkeren Reiz schaffen können; wenn es unbedingt ein Hörspiel sein muss, hätte man auf besser unterscheidbare Stimmen Wert legen sollen. Als hier wie dort problematisch würde sich jedoch der arg konstruierte Fall erweisen, der wohl als Hommage an Krimis im Allgemeinen gedacht ist, aber als solche zu unkonkret und bieder auftritt. 2,5 von 5 Punkten.

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