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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 854 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Georg Online




Beiträge: 3.263

20.04.2014 19:37
Kreuzfahrt des Grauens (BRD/ I 1969) Zitat · Antworten

KREUZFAHRT DES GRAUENS
(Ore di terrore), dt. Alternativtitel: Die Todesyacht
"Thriller", BR Deutschland/ Italien 1969

Darsteller: Herbert Fux, Ann Smyrner, Karin Schubert, Rainer Basedow, Mario Novelli, Paolo Magalotti, Léa Nanni
Drehbuch: Rolf Grieminger nach einer Idee von Guido Leoni
Kamera: Klaus von Rautenfeld
Schnitt: Vincenzo Vanni
Musik: Gianluca Montani
Regie: Guido Leoni (als Robert Bradley)

An Bord eines griechischen Geschäftsmanns vergnügt sich eine Reihe dekadenter Herrschaften. Als man drei scheinbar Schiffbrüchige an Bord aufnimmt, erkennt man zu spät, dass es sich dabei um drei Männer handelt, die aus einer kriminellen Strafanstalt für Geisteskranke entkommen sind ...

Der Satz "wenn es den Begriff 'Trash' nicht geben würde, müsste er für diesen Film erfunden werden" wird sicherlich öfters verwendet, im Falle des "Reißers" Kreuzfahrt des Grauens trifft er jedoch so gut zu wie selten. Regisseur Guido Leoni präsentiert eine Handvoll bizarrer Typen, die freizügig und ohne Logik agieren. Eine sinnlose Szene reiht sich an die andere, die Figuren wirken unsympathisch und Spannung kommt so gut wie nicht auf.
Bereits am Beginn sehen wir alle fünf Hauptdarstellerinnen, die sich mit ihren jeweiligen Partnern im Hotel befinden, nach der Reihe in Unterwäsche oder hüllenlos und in dieser Tonart geht es dann in den weiteren Szenen auch weiter. Der Vorspann läuft am Tag vor dem Hotel ab, dann wird auf eines der Zimmer gezoomt. Nun befinden wir uns drinnen, es ist plötzlich dunkel und es gewittert und regnet. In der nächsten Szene, die im nächsten Zimmer spielt, ist das Unwetter dann wieder vorbei.
Als die drei Geisteskranken an Bord sind, wird der Kapitän sofort von einem der drei entkommenen Sträflinge mit einem Beil erschlagen. Man möchte meinen, dass dies einen normalen Menschen dazu veranlassen würde, angsterfüllt zu sein und die drei gefährlichen Männer zu meiden. Was geschieht jedoch? Man vergnügt sich an Bord weiter, Herbert Fux als Martin ruft: "Musik!" und die freizügigen Damen beginnen wie wild und in Ekstase zu tanzen. Es versteht sich von selbst, dass eine der Bordmiezen auch mit dem Mörder intimer wird - ohne Angst zu haben - und dann plötzlich dahinter kommt: "Hoppla, das ist ja der Axtmörder!". Wenig später feiert man aber wieder fröhlich eine Party an Bord. Zwischen Trinkgelagen und Schäferstündchen versucht der Regisseur immer wieder daran zu erinnern, dass das ja eigentlich ein Thriller sein sollte. Es funktioniert jedoch nicht, denn schon bald folgt wieder eine lustige Runde, in der man Flaschen drehen spielt. Der fröhliche Alkoholkonsum, der "Partnertausch" und die Orgie gehen fröhlich weiter.
Einzig und allein Herbert Fux agiert ganz gut als Verbrecher und versucht gegen die sinnlose Handlung anzuspielen. Ob es ihm gelingt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wie sich Ann Smyrner in ein derartiges Filmchen verirren konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fazit: Der italienische Titel Ore di terrore (wörtlich: Stunden des Grauens) trifft es ganz gut: 80 Minuten schreckliche Handlung samt bescheidener Schauspielkunst. Cinema.de urteilt: "Die wohlfeilen politischen Spitzen gegen das Establishment machen den dilettantischen Sex-und-Gewalt-Reißer nicht besser". Als Genre wird "Thrillertrash" angegeben. Noch Fragen?

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

21.04.2014 10:07
#2 RE: Kreuzfahrt des Grauens (BRD/ I 1969) Zitat · Antworten

Die Frage, weshalb der Film bei uns nicht in die Kinos kam, hat sich damit wohl erledigt.
Als Produzent von deutscher Seite war "Studio Hamburg" beteiligt und Ann Smyrner erinnert sich daran, dass während der Dreharbeiten ständig das Geld ausging, so dass die Hotelrechnungen nicht bezahlt werden konnten.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

21.04.2014 12:11
#3 RE: Kreuzfahrt des Grauens (BRD/ I 1969) Zitat · Antworten

Danke für die Vorstellung, Georg. Genau so hatte ich mir "Kreuzfahrt des Grauens" immer vorgestellt und ich weiß nach deinen Beschreibungen, dass der mir auch sicherlich Spaß machen würde. Das dazugehörige Filmprogramm sieht da etwas gezügelter aus, und auch die kurzen Anmerkungen im meinem beliebten Nachschlagewerk "Das neue Lexikon des Horrorfilms" sagten bislang nichts über diese dann doch wohl eindeutige Reise aus. Also ist das Wort Grauen nicht im Sinne von Horror zu verstehen, sondern gibt lediglich Auskunft über die krude Umsetzung.

Georg Online




Beiträge: 3.263

21.04.2014 19:35
#4 RE: Kreuzfahrt des Grauens (BRD/ I 1969) Zitat · Antworten

Dass Studio Hamburg diesen Film coproduzierte erstaunt mich allerdings. Das passt überhaupt nicht zur Qualitätsware, die in jenen Jahren aus dem Hause Gyula Trebitsch kam und überwiegend fürs Fernsehen produziert wurde. (Woher stammt diese Information? Im Netz konnte ich nichts dazu finden und der italienische Vorspann gibt lediglich Auskunft über ital. Produktionsfirma, Buch, Idee, Kamera, Regie).
Die Umsetzung ist tatsächlich etwas krude und das Agieren der Personen (vor allem der weiblichen Besatzung) angesichts der drei gefährlichen und unberechenbaren Männer an Bord nicht ganz nachzuvollziehen. Wer Trash liebt, wir den Film jedoch sicherlich lieben :-)

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

21.04.2014 20:29
#5 RE: Kreuzfahrt des Grauens (BRD/ I 1969) Zitat · Antworten

Sowohl "filmportal.de" als auch die IMDB nennen die "Studio Hamburg Filmproduktion" als deutschen Produzenten.

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