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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 3.161 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2
Giacco Offline



Beiträge: 2.517

13.09.2012 18:44
Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Nur tote Zeugen schweigen (Hipnosis)
Deutschland / Italien / Spanien 1962
Regie: Eugenio Martin
Darsteller: Heinz Drache, Götz George, Eleonora Rossi Drago, Margot Trooger, Werner Peters, Mara Cruz, Massimo Serato
Deutsche Erstaufführung: 31.1.1963

Ein Varieté-Hypnotiseur wird in seiner Garderobe erschlagen. Gleichzeitig verschwindet die Puppe Grog, die Teil seiner Bühnenshow ist. Als der ermittelnde Inspektor bei der Verfolgung des Tatverdächtigen in Lebensgefahr gerät, wird er von diesem gerettet.
Soweit der Ausgangspunkt dieses gut konstruierten Krimis, bei dem der Täter dem Zuschauer von Anfang bekannt ist, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Ein großer Pluspunkt des Films sind die Darsteller. Heinz Drache überzeugt wie immer als Inspektor, der sich so leicht nichts vormachen lässt. Ebenso glaubwürdig agiert Götz George. Dynamisch und mit körperlichem Einsatz spielt er einen begabten Jungboxer, der aus Geldnot einen verhängnisvollen Fehler begeht. Erwähnung verdient auch die Leistung von Jean Sorel, der glaubhaft den Mörder verkörpert (was an dieser Stelle ja ruhig verraten werden darf). Werner Peters als Kommissar hat leider nur sehr wenig Screentime.

Besonders interessant sind die weiblichen Charaktere, allesamt starke, selbsbewusste und eigenwillige Frauenfiguren. Für das Entstehungsjahr 1962 eher ungewöhnlich. Eleonora Rossi-Drago (die auch in "Teppich des Grauens" und "Die rote Hand" mitwirkte) spielt die Bühnenpartnerin und Geliebte des Ermordeten. Sie könnte dem Inspektor wichtige Hinweise geben, aber sie schweigt. Stattdessen spielt sie ihr eigenes Spiel. Gezielt greift sie in das Geschehen ein und zieht im Hintergrund die Fäden.
Die Schwester des Tatverdächtigen wird von Mara Cruz dargestellt. Sie glaubt felsenfest an die Unschuld ihres Bruders und tut alles, um ihn zu schützen. Ständig liefert sie sich Wortgefechte mit dem Inspektor, trickst ihn aus und schenkt seinen gut gemeinten Beteuerungen keinen Glauben. Dadurch gerät sie in Lebensgefahr. Margot Trooger, hier mit ungewöhnlicher Frisur als Choreographin, wirkt geheimnisvoll und undurchschaubar und beherrscht jederzeit souverän die Szene. Leider taucht sie in der zweiten Filmhälfte nicht mehr auf und auf ihre angedeutete persönliche Nähe zum Opfer wird nicht weiter eingegangen.

Mysteriös und eindrucksvoll in Szene gesetzt wird die Puppe Grog, die man von der Optik her als eine frühe Variante von "Chucky, die Mörderpuppe" beschreiben könnte.

Eugenio Martins straffe Inszenierung hält den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht. Insgesamt also ein durchaus sehenswerter Film, der schon ein bißchen in Richtung Psychothriller geht.

TasseKaffee Offline



Beiträge: 158

09.03.2014 01:24
#2 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Das ist auch noch ein Film, den man veröffentlichen kann. Ich glaube Pidax veröffentlicht ja im Moment einige Götz George Filme und Wallace ähnliche Filme verkaufen sich auch immer noch am besten bei Filmen aus den 60er Jahren

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.03.2014 01:36
#3 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Der ist auch auf der Filmjuwelen-Veröffentlichungsliste und wird voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal 2014 auf DVD erscheinen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

02.10.2015 18:25
#4 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Die DVD von Filmjuwelen ist nun für den 05.02.2016 angekündigt. Hoffentlich wird die Zeit noch für eine ordentliche Restauration genutzt... Hat noch jemand den Film gesehen und kann ggf. die Vorfreude bis dahin ein wenig steigern?

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

04.10.2015 13:51
#5 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Hallo Ray,

ich habe mir den Film mal wieder angesehen und gebe dir hier ein kurzes Statement ab.

Das Ensemble dieses Filmes geht voll auf. Alle Rollen wurden absolut glaubhaft besetzt. Heinz Drache agiert sehr gut als Inspektor, hebt sich für meinen Geschmack sogar ein bisschen von seinen Wallace-Auftritten ab. Götz George ist genial in seinem Part als Chris Kronberger. Aus Geldnot begeht er einen dummen Fehler, der ihm zum Verhängnis wird und den er im Verlauf der Geschichte vergeblich versucht auszubügeln. Georges Spiel umfasst einerseits das gehetzte, junge Ich Kronbergers, aber auch dessen Optimismus und Raffinesse, um aus seiner Situation zu entfliehen. George passt perfekt in die Rolle.
Jean Sorel hat mir als Mörder ebenfalls gut gefallen. Er gibt sich kalt und als Herr der Lage, beweist aber in einigen Szenen, dass er selbst auch mit dem Mord zu kämpfen hat. Seine Darstellung passt gut!
Die Damenwelt wird angeführt von Margot Trooger, die stets von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben ist und ihre Szenen klar dominiert. Leider bleibt sie bis zum Ende ein großes Geheimnis, da sie scheinbar zum Schluss ein bisschen vergessen wurde.
Eleonora Rossi-Drago gibt sich ebenfalls rätselhaft und vermag ihre Figur sehr spannend zu verkörpern.
Mara Cruz als letzte Dame im Bunde empfand ich als ein bisschen blass, aber ihre Rolle ist sehr gut angelegt und sie ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte.

Die Handlung selbst, bei der man von Beginn an den Mörder kennt, ist sehr spannend, nüchtern und kalt gehalten. Humor wird man in diesem Krimi vergeblich suchen, dafür aber auf eine sehr packende Geschichte stoßen, die von den Geheimnissen, Rätseln und Handlungen der diversen Charaktere lebt und bis zum Ende hin die Spannung konstant anzuziehen vermag.
Mir persönlich gefiel die Art der Inszenierung, die ohne Schnörkel und unnötige Komik, stilsicher durchs Geschehen führt.
Der gesamte Film eherhält damit eine sehr düstere, bisweilen gruselige, in jedem Fall aber sehr drückende Stimmung.

Ein Clou gelang den Machern allerdings mit der Puppe Grog, die mitunter an 80er Jahre Horrorfilme erinnert. Die Szene mit Grog sind jedenfalls toll gefilmt und sorgen für Stimmung, die der eines Psychothrillers manchmal näher kommt, als einem Kriminalfilm.
Letztlich wird aber alles logisch aufgelöst und damit trägt dieser Ausflug in Übernatürliche nur noch zusätzlich zu diesem sehr finsteren Film bei.

Unterstützt wird das Geschehen von einem ebenfalls sehr tieftönenden Soundtrack. Kein ausgeflippter Swing, oder die übliche Jazzmusik, sondern ruhig und melancholisch. Mir hat es gut gefallen!

Wie gesagt - für mich eine klare Empfehlung wert, der ich gerne

4 von 5 Punkten geben würde.

Könnte mir im Übrigen die ganze Geschichte als Mehrteiler vorstellen. Ich hatte bereits angesprochen, dass Troogers Rolle nicht vollständig aufgelöst wird und Andeutungen nicht weiter aufgegriffen werden. Mit etwas mehr Sorgfalt und eben möglicherweise in mehreren Teilen hätte hier durchaus eine interessante Kurzserie zustande kommen können.
Die Charaktere haben Potential und weichen vom klassischen Schema ab und hätte man sich für mehrere Episoden entschieden, hätte man vielleicht sogar ein Whodunit daraus machen können...

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

04.10.2015 13:52
#6 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen Ray, oder andere Mitglieder ebenfalls zu einem Statement locken

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

04.10.2015 14:07
#7 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Einige Anmerkungen meinerseits zu diesem Film, insbesondere zum Auftritt von Heinz Drache: Heinz Drache (11)

"Das ganze ist eine Sache der Vorstellungskraft. Phantasie."
(Heinz Drache in "Der Hexer")

Ray Offline



Beiträge: 1.930

05.10.2015 10:00
#8 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Das konntest du definitiv. Besten Dank Blinder Jack, dass du dir extra die Mühe gemacht hast, den Film nochmal anzusehen und dann eine ausführliche Rezension abzugeben.

Danke auch Cora Ann für den Link. Bin jetzt definitiv was schlauer und freue mich auf die Veröfentlichung. Alle Rezensionen in diesem Forum sind bisher positiv ausgefallen, dass lässt auf eine überdurchschnittliche Epigone schließen.

Da wäre ich gleich beim Thema. In Publikationen über die Wallace-Filme (insbesondere dem "Hallo"-Buch) wird dieser Film nicht erwähnt. Ohne jetzt eine algemeine Diskussion über die Definition bzw. die Merkmale einer Epigone lostreten zu wollen die Frage, woran das liegen könnte? Denn die Besetzung hat ja viel von Wallace bzw. den Epigonen. Liegt es am angesprochenen mangelnden "Whodunit"?

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

14.10.2015 12:31
#9 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Ich denke es liegt an dem völlig anderen Strickmuster des Films.
Nicht nur ein Whodunit fehlt, sondern auch die Herangehensweise an die Handlung ist letztlich grundverschieden.
Bereits die Rolle des Inspektors ist andersartig aufgezogen. In meinen Augen wäre es nicht vorstellbar, dass ein Wallace-Inspektor von einem vermeintlichen Mörder das Leben gerettet bekommt. Genauso wenig würde die Rolle des jungen Kronbergers ein solches Profil erhalten.

Ein weiterer Aspekt ist sicherlich auch der weitesgehend humorfreie Anstrich dieses Krimis. Darüber kann man vielleicht diskutieren.

Abgesehen von der Jahreszahl und einigen Darstellern, hat dieser Film in meinen Augen wenig zu tun - ist aber ein interessanter Kriminalifilm, ohne Frage.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

15.10.2015 23:03
#10 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Besten Dank! Muss ja vom Prinzip her auch nichts Falsches sein. Filme wie "Mörderspiel" zeigen schließlich, dass man auch fernab von Wallace & Co (sehr) gute Kriminalfilme auf die Leinwand zaubern konnte.

Sobald ich den Film gesehen habe, werde ich auch ein paar Anmerkungen zu dem Film schreiben.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

31.01.2016 20:55
#11 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Aus aktuellem Anlass noch einmal der Hinweis, dass der Film nächsten Freitag bei Filmjuwelen auf DVD erscheint. Die Veröffentlichungen von Epigonen werden ja immer weniger, weil es ja auch nicht mehr allzu viele unveröffentlichte gibt. Da ich wie gesagt den Film noch nicht kenne, hoffe ich, dass er hält, was Besetzung und bisher eingestellte Rezensionen versprechen!

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

06.02.2016 20:40
#12 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Heute bekommen und aus Zeitgründen nur die ersten 10 min gesehen. Fazit bisher: Hervorragend! Ausführliche Bewertung folft...

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

06.02.2016 20:41
#13 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Heute bekommen und aus Zeitgründen nur die ersten 10 min gesehen. Fazit bisher: Hervorragend! Ausführliche Bewertung folgt...

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

07.02.2016 21:36
#14 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Unten ist von meinen Vorrednern alles gesagt. Gute darstellerische Leistungen und die Spannung der Story wird ebenfalls hoch gehalten. Die mysteriöse Puppe gibt dem Film noch etwas Psycho-Stimmung. Manko ist, dass Trooger nicht ganz aufgelöst wird und Peters nur in einer Szene zu sehen ist.
Fazit: Film kann mit einigen Wallace durchaus mithalten. Wallace-Fans werden nicht enttäuscht. 4/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

09.02.2016 19:16
#15 RE: Bewertet: "Nur tote Zeugen schweigen" (1962, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Nur tote Zeugen schweigen (BRD/ESP/I 1962)

Regie: Eugenio Martin

Darsteller: Heinz Drache, Jean Sorel, Götz George, Eleonora Rossi-Drago, Mara Cruz, Margot Trooger, Werner Peters u.a.



Bauchredner Georg wird nach einem Auftritt erst von Chris Kronberger (George) niedergeschlagen und im Anschluss von seinem Assistenten (Sorel) getötet. Chris war von Georg beim Stehlen erwischt worden und war sofort geflohen, Assistent Erik hatte diese Situation ausgenutzt. Er ruft scheinheilig um Hilfe, ins Zentrum der Ermittlungen rückt daher Chris...

Wie schon herausgearbeitet worden ist, handelt es sich bei dem vorliegenden Kriminalfilm mit dem hoffnungslos reißerischen deutschen Titel "Nur tote Zeugen schweigen" um keinen Whodunit, so dass die Nähe zu Wallace in der Tat auf die Entstehungszeit und die Namen einiger Darsteller (Drache, Trooger, Peters) zurückzuführen ist.

Wer keinen Whodunit offeriert, der muss dies durch interessante Figuren und/oder Wendungen im weiteren Verlauf der Handlung ausgleichen, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Dies gelingt jedoch nur teilweise. Vielversprechende Figuren wie die der Katharina (Margot Trooger) werden leider links liegen gelassen, Heinz Draches Inspektor ist im letzten Drittel nicht präsent genug, was im Widerspruch dazu steht, dass er formal die Hauptrolle ausfüllt. Darüber hinaus fehlt es einigen Szenen schlichtweg an Prägnanz. So bleiben manche Figuren oder Handlungsstränge ungenutzt. Ein wenig seltsam mutet darüber hinaus der Umstand an, dass man die Story in deutsche Gefilde verlegt hat, die Dreharbeiten aber allem Anschein nach in Spanien stattfanden. Das Dreh- und Handlungsort auseinanderfallen, ist man aus Filmen dieser Zeit ja durchaus gewohnt, allerdings eher umgekehrt: in Deutschland gedreht, aber im Ausland, insbesondere England spielend.

Demgegenüber stehen einige positive Aspekte, die den Film nicht nur einmalig, sondern auch für weitere Sichtungen interessant erscheinen lassen. Zum einen eben jene unkonventionelle Herangehensweise, ohne klassischen Whodunit einen Kriminalfilm zu erzählen und dabei Wert auf andere Figurentypen - z.B. Georges "Loser-Typ" Kronberger - zu legen. Zum anderen sind die Spannungsszenen sehr atmosphärisch inszeniert und sorgen gerade im späteren Verlauf des Films für bisweilen wohligen Schauer, wozu vor allem jene mit der mysteriösen Bauchrednerpuppe Grog sorgen. Die Besetzungsliste liest sich zudem wie purer Zucker und hält größtenteils, was sie verspricht. Nur Werner Peters wurde mit lediglich einer Szene völlig verschenkt. Rossi-Drago bestätigt den sehr guten Eindruck, welchen sie in "Der Teppich des Grauens" hinterlassen hat. Kriminalfilme im Theater- oder Opernmilieu haben im Übrigen immer den Trumpf der Doppelbödigkeit auf ihrer Seite. Schließlich ist der Film erfrischend humorlos.


"Nur tote Zeugen schweigen" ist - schon in Ermangelung eines "Whodunits" - kein klassischer Wallace-Trittbrettfahrer. Möglicherweise liegt genau darin sein Reiz. Humorlosigkeit und Anleihen an den Psycho-Thriller sind weitere Abgrenzungsmerkmale. Dieser Aspekt sowie die tolle Besetzung machen den Film dennoch sehenswert, auch wenn Inszenierung und Figuren es mitunter an Prägnanz vermissen lassen. 3,5/5 Punkten.

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