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Dieses Thema hat 81 Antworten
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2015 20:45
#31 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #30
Auf dem dritten Bild ist Kollege Edgar Wallace zu sehen, der die Schlagzeile "Mystery of Woman Novelist's Disappearance" mit den Worten "Eine Ente, ohne jeden Zweifel" kommentiert.

In dem handlichen Lebens- und Werküberblick „The Pocket Essential: Agatha Christie“ von Mark Campbell wird diese für uns sehr interessante Anekdote etwas ausführlicher vorgestellt. Er schreibt über Christies Verschwinden und Wallace’ Reaktion, die belegt, dass er gleichermaßen ein Realist und ein Frauenversteher war, Folgendes:

Zitat von Mark Campbell: „The Pocket Essential: Agatha Christie“, Oldcastle Books, Harpenden 2015, S. 15
A week after her disappearance, 15,000 volunteers searched the Merrow Downs where her car had been found, but discovered nothing. Thriller writer Edgar Wallace postulated in the Daily Mail that she had faked her disappearance to spite her husband and that she was probably alive and well in London. – Wallace was partially right. A banjo player at the Hydropathic Hotel in Harrogate – now the Old Swan Hotel – had been thinking for a few days that one of the guests could have been the missing novelist. He told the Harrogate police and shortly afterwards the news was leaked to the press.

Well done, Mr Wallace!

Wer im Übrigen etwas mehr über die realen Orte aus dem Leben von Agatha Christie erfahren möchte, die die Queen of Crime als Schauplätze in ihren Büchern verewigte, dem empfehle ich die heutige Ausgabe der „Weltzeit“ von Deutschlandradio Kultur. Unter dem Titel „Devon in Südengland: Auf den Spuren von Agatha Christie“ sucht Jens-Peter Marquardt unter anderem Torquay, Churston (Die Morde des Herrn ABC) und Burgh Island (Das Böse unter der Sonne) auf. Die Sendung zum Nachhören sowie den kompletten Sendungstext gibt es hier.

Am Wochenende mehr zu Agatha Christie ...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.11.2015 23:17
#32 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Das Cover der neuen TV-Tie-in-Ausgabe von "And Then There Were None" erlaubt einen Blick auf den Cast des kommenden Dreiteilers:

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2015 23:59
#33 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Markus Offline



Beiträge: 683

09.01.2016 14:37
#34 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Hab den Dreiteiler nun gesehen. Ich hoffe, es spoilert nicht zu sehr, wenn ich verrate, dass man den Roman sehr getreu umgesetzt hat. Dies war für mich keine Überraschung: Das düstere Moralstück, welches Christies Roman erzählt, passt genau in die Mode der aktuellen Kriminalserien und -verfilmungen. Ja, es gibt ein paar (übliche) Hinzufügungen. Doch die etwas trivialen Ideen stören nicht und die originellen Ideen erweitern die Dimension der Geschichte. Wie zu erwarten, nutzt man das größere Format der Miniserie, um die Hintergrundgeschichten der Protagonisten ausführlicher zu beleuchten. Und das ist ein entscheidender Pluspunkt der Adaption: Obwohl ich die Geschichte in- und auswendig kenne und nach dem mehrmaligen Lesen des Romans und zahlreichen Verfilmungen keine großen Erwartungen hatte, war ich über 3 Stunden gefesselt. Von der bedrückenden und gruseligen Atmosphäre und den beeindruckenden Darstellerleistungen. Aber vielleicht am stärksten von der kraftvollen, oft drastischen Erzählung über Menschen, die in dieser Extremsituation aneinandergeraten. Nichts für sensible Gemüter, aber sehr zu empfehlen!

Gruß
Markus

Markus Offline



Beiträge: 683

23.01.2016 21:53
#35 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Auf der Seite der BBC gibt es übrigens zahlreiche Sendungen zum Jubiläum nachzuhören: Hörspiele, Dokumentationen und Auszüge der Diktaphonbänder von Christies Autobiographie.

http://www.bbc.co.uk/programmes/p030w1qn

Gruss
Markus

patrick Offline




Beiträge: 3.245

28.02.2016 09:22
#36 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Zitat
Die Miniserie ist eine Adaption von Agatha Christies Und dann gabs keines mehr. Sarah Phelps schrieb das Drehbuch zur Serie und Craig Viveiros führte die Regie.[2] Kritisiert wurde das Drama unter anderem für das Zeigen des Einnehmens von Drogen, Brutalität und das Verwenden von Fluchworten. Drehbuchautorin Sarah Phelps besteht jedoch darauf, sich nah an die Buchvorlage gehalten zu haben.[3] Die Serie wurde vom 26. bis 28. Dezember 2015 jeweils um 21 Uhr bei BBC One ausgestrahlt.[4] Die Geschichte spielt im Jahr 1939 auf einer Insel an der Küste von Devon.[5]


Habe ich grad gelesen und muss mich schon fragen, wer sich in der heutigen Zeit noch an sowas stößt.

Editiert von Gubanov am 28.02.2016, 10:20 Uhr - Beitrag und Antwort ins passende Thema verschoben

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

28.02.2016 10:05
#37 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #36
Habe ich grad gelesen und muss mich schon fragen, wer sich in der heutigen Zeit noch an sowas stößt.

Heutzutage viel mehr als noch vor 20 oder 30 Jahren. Man beachte bspw. das Vorwort zum Roman in der Hachette-Ausgabe. Die Political-Correctness-Ritter in schimmernder Rüstung sind überall, um einem Großteil der Bevölkerung (und oftmals auch der Klientel, für die sie sich offiziell "einsetzen") auf den Sack zu gehen. Merkwürdigerweise sind sie dabei auf einem Auge blind, denn die (besonders in englischen Filmen/Serien) mit geradezu gebetsmühlenartiger Regelmäßigkeit wiederholten Versatzstücke wie Homosexualität oder von der Norm abweichende Sexpraktiken sind offenbar kein Problem (wir leben ja in einer "toleranten" Gesellschaft), dafür allerdings ein 150 Jahre alter Kinderreim, den man einfach im Kontext seiner Entstehungszeit betrachten sollte. Und was Drogenkonsum angeht - "Pulp Fiction" läuft im englischen Fernsehen stets geschnitten...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2016 10:25
#38 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Ich habe gestern den ersten Teil gesehen und muss sagen, dass mir die Drogenszene auch unangenehm aufgefallen ist, weil sie einfach völlig überflüssig ist. Andererseits merkt man der Verfilmung an, dass sie der Political Correctness verpflichtet ist wie keine andere vor ihr. Natürlich darf die Negerinsel ihren Namen nicht behalten (über den Tod von zehn Soldaten zu spotten, ist wohl viel akzeptabler) und natürlich dürfen zwar die von Anthony Marston überfahrenen Kinder, nicht aber die von Philip Lombard getöteten Afrikaner gezeigt werden. Das sind aber nur kleine Randphänomene, die am insgesamt guten bis sehr guten Eindruck nur wenig rütteln.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

28.02.2016 11:45
#39 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #38
Ich habe gestern den ersten Teil gesehen und muss sagen, dass mir die Drogenszene auch unangenehm aufgefallen ist, weil sie einfach völlig überflüssig ist. Andererseits merkt man der Verfilmung an, dass sie der Political Correctness verpflichtet ist wie keine andere vor ihr. Natürlich darf die Negerinsel ihren Namen nicht behalten (über den Tod von zehn Soldaten zu spotten, ist wohl viel akzeptabler) und natürlich dürfen zwar die von Anthony Marston überfahrenen Kinder, nicht aber die von Philip Lombard getöteten Afrikaner gezeigt werden. Das sind aber nur kleine Randphänomene, die am insgesamt guten bis sehr guten Eindruck nur wenig rütteln.


Für Doppelmoral und inkonsequenten Puritanismus hatte ich noch nie viel übrig. Trotzdem lasse ich mir die Freude an der hervorragenden Verfilmung nicht nehmen. Übrigens ist die Drogenszene gar nicht so überflüssig, sondern führt nur ein Element ein, dass später noch ausgebaut wird. Mehr will ich aber nicht dazu verraten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.03.2016 17:05
#40 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten



And Then There Were None (Teil 1)

Episode 1 des TV-Dreiteilers, GB 2015. Regie: Craig Viveiros. Drehbuch: Sarah Phelps (Buchvorlage „Ten Little Niggers“, 1939: Agatha Christie). Mit: Aidan Turner (Philip Lombard), Maeve Dermody (Vera Claythorne), Charles Dance (Richter Lawrence Wargrave), Burn Gorman (Detective Sergeant William Blore), Toby Stephens (Dr. Edward Armstrong), Miranda Richardson (Emily Brent), Sam Neill (General John MacArthur), Noah Taylor (Thomas Rogers), Anna Maxwell Martin (Ethel Rogers), Douglas Booth (Anthony Marston) u.a. Erstsendung (GB): 26. Dezember 2015. Eine Produktion der Mammoth Screen für die British Broadcasting Corporation.

Zitat von And Then There Were None (Teil 1)
Die Mehrheit der Gäste, die Ulick Norman Owen und seine Frau Una Nancy auf die Soldateninsel eingeladen haben, wird von Alpträumen über die Morde gequält, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen begangen haben. Von der Sportlehrerin, die angeblich zu schwach war, um ein ihr anvertrautes Kind aus dem Wasser zu retten, über den Playboy, der im Geschwindigkeitsrausch zwei Fußgänger überfuhr, bis hin zum Diener, der seine Herrin erstickte, um eine Erbschaft zu machen – diese Zehn wundern sich zunächst über die gegenseitige Gesellschaft. Ihnen wird aber schnell klar, dass hier zu einem gefährlichen Spiel angesetzt wurde ...


Die „Zehn kleinen Negerlein“ schrien geradezu nach einer Neubearbeitung fürs Fernsehen, nachdem ITV mit David Suchet, Geraldine McEwan und Julia McKenzie zunächst die Poirot- und Marple-Stoffe der Queen of Crime im aktuellen Stil verfilmt hatte. 2015 wählte die internationale Leserschaft in einer Umfrage der Agatha Christie Limited schließlich mit einer Beteiligung von über 15’000 Teilnehmern „And Then There Were None“ zum populärsten Christie-Roman, was die Entscheidung der BBC, nun endlich auch diesen „detektivlosen“ Stoff für das heutige Publikum aufzuarbeiten, nochmals untermauerte. Das Portfolio britischer Serien und Mehrteiler ist hochwertig, sodass der Betrachter die Erstsichtung des zur letzten Weihnacht uraufgeführten Dreiteilers mit enormen Erwartungen verknüpft. Immerhin liest man auch, dass Drehbuchautorin Sarah Phelps und Regisseur Craig Viveiros sich eng an die Buchvorlage gehalten hätten, die sicher von allen Christie-Werken die wenigsten Veränderungen erfordert, um heute noch beeindruckend aktuelle Schock-Unterhaltung zu bieten.

Der erste Teil erstreckt sich von den Vorgeschichten der einzelnen Morde bis zum Tod von Mrs. Rogers, dem neunten Negerlein aus dem Kinderreim. Dass zum ersten Mal alle Hintergründe über die Taten, die den zehn Verlorenen überhaupt erst ihren Platz auf der Insel einbringen, geschildert werden, ist lobenswert. Nicht nur distanziert man sich damit von dem Nachteil früherer Produktionen, die zehn Mörder zu einer Gruppe harmloser Smalltalk-Gentle(-wo-)men verkommen zu lassen, die überhaupt nicht in Verbindung mit ihrer eigenen Schuldlast stehen; auch trägt man damit den bisher leider vernachlässigten „tieferen Schichten“ des Romans Rechnung, der mehr ist als die bloße Studie eines Serienkillers. Um eine Spielzeit von einer Stunde pro Folge zu füllen, zog Sarah Phelps auch einige Ergänzungen hinzu, die sich in Teil 1 im Großen und Ganzen gut mit der Vorlage vertragen und den Personen – gerade in angespannten Streitgesprächen – mehr (abstoßendes) Profil verleihen. Von diesen Ergänzungen profitieren vor allem die beiden Charaktere, die schon im ersten Teil für immer von der Bühne abtreten und die in den anderen Adaptionen gern ein Stück zu kurz kamen, um wirklich als runde Figuren bezeichnet werden zu können. Gerade dem Ehepaar Rogers wird hier sehr viel Raum zugestanden, was die Darsteller Noah Taylor und Anna Maxwell Martin hervorragend zu nutzen wissen. Überhaupt wird sich die neue Variante der „Negerlein“ vor allem auf schauspielerischem Terrain als Volltreffer erweisen. Auch Toby Stephens und Burn Gorman liefern schon in der ersten Episode bärenstarke Porträts ihrer jeweiligen Charaktere ab.

Da ist es ein wenig schade, dass so viel personelles Geschick mit einem übermäßigen CGI-Gebrauch konterkariert wird. Um aus der Soldateninsel einen besonders unwirtlichen und unwirklichen Ort zu machen, bemühte man – wie heute üblich – leider nicht mehr die Fantasie handwerklicher Ausstatter, sondern warf einfach den Computer an, um Wind, Klippen, Krater und Möwen sowie ein – zugegeben: bestechend – blass-grünblaues Farbschema in ein genau auskalkuliertes Licht zu rücken.

Abweichend vom Buch fällt auch der Mord an Miss Brady ins Gewicht, den Rogers mit einem Kopfkissen statt einfach mit der Verweigerung lebenswichtiger Medikamente begeht. Was oberflächlich wie eine unwesentliche Änderung zugunsten eines raschen, bildschirmwirksamen Todes erscheint, verändert bei genauerer Betrachtung aber auch den Charakter des Dieners maßgeblich und sollte daher nicht einfach mit einem Schulterzucken abgetan werden. Auch der Drogenkonsum Anthony Marstons scheint eher ein Schockeffekt um eines weiteren Schockeffekts willen als eine wirklich sinnvolle Ergänzung des Scripts zu sein. Sonst bewegt sich Phelps tatsächlich respektvoll nah am Buch und trifft den Ton der späten 1930er Jahre zielsicher. Im Gegensatz zu einigen Marple-Produktionen bekommt man hier nicht das Gefühl, verkleidete Personen aus dem Jahr 2015 zu sehen, sondern assoziiert die Akteure eng mit denen des Romans. Eine gute Grundlage, die für die kommenden zwei Teile viel verspricht!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.03.2016 17:06
#41 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

And Then There Were None, Episode 1 (2015)




Genre: Mystery, Drama, Thriller
Based on: And Then There Were None by Agatha Christie
Written by Sarah Phelps
Directed by Craig Viveiros

Starring:

Douglas Booth, Charles Dance, Maeve Dermody, Burn Gorman, Anna Maxwell Martin, Sam Neill, Miranda Richardson, Toby Stephens, Noah Taylor, Aidan Turner

Country of origin: United Kingdom, Original language(s): English, Executive producer(s): Mathew Pritchard, Hilary Strong, Karen Thrussell, Damien Timmer, Matthew Read, Sara Phelps
Producer(s): Abi Bach, Running time: 180 minutes, Distributor: BBC, Original release: 26 December 2015 – 28 December 2015



Ten little soldier boys went out to dine; one choked his little self and then there were nine.

Nine little soldier boys sat up very late; One overslept himself and then there were eight.

Handlung:

10 untereinander fremde Personen werden von einem mysteriösen Ehepaar namens Owen aus den unterschiedlichsten Gründen zu deren Haus auf die sehr abgelegenen Insel Soldier-Island vor der Küste des südenglischen Devon beordert. Dort werden die Ankömmling lediglich von einem bediensteten Ehepaar empfangen, das ebenfalls zu dem erwähnten Personenkreis gehört, während von den Gastgebern jede Spur fehlt. Allerdings ertönt später eine kräftige Stimme aus einem Lautsprecher, die alle 10 Personen eines Verbrechens beschuldigt und Preis gibt, dass jeder von ihnen ein oder mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat. Es dauert nicht lange, bis die ersten beiden Morde geschehen. Anthony Marston erstickt nach einem Schluck von seinem Drink und Ethel Rogers wird tot in ihrem Bett vorgefunden. Der Täter scheint ein Selbstjustiz treibender Gerechtigkeitsfanatiker zu sein, der nach dem Kinderreim „Ten Little Soldier boys“ vorgeht, welcher überall ausgehängt ist. Ein Entrinnen für die 8 noch lebenden Personen ist unmöglich, da das Boot nicht bei der Insel geblieben ist…

Anmerkungen:

Da alle drei Folgen zusammen fast 3 Stunden Filmvergnügen bieten, bleibt genügend Raum, auf die Charaktere recht genau einzugehen und auch Einblick zu bekommen, wie die einzelnen Personen auf Soldier-Island gelockt werden. Es wird sogar gezeigt, wie der nicht eingeblendete Täter die Aufnahme mit den anklagenden Worten anfertigt und die Briefe unterschreibt. Besonders gut besetzt finde ich übrigens die Rolle des Richter Wargrave mit dem typisch britisch wirkenden Game-of-Thrones-Darsteller Charles Dance (geb.1946), der irgendwie vom Typ her an den hervorragenden Sherlock-Holmes-Mimen Basil Rathbone erinnert. Auch die anderen Rollen werden von sehr guten und kompetenten Schauspielern bekleidet, die ihren Charakteren wahrlich Leben einhauchen und nicht nur eine Routine-Performance herunterspulen. Damit hebt sich die Produktion auffällig von der eher lustlos gespielten 1974er-Kino-Fassung ab. Eine angespannte Thriller-Atmosphäre wird dabei eindrucksvoll aufgebaut. Die Insel wirkt deutlich britischer als in der russischen Verfilmung, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass auch in Großbritannien gedreht wurde. Der Ire Aidan Turner (geb.1983) ist ein gutaussehender, selbstsicherer und besonnener Philip Lombard, Maeve Dermody (geb.1985) eine hübsche, stolze, ernste und unnahbar erscheinende Vera Claythorne. Zu Beginn zeigt sich Soldier-Island in glänzendem Tageslicht, was dann im späteren Verlauf durch aufziehende Wolken getrübt wird, welche das drohende Unheil anzukündigen scheinen.

...und plötzlich waren‘s nur noch 8…

Markus Offline



Beiträge: 683

02.03.2016 09:10
#42 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #38
natürlich dürfen zwar die von Anthony Marston überfahrenen Kinder, nicht aber die von Philip Lombard getöteten Afrikaner gezeigt werden.


Ich frage mich, ob das nicht noch einen anderen Grund hat:
Ist es denkbar, dass man als "Hommage" an die anderen Adaptionen versucht hat, Lombard ambivalenter erscheinen zu lassen? Vera Claythornes Schuld wird ja auch erst am Ende voll aufgedeckt. So erscheinen die beiden einerseits weniger verdächtig (weil sie unschuldig sein könnten, s. Theaterstück) und verdächtiger (weil sie Täter sein könnten, s. ihre letzte Konfrontation).


Gruss
Markus

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.03.2016 09:22
#43 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass die Produktion auch nur den geringsten Zweifel an Lombards Schuld aufkommen lassen möchte. Er gesteht als einziger, was von den anderen Anwesenden und auch vom Zuschauer sofort als Wahrheit akzeptiert wird, zumal er sofort Anschuldigungen bezüglich der Scheinheiligkeit seiner Schicksalsgenossen erhebt. Auch zeigt ihn die Rückblende blutverschmiert, insofern gibt es da wenig Interpretationsspielraum.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.03.2016 20:45
#44 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten



And Then There Were None (Teil 2)

Episode 2 des TV-Dreiteilers, GB 2015. Regie: Craig Viveiros. Drehbuch: Sarah Phelps (Buchvorlage „Ten Little Niggers“, 1939: Agatha Christie). Mit: Aidan Turner (Philip Lombard), Maeve Dermody (Vera Claythorne), Charles Dance (Richter Lawrence Wargrave), Burn Gorman (Detective Sergeant William Blore), Toby Stephens (Dr. Edward Armstrong), Miranda Richardson (Emily Brent), Sam Neill (General John MacArthur), Noah Taylor (Thomas Rogers), Ben Deery (Henry Richmond), Paul Chahidi (Isaac Morris) u.a. Erstsendung (GB): 27. Dezember 2015. Eine Produktion der Mammoth Screen für die British Broadcasting Corporation.

Zitat von And Then There Were None (Teil 2)
Nach den ersten zwei Morden auf der Soldateninsel warten die Gefangenen vergeblich auf das Boot, das sie zum Festland zurückbringen soll. Sie kommen zu dem Schluss, dass der verrückte Gastgeber Mr. Owen unter ihnen sein muss und dass er beabsichtigt, alle anderen im Stil des Kinderlieds zu töten. Während bei einigen Gästen die Panik um sich greift, finden sich andere mit ihrem Schicksal ab. Doch auch das Misstrauen untereinander wird immer größer und führt zu einer Durchsuchung aller Habseligkeiten. Vor allem die Pistole, die Philip Lombard auf die Insel mitgebracht hat, erregt Anstoß bei den anderen ...


Nach den intensiven Schlussminuten des ersten Teils lässt die Folgeepisode es zunächst ruhig angehen und zeichnet den Morgen nach dem ersten schrecklichen Abend als eine Zeit des Wartens auf das Boot, das nie kommen wird. Auffällig im Vergleich mit früheren Versionen des Stoffes ist, dass die Neufassung der BBC weniger auf Szenen in der Gruppe setzt. Erläuterungen für die Anwesenheit der Einzelnen werden so weit wie möglich eingekürzt, auch Spekulationen über die Identität des Mr. Owen und gemeinsame Suchaktionen halten sich in engen Grenzen. Stattdessen werden viele Szenen in – für den Zuschauer, der weiß, was zu erwarten ist – unvorsichtigen Zweiergruppen bestritten, nicht ohne dabei das aufkeimende Misstrauen, aber auch die Dominanz einzelner Charaktere zu verdeutlichen. Die Hitzkopf-Quote ist hoch und vor allem die jungen Leute, aber auch Dr. Armstrong zeigen stark spürbare Reibungspunkte.

Dabei fällt gerade in diesem Teil auf, dass Sarah Phelps die Anspannung in erster Linie in Form rhetorischen Fehlverhaltens umsetzt, obwohl es durchaus galantere Wege gegeben hätte. Allein in Folge 2 fallen (teilweise mehrfach) die Worte fuck, piss, shit, bloody, damn, prick und sodding, was in der Summe doch etwas zu heftig und explizit für eine Adaption ist, die sich authentisches Zeitkolorit auf die Fahnen geschrieben hat. Das Gleiche gilt für Szenen, die Schock oder Ekel provozieren sollen, aber einen eher stillosen Eindruck hinterlassen – der sterbende Marston, der auf Vera Claythorne fällt und ihr Blut ins Gesicht spuckt; Vera, die sich beim Anblick von Rogers’ Leiche übergibt; oder Blore, der einen Toilettengang als Alibi zur unangebrachten Erheiterung der anderen Anwesenden vorbringen muss. Solche Momente ziehen die sonst gelungene und in ihrer Gewaltdarstellung angemessene, häufig sogar zurückhaltende Inszenierung qualitativ nach unten. Dass es auch anders geht, belegen z.B. die Ausbrüche Armstrongs, der weiter an Profil gewinnt und neben Detective Sergeant Blore zur interessantesten Figur des Mehrteilers wird.

Wenig gerührt zeigt sich hingegen Richter Wargrave: Charles Dance scheint über all den Unannehmlichkeiten zu schweben, mit denen sich die Mitbewohner herumschlagen. Vielleicht ein wenig zu deutlich streut die Produktion damit wichtige Hinweise in Richtung Auflösung ein, unter anderem medizinische Probleme. Da die meisten Zuschauer aber ohnehin wissen dürften, wer hinter Mr. Owen steckt, ist dies eine verschmerzbare Offenheit, obgleich dann die Sorgfalt verwundert, mit der in Episode 1 bei den Vorbereitungen die Identität des Mörders verschleiert wurde. Immerhin weicht das anfänglich blasse Weiß des Anwesens langsam einer atmosphärischeren Dunkelheit, die gut zum dezimierten Personenkreis mit seinen düsteren Gedanken passt. Die Bühne ist bereitet für den letzten Kampf – man darf gespannt sein, in welch dramatische Höhen sich die verbleibenden Negerlein bzw. ihre fachkundigen Darsteller aufschwingen werden ...

patrick Offline




Beiträge: 3.245

02.03.2016 20:45
#45 RE: Agatha-Christie-Projekte zum 125. Geburtstag 2015 Zitat · Antworten

And Then There Were None, Episode 2 (2015)



Eight little soldier boys travelling in Devon; One said he’d stay there and then there were seven.

Seven little soldier boys chopping up sticks; One chopped himself in halves and then there were six.

Six little soldier boys playing with a hive; A bumblebee stung one and then there were five.


Handlung:

Eine Atmosphäre des Misstrauens und gegenseitiger Beschuldigungen macht sich unter den 8 noch lebenden Personen breit. Vera Claythorne fängt an die Nerven zu verlieren und wirft mit Verdächtigungen um sich. Schließlich wird General John MacArthurs Leiche draußen vorgefunden und jene von Thomas Rogers im Haus, wo später auch Emily Brent ihr Leben verliert. Mittlerweile ist allen klar, dass der Mörder einer von ihnen ist und sich strikt an den titelgebenden Kinderreim hält, was durch die Ausführung der Morde verdeutlicht wird, wobei nach jeder Tötung eine der zehn auf dem Tisch aufgestellten Soldatenfiguren verschwindet. Inzwischen wurde auch noch Philip Lombards Revolver gestohlen. Zwischen diesem und Vera Claythorne baut sich langsam eine erotische Spannung auf, während die Überlebenden dabei sind, miteinander die Zimmer jedes Einzelnen zu durchsuchen.

Anmerkungen:

Die sehr dichte Atmosphäre unter den beunruhigten, teilweise hysterischen und sich gegenseitig verdächtigenden Personen ist beklemmend und düster gestaltet. Die Rollen sind ausgesprochen gut und glaubwürdig gespielt, was ich nochmal betonen möchte. Ganz hervorragend und wirklich gruselig umgesetzt sind die unheimlichen Gewitternächte, die der typisch britischen Gothic-Tradition die Treue halten. Als die Leiche von General John McArthur im Freien gefunden wird, erscheint gleichzeitig ein Rabe und es ziehen Wolken auf. Was in der Rückblick-Szene, die im ersten Weltkrieg handelt, auffällt ist, dass der General in mehr als 20 Jahren nicht sonderlich gealtert zu sein scheint.

Die meisten Charaktere werden von den „Gespenstern“ ihrer wenig rühmlichen Vergangenheit geplagt und vermögen diese angesichts der Extremsituation, in die sie nun geraten sind, nicht mehr weiter zu verdrängen. Einzig Philip Lombard erscheint robust genug um gegen Gewissensbisse immun zu sein. Er sagt an einer Stelle: „I know who I am, and I always knew it would catch up with me. Now here it is.“ Im Gegensatz zu den anderen macht er keinen Hehl aus seiner Schuld und gibt diese als einziger der Gruppe auf Anhieb offen zu, was ihn zumindest in gewisser Hinsicht recht ehrlich und unverblümt erscheinen lässt und trotz seiner kriminellen Skrupellosigkeit sogar ein bisschen vertrauensselig macht. Es wird auf die kriminelle Vorgeschichten sämtlicher Protagonisten genau eingegangen, ohne den Fokus allzu sehr von der eingeengten Insel-Atmosphäre abzulenken. Jeder erzählt auch seine persönliche Geschichte darüber, wie es zum Engagement mit den geheimnisvollen Owens kam.

… da waren’s nur noch 5…

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