Ich habe im Bewertungsthread von Grabenplatz 17 eine kleine Anfrage gestellt, dachte mir aber, dass es sinnvoller ist, hier darüber zu diskutieren.
In den letzten Tagen bin ich über "Es geschah am hellichten Tag" und eben "Grabenplatz 17" gestolpert und beide haben mir gut gefallen. Nun suche ich weitere Krimis diesen Formats, oder allgemein aus den 50er (späten 50er?) Jahren.
Bei meinem recht bescheidenen Suchergebnis, bin ich auf
- Der Greifer (1958) - Nachts, wenn der Teufel kam (1957) - Der Schatz vom Toplitzsee (1959)
gestoßen und suche weiterhin nach Tipps. Wie sieht es denn erstmal mit den drei genannten aus? Zeichnen sie sich durch einen ähnlichen Stil wie Grabenplatz bspw. aus?
Ich danke euch im Voraus für Antworten und noch viel mehr für weitere Tipps.
Der deutsche Kriminalfilm in der Prä- oder frühen Wallace-Ära ist ein sehr spannendes und lohnendes Thema, auf dem mehr zu finden ist, als die übliche Legende "Vor Wallace gab es keine deutschen Krimis" glauben machen will. Du solltest dir jedoch darüber im Klaren sein, dass die meisten Kriminalfilme der 1950er keine reinen Krimis sind, sondern meist noch eine zweite Genrekomponente besitzen, die von Melodram über Romanze bis hin zu Zeitkritik oder Geschichtsaufarbeitung reichen kann. Du solltest also gewillt sein, "über den Tellerrand zu blicken".
Dann würde ich dir empfehlen, nach folgenden Filmen Ausschau zu halten (sind alle auf DVD erschienen):
Banktresor 713 (1957) Die Geschichte eines Bankraubs als Gegenentwurf zum Wirtschaftswunder ist mit allen kleinteiligen Vorbereitungen in Szene gesetzt worden und deshalb besonders spannend. Alibi (1955) "Alibi" ist ein typischer Gerichtsfilm, bei dem man nicht viel Action erwarten kann, der aber mit hervorragenden Schauspielern und einer durchdachten Story aufwartet. Teufel in Seide (1955) Ein Melodram und damit eine Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte mit Übergewicht in die zweite Richtung. Sehr stilvoll gefilmt und mit einer guten Portion Tragik versehen. Max, der Taschendieb (1962) Neben den Pater-Browns und "Es geschah am helllichten Tag" ist "Max, der Taschendieb" mein liebster Rühmann-Krimi. Zunächst harmlos scheinende Hinterhofgeschichte, die dann doch noch mit einem Mord und einem echt guten Mörder aufwartet. Der Greifer (1958) Hans Albers war das klare Zugpferd dieser Produktion, die ein reiner Krimi wie nur wenige andere Filme auf dieser Liste ist. Aber auch die Restbesetzung kann sich sehen lassen. Mordprozess Dr. Jordan (1949) Ein Beispiel für den frühen Nachkriegskrimi, aber recht schwungvoll inszeniert. Für Wallace-Fans interessante Verkörperung der Hauptrolle durch den jungen Rudolf Fernau. Hokuspokus (1953) Selten vor Wallace gesehen: die Vermischung von Krimi und Komödie. Curt Goetz ist sie hervorragend gelungen.
"Nachts, wenn der Teufel kam" ist eine jener Produktionen, in denen der Krimi nur ein ziemlich durchsichtiger Anlass für eine NS-Schauergeschichte ist. Ich habe den Film als recht langatmig empfunden, aber es hat schon seinen Grund, dass einige ihn "wertvoll" nennen. Wenn du eine in diese Richtung gehende Zeitkritik sehen willst, würde ich dir vorher zu einem Film wie Nasser Asphalt (1958) raten.
Ich habe den Film "Dr. Crippen an Bord" vor vielen Jahren gesehen und fand ihn sehr interessant. Es würde mich freuen, wenn es bald eine VÖ geben würde.
Hier Cast & Crew und eine Kurzkritik:
'Dr. Crippen an Bord' 1942 mit: Rudolf Fernau, René Deltgen, Anja Elkoff, Gertrud Meyen, Paul Dahlke, O.E. Hasse, Ernst Waldow, Max Gülstorff u.v.a. | Drehbuch: Kurt E. Walter, Erich Engels, Georg C. Klaren, nach einem Tatsachenbericht von Walter Ebert | Kamera: E.W. Fiedler | Regie: Erich Engels Länge: 87 min, 2380 m. Format: 35mm, s/w, 1:1.33
"Rudolf Fernau zeigt diese Hauptgestalt des Films als einen sehr zusammengesetzten Menschen, bei dem Züge von Menschlichkeit, die sogar bisweilen ein tragisches Schicksal wahrscheinlich sein lassen, neben Zügen stehen, die die Gestalt mit Merkmalen versehen, die die Figur unter der Maske des Harmlos-Biedermännischen ins Unheimliche wenden." (Filmkurier, Nr. 295 vom 16.12.1942)
Hier noch ein paar relativ unbekannte Kriminalfilme:
Und nichts als die Wahrheit (1958) R: Franz Peter Wirth - Gerichtskrimi D: O.W. Fischer, Marianne Koch, Ingrid Andree, Walter Rilla
Bumerang (1959) R: Alfred Weidenmann D: Hardy Krüger, Martin Held, Mario Adorf, Horst Frank, Peer Schmidt
Am Tag als der Regen kam (1959) R: Gerd Oswald - Jugendkriminalität D: Mario Adorf, Gert Fröbe, Elke Sommer, Christian Wolff
Menschen im Netz (1959) R: Franz Peter Wirth - Ost-West-Krimi D: Hansjörg Felmy, Hannes Messemer, Ingeborg Schöner
Die Brücke des Schicksals(1969) R: Michael Kehlmann Reporter bastelt seine Sensationen aus selbst begangenen Verbrechen D: Hannes Messemer, Sabina Sesselmann, Elisabeth Flickenschildt, Carl Lange
Der letzte Zeuge (1960) R: Wolfgang Staudte - Gerichtskrimi um Kindesmord D: Martin Held, Ellen Schwiers, Hanns Lothar, Jürgen Goslar
Die rote Hand (1960) R: Kurt Meisel - Geheimdienste und Waffenhändler Paul Hubschmid, Hannes Messemer, Eleonora Rossi-Drago, Rainer Brandt
Mann im Schatten (Ö 1960) R: A. M. Rabenalt - Nach einem wahren Fall ("Badewannenmord") D: Helmut Qualtinger, Barbara Frey, Helmuth Lohner
Der Mörder (D/I/F 1962) R: C. Autant-Lara - Nach einem Roman von Patricia Highsmith D: Gert Fröbe, Harry Meyen, Robert Hossein, Marina Vlady
Ja, da sind einige interessante dabei. Vor allem Der Mörder mit Gert Fröbe! Nicht uninteressant ist auch Die Stimme des Anderen von 1952, Regie: Erich Engel, mit Michel Auclair, Hanna Rucker, Gisela Trowe, René Deltgen, Ernst Schröder, Inge Meysel, Josef Offenbach. René Deltgen spielt darin gekonnt - wie so oft - den Ermittler.
Erich Engel thront über so manchem Krimi aus dieser Zeit. War das seine Vorliebe, bzw. war er diesem Genre zugetan? Die Filme die ich bisher gesehen habe, waren größtenteils von ihm.
Soweit ich weiß, gab es einen Regisseur Erich Engel und einen Regisseur Erich Engels. Oder war es eine Person, die sich 'mal so, 'mal so kreditieren ließ?
Habe bei Wikipedia geguckt und es steht im jeweiligen Artikel, dass die beiden auch häufig von seriösen Quellen verwechselt werden. Ich meine, der Filmografie von Erich EngelS zu Folge, ihn.
Bis jetzt haben mir die Erich-Engels-Filme sehr gefallen. Leider konnte ich "Dr. Crippen an Bord" noch nicht sehen, an den Film scheint irgendwie schwer ranzukommen zu sein. Klingt aber alles sehr vielversprechend, die Kritiken, die man so findet, loben dieses Filmchen ja alle in den Himmel!