Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.631 mal aufgerufen
 Aktuelle Filme (DVD, Kino, TV)
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.09.2013 11:22
Filmreihe „Brüche und Kontinuitäten“ Zitat · Antworten



Bereits im Frühling des vergangenen Jahres veröffentlichte Studio Hamburg in Kollaboration mit Icestorm eine DVD-Edition, die durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau- und die DEFA-Stiftung initiiert wurde und dementsprechend sowohl Filmproduktionen aus der Zeit des NS-Staates als auch der unmittelbaren Nachkriegszeit enthält. Unter dem Titel „Brüche und Kontinuitäten“ konzentriert sich die Auswertung auf sechs Filme von drei Regisseuren – jede Personalie ist mit einer Produktion aus der Zeit vor und einer nach 1945 vertreten. Diesen Ansatz der Filmauswertung schätze ich als eine sehr interessante Herangehensweise, die neue Einblicke vor allem in das Schaffen der Regisseure und den Zeitgeist der unter so verschiedenen Vorzeichen stehenden, aber doch so nah beieinander liegenden Epochen ermöglichen. „Brüche und Kontinuitäten“ setzt damit ganz pragmatisch an einem Punkt deutscher Nachkriegsrealitäten an:

Zitat von Ralf Schenk: Brüche und Kontinuitäten. film-dienst 16/2010, Booklet zur DVD-Veröffentlichung, S. 3
Zunächst […] dominierten Künstler, die schon vor 1945 für das deutsche Kino gearbeitet hatten, auch im DEFA-Film. Eine gemeinsame Reihe der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und der DEFA-Stiftung versucht, diese personellen Verflechtungen zu untersuchen: „Brüche und Kontinuitäten“ fragt danach, „inwiefern die Regisseure sich im Dritten Reich dem forciert produzierten Unterhaltungs- oder Propagandafilm zuwendeten bzw. in der Sowjetischen Besatzungszone einen aufklärerisch-erzieherischen Stil vertraten und ob sich daraus ein Gesinnungswandel in ihrem Schaffen erkennen lässt“.


Obschon der Film zur Zeit der Nationalsozialisten als das vielleicht wichtigste Propagandamittel galt, erhielten die allermeisten Regisseure in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einen cinematografischen Persilschein ausgestellt, wenngleich sich der Inhalt der Streifen natürlich radikal wandelte. An die Stelle heuchlerischer Kriegswerbung und dauerhafter Durchhalteparolen traten sofortige Geschichtsaufarbeitung und ebenso durchsichtige Kapitalismuskritik. Trotz der variierenden Sujets lohnt ein Blick auf beide Seiten zur gleichen Zeit. Er führt zu einer Sicht auf den deutschen Film, die dem Schubladendenken in Genres, Herstellungsjahren und Produktionsreihen Einhalt gebietet.

Zitat von Ralf Schenk: Brüche und Kontinuitäten. film-dienst 16/2010, Booklet zur DVD-Veröffentlichung, S. 9
Das deutsche Kino des 20. Jahrhunderts mit all seinen historisch bedingten Verwerfungen, seinen Brüchen, Abgrenzungen und Parallelentwicklungen eröffnet umfassende Interpretationsräume für Analysen, die sich nicht nur jeweils auf Ufa, westdeutschen Film oder DEFA beschränken sollten. Von einer Ganzheit unserer Kinogeschichte auszugehen und ihre Facetten miteinander in Beziehung zu setzen, bleibt eine spannende Forschungsaufgabe.


Dieser Forschungsaufgabe – oder zumindest der Bereitstellung ihrer Grundlage – haben sich die verantwortlichen DVD-Labels mit einer geplanten Reihe von drei „Brüche und Kontinuitäten“-Boxen mit Werken von Hans Deppe, Erich Engel, Milo Harbich, Werner Klingler, Gerhard Lamprecht, Peter Pewas, Arthur Maria Rabenalt, Wolfgang Staudte und Paul Verhoeven verschrieben. Leider lässt die zweite Edition schon recht lange auf sich warten; man mag die Daumen drücken, dass nicht zu geringes Käuferinteresse der Grund dafür ist.

Box 01 umfasst:

Zwei Filme von Wolfgang Staudte:

  • Der Mann, dem man den Namen stahl (1944/45)
  • Die Mörder sind unter uns (1946)
Zwei Filme von Arthur Maria Rabenalt:
  • Am Abend nach der Oper (1944)
  • Chemie und Liebe (1947/48)
Zwei Filme von Gerhard Lamprecht:
  • Diesel (1942)
  • Irgendwo in Berlin (1946)
sowie als Bonusfilm:
  • Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B. (1947/48) von Wolfgang Staudte

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.12.2016 12:47
#2 RE: Filmreihe „Brüche und Kontinuitäten“ Zitat · Antworten

Gute Neuigkeiten, mit denen ich eigentlich schon nicht mehr gerechnet hatte! Fast fünf Jahre nach der ersten „Brüche und Kontinuitäten“-Box, die mittlerweile seit über einem Jahr im günstigen Ausverkauf ist, wird die Reihe doch noch fortgesetzt. Zwar wird es keine 6-Film-Box mehr geben, aber Icestorm hat für Januar 2017 drei 2-Disc-Sets mit je einem NS- und einem Nachkriegsfilm von Werner Klingler, Hans Deppe und Milo Harbich angekündigt. Werner Klingler wird mit „Die Degenhardts“ (1944) und „Razzia“ (1947) vertreten sein („Razzia“ ist leider kein ganz astreiner Deal, denn den werden viele Interessenten schon von der DEFA-Krimi-Box her kennen). Hans Deppe ist mit „Wie sagen wir es unseren Kindern“ (1944) und „Die Kuckucks“ (1949) repräsentiert. Die Milo-Harbich-Edition umfasst – und darauf freue ich mich besonders – „Kriminalkommissar Eyck“ (1940) sowie „Freies Land“ (1946). Veröffentlichungsdatum aller drei Sets wird der 27.01.2017 sein, angekündigt sind wie in der ersten Box auch wieder Booklets über die jeweiligen Filme.



Brüche und Kontinuitäten: Werner Klingler
(„Die Degenhardts“, 1944, und „Razzia“, 1947)


Zwei beeindruckende Spielfilme, die den Charakter Ihrer Zeit widerspiegeln, von dem Regisseur Werner Klingler. Die Degenhardts: Vater Degenhardt ist der unumstrittene Patriarch der Familie, doch beruflich läuft es nicht nach seinen Wünschen. Anstatt nach 29 Dienstjahren als Stadtobersekretär endlich die ersehnte Beförderung zu erhalten, überreicht man ihm zum 65. Geburtstag den Rentenbescheid. Degenhardt fühlt sich so gedemütigt, dass er der Familie nichts davon erzählt. Täglich macht er sich weiterhin auf den Weg ins Büro, streift aber in Wahrheit ziellos durch die Stadt. Erst als der Zweite Weltkrieg ausbricht, bekommt sein Leben wieder einen Sinn – denn jetzt wird jeder Mann gebraucht. Dieser Propagnadafilm wurde nach 1945 von der Alliierten Militärregierung verboten. – Razzia: Der erste DEFA-Kriminalfilm erzählt vom Nachkriegsleben in der Viersektorenstadt. Der Mangel lässt den Schwarzmarkt blühen, was Kriminalkommissar Naumann ein Dorn im Auge ist. Doch nach einer erfolglosen Großrazzia in der Tanzbar »Alibaba« wird der Kommissar ermordet aufgefunden. Steckt Barbesitzer Goll hinter dem Mord, und hat er einen Verbündeten bei der Kripo? In diesem Film wurden die Probleme der Nachkriegszeit beeindruckend geschildert, er gehörte dadurch zu den bestbesuchten DEFA-Filmen jener Jahre.

Ankündigung im Icestorm-Shop / DVD bei Bücher.de

Brüche und Kontinuitäten: Hans Deppe
(„Wie sagen wir es unseren Kindern“, 1944, und „Die Kuckucks“, 1949)


2 Spielfilme von Schauspieler und Regisseur Hans Deppe auf 2 DVDs. Wie sagen wir es unseren Kindern: In einem Vorort von Dresden wohnen die alleinerziehende Käthe Westhoff und der verwitwete Architekt Thomas Hofer Tür an Tür. Raufereien zwischen den Westhoff- und den Hoferkindern gehören zur Tagesordnung, und so sind die Sprösslinge wenig begeistert, als die beiden Elternteile einander heiraten wollen. Der Streit der Geschwister in spe geht so weit, dass eines der Kinder verunglückt und die Mutter ihr Einverständnis zur Hochzeit zurückzieht. Erst jetzt bereuen die Kleinen ihre Widerspenstigkeit und beschließen, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. – Die Kuckucks: Berlin, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Fünf elternlose Geschwister suchen, angeführt von der ältesten Schwester Inge Kuckert, in der zerstörten Stadt nach einer Bleibe und einer Existenzgrundlage. Eine ausgebombte Villa im Grunewald scheint das richtige „Kuckucksnest“ zu sein, doch ein angeblicher Verfügungsberechtigter versucht, die Geschwister aus dem Gebäude zu vertreiben. Zum Glück kann der freundliche Nachbar helfen.

Ankündigung im Icestorm-Shop / DVD bei Bücher.de

Brüche und Kontinuitäten: Milo Harbich
(„Kriminalkommissar Eyck“, 1940, und „Freies Land“, 1946)


Zwei beeindruckende Spielfilme von Regisseur Milo Harbich auf 2 DVDs. Kriminalkommissar Eyck: Auch im Urlaub hat Kommissar Eyck keine Ruhe: Im Wintersporthotel ereignet sich ein Mord, in dessen Aufklärung Eyck verwickelt wird. Die Ermittlungen gestalten sich indes schwierig: Der Hauptverdächtige, ein Krimiautor hat ein Alibi, und als der Kommissar sich in eine weitere Verdächtige verliebt, gerät er selbst ins Visier einer internationalen Bande von Juwelendieben. – Freies Land: Deutschland unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Endlose Flüchtlingstrecks durchziehen das Land auf der Suche nach einer neuen Heimat. In einem Dorf in der Westprignitz (Mark Brandenburg) wird der Boden des nach Westen geflohenen Gutsherrn unter den Neubauern aufgeteilt. Unter Ihnen ist die junge Frau Jeruscheit, die nach dem Verlust von Familienmitgliedern ein neues Leben in der wachsenden Dorfgemeinschaft aufbaut.

Ankündigung im Icestorm-Shop / DVD bei Bücher.de

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz