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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 1.550 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | 2
Prisma Offline




Beiträge: 7.591

09.03.2014 13:09
Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



♦ BELINDA LEE ♦ (* 15. Juni 1935 in Budleigh Salterton † 12. März 1961 in San Bernardino )





»Wie schön, dass man beim Film ein Ventil für alle versteckten Laster hat!«


Belinda Lee im Film (Auswahl):

♦ Murder by Proxy (1954)
♦ Zwischen Hass und Liebe (1955)
♦ Kronzeuge gesucht (1956)
♦ Am Rande der Unterwelt (1957)
♦ Helena, die Kurtisane von Athen (1957)
♦ Im Dienste des Königs (1958)
♦ Auf St. Pauli ist der Teufel los (1959)
♦ Die Wahrheit über Rosemarie (1959)
♦ Messalina (1960)
♦ Der Satan lockt mit Liebe (1960)
♦ Luxusweibchen (1960)
♦ Das Spukschloss in der Via Veneto (1961)




Die Veröffentlichung des Films "Die Wahrheit über Rosemarie" offenbarte mir eine der spektakulärsten Neuentdeckungen der letzten Jahre: Belinda Lee. Die Umschreibung Neuentdeckung hat bei einer Schauspielerin ihres Bekanntheitsgrades, der über die Jahrzehnte gesehen allerdings in recht paradoxer Weise sanft entschlummert ist, natürlich nur eine äußerst persönliche Färbung, denn es handelt sich um ein Spektakel innerhalb der ganz eigenen Filmwelt. Die Suche nach Input, nach Neuem, und die Offenherzigkeit gegenüber Genres und Filmen jeder Art, führen mich immer wieder zu solchen Etappen, und auch wenn sich dieser Kreis niemals schließen wird, er erfährt mitunter durchaus erfreuliche Erweiterungen. Ich betrachte mir Belinda Lee und komme immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Wie konnte es nur sein, dass ich nicht früher auf sie aufmerksam wurde. Lag es schlicht und einfach an der mangelnden Verfügbarkeit ihrer Filme, oder ist es auf die hauptsächlich bedienten Genres zurückzuführen, vielleicht ihr früher Tod? Die Begeisterung ist bei einer Frau wie ihr jedenfalls schnell entfacht, doch sie zählt zu den ganz wenigen Schauspielerinnen, die etwas äußerst Seltenes mitbringen. Nachhaltigkeit. Belinda Lee wirkt nachhaltig faszinierend, überaus wandlungsfähig, begabt und zeitlos schön. Sicher könnte man berechtigterweise sagen, dass man diese Eigenschaften bei unzähligen Kolleginnen auch finden dürfte, doch diese Dame hat bei mir definitiv den richtigen Nerv getroffen.

Belinda Lee wirkte im europäischen Kino und vor allem bei ihren Ausflügen im angestaubten deutschen Film wie eine unbekannte, und daher verzweifelt erwartete Lichtgestalt. Eine Schauspielerin der perfekten Mischung, eine Aura, die sowohl Greifbares, als auch Geheimnisvolles aufwirft, eine Frau, die dem Empfinden nach jede Frau sein könnte und deren auffällige Optik ein interessantes Wechselspiel zwischen markanten und sanften Zügen eingeht. Ihre Karriere entwickelte sich so rasant, dass sie schon nach einem guten Dutzend Filme die Besetzungslisten anführte, und meistens sogar noch prominenter in Szene gesetzt wurde, als die dazugehörigen Titel. Es wurden buchstäblich Belinda-Lee-Filme inszeniert, und die vielen unterschiedlichen Produktionen dokumentieren die hohe Nachfrage in Richtung der Interpretin. Es ist seit Bestehen des Films so, dass man genau auf derartige Ausnahmeerscheinungen wartet, sie erkennt und resolut einsetzt. Ihre Karriere endete abrupt mit einem tödlichen Autounfall. Für einen Mythen-Status reicht der Fall Belinda Lee jedoch bei Weitem nicht aus, da bestimmte essentielle Grundvoraussetzungen fehlen: ein zu prosaisches Ende ohne einen Geheimnis umwitterten Tod, die falschen, beziehungsweise belanglose Filme und ein zu unspektakulärer Lebenswandel im Sinne der Sensationsmedien. Man kommt einfach nicht drum herum, sich immer einmal wieder auszumalen, was gewesen wäre wenn... Aber eines ist mit ziemlicher Sicherheit zu sagen: Belinda Lee wäre ohne jeden Zweifel zu einem der größten europäischen Kinostars geworden!

Abschließend ist noch der persönliche Eindruck zu Belinda Lee zu erwähnen. Wie gesagt, ist es dem Empfinden nach so, dass sie viele Frauen (und auch Kolleginnen) in ihrem Wesen zu vereinen scheint. So kam es mir nicht nur bei meiner ersten Begegnung als Rosemarie Nitribitt mit ihr vor, sondern auch in jedem folgenden Film. Ob Rosemarie, Messalina oder als Satan, der mit Liebe lockt, sie präsentiert so unzählig viele Facetten in Erscheinung und Darstellung, dass sich ihre Kolleginnen Vergleiche gefallen lassen müssen. Man sieht ein weiteres markantes, und doch so makelloses Gesicht, ihre grünen Augen deuten Temperament und Unergründlichkeit an. Ihre deutschen Synchronstimmen versuchen sie als Femme Fatale zu vermarkten, so dass ihre eigene Stimme umso erstaunlicher wirkt, die weich und melodisch, aber vergleichsweise unscheinbar anmutet. Faszinierend diese Frau, die ihre Filme spielend dominieren konnte! Marisa Mell und Romy Schneider haben bei diesem Format des Filme & Karriere-Threads ja bereits die Grundsteine gelegt, und die schöne Britin soll nun die dritte im Bunde werden, beziehungsweise in meinem persönlichen Hoch-Olymp meiner beliebtesten und faszinierendsten Schauspielerinnen. Die Lage der Informationen und des verfügbaren Materials ist zum jetzigen Zeitpunkt recht überschaubar, umso interessanter dürfte dieses Projekt für mich, und alle die sich gerne beteiligen möchten, werden, da genau diese Suche bei der Arbeit hält, den Film-Horizont bedeutend erweitert, und daher ganz gewiss einige sehr unbekannte Produktionen zum Vorschein bringen wird.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.03.2014 14:14
#2 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

'For she was beautiful - her beauty made
The bright world dim, and everything beside
Seemed like the fleeting image of a shade:
No thought of living spirit could abide,
Which to her looks had ever been betrayed,
On any object in the world so wide,
On any hope within the circling skies,
But on her form, and in her inmost eyes.'


(Percy Bysshe Shelley: "The Witch of Atlas")



Der englische Dichter und die Schauspielerin teilen sich das Schicksal, noch in ihren Zwanzigern tödlich verunglückt und auf dem Protestantischen Friedhof in Rom beigesetzt worden zu sein. Beide lebten in den letzten Jahren vor ihrem Tod in Italien, dem 'Paradies der Verbannten', wie Shelley notierte. Sie bleiben nicht nur wegen ihres beruflichen Schaffens im kollektiven Gedächtnis der Kulturszene, sondern auch wegen ihres unkonventionellen und atemlosen Privatlebens, das durchwirkt war von Emotionen und Ambitionen.

Belinda Lee war für mich ein unbeschriebenes Blatt, bis Prisma sie mir näherbrachte. Seine Leidenschaft für ausdrucksstarke Schauspielerinnen, denen er durch Höhen und Tiefen die Treue hält, beeindruckte mich einmal mehr. Ich spürte, dass diese Frau 'lebte', dass sie ihre Rollen nicht einfach nach einem Lehrbuch abspulte, sondern sie mit Ironie, Witz und Esprit ausstattete. Sie sorgte dafür, dass die Rosemarie Nitribitt in der Verfilmung "Die Wahrheit über Rosemarie" (Regie: Rudolf Jugert) eine vielschichtige Persönlichkeit wurde und nicht nur ein Abziehbild der öffentlichen Meinung über die berüchtigtste Lebedame der Fünfziger Jahre. Sie zeigt dem Publikum jene Eigenschaften, die man bei einer Frau als verdammungswürdig ansah: Stolz, Gier, Selbstverliebtheit, Rücksichtslosigkeit und Unbeirrtheit. Sie dachte an sich selbst - und nicht an eine zu umsorgende Familie.

Man spürt, dass sich Belinda Lee der Provokation bewusst ist. Nach der bundesdeutschen Nadja Tiller wollte man für die authentische Umsetzung der Geschichte eine Frau, die exotisch wirkte, nicht eine auf Verruchtheit getrimmte Biederkeit. Die Engländerin flirtet mit der Kamera, aber zuallererst flirtet sie mit sich selbst, was die Narzissten unter uns freut. Man beobachtet ihre Kapricen mit einer Mischung aus Bewunderung und Belustigung. Von dieser Frau, so wird offensichtlich, ist noch einiges zu erwarten. Sie ist prädestiniert, unbequeme Charaktere darzustellen - Frauen, die sich nicht in die Karten blicken lassen und einen Trumpf in der Hinterhand haben. An ihr sieht man sich nicht satt, sondern möchte sie tausendfach wiedersehen. Dieser Thread möchte es sich zum Ziel setzen, gegen das Vergessen zu arbeiten und jene Frau zu beleuchten, deren frühes Ableben uns der Möglichkeit beraubte, sie in den produktiven Sechziger Jahren auf der Leinwand zu sehen.

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

09.03.2014 15:39
#3 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Ich kannte Belinda Lee zunächst nur von Fotos und alten Filmprogrammen und war allein von ihrem Aussehen auf Anhieb fasziniert. Zum Glück liegen nun wenigstens ihre beiden deutschen Filme als DVD-Veröffentlichungen vor, wobei ich sagen muss, dass ich sie gern einmal auf der großen Kinoleinwand erlebt hätte.

Meine Suche nach weiteren Informationen über Belinda Lee führte zu dem Ergebnis, dass ihr Lebenswandel keineswegs "zu unspektakulär im Sinne der Sensationsmedien" war. Da sie sich auf Filmfestivals in Cannes und Venedig immer wieder in knappen Badeanzügen ablichten ließ, bekam sie schnell den damals üblichen Stempel "Sexbombe" aufgedrückt. Man verglich sie mit Marylin Monroe, Jayne Mansfield und ihrer Landsmännin Diana Dors. Für ständig neue Schlagzeilen, nicht nur in der Klatschpresse, sorgte ihre Affäre mit dem verheirateten italienischen Fürsten Orsini, den sie 1957 kennenlernte. Belinda Lee war damals ebenfalls verheiratet mit Cornel Lucas, einem Fotografen von "Rank"-Film", wo sie anfangs unter Vertrag stand. Monatelang berichteten die Medien über die Liaison, in die sich sogar der Papst einschaltete. 1958 unternahm die Schauspielerin einen Selbstmordversuch mit Schlaftabletten, wurde jedoch noch rechtzeitig gefunden. Irgendwann kam das Liebesaus, doch das Interesse der Reporter und Fotografen an Belinda Lee blieb bestehen. Sie soll im Grunde eigentlich scheu und bescheiden gewesen sein. Das sagte der italienische Regisseue Jacopetti, mit dem sie zuletzt liiert war.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

09.03.2014 16:29
#4 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Meine Anmerkung zu Belinda Lees Lebenswandel bezieht sich natürlich in erster Linie auf die nicht zu Stande gekommene Mythologie, die nur ganz bestimmten Schauspielerinnen nachhallt, oder schon zu Lebzeiten vorausgeeilt ist. Selbstinszenierungen, Posieren und das Gütesiegel "Sexbombe" machen für mich keinen spektakulären Lebenswandel aus, da es sich bei Darstellerinnen dieser Zeit und dieses Aussehens um ein übliches Tagesgeschäft handelte, sich wirksam ablichten, und sich ins Gedächtnis rufen zu lassen. Der Quervergleich kommt also nur zu Stande, wenn man die wirklichen Mythen der Filmgeschichte betrachtet, und eben an die vorhandenen Voraussetzungen bei Belinda Lee denkt. Trotz ihres damaligen Major-Star-Status bei Rank, erinnert man sich heutzutage eben nicht primär an sie, sondern beispielsweise an die bereits erwähnte Schauspielkollegin Diana Dors, von anderen, sogenannten "Sexbomben" (abseits der Rank) ganz zu schweigen.

Der Autor Peter Kranzpiller beschreibt Belinda Lee in seiner informativen Hommage "Stars der Kinoszene - Belinda Lee" zwar knapp, aber absolut konträr zu dem kreierten, und dem natürlich noch geläufigen Bild und den Vermarktungsstrategien der Filmindustrie, und bezieht sich dabei wohl ebenfalls auf die Aussagen Jacopettis. Belinda Lee habe mit ihrer Affäre mit dem italienischen Fürsten Orsini, und den eigenartigen Umständen des Doppel-Suizidversuchs, ihre einzigen negativen Schlagzeilen in der Weltpresse gehabt. Darauf habe ich mit meiner Schilderung eigentlich vorab Bezug nehmen wollen, wäre also auch noch ausführlicher zur Sprache gekommen. Unspektakulär im Sinne der Sensationsmedien, für die das Gebotene in Form von trivialen Pin-Up-Geschichten selbstverständlich ausreicht, bedeutet also für mich persönlich, dass man sich zwar permanent auf die Schauspielerin, ergo auf die Ware Frau, mit all ihrer Schönheit und Anziehungskraft stürzte, und natürlich gerne und ausführlich über sie berichtete. Allerdings sehe ich das Unspektakuläre in der vergeblichen Suche nach Skandalen, die es dem Vernehmen nach einfach nicht gegeben haben soll. Schlussendlich ist das für mich aber ohne Belang, da Belinda Lee genau das präsentierte, was hundert andere vor, und nach ihr auch absolvierten. Bei ihr bleibt aber die Faszination zurück, zumindest was mich betrifft.

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

09.03.2014 18:30
#5 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Sorry, ich wollte da nicht vorgreifen. Wie es der Zufall so will, habe ich mich erst kürzlich ein bißchen mit dem Thema befasst. Damals - in den 50ern! - war die Geschichte ein aufsehenerregender Skandal, der von der Presse genüßlich ausgeschlachtet und immer wieder neu angeheizt wurde. Deshalb bin ich über die besagte Formulierung von Dir gestolpert. Das wäre ja nun geklärt und ich bin schon gespannt auf Deine weiteren Beiträge.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

09.03.2014 21:04
#6 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Ach was, Vorgreifen gibt es hier nicht, dafür ist dieser Thread doch da, wie jeder andere übrigens auch. Du weißt doch, dass ich mich über jeden Beitrag sehr freue, und da Du ja auch schon ein bisschen recherchiert hast, passt das doch perfekt hier her, wohin auch sonst? Dass man schließlich über meine Formulierung stolpern kann ist ja verständlich, da ich es nur vage beschrieben hatte, und ich mir eigentlich auch nicht vollends klar darüber bin, wie Belinda Lee einzuschätzen ist. Dafür ist sie mir noch zu unbekannt, und ich beschäftige mich auch noch nicht so lange mit ihr. Wie Du wahrscheinlich auch gemerkt hast, gibt es auf Anhieb gar nicht so furchtbar viel über Belinda Lee zu finden, höchstens einheitliche Informationen, daher ist mir zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht vollkommen klar, wohin dieses Projekt schließlich führen wird. Was ihre Filme angeht, da kann man sich bis zu zehn Filmen spielend beschaffen, ja und ab dann wird es spannend.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

15.03.2014 19:01
#7 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



MESSALINA / MESSALINA VENERE IMPERATRICE (1960)

mit Belinda Lee als Messalina
und Spiros Focás, Carlo Giustini, Giancarlo Sbragia, Giulio Donnini, Arturo Dominici, Giuliano Gemma und Ida Galli
eine Produktion der Cineproduzione Emo Bistolfi | im Verleih der Panorama
ein Film von Vittorio Cottafavi





»Ich bete nicht eine Göttin an. Ich will angebetet werden!«


Im Jahre 41 nach Christus endet die Regentschaft Caligulas und Kaiser Claudius (Marcello Giorda) übernimmt die Macht im Römischen Weltreich und leitet eine blutige Epoche ein. Valeria Messalina (Belinda Lee) wird auf ihr bevorstehendes Priesteramt vorbereitet, doch die schöne junge Frau hat größere Ziele vor Augen. Mit unerbittlichen Mitteln will sie die Kaiserin von Rom werden. Obwohl sie sich in dem Legionär Lucius Maximus (Spiros Focás) verliebt, folgt sie lieber ihrer Gier nach Macht, denn ihr gerissener Berater Sulpicus (Mino Doro) hat die Heirat mit Imperator Claudius arrangieren können. Fortan nennt man sie nur noch Messalina, die gefürchtete Herrin Roms, deren betörende Schönheit ebenso berüchtigt ist, wie ihre Rücksichtslosigkeit. Im Hintergrund stellt die Kaiserin nun die Macht dar, denn sie versteht es sehr geschickt, sich beim Volk beliebt zu machen und gleichzeitig die Macht des Senats zu unterwandern. Wegen ihrer Intrigen wird die Anzahl ihrer Feinde daher immer größer und unübersichtlicher, genau wie die Zahl ihrer Opfer, und Messalina wird als blutrünstige und ausschweifende Gebieterin in die Geschichte eingehen...

Dieser Film von Vittorio Cottafavi reiht sich in eine ganze Schar von, in dieser Zeit entstandenen, und aufwendig inszenierten Historien-Beiträgen ein, und kann in seiner knapp bemessenen Spieldauer von etwa 90 Minuten zwar nicht alles komplett aufgreifen und durchleuchten, aber unterhaltsam ist die Umsetzung ganz gewiss. Die Konzentration liegt also voll und ganz auf der Titel gebenden Figur Messalina, die von der Engländerin Belinda Lee quasi wieder zum Leben erweckt wird. Valeria Messalina, Enkelin des Augustus, und dritte Ehefrau von Kaiser Claudius, galt als habgierig, blutrünstig und grausam, und sie soll mit ihren Gegnern (von denen es wohl unzählige gegeben haben soll) kurzen Prozess gemacht haben. Sie war berüchtigt für ihr Macht-Kalkül, bekannt für Ausschweifungen und außerdem soll sie eine nymphomanische Ader gehabt haben, die das rücksichtslose Erreichen ihrer Ziele nur begünstigte. Vor allem aber ist ihre außergewöhnliche Schönheit überliefert. Dem Produktionsjahr 1960 geschuldet, fehlt es der Darstellung insgesamt ein wenig an Brisanz und Exposition, allerdings inszenierte die Regie auch überaus klassisch, so dass man es schon mit einem Beitrag der gehobenen Kategorie zu tun hat, was sich in nahezu allen Bereichen durchschlägt. Die Kulissen sind imposant, die Schauplätze authentisch, die Charaktere wirken durchgehend überzeugend und auch die Statisterie wirkt beeindruckend. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um ein persönlich eher gemiedenes Genre, in welches es nur zu sporadischen Ausflügen kommt, falls die Besetzung Anreiz genug bietet.

Die kurze Erfahrung lehrt: Mit einem Belinda Lee-Film hat es bislang noch nie ein Enttäuschung gegeben, ja sie wirkt quasi wie eine Garantie für gute Unterhaltung. Die Engländerin hat in ihrer kurzen Karriere zahlreiche große Frauen der Weltgeschichte interpretieren können, und dürfte den meisten, die sich noch an sie erinnern, auch so im Gedächtnis geblieben sein. Hier kann man sie als verführerische Hure der Macht bewundern, deren Schönheit und Skrupellosigkeit eine gefährliche Mischung ergeben. Hochinteressant dabei ist, dass sowohl Valeria Messalina, als auch Belinda Lee als Frau, gleichermaßen spektakulär in Szene gesetzt wurden, und sich eine beachtliche Aura rund um die Kaiserin aufbaut, die ebenso faszinierend und anziehend, aber auch genau so gefährlich wirkt. In edelsten Roben und mit durchschlagenden Verführungskünsten präsentiert sich Messalina als Objekt der Begierde ganz Roms, und sie ruft bei Männern Hörigkeit, Abhängigkeit und blinden Gehorsam hervor, den sie resolut für ihre Zwecke einzusetzen weiß. Gefährlich wird sie insgesamt durch ihren unbändigen Willen, ihre Intuition und die Intelligenz, andere dazu zu bringen, sich freiwillig zu unterwerfen. Selbst bei einem Mordkomplott wird Messalina nicht etwa zum erstarrten Kaninchen, sondern dem Empfinden nach noch mehr zur angriffslustigen, giftigen Kobra. Sie verliert in dieser Situation nicht die Nerven, als das blanke Messer nur noch wenige Augenblicke vom Ende ihres Lebens entfernt ist, sondern sie bietet sich ihrem potentiellen Mörder an, um ihn nach der Verführung selbst zum Tode zu verurteilen. Ihre Methoden sind drastisch, werden aber leider selten so im Bilde festgehalten, so dass die Konzentration auf Attributen wie Hochmut und Stolz haften bleibt. Bei jedem aktiven oder delegierten Mord wird die Kaiserin somit die Verteidigung ihrer Ehre als Rechtfertigung gebrauchen.

Nicht nur von Belinda Lee, sondern überhaupt bekommt man in "Messalina" sehr interessante Leistungen geboten, und vor allem die Auftritte von Ida Galli und Giuliano Gemma sorgen für viel Wiedersehensfreude. Ein kleiner Kritikpunkt innerhalb der Geschichte bleibt, dass hin und wieder eine eigenartige Prise Humor zum Vorschein kommt, die dem Verlauf, der ja mit Hochdruck in eine andere Richtung hinarbeitet, einfach nicht besonders gut stehen möchte, weil es dieser Film einfach nicht nötig gehabt hätte. Vielleicht wollte die Regie aber dadurch verhindern, dass die Angelegenheit aufgrund der "Messalina"-zentrierten Führung zu kopflastig ausfällt. Wie dem auch sei, dieser Ausflug in die Welt des Historien-Dramas weiß rundum zu gefallen und bietet einen nicht zu verachtenden Unterhaltungswert. Klassische Elemente in der Gestaltung sorgen für eine hohe Authentizität, es wird eine angemessene Spannung transportiert, ohne jedoch zum Überholmanöver anzusetzen, was eigentlich schon wieder etwas schade ist. So ist insgesamt zwar kein Meilenstein des Historien-Kinos entstanden, aber die grundsolide Arbeit von Vittorio Cottafavi besticht mit einer sehr gelungenen Atmosphäre, die durch stichhaltige Charakterzeichnungen untermauert wird, und hierbei sticht insbesondere die verführerische Titelfigur hervor. Das Aufzeigen von Dekadenz, Macht-Poker, Verrat und Verfall bahnt den geschichtlichen Konsens adäquat an, und man bekommt die Gewissheit vermittelt, dass es sich nicht nur um irgend ein Märchen von den Fließbändern aus einem der unzähligen Filmstudios handelt. Diese aufwendige Produktion ist als pompöses Gesamtpaket durchaus sehenswert, und die umwerfende Belinda Lee setzt dem Ganzen buchstäblich die Krone auf. Amen Messalina! Amen Belinda!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.03.2014 20:12
#8 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



BELINDA LEE als MESSALINA





Bei einem Film, der hauptsächlich von seiner Titelfigur getragen werden soll, kann wesentlich mehr schief gehen, als dass man zu einem gelungenen Gesamtergebnis kommt. Die Verpflichtung von Belinda Lee stellt bei "Messalina" weitaus mehr als einen Glücksgriff dar, weil sich die Schauspielerin hier in wirklich allen Bereichen nachhaltig profilieren konnte. Falls die historische Figur Valeria Messalina genau so, oder nur annähernd so schön und verführerisch wie die englische Schauspielerin gewesen ist, kann man nachvollziehen, dass ihr unzählige Männer zu Füßen gelegen haben müssen. Belinda Lee prägt die Titelfigur überaus klassisch, beim Agieren wirkt sie selbstsicher und transportiert alle Attribute dieser Frau in bestechender Manier. Im Vordergrund stehen ihr Kalkül und ein unstillbarer Machthunger, sie verfolgt höchste Ziele, die sie niemals aus den Augen zu verlieren scheint. Dabei heiligt der Zweck schließlich alle Mittel und mit ihren Waffen besitzt sie nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, ganze Heerscharen zu entmachten, um sie sich letztlich Untertan zu machen. Interessant bei dieser Vorgehensweise ist, dass sie ihre Opfer dazu bewegen kann, sich freiwillig zu ergeben, so dass sie schließlich mit Wonne in ihr eigenes Verderben laufen können. Messalina ist umgeben vom Atem des Todes, der für ihre Opfer allerdings nicht abschreckend wirkt, sondern in Verbindung mit ihrer Erscheinung augenscheinlich keine Bedrohung darstellt, und eher verlockend wirkt. Somit wird ihr Todeskuss quasi als Privileg angesehen. Ihr Hochmut zieht weite Kreise, ihr Stolz ist selbst bei tödlicher Gefahr nicht zu brechen, ihre Lebenslust ist nicht zu bändigen und niemals würde sie sich einem Mann unterwerfen, vorausgesetzt es passt in ihre Pläne. Belinda Lee kann und muss man in "Messalina" mit der Umschreibung Idealbesetzung in Verbindung bringen, und es ist schon atemberaubend ihr dabei zuzusehen, wie sie mit ihrer Rollenfigur eins wird. Ich kann nur sagen, dass ich immer mehr von dem Komplettpaket Belinda Lee begeistert bin! Naja, Schönheit verpflichtet eben.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

30.03.2014 20:46
#9 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



DAS SPUKSCHLOSS IN DER VIA VENETO / FANTASMI A ROMA (1961)

mit Marcello Mastroianni, Belinda Lee, Sandra Milo, Eduardo De Filippo, Vittorio Gassman, Tino Buazzelli, Claudio Gora und Ida Galli
eine Produktion der Galatea Film | Lux Film | Vides Cinematografica | im Bavaria Filmverleih
ein Film von Antonio Pietrangeli





»Sehen kann man sie nur wenn man gestorben ist, oder sich in Lebensgefahr befindet!«


Der Prinz Annibale di Roviano (Eduardo De Filippo) gilt in der Stadt als ziemlich eigentümlich, denn er behauptet seit jeher, dass er in seinem römischen Palazzo in friedlicher Koexistenz mit einigen Geistern lebt. Diese unsichtbaren Zeitgenossen sollen der Legende nach einige Verwandte sein, die eines gewaltsamen Todes zum Opfer gefallen sein sollen. Alles könnte so friedlich sein, wenn nicht eines Tages schwerwiegende Veränderungen vor der Tür stehen würden. Durch eine Unachtsamkeit hat seine Durchlaucht einen Unfall, und das alte Schloss soll schließlich verkauft werden. Am gleichen Platz plant man ein hochmodernes Einkaufszentrum zu errichten, was die beherbergten Geister in helle Aufregung versetzt. Als dann plötzlich auch noch die lebendige Verwandtschaft des Eigentümers im Hause einzieht, muss ein zündender Einfall her, denn Annibales Neffe Federico di Roviano (Marcello Mastroianni) und seine lebenshungrige Freundin Eileen (Belinda Lee), haben den Erlös des bevorstehenden Verkaufs bereits großspurig verplant. Werden die Geister den bevorstehenden Abriss ihres geliebten Stadtschlösschens verhindern können..?

Dieser Beitrag von Antonio Pietrangeli weckte nicht nur wegen Belinda Lee, sondern vor allem wegen des stimmungsvoll klingenden deutschen Titels mein uneingeschränktes Interesse. So viel Wohlklang scheint ja durchaus einiges zu versprechen, und die Spannung steigt daher, ob dieser Film einen tatsächlich das Gruseln lehren kann. Doch es stellt sich hier bereits nach wenigen Minuten heraus, dass der Name des Films den Gesamtverlauf nicht unbedingt charakterisieren wird, wie es letztlich so oft bei Verleihtiteln von diversen Filmen der Fall war. Wenn man sich als Zuschauer unmittelbar aufs Glatteis geführt fühlt, fehlt dabei in der Regel ein positiver Überraschungsmoment, und es ist wahrscheinlich, dass sich eine gewisse Enttäuschung breit macht. "Das Spukschloss in der Via Veneto" stellt in diesem Zusammenhang eine beinahe revolutionäre Ausnahmeerscheinung dar, denn diese Produktion von 1961 entpuppt sich als eine durch und durch gelungene Überraschung. Die Einordnung in ein bestimmtes Genre fällt insgesamt schwer, man bekommt zwar Anteile von überaus gepflegtem Grusel zu sehen, dies aber schon wieder im komödiantischen Sinne, und es tauchen außerdem sporadisch Bruchstücke auf, die leicht dramatisch, oder eher gesagt melancholisch angehaucht sind. Vielleicht könnte man dem Film den Namen Grusel-Komödie geben, wenn auch nur im weiteren Sinne, da Pietrangeli hier keineswegs die Absicht verfolgt, den Zuschauer in irgend einer Weise zu beunruhigen. Thematisch gesehen, zeigt sich der Film als eher einfach gestrickt, doch durch die Anreicherung mit allerlei Finessen, und einem Stab, der eine wahrhafte Symbiose untereinander einzugehen scheint, wird "Nachtschatten", so der deutsche Titel der Video-Auswertung, zu einem kleinen Erlebnis.





Innerhalb der Besetzung findet man den Jetset des damals italienischen Kinotopp. Auf der Seite der Geister im Stadtschlösschen führt Marcello Mastroianni das illustre Treiben an, und im Verlauf der Geschichte wird man ihn sogar in drei verschiedenen Rollen zu Gesicht bekommen. Da der 1924 geborene Schauspieler stets eine sichere Bank darstellt, kann man sich auf gute Unterhaltung gefasst machen. Reginaldo scheint das Geister-Dasein eigentlich zu schätzen, da er sich, genau wie seine Kumpanen, beim alten Prinzen wohlzufühlen scheint. Nur wenn er in der Nähe von schönen Frauen ist, sieht man dem Casanova die sehnsüchtigen Blicke an, und man ahnt, dass er doch wieder gerne unter den Heißblütern wäre. Um sich die Zeit zu verschönern, wird Schabernack getrieben, auch ist immer wieder zu sehen, dass jeder der Geister in der Via Veneto ganz eigene Spleens hat. Wenn Prinz Annibale von seinen unsichtbaren Bewohnern berichtet, und hinter vorgehaltener Hand als senil betrachtet wird, strengen Reginaldo und seine Freunde gerne kleine Demonstrationen an. Dem Klempner verschafft man wie von Geisterhand eben einmal schnell eine kalte Dusche, oder dem Bauingenieur, der Haus und Hof bedroht, wird die Teppichkante hochgehalten, so dass er ins Stolpern kommt. Hierbei entsteht eine herrliche Situationskomik die nicht nur zum Schmunzeln, sondern zeitweise auch zum herzhaften Lachen verleitet, und rein gar nichts mit albernem Klamauk zu tun hat. Ansprechende Leistungen fürs Herz und Auge liefern Belinda Lee, Ida Galli und Sandra Milo, die sehr geschickt im Sinne deutlicher Kontraste eingesetzt wurden, auch Eduardo De Filippo, Tino Buazzelli und Vittorio Gassman bedienen dieses Konzept hervorragend, so dass es zu einem überaus runden Gesamtbild kommt.

Die ohnehin amüsante Idee, die dieser Film behandelt, wird vor allem durch die handwerklich sichere Umsetzung perfekt. Hinsichtlich des Schauspiels und der Interaktion bekommt man wahre Choreografien geboten, die erst durch die aufwendige Kameraführung und den punktgenauen Schnitt zu dem werden, was sie letztlich sind. Bei Berührungen durch die unsichtbaren Bewohner des Hauses werden beim jeweiligen Pendant immer Reaktionen im Bilde eingefangen, auch verschwinden die Gestalten im gleichen Setting plötzlich und selbst die Tricks wirken für das Produktionsjahr ziemlich gelungen. Die Idee, dass der Zuschauer quasi auf der Seite der Geister steht, und alles mitbekommt, greift vollkommen und bewirkt eine hohe Daueraufmerksamkeit. Was wäre ein derartiges Spektakel ohne eine stimmungsvolle Dialogarbeit, und es ist ganz bemerkenswert, wie das vorhandene Potential effizient genutzt wurde. Reginaldo und seine Freunde hören den Personen nämlich nicht nur zu, sie kommentieren auch gerne einmal hemmungslos von der Seite. Sie erteilen Ratschläge und Tadel, lassen ihrem Unmut freien Lauf, sie lästern, machen Witze und lassen gerne auch Seitenhiebe vom Stapel; häufig überschneiden sich Worte und Sätze, was im Film ja eher unüblich, und sonst deutlich voneinander abgegrenzt ist, hier als Stilmittel aber vollkommen aufgeht. Für den Zuschauer sind diese sprachlichen Spitzen sehr willkommen und oftmals wird einem sogar aus der Seele gesprochen. Weitere Schützenhilfe am gelungenen Profil der Produktion leisten die musikalische Anpassung, die hervorragende Bildgestaltung und Ausstattung, und natürlich die offensichtliche Liebe zum Detail. Antonio Pietrangelis Beitrag muss man einfach mögen, da das Konzept originell und leichtfüßig wirkt, und das Gesamtbild ein durch und durch heiteres Sehvergnügen vermitteln kann. Für mich persönlich stellt "Das Spukschloss in der Via Veneto" somit eine der schönsten Überraschungen der letzten Jahre dar, und der Film bleibt, ohne es als Wortspiel zu benutzen, überaus geistreich! Ein hervorragender Unterhaltungsfilm!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

27.04.2014 15:13
#10 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



BELINDA LEE als EILEEN





Belinda Lee hat es in den letzten Wochen quasi möglich gemacht, dass ich mich wieder einmal zu unterschiedlichen Genres gefunden habe, die mein Interesse sonst vielleicht nicht unbedingt geweckt hätten. Diese Filme jedoch nur auf die Beteiligung von Belinda Lee zu reduzieren wäre ungerechtfertigt, was ganz insbesondere für "Das Spukschloss in der Via Veneto" gilt, denn hier ist die schöne Britin zwar überaus nett anzusehen, zeigt sich in guter Spiellaune und erfreut auch einmal mit ihrer komödiantischen Seite, aber es ist und bleibt dieser bemerkenswert leichtfüßige Film, der die Hauptattraktion darstellt. Belinda Lee fällt hier zunächst durch optische Veränderungen auf, so dass man nach Rollen wie beispielsweise der feuerroten Messalina oder der blonden Rosemarie schon zweimal hinschauen muss, um sie zu erkennen. Die schwarzhaarige Eileen ist hier also ein gewolltes Abziehbild der modernen Frau dieser Zeit, resolut, selbstbewusst und schlagfertig. Auch wird sie in der "Via Veneto" als erotischer Blickfang eingesetzt, die nicht gerade sparsam mit ihren Reizen umgeht, und die Kunst des Verführens ihr Eigen nennt. Im Film hat sie beispielsweise eine Szene in der Badewanne (die allerdings von unten bis oben voll mit Schaum, also Fantasie ist), sie ist häufig in knappen Ensembles zu betrachten und man darf einen Blick auf ihren nackten, vom Schaumbad glänzenden Rücken werfen. Das klingt für heutige Verhältnisse nach einem Hauch von Nichts, doch es ist zu bedenken, dass der Film im Jahre 1961 entstanden ist. Die Rolle von Belinda Lee ist insgesamt schon sehr stark auf einen gewissen Star-Bonus angelegt. Sie wird im Vorspann an zweiter Stelle, und noch vor dem Filmtitel genannt, bereichert das Geschehen überhaupt erst ziemlich spät, und hat auch recht wenig Screentime. Auch zu ihrer Kollegin Sandra Milo sieht man sie in deutlichem Kontrast, was die Sympathie des Zuschauers, und die Wichtigkeit der Rolle anbelangt. Dennoch zieht sie mit allen anderen an einem Strang und sorgt für aufrichtiges Schmunzeln und einige Lacher. Mir persönlich ist die deutsche Synchronstimme weniger gut bekommen, da es sich um einen schwerwiegenden, und einfach nicht auszublendenden Fall der Assoziation mit einer anderen Rolle handelt. Belinda Lee wurde nämlich von Marianne Wischmann gesprochen, so dass ich permanent an Raquel Ochmonek aus "Alf" denken musste. Wie dem auch sei, es handelt sich insgesamt um eine weitere schöne Rolle der Engländerin und es ist absolut sicher, dass die Sammlung in nächster Zeit noch wachsen wird. Außerdem bin ich wieder einmal begeistert von ihrer Wandlungsfähigkeit und Spiellaune!

rasira Offline



Beiträge: 38

10.07.2014 12:11
#11 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Ich habe da eine Frage zum Film "Der Satan lockt mit Liebe" Belinda Lee. In besagtem Film singt sie einen Schlager, wenn auch nur synchronisiert, und zwar mit dem Titel "Vielleicht bist es Du". Ich nehme an, dass der Titel nicht mit Belinda Lee aufgenommen bzw. veröffentlicht wurde. Da ich die zugehörige DVD nicht besitze, möchte ich gerne hier anfragen, ob im Vor- oder Abspann erwähnt wird, wer das Lied eingesungen hat. Eventuell wurde es auch auf Singele veröffentlicht?
Vielen Dank schon mal vorab.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

12.07.2014 22:03
#12 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten



Das ist eine sehr gute und auch interessante Frage. Nach diesem überaus melodischen Titel habe ich auch schon überall gesucht, aber über dieses Lied gab es leider einfach nichts zu finden. Ich denke Belinda Lee als Sängerin ist definitiv auszuschließen. Ihre Stimme hatte dann doch eine komplett andere Färbung. Im Vorspann ist hinsichtlich der Musik lediglich Werner Scharfenberger genannt, ansonsten ist nichts weiter zu finden was Hinweise in Richtung Sängerin, Text oder möglicher Veröffentlichung geben würde. Einen Abspann hat der Film nicht, er schließt ganz klassisch mit der Tafel Ende.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

12.03.2016 22:30
#13 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten





● BELINDA LEE
ZUM 55. TODESTAG




Bereits seit 55 Jahren tot; das klingt tatsächlich nach einer halben Ewigkeit. Dieser Gedanke hat seinen Ursprung dieses Mal im puren Zufall, da ich mir gestern erstmalig Francesco Rosis sehr schönen Beitrag "Auf St. Pauli ist der Teufel los" angeschaut habe, in dem Belinda Lee die weibliche Hauptrolle spielt. Der schnelle Blick auf ihre Daten zeigte nach der Sichtung, dass sich ihr Todestag nun heute wirklich 55. Mal jährt, was von der zeitlichen Distanz her beinahe unglaublich klingt. Der Regisseur dieses Films sagte in einem Interview folgendes über seine Hauptdarstellerin: »Kennen Sie die Haupt­dar­stel­lerin? Das war Belinda Lee, eine großar­tige, wunder­schöne junge Englän­derin, die seinerzeit ein Shooting-Star war. Nur zwei Jahre später ist sie bei einem Auto­un­fall in Amerika gestorben. Sie wäre eine Große geworden.« Gerade dieser letzte Satz gehört untrennbar zu Belinda Lee, natürlich wegen ihres tragischen Todes mit gerade einmal 26 Jahren.

Aber es stimmt, denn schaut man sich die Interpretin, ihre Leinwand-Dominanz und den Verlauf ihrer Karriere an, klingt es quasi wie eine Sache der Determination, aber eben nur in Gedanken. Aufgrund ihres frühen Ablebens hat die anbahnende internationale Karriere natürlich nicht die ganz großen Klassiker zu bieten und im Endeffekt auch wenige Produktionen, an die sich eine breite Masse auch heute noch erinnern würde, aber es ist schließlich eine Sache der höchsten Wahrscheinlichkeit, dass die Engländerin zu einem der ganz großen internationalen Stars avanciert wäre. Nichtsdestotrotz bleibt Belinda Lee nach persönlichem Ermessen eine der ganz großen, spektakulären Entdeckungen der letzten Jahre und trotz vieler Lücken, die sich mittlerweile in der Filmografie von 33 Filmen schließen konnten, gibt es sicherlich noch sehr viele bemerkenswerte Auftritte zu entdecken. Auf das Nicht-Vergessenwerden!

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

11.12.2016 14:03
#14 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Spukschloss in der Via Veneto" ("Nachtschatten") (Original: "Fantasmi a Roma") (Italien 1961)
mit: Marcello Mastroianni, Belinda Lee, Sandra Milo, Eduardo De Filippo, Claudio Gora, Tino Buazzelli, Vittorio Gassman, Ida Galli, Franca Marzi, Lilla Brignone, Claudio Catania, Michele Riccardini u.a. | Drehbuch: Ennio Flaiano, Ruggero Maccari, Ettore Scola nach einer Idee von Sergio Amidei | Regie: Antonio Pietrangeli

"Wenn das Alte nicht vernichtet wird, kann das Neue nicht entstehen."

Don Annibale di Roviano ist der letzte Vertreter eines alten Adelsgeschlechts. Er lebt in seinem Palazzo in Rom, für den er regelmäßig Angebote einer Maklerfirma erhält, die das Haus abreißen und einen modernen Supermarkt auf dem Grundstück errichten möchte. Nicht nur der Prinz, sondern auch seine Mitbewohner - alles Vorfahren seiner Familie, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind - stehen diesen Plänen ablehnend gegenüber. Doch dann stirbt Don Annibale an einem elektrischen Schlag, als er den Ofen im Badezimmer repariert und sein Neffe aus Mailand reist an, um das Erbe anzutreten. Bald schon steht fest: die Immobilie soll verkauft werden und die Geister ihr Zuhause verlieren. Doch da hat der Erbe die Rechnung ohne seine Ahnen gemacht....



Geister werden im allgemeinen als unliebsame Hausbewohner wahrgenommen, da sie in vielen Fällen Schäden anrichten und die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Unheimlich ist ihre Präsenz, einschüchternd und gnadenlos. Ein friedliches Miteinander von Vergangenheit und Gegenwart scheint es nicht zu geben. Ganz anders in der italienischen Produktion aus dem Jahr 1961. Die Toten existieren nicht in einer Parallelwelt, sondern bewegen sich unter den Lebenden, beobachten sie, sprechen über sie und greifen ein, wenn sie es für nötig befinden. Ihre Anwesenheit wird als beruhigend empfunden, weil sie es gut meinen und durch ihre Erfahrung Schwindler, Betrüger und Opportunisten durchschauen. Sie agieren von einer sicheren Warte aus, weil sie das Letzte, das ein Mensch verlieren kann - sein Leben - bereits vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten zurückgelassen haben. Dennoch frönen sie ihren alten Leidenschaften, auch wenn sie verblasst sind und hängen in melancholischer Weise ihren Erinnerungen nach. Sie sind die unsichtbaren Verbündeten des Hausbesitzers, der an ihre Existenz glaubt und deshalb ihr Wohlwollen findet. Jeder Geist hat seine eigene Persönlichkeit. Obwohl jeder von ihnen durch Unfall, Selbstmord oder Mord ums Leben kam, hadert keiner mit seinem Schicksal, sondern macht das Beste daraus.

Die Schauspieler unter der Führung des leichtfüßig agierenden Marcello Mastroianni zeigen Spielfreude und ihr Talent zum Wortwitz, der die Gedanken und Kommentare des Zuschauers vorwegnimmt und die Personen somit zum Komplizen des Publikums macht. Die Poesie der Inszenierung geht eine gelungene Symbiose mit dem gesellschaftskritischen Ton ein, der italienischen Gepflogenheiten wie Korruption und Bestechung den Spiegel vorhält. So werden neben dem mangelnden Arbeitseifer der Handwerker auch die Jagd nach dem schönen Geschlecht als männliche Schwächen aufgezeigt, denen sie erliegen und dadurch auf dem Weg des Erfolgs ausgebremst werden. Eitelkeiten spielen dabei ebenso eine Rolle wie der Wunsch, immer Recht zu behalten. Das beste Beispiel gibt Vittorio Gassman in seiner virilen Rolle des Künstlers ab, dessen Geltungssucht fast so groß ist wie sein Bedürfnis, sich für alle Ungerechtigkeiten, die er erfahren hat, zu rächen. Tino Buazzelli sorgt für Mäßigung und ist dabei selbst ein Opfer der Maßlosigkeit; sein Hang zu gutem Essen konkurriert mit dem Bestreben nach Gottgefälligkeit. Sandra Milo als italienische Ophelia legt ein heiteres Gemüt an den Tag und besänftigt ihre Umgebung durch ihre pure Anwesenheit. Auch sie geht eigene Wege, die meistens ins Wasser führen. Eduardo De Filippo als streitbarer Adeliger hat den Verfall seiner Familie würdevoll überlebt - was nach ihm kommt, ist austauschbar.

Belinda Lee tritt erst relativ spät in Erscheinung, zählt sie doch zur Moderne und nicht zu der Welt von Gestern. Mit der schwarzen Perücke ist sie zunächst kaum zu erkennen, erst als ihre weißen Zähne aufblitzen, erkennt man die Darstellerin. "Das Spukschloss in der Via Veneto" ist ihr letzter Film, der erst zwei Jahre nach ihrem Tod in die deutschen Kinos kam. Ihre Asche wurde in Rom beigesetzt; wie die Rovianos erlag auch sie einem gewaltsamen Tod (Autounfall) und fand ihre letzte Ruhe in der italienischen Hauptstadt. Als Eileen beweist sie einmal mehr, dass man mit ihrem starken Willen immer rechnen musste, wenn es darum ging, sich zu behaupten. Obwohl sie eine relativ kleine Rolle spielt, wird sie in den Credits gleich hinter Mastroianni genannt. Ihr Temperament und ihre Zielstrebigkeit lassen keinen Zweifel, dass sie ihre Interessen um jeden Preis durchsetzen will. Sie spricht dabei mit Engelszungen und schimpft wie ein Rohrspatz; sie zeigt ihre weiblichen Reize und tut dies auf eigenwillige Art, wenn sie z.B. den Mantel des Kardinals in Besitz nimmt. Der Zuschauer merkt relativ schnell, dass ihre Beziehung nur gelingen kann, wenn ihr Partner ihren Forderungen entspricht. Eine Katze kann zwar becircend schnurren, aber auch blitzschnell kratzen. Und ebenso verabschiedet sie sich mit einer schnellen Bewegung, wenn man sie beleidigt.

Poesie und feiner Humor begleiten die Geschehnisse im Haus der Rovianos, wobei das Gute gegen die Ruchlosigkeit des Fortschritts und seiner (geld)gierigen Vertreter ankämpfen muss. Das charismatische Geisterensemble entlarvt die Schwächen der Lebenden und präsentiert sich dabei als überaus lebenszugewandt. Schauplätze, Kostüme, Kameratricks und Musik sorgen zusätzlich für 5 von 5 Punkten.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

08.01.2017 02:50
#15 RE: Belinda Lee - Filme & Karriere Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #14
"Das Spukschloss in der Via Veneto"

Eine schöne Besprechung! Freut mich, dass der Film bei dir auch so gut angekommen ist wie bei mir damals. Antonio Pietrangeli hat hier wirklich eine wunderbar-leichtfüßige Komödie abliefern können, die den zeitgenössischen italienischen Film in einer seiner schönsten Blüten zeigt. Es ist übrigens auch einer der Belinda-Lee-Beiträge, von denen der Film als uneingeschränktes Highlight bei mir zurück geblieben ist, und nicht sie selbst.

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