FÜNF VOR 12 IN CARACAS (Inferno a Caracas) BR Deutschland/ Frankreich/ Italien 1966 Regie: Marcello Baldi - Drehbuch: Karl-Heinz Vogelmann, Giovanni Simonelli, Lionello De Felice, Marcello Baldi - Kamera: Rolf Kästel - Musik: Piero Umiliani Darsteller: Giorgio Ardisson (als George Ardisson), Harald Leipnitz, Horst Frank, Christa Linder, Pascale Audret, Salvatore Borghese
Ellen, die Tochter eines bekannten amerikanischen Millionärs, hält sich in Venezuela auf, um gefährliche Nachforschungen zu betreiben. Sie ist einer Drogenbande auf die Spur gekommen und wird dieser zu gefährlich, nachdem sie unter falschem Namen in dem Nachtclub „El Molino“ spioniert hat. Am Strand wird sie von zwei unbekannten Männern entführt. Als ihr Vater längere Zeit nichts von ihr hört, beauftragt er den Privatdetektiv Jeff Milton, den besten unter allen Ermittlern, mit den Nachforschungen. Im Nachtclub „El Molino“ ergibt sich eine erste Spur. Doch als Jeff diesen verlässt, wird er im Taxi entführt. Er wacht in einem abgeschlossenen Raum auf, in dem ihn zwei Gorillas bewachen. Eine Stimme aus dem Lautsprecher gibt ihm Anweisungen. Doch Jeff, der sich befreien kann, hält sich nicht daran und wird in einen Mordfall verwickelt. Eine junge Animierdame, die ihm helfen wollte, wird mit einem Stich ins Herz getötet. Für die Polizei ist Jeff der Täter. Er wird festgenommen, aber da erfährt er ungeahnte Hilfe von Mr. Shepperton, einem Mann von Interpol, der ihn um seine Hilfe bittet: der Rauschgiftschmuggel ist nämlich eine groß angelegte Sache, der Stoff kommt aus Hongkong, wird in Caracas umgeladen und geht dann in die Vereinigten Staaten. Bald schon gibt es eine neue Leiche und Jeff macht sich nicht nur auf die Suche nach dem jungen Mädchen und dem großen Unbekannten, sondern muss zuerst auch einen gefährlichen Verräter innerhalb der Polizei ausfindig machen …
Fünf vor 12 in Caracas aus dem Jahre 1966 ist ein weiterer Exotikkrimi aus der Werkstatt Wolf C. Hartwigs, der schon in den Jahren zuvor vor traumhaften Kulissen nicht unspannende Alternativen zum Wallaceschen Themsenebel geboten hatte und in jedem der Filme beliebte deutsche Schauspieler auftreten ließ. Waren das in den Vorgängerfilmen etwa Heinz Drache, Marianne Koch oder Klausjürgen Wussow, so spielt hier Harald Leipnitz als britischer Inspektor souverän die zweite Hauptrolle neben dem Italiener Giorgio Ardisson und schlüpft dafür auch schon mal in eine Maske als älterer Rechtsanwalt. Horst Frank, der in allen Hartwig-Filmen als Kinski-Pendant mitwirkte, spielt einen schwedischen Wissenschafter und erfreut in seinem für ihn typischen Part. Leider wurde er wieder mal synchronisiert. Der als Whodunit angelegte Film ist nicht unspannend und unterhält; die Beschreibung von Cinefacts („Fiese Gangster, hübsche Mädchen und ein aufrechter Held: James Bond lässt grüßen“) trifft es recht gut. Ein weiterer Film auf der Wallace-Konkurrenz-Schiene, der in Frankreich und Italien auf der Eurospy-Welle mitschwamm. Vor der Kamera gibt es außer Leipnitz, Frank und Lindner leider keine weiteren Darsteller aus deutschen Landen, dafür ist die Crew hinter der Kamera die übliche (Schnitt: Herbert Taschner, Kamera: Rolf Kästel, Produktionsleitung: Peter Barry, Herstellungsleitung: Ludwig Spitaler, Regie 2. Team: Walter Boos, Kamera 2. Team: Klaus Werner etc.). Marcello Baldis Inszenierung ist flott, übertreibt aber an manchen Stellen, vor allem bei den in meinen Augen zu viel eingesetzten Schießereien und überdramatischen Sterbeszenen, die manchmal recht unglaubwürdig und beinahe unfreiwillig komisch wirken. Wie ein Mann, der mehrfach aus nächster Nähe mit einer Pistole in den Oberkörper getroffen wird und blutend am Boden liegt sich doch noch aufraffen kann, um dem Detektiv mit einem schriftlichen Hinweis einen Tipp auf den Mörder zu geben, ist doch sehr fraglich. Unterhaltsam (wohl ungewollt) mutet auch jene Szene an, in der die Damen am Flughafen aufgefordert werden, sich alle auszuziehen und man anschließend in den Trägern ihrer BHs jede Menge Rauschgift findet. Das Tempo verlässt den Film allerdings bis zum Schluss nicht, Baldi ist manchmal doch recht brutal. Hier hätte weniger Übertreibung nicht geschadet. Der fleißige Held verdient sich – das ist auch noch zu sagen – das schöne Mädchen am Ende natürlich nach einer spektakulären Rettungsaktion. So muss es sein. Erwähnenswert ist noch Piero Umilianis flotte Musik, die sich spannend zu den Bildern der schönen venezulanischen Kulisse fügt.
Insgesamt sicher nicht der beste Exotikkrimi aus der Rapid-Film-Werkstatt (allerdings für drei Jahre der Letzte, erst 1969 kamen noch mal die Jungen Tiger von Hongkong) zum Zug), aber ein Film mit soliden schauspielerischen Leistungen, einem Harald Leipnitz in Topform, einem Horst Frank, der seine Fans nicht enttäuscht und einem überraschenden Whodunit, denn wer der böse Hintermann ist, spielt natürlich keine unwesentliche Rolle. Nicht anspruchsvoll, aber für einen gemütlichen Filmabend durchaus brauchbar…
Als Ergänzung: in einem anderen Thread schrieb Joachim Kramp, dass der Film 2.041.000,00 D-Mark kostete, die Rapidfilm zu 50% daran beteiligt war und der Film im Gloria-Filmverleih erschien. Das wäre doch auch mal was als DVD-Veröffentlichung? Fügt sich doch in die Fernsehjuwelen-Reihe. Ist da nichts geplant?
Da dieser Fim noch nicht digital ausgestrahlt wurde, wird eine Veröffentlichung hier kein leichtes Spiel sein und dies sicher eine Überraschung werden!
Muss Dich berichtigen: Der Film ist vor 6 Jahren auf Sky Nostalgie digital gesendet wurden, wovon ich eine DVD Aufnahme mit guter Bildqualität habe!Nur eben in den letzten Jahren nicht mehr.
FÜNF VOR ZWÖLF IN CARACAS (CA CASSE A CARACAS / INFERNO A CARACAS) D/I/F (1966) - R: Marcello Baldi - DE: 9.9.1966 - FSK 18 - V: Gloria Produktion: Rapid,München (50%), PEA,Rom (30%), S.N.C.,Paris (20%) Gesamtleitung: Wolf C. Hartwig Darsteller: George Ardisson, Pascale Audret, Horst Frank, Harald Leipnitz, Christa Linder, Marion Merlin, Sal Borgese, Luciana Angiolillo
Ellen, die Tochter des Millionärs Remington, wurde in Caracas entführt. Als Hobby-Journalistin stand sie kurz davor, eine "große Sache" aufzudecken. Privatdetektiv Jefferson Milton erhält den Auftrag, sie zu finden. Eine Spur führt ihn in das Nachtlokal "El Molino". Er findet heraus, dass es um Rauschgiftschmuggel im großen Stil geht und entgeht nur knapp mehreren Mordanschlägen. Doch Milton lässt sich dadurch nicht beeindrucken und es gelingt ihm, den geheimen Schlupfwinkel der Bande ausfindig zu machen. Nun wird den Gangstern der Boden zu heiß. Sie verlangen 10 Mio. Dollar Lösegeld und drohen damit, Ellen Remington zu töten und die Bohrtürme in der Bucht von Maracaibo, die von ihnen unter Wasser bereits mit einer Sprengladung versehen wurden, in die Luft zu jagen.
Die Dreharbeiten begannen Ende Mai 1966 mit Außenaufnahmen in Barcelona. Im Anschluss daran ging es nach Caracas und Rom. Hauptdarsteller Giorgio Ardisson hatte vorher in zwei Filmen von Sergio Sollima als "Agent 3S3" vor der Kamera gestanden. Diese konnten in 28 Länder verkauft werden und hatten ihm einen gewissen Bekanntheitsgrad verschafft. Als Jeff Milton führt er allerdings keine Geheimaufträge aus, sondern sucht als "der teuerste und beste Privatdetektiv" nach einer verschwundenen Millionärstochter, die von der blonden Christa Linder dargestellt wird. Eine zunächst undurchsichtige Rolle spielt Harald Leipnitz, der zumeist Pfeife raucht und ein Hütchen trägt. Warum verhilft er Jeff Milton in einer kritischen Situation zur Flucht? Auf welcher Seite Pascale Audret steht, die Milton im "El Molino" kennenlernte, scheint auch nicht eindeutig festzustehen. Horst Frank arbeitet als Mediziner für die Polizei. Aber ist er wirklich so seriös, wie er aussieht? Jeff Milton hat es nicht leicht und sein Leben hängt mehr als einmal am seidenen Faden. Am Ende wartet dann auch noch ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit auf ihn.
"Ein amerikanischer Privatdetektiv befreit die Tochter eines Millionärs aus den Händen einer Rauschgiftbande. Brutales, um Nervenkitzel bemühtes Kriminalabenteuer aus der Agentenfilm-Schwemme der 1960er Jahre." (Filmdienst)
MARION MERLIN, eine Neuentdeckung von Produzent Hartwig, gibt in "Fünf vor zwölf in Caracas" ihr Leinwanddebüt. Als rauschgiftsüchtiges Animiermädchen Gloria ist sie bereit, Jeff Milton Informationen zu liefern. Doch man bringt sie vorher um und schiebt Milton den Mord in die Schuhe. Für den internationalen Markt wurde Marion Merlin in "Marion Grant" umbenannt. Man hat aber nichts mehr von ihr gehört. Auch in weiteren Hartwig-Produktionen war sie nicht dabei.