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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 728 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
LSV Bergen Offline



Beiträge: 2

28.01.2014 21:01
Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Kennt jemand den Film "Immer bei Vollmond"? Er kam in den frühen 90ern mal auf Pro7 oder Sat 1. Hauptrolle spielt Heinz Weiss. Ist dieser Film sehenswert?

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

28.01.2014 21:54
#2 RE: Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Ich kenne den Film leider nicht, möchte aber ein paar Fakten beisteuern: Produziert hat die Film- und Fernsehproduktion Rudolf Lubowski. Lubowski ist auch der Regisseur. Gedreht wurde 1969 in Augsburg. Die Premiere fand am 13.3.1970 im Augsburger Filmpalast statt. FSK: 18

Darsteller: Otto Stern (als Kommissar), Heinz Weiss, Kai Fischer, Bum Krüger, Camilla Horn, Henry van Lyck, Bruno W. Pantel, Margot Mahler u.a.
Inhalt: Immer bei Vollmond geschehen unheimliche Morde. Der Kriminalrat, sein Kommissar und die Assistenten stehen vor einem Rätsel. Jedesmal werden die Opfer bestialisch erwürgt....

StefanK Offline



Beiträge: 936

28.01.2014 23:03
#3 RE: Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Der läuft gelegentlich auf Kinowelt TV. Sehr merkwürdiger Streifen, mit einer total pessimistischen Stimmung. Soll wohl in anderen Lubowski Filmen ähnlich sein.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

29.01.2014 16:05
#4 RE: Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Also zunächst mal: raus aus dem Wallace-Forum und ab in den "Filmklassiker national"-Thread bitte. Überhaupt keine Stilverwandtschaft!

Achtung: Spoiler!
Dieser Film verspricht von der obigen Inhaltsangabe her ein Wallace-Feeling, hat aber nichts damit zu tun. Es handelt sich dabei um einen depressiven, etwas bizarren Krimi (oder soll ich schon Krimidrama sagen, ich weiß nicht?), in dem Alois Maria Giani (Hauptrolle!) einen Komplexler spielt, der Frauen umbringt, weil er zu Hause unterdrückt wird. Kein Whodunit, kein Wallacefeeling, wenig Spannung.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

21.02.2014 17:14
#5 RE: Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Dieses Filmchen hatte ich mal im Pay-TV gesehen. Mit Wallace hat das wirklich nichts zu tun. Irgendwie düster und gar nicht spannend, sogar ein wenig verstörend. Der Hauptdarsteller ist auch kein Sympathieträger.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2014 14:05
#6 RE: Immer bei Vollmond (Stilverwandter) Zitat · Antworten

Immer bei Vollmond (Die Nacht der toten Frauen)

Kriminaldrama, BRD 1969/70. Regie und Drehbuch: Rudolf Lubowski. Mit: Alois Maria Giani (Christian Wegelin), Kai Fischer (Flora), Heinz Weiss (Kommissar Mallet), Henry van Lyck (Roger), Li Menon (Jeanette Wegelin), Otto Stern (Kriminalrat), Bum Krüger (Hausmeister), Camilla Horn (Wegelins Mutter), Jutta Simon (Carla), Bruno W. Pantel (Kolonialwarenhändler Stass) u.a. Uraufführung: 13. März 1970.

Zitat von Immer bei Vollmond
Der Vollmondmörder versetzt eine Kleinstadt in Angst und Schrecken. In Vollmondnächten schleicht er durch die Stadt und immer ermordet er eine Frau. Die Kriminalpolizei ist sich sicher, dass ein Sexualverbrecher für diese Taten verantwortlich ist. Ausgerechnet der unscheinbare Hilfsbeamte Christian Wegelin wird es sein, der den Fall löst, an dem sich Kommissare und der Kriminalrat die Zähne ausgebissen haben ...


Die Besprechung enthält leichte Spoiler.

Es ist wahrscheinlich zutreffend, dass man „Immer bei Vollmond“ keine Wallace-Verwandtschaft ersten Grades zusprechen kann. Der nächtliche Würger mit seinen Trieben und tragischen Motiven steht nicht in Verbindung mit den clever planenden Meisterverbrechern der Rialto-Filme, sondern agiert eben aus einer Persönlichkeitsstörung heraus, die dieser Film ausführlichst verdeutlicht und damit entsprechend düster gerät. Dass in dieser Konsequenz dann doch noch einige Parallelen zu Wallace vorkommen (die nächtlichen Frauenmorde ohne explizite sexuelle Übergriffe, die wichtige Rolle der polizeilichen Ermittlungen, einige Namen der Besetzung) und sich letztlich natürlich auch allein aufgrund des Produktionsjahres gewisse Überschneidungen ergeben, ist andererseits ebenso verständlich. In seiner Machart nimmt „Immer bei Vollmond“ – wahrscheinlich unwillkürlich – ein wenig die gialloesken Wallace-Tendenzen vorweg, erinnert aber in erster Linie an den Film „Es geschah am hellichten Tag“, der ähnlich gestrickt, aber um ein Vielfaches besser gemacht ist.

Nicht ganz richtig ist die weiter oben getätigte Aussage, es würde sich bei diesem Film nicht um einen Whodunit handeln. Persönlich würde ich „Immer bei Vollmond“ als Halb-Whodunit bezeichnen, denn auch wenn die Auflösung mehr als offensichtlich sein mag, so wird sie doch für den Höhepunkt des Films aufgehoben und erst in der überbordenden Gestörtheit des Täters explizit ausformuliert. Tatsächlich werden im Verlauf der Handlung sogar mehrere alternative Verdächtige angeboten, darunter der Handtaschendieb mit der Lederjacke und der Kolonialwarenhändler.

Vom gesamten Film, der – typisch für Produktionen der späten Sechziger und frühen Siebziger – mit relativ blassen Farben daherkommt, geht eine negative Ausstrahlung aus, die sich mit den Anti-Charakteren (kein einziger liebenswerter Held, selbst Kai Fischer als bedauernswertes Opfer zeigt genug Kleingeist) und der klaustrophobischen Atmosphäre der Kleinstadt, ihrer engstirnigen Bewohner, den heruntergekommenen Schauplätzen und nicht zuletzt der sehr langatmigen Regie begründet. Lubowski setzt große, langsame Kameraschwenks ein, die die Geduld des Zuschauers auf eine ebenso harte Probe stellen wie die betroffen machenden und unangenehmen Szenen, an denen der Hilfspolizist Wendelin beteiligt ist und in denen grundlegend von Anfang bis Ende immer wieder das Gleiche gesagt wird. Alois Maria Giani gelingt eine eindringliche Vorstellung als ja-sagender Schwächling, während die gepfefferten Szenen mit Henry van Lyck als Gelegenheitsgauner und Bum Krüger als Hausmeister für kurzfristige Ablenkung sorgen.

Sicher ist: Diesen Film muss man nicht wegen seiner cineastischen Verdienste gesehen haben. Er hat keine. Er entwickelt aber eine ganz eigentümliche Stimmung, die trotz der handwerklichen Fehler und der nicht wirklich spannenden Handlung eine gewisse Anziehungskraft auf das Publikum ausübt.

Ob stilverwandt oder nicht: „Immer bei Vollmond“ wandelt in erster Linie auf den Spuren von „Es geschah am helllichten Tag“, ohne die Qualität des Vorbildes in irgendeinem Aspekt zu erreichen. Aufgrund der Schauspieler und als Abwechslung zur mollig-glücklichen 08/15-Krimiwelt lohnt der Film eine einmalige Sichtung, erweist sich aber als zu effekthascherisch und dabei inszenatorisch und dramaturgisch nachlässig, sodass mehr als 2 von 5 Punkten nicht und niemals drin sind.

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