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Dieses Thema hat 51 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
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13.03.2015 16:44
#31 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Der Zapfhahn

Episode 20 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Herbert Steinmetz (Kriminalrat Roth), Edgar Ott (Hauptkommissar Dingelein), Eva Manhardt (Inge Scholz). Gastdarsteller: Joachim Kerzel, Cordula Hubrich, Klaus Abramowsky, Kurt Schmidtchen, Kurt Buecheler u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Auch wenn in der Episode „Der Zapfhahn“ ein Münchner Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, so sollte man vom Episodentitel keineswegs auf oktoberfestliche Stimmung schließen. In ganz anderem Sinne nutzt ein Medizintechnikhersteller die Sicherheitslücken des computergesteuerten EDV-Systems der Konkurrenz, um vertrauliche Informationen für seine eigene Verwendung abzuzapfen. Die Vorgehensweise der parasitären Firma wird so nachvollziehbar geschildert, dass sich eventuelle Bedenken über die technokratische Schlagseite der Geschichte schnell zerschlagen. Ausnahmsweise findet sich sogar eine kleine Romanze, die allerdings unkonventionell und wenig abgedroschen daherkommt. Darin zeigt sich die Stärke von „Kommissariat 9“, eigentlich zuschauerfeindliche Expertenthemen in bekömmlicher Weise aufzuarbeiten. Jede Episode stellt gewissermaßen ein kleines Fenster in eine Wirtschaftsbranche dar, die man andernfalls so nie kennengelernt hätte.

Im Konkreten muss man wohl konstatieren, dass Dr. Hofstetter in seinem Betrug etwas zu plump vorgeht, sodass das K9 dieses Mal ohne größere Hindernisse auf seine Schliche kommen kann. Vielleicht ergibt sich diese unvorsichtige Vorgehensweise aus der Notlage seines Betriebs, denn neben der Schilderung des Verbrechens weist „Der Zapfhahn“ auch auf die Schwierigkeiten des wissenschaftlichen Marktes hin, auf dem sich nur größere Unternehmen eine Entwicklungsabteilung leisten können und damit automatisch im Vorteil gegenüber kleineren Firmen stehen. Diesen kritischen Tönen zum Trotz formt Joachim Kerzel seinen Techniker mit Hang zur Betriebsspionage als formvollendeten Gangster, der von Ur-Berliner Kurt Schmidtchen tatkräftige Unterstützung erhält. In einer Mini-Rolle ist Wallace-Dauergast Kurd Pieritz zu sehen.

Gubanov ( gelöscht )
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13.03.2015 20:16
#32 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Ein Schluck aus der Pulle

Episode 21 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Herbert Steinmetz (Kriminalrat Roth), Edgar Ott (Hauptkommissar Dingelein), Walter Riss (Oberkommissar Tuncik). Gastdarsteller: Günter Strack, Luitgard Im, Hartmut Reck, Karin Glier, Udo Baumgartner u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Wirtschaftsschwindel braucht keine anonyme Angelegenheit zu sein, sondern kann sich auch im engsten Familienkreis abspielen. Vor allem, wenn man in der Verwandtschaft schon die besten Voraussetzungen für kriminelle Tätigkeiten vorfindet: einen verzweifelten Fabrikanten, einen von der Flaute mitgenommenen Spediteur und eine geschäftstüchtige Frau mit Köpfchen und ohne Gewissen. Günter Strack, Hartmut Reck und Luitgard Im erwecken diese Rollen mit Elan zum Leben, vor allem Im ist mit vollem Eifer dabei und verleiht dieser Folge eine ungewöhnliche Dynamik. Die Motivation ihrer Rolle scheint sie sich bei Lady Lebanon aus dem „indischen Tuch“ abgeschaut zu haben: Als Hauptsache gilt, den Standesverlust zu vermeiden und die eigenen Privilegien für die kommende Generation zu bewahren; die Wahl der Mittel: egal.

Gut getroffen sind nicht nur die Gastcharaktere, auch im Revier des Sonderkommissariats machen sich die unterschiedlichen Dienstauffassungen bemerkbar. Kriminalrat Roth erwischt offenbar auch manchmal mürrische Tage, während Dingelein seine Korrektheit weniger steif und eher freundschaftlich zur Schau trägt. Tuncik auf der anderen Seite manifestiert seine Stellung als Leichtfuß der Truppe – seine häufige Abwesenheit in dieser Staffel wird aber immerhin mit Weiterbildungen im Steuerrecht begründet. Was ebenfalls nicht zum ersten Mal in der Serie zur Sprache kommt: Gegenwärtige Wirtschaftsstraftaten werden mit früheren Schwarzmarkttätigkeiten gerechtfertigt, die nach dem Krieg nötig waren, um über die Runden zu kommen und festen Boden unter die Füße zu kriegen. So wie Sabine Wolker in dieser Episode argumentiert, sprachen auch schon die Winzersöhne Claudius („Edle Sorten“).

Gubanov ( gelöscht )
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13.03.2015 23:45
#33 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Konjunkturbelebung

Episode 22 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Walter Riss (Oberkommissar Tuncik). Gastdarsteller: Gert Haucke, Richard Haller, Gerhard Frickhöffer, Bernd Seebacher, Evelyn Gressmann u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Das Baugewerbe steckt in einer Krise. Eigentlich keine Neuigkeit. Und deshalb haben sich die ortsansässigen Firmen einer mittelgroßen Stadt bereits eng zusammengeschlossen. Die kommenden Bauaufträge der öffentlichen Hand kundschaften sie bereits im Vorfeld aus und teilen die größten Brocken unter sich auf: Absprache bei eigentlich unabhängigen Ausschreibungen – oder Submissionsbetrug, wie es im Fachjargon heißt. Nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“ werden krumme Geschäfte aufgezeigt, die dafür sorgen, dass öffentliche Bauvorhaben in Preis und Dauer ihre ursprünglich geplanten Relationen überschreiten – ein Phänomen, das sich ja bis heute gehalten hat. Dementsprechend fehlt in dieser Episode ein wirklich zuversichtliches Ende – nur ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen sichert wenn schon nicht der Stadt, so wenigstens dem Hotelier Mierbach eine günstige Ausführung seiner Schwimmhallenpläne.

Interessant herausgearbeitet ist der Kontrast zwischen seriösen Geschäftsmännern wie Mierbach (Gerhard Frickhöffer) und den kernigen Leuten vom Bau, zu denen auch ihre Chefs (Gert Haucke, Richard „der Bucklije“ Haller) passen wie die Faust aufs Auge. Hier wird offensichtlich, für wen der Zuschauer – schon aus dramaturgischen Gründen – Partei ergreifen soll. Auch für den zuständigen Architekten und seine vitale Assistentin fällt das Zeugnis unterm Strich positiv aus: Evelyn Gressmann verleiht dieser Episode der stämmigen Männer einen frischen Anstrich. Vom K9 sieht man übrigens so wenig wie selten sonst; nur in einer einzigen Szene berät ein nicht besonders kooperativer Oberkommissar Tuncik die Gressmann.

Gubanov ( gelöscht )
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14.03.2015 11:30
#34 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Auf einen guten Mokka

Episode 23 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Hauptkommissar Dingelein). Gastdarsteller: Hans Paetsch, Inken Sommer, Tonio von der Meden, Volker Brandt, Eric Vaessen u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Die rauen Bandagen, mit den Flunkerer und Preisdrücker den verschiedensten Branchen zu schaffen machen, sorgen für Resignation bei denjenigen Geschäftsmännern, die sich auf krumme Touren lieber nicht einlassen wollen und deshalb am Markt nicht mehr konkurrieren können. Die sinkenden Kaffeepreise nimmt Händler-Urgestein Semmler zum Anlass, seine Firma seinem Schwiegersohn zu überschreiben, der sich mit seiner „pfiffigen“ Art der Geschäftsführung flexibler an die Gegebenheiten des modernen Wettbewerbs anpassen kann. In „Auf einen guten Mokka“ spielt also nicht nur das Verbrechen eine wichtige Rolle, sondern auch die tragische Rolle eines alternden Mannes, der mit unschönen Realitäten nicht mehr Schritt halten kann. Hans Paetsch schlägt in dieser Rolle leise Töne an und bringt gleichzeitig Eleganz und eine gewisse Wehmut in die Welt des internationalen Warenumschlags.

Leider entledigt sich die Folge seiner Dienste in ihrer zweiten Hälfte, wobei sie ab da in gedämpften Pessimismus und gepflegte Langeweile verfällt. Erschwerend kommt hinzu, dass erneut kaum polizeiliche Ermittlungen gezeigt werden. Die Arbeit des Zolls dient als Grundlage für die Verständigung des „Kommissariats 9“, wird aber sonderbarerweise nicht in Bild und Ton festgehalten. Die heimlichen Geschäfte, die Semmlers Schwiegersohn Detlev Haym mit dem brasilianischen Zwischenhändler abschließt, nehmen zu großen Raum ein – Tonio von der Meden und Volker Brandt bleiben etwas hölzern in ihren Rollen, zumal der käsige Brandt ohne jedweden Akzent nicht wirklich als Südamerikaner überzeugt.

Gubanov ( gelöscht )
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14.03.2015 12:30
#35 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Gewusst wie

Episode 24 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Herbert Steinmetz (Kriminalrat Roth), Eva Manhardt (Ingrid Scholz). Gastdarsteller: Hans Hessling, Friedrich von Thun, Daniel Friedrich, Gisela Schneeberger, Herbert von Boxberger u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Die tertiären Wirtschaftszweige stellen ein unverzichtbares Standbein der Wirtschaftskraft in den entwickelten Nationen dar. Banken und Versicherungen sind dabei wesentliche Nutznießer der sich immer weiter ausprägenden Dienstleistungsgesellschaft. Wie eine Versicherung ihre Rückversicherer zum Narren hält, indem sie Scheinabschlüsse ausstellt, dafür Provisionen einkassiert und diese zur Hälfte in die eigene Tasche und zur anderen in die fälligen Prämien steckt, zeigt „Gewusst wie“. Erst nach und nach wird das Schema, dessen sich die schnittigen Jungbonzen Dr. Cordell und Herr von Klenk (Friedrich von Thun und Daniel Friedrich in wunderbar unsympathischen Rollen) bedienen, für den branchenfremden Zuschauer durchschaubar.

Während das Team der Fritz-Wagner-Film für andere Episoden in die weite Welt hinausfuhr, sieht man „Gewusst wie“ die heimatlichen Berliner Drehorte besonders deutlich an. In einer Szene parkt der Wagen der Versicherer an der Bismarckstraße, direkt danach fahren sie durch die Hubertusallee. Gesteigert wird das Flair außerdem durch den Schnee, der die sonst vielleicht etwas trocken geratene Folge wohlig und gemütlich wirken lässt. Hans Hessling ist dagegen als prinzipientreuer Aktenprüfer nur schwer zu ertragen: Seine Berufserfahrung ersetzt ihm die Notwendigkeit, sich auf einem aktuellen Stand zu halten, was sich in einer geradezu fetischistischen Abneigung gegen jede Hilfstechnik ausdrückt. Dass er am Ende die Oberhand ggü. den computerisierten Betrügern gewinnt, steht symbolisch für das etwas archaische Strickmuster mancher K9-Folgen.

Gubanov ( gelöscht )
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14.03.2015 19:00
#36 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: An der richtigen Quelle

Episode 25 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Herbert Steinmetz (Kriminalrat Roth), Edgar Ott (Hauptkommissar Dingelein). Gastdarsteller: Reinhard Kolldehoff, Marina Genschow, Manfred Guthke, Rudolf Unger, Edith Teichmann u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Das schwarze Gold floss in den 1970er Jahren ja nicht unbedingt problemlos: Zwischen den Ölkrisen von 1973 bzw. 1979 entstand diese Episode, die sich mit der illegalen Umdeklaration von Dieselkraftstoff zu Heizöl bzw. der Nutzung von Heizöl als Diesel befasst. Attraktiv wird dieser Schwindel, weil der annährend gleiche Grundstoff zu seinen zwei verschiedenen Verwendungszwecken unterschiedlich hoch besteuert wird. Polizeilich erschwert werden diese Geschäfte durch die rote Einfärbung von Heizöl, das damit bei Stichproben in Dieselmotoren wiedererkannt werden kann. Zwar geht es für Privatleute bei dem Betrug nur – im Rahmen der Serie, die sonst häufig von der Bedrohung von Existenzen erzählt, – um kleine Beträge (900 D-Mark spart eine Familie für vier [!] Wagen pro Jahr), aber für einen Ölhändler, der falsche Ware zu „Freundschaftspreisen“ anbieten kann, macht so ein Kleinvieh unterm Strich reichlich Mist.

Reinhard Kolldehoff ist wie gemacht für den kantigen Rohstoffhändler, der in einem hierarchisch streng gegliederten Familienbetrieb als mafiöses Oberhaupt die Strippen zieht. Sein eindrucksvolles Auftreten wirkt jovial im Umgang mit alten Freunden und respekteinflößend vor Konkurrenten und denjenigen, die sein Vertrauen noch nicht verdient haben. In einer kleinen, aber lustigen Rolle sieht man Edith Teichmann als Ehefrau eines Pfennigfuchsers, der gesetzliche Konsequenzen nicht scheut, wenn er nur ein paar Mark beim Tanken sparen kann. Die Liebe zum Auto wird auf diese Weise ganz neu definiert, wenn man für den fahrbaren Untersatz sogar kriminalpolizeiliche Verfolgung in Kauf nimmt ...

Gubanov ( gelöscht )
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15.03.2015 22:15
#37 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Nachtschatten-Salami

Episode 26 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Walter Riss (Oberkommissar Tuncik). Gastdarsteller: Peter von Wiese, Uta Sax, Friedhelm Ptok, Horst Schön, Buddy Elias u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Alles, auch eine „Kommissariat 9“-Staffel, hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei ... Und so eine Wurst hat auch den gewaltigen Vorteil, dass man so einiges hineinmischen kann, ohne dass es auf den ersten Blick auffällt. Dieser Methode bedient sich die jahrzehntelang als Qualitätsunternehmen bekannte Großfleischerei Weißkamp, die neben einer hervorragenden Inlandssalami nun auch darauf verfällt, ein weniger appetitliches Exportprodukt anzubieten, um ihre Gewinne zu steigern. Dafür verwendet man die Reste, die bei der besseren Ware weggeschnitten werden – und fügt jede Menge Wasser hinzu. Wie auch in anderen Episoden der Reihe, wird diese Masche (auch wenn die Ausfuhr letztlich nach Jugoslawien erfolgt) über die Schweiz abgewickelt, die damit ihren Ruf als unreguliertes Geldscheffler-Paradies im Rahmen dieser Serie festigt.

Das Weißkamp-Unternehmen springt nicht mit Begeisterung auf diesen Wachstumsschachzug auf. „Nachtschatten-Salami“ verdeutlicht noch einmal, wie die eigentlich hochgehaltene Handwerksehre nach und nach durch geschickte Überredungskünste und die großen Pläne einiger weniger schwarzer Schafe aufgegeben wird. In diesem Fall dient das ergaunerte Geld dazu, der hoffnungslos traumtänzerischen Frau des Firmenchefs ein Atelier für moderne Kunst zu finanzieren. Uta Sax und Balduin Baas liefern in dieser Hinsicht vielsagende Porträts jener Art „Künstler“ ab, die selbst nicht verstehen, was sie da eigentlich fabrizieren. Ein interessantes Bindeglied stellt die Rolle von Friedhelm Ptok dar, bei der man sich nicht recht entscheiden kann, ob er sich für einen genialen Planer oder einen Pantoffelhelden hält.

Der zweiten Staffel rund um die Ermittler vom K9 merkt man eine leichtere Herangehensweise als der ersten an. Die vorgestellten Stoffe in den Episoden 14-26 liegen näher am Alltagsleben der Zuschauer als die der ersten Staffel (häufiges Zurückgreifen auf die Lebensmittel- oder andere Verbraucherbranchen) und werden durchgängig durch prominente Besetzungen aufgelockert. Die anfangs so hervorstechenden internationalen Aufnahmen verlaufen sich recht flott – das Budget war nach den ersten fünf Folgen wohl schon über Gebühr beansprucht worden. Nachdem es zunächst nochmal nach einer Steigerung aussah, bleibe ich letztlich doch bei 4 von 5 Punkten.

Anspieltipps: „Der Preisbrecher“, „Die Großen und die Kleinen“, „Big Business“, „Ein Schluck aus der Pulle“ und „An der richtigen Quelle“

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 00:20
#38 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten

Ganz klare Sache: Das neunte Kommissariat muss wieder auf Betrügersuche gehen. Ich hoffe auf ähnlich gelungene Fälle wie in den ersten beiden Staffeln.



Kommissariat 9: Retter in der Not

Episode 27 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Christian Wolff (Kriminalassistent Scherf), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski). Gastdarsteller: Alf Marholm, Joseline Gassen, Richard Lauffen, Peter Doering, Axel Radler u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Wenn Firmen in Schieflage geraten, sollten Unternehmensberater helfen, die konkreten Probleme ausfindig zu machen und Alternativen aufzuzeigen. Die nach viertägiger Ausbildung hochqualifizierten Fachkräfte von Business Engineering International betätigen sich allerdings nicht als aufrichtige „Retter in der Not“, sondern sind nur darauf aus, den ohnehin schon geschädigten Betrieben für angebliche Umstrukturierungsmaßnahmen Geld aus der Tasche zu ziehen. So auch der Firma von Herrn Moers, die Elektrogeräte herstellt, aber an veralteten Produktionsbedingungen krankt. Um die Machenschaften der falschen Berater auffliegen zu lassen, schleust sich Kriminalassistent Scherf undercover in deren Reihen ein ...

Das K9 unterlief zwischen der zweiten und der dritten Staffel ein deutliches Makeover. Sowohl die unkonventionelle Episodenstruktur mit szenischem Vorausblick und dokumentarischem Interviewausschnitt als auch ein großer Teil des Ermittlerteams wurde verworfen. Als einzige Konstante verbindet der seriöse, führungsstarke Herr Dingelein alle drei Staffeln. Nach dem Fortgang von Herbert Steinmetz wurde er vom Hauptkommissar zum Kriminalrat befördert, legt aber nicht viel Wert darauf, mit seinem Titel angesprochen zu werden. Neu im Team ist unter anderem Christian Wolff als studierter Novize, der im ersten Fall gleich die große Bühne als Undercover-Ermittler mit Muffensausen erhält. Dabei entsteht die Spannung nicht wie üblich aus der Gefahr, als Spitzel aufzufliegen, sondern dadurch, dass Kriminalassistent Scherf einerseits das Spiel der verbrecherischen Unternehmensberater mitspielen muss, ihnen von Gesetzes wegen aber nicht zu Vorteilen verhelfen darf, woraus sich ein nicht immer ganz praktikabler Spagat ergibt. Neben Wolff überzeugen Alf Marholm als gescheiterte Existenz, die einen soliden Job und ihr soziales Gefüge verlor und nun das Heil vergeblich im unlauteren Gewinn sucht, und Richard Lauffen als skeptischer Unternehmer alter Schule.

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 10:00
#39 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Totalschaden garantiert

Episode 28 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Christian Wolff (Kriminalassistent Scherf), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski). Gastdarsteller: Arthur Brauss, Gert Günther Hoffmann, Uschi Bour, Volkert Matzen u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Des Deutschen liebstes Kind ist sein Auto. Wer sollte deshalb auf die Idee kommen, dass Herr Zander mutwillig Unfälle baut? Mit Schrottwagen verwickelt er andere Fahrer in Auffahrunfälle und lässt sich vor Ort ohne Hinzuziehen von Versicherungen oder Polizei auszahlen. Da die Masche aufgeht, wird sie hemmungslos wiederholt – Zanders frisch ins Geschäft eingestiegener Kumpel Kollack plant sogar schon mit Schadenszahlungen in Millionenhöhe. Nur einmal geraten die Betrüger an den Falschen: Kriminalassistent Lippski wird zum Opfer der Unfallbande. So kann er gegen Zander aussagen, sobald sich die Spur bis zu Kollacks Hinterhof zurückverfolgen lässt!

Auf winterlichen Berliner Straßen spielen sich Szenen ab, die an beste „Der 7. Sinn“-Zeiten erinnern. Allerdings geht es in dieser Episode von „Kommissariat 9“ um alles andere als Verkehrserziehung. Was Zander und Kollack durchführen, ist nicht nur dreist, sondern brandgefährlich, werden für die schnelle Mark doch nicht nur Autos, sondern auch die Gesundheit ihrer Fahrer riskiert. Die Bereitschaft der Unfallopfer, vor Ort ohne regelnde Instanz zur Brieftasche zu greifen, mag dem heutigen Betrachter weltfremd vorkommen, wird durch das burschikose Auftreten von Brauss und Hoffmann aber durchaus verständlich gemacht. Passend zu den wenig zimperlichen Gastdarstellern gleitet die Episode manchmal in etwas schmierige Gefilde ab – man hätte sich über mehr Präsenz des K9-Teams gefreut, das den Fall aber eher nebenbei erledigt, weil man die beiden Betrüger bei all ihrem Größenwahn kaum als dicke Fische bezeichnen kann.

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 16:30
#40 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Schlachtfest

Episode 29 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Christian Wolff (Kriminalassistent Scherf), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski). Gastdarsteller: Ursula Heyer, Alexander Hegarth, James Helme Sutcliffe, Guenter Hanke, Axel Scholtz, Klaus Münster, Heinz Rabe, Horst Köppen u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Nach dem Tod ihres Gründers soll eine Bekleidungsfirma an den höchstbietenden Interessenten weiterveräußert werden. Ein britisches Konsortium gewinnt das Rennen und setzt als Bevollmächtigten den Wirtschaftsprüfer Dr. Graumann ein. Dieser reißt das Ruder der alteingesessenen Firma binnen weniger Tage um 180 Grad herum: Ein expansiver Kurs, siebenstellige Kredite und der Verkauf der Fahrzeugflotte sorgen dafür, dass Graumann den Betrieb schon am Wickel hat, bevor auch nur ein Pfennig der Kaufsumme bezahlt wurde. So schlachtet man ein Traditionsunternehmen aus ...

Vor unverkennbarer Berliner Kulisse einer Firma den Namen „Rheinische Kleiderwaren“ zu geben, zählt zu den kleinen Betrügereien, derer sich Drehbuchautor Rolf Schulz persönlich schuldig machte. Der Serie scheint allerdings ernsthaft daran gelegen zu sein, ihren Schauplatz ein Stückweit zu anonymisieren, denn dem Zuschauer wird eine bunte Mischung von Autokennzeichen auffallen, wobei immer wieder das Kürzel BO statt dem Berliner B ins Auge sticht. – „Schlachtfest“ wird von den Beamten des Dezernats für Wirtschaftsstrafsachen zu einem Ende mit Schrecken, letztlich aber doch einem gewissen Happy End geführt, was ebenfalls einen deutlichen Umschwung zu früheren, im Ausgang offen gehaltenen Folgen darstellt. Die geschädigte Witwe hatte hier Glück im Unglück, was man ihr in Anbetracht der aalglatten Darstellung der Schurkenrolle durch Alexander Hegarth aufrichtig gönnt.

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 17:30
#41 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Neues vom Aktienmarkt

Episode 30 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Rolf Schulz. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Christian Wolff (Kriminalassistent Scherf), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski). Gastdarsteller: Rotraut Rieger, Peter Seum, Joseline Gassen, John van Dreelen, Hansi Jochmann, Herbert Chwoika u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Vor Schwindeleien, die mit windigen Geldanlagen in Verbindung stehen, hat die Serie „Kommissariat 9“ schon häufig gewarnt. Diesmal rollt Rolf Schulz die Geschichte falsch dotierter Wertpapiere, mit denen Grundbesitz in Kanada und Südamerika erworben wird, in einer ungewöhnlichen Beteiligtenkonstellation auf: Skrupel und Hinweise zur Aufklärung gehen von der Werbeagentur aus, die das amerikanische Produkt für den deutschen Markt fitmachen soll. Andreas Jungmann und Beate Wendt leiten eine kleine Agentur und lassen sich zunächst von den überraschenden Verdienstmöglichkeiten blenden, die ihnen ihr Auftraggeber aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Aussicht stellt. Erst als Verwandte ihr Erspartes in den Wertpapieren anlegen, kommen leise Zweifel an der Lauterbarkeit des Unterfangens auf ...

Parallel dazu investiert Kriminalassistent Scherf ebenfalls eine kleine Summe, obwohl er sich von Anfang an bewusst über die betrügerische Natur des Unternehmens ist. Hier zeigt Autor Schulz, wie Privatinteressen und Eigeninitiative der Beamten mit Vorschriften und Neutralitätsprinzipien konfligieren können. Diese Einbindung erscheint ungewöhnlich, klärt sich aber dadurch, dass für das K9 offiziell nicht die geringste Handhabe gegen den Amerikaner besteht. Es wurden schließlich echte Wertpapiere verkauft – wenn auch unter viel zu hohem Nennwert. Die Folge endet mit einem deutlichen Fingerzeig in Richtung Zuschauer, hier selbst Vorsicht walten zu lassen und sich vorher mit der Hausbank zu beraten. Wie immer, wenn hohe Summen im Spiel sind, ist Vorsicht besser als Nachsicht.

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 21:25
#42 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Der Globetrotter

Episode 31 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Joachim Nottke. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski). Gastdarsteller: Peer Augustinski, Elga Sorbas, Andrea L’Arronge, Jobst Noelle, Ulrike Laurence u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Schwarzfahren kann man nicht nur mit der Straßenbahn. Noch größere Schäden erleiden Fluggsesellschaften durch Fahrgäste, die Tickets mit nicht gedeckten Schecks „bezahlen“. 40 Millionen Mark gehen den Airlines durch Fluggäste wie Reinhardt von Schuttnitz durch die Lappen. Dieser Herr steht zwar auf der Schwarzen Liste des Fraud Prevention Office, kann durch geschickte Namens- und Zieländerungen immer wieder ohne Bezahlung um die Welt fliegen. Dummerweise hat er sich genau den Tag, an dem Lippski und Dingelein am Flughafen in Frankfurt nach dem Rechten sehen, für seine Rückkehr aus Brasilien ausgewählt ...

„Der Globetrotter“ ist die erste „K9“-Episode, die nicht aus der Feder von Rolf Schulz stammt. Dabei bewahrte sich die Serie selbst nach den stilistischen Änderungen zu Beginn der dritten Staffel durch Schulz’ Mitarbeit ihren kohärenten Stil. Joachim Nottke zeichnet für das Script zur Flughafen-Folge verantwortlich, was sich vor allem in deutlich alberneren Dialogen zwischen den Beamten bemerkbar macht (Christian Wolffs Ermittlerrolle ist nach nur vier Episoden schon wieder passé). Auch Peer Augustinski scheint seine Schurkenrolle auf eine ziemlich leichte Schulter zu nehmen. Davon abgesehen erfreut die Folge durch ihre Aufnahmen an Originalschauplätzen und den Hauch von Internationalität, der bei diesem Sujet geradezu selbstverständlich ist. Wohl auch deshalb zog man die Scheckbetrüger auf dem Flughafen den Monatskartenvergessern in der heimischen Tram vor ...

Gubanov ( gelöscht )
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08.01.2016 21:55
#43 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Drei Rollstühle für einen Rolls-Royce

Episode 32 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: -ky. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski), Arnfried Lerche (Kriminalassistent Brockhage). Gastdarsteller: Jo Bolling, Stefan Staudinger, Klaus Rumpf, Max Giese, Andreas Hanft, Stefan Schneider u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Mit Vorankündigung betritt eine neue Spürnase die Diensträume des K9: Der junge und – so die Worte des mürrischen Kollegen Lippski – „übereifrige“ Kriminalassistent Brockhage bringt sogleich seinen eigenen Fall mit. Behinderte sammeln auf offener Straße für den Umbau eines barrierefreien Begegnungszentrums. Brockhage ist sich allerdings sicher, einen der rollstuhlfahrenden „Wohltäter“ schon einmal woanders gesehen zu haben ... nämlich ausgerechnet spielenderweise auf dem Fußballplatz. Wird hier also ein böses Geschäft mit der Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft der Spender gemacht?

Vor Spendenmissbrauch zu warnen und gleichzeitig die Zuschauer nicht so zu verschrecken, dass wirklich hilfreichen Projekten nach Ausstrahlung der Folge die Unterstützer davonlaufen, muss wohl die größte Hürde dieser Episode und gleichsam der Grund gewesen sein, warum sie etwas verkappt geraten ist. Der Spagat zwischen aufrechten Helfern und faulen Eiern in den Reihen der „Spontanen Behindertenhilfe“ wirkt bisweilen etwas bemüht, zeigt dafür jedoch umso besser auf, welch einen Imageschaden Leute, die es mit dem Spendenzweck nicht ernst meinen, anderen Mitarbeitern oder Projekten zufügen. Ist auch die Kategorie „Wirtschaftsverbrechen“ bei den hier gezeigten Dimensionen etwas hoch gegriffen, so wird immerhin verdeutlicht, dass Betrügereien nicht immer nur finanzielle, sondern auch ideele Verluste hervorrufen können. Charismatischere Schurken wären allerdings von Vorteil gewesen, um den Zuschauer noch stärker mitzureißen. So wird hauptsächlich das zynische Finale in Erinnerung bleiben, in dem Kommissar Zufall den Neunern gewaltig unter die Arme greift.

Gubanov ( gelöscht )
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09.01.2016 00:10
#44 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Ein Köder aus viel Fantasie

Episode 33 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: -ky. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski), Arnfried Lerche (Kriminalassistent Brockhage). Gastdarsteller: Wolfgang Bathke, Horst Schön, Utz Richter, Peter Neusser, Erich Schwarz, Gerd Danzmayr u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

Von Kanada aus beobachtet Elektromagnat Kallus mit Missfallen, welch ein Wirbel um die Steuerhinterziehungen seines Finanzchefs gemacht wird. Dieser war bei einem Autounfall tödlich verunglückt, sodass im Zuge der Routineermittlungen Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Mit der Gewissheit, dass auch der Firmenchef davon gewusst haben muss, rüstet nicht nur das Fernsehen mit Kampagnen gegen Kallus auf – auch die Männer vom Kommissariat 9 versuchen fieberhaft, ihn zu überführen. Ein (nicht lange) anonymer Informant aus den Reihen der Kallus-Werke kommt ihnen gelegen, kann er doch auf geheime Papiere in der verlassenen Villa des Chefs verweisen. Bei mehrfachen Durchsuchungen findet sich aber nichts. Bis den Neunern die zündende Idee kommt – ein Köder aus viel Fantasie ...

Nanu, was ist das denn? Was Horst Bosetzky hier schrieb, gleicht eher einer wilden und hochpolitischen Räuberpistole als den üblichen sachlichen Fallstrukturen von „Kommissariat 9“. Nicht nur bedient sich -ky hier einiger zweifelhafter Vorbehalte und Klischees – nicht einmal die Redensart vom Schröpfen der Kleinen und dem Laufenlassen der Großen wird gescheut –, auch weiß er offenbar nichts Rechtes mit der für die Serie essenziellen Dingelein-Figur anzufangen, die in seiner Hand ihre Seriosität einbüßt und entweder zum irrenden Choleriker wird („Drei Rollstühle“) oder, wie hier, zum allein auf Überstundenbeschaffung ausgelegten Sidekick. Unterhaltsam ist diese Episode durch ihre spannenden Nachtszenen und die ungewöhnliche Vorgeschichte allemal, ein echter K9-Fall ist es jedoch keineswegs.

Gubanov ( gelöscht )
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11.01.2016 21:50
#45 RE: Kommissariat 9 (70er-Krimiserie) auf DVD! Zitat · Antworten



Kommissariat 9: Videospiel

Episode 34 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Michael Mackenroth. Drehbuch: Uwe Otto. In den Hauptrollen: Edgar Ott (Kriminalrat Dingelein), Dietrich Lehmann (Kriminalassistent Lippski), Arnfried Lerche (Kriminalassistent Brockhage). Gastdarsteller: Bernd Herzsprung, Christine Schild, Engelbert von Nordhausen, Joachim Hasenfuß, Albert Heins, Uwe Diederich, Christian Stieg u.a. Eine Produktion der Fritz-Wagner-Film Berlin für den Berliner Werbefunk.

1979 steckte die Videotechnik noch in ihren Kinderschuhen; die ersten VHS-Kassetten waren gerade erst auf den Markt gekommen und noch ein deutlich kostspieligeres Vergnügen, als man es aus jüngeren Jahren erinnert. Deshalb spitzen Beamte des Einbruchsdezernats auch beide Ohren, als ein Herr Steinbach gleich mehrere Videorecorder als gestohlen meldet. Sie vermuten, dass ihm die Kosten für die Technik über den Kopf gewachsen sind (immerhin nannte er 300 Filme sein Eigen) – in Wahrheit jedoch ist der Bruch die Drohgebärde einer Bande von Raubkopierern, die Steinbach einschüchtern will, weil er seine Kopien auf eigene Faust vertreibt ...

Wehret den Anfängen! Diese Episode wurde wohl gedreht, um den auf diesem Gebiet unbedarften Zuschauern zu verstehen zu geben, dass das Anfertigen, Kaufen oder Leihen von Raubkopien kein Kavaliersdelikt ist. Geschickt in die Handlung eingebunden werden Aussagen des Vorstands des Verbands der Filmverleiher, der nicht nur rosige Zukunftsbilder zeichnet („In einigen Jahren vielleicht hat schon jeder Haushalt sein eigenes Kinoprogramm auf Kassetten.“), sondern auch vor dem damit verbundenen Wachstum der Vervielfältigungskriminalität warnt. Auch wenn die Konsequenzen, die dem von Bernd „Hemd“ Herzsprung gespielten Kopierschurken vonseiten seiner organisierten Kumpanen drohen, reichlich überdramatisiert erscheinen, so ist diese Episode doch ein ganz besonders nostalgischer Leckerbissen – nicht zuletzt weil man einen Blick in einen Elektroladen und seine Videotheke mitsamt lauter UFA-Filmklassikern werfen darf.

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