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 Film- und Fernsehklassiker international
Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

11.08.2013 15:20
Weisser Terror ("The Intruder") Zitat · Antworten

“Weisser Terror” (“The Intruder”)

USA 1962

Idee und Drehbuch: Charles Beaumont

Regie: Roger Corman

Darsteller: William Shatner (Adam Cramer), Frank Maxwell (Tom McDaniel), Beverly Lunsford (Ella McDaniel), Leo Gordon (Sam Griffin), Robert Emhardt (Verne Shipman), Jeanne Cooper (Vi Griffin), Charles Barnes (Joe Green), Charles Beaumont (Mr. Paton), Katherine Smith (Ruth McDaniel)


“Ich bin Sozialpfleger. Ich bin hier, um dieser Stadt zu helfen.”
(Adam Cramer)

“Hier im Süden wird aber auch alles schnell reif ...”
(Adam Cramer)

“Ist denn wirklich vom Volk bestimmt worden, dass Neger sich mit Weißen mischen? Geben Sie dafür Ihre Stimme - mit Ihnen lernen, zusammen essen und zusammen schlafen? Ist es wirklich vom gesamten Volk bestimmt worden, dass die Neger die Welt regieren sollen?”
(Adam Cramer)

“Und unsere demokratische Macht?”
(Verne Shipman)
“Man muß sie richtig anwenden ...”
(Adam Cramer)

“Seid stark, Kinder! Die Muskelstärke meine ich nicht. Menschliche Stärke, die müßt ihr zeigen und ihr werdet diesen Kampf gewinnen.”
(Pfarrer)

“Diese kleine Stadt hier wird brennen!”
(Adam Cramer)

“ ... weil ich Amerikaner bin und liebe mein Vaterland. Und ich gebe mein Leben, wenn es von mir gefordert wird. Und das Ziel für mein Vaterland heißt: weiß, frei, amerikanisch.”
(Adam Cramer)

“Große Zeiten verlangen große Männer.”
(Adam Cramer)
“Sind Sie ein großer Mann?”
(Vi Griffin)
“Noch nicht.”
(Adam Cramer)

“Sie hassen mich und fühlen sich doch von mir angezogen.”
(Adam Cramer)

“Über kurz oder lang wirst du an deiner eigenen Gewissenlosigkeit zugrunde gehen, du Seelenverkäufer!”
(Sam Griffin)

“Du hast etwas angefangen, was du nicht mehr kontrollieren kannst.”
(Sam Griffin)

“Verschwinde hier, bevor ich den Drücker durchziehe!”
(Adam Cramer)
“Du lausiger Dreckskerl! Du könntest nicht mal durchziehen, auch wenn dein Leben davon abhängen würde, denn in deinem Inneren, Adam, bist du ein ganz feiger Wicht.”
(Sam Griffin)

“Mr. Green, ich kann Ihnen versichern, dass ich mich mit meiner ganzen Person an Ihre Seite stelle.”
(Tom McDaniel)

“Ich kann nicht mit Sicherheit versprechen, dass nichts mehr geschieht, dass niemand mehr verletzt wird, aber Sie dürfen niemals aufgeben.”
(Tom McDaniel)

“Ihr seid so der richtige Straßenpöbel, Carey. Nur in der Menge fühlt ihr euch sicher.”
(Tom McDaniel)

“Er hat vier gebrochene Rippen, innere Verletzungen und ein Auge verloren.”
(Ella McDaniel)
“Da kann er von Glück sagen. Zu meiner Zeit hätte man ihn ohne viel Federlesens aufgehängt!”
(Ellas Großvater)

“Dich sollten sie lynchen! Sie glaubten, dass Sie diese Leute samt und sonders in der Hand hatten, doch niemand kann diese Macht haben, die Sie zu haben glaubten, Mr. Cramer.”
(Sam Griffin)


Caxton, eine beschauliche Kleinstadt im Süden der Vereinigten Staaten zu Beginn der Sechziger Jahre.
In die scheinbare Idylle dieses Ortes kommt eines Tages ein attraktiver, junger Mann im adretten weißen Anzug. Galant hilft er einem kleinen Mädchen und einer älteren Frau beim Verlassen des Busses, mit dem er eingetroffen ist. Doch sein Lächeln, das freundlich-verbindlich erscheinen soll, wirkt eher hinterhältig-verschlagen, und auch die dunkle Sonnenbrille, die er trägt, läßt ihn dubios erscheinen.

Adam Cramer mietet sich im örtlichen Hotel ein und knüpft sogleich verschiedene Beziehungen: zu seinen Zimmernachbarn, dem ebenso robusten wie gutmütigen Vertreter Sam Griffin und dessen attraktiver Ehefrau Vi, zu der hübschen, noch minderjährigen Ella McDaniel, die er im Schnellimbiss kennenlernt sowie zu dem reichen Rancher Verne Shipman.
Letzerem gegenüber vertritt Cramer seine vorher nur andeutungsweise geäußerte politische Überzeugung ganz offen: er ist ein fanatischer Rassist, der als Mitglied der reaktionären “Patrick-Henry-Society” gegen jede Form von Integration der Farbigen eintritt. Da in Caxton derzeit zehn schwarze Schüler in die bisher nur den Weißen vorbehaltene Schule aufgenommen wurden, beabsichtigt Cramer hier aktiv zu werden.

In einer vor Hass strotzenden Rede putscht Adam Cramer die weißen Bewohner Caxtons gegen ihre farbigen Mitbürger auf. In der amerikanischen Originalfassung schürt er überdies antisemitische Ressentiments.
Ein schwarzes Ehepaar, das kurz nach Cramers Rede den Ort mit ihrem Wagen durchqueren will, wird von dem fanatisierten Mob beleidigt und beinahe attackiert. Nur das couragierte Eingreifen des Journalisten Tom McDaniel, Ellas Vater, verhindert Schlimmeres.

Von nun an entlädt sich der unterschwellig vorhandene Rassenhass in offener Gewalt. Auf die Kirche der Farbigen wird ein Sprengstoffanschlag unternommen, bei dem der Pfarrer stirbt.

Als die schwarzen Jugendlichen daraufhin nicht mehr gemeinsam mit den Weißen die selbe Schule besuchen wollen, ist es Tom McDaniel, der - obwohl er damit weder bei seiner Frau noch bei deren rassistischem Vater das geringste Verständnis findet und überdies seine Arbeitstelle in einer von Shipman finanzierten Zeitung auf dem Spiel steht - für seine farbigen Mitbürger eintritt.
Nachdem McDaniel die Jugendlichen zur Schule begleitet hat, wird er von seinen weißen Nachbarn beinahe totgeschlagen und verliert dabei ein Auge.

Adam Cramer suggeriert Ella McDaniel, sie habe nur eine Möglichkeit, ihren Vater vor weiterer Gewalt und damit vor seinem sicheren Tod zu bewahren.
Am nächsten Morgen behauptet Ella, ihr farbiger Mitschüler Joe Green habe sieim Keller der Schule vergewaltigt. Die weißen Bewohner Caxtons formieren sich zum Lynchmord an Joe Green ...

“Weisser Terror” (“The Intruder”) entstand 1962 unter der Regie von Roger Corman. Der 1926 in Detroit geborene unabhängige Filmemacher ist bekannt für seine schnellproduzierten Filme, mit denen er - nach eigener Aussage - niemals finanzielle Verluste erlitt. “Weisser Terror”, dessen Thema Roger Corman persönlich sehr am Herzen lag, stellt die einzige Ausnahme dar.

Roger Corman ist besonders bekannt für seine - wenn auch mitunter ziemlich freien - Adaptionen der Werke von Edgar Allan Poe wie “Die Verfluchten” / “House of Usher” (1960), “Das Pendel des Todes” / “Pit and the Pendulum” (1961), “Lebendig begraben” / “The Premature Burial” (1962), “Schwarze Geschichten” / “Tales of Terror” (1962), “Der Rabe - Duell der Zauberer” / “The Raven” (1963), “Die Folterkammer des Hexenjägers” / “The Haunted Palace” (1964), “Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie” / “The Masque of the Red Death” (1964) sowie “Das Grab der Leygia” / “The Tomb of Leigia” (1964)
Diese Filme gelten inzwischen als Klassiker des Horrorgenres. Bis auf “Lebendig begraben” verkörperte darin stets Vincent Price die männliche Hauptrolle.

Roger Corman ging ein enormes Risiko ein, indem er seinen Film gegen Rassismus vor Ort drehte. Es soll sogar zu Morddrohungen gegen das Filmteam gekommen sein.
Bezeichnenderweise war “Weisser Terror” ein kommerzieller Mißerfolg, doch die Kritiker erkannten das hohe künstlerische Potential des Films an.
“Weisser Terror” ist ein mit bescheidenem Budget gedrehter und dennoch sehr ambitionierter, absolut glaubwürdiger Film mit einer klaren Botschaft. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind von eindringlicher Kraft ebenso wie die prägnante Musik.

Was den Film ganz besonders macht, ist die Gestaltung der Titelrolle des "Eindringlings" (“The Intruder”) Adam Cramer durch William Shatner, den in der deutschen Fassung Rainer Brandt synchronisiert.
Vier Jahre bevor er durch seine Darstellung des charismatischen Captain James T. Kirk in “Star Trek” weltweite Popularität erlangte, verkörpert Shatner hier einen völlig anders gearteten, höchst ambivalenten Charakter.

Adam Cramer wird durch Shatners brillante Darstellung zu einer faszinierenden Charakterstudie.
Er ist einerseits ein diabolischer Verführer, für den sowohl die noch minderjährige Ella als auch die reifere Vi Griffin leichte Beute sind.
Andererseits ist er ein ebenso fanatischer wie aalglatter Agitator, der die bereits unterschwellig vorhandenen Vorurteile bestimmter Menschen aufstachelt und für seine Ziele benutzt.
Doch hinter der Fassade des angeblichen Volkstribuns ist Adam Cramer ein schwacher Mensch, der seine Unsicherheit mit betont forschem Auftreten, sexuellen Eskapaden und Hetzreden vor jubelnden Massen zu kompensieren versucht.

Unvergesslich, wie er mit dämonischem Blick, der suggestiv in Großaufnahme gezeigt wird, genießt, wie Caxtons Einwohner gegen den Schulbesuch der farbigen Jugendlichen protestieren, weil er weiß dass seine menschenverachtende Ideologie hier auf fruchtbaren Boden treffen wird.

Ebenso denkwürdig ist die Hassrede bei der Adam Cramer überhöht vor seinen Zuhörern steht und bei der er alle Facetten entfaltet.
William Shatner wechselt für seine Rolle in dieser Szene zwischen scheinbarer Jovialität und Aggressivität und forciert immer mehr den Ton bis er am Ende eine von seinen Hetzparolen fanatisierte Masse vor sich hat, die bereit ist, alles zu tun, was er von ihr verlangt.
Neben den Worten sind es auch seine Gesten: die geballte Faust, die mehrfach nach oben gereckt wird, um seine Worte zu akzentuieren, die selbstbewußt in die Hüften gestemmten Hände, deren Finger er später lässig im Gürtel einhakt, die unterstreichenden Kopfbewegungen im Rhythmus seines Sprachflusses und das lässige Salutieren eines scheinbaren Volkstribuns.
Sein triumphierendes Lächeln am Ende der Ansprache macht deutlich, dass er die Macht, die er über diese Menschen ausübt, genießt, er diejenigen, die gewillt sind, ihm blindlings zu folgen aber auch zutiefst verachtet und lediglich als Mittel zum Zweck betrachtet.
William Shatner hat in “Weisser Terror” ohne jeden Zweifel eine seiner besten Filmrollen gespielt.

“Weisser Terror” ist ein Klassiker, der nichts von seiner Faszination verloren hat.

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