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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 4.433 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | 2
Gubanov ( gelöscht )
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11.04.2013 22:25
„Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten


„Ich habe (k)einen Plan“: Wie war das nochmal mit der Olsenbande?

Die „Olsenbande“ ist ein kleines Phänomen, weil sie, obschon aus der dänischen Filmschmiede Nordisk stammend, im deutschen Raum vorwiegend in den neuen Bundesländern populär ist. Die dreizehn (je nach Sichtweise auch 14) Filme, die zwischen 1968 und 1981 (bzw. 1998) entstanden, erlangten in der DDR echten Kultstatus und wurden dort, wie bereits im Forum diskutiert, wohl nicht nur aus Unterhaltungsgründen rauf- und runtergezeigt. Sie alle teilen eine gemeinsame grundlegende Plotidee: Eine Bande von Kleinkriminellen plant 13 geniale Coups, um an das große Geld zu gelangen, und scheitern 13 Mal grandios an Zufällen oder ihrer eigenen Dummheit. Egon ist der Anführer der Bande und wandert regelmäßig für seine Verfehlungen ins Gefängnis. Wann immer er entlassen wird, beginnt ein neuer Streich für die Olsenbande, weil er wieder „einen Plan hat“. „Mächtig gewaltig“, findet das Benny, der Fahrer der Olsenbande, wohingegen Kjeld eher zurückhaltend und hasenfüßig das neuerliche Scheitern über sich ergehen lässt. Er steht nicht nur unter Egons Pantoffel, sondern auch unter dem seiner Frau Yvonne, die zwar auch gern reich und sorgenfrei wäre, aber deshalb nicht gleich jede kriminelle Eskapade gutheißt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.04.2013 22:30
#2 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



„Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande



Obwohl die „Olsenbande“ immer für exotische Vermarktungslinien wie T-Shirts, weihnachtliche Räuchermännchen oder sommerliche Eiscreme gut ist und auch nach wie vor durch zahlreiche Fernsehausstrahlungen in den Regionalprogrammen, vor allem denen des MDR und RBB, sowie eine Neuadaption in Form eines Animationsfilms künstlerisch am Leben gehalten wird, sah es bis zuletzt in puncto DVDs sehr mager für die Fans von Egon, Benny und Kjeld aus. Das erfolglose Gangstertrio aus Kopenhagen lag jahrelang in den Händen des Labels ZYX, das sich trotz unzähliger, im regelmäßigen Rhythmus erscheinender Neuauflagen, als unfähig erwies, die Filme in einer ansprechenden Qualität verfügbar zu machen. Falsch gemastertes Bild, Tonpatzer und geänderte Filmtitel gehörten zu dem, was man den Liebhabern der „Olsenbanden“-Filme in immer wieder neuen Verpackungen andrehen wollte.

Diese Schauergeschichte soll nun ein Ende haben, nachdem ZYX die Vermarktungsrechte an der „Olsenbande“ verloren hat und diese an ein wohlbekanntes DVD-Label, Icestorm, übergegangen sind. Icestorm selbst hat zwar auch nicht den allerbesten Ruf, immer und ständig Qualität zu liefern (siehe z.B. die Veröffentlichung der DEFA-Märchenfilme), gab sich bei seiner neuen kriminalistisch-komödianischen Aufgabe aber erstaunlich lernwillig und erarbeitete in Kollaboration mit dem deutschen Olsenbandenfanclub eine Reihe von 13 Releases, die sich lesen, sehen und hören lassen können.

Eine Verlinkung der DVDs, die als Einzeltitel am 21. Mai für je 9,99 Euro erscheinen werden, soll gleichzeitig noch einmal einen Überblick über alle Titel der Reihe bilden:

Unberücksichtigt bleibt der 14. Film der Reihe, „Der wirklich allerletzte Streich der Olsenbande“, der mit einiger Verspätung im Jahr 1998 premierte. Dafür klingen Icestorms Ankündigungen der anderen Titel vollmundig und ausgesprochen erfreulich: Gute Bildqualität auf Basis der restaurierten dänischen Ausgaben soll es geben, diesmal auch endlich richtig ins Bild gesetzt, weil das 1,66:1-Format nicht letterboxed, sondern in 16:9 wiedergegeben wird. Für Freunde und Kenner werden je Film zwei Fassungen zur Auswahl stehen: die DEFA-Version mit Kult-Synchro und dem altgewohnten „Mauervorspann“ sowie die dänische Originalfassung im O-Ton, die – so bislang der einzig erkennbare Kritikpunkt an den Icestorm-DVDs – leider wieder ohne deutsche Untertitel daherkommen wird. Aber gut, Dänisch wollte ich sowieso noch lernen! Von Pappschubern mit hübschem Rückenmotiv und ablösbaren FSK-Logos ist in der Ankündigung ebenso die Rede wie von Bildergalerien mit Drehortvergleichen, den dänischen Originaltrailern und diversen neuproduzierten Featurettes, die einen Blick auf die Kulthistorie der Serie werfen und viele damals Beteiligte und heute Begeisterte zu Wort kommen lassen. Es freut mich, zu erfahren, dass diese Beigaben auch von Schülern des Babelsberger Filmgymnasiums stammen sollen.

Vielleicht werden die neuen DVDs den einen oder anderen Foristen (wieder einmal) für die Olsenbande begeistern.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2014 23:10
#3 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande (Olsen-Banden)

Kriminalkomödie, Teil 1 der Spielfilmreihe, DK 1968. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Peter Steen (Kriminalkommissar Mortensen), Jes Holtsø (Børge), Asger Clausen (Birger), Lotte Tarp (Ulla), Paul Hagen (Hansen), Grethe Sønck (Connie) u.a. Synchronsprecher: Rolf Ludwig (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Margit Bendokat (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 11. Oktober 1968. Uraufführung (DDR): 26. Juni 1970.

Zitat von Die Olsenbande (1)
Als der Einbruch in ein Tabakgeschäft in der Kopenhagener Innenstadt gründlich schiefläuft, ist es wieder einmal so weit: Egon Olsen wird verhaftet. Bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis erwarten ihn schon seine Freunde und Kumpanen Benny und Kjeld – zusammen sind die drei Unglücksraben die Olsenbande. Wie immer hat Egon auch diesmal im Kittchen einen genialen Plan ausgetüftelt: Durch die Kanalisation gelangt das pfiffige Trio in den Besitz eines wertvollen kaiserdeutschen Schmuckstücks – doch auf der Fahrt zum Flughafen geht dem Fluchtwagen das Benzin aus ...


Auch wenn am Anfang vieles noch anders ist bei der Olsenbande, so verfügt das Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller gleich von Beginn an über alle wichtigen Merkmale, die die Reihe so beliebt gemacht und über mehrere Jahrzehnte gehalten hat. Die Olsenbandenfilme erzählen von kleinbürgerlichen Kriminellen, die nach den Sternen greifen und sich dabei immer wieder die Finger verbrennen. Egon, Benny und Kjeld sind dabei drei völlig unterschiedliche Typen: Egon, der Kopf und Planer, der alles minutiös ausfuchst, ist für seine beiden Helfershelfer eigentlich viel zu genial, denn Benny ist ein unbeschwerter Sonnyboy, der in den Tag hineinlebt, wenn er nur ein kühles Tuborg in den Händen hält, und Kjeld, der geborene Angsthase, wird nicht nur bei den Verbrechen immer wieder an den Rand seiner Beherrschung getrieben, sondern steht auch zu Hause unter dem Pantoffel seiner besserwisserischen und schwatzhaften Frau Yvonne.

Dass die Olsenbande ohne jede Anlaufschwierigkeiten startete, ist dem eingespielten und aufeinander abgestimmten Team der Kopenhagener Nordisk-Film (sowohl vor als auch hinter der Kamera) zu verdanken, das sich – fast wie eine große Familie – schon vorher gut kannte und mehrere Filme miteinander gedreht hatte. So erweckt Fall Nummer 1 niemals den Anschein eines Versuchsobjekts, sondern zündet so, als hätten Ove, Morten und Poul ihre Rollen schon über Jahre verinnerlicht. Noch vor dem Vorspann spielt sich eine der lustigsten Szenen ab, in der das Zerschneiden einer Schaufensterscheibe ebenso misslingt wie das „unauffällige“ Überqueren einer nächtlichen Straße.

Auch wenn die Olsenbanden-Filme sich hauptsächlich als Komödien verstehen und der kriminalistische Hintergrund in den meisten Fällen eher als Vehikel (wenn auch ein gut eingespieltes) zum Vorbringen diverser traditioneller Elemente dient, so fällt im ersten Teil doch noch eine streckenweise eher unangenehme Tendenz zum Slapstick auf, die in den kommenden Teilen weniger stark ausgeprägt war, weil der Humor dort dann nicht gerade feinsinniger, aber besser dosiert wurde. In erster Linie macht Peter Steens Kriminalkommissar Mortensen mit seinen übertrieben albernen und plumpen Bewegungen auf sich aufmerksam. Anders als in späteren Teilen fällt auch Kjelds Familie (von drei Kindern blieb in den kommenden Filmen nur mehr eines übrig) sowie die Präsentation von Sexualität aus. Ein Jahr vor der Produktion war die Pornografie in Dänemark legalisiert worden, sodass sie im ersten Olsen-Outing gleich eine (wenn auch nur streng kriminalistische) Rolle spielt. Auch dass sich Egon, Benny und Kjeld in einer Bar mit angeschlossenem Bordell treffen und Egon und Benny letztere Funktion auch offenkundig nutzen, entfiel ab Teil 3.

Höhepunkt des Films ist eine ausgedehnte und abenteuerliche Verfolgungsjagd durch die beschauliche dänische Landschaft. Über einsame Landstraßen und malerische Dörfer, durch archaische Eisenbahnwaggons und auf einer Fähre jagen sich Polizei und Olsenbande, aber auch die Bandenmitglieder untereinander. Die Stärke der Filme liegt zwar auch in ihren simplen Schenkelklopfern und Verwechslungstricks, noch wesentlicher aber in der Absurdität der geschilderten Situationen, in denen Hiebe gegen Teile der Gesellschaft, gegen dänische Eigenarten und gegen andere erfolgreiche Filme ausgeteilt werden.



Temporeicher Einstieg in den Olsenbanden-Kosmos, wobei Ove, Morten und Poul sich von Anfang an als Glücksgriffe des gut mit ihnen vertrauten Regisseurs Erik Balling erweisen. Ein wenig laboriert der erste Fall an seinen später abgeschliffenen Besonderheiten, denn ganz ähnlich wie „Columbo“ funktioniert die Olsenbanden-Reihe vor allem durch die Wiederholung eingeübter Strickmuster. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2015 18:30
#4 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande in der Klemme (Olsen-Banden på spanden)

Kriminalkomödie, Teil 2 der Spielfilmreihe, DK 1969. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Preben Kaas (Dynamit-Harry), Jes Holtsø (Børge), Ghita Nørby (Bodil Hansen), Peter Steen (Kriminalkommissar Mortensen), Harold Stone (Gangsterboss Serafimo Mozzarella), Poul Reichhardt (Polizeichef) u.a. Synchronsprecher: Klaus Mertens (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Margit Bendokat (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 3. Oktober 1969. Uraufführung (DDR): 25. Juni 1971.

Zitat von Die Olsenbande in der Klemme (2)
Nachdem Egon seine jüngste Haftstrafe verbüßt hat, erwarten seine beiden Freunde vergeblich einen neuen Plan. Die attraktive Sozialfürsorgerin Bodil Hansen hat das Unmögliche geschafft und den unverbesserlichen Gauner auf den Weg der Tugend zurückgeführt. Eine feste Anstellung in einer Spielwarenfabrik soll Egon vollständig rehabilitieren. Doch dann wird er wieder entlassen und er und seine Kumpanen finden stattdessen Beschäftigung als Reinigungstrupp im Tresorraum der Nationalbank. Als sie dort Zeugen eines raffinierten Raubzugs werden, nimmt die Polizei natürlich automatisch an, dass die Olsenbande hinter dem Verbrechen steckt ...


Die Begrüßung Egons vor dem Gefängnis ist einer der festesten Bestandteile der Serie. Zeigte der erste Film, wie diese Szene für gewöhnlich abzulaufen hat, so überrascht sein Nachfolger gleich mit einer ungewohnten Abwandlung: Anstatt direkt auf Benny und Kjeld zuzugehen, biegt Egon ab, um zunächst von Bodil Hansen unter die Fittiche genommen zu werden. Erneut macht sich hier Egons später nicht mehr thematisierte Sexualität bemerkbar, denn jede weniger attraktive Person hätte dem notorischen Safeknacker und Sparkassenräuber die hehren Ideale von Redlichkeit und Rechtschaffenheit kaum eintrichtern können. Aus Egons (Vor-)liebe für Bodil wird kein Hehl gemacht, was dazu führt, dass Ove Sprogøe eine feinfühlige Seite seines Egon Olsen zur Schau stellen kann, die sonst nicht zur Geltung kommt.

Überhaupt mutet „Die Olsenbande in der Klemme“ – sowieso im Vergleich zu den kommenden Filmen, aber selbst zum Pilotfilm – ein wenig ausgefallen, weil merklich feinsinniger und rührseliger an. So werden die Bandenmitglieder zum Weinen gebracht, verwirklichen bei der ehrlichen Fließbandarbeit ihren unterdrückten Spieltrieb und geraten zudem untereinander in ernstliche Zwistigkeiten, die zu tieferen Beleidigungen führen, als es Egons vor allem in den späteren Filmen präsente Schimpfkanonaden je vermochten. Regisseur Balling unterstrich die empfindsame Stimmung der ersten Filmhälfte mit einer entschleunigten, geradezu tempoarmen Erzählweise, mit verhältnismäßig kunstvollen Lichtmalereien und naiv-liebenswerten Anleihen an Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“.

In der zweiten Hälfte findet „Die Olsenbande in der Klemme“ auf stimmigeres (= gewohnteres) Terrain zurück, zeigt in Anlehnung an Gamaschen-Colombo aus „Manche mögen’s heiß“ einen amerikanischen Gangsterboss, dem das Kunststück gelungen ist, die dänischen Kronjuwelen zu erbeuten. So begibt sich die Olsenbande auf einen Pfade, der James-Bond-Anleihen mit den Gangsterfilmklassikern der 1930er und 1940er Jahre verbindet. Dass sich die gestohlenen Kronjuwelen in einem Cellokoffer befinden, animierte den Hauskomponisten Bent Fabricius-Bjerre zu passenden Variationen der ohnehin wunderbaren „Olsenbande“-Melodie. Generell ist festzuhalten, dass seine in vielen Fällen lautmalerischen Szenenbegleitungen ein enormer Zugewinn für die Qualität der Reihe und auch für die Vermittlung des Humors sind. Als Mobster Serafimo Mozzarella (ein gebürtiger Sizilianer natürlich) verpflichtete man Hollywood-Gesicht Harold J. Stone, der in der deutschen Fassung von Rathbone-Synchronstimme Walter Niklaus mit breitem amerikanischem Akzent synchronisiert wird.



Nachdem Teil 1 gerade einmal 77 Minuten lief, erweiterte Balling die zweiten Olsenbanden-Abenteuer auf nicht weniger als 105 Minuten. Die zusätzliche Laufzeit macht sich nicht nur positiv bemerkbar, weil mehrere Szenen – vor allem die sentimentalen – auch straffer hätten inszeniert werden können. Trotz der langen Laufzeit oder gerade wegen der dadurch erlaubten vielen Verwicklungen wirkt das Ende etwas unbefriedigend, was „Die Olsenbande in der Klemme“ insgesamt zu einem durch- bis leicht unterdurchschnittlichen Beitrag macht. Der Höhepunkt ist eindeutig der Kampf des kleinen Olsenbanden-Trios gegen die Profigangster aus den USA – er gelingt spannend und auf eine angenehme Art lustig, vor allem weil „Klemme“ lobenswerterweise weitgehend auf unnötigen Klamauk verzichtet. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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21.08.2015 13:50
#5 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande fährt nach Jütland (Olsen-Banden i Jylland)

Kriminalkomödie, Teil 3 der Spielfilmreihe, DK 1971. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Helle Virkner (Karin), Willy Rathnov (Rico), Karl Stegger (Mads Madsen), Preben Kaas (Betterøv), Peter Steen (Leutnant) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Helmut Müller-Lankow (Kjeld), Heide Kipp (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 8. Oktober 1971. Uraufführung (DDR): 30. Juni 1972.

Zitat von Die Olsenbande fährt nach Jütland (3)
Egon hat seinen Plan diesmal für eine Schachtel Zigarren und zwei Pils seinem Zellenkumpanen abgekauft: Die Karte eines alten Nazibunkers vor der Westküste von Jütland soll verraten, wo seit den Vierzigerjahren ein millionenschwerer Schatz in Form von Goldbarren und Banknoten versteckt ist. Mit Kind und Kegel reist die Olsenbande nach Jütland, muss auf ihrem Weg dorthin sowie vor Ort allerdings einige Abenteuer bestehen. Da sie knapp bei Kasse sind, lassen sie sich auf eine Kooperation mit dem zwielichten Schrotthändler Mads Madsen ein – ein folgenschwerer Fehler ...


Die Olsenbande tat mit ihrer Fahrt nach Jütland in jeder Hinsicht einen großen Schritt: Im Sommer 1970 musste das Publikum ohne die Diebeszüge der drei Kopenhagener auskommen, nur damit Egon, Benny und Kjeld zwölf Monate darauf gestärkt, ganz anders und doch wie gewohnt zurückkehren konnten: Im Vergleich zu den beiden 1960er-Jahre-Filmen, die jeder für sich doch recht ungewöhnlich sind, traf „Jütland“ den später etablierten und so besonders geliebten Ton der Filmreihe ungleich besser. Und das, obwohl die Ereignisse diesmal genau am entgegengesetzten Ende Dänemarks spielen! Während Morten Grunwald in seinem Buch „Meine Tage in gelben Socken“ das besonders gute Gelingen von „Die Olsenbande fährt nach Jütland“ vor allem dem angeblich genialen Script der Banden-Väter Balling und Bahs zuschreibt, werden sich die meisten wohl doch eher an den ungewöhnlichen und gerade deshalb so interessanten Schauplätzen erfreuen: Die langsam vom Meer verschluckten, hinter Einöde und Dünenlandschaften versteckten alten Nazibunker bilden in ihrer Betonbrutalität einen wunderbaren Kontrast zur idyllischen Landschaft – ebenso wie die Stadtleute in Jütland (Yvonne muss per Globus über dessen Lage unterrichtet werden) auffallen wie bunte Hunde.

Dramaturgisch wirkt der Film um einiges kompakter, auch wenn einige Elemente (z.B. die gegnerischen Gangster) schamlos vom Vorgänger abgekupfert wurden und die Lösung, die Egon um seine Millionen und wieder ins Kittchen bringt, konstruiert und unnachvollziehbar erscheint. Das wird durch den über weite Strecken sehr gelungenen Humor ausgeglichen, der sich naturgemäß den dänischen Regionalzwistigkeiten widmet und diese auf den Kopf stellt: Jütländer sind nicht etwa dumme Bauern, sondern viel gerissener und geschäftstüchtiger als die Trottelbande aus der Hauptstadt. Vor allem Karl Stegger gelingt ein sehr gewieftes Porträt des Schrotthändlers, der die Olsenbande zwar herrlich aufs Kreuz legt, aber dem es letztlich selbst nicht viel besser ergeht. Welch ein Unterschied zu Preben Kaas, der trotz verschiedener Detonationen im Film nicht den Dynamit-Harry gibt, aber in seiner Ersatzrolle mindestens ebenso übertreibt und die feine Linie zwischen Slapstick und Klamauk mehrfach überschreitet.

Interessant und wohl so ziemlich einzigartig ist, dass die Olsenbande eigentlich gar keine Gesetze überschreiten müsste, um an die beabsichtigten Millionen zu kommen. Man mag vermuten, dass dieser Umstand den Film harmlos machen würde, aber das ist keineswegs der Fall. Regisseur Balling (der mit einer Einblendung des gleichnamigen Ortseingangsschilds geehrt wird) erzählt die Geschichte mit beißendem Humor, platziert Skelette neben den in der Pampa gestrandeten Besuchern und baut sogar kleine Politika ein, die die DEFA-Synchro ungefiltert übernimmt (Spott und Häme übers dänische Militär oder den Wortwechsel „Kommen Sie von den Zeugen Jehovas? ... Wir sind mehr für die Sozialdemokratie“).



Das Rezept wird perfektioniert, hier und da gibt es jedoch noch Schrammen und allzu platte Kalauer. Was an Hintersinnigkeiten und Lokaltypischem auf den Tisch gepackt wird, kommt dem sommerlichen Urlaubsflair mit düsteren Bunkersequenzen sehr zugute. Ein ordentlicher Wiedereinstieg in den Olsenbanden-Alltag, der von einer deutlichen Weiterentwicklung und Feingefühl zeugt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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31.08.2015 11:45
#6 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande und ihr großer Coup (Olsen-Bandens store kup)

Kriminalkomödie, Teil 4 der Spielfilmreihe, DK 1972. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Arthur Jensen (Victor Emanuel Jensen, „der König“), Poul Reichhardt (Emil Boldoni, „der Knappe“), Annika Persson (Sonja), Jesper Langberg (Mortensen), Bjørn Watt-Boolsen (Polizeichef) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Günter Schubert (Kjeld), Margit Bendokat (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 6. Oktober 1972. Uraufführung (DDR): 26. Oktober 1973.

Zitat von Die Olsenbande und ihr großer Coup (4)
Die dänische Handelsbank lässt Steuereinnahmen in Millionenhöhe in bar mithilfe eines Geldtransportes in ihre Hauptfiliale schaffen. Doch, oh Schreck, der Wagen kommt leer an! Es ist der Olsenbande tatsächlich gelungen, die beabsichtigte Beute zu machen. Egons Plan war perfekt ausgetüftelt. Was er jedoch nicht bedachte, ist, dass die konkurrierende Bande rund um „den König“ gelb vor Neid wird und sich mit einem geschickten Schachzug die Scheine selbst unter den Nagel reißt. So lebt sie schon bald auf Kosten des von Egon, Benny und Kjeld geraubten Geldes im teuersten Hotel Kopenhagens ...


Der vierte Teil der Reihe – vier Millionen Kronen stehen auf dem Spiel. So nah wie bisher noch nie kommt die Olsenbande den Banknoten ihrer Begierde; man kann sich mit Fug und Recht im Hause Jensen für kurze Zeit Millionär nennen. Diese Veränderung der üblichen Formel lässt echte Freude für das Gaunertrio aufkommen, das mittlerweile sogar zu einem Quartett geworden ist, weil Børge, der in Kürze konfirmiert werden soll, als vierter im Bunde mit von der Partie ist. Den kleinen Nachteil, dass die Missgeschicke der Bande den Zuschauer herzhafter zum Lachen bringen als ihr großer Erfolg, bügelt Erik Balling mit Weitblick aus, als er Egon nach dem Verlust des Geldes in eine tiefe Identitätskrise stürzt. Die danach von Wut auf „den König“ getriebene Handlung legt sich so richtig ins Zeug, den interessanten, aber in seiner Komik eher zurückhaltenden Anfang aufzuwiegen.

Mit dem vornehmen Victor Emanuel schuf man einen wunderbaren Gegner für die Olsenbande, der noch ein gutes Stück unter dem Intellekt unserer Helden angesiedelt ist, aber von der Sprichwörtlichkeit des Bauern und seiner Kartoffeln profitiert. Obwohl „der König“ in keinem anderen Teil der Serie auftritt, scheint es, als ziehe sich die Fehde zwischen ihm und Egon Olsen wie ein roter Faden durch das Leben der beiden Gangster, was durch die elegante Konstruktion mit der Prätitelsequenz erreicht wird, in dem die Antagonisten sich schon einmal in einem anderen Fall gegenüberstehen. Hier ist es auch bemerkenswert, wie die kopenhagenweite Begeisterung für das Fußballspiel Dänemark – Schweden als humoristischer Mehrwert ausgenutzt wird.

Leider ebenfalls nur einmal in dieser Rolle an Bord war Jesper Langberg als Kriminaler Mortensen, der seinen Part mit mehr Fingerspitzengefühl ausfüllt als Amtsvorgänger Peter Steen. Allerdings tragen seine Ermittlungs(-miss-)erfolge nicht sonderlich dazu bei, das Image der Polizei zu verbessern. Von diesen Bemühungen des Polizeipräsidenten profitieren Yvonne und Kjeld am Ende überraschend, was dem Film ein abgerundetes Ende verleiht und den Fortbestand jener charakteristischen Wohnung sichert, die von hier an in allen Filmen als Hauptquartier der Bande zu sehen ist. In der Nähe der Nordisk-Filmstudios gelegen, kann man dieses Kleinod dänischer Hinterhofbaukunst leider nicht mehr besichtigen, wurde es doch 1988 abgerissen.



Der große Spaß lässt ein Weilchen auf sich warten, was der „Olsenbande und ihrem großen Coup“ nach vergeblichen Plackereien in drei Filmen auch eine ernsthaftere, erfolgreiche Phase zugesteht. Zum ersten Mal in der Reihe passen Plot, Darstellerleistungen und Serienrituale so gut zusammen, dass 5 von 5 Punkten unausweichlich erscheinen. Das Hin und Her der Macguffin-Geldkoffer ist ein einziges großes Vergnügen.

Gubanov ( gelöscht )
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18.12.2015 13:00
#7 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande läuft Amok (Olsen-Banden går amok)

Kriminalkomödie, Teil 5 der Spielfilmreihe, DK 1973. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Preben Kaas (Dynamit-Harry), Ejner Federspiel (Kaufmann Kvist), Brigitte Federspiel (Ragna Kvist), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ove Verner Hansen (Wachmann) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Kurt Kachlicki (Benny), Günter Schubert (Kjeld), Margit Bendokat (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 5. Oktober 1973. Uraufführung (DDR): 21. Februar 1975.

Zitat von Die Olsenbande läuft Amok (5)
Bevor sich Egon über das Schwarzgeld im Tresor von Hallandsens Firma hermachen kann, muss die Olsenbande erst wieder zusammengebracht werden: Benny und Kjeld haben sich vom Ganovenleben verabschiedet, weil Benny kurz davor steht, in eine Kaufmannsfamilie einzuheiraten. Erst als er erfährt, dass seinem Schwiegervater der Bankrott droht, lässt er alles stehen und liegen, um wieder mit Egon zu arbeiten. Dieser hat sich währenddessen die Hilfe von Dynamit-Harry gesichert, der aber – ob mit oder ohne Alkohol – kein besonders verlässlicher Partner ist ...


Die Inhaltsangabe verrät es: Über weite Strecken hat man in „Die Olsenbande läuft Amok“ (ein ungewöhnlicher Titel, passender wäre „Die Olsenbande entzweit sich“) das Gefühl, eher die Geschichte einer zerbrochenen Freundschaft zu sehen als eine Kriminalkomödie. Entsprechend melancholische Momente sorgen immer wieder für einen markanten und manchmal etwas sonderbar anmutenden Kontrast zum sonstigen handfesten Schabernack dieses Serienteils, in dem sowohl Dynamit-Harry als auch das Vater-Tochter-Gespann Kvist mit deutlicher Freude an überkandidelter Albernheit auftreten. Zwei entgegengesetzte Pole – zumal hier Konkurrenz innerhalb der Bande geschürt und vor allem an Benny und Kjeld kein gutes Haar gelassen wird. Trotz seiner großen Popularität ist der Abschied von Preben Kaas als „fünftes Rad am Wagen“ für den künftigen Zusammenhalt der Olsenbande und auch für die inhaltliche Struktur der Filme eine gute Aussicht.

Man merkt nämlich, wie die Besserungs- und Loyalitätskisten ähnlich wie in „Die Olsenbande in der Klemme“ Egons eigentlichen Plan immer weiter hinauszögern und ihn schlanker – also sowohl simpler gestrickt als auch zwischenfallsloser – ausfallen lassen als in anderen Filmen. So wirkt das Finale ein wenig gehetzt, die Müllverbrennungsanlage vereitelt als deus ex machina die Träume von Millionen und Müßiggang auf Mallorca. Interessanterweise träumt Neuzugang Axel Strøbye, der als Kriminaler von nun an dauerhaft gegen Egon Olsen antreten wird, vom gleichen Reiseziel im Falle einer Beförderung und Gehaltserhöhung – hier findet also wahrlich ein Duell auf Augenhöhe statt.

Die stärksten Szenen des Films finden sich dann, wenn in typischer Manier Egons wohlüberlegte Pläne durchgeführt werden. Der Bruch in der Versicherungsanstalt Feuerfest (der nebenbei zeigt, wie wunderbar die Schauspieler-Wiederverwertung in der Serie funktioniert: hier als Nachtwächter zu sehen ist Arthur „König“ Jensen) wird in seiner Skurrilität nur noch durch Egons Alleingang bei Hallandsen übertroffen, bei dem zur Umgehung der elektrischen Hochsicherheits-Alarmanlage ein Spielzeugpanzer herhalten muss. Durch den zusätzlich – sehr bedrohlich – auftretenden Wachdienst bei Hallandsen wird den Szenen im Bürogebäude zusätzliche Spannung verliehen, weil Egon, Benny und Kjeld jeden Moment ertappt werden könnten. Und wenn Kjeld schon in Polizeigewahrsam wimmert und zittert wie ein kleines Mädchen – wie sollte er dann erst eine Behandlung der mit Gummiknüppel und Armeestiefel ausgerüsteten Wachtruppen überstehen?



„Die Olsenbande läuft Amok“ erweckt den Eindruck, als würde sich Erik Balling in seiner spielfreudigen Inszenierung durch das eigene Drehbuch ausbremsen. Viel von dem im komödiantischen Rahmen der Reihe ohnehin nicht recht wirkenden Beziehungs- und Besserungskladderadatsch hätte ebenso wie Hallands Millionen gleich in der Müllverbrennungsanlage entsorgt werden sollen. Der eigentliche Plan hat nämlich großes Potenzial, kommt aber bedauerlich kurz. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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12.07.2016 00:00
#8 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande (Olsen-Bandens sidste bedrifter)

Kriminalkomödie, Teil 6 der Spielfilmreihe, DK 1974. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Bjørn Watt-Boolsen (Holm-Hansen junior), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ole Ernst (Kriminalbeamter Holm), Freddy Koch (Schweizer Verbindungsmann), Ove Verner Hansen (das dumme Schwein) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Helga Hahnemann (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 4. Oktober 1974. Uraufführung (DDR): 25. Dezember 1977.

Zitat von Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande (6)
Da Yvonne und die Olsenbande auf Mallorca leben, als hätten sie die Millionen bereits in der Tasche, muss ein tollkühner Coup her, der die Hotelrechnung bezahlt. Der geht schief und ehe sie sich versehen, finden sich die drei Freunde mitsamt Anhängsel in Kopenhagen wieder. Dort plant Egon den größten Raubzug seines Lebens: Ohne Kjeld und Benny will er in Kooperation mit multinationalen Finanzschwindlern die berühmten Bedford-Diamanten aus der Schweiz stehlen. Als er nach getaner Arbeit ausgetrickst wird, hat er nur noch Rache im Sinn. Und diesmal stehen die Sterne gut für den Gehörnten!


„Eigentlich war es jedes Jahr so: gemeinsamer Kompromiss [der Hauptdarsteller und Drehbuchautoren, Anm. d. Verf.], dass jetzt sicher Schluss war. Dann lief es aber doch so wieder ein bisschen zu gut und brachte so viel ein, dass im Jahr darauf ein neuer [Film] gemacht wurde“, erinnert sich Morten Grunwald in seinem Buch „Meine Tage in gelben Socken“ an die Selbstläuferqualität der „Olsenbanden“-Reihe. Offenbar hatte man nun beschlossen, der mangelnden Disziplin unter die Arme zu greifen und mit dem Filmprojekt von 1974 einen Schlussstrich unter die Reihe zu setzen, doch nicht einmal die wörtlich übersetzte „letzte Tat“ konnte den Erfolg der kreativen Truppe um Erik Balling und Henning Bahs stoppen.

Überbleibsel neben dem – im Deutschen bereits vorsorglich abgemilderten – Titel ist der Unterschied zu allen anderen Teilen der Reihe, dass „der (voraussichtlich) letzte Streich“ mit einem Happy End für Egon, Benny und Kjeld endet. Doch dieses steht insofern auf tönernen Füßen, als im Film nicht gezeigt wird, dass sie tatsächlich einen Blick in die Geldkoffer werfen, die sie da ins Flugzeug tragen – und wie es mit der Olsenbande und den Koffern üblicherweise funktioniert, weiß der Kenner der ersten Serienhälfte bereits allzu gut ...

Abgesehen von einigen wenigen rundheraus dümmlichen Szenen (der verrückte Egon) und dem eigentümlichen Flair der anfänglichen Spanien-Sequenz ist Teil 6 eines der herrlichsten Vergnügen der Serie. Im Nachhinein fragt man sich, wo die fast 90 Minuten geblieben sind, in denen das bekannte Hin und Her sowohl in Bezug auf die Gaunerfreundschaft als auch auf die ersehnten Millionen perfekt variiert wird. Bjørn Watt-Boolsen mit Walter Niklaus’ Stimme ist ein zurückhaltender, aber umso fieserer Gegenspieler von erstklassigem Format und auch der Raub der Diamanten aus dem Sicherheitstransport des Scheichs sorgt für Lacher und Spannung. Den Höhepunkt des Films aber stellt jene Szene auf einem herrlich altmodischen Schrottplatz am Hafen dar (mittlerweile sicher mit teuren Lofts bebaut), in der der in einen Zementbottich einbetonierte Egon im Wasser versenkt werden soll. Unfassbar, mit welchem Gespür für derlei Aktionskomik die Macher der dänischen Kultfilme vorgingen und welche Präzision die Schauspieler in der Ausführung der manchmal nur als Schnapsideen zu bezeichnenden Einfälle an den Tag legten!



Kein Wunder, dass der über sechs Filme erzitterte Triumph der Olsenbande ausgerechnet in jenem Film eintritt, in dem die Polizisten die Überlegenheit der Verbrecherwelt ausdrücklich anerkennen. Ob in der Konstellation Egon unter Bankier Holm-Hansen oder Benny und Kjeld unter Egon – dieser „letzte Streich“ hält zwar nicht, was der Name verspricht, bereitet aber umso mehr Vergnügen. 5 von 5 Punkten, wobei die seltene Variation der typischen Formel eine besonders interessante Ausgangslage für den Folgefall ebnet.

Sir 100 ASA Offline



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14.07.2016 22:26
#9 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten

Danke, @Gubanov, für Deine Besprechungen der Filme dieser dänischen Kult-Reihe, die ich in meiner Teenagerzeit sehr gerne gesehen habe. Ich freue mich schon darauf, was Du über die restlichen Teile schreiben wirst.

Die beiden Vorgänger-Filme von Erik Balling, "Slå først, Frede" und "Slap af, Frede", ähnlich der Olsenbande gestaltete Komödien, die im Agentenmilieu spielen, sind ebenfalls sehenswert. Auf Youtube kam ich mal in den Genuss des ersten Teils "Slå først, Frede" mit Benny-Darsteller Morten Grunwald in der Titelrolle als unfreiwilligem Agenten, Egon-Darsteller Ove Sprogoe als amerikanischem Agenten und Kjeld-Darsteller Poul Bundgaard als deren kriminellen Gegenspieler. Köstlich. Insgesamt kann ich sagen, dass mir "Slå først, Frede" deutlich besser gefällt als die schwächeren ersten beiden Teile der Olsenbande-Reihe, die Balling direkt danach gedreht hat.

Leider fand ich von "Slap af, Frede" nur einzelne, aber doch sehr tolle Szenen dort, und von dem Film gibt es wohl auch keine deutschsprachige Synchronisation. Gibt es vielleicht eine englischsprachige? Grunwald und Sprogoe spielen in diesem Film wieder die gleichen Helden, wie im ersten Film. Poul Bundgaard ist allerdings hier nicht dabei.

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Ein Photo bitte, Madam? *blitz*

Gubanov ( gelöscht )
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08.08.2016 10:30
#10 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten

Danke für den Hinweis auf die beiden Freddy-Filme, die mir bislang unbekannt sind. Das Buch von Morten Grunwald weist auf die beiden Produktionen unter der Überschrift "Der Anfang der Bande" hin und schildert sie mit sichtlich wohliger Erinnerung. "Slå først, Frede!" wird im Buch als "Hau ihn zuerst, Freddy" übersetzt, die DVD trägt jedoch den Titel "Kaliber 7,65 - Diebesgrüße aus Kopenhagen". Dummerweise ist der Film wie die alten Olsenbanden-DVDs bei ZYX (= technischer Sondermüll) erschienen und rechtfertigt die hohen OOP-Preise dadurch wahrscheinlich eher nicht. Für den Nachfolger "Slap af, Frede!" listet die IMDb immerhin einen englischen Titel: "Relax, Freddy". Daraus könnte man schließen, dass eine englische Synchronisation oder zumindest Untertitelung existiert.

Gubanov ( gelöscht )
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09.08.2016 13:15
#11 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande stellt die Weichen (Olsen-Banden på sporet)

Kriminalkomödie, Teil 7 der Spielfilmreihe, DK 1975. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ole Ernst (Kriminalbeamter Holm), Ove Verner Hansen (das dumme Schwein), Helge Kjærulff-Schmidt (Stellwerker Brodersen), Paul Hagen (Stellwerker Godtfredsen) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Helga Hahnemann (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 26. September 1975. Uraufführung (DDR): 12. November 1976.

Zitat von Die Olsenbande stellt die Weichen (7)
Der Handlanger eines undurchschaubaren Konsortiums betrügt Egon und seine Freunde auf Mallorca um ihre im letzten Abenteuer ergaunerten Millionen. Diese sind mittlerweile in Goldbarrenform wieder in Dänemark angekommen, von wo aus sie an ein sicheres Ziel verschifft werden sollen. Den gepanzerten Waggon für den Abtransport des Goldes entwendet die Olsenbande, indem sie sich in die Verkleidung von Staatsbahnbeamten wirft und mit einer kleinen Lok wilde Fahrten über Kopenhagens Schienen absolviert. Selbst Børge assistiert als angeblicher Bahnlehrling ...


Staatstragenden Organisationen gegenüber nehmen die kecken „Olsenbanden“-Filme gern eine satirisch-bissige Position ein. Im Gegensatz zu Polizei und Militär, die in den Abenteuern von Egon, Benny und Kjeld mit vertrauter Regelmäßigkeit durch den Kakao gezogen werden, kommt die Staatsbahn allerdings noch einigermaßen gut weg: Zwar setzt es in „Die Olsenbande stellt die Weichen“ auch gehörige Spitzen gegen die überkorrekte Beamtentümlichkeit des Eisenbahnunternehmens; der Film ist aber zur selben Zeit ein kindlich idealisiertes Loblied auf den Traum der meisten kleinen Jungen: die gut geschmierte Maschinerie Eisenbahn und ihre malerisch-gemütliche Altertümlichkeit. Diese kommt in den biedermännisch-romantischen Szenen im Stellwerk (das in den letzten Jahren aufgrund einer großen Spendenaktion von Film- und Bahnfreuden vor dem Abriss bewahrt werden konnte) ebenso zum Ausdruck wie in den ausgiebigen Fahr- und Rangieraufnahmen mit orangefarbener Lok und grün genietetem Franz-Jäger-Wagen – lebensgroß gewordenen Modellbahnträumen in saftigen Siebzigerjahrefarben.

Bevor das Schienenmilieu totale Aufmerksamkeit fordert, folgt Teil 7 seinem Vorgänger mit einer Auftaktsequenz nach Spanien, wo die Bande – in etwas bemühter Form, aber Tradition bleibt Tradition – um ihr Vermögen und Egon ins Gefängnis gebracht wird. Amüsant ist vor allen Dingen, wie ihm sein nunmehr ewiger Konkurrent mit dem unschmeichelhaften Namen „das dumme Schwein“ das Swimming-Pool-Wasser ablässt und den scharfen Wachhund Egon damit zum hilflosen Zuschauer des Raubzugs degradiert. Nach Egons Entlassung aus dem Gefängnis (diesmal mit seltenem zweigeteilten Vorspann) braucht der Film allerdings eine Spur zu lang, um Tempo aufzunehmen. Hier macht sich dann doch ein kleines Hinken im Vergleich mit dem fast eine Viertelstunde kürzeren Vorgängerfilm bemerkbar.

Später jedoch greift – wie bei der Staatsbahn – ein Rädchen ins andere. Die Waggonentführung durch Egon, Benny und Kjeld, die Kaffeekränzchen mit den Stellwerkern und der Ausflug der Polizei in just demselben Zug wie das Diebesgut sind gelungene Einfälle des mittlerweile auf höchstem Niveau agierenden Duos Balling / Baas, die geschickt miteinander verwoben werden – vom neuen Sommerfahrplan, der der Bande einige lebensgefährliche Zwischenfälle beschert, ganz zu schweigen. Die Szenen auf den Schienen machen den größten Teil des Films aus, der in einer geschickten Mehrfach-Überraschung endet. Sie führen jedem Zuschauer auch heute noch die Kooperationsbereitschaft der dänischen Bahn vor Augen, ohne deren Unterstützung die verrückten „Olsenbanden“-Ideen auf den dicht befahrenen Streckenstücken in Kopenhagens Zentrum nicht realisierbar gewesen wären.



Trotz Anlaufschwierigkeiten und stellenweise übertriebener Albernheit bei Benny, Yvonne und Kommissar Jensen muss „Die Olsenbande stellt die Weichen“ zu den Höhepunkten der Reihe gezählt werden. Das fast schon liebenswürdige Porträt der Bahnbeamten und ihres ausgetüftelten Stahl-und-Diesel-Uhrwerks – „Ist das nicht wie ein Wunder?“ – beschert diesem Abenteuer einen besonders gemütlich-nostalgischen Hintergrund sowie die Gelegenheit, Børge (und damit auch Kjelds Vaterstolz) in größerem Umfang in den Fall zu integrieren. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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31.01.2017 22:45
#12 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande sieht rot (Olsen-Banden ser rødt)

Kriminalkomödie, Teil 8 der Spielfilmreihe, DK 1976. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Jes Holtsø (Børge), Lene Brøndum (Fie), Bjørn Watt-Boolsen (Baron von Løvenvold), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ejner Federspiel (Butler auf Schloss Løvenvold), Ove Verner Hansen (Chauffeur Frits) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Margit Bendokat (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 1. Oktober 1976. Uraufführung (DDR): 22. Dezember 1979.

Zitat von Die Olsenbande sieht rot (8)
Egons neuer Plan soll wie am Schnürchen laufen: Der Versicherungsbetrug des Barons von Løvenvold nimmt aber, nachdem die Olsenbande die Schmutzarbeit verrichtete, eine äußerst unangenehme Wendung, die Egon auf Revanche setzen lässt. Da sich die angebliche Mingvase des Barons als billiges Imitat entpuppte, versuchen die drei Ganoven nun, dem Baron das Original und dem Käufer das dafür beabsichtigte Geld abzuluchsen. In den Kellern des altehrwürdigen Schlosses schrecken sie nicht vor mittelalterlichen Geistern und Fallen zurück, und selbst das Königliche Theater demolieren sie auf der Jagd nach der heiß ersehnten Beute. Die ist nämlich nicht zuletzt als Mitgift für Børges Hochzeit verplant ...


Das subversive Moment der Olsenbanden-Filme schreit förmlich danach, nicht nur die Hochfinanz, sondern auch die „Hochwohlgeborenen“ auf die Schippe zu nehmen. In einer gewollt schwülstigen Rückblende, die vor Ölgemälden und großen Worten nur so strotzt, schildert Egon die Familiengeschichte derer von Løvenvold und ihre Bedeutung für Wohl und Wehe des dänischen Adels- und Staatsapparats, während Yvonne sich darüber freut, dass die kleinbürgerlich-schäbige Familie durch Egons Bekanntschaft mit dem Baron nun endlich Anschluss zur besseren Gesellschaft finden wird. Wie der Adlige dann aber präsentiert wird, spottet jeder Beschreibung – der gern gesehene Seriendauergast Bjørn Watt-Boolsen stattet Løvenvold nicht nur mit der seinen Figuren so oft eigenen Selbstverliebtheit aus, sondern legt auch die schurkische und nichtstuerische Art, die populistische Stimmen der Aristokratie so gern unterstellen, in breitester Dreistigkeit offen. Zusammen mit seinem überaus vornehmen, aber reichlich degenerierten Butler (eine Musterrolle für Ejner Federspiel!) bildet der Baron ein herrlich groteskes Paar, das jedes Klischee mit Freude erfüllt. Als nobler Adelssitz wurde auf Schloss Vallø südlich von Kopenhagen gedreht, wo 1963 auch der Edgar-Wallace-Krimi „Zimmer 13“ entstand. Beide Filme haben gemein, dass nur Außen- und Hofaufnahmen dort entstanden und alle Interieurs als Studiosets nachgebaut wurden.

Dass „Die Olsenbande sieht rot“ gemeinhin als bester aller 13 Filme gilt, verwundert nicht. Sogar auf die obligatorische verspielte Prätitelsequenz verzichtet das achte Abenteuer – so vollgepropft mit wendungsreicher Storyline ist der („Pro forma-“)Coup um die wertvolle Mingvase. Genau das richtige Maß zwischen Heiterkeit und Spannung treffen zum Beispiel die Szenen in den historischen Gewölben des Schlosses, bevor sich im Königlichen Theater der Vorhang des monumentalen letzten Aktes zu den Tönen des 1828 von Friedrich Kuhlau komponierten „Elverhøj“ hebt. Ironie des Schicksals: Jene berühmte Szenenfolge, in der die Olsenbande im Takt mit dem Orchester allerlei lautes Einbruchswerkzeug zum Einsatz bringt, stand eigentlich gar nicht im Drehbuch und war eine spontane Schnapsidee Ballings. Die Situationskomik geht jedoch perfekt auf – ganz im Gegensatz zu den Bestrebungen des ZDF, die „Olsenbande“ 1989 unter dem davon abgeleiteten, arg bemühten Titel „Schlagbohrer mit Musik“ in der Bundesrepublik zu etablieren.

Im Gegensatz zu einigen anderen Teilen wird nur ein absolutes Minimum an Laufzeit auf Streitigkeiten zwischen Egon, Benny und Kjeld verwendet, und auch die familiäre Situation im Hause Jensen erweist sich nie als Klotz am Bein. Der liebgewonnene, im Laufe der Filmjahre immer weiter gewachsene Jes Holtsø gibt seinen vorerst letzten Auftritt, den er nur noch durch eine Rückkehr in Fall #11 abrunden sollte. Sein Abschied aus der Reihe ist nicht ohne Augenzwinkern, was vor allem der kuriosen, gewitzt-bauernschlauen Rolle seiner Braut Fie zu verdanken ist. Diesmal scheitert Egon nicht an seinem kriminellen Gegner, sondern an einen Querschuss aus den eigenen Reihen, während den Baron eine gerechte Strafe erwartet – ein rundum gelungenes Ende für den vielleicht wirklich besten „Olsenbanden“-Film!



Herrlicher Spaß in gehobenem Ambiente – neben dem pflichtgemäßen Geldkoffer haben die drei Kopenhagener Gauner es auf eine Mingvase abgesehen, von der Balling und Bahs fieserweise gleich ein ganzes Dutzend besorgten. Auf dem Zenit der Filmreihe sind 5 von 5 Punkten Ehrensache ... ebenso wie die Diskretion auf Schloss Løvenvold-Vallø.

Gubanov ( gelöscht )
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18.06.2017 09:30
#13 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande schlägt wieder zu (Olsen-Banden deruda’)

Kriminalkomödie, Teil 9 der Spielfilmreihe, DK 1977. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Paul Hagen (Meister Hansen), Ove Verner Hansen (das dumme Schwein), Claus Ryskjær (Neffe Georg), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Dick Kaysø (Kriminalbeamter Holm), Arthur Jensen (Niels Peter Nielsen) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Helga Hahnemann (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 30. September 1977. Uraufführung (DDR): 19. Juni 1981.

Zitat von Die Olsenbande schlägt wieder zu (9)
Während Egon mittlerweile leicht in die Jahre gekommen ist und durch Yvonnes jüngeren Neffen Georg, einen studierten Kriminellen mit Hang zu Computern, ersetzt zu werden droht, wächst über Dänemark und der EG der Butterberg heran. Dessen politische Hintermänner horten die Butter, um sie illegal zu verkaufen – ein Millionendeal, den die Olsenbande kurzzuschließen gedenkt. Nach Startschwierigkeiten müssen Egon, Benny und Kjeld den dafür nötigen Koffer mit Geld und Geheimunterlagen aus der Weltbank-Zweigstelle in Kopenhagen herausholen, wo dieser hinter meterdicken Panzertüren gesichert ist. Nur Georg kann dabei helfen ...


Bei 13 Abenteuern kann man schon einmal den Überblick verlieren, welcher Spaß sich in welchem Film verbirgt. Während Titel wie „fährt nach Jütland“ oder „stellt die Weichen“ klare Hinweise zu den Handlungen aussprechen, helfen Allerweltsnamen wie „schlägt wieder zu“ oder „ergibt sich nie“ dem Filmfreund nicht wirklich auf die Sprünge. Es wäre aber vielleicht auch schwierig geworden, dem neunten Olsenbandenfilm eine prägnantere Überschrift zu verleihen, da die Handlung zwar geschickt die üblichen Break and Enter-Spielchen von Egon, Benny und Kjeld variiert, dem Gewohnten aber wenig Substanzielles hinzufügt. Wir bekommen es also – tatsächlich ganz im Sinne des Titels – mit einer amüsanten Routine zu tun. Eingebrochen und aufgeknackt wird sowohl im Großen als auch im Kleinen (von der Brille des Nachtwächters an der Angel bis zum aufsehenerregenden Coup im Weltbank-Bunker mit perfekt austarierten Slapstick-Momenten); der größte Unterschied besteht darin, dass es diesmal keinen Berliner Franz-Jäger-, sondern Chicagoer Francis-Hunter-Tresoren an den Leib geht. Die Globalisierung macht eben auch vor dem beschaulichen Kopenhagen nicht Halt.

Als verzögerndes Element muss nach Børges Ausscheiden nun ein neuer Verwandter herhalten. Claus Ryskjær bringt zwar ein passendes Schurkengesicht mit, wirkt als Neffe Georg aber recht konstruiert – so, als wollten die Macher an unselige frühere Kollaborationen der Olsenbande mit Dynamit-Harry anknüpfen. Fazit auch dieses Mal: Die Clous funktionieren am besten in Dreier- und nicht in Viererbesetzung. Erquicklicher gestalten sich die Gegner, die hier regelrechte Erzfeinde der Olsenbande sind: Der großspurige Kleinganove Meister Hansen würde sich am liebsten mit Egons Federn schmücken und seinen Ideengeber gleichzeitig mit der „Höllenmaschine“, einer selbstkonstruierten Bombe, in die Luft jagen. Paul Hagens Rumpelstilzchen-Manier, seine Anfälle, wenn etwas nicht nach Wunsch verläuft, und seine Anmaßungen sind großes Kino und neben der herrlichen Verfolgungsjagd mit Autohalbierung und umfallendem Industrieschlot die Höhepunkte des Films.

Obwohl Egon unterstellt wird, mittlerweile „senilkonfus“ zu sein, darf sich die Bande dem großen Geld diesmal so nah glauben wie selten sonst. Man möchte meinen, dass eigentlich nichts mehr schiefgehen kann, zumal eine Verwechslung der zwei jeweils sehr charakteristischen Koffermodelle in diesem Film niemals ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Doch es wäre nicht die Olsenbande, wenn nicht trotzdem alles anders als erwartet käme. Vielleicht kann sich Egon damit trösten, wenigstens den großen Butterbonzen einen Strich durch die Rechnung gemacht und unter Beweis gestellt zu haben, dass er immer noch agiler und bauernschlauer ist als ein Computer-Ersatz.



Statt die politische Seite des Butterskandals genauer auszuleuchten, liefert sich Egon einen Hahnenkampf mit seinem auserkorenen Nachfolger Georg. Davon abgesehen handelt es sich bei „Die Olsenbande schlägt wieder zu“ um einen flüssigen, wie immer bestens erheiternden Filmausflug, dem man die mittlerweile zehnjährige Erfahrung der Macher in gutem Sinne anmerkt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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07.07.2017 13:00
#14 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande steigt aufs Dach (Olsen-Banden går i krig)

Kriminalkomödie, Teil 10 der Spielfilmreihe, DK 1978. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Ove Verner Hansen (das dumme Schwein), Edward Fleming (der schwarze Baron), Bjørn Watt-Boolsen (Bang-Johansen), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ole Ernst (Kriminalbeamter Holm), Bjørn Puggaard-Müller (Staatssekretär Könich) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Micaëla Kreißler (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 6. Oktober 1978. Uraufführung (DDR): 28. Dezember 1981.

Zitat von Die Olsenbande steigt aufs Dach (10)
Diesmal kommt Egon ohne Plan aus dem Gefängnis, weil er wegen einer Amnestie zum Geburtstag der Königin zu zeitig entlassen wurde. Erst während eines zweiten Kittchen-Aufenthalts gelingt es ihm, an alle Details eines brandheißen Coups zu kommen: Aus der Reichsregistratur stiehlt die Olsenbande eine wertvolle Filmrolle. Für die darauf abgelichteten Bebauungspläne zahlen die Kontaktleute des beratenden Ingenieurs Bang-Johansen 100 Millionen Kronen. Zehn Prozent davon sollen an Egon, Benny, Kjeld und Yvonne gehen – zumindest in der Theorie. Nachdem die Glücklosen nämlich erneut um ihre Beute betrogen wurden, steigen sie bis auf den Uhrturm des Kopenhagener Rathauses ...


Ebenso wie die Regel vorschreibt, dass Egon der Anführer der Bande und der (Er-)Denker der Pläne ist, besagt eine andere Maxime, dass es zu Beginn eines Films nie zu leicht für das liebgewonnene Trio sein darf, sich auf die so oft in greifbarer Reichweite liegenden Millionen zu stürzen. Von unzuverlässigen Familienmitgliedern, Streits und Eitelkeiten bis hin zu Bewehrungshelferinnen und den wechselnden Launen Yvonnes wurde – so fühlt es sich zumindest an – bereits alles aufgeboten, was man sich vorstellen kann. Auf die einfachste Idee – nämlich dass Egon keinen Plan hat – verfiel man allerdings erst im zehnten Film der Reihe. So schwingt sich Benny kurzerhand zum Rädelsführer auf, was für vertauschte Rollenkonstellationen und einen grantelnd-genervten Egon sorgt. Obwohl dieser rechtzeitig das Ruder wieder herumzudrehen weiß, erhält Benny hier eine gute Gelegenheit, zu zeigen, was er von Egon gelernt hat und dass er vielleicht sogar der bessere (weil bescheidenere und damit ungefährlichere) Tüftler ist

Als dann die Geheimunterlagen aus der imaginären Reichsregistratur geholt werden sollen (quasi ein Google der 1970er Jahre, das alles über Dänemark und jeden seiner Bewohner weiß), vermutet man einen ähnlich spektakulären Raubzug wie den in der Weltbank im vorherigen Film. Fast schon enttäuschend simpel läuft dagegen der Mittagessen-Trick ab, durch den sich Egon, Benny und Kjeld ungehinderten Zugang zu den Top-Secret-Dokumenten verschaffen. Andererseits passt der Trick, der wieder einmal durch einen wunderbar karikaturesken Blickwinkel auf die Hierarchien des dänischen Beamtentums besticht, hervorragend zu Kjelds Diät, die ihm von Yvonne aufgezwungen wird und ihn auch in der Flugzeuggroßküche und beim vergeblichen Versuch, ein eingeschweißtes Fertiggericht zu öffnen, bildschirmreif leiden lässt. Zudem ist es ja wie immer nicht der Einbruch, der sich als Hindernis herausstellt, sondern die Verwertung bzw. der Weiterverkauf der ergaunerten Beute. Auch diesmal stehen der Olsenbande Bjørn Watt-Boolsen und Ove Verner Hansen als Schurken gegenüber; in den Schatten gestellt werden sie aber von Edward Fleming in einer stummen Rolle als deutscher Hintermann (der natürlich mit Uniform und Adelstitel klischeegemäß ausgestattet ist).

In zehn Filmen haben sich Egon, Benny und Kjeld genug Reputation erworben, dass man ihnen den diesmal eigentlich haarscharf am Landesverrat vorbeischrammenden Bereicherungsversuch nicht übelnimmt. Dänemark steht diesmal im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Spiel, da das kleine Land auf dem Strategietisch der Europäischen Union zum Ferienspaßland umstrukturiert werden soll, in dem alle Einwohner nur mehr als Hotelboys und Volkstänzer arbeiten – eine grausige Zukunft, vor allem wenn man sich Kjeld in einem dieser Jobs vorstellt. In einem atemberaubenden Finale an der Außenseite des Kopenhagener Rathausturms müssen die Beteiligten dann auch entsprechend für ihre Beihilfe zur versuchten Abschaffung ihres Landes leiden. Geschickte Trickfotografie und ein überlebensgroßer Nachbau der Original-Uhr auf dem Außenbereich des Nordisk-Filmstudios sorgen für hochspannende Lachmomente – ein tragikomischer Abschluss für einen würdigen Jubiläumsfilm, den sich Balling und Bahs bei Harold Lloyds Stummfilm „Safety Last“ von 1926 abschauten.



Laut Originaltitel zieht die Olsenbande in den Krieg und tatsächlich verläuft das Hin und Her der Geheimfotos und Millionen diesmal derartig erbittert, dass die Macher ganz vergaßen, dass Kjeld am Ende des Film noch immer im Besitz des Beweismaterials ist. In Anbetracht des spektakulären Körpereinsatzes der Darsteller kann man diesen kleinen Schönheitsfehler aber gern verzeihen. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.05.2018 12:00
#15 RE: „Mächtig gewaltig“: Neues von der Olsenbande (1968-81) Zitat · Antworten



Die Olsenbande ergibt sich nie (Olsen-Banden overgiver sig aldrig)

Kriminalkomödie, Teil 11 der Spielfilmreihe, DK 1979. Regie: Erik Balling. Drehbuch: Erik Balling, Henning Bahs. Mit: Ove Sprogøe (Egon Olsen), Morten Grunwald (Benny Frandsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen), Kirsten Walther (Yvonne Jensen), Axel Strøbye (Kriminalkommissar Jensen), Ole Ernst (Kriminalbeamter Holm), Peter Steen (Hallandsen), Bjørn Watt-Boolsen (Bang-Johansen), Ove Verner Hansen (das dumme Schwein), Jes Holtsø (Børge) u.a. Synchronsprecher: Karl Heinz Oppel (Egon Olsen), Peter Dommisch (Benny), Erhard Köster (Kjeld), Helga Sasse (Yvonne) u.a. Eine Produktion der A/S Nordisk Films Kompagni. Uraufführung (DK): 26. Dezember 1979. Uraufführung (DDR): 7. Januar 1983.

Zitat von Die Olsenbande ergibt sich nie (11)
Egon Olsen hat einen Weg gefunden, im Rahmen der Gesetze ein großes Vermögen zu machen. Mithilfe geschickter Manipulationen will er sich in den Besitz des großen Kaufhauses Magasin du Nord setzen. Dafür benötigt er geheime Dokumente, die die labile Wirtschaftslage des Konzerns belegen und unter strengstem Verschluss gehalten werden. Nachdem seine Kontaktmänner aber eher daran interessiert sind, Profite in ihre eigenen Taschen zu wirtschaften und sich ihres Geschäftspartners mithilfe rabiater Methoden zu entledigen, geht die Olsenbande zur nächsten Stufe ihres Plans über: Diesmal nehmen sie das Herz Europas, die Zentrale der Europäischen Gemeinschaft, ins Visier ...


Nicht nur optisch merkt man den Darstellern des Olsenbanden-Trios die vergangenen elf Jahre seit Serienbeginn an; auch beruflich haben die Langfinger um Egon Olsen es immer schwerer, weil die potenziellen Opfer ihrer amüsanten Schandtaten ihre Valoren zunehmend nicht mehr in physischer Form hinter eine Franz-Jäger-Tresortür sperren, sondern lieber vollelektronisch verwalten. Aber auch die Diebe halten mit: In „Die Olsenbande ergibt sich nie“ bedienen sie sich – in Reihenfolge ansteigender Dreistigkeit – eines fahrtüchtigen Lego-Modells, eines Gabelstaplers und eines Panzers, um ihre Beutezüge durchzuführen. Diese betreffen im letzten Siebzigerjahrefilm besonders komplizierte Verquickungen von Politik und Weltwirtschaft, die Erik Balling und Henning Bahs in so bissiger Manier aufs Korn nehmen, dass man als Zuschauer bald den roten Faden verliert, der von den Finanzgeschäften des altbekannten Magnaten Bang-Johansen auf düsteren Wegen zur EG-Zentrale in Brüssel führt.

Dass Egon, Benny und Kjeld nun auch außerhalb Dänemarks operieren, spiegelt die Suche der Reihe nach neuen Themen wider und wird auch in den kommenden Filmen aufgegriffen werden. Mit dem erweiterten Modus operandi geht einher, dass die Dänen sich nicht nur wie eh und je charmant über sich selbst lustig machen, sondern auch hämisch einen Blick in ein ähnlich possierliches Land – Belgien – werfen. Dabei gerät die Darstellung der EG-Wachen zwar ziemlich übertrieben und der Plan, den Koffer mithilfe eines Pornohefts und einer Gummipuppe (!) aus der videoüberwachten Kellerbox zu holen, lädt eher zum Fremdschämen ein; doch einige weniger alberne Spitzen (die redundanten vielsprachigen Beschriftungen oder der übereifrige Bombenalarm, den ein alleingelassener Tortenkarton auslöst) treffen voll ins Schwarze und belegen die bis heute anhaltende bürokratische Paranoia. Gerade in Anbetracht dieser Darstellungen wundert es jedenfalls nicht, dass man sich in der DDR nach den Olsenbanden-Filmen die Finger leckte, um gepflegt die Stilblüten des Westens auslachen zu können.

Die übrigen Clous gestalten sich ausgesprochen raffiniert und steigern sich geschickt von Mal zu Mal in Aufwand und Wagemut. Allerdings steigt auch der Umfang der entsprechenden Szenen proportional an und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der 105 Minuten lange Film sich nicht so glatt abwickelt wie seine überaus gelungenen Vorgänger der Jahre 1974-78. Das recht abstrakte Handlungskonstrukt erschwert das Mitfiebern über eine so lange Zeit, sodass man den Eindruck gewinnt, eine Wendung weniger wäre auch ausreichend gewesen. Positiv zu vermerken ist jedoch die traditionelle Besetzung der Gastrollen, die neben den üblichen Verdächtigen auch Kjelds Spross Børge (Jes Holtsø) sowie den aus den ersten drei Filmen bekannten Peter Steen zurückbringt. Vera Gebuhr erhielt zudem eine herrliche Rolle als vom Putzfimmel befallene Ministergattin – bei den Dänen geht es eben nicht so schmutzig zu wie in Brüssel ...



Weil sich die Olsenbande nie ergibt, setzt sie sich mit wachsendem Selbstbewusstsein gegen einen übermächtigen Gegner durch – das altbewährte Rezept wird in diesem Film vielleicht etwas zu weit ausgedehnt, überzeugt aber noch immer mit clever konstruierten Plänen und einem engagierten Team. 3,5 von 5 Punkten.

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