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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 3.743 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.11.2012 13:50
Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Nachdem mir die "Merkwürdigen Geschichten" so gut gefallen haben, war es Ehrensache, auch die Nachfolgeserie "Unheimliche Geschichten" zu kaufen. Hier nun meine Eindrücke:

Bewertet: "Wenn das Blut gefriert" (Erstausstrahlung am 5. April 1982)
mit: Uwe Friedrichsen, Carola Regnier, Jürgen Janza, Klaus Granzow, Lothar Grützner u.a. | Regie: Dieter Kehler

Der Restaurantkritiker Johann Erben arbeitet als Journalist für Fachzeitschriften und ist deshalb viel unterwegs. Eines Abends will er nach dem Besuch in einem Nobel-Restaurant weiter nach Norden aufbrechen und fährt deshalb über eine Landstraße, die am sogenannten Teufelsmoor vorbeiführt. Als er seinen Wagen an einer Tankstelle auftankt, hört er die Schilderung von zwei Polizisten, die von einer unheimlichen Begegnung an einer Unfallstelle berichten. Am Kilometerstein 27 verunglücken regelmäßig Autofahrer, obwohl die Straße schnurgerade ist. Eine "Graue Dame" soll dort in Vollmondnächten umgehen, seitdem man im Jahr 1879 eine gewisse Katharina Bocklund aus dem Süden Deutschlands als Hexe bezichtigt hat und ins Moor getrieben hat. Johann Erben interessiert die Geschichte und er unterhält sich mit einem Gastwirt darüber. Doch der Aberglauben der Dorfbewohner ist noch immer präsent: Eine Töpferin, die nachts im Moor Ton sticht, wird ebenfalls ausgegrenzt und mit dem Tode bedroht. Erben will der Frau helfen und begibt sich in die Moorlandschaft.....



Ein Sprecher im Hintergrund (diesmal: Werner Schumacher) führt den Zuseher in die Geschichte ein und stellt die Hauptperson der Handlung vor. Uwe Friedrichsen tritt als souveräner und aufgeschlossener Gastronomie-Experte weltgewandt auf und stellt sich somit über die zurückgezogen lebende Landbevölkerung, deren Leben von Wind und Wetter bestimmt wird und deren Einstellung gegenüber Fremden von pragmatischem Gewinndenken (bei Durchreisenden) oder ablehnendem Misstrauen (bei Zugereisten) geprägt ist. Johann Erben ("Die Gastwirte fürchten ihn, die Leser lieben ihn und die Snobs imitieren ihn") gibt seiner natürlichen Neugier nach und wartet in einer nebeligen Nacht im Moor auf den Geist der Frau, die damals von den Dörflern ausgegrenzt und in den Tod gehetzt wurde. Dort begegnet er einer Frau, der er am Nachmittag mit Benzin ausgeholfen hat und die ihm erzählt, wie engstirnig der Aberglaube die Menschen macht und wie schwierig es für sie sei, sich in der Gemeinde zu behaupten. Der Sumpf bietet mit seinen Hecken, Farnen und dem morastigen Boden ein Terrain, das für eine Geistergeschichte prädestiniert erscheint. Geschickt schafft es die Kamera, eine Atmosphäre zu schaffen, die durch den Einsatz von Nebelschwaden kurze Blicke auf das Phantom zulässt, sich dabei jedoch wie in "Die Frau in Schwarz" einer Technik bedient, die mit schnellen Schnitten arbeitet, damit sich der Zuseher fragen muss, ob er tatsächlich ein Gespenst oder nur einen Schatten gesehen hat. Uwe Friedrichsen macht mit seiner ruhigen Vorgehensweise und der sonoren Stimme einen sehr sympathischen Eindruck. Das Ende rundet die Geschichte trefflich ab und erklärt das Verhalten der Personen, ohne dem Geschehen seinen Zauber zu nehmen.

Gelungener Auftakt der von Taunus Film Wiesbaden produzierten Serie - dafür gibt es 5 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.11.2012 14:37
#2 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Grüne Ärmel" (Erstausstrahlung am 12. April 1982)
mit: Doris Amann, Bruno Dallansky, Barbara Kramer, Jochen Busse | Regie: Joachim Hess

Die geschiedene Barbara Strummwald arbeitet seit drei Jahren als Vertreterin für einen Literaturverlag. In Herrn Gregora hat sie einen potenziellen Interessenten für eine bibliophile Ausgabe in drei Bänden, die sich mit den russischen Klassikern befasst. Als Gregora hört, dass die Kreuzersonate von Tolstoj nicht enthalten ist, weist er Barbara empört aus dem Haus, da das umstrittene Schriftstück, das bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1889 von der russischen Zensur verboten wurde, genau seine Einstellung zu Ehe und Geschlechtsleben wiedergibt. Monate später besucht Barbara mit ihrer Freundin eine Faschingsparty und wird im Gewühl von einem verkleideten Mann in einem grünen Kostüm gewürgt. Als sie zu sich kommt, ist der Unbekannte verschwunden. Nach einem seltsamen Traum sucht sie das Haus von Gregora auf und findet in der Scheune das Faschingskostüm. Will Gregora seine Mordphantasien in die Wirklichkeit umsetzen?




Der Kontrast zwischen der blonden aktiven Frau mit der Modelfigur und dem untersetzten Mann mit russischem Akzent könnte nicht größer sein. Die Erzählerstimme (diesmal: Holger Hagen) zeigt uns Barbara als zielstrebige Angestellte eines Buchverlags, die sich nach der Scheidung freigeschwommen hat und die Balance zwischen Beruf und Freizeit gekonnt hält. Herr Gregora lebt in einem Graf-Dracula-Anwesen alter Schule, mit idyllischem Friedhof unter dem Wohnzimmerfenster.

Sobald er von der Kreuzersonate zu sprechen beginnt, fürchtet man um die Frau, die dann auf der Party auch tatsächlich angegriffen wird. Leider muss man sich auch über eine große Portion Mut und Leichtsinn der Blondine wundern, die darauf eingeht, den unheimlichen Mann allein am Abend in dessen Haus zu besuchen. Ich kam nicht umhin, den Kopf zu schütteln und mich über die träge Beharrlichkeit des Mannes und die vertrauensselige Anwesenheit der Frau zu wundern.

Die Rahmenhandlung mit dem Psychiater passt das Abenteuer in eine Form, die auf eine Fortsetzung der Bedrohung durch Gregora hinweist, dennoch wirkt das Ende wie mit dem Fleischermesser abgeschnitten. Die Settings geben deutlich Anlass zur Sorge um die junge Frau und die Hintergründe von Tolstojs Werk liefern Material, Gregora als Mörder zu entlarven, doch insgesamt fällt die Folge nach der überzeugenden ersten Episode deutlich ab. 3 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.02.2013 20:24
#3 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Zwei Augen im Dunkel" (Erstausstrahlung am 19. April 1982)
mit: Witta Pohl, Randolph Kronberg, Paul Edwin Roth, Rudolf Beiswanger, Elert Bode, Bertram von Boxberg, Uwe Dallmeier u.a. | Regie: Dieter Kehler

Karin arbeitet als Arzthelferin, sie ist eine tüchtige Kraft und für ihren Arbeitgeber unverzichtbar. Seit sieben Jahren ist sie verheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Da ihr Mann als Handelsvertreter häufig von zuhause abwesend ist, beschäftigt sich Karin abends mit Malen und Lesen. Vor fünf Wochen hat das Ehepaar ein neues Haus bezogen, das früher von einem Seebären bewohnt wurde. Der Keller ist voll von Kisten und Andenken des Mannes, der schon seit vielen Jahren abwesend ist. Gerne möchte Karin das Untergeschoss entrümpeln lassen, doch da sie das Haus nur gemietet haben, rät ihr der Ehemann davon ab. Eines Nachts meldet er sich telefonisch bei seiner Frau: Sie möge doch die Tür zur Waschküche im Keller schließen, er habe es vergessen. Mit einem unguten Gefühl steigt Karin die Kellertreppe hinunter und nimmt im Dunkeln plötzlich ein Augenpaar wahr, das sie angsterfüllt anzustarren scheint.....



Wie schon in der Vorgängerserie "Merkwürdige Geschichten" konzentriert sich auch die Reihe "Unheimliche Geschichten" auf Menschen, die allein mit einer Ausnahmesituation fertig werden müssen. Sei es der Verlust eines nahestehenden Menschen (durch Tod oder Trennung) oder das Zurechtfinden in einer fremden Umgebung; immer sehen sich die Hauptfiguren mit einem Schauplatz oder einem Problem konfrontiert, das sie mit Mut, Entschlossenheit und Neugier angehen und dabei Verblüffendes entdecken oder erfahren. Die Geschichten leben davon, dass ihre Protagonisten einem Rätsel nachspüren und dabei die Warnungen bzw. guten Ratschläge ihrer Mitmenschen missachten. Oft handeln sie aus praktischer Notwendigkeit heraus, wie die patente Arzthelferin, die spürt, dass der Keller einen Gefahrenherd darstellt, der ihr Leben bedroht - wie Recht sie hat, zeigt sich am Ende beim Einsatz des Technischen Hilfswerks. Aufmerksamkeit und Empfindsamkeit bringen ihr Beruf und das häufige Alleinsein mit sich, so ist Karin für die Atmosphäre des Hauses empfänglich und nimmt Eindrücke besser wahr. Witta Pohl, die wir als zupackende Frau kennen, füllt ihre Rolle überzeugend aus und wir fiebern mit ihr, wenn sie im Keller neue Glühbirnen eindrehen muss oder Schritte auf der Treppe zu hören sind. Durch einfache Mittel wird viel erreicht, wobei die Urangst des Menschen vor Dunkelheit und Abgeschiedenheit zusätzlich die Phantasie anregt. 4,5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



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06.02.2013 21:05
#4 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Eine schwarze Katze" (Erstausstrahlung am 26. April 1982)
mit: Klaus Höhne, Peter Wagenbreth, Marianne Hoehl, Marta Marbo, Astrid Meyer-Gossler, Toni Mag u.a. | Regie: Dieter Kehler

Der Psychologe Dr. Betelsen hat vor zwei Wochen bei einem Verkehrsunfall seine junge Frau verloren. Einer seiner Patienten, ein Mann names Krispin, kommt zu ihm in die Praxis und wünscht einen baldigen Behandlungstermin, obwohl der Arzt momentan wegen des Trauerfalls nicht praktiziert. Eines Abends taucht plötzlich eine schwarze Katze im Haus von Dr. Betelsen auf und leistet ihm Gesellschaft. Das Tier findet einen Ohrring, der der verstorbenen Frau gehörte und der Arzt schließt ihn zu den anderen Schmuckstücken in seinen Wandsafe hinter der Bibliothek. Was er nicht weiß: Er wird von der Straße aus beobachtet......



Klaus Höhne steht im Mittelpunkt der Handlung. Der Tod seiner Frau hat ihn weder aus der Bahn geworfen, noch sorgt er für geheimnisvolle Andeutungen oder Ereignisse. Umso neugieriger wird man durch das Erscheinen der Katze, die nicht zufällig schwarz und somit unheilverheißend ist. Doch wieder einmal sorgt die ungewöhnliche Fernsehreihe für überraschende Wendungen, denn das Tier bringt dem Psychologen kein Unglück, sondern hilft ihm, eine gefährliche Situation zu entschärfen, indem er seinem Angreifer den Wind aus den Segeln nimmt. Die Wahnvorstellungen des Patienten, der den Arzt, der seine Praxis in seinem Wohnhaus untergebracht hat, abends aufsucht, werfen die Frage auf, ob Dr. Betelsens Leben in Gefahr ist. Klaus Höhne meistert seinen Part mit der Ruhe und Souveränität, mit der er auch seiner berühmtesten Synchronfigur Leben einhauchte: Agatha Christies Hercule Poirot.

Die Kamera passt sich den Gegebenheiten an und gleitet wie der schwarze Schnurrer über den Teppich - by the way: Eine der unheimlichsten Szenen ist jene, in welcher die Katze nachts ihre Pfoten über Dr. Betelsens Wange streicht. Das Ende wirkt allerdings ein wenig plötzlich, entspricht aber dem Stil der Serie. 4 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



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10.02.2013 14:17
#5 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Nur ein Tropfen Blut" (Erstausstrahlung am 3. Mai 1982)
mit: Karin Buchholz, Ulrich von Dobschütz, Gunther Beth, Michael Gahr, Erika Wackernagel, Adem Rimpapa, Peter Bertram u.a. | Regie: Joachim Hess

Schwester Inga ist bei Kollegen und Patienten wegen ihrer Feinfühligkeit sehr beliebt. Sie wünscht sich schon lange ein Kind, doch ihr Partner ist dagegen. Eines Abends wird ein zwölfjähriger Junge auf ihrer Station eingeliefert. Er hat sich beim Radfahren verletzt und muss operiert werden. Da er eine Bluttransfusion benötigt, befragen der behandelnde Arzt und Inga die Eltern. Dabei stellt sich heraus, dass Franz Josef adoptiert worden ist. Im Alter von zwei Jahren kam er zu dem Ehepaar, über seine Herkunft ist wenig bekannt. Während der Operation beginnt Franz Josef plötzlich, spanisch zu sprechen. Er ist aufgeregt und scheint jemanden um Hilfe zu bitten. Tage später befragt Schwester Inga, die sich mit dem Jungen angefreundet hat, ihren Patienten, doch er beteuert, niemals in Spanien gewesen zu sein und auch den Zirkus Esteban, den er während der Narkose erwähnt hat, nicht zu kennen. Dabei gastiert dieser gerade außerhalb der Stadt und Inga beschließt, sich dort umzusehen. Mit Entsetzen entdeckt sie in einem der Wohnwagen ein altes Foto, das Franz Josef als Artisten zeigt.....



Karin Buchholz werden in ihrer Rolle als Krankenschwester die humanitären Ideale ihrer Zunft zugeschrieben. Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Geduld ermöglichen es ihr, trotz privater Unstimmigkeiten, an ihrem Arbeitsplatz ein offenes Ohr für die Leiden anderer Menschen zu haben und sich auch außerhalb ihrer Dienstzeiten damit zu beschäftigen. Sie widmet ihrem kleinen Patienten mehr Zeit als dessen Mutter für den Jungen aufbringt. Zunächst entwickelt sich große Spannung, als Franz Josef unter dem Einfluss der Narkose und der Übertragung "fremden Blutes" auf seine spanische Abstammung hinweist. Auch die Szenen im Zirkus verstärken den unheimlichen Eindruck, der einen schönen Kontrast zwischen dem Sonnenlicht auf der Wiese und dem religiös dominierten Dunkel des Wohnwagens zeigt. Leider windet sich das Drehbuch in Ratlosigkeit. Es gibt keine plausible Erklärung für die Tatsache, dass der Junge Franz Josef der selbe ist, der vor zehn Jahren im Zirkus verunglückt ist. Inga ist sprachlos, der Knabe fürchtet sich und die Spaniern flüchten sich in Gebete an die Mutter Gottes. Die Episode bricht ab und lässt verunsicherte Gesichter auf der einen wie auf der anderen Seite zurück. Man fragt sich, welche Erkenntnisse nun gewonnen worden sind. Mehr als Andeutungen und ein großer Rätselfaktor werden nicht geboten, dafür überzeugt das Spiel von Karin Buchholz. 3 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

10.02.2013 14:58
#6 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Tote schlafen nicht" (Erstausstrahlung am 10. Mai 1982)
mit: Gardy Granass, Walter Doppler, Manfred Boehm, Otto Bleidner, Hans Egenlauf, Helga Schoon, Theo Ennisch, Egon Reimers u.a. | Regie: Joachim Hess

Die Buchhändlerin Karin Zerpst wartet schon seit Tagen darauf, dass ihr Stammkunde Ludwig Kannenbach ein extra für ihn besorgtes antiquarisches Buch abholt. Sie sucht ihn in seiner Wohnung auf und der Hausmeister bestätigt, dass Herr Kannenbach schon einige Zeit nicht mehr zuhause war. Durch einen handschriftlichen Brief in dem Gedichtband, den sich der Mann bestellt hat, erlangt Frau Zerpst Kenntnis über eine alte Liebe ihres Kunden, die vor kurzer Zeit gestorben ist und deren Wohnung sich in einem abbruchreifen Haus befindet. Trotz Warnschilder am Eingang betritt Karin das Gebäude und untersucht die aufgelassene Wohnung der Frau Wessel. Als sie einen begehbaren Schrank öffnet, erschrickt sie: Herr Kannenbach lehnt an der Wand - er ist tot.....



Die sympathische Gardy Granass steht im Mittelpunkt dieser Episode. Sie stellt eine Frau dar, die im Gegensatz zu ihrer Rolle in "Das Halstuch" (1961) nicht von einem gönnerhaften Ehemann spöttisch als "kluges Kind" bezeichnet wird, sondern als unabhängige Frau im besten Alter beweist, dass simple Hartnäckigkeit und Einfühlungsvermögen dort greifen, wo für Behörden kein Grund zum Handeln vorliegt. Ihr ungutes Gefühl täuscht sie nicht: Ludwig Kannenbach ist tatsächlich nicht mehr am Leben. Anhand seiner Aufzeichnungen versucht sie, zu rekonstruieren, wie es zu seinem ungewöhnlichen Tod kommen konnte. Die Schauplätze sind dabei ebenso stimmig, wie sie zum Hintergrund der Geschichte passen. Die Buchhandlung als Ort des gesammelten Wissens, den Hinterlassenschaften früherer Zeiten und den Phantasien verschiedener Menschen, stellt den Ausgangspunkt dar, der mit dem alten Stadthaus, dessen leerstehende Wohnungen ebenfalls auf vergangenes Leben hinweisen, eine spannende Kulisse für die nostalgische Geschichte bietet. Als eine der wenigen Episoden der Reihe wartet "Tote schlafen nicht" mit einem äußerst positiven Ende auf, das nicht nur die Hauptdarstellerin ob ihres Erfolgs strahlen lässt. Die versöhnliche Geste rundet das Geheimnis um Ludwig Kannenbach zuversichtlich ab und zeigt, wie wichtig es ist, einen Gedanken weiterzuverfolgen und sich nicht entmutigen zu lassen. 5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



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10.02.2013 20:12
#7 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Die fremde Macht" (Erstausstrahlung am 17. Mai 1982)
mit: Evelyn Opela, Richard Münch, Gottfried Herbe, Josefine Klee-Helmdach, Theo Maier-Körner, Wolf Waller u.a. | Regie: Joachim Hess

Das gutsituierte Ehepaar Helene und Herbert Brandenburg kommt gerade von einem Urlaub in Bergamo zurück. Auf dem Weg nach Frankfurt kehren sie in einem Gartencafé in Spessart ein, wo Helene von einem Mann am Nebentisch beobachtet wird. Als ihr Mann kurz hinaus geht, spricht der Unbekannte sie an und fotografiert sie. Er gibt sich als Kunstmaler aus. Kurze Zeit später sucht Helene den Waschraum auf und kommt nicht mehr zurück. Herbert ruft nach erfolgloser Suche die Polizei, die ihm jedoch auch nicht helfen kann. Aufgeregt kehrt er nach Hause zurück, wo ihn Helene mit einem strahlenden Lächeln empfängt: Ein Mann habe sie mit dem Wagen mitgenommen. Von nun an verschwindet Helene immer wieder für ein paar Stunden. Herbert geht ihr nach und sieht sie mit dem unheimlichen Maler im Foyer eines Hotels.....



Evelyn Opela (geb. 1945) und Richard Münch (1916-1987) ergänzen sich trotz des großen Altersunterschieds sehr überzeugend als wohlhabendes Ehepaar, das zusammen Freunde im Ausland besucht, Gäste im eigenen Haus empfängt und kritisch-amüsante Gespräche miteinander führt. Umso mehr kann man nachvollziehen, dass das seltsame Verhalten Helenes ihren Mann irritiert, der wirklich jede Möglichkeit in Betracht zieht und sich sowohl an die Polizei, als auch an seinen Hausarzt wendet. Der Plot erinnert auf den zweiten Blick an die berühmte Geschichte um Madeleine Elster in Alfred Hitchcocks "Vertigo - Aus dem Reich der Toten". Evelyn Opela hat eine ähnlich sinnliche Ausstrahlung wie ihre Kollegin Kim Novak und eignet sich deshalb sehr gut für die Rolle der sensitiven, für äußere Einflüsse empfänglichen Frau. Hier wie dort nutzt ein Mann dies für seine kriminellen Pläne aus und der Zuseher wird im Unklaren gelassen, was dahinter steckt. Beide Männer reagieren anfangs besorgt und später auch ungehalten auf die verschlossene Frau, deren Geheimnis die Phantasie anregt und sie besonders verführerisch erscheinen lässt. Im wallenden weißen Kleid mit lilafarbenem Umhang sieht Opela ebenso unnahbar elegant aus wie Novak im weißen Mantel mit schwarzem Seidenschal. 5 von 5 Punkten



Bewertet: "Der Gruß aus der Fürstengruft" (Erstausstrahlung am 24. Mai 1982)
mit: Werner Hinz, Ernst Fritz Fürbringer, Käte Haack, Wolfgang Preiss, Hans-Jürgen Krützfeld, Aenne Nau, Alexander Pleyer u.a. | Regie: Joachim Hess

Der Landarzt Dr. med. Paulus hat seine Praxis vor einem Jahr aufgegeben und ist in den verdienten Ruhestand getreten. Nun widmet er sich nur mehr der Pflege seiner berühmten Rosen. Eines Tages wird er von seinem Nachfolger in den Ansitz der Fürstin Feodora von Donnersberg gebeten. Die Achtzigjährige ist die Letzte ihres Geschlechts und es geht mit ihr zu Ende. Sie will ihren alten Freund Paulus noch einmal sehen, da sie ihm ein Geheimnis anvertrauen möchte. In ihrer Jugend liebte sie einen Draufgänger namens Archibald von Pleskau, einen Mann, der jedem nur Unglück brachte. Er schenkte ihr einst einen wertvollen Ring, den sie nun an den Arzt weitergeben möchte. Dr. Paulus nimmt das Geschenk nicht an, bleibt aber an der Seite der Fürstin, bis sie die Augen schließt. Monate nach der Beisetzung kommt eines Nachts ein altmodisch gekleideter Herr in die Praxis von Dr. Paulus. Er sei herzleidend und habe Probleme mit seinen Bronchien, berichtet er. Der Arzt im Ruhestand verspricht, ihm ein Medikament zu besorgen, nicht, ohne den auffallenden Ring an der Hand des Fremden zu bemerken. Er ist mit dem Schmuckstück der verstorbenen Fürstin identisch. Dr. Paulus wird misstrauisch und vermutet, dass die Gruft von Feodora von Donnersberg heimlich geöffnet worden ist. Der Butler Ferdinand, der nun allein im Schloss wohnt, ist allerdings wenig kooperativ und für derlei Spekulationen nicht zugänglich.....



Ein rosenzüchtender pensionierter Medikus als Amateurermittler; ein Grandseigneur mit der unheimlichen Aura eines Wiedergängers; eine Dame mit Schrullen, die daran gewöhnt ist, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen und ein reservierter Butler, der durch seine abweisende Haltung vorgibt, mehr zu wissen als er sagt - diese Zutaten garantieren im allgemeinen für eine spannende Krimistunde. Leider - und hier wird es besonders deutlich - geben uns die rund 25 Minuten umfassenden Episoden nicht genügend Zeit, um die Vorgaben ordentlich auszukosten. Dabei wartet diese Folge mit allem auf, was man sich wünscht: dem agilen und kantigen Werner Hinz, einem mysteriösen Ernst Fritz Fürbringer, einem Schloss samt Familiengruft und einem heftigen Gewitter. Die nächtlichen Besuche des wortkargen Herrn von Pleskau, dessen Husten direkt aus dem feuchten Grab zu kommen scheint (bezeichnenderweise bleibt er nur von Mitternacht bis Eins) und der Verdacht, jemand habe sich am Sarg der Fürstin zu schaffen gemacht, deuten auf düstere Enthüllungen hin. Des Rätsels Lösung wird dann ebenso nüchtern wie logisch präsentiert und raubt der Geschichte die zuvor aufgebaute Romantik. Die Schauplätze und die Ausstattung entschädigen ein wenig und zeigen den Aufwand, der durchaus für die Serie betrieben wurde. Nicht nur Werner Hinz verlässt den feudalen Ort mit Bedauern. 4,5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

12.02.2013 19:31
#8 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Als die Zeit stillstand" (Erstausstrahlung am 31. Mai 1982)
mit: Volker Kraeft, Camilla Horn, Karin Eckhold, Hans Stadtmüller, Moje Forbach, Hugo Schrader, Ludwig Wühr u.a. | Regie: Dieter Kehler

Oberleutnant Martin Hartung ist beim Aufklärungsgeschwader der Bundeswehr tätig und freut sich auf drei Tage Kurzurlaub in den Bergen. Als er und seine Frau Susanne am später Nachmittag in dem Gebirgsdorf ankommen, lassen sie es sich nicht nehmen, gleich auf die gemietete Hütte hinaufzuwandern. Während sie die Vorbereitungen für die Nacht treffen, sieht Susanne plötzlich das Gesicht einer Greisin am Fenster und erschrickt zutiefst. Martin geht hinaus, um nachzusehen und sieht, wie die alte Frau hinter einem Stein kauert. Seiner Ehefrau gegenüber gibt er jedoch vor, niemanden gesehen zu haben. Am nächsten Morgen überquert das Ehepaar Hartung einen Gletscherbach im steilen Gelände. Dort stoßen sie plötzlich auf die Leiche eines jungen Mannes, der im Stil der späten Zwanziger Jahre gekleidet ist. Auf seiner Kleidung sind die Initialen AS aufgestickt, außerdem hat er eine Kamera dabei, auf deren Futteral die Buchstaben RH prangen. Der Gastwirt bestätigt, dass es sich um den Bergführer Alois Steiner handeln muss, der seit 1928 verschwunden ist. Offenbar kam er beim Bergsteigen ums Leben und seine Leiche wurde erst jetzt nach 52 Jahren vom zurückweichenden Gletscher freigegeben. Als der Leichnam in der Kapelle aufgebahrt wird, sitzt plötzlich die geheimnisvolle Alte bei dem Toten......



Volker Kraeft gelingt es wiederum, einen intelligenten Mann zu zeigen, der sich eine eigene Meinung gebildet hat und sich nicht leicht in die Karten sehen lässt. Sein Beruf als Militärpilot hat ihn wachsam gemacht und sein Bewegungsdrang, verbunden mit Abenteuerlust und Entdeckerfreude, äußert sich in seinen Hobbies Motorradfahren und Bergsteigen. Die pragmatische Karin Eckhold steht ihm als Ehefrau zur Seite, die an der Aufdeckung des Rätsels nur bis zu einem bestimmten Punkt teilhaben darf. So ist das Verhalten von Martin Hartung ein weiterer Grund, die Folge als mysteriös zu bezeichnen. Weswegen schweigt er sich darüber aus, dass die alte Frau sich in der Umgebung der Hütte befindet? Welchen Zusammenhang sieht er zwischen den Todesahnungen von Rita Holm und den merkwürdigen Schatten auf den Fotos seines Erkundungsfluges? Welche Informationen erwartet er vom ehemaligen Stummfilmstar? In der Tat war Camilla Horn bereits in den Zwanziger Jahren beim Film aktiv. Als Gretchen in der "Faust"-Verfilmung von 1926 spielte sie neben Emil Jannings; Edgar-Wallace-Fans ist sie aus "Der Doppelgänger" (1934) bekannt. Der Kreis schließt sich, als Rita Holm erzählt, dass sie damals in der Hütte eine Todesvision gehabt hätte: eine schwarze Gestalt habe auf einen bevorstehenden Todesfall hingedeutet. 4,5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

12.02.2013 20:50
#9 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Gestern wird morgen sein" (Erstausstrahlung am 7. Juni 1982)
mit: Kristina van Eyck, Ulrich Faulhaber, Bernd Birkhahn, Astrid Bittner, Doris Chun, Gerd Müller-Graf, Gerhard Retschy, Erwin Scherschel u.a. | Regie: Joachim Hess

Werner Reiser ist Junggeselle und arbeitet als Vertreter für Lebensversicherungen. An seinem freien Nachmittag wird er Zeuge eines tätlichen Übergriffs auf eine Frau. Er eilt ihr zur Hilfe, während der Angreifer mit dem Wagen fliehen kann. Werner bringt die Bewusstlose ins Krankenhaus, wo man feststellt, dass die junge Frau wegen des Schocks und des Sturzes einen Gedächtnisverlust erlitten hat. Sie kennt weder ihren Namen, noch ihre Herkunft und Herr Reiser erklärt sich bereit, sie bei sich aufzunehmen. Bald erweist sich die Unbekannte als große Hilfe, denn sie ist in geschäftlichen Dingen kompromisslos, klug und vorausschauend. Der Vertreter kann mehrere lukrative Aufträge für seine Firma an Land ziehen und wird befördert. Eines Tages warnt die Frau Werner vor einem Lokalaugenschein auf einer Baustelle: Sie hat in einer Vision gesehen, wie ein Kran einstürzt.....



Kristina van Eyck (geb. 1958) ist die Tochter von Peter van Eyck. Sie widerspricht der Vorstellung, die man sich üblicherweise von einem Menschen, der Opfer eines Mordversuchs geworden ist, macht. Anstatt sich ängstlich und schutzbedürftig in ein sicheres Refugium zurückzuziehen, nimmt sie die Fäden in die Hand und zeigt ihrem "Retter", wie er sein Leben verbessern und beruflich wie finanziell vorantreiben kann. Sie ist die starke Schulter, an die sich der Mann anlehnen kann (was er durchaus möchte, sie ihm aber nicht gestattet). Ihre Entschlossenheit; die präzise Art, Entscheidungen zu fällen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, beeindrucken. Mit großen Augen, schlaksiger - fast unterernährter - Figur wirkt sie prädestiniert für eine Frau mit rätselhaftem Hintergrund. Sie tritt teils aggressiv und fordernd auf, weist Werner Reiser jedoch den Weg in eine gesicherte Zukunft. Ulrich Faulhaber stellt den Versicherungsangestellten liebenswürdig und ein wenig schüchtern dar, er braucht Halt und Ermutigung und er ist nicht zu stolz, die wertvolle Hilfe der unbekannten Frau anzunehmen. Das Finale ist augenzwinkernd, lässt aber offen, welche Konsequenzen die Enttarnung des Würgers haben wird und ob sich die Wege der beiden Verbündeten für immer trennen werden. 5 von 5 Punkten

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

14.02.2013 17:03
#10 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Sehr schöne Besprechungen, Percy! Mir haben beide Serien sehr gut gefallen, weil man großteils eine sehr unheimliche Atmosphäre hinbrachte und auch viele tolle Schauspieler mit dabei waren. Für mich gibt es allerdings den Wermutstropfen, dass viele der Episoden häufig eine eher unbefriedigende Auflösung hatten (so etwa auch "Gruß aus der Fürstengruft"). Besonders gut haben mir "Grüne Ärmel", das hattest Du ja schon besprochen, und die eine Episode mit Peter Lühr, auf deren Titel ich jetzt nicht komme, gefallen. Seltsam ist auch, warum zwischen Staffel 1 und Staffel 2 11 Jahre vergingen.

Freue mich jedenfalls auf weitere Besprechungen deinerseits.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.02.2013 13:43
#11 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Sehr gern! Hier geht es weiter:

Bewertet: "Der eingemauerte Schrei" (Erstausstrahlung am 14. Juni 1982)
mit: Eva-Ingeborg Scholz, Peter Lühr, Karl-Heinz Hess, Tilly Breidenbach, René Genesis, Isabella Grothe, Hartmut Kolakowsky u.a. | Regie: Dieter Kehler

Die Zahnärztin Marie-Louise ist bei Freunden eingeladen. Diese zeigen nach dem Abendessen Urlaubsdias von ihrem Aufenthalt auf den Nordseeinseln Amrum und Föhr. Plötzlich zuckt Marie-Louise zusammen: Eine Aufnahme zeigt ein Haus, das sie seit vielen Jahren in ihren Träumen sieht. Sie glaubt, es genau zu kennen; jeden Raum hat sie im Schlaf bereits betreten. Spontan beschließt sie, hinzufahren und mit dem Besitzer, einem zurückgezogen lebenden Maler namens Jens-Peter Rieten, zu sprechen. Irgendwie wird sie das Gefühl nicht los, dass sie hier den Schlüssel zum Verschwinden ihrer Mutter finden wird, die seit dreißig Jahren vermisst ist und angeblich bei einem Spaziergang im Wattenmeer ertrunken ist.......



Eva-Ingeborg Scholz begibt sich auf eine gefährliche Reise in die Vergangenheit, von der sie wenig weiß, aber durch ihre Träume einiges ahnt. Von Anfang an hegt das Publikum einen Verdacht gegen Peter Lühr, der als Einsiedler niemandem Rechenschaft schuldig ist und sich in seinem freundlichen, in erdigen Naturfarben gehaltenen Haus eine Festung geschaffen hat, die unliebsame (seltene) Besucher fernhalten und sein Geheimnis bewahren soll. Als Marie-Louise seiner Einladung folgt, seine Bilder betrachtet und im Wohnzimmer bei einer kleinen Jause mit ihm plaudert, senkt sich im Hintergrund die Sonne und die Furcht steigt im Zuseher hoch. Die letzte Fähre ist fort und die Frau muss im Haus des Malers übernachten. Obwohl sie bereits Zweifel hegt und Vermutungen über den Keller, dessen Eingang Jens-Peter Rieten mit einem Schrank versperrt hat, anstellt, bleibt Marie-Louise aus der Notwendigkeit, endlich erfahren zu müssen, ob ihre Mutter 1950 in diesem Haus für immer verschwand. Die Phantasie des Publikums wird durch subtile Gesten und Kamera-Einstellungen angeregt; für eine Vorabendserie geht der Maler ganz schön forsch zur Sache - man staunt über den Grad der Brutalität, die der Mann, ohne mit der Wimper zu zucken, anzuwenden im Sinn hat. Man fiebert mit Scholz mit, die sich tapfer und mutig schlägt. Die Auflösung fördert die logischen Schlüsse zutage, die man erwartet hat und rundet die gelungene Episode bestens ab. Die windumtobten Hänge auf der Insel bieten zudem eine erfrischende Kulisse für die Mordgeschichte. 5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.02.2013 15:01
#12 RE: Unheimliche Geschichten (1982) Zitat · Antworten

Bewertet: "Der lautlose Ruf" (Erstausstrahlung am 21. Juni 1982)
mit: Hannelore Zeppenfeld, Werner Schwuchow, Peter Böhlke, Axel Ganz, Gerd Hartig, Jochen Nix, Nikolaus Schilling, Michael Oenicke, Robert Thiem u.a. | Regie: Dieter Kehler

Anna Malbrecht schreckt eines Morgens aus einem Traum hoch, in dem sie ihren Vater auf sich zurennen sah. Mit ausgebreiteten Armen rief er um Hilfe. Dieses Bild lässt sie auch an ihrem Arbeitsplatz, einer Arzneimittelfabrik, nicht los. Als sie in ihrer Mittagspause wieder eine Vision ihres in Not geratenen Vaters hat, verlässt sie kurzentschlossen das Gebäude und fährt mit einem Taxi zum Frankfurter Hauptbahnhof. In der Eile hat sie allerdings weder Geld, noch Papiere bei sich. Dem Taxifahrer gibt sie ihre Adresse und ihre Armbanduhr als Pfand und steigt dann - natürlich ohne Fahrkarte - in den Schnellzug nach Hamburg. Sie stellt sich den damit verbundenen Schwierigkeiten mit Beharrlichkeit und Mut und muss zudem auch noch vor einem zudringlichen Fahrgast flüchten, der ihre Situation zu seinem Vorteil ausnutzen will.....



Die zwölfte Folge der Reihe ist im eigentlichen Sinn weder unheimlich, noch mysteriös, schafft es aber, den Zuseher bis zur letzten Sekunde mit der Hauptdarstellerin mitfiebern zu lassen. Der Verstand würde der Frau gebieten, bei ernsthafter Sorge um den alten Vater den mit einem Zweitschlüssel für die Wohnung von Opa Hofmeister ausgestatteten Hausmeister zu informieren oder einen Rettungswagen zu rufen. Läge wirklich ein dringender Notfall vor, käme jede Hilfe zu spät, da für die Fahrt von Frankfurt nach Hamburg einige Stunden an Zeit verstreichen. Hannelore Zeppenfeld reißt ihr Publikum jedoch mit ihrer Energie und Entschlossenheit mit und erweckt im Zuschauer Interesse für das bange Versteckspiel, das sie mit dem Fahrkartenkontrolleur führt. Immer, wenn man glaubt, nun fliege alles auf und sie müsse den Zug verlassen, findet sie ein neues Schlupfloch, das ihr ein wenig Zeit verschafft. Der schmierige Glatzkopf ist dabei die größte Bedrohung, die langsam aufgebaut wird und für spannende Momente sorgt. Die Zugaufnahmen vermitteln eine Atmosphäre der Enge und des Eingesperrtseins. Trotz der Verheißung von Mobilität ist der Fahrgast für eine bestimmte Zeitspanne seinen Mitreisenden ausgeliefert, was für Beklemmung sorgt und im Falle von Anna Malbrecht zur Gefahr wird. "Anna rennt" bekommt von mir ebenfalls 5 von 5 Punkten.

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