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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 641 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Giacco Offline



Beiträge: 2.517

28.10.2013 15:30
... denn das Weib ist schwach (1961) Zitat · Antworten

Regie: Wolfgang Glück
Produktion: Cine-International, München
Deutsche Erstaufführung: 17.8.1961
Musik: Chris Barbers Jazz Band
Bild: Franz Lederle
Darsteller: Sonja Ziemann, Helmut Schmid, Kai Fischer, Werner Peters, Karl-Otto Alberty, Irene Mann

Rechtsanwalt Jolly Gebhardt steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten. Er hat Klientengelder veruntreut und kann seine Schulden in Höhe von 70.000 DM nicht bezahlen. Zwei Geldeintreiber sind ihm ständig auf den Fersen und machen Druck. Doch dann bekommt er den Auftrag, eine Millionenerbin ausfindig zu machen, die noch nichts von ihrem bevorstehenden Geldsegen weiß. Es ist Hanna Schäferkamp, die als Angestellte in einem Berliner Verlagshaus arbeitet. Nach einer Scheidung lebt sie völlig zurückgezogen nur noch für ihre kleine Tochter Gaby. Gebhardt sieht plötzlich einen Ausweg aus seiner Misere: Wenn es ihm gelingt, diese Frau zu erobern, sie zu heiraten, wären mit einem Schlag all seine Probleme gelöst. Er spielt Hanna den Einsamen, den Suchenden vor, kümmert sich um ihre Tochter. Alles läuft nach Plan. Doch dann kommen echte Gefühle ins Spiel. Allerdings haben die Geldeintreiber längst Wind von der Sache bekommen. Und auch Gebhardts Geliebte Lissy ist nicht bereit, kampflos das Feld zu räumen.



Ein deutscher Film von 1961, der sich an Vorbildern der französischen "nouvelle vague" orientiert und somit vom Mainstream-Kino der Wirtschaftswunderjahre abweicht. Ein dunkler Film, nicht nur wegen der vielen Nachtaufnahmen. Berlin mit seinen Außenbezirken als Ort der Handlung erweist sich als reizvolle Kulisse. Die stimmungsvolle Schwarzweiß-Fotografie spielt mit Schatten, Licht und Gegenlicht. Und immer wieder gibt es Gesichter in Großaufnahme. Dazu ein jazziger Score, mal melancholisch, mal swingend. Zum Ende hin flacht die Inszenierung etwas ab. Insgesamt ist der Film aber durchaus sehenswert.

Mit seinen sanft-brutalen Gesichtszügen ist Helmut Schmid die perfekte Besetzung für die Rolle des Jolly Gebhardt. Ein windiger Typ, egoistisch und abgebrüht, der überraschend neue Seiten und Empfindugen an sich entdeckt, der plötzlich begreift, dass das Leben vielleicht noch etwas mehr zu bieten hat, als er bisher glaubte. Auch Sonja Ziemann überzeugt als Hanna Schäferkamp. Sie ist eine vom Leben enttäuschte Frau, in der wieder Hoffnung auf ein mögliches neues Glück erwacht. Sonja Ziemann füllt diese Rolle sehr gut aus. Mit Blicken und Gesten sagt sie oft mehr als mit Worten.

Kai Fischer darf einmal mehr die "femme fatale" geben und eine Prise Sex beisteuern. Sie spielt Gebhardts Geliebte, die Barbesitzerin Lissy. Als sie von seinem Plan erfährt, Hanna Schäferkamp zu heiraten, geht sie anfangs noch davon aus, dass es sich um ein Geschäft handelt, von dem auch sie profitieren wird. Sie gibt ihm sogar Tips, wie er eine Frau wie Hanna am besten rumkriegen kann. So wie Kai Fischer bleibt hier auch Werner Peters seinem Rollentyp treu. Gemeinsam mit Karl-Otto Alberty ist er als fieser Geldeintreiber hinter Gebhardt her und schreckt auch vor einer Entführung von Hannas Tochter nicht zurück. Der österreichische Regisseur Wolfgang Glück drehte zuvor konventionelle Kinoware wie "Mädchen für die Mambo-Bar" oder "Das Nachtlokal zum Silbermond"(beide 1959). Nach "... denn das Weib ist schwach" arbeitete er fast ausschließlich für das Fernsehen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.03.2016 13:31
#2 RE: ... denn das Weib ist schwach (1961) Zitat · Antworten

BEWERTET: "...denn das Weib ist schwach" (Deutschland 1961)
mit: Sonja Ziemann, Helmut Schmid, Kai Fischer, Werner Peters, Irene Mann, Karl-Otto Alberty, Hela Gerber, Kurt Pratsch-Kaufmann, Rolf Weih, Susanna Bonaseroicz, Gert Kollat u.a. | Drehbuch: Hans Nicklisch und Wolfgang Steinhardt nach dem "Stern"-Roman "Post aus Ottawa" von Bruno Hampel | Regie: Wolfgang Glück

Hanna Schäferkamp, Archivarin beim Berliner Ullsteinverlag, geschieden, eine Tochter, wird bald dreizehn Millionen Dollar von einem kanadischen Verwandten erben. - Jolly Gebhardt, Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei, liiert mit der Barbesitzerin Lissy, benötigt dringend siebzigtausend DM: er hat das Geld von einem inhaftierten Klienten unterschlagen und dieser fordert es nun durch seine Männer zurück. - Gebhardt, der die Adresse Schäferkamps für die kanadische Rechtsvertretung des verstorbenen Onkels herausfinden soll, beschließt, der Erbin den Hof zu machen, um sich finanziell zu sanieren. Anfangs wird er dabei von seiner Verlobten Lissy unterstützt, die sich einen warmen Geldregen verspricht. Doch als sich Gebhardt ernsthaft in die Frau verliebt, wird es eng. Nicht nur Lissy ist ihm auf den Fersen, sondern auch die um ihr Geld geprellten Gangster....

Licht und Schatten dominieren nicht nur optisch den Auftakt des Dramas, sondern auch die Beziehungen der handelnden Personen. Die Absichten der männlichen Hauptfigur liegen zunächst nicht offen, weshalb die ersten Minuten auch auf ein sich anbahnendes Verbrechen hinweisen könnten. Die ungewöhnliche Ausleuchtung; die kalten, distanzierten Kameraeinstellungen und der melancholische Unterton, der sich vor allem in der jazzigen Musik äußert, verleihen der Produktion eine ungewöhnliche Atmosphäre, die sie vom bundesdeutschen Durchschnittsfilm jener Jahre abhebt. Die Besetzung ist insofern ungewöhnlich, als Helmut Schmid in die Kategorie der kraftvollen Mimen, aber nicht in jene der Herzensbrecher eingeordnet werden kann. Man traut ihm den triebgesteuerten Brutalo viel eher zu als den kalkulierenden Juristen. Umso treffender passt er in die Rollenvorgabe, da man sich nie sicher sein kann, in welche Richtung sich seine Pläne entwickeln werden.



Die Damen, zwischen denen er emotional und berechnend hin-und hergeworfen wird, sind mit der beherrschten Sonja Ziemann und ihrer offenherzigen Gegenspielerin Kai Fischer trefflich besetzt. Während Fischer in Sprache und Gebärden einer zielstrebigen femme fatale entspricht, lebt Ziemann in stiller Verzweiflung über die beschränkten Lebensumstände, die es ihr und ihrem Kind schwer machen, über die Pflichten des Alltags hinauszusehen. Sie hat sich für ein ruhiges Leben entschieden, das zwar das Lachen des Glücks, aber auch die Tränen der Enttäuschung ausspart. Werner Peters und Karl-Otto Alberty bleibt die Aufgabe, die Dinge zu beschleunigen und die sich anbahnende Freundschaft massiv zu gefährden. Ihre Gaunermentalität lässt auch diesmal keine Wünsche offen und treibt das Tempo voran, was vor allem im Finale nötig ist, um dem Film aus dem abgeschotteten Privaten ans Licht zu helfen.

Laut Wikipedia hatte der Film eine FSK 18, was vermutlich auf der nackten Rückseite von Kai Fischer beruht. Die DVD zeigt eine Freigabe ab 12 an, sorgt aber durch die reißerische Bildgestaltung auf dem Cover eher für eine Bestätigung des Jugendverbots. Auch sollte man die Inhaltsangabe nicht lesen, da sie das Ende vorwegnimmt. In einigen Szenen wirkt das Bild überstrahlt. Umso erfreulicher gestalten sich die vielen Tagesaufnahmen, in denen nostalgische Straßenbahnen und rege Betriebsamkeit vorherrschen. Der Fokus liegt auf den drei Hauptdarstellern, was den Zuseher durch ihre "sprechenden" Gesichter (gerade bei der gleichmäßigen Ruhe einer Sonja Ziemann) Anteil nehmen lässt. Die ungewöhnliche Auflösung, die dem Publikum Zeit gibt, die Vorgänge zu reflektieren (auch nicht selbstverständlich!), erinnert an den französischen Film.

Knisternde, psychologische Spannung mit einer unkonventionellen Paarung unter einer klassischen, aber keineswegs ausgelutschten Drehbuchvorgabe. 4,5 von 5 Punkten

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

16.03.2016 16:42
#3 RE: ... denn das Weib ist schwach (1961) Zitat · Antworten

Als Ergänzung mal wieder eine zeitgenössische Kritik und ein Premieren-Bericht aus dem Film-Echo":

"Eine Romanze in Moll aus unseren Tagen. Die Figuren herb und nüchtern, und wo sich leise Seelenschwingungen zu regen beginnen, werden sie flugs kaschiert. Berlin bildet die Kulisse, und das faszinierende Kolorit dieser Stadt überträgt sich auf die Atmosphäre des gesamten Films, den Wolfgang Glück ohne Atelier drehte. Nicht nur die Bildgestaltung (Franz Lederle), Chris Barbers melancholische Jazzuntermalung und die manchmal bis zum Nervenzerreißen gesteigerte Spannung fesseln, auch die schauspielerischen Leistungen nehmen gefangen. Helmut Schmid ist in der Rolle eines zwiespältigen Anwalts, der sich - von Gangstern erpresst - an eine nichtsahnende Millionenerbin heranmacht, die Personifizierung der gescheiterten und von allen Hunden gehetzten Kriegsgeneration und macht auch die Verwandlung vom zynischen, skrupellosen Profit- und Schürzenjäger zum Liebenden glaubhaft, der seine Zuneigung mit dem Leben bezahlt. Sonja Ziemann spielt die nichts von der Erbschaft wissende, vom Leben enttäuschte, junge geschiedene Frau mit sparsamen Mitteln, auch in den Szenen mit Herz. Kai Fischer füllt das gewohnte Rollenklischee der Bardame mit Routine und vollem "körperlichen" Einsatz. Schade, dass sich dieser Film, dessen einziges Manko gewisse Längen sind, durch sein Etikett, den auf billigen Publikumsgeschmack zielenden Titel, selbst deklassiert. Hoffen wir, dass er durch gute Presse- und Mundreklame auch das Interesse des besseren Publikums findet."


"Als erste Uraufführung der neuen Saison erlebte Hannover am 17. August im "Regina" und "Luna" den Start des Pandora-Films "... denn das Weib ist schwach". Publikum und Presse waren sich einmal einig. Sie gaben ihre Zustimmung durch starken Beifall und gute Rezensionen. Sonja Ziemann, Kai Fischer, Helmut Schmid und Regisseur Wolfgang Glück stellten sich in beiden Theatern vor. Von Hannover brachte Pressechef Heinz Reinhard aus der Künstlerschar noch Kai Fischer, Helmut Schmid und den Regisseur nach Stuttgart, wo sie mit ihrem herzlich begrüßten Auftritt im Europa-Theater den ausverkauften Abendvorstellungen ihres Films einen erfolgsbetonten Abschluß gaben."


Nach erfolgreichem Auftakt (Großstadt-Note: 3,1) zog der Film in den Klein- und Mittelstädten nur noch wenige Zuschauer an und wurde mit der Film-Echo-Gesamtnote 4,1 bewertet.

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