Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 53 Antworten
und wurde 9.629 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

19.08.2012 11:50
Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Gott sei Dank sind in letzter Zeit eine nicht unbeachtliche Zahl an Fernsehkrimis von Pidax erschienen. Diese könnten wir in diesem Thread besprechen, einige davon wurden schon im Off-Topic genannt, vielleicht kann man die ja hier integrieren (wäre übersichtlicher, danke Webmaster!):

Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (328)
Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (320)
Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (328)
Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (328)

IMMER NUR MORDGESCHICHTEN (1968)
Regie: Wilhelm Semmelroth
Mit Sieghardt Rupp, Krista Keller und Friedrich Joloff sowie Thekla Carola Wied u. a.

Aufbau der Geschichte: eine jener Storys, die sich ganz langsam entfalten und auf ein bombiges Finale zusteuern. Man hat immer wieder Zweifel an dem, was erzählt wird. In diesem Falle zweifelt man durch geschickte Wendungen immer wieder an der Schuld/ Unschuld der Hauptfigur, bis das ganze in ein Finale endet, das sogar noch ein bißchen Whodunit ist. Für die Geschichte gibt's von mir die volle Punktanzahl.

Inszenierung: Regie führt Wilhelm Semmelroth, ein Mann, der eher durch seine Behäbigkeit als für seine Actioninszenierungen bekannt ist. Das hätte aber auch gar nicht zu ihm gepasst. Semmelroth liebte langsame Geschichten, das sieht man bei den Plüschkrimis und das sieht man auch hier. Ganz langsam baut er die Spannung auf, bis sie am Ende unerträglich wird. Er war der geeignete Mann für diese Art von Inszenierung. Das die Geschichte nur an wenigen Orten spielt, kam ihm sicherlich auch entgegen. Insgesamt gibt's für die Regie vier von fünf Punkten. Ein Punkt Abzug, weil man zwischendruch vielleicht etwas mehr aufs Tempo drücken hätte können.

Darsteller: Mit Sieghardt Rupp hat man zweifellos den perfekten Hauptdarsteller gefunden, der mal freundlich, mal undurchsichtig spielt und so selbst die mit ihm sympathisierenden Zuseher langsam zweifeln lässt. Geschickt lässt er seine Figur leben und bietet einen wunderbar zwielichtigen Charakter. Krista Keller als etwas naive, verliebte Ehefrau ist ein wunderbarer Gegenpart und wurde perfekt ausgewählt. Besonders erfreut hat mich auch Friedrich Joloff. Bei der Besetzung gibt's nichts zu bemängeln daher: 5 von 5 Punkten.

Sonstiges: Wer die Filme von Herrn Semmelroth kennt, merkt, dass er eine besondere Vorliebe für alternative Vorspänne hatte. Die Titel- und Schlusssequenz sind originell und mal etwas anderes (im Gegensatz dazu wurden ja oft die Titel bei Fernsehspielen nur auf schwarzem Grund eingeblendet). Die Wahl der Kulissen ist ebenso passend, man muss sich halt auf die Videoatmosphäre einstellen, die manchmal zu etwas bizarren Großaufnahmen führt.

Mein Urteil: "Immer nur Mordgeschichten" ist unter den TV-Krimis sicherlich ganz hoch in der Oberliga anzusiedeln. Wer mal nicht nur einen reinen Ratekrimi mit einem Mord am Anfang und der Suche nach dem Täter sehen möchte, sondern einmal etwas Anderes aber ebenso spannendes, der ist hier gut aufgehoben. Die fast zwei Stunden Laufzeit enttäuschen einen fast nicht, auch wenn, wie ich das oben schon erwähnt habe, ein bißchen Tempo Zwischendurch nicht geschadet hätte.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.08.2012 12:06
#2 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Da es sehr mühsam ist, Beiträge aus dem ellenlangen DVD-Thema zu extrahieren, hier die Beiträge von Prisma und Georg in einfacherer Form:


Zitat von Prisma im Beitrag RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ?
EINE TOTE SOLL ERMORDET WERDEN (1972)

mit Siegfried Lowitz, Günter Mack, Jutta Kammann, Harald Dietl, Ruth Maria Kubitschek, Katinka Hoffmann und Anaid Iplicjian

Ein pensionierter Inspektor von Scotland-Yard bekommt ein seltsames Angebot von einem Fremden. Für eine sehr hohe Summe soll er den perfekten Mord begehen und die Ehefrau dieses Auftraggebers ermorden. Seine Nachforschungen bringen allerdings etwas unglaubliches zu Tage. Das potentielle Mordopfer ist bereits unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Pidax arbeitet unerlässlich und brachte mir diese originelle TV-Produktion ins Haus. Die Geschichte ist unaufdringlich und beinahe extravagant, wenn sie auch im Endeffekt nicht ganz so perfekt bleibt, wie gewünscht. Trotzdem verfolgt man einen bemerkenswerten Siegfried Lowitz a.D. bei seinen spitzfindigen Ermittlungsarbeiten und den dazu gehörigen Verhören, die in ihren Dialogen sehr dicht und ausgefeilt geraten sind. Das TV-Spiel findet ausschließlich in Studiokulissen statt, das heißt in wenigen Räumen, und auf Außenaufnahmen oder flexible Ortswechsel wartet man vergeblich. So entsteht auch hier eine zu sehr isolierte Handlung, die aber in ihrem Vakuum eine ganz eigenartige Spannung vermittelt. Alles ist auf Siegfried Lowitz zugeschnitten, der sich hier selbst übertrifft, den Gesprächen und Dialogen sollte man sehr aufmerksam folgen, um den Faden nicht zu verlieren. Als Gesprächspartner stehen hochkarätige Darsteller zur Verfügung. Ein anspruchsvolles und glasklar aufgebautes TV-Vergnügen, das sich einiger Unstimmigkeiten nicht schämen muss!
Zitat von Georg im Beitrag RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ?
Eine Tote soll ermordet werden
Krimi (BRD 1972) mit Siegfried Lowitz, Günter Mack, Ruth Maria Kubitschek, Katinka Hoffmann, u. v. a.
Regie: Wilhelm Semmelroth

Sehr gelungener und unterhaltsamer TV-Krimi, in dem Siegfried Lowitz einen pensionierten Scotland-Yard-Inspektor gibt, der es nach seiner Pension nochmal mit der Klärung eines mysteriösen Falles aufnimmt, in dem nichts so ist, wie es scheint.
Grandios gespielt von Lowitz, der hier schon sehr viel von Erwin Köster hat. Die Methode, wie er den Täter überführt, hat José Giovanni in Der Alte schlägt zweimal zu auch verwendet. Lowitz war da also schon gewohnt, den Mörder mit einem gefälschten Tonbandgeständnis in die Ecke zu drängen.
Ruth Maria Kubitschek gibt eine etwas durchgeknallte Esoterik-Lady, Günter Mack einen undurchsichtigen Psychiater. Katinka Hoffmann seine Ex-Geliebte.
Unterhaltsam und raffiniert. Absolute Empfehlung!


Zitat von Prisma im Beitrag RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ?
IMMER NUR MORDGESCHICHTEN (1968)

mit Krista Keller, Sieghardt Rupp, Friedrich Joloff, Hildegard Jacob, Thekla Carola Wied

Bei Barbara und Paris war es Liebe auf den ersten Blick. Nach der schnellen Hochzeit freut sich die junge Ehefrau auf ein ruhiges Leben auf dem Lande, doch schnell kommen erste Zweifel an der Aufrichtigkeit ihres Mannes auf. Es scheint, als habe er einiges zu verbergen und wichtige Dinge aus seiner Vergangenheit verschwiegen. Schon bald spitzt sich die Situation drastisch zu, denn es gibt erschreckende Hinweise auf ein geplantes Verbrechen. Plant Paris seine Frau zu ermorden? "Immer nur Mordgeschichten" wurde ebenfalls von Pidax veröffentlicht, und das TV-Spiel überzeugt insgesamt, aber komischerweise vor allem durch seine überaus diffuse Atmosphäre. Obwohl alle Tatsachen auf dem Tisch zu liegen scheinen, kann man sich als Zuschauer nicht so recht entscheiden, wem man in dieser Geschichte eigentlich trauen darf. Ist Barbara nur exaltiert und leidet sie unter Wahnvorstellungen? Ist Paris tatsächlich so kaltblütig und berechnend wie es manchmal trotz seiner vertrauenswürdigen Art aussieht? Will das Nachbarehepaar mit seinen Mordgeschichten aus der Mottenkiste nur Unruhe stiften, womöglich um an neues Material zu kommen oder um Studien vorzunehmen? Es ist ein angenehmes Hin und Her, und man bekommt Schwierigkeiten seiner Kombinationsgabe zu trauen. Die Auswahl der Darsteller wirkt treffsicher in dieses Konzept hinein. Krista Keller, hier mal abwechslungsweise mit leicht naiven Zügen, aber mit genau so viel Potential ausgestattet, in unterschiedlichste Stimmungen zu verfallen, spielt großartig auf. Oder Sieghardt Rupp, der mit selbstsicherer Ruhe agiert und mit manipulativen Zügen misstrauisch macht, wirkt hochkonzentriert. Ein tolles Gespann für dieses Gedankentauziehen. Hin und wieder wirkt die Geschichte etwas antiquiert, sogar wenig glaubwürdig, allerdings immer gut nachvollziehbar. Dieser TV-Film ist bestimmt nicht atemberaubend, gefällt aber mit eigenwilligem Konzept.


Zitat von Prisma im Beitrag RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ?
100.000 $ BELOHNUNG (1961)

mit Inge Langen, Helmuth Schneider, Inge Conradi, Lis Verhoeven, Harry Grüneke

Bei derm Einbruch in eine Bank erschießt ein Unbekannter einen Nachtwächter und erbeutet fast zweieinhalb Millionen Dollar. Zur Ergreifung des Täters werden hunderttausend Dollar Belohnung ausgesetzt. Der Weg führt die Polizei in die Villa eines Ehepaares Franklin und Sissi, das plötzlich zu großem Geld gekommen zu sein scheint. Die Polizei staunt nicht schlecht, als Sissi ihren Mann plötzlich als Schuldigen ans Messer liefert um die Belohnung zu kassierern. Doch nun soll der Terror erst richtig beginnen. Dieser Film rundet mein Pidax Triple zufriedenstellend ab. Ich muss zwar zugeben, dass ich gerade hier einige Anläufe gebraucht habe, weil der Film nicht so recht in Gang kommen wollte, doch in Sachen Überraschungen und Wendungen bekommt man in dieser Erzählung schließlich noch so einiges geboten. Es ist wieder einmal kaum zu entschlüsseln, wem man eigentlich trauen kann, die Absichten der Beteiligten scheinen zunächst glasklar zu sein, doch man wird geschickt in die Irre geleitet. Dazu trägt die großartig aufspielende Inge Langen einen Löwenanteil bei, aus ihrer selbstsicheren Sissi wird im Verlauf eine Frau, die den Verstand zu verlieren droht und zusätzlich von allen Seiten in Bedrängnis gebracht wird. "100.000 $ Belohnung" findet in wenigen Räumen statt, die sich als Dreh- und Angelpunke für Verwirrungen und Überraschungen erweisen. Diese als Kriminalkomödie ausgegebene Produktion überzeugt durch einen klaren Aufbau und wird vor allem von den sehr glaubhaften, dynamischen Darstellern und den ausgezeichneten Dialogen getragen. Wirklich gelungen!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.08.2012 12:20
#3 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Das war eine gute Idee, diesen Thread zu eröffnen Da ich zunächst ehrlich gesagt nicht so richtig wusste, wohin ich die Anmerkungen posten sollte, hatte ich mich für Kurzversionen im Untergangsthread entschieden. Ab sofort weiß ich jetzt, wohin damit und das wird sich bestimmt beim nächsten Mal auf die Ausführlichkeit der Besprechungen auswirken, denn von Pidax wird es bei mir in absehbarer Zeit definitiv neuen Nachschub geben!

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

23.09.2012 11:41
#4 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

EIN TOTER STOPPT DEN 8 UHR 10 (1972)
Regie: Michael Braun, mit Wolf Richards, Werner Bruhns, Claudia Wedekind, Franz Rudnick, Friedrich Georg Beckhaus u. a.

Ganz so ausführlich wie das letzte Mal will und kann ich diesen Film hier nicht beschreiben, daher mache ich es kurz: der begabte TV-Regisseur Michael Braun liefert mit "Ein Toter stoppt den 8 Uhr 10" einen rasanten Kriminalfilm ab, der nicht nur Abwechslung in der Wahl der Schauplätze bietet, sondern auch mordsmäßig gute Besetzungen. Die Tatsache, dass hier nicht die großen Namen in den Titelrollen zu sehen sind, schadet dem Film nicht. Im Gegenteil: durch die eher unverbrauchten Gesichter (mal abgesehen von Werner Bruhns) kann man sich auch nicht so schnell einen Reim auf die tatsächliche Rolle der jeweiligen Figuren machen. Gott sei Dank holte Dr. Braun als Komponisten Klaus Doldinger, der für ihn damals ja auch schon den Soundtrack zu "Okay S.I.R." schrieb. Doldingers Musik macht aus dem ohnehin rasanten Film ein temporeiches Spektakel.
Zugegebenermaßen sind nicht alle Stoffe von Stefan Murr gleich interessant, die Höhne-"Tatort"-Folge, die auf einer Idee dieses Autorenpaares (Murr ist ja ein Pseudonym) beruht, war beispielsweise nicht so toll. "Ein Toter ..." bietet jedoch zweifellos eine gute Vorlage.
Ein sicherlich unkonventioneller Kriminalfilm, der sich zwischendurch wunderbar zur Entspannung eignet!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

24.09.2012 07:56
#5 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Gruss
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2012 17:30
#6 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten



Räuber und Gendarm

TV-Kriminalfilm, BRD 1977. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Mischa Mleinek, Hans-Jürgen Tögel. Mit: Eddi Arent, Hans Putz, Corny Collins, Eva Astor, Helmut Wöstmann, Rolphe de la Croix, Korinna Rahls, Rolf Dienewald, Hanns Bernhardt, Heidi Vogel u.a.

Zitat von Räuber und Gendarm
Herr Hoff und Herr Siebert frühstücken jeden Dienstag und Freitag gemeinsam und sind außerdem eingespielte Billardpartner. Die beiden Männer sprechen über Gott und die Welt, aber Geheimnisse bleiben. Dass Herr Hoff zum Beispiel für einen äußerst raffinierten Bankraub verantwortlich zeichnet, bei dem er auf seine Erfahrung als Maskenbildner zurückgriff. Aber wie sollte er das Herrn Siebert auch verständlich machen? Dieser arbeitet schließlich bei der Kriminalpolizei.


Ein Heist-Movie, heruntergebrochen auf die Menschen von nebenan. So könnte man „Räuber und Gendarm“ kurz und knapp beschreiben. Denn nichts anderes als ein Heist-Movie ist es, wenn man Eddi Arent bei der Planung und Vorbereitung zweier Banküberfälle beobachten, seine Methoden studieren und seine Cleverness bewundern darf, sich damit ganz und gar auf seine Seite gezogen fühlt und im Katz-und-Maus-Spiel der beiden guten Bekannten klar Stellung bezieht. Und dennoch geht alles etwas ruhiger, gemächlicher, freundlicher zu als in den meisten Filmen dieser Art. Die große Verkündung „FSK-0“ auf dem Cover der DVD nimmt vorweg, was im Film Programm wird: Harmlose Unterhaltung bietet der spätere „Derrick“-Regisseur Hans-Jürgen Tögel in seiner allerersten Regiearbeit, aber er bereitet sie ansprechend und auch ein wenig anrührend auf. Und dass zwischen Gemütlichkeit und Langeweile ein schmaler, aber deutlicher Grat besteht, sollte sich ja auch herumgesprochen haben.

Ich habe mir hier und da zweifelnde Blicke eingefangen, als ich verkündete „Eddi Arent war ein hervorragender Komiker, aber kein guter Schauspieler.“ Es besteht kein Anlass, diese Meinung zu revidieren, wohl aber darauf hinzuweisen, dass es a) weder für jede Rolle einen großen Charakterdarsteller braucht, wenn es im Grunde doch nur darum geht, einen guten, etwas fehlgeleiteten Typen zu geben, und b) auch ein Mime vom Kaliber eines Eddi Arent im Laufe einer langen Karriere viel hinzulernt. Das Ergebnis, wenn Arent die Hauptrolle stemmt, sind nicht immer völlig glaubhaft gesprochene Textzeilen, wohl aber ein angenehm vertrautes Sehgefühl und die Sicherheit, dass mit der Besetzung nichts falsch gemacht wurde.

Auch und vor allem besteht zwischen Eddi Arent und Hans Putz eine glänzende Chemie, weil sie sich interaktiv auf das Wesentliche konzentrieren: zwei Männer zu zeichnen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, weil sie in der Routine des Alltags vergessen haben, was es heißt, dasselbe zu genießen. Der Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass Herr Hoff versucht, diesem Debakel zu entkommen. Man freut sich deshalb darüber, dass es ihm am Ende gelingt, auch wenn das Abschließen mit dem Gewohnten eine große Veränderung bedeutet.

Zu bemerken bleibt, dass „Räuber und Gendarm“ keineswegs, wie manchmal behauptet, eine Kriminalkomödie ist. Auf komödiantische Elemente wurde völlig verzichtet, was sicher auch für Arent eine willkommene Abwechslung und von ihm und Tögel absichtlich so angelegt war.

Intelligentes Fernsehspiel mit außergewöhnlicher, aber treffsicherer Besetzung. Die Verprivatisierung eines Verbrechens bringt einen Hauch von Belanglosigkeit ins Spiel, der jedoch durch gute Dialoge passabel kaschiert wird. 4 von 5 Punkten.

Bei Youtube findet man einen Trailer zu „Räuber und Gendarm“:

Georg Offline




Beiträge: 3.263

08.10.2012 18:01
#7 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Zitat
„Derrick“-Regisseur Hans-Jürgen Tögel in seiner allerersten Regiearbeit

Wohl eher "Der Alte"- und "Siska-Regisseur, denn "Dein Bruder, der Mörder", Derrick #251, war ja wohl aufgrund der fehlenden Chemie zwischen Tappert und Tögel nur ein Gastspiel.
Als Krimiregisseur war dieser Mann aber sehr begabt.

Ansonsten stimme ich Deiner Analyse im Großen und Ganzen zu, in "Der Herr der Sketche" wurde Räuber und Gendarm sogar als "leises Psychodrama" bezeichnet, während TV-Programme von damals eine Krimikomödie ankündigten. Den Begriff Komödie hier zu verwenden ist aber, da gebe ich Dir recht, eigentlich nicht ganz richtig.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.11.2012 15:06
#8 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

BEWERTET: "Besuch aus der Zone" (Deutschland 1958)
mit: Siegfried Lowitz, Werner Peters, Olga von Togni, Paula Denk, Uwe Friedrichsen, Lieselotte Walter, Hans Dieter Zeidler, Walter Richter, Herbert Hübner, Max Mairich, Willy Semmelrogge, Mila Kopp, Otto Stern u.a. - Drehbuch: Helmut Pigge, Rainer Wolffhardt - Regie: Rainer Wolffhardt - nach dem Hörspiel von Dieter Meichsner



Die Unternehmer Kleinschmidt und Reichert haben im Osten Deutschlands zusammen einen Betrieb aufgebaut. Kleinschmidt ist jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in den Westen gegangen und hat Reichert und die Fabrik zurückgelassen. Die Kunstfaser Reylon, die dem Unternehmen das Überleben sichert, wird in großen Mengen exportiert, auch Kleinschmidts neuer Arbeitgeber benötigt das Produkt. Plötzlich wird jedoch eine Großbestellung ohne Angabe von Gründen storniert, was den Unternehmer im Osten seine Existenz kosten kann. Reichert setzt sich deshalb mit seiner Familie in den Zug und sucht seinen alten Freund Kleinschmidt auf, um seinen Betrieb zu retten. Die Wiedersehensfreude wird bald getrübt, als sich Kleinschmidt vor der Wahrheit drücken und Reichert unter allen Umständen die Hintergründe erfahren will ...

Siegfried Lowitz und Werner Peters tragen die Produktion des Süddeutschen Rundfunks. Sie verkörpern zwei gegensätzliche Wirtschaftssysteme, stehen aber auch für das geteilte Deutschland, das Familien auseinandergerissen und Freunde einander entfremdet hat.

Zitat von DER SPIEGEL Sonderheft: Die 50er Jahre - Vom Trümmerland zum Wirtschaftswunder, Nr. 1/2006, S. 83
Die Probleme unterscheiden sich nicht grundsätzlich. Die Industriezentren Sachsens und Thüringens liegen [nach dem Zweiten Weltkrieg] genauso in Schutt und Asche wie das Ruhrgebiet, der Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen ergießt sich ebenso nach Mecklenburg wie nach Schleswig-Holstein. Hunger und Wohnungsnot herrschen in den Ruinen Berlins und Dresdens nicht minder als in den rußgeschwärzten Steinwüsten von München und Köln. [...] Die Lösungen allerdings, auf die Ost und West jeweils setzen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Bundesrepublik vertraut für den Wiederaufbau profitorientierten Privatunternehmern, die SED setzt auf staatliche Kommandowirtschaft.




Der Optimismus, der in den Fünfziger Jahren im Westen herrschte, als die Kriegstrümmer weggeräumt wurden und neues Wirtschaftstreiben seinen Lauf nahm; die Aufbruchstimmung in der Bevölkerung, die nach vorne schaute und sich langsam wieder eine Existenz aufbauen konnte, wird von Werner Peters glaubhaft dargestellt. Sein Zusammenspiel mit dem wohlgenährten Hans Dieter Zeidler, der als Firmenchef Brötscher an Ludwig Erhard erinnert, steht für das sogenannte Wirtschaftswunder, das Millionen Neubauwohnungen schafft und den Deutschen Arbeitsleistung abverlangt, die ohne Murren gegeben wird. Viele verdrängen dadurch die unrühmliche Vergangenheit und richten den Blick in die Zukunft. Olga von Togni im Pelzmantel ist bemüht, ihrer ostdeutschen Freundin zu erklären, dass auch im Westen nicht alles Gold ist, was glänzt und, dass die Familie in den ersten Jahren viele Entbehrungen auf sich nehmen musste. Hermann Kleinschmidt, der immer noch zur Hälfte an Reicherts Unternehmen beteiligt ist, denkt auch an seine eigenen Rücklagen, wenn der ostdeutsche Betrieb in Konkurs geht oder enteignet wird. Reylon ist im Osten nicht als Patent angemeldet worden, da es sonst volkseigen geworden wäre.

Zitat von DER SPIEGEL Sonderheft: Die 50er Jahre - Vom Trümmerland zum Wirtschaftswunder, Nr. 1/2006, S. 86
Dass die DDR-Wirtschaft nie wirklich Erfolg hat, ist letztlich jedoch selbst verschuldet. Von 28.000 Industriebetrieben verlegt jeder siebte aus Angst vor Enteignung bis 1953 seinen Sitz nach Westdeutschland; die besten Fachleute nehmen sie oft mit.


Siegfried Lowitz und seine Frau Paula Denk, sowie Tochter Lieselotte Walter leben in Gorna, wobei damit eigentlich eine Stadt in Niederschlesien, heutiges Polen bezeichnet wird. Wo Peters mit Frau Olga von Togni und Sohn Uwe Friedrichsen wohnt, wird nicht gezeigt. Der Zug soll aus Richtung Hof mit Kurswagen aus Leipzig kommen, mehr wird nicht verraten.
Der Gewissenskonflikt, dem Reichert ausgesetzt wird, betrifft die Lebensumstände seiner Familie. Soll er seiner Frau und seiner Tochter zuliebe im Westen bleiben, dafür jedoch seine Angestellten der Gefahr der Verhaftung aussetzen? Der Film ist deshalb so glaubwürdig, weil er die Zukunft nicht voraussehen kann. Die politische Entwicklung ist absehbar, aber die Hoffnung noch nicht erloschen. Wolffhardt inszeniert den "Besuch aus der Zone" mit einfachen Mitteln, ohne Pathos, sondern klarlinig und lebensnah. Die Momentaufnahme eines Lebens, von dem immer auch andere Menschenleben abhängen und dessen Scheitern auch andere aus der Bahn wirft.

PIDAX hat hier ein kleines Juwel ausgegraben, dem man viele Käufer wünscht.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

07.11.2012 21:34
#9 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Au ja, BESUCH AUS DER ZONE hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn der Film eigentlich nicht in diesen Thread gehört, da er kein Krimi ist.

Toll fand ich übrigens auch TAGEBUCH EINES FRAUENMÖRDERS aus dem Jahre 1969!
Regisseur Helmut Käutner, für seine extravaganten TV-Fernsehspiele bekannt, liefert hier eine Kriminalsatire mit einer Bombenbestzung ab. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: Helmut Qualtinger, Siegfried Lowitz, Günter Pfitzmann, Ingrid van Bergen, Paul Klinger, Udo Vioff, Elisabeth Wiedemann und sogar "Millinger" Henning Schlüter.
Vor allem Lowitz bietet hier eine wahnsinnig gute Vorstellung als geld- und sensationsgieriger Zeitungsverleger, der um jeden Preis (um wirklich jeden!) Geschäft und "Quote" machen will. Sogesehen hat der Film nichts von seiner Aktualität verloren.
Mal was anderes, kein üblicher TV-Krimi, aber eine Produktion mit sehr viel Charme. Toll fand ich auch, dass die einzelenen Handlungssequenzen mit Titeln versehen wurden.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.11.2012 22:38
#10 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten



TAGEBUCH EINES FRAUENMÖRDERS (1969)

mit Siegfried Lowitz, Helmut Qualtinger, Günter Pfitzmann, Ingrid van Bergen, Paul Klinger, Christiane Schröder, Elisabeth Wiedemann, Henning Schlüter, u.a.


Der kleine Heiratsschwindler Rudi Böhm (Helmut Qualtinger) trifft bei der Begutachtung eines neuen, lohnenden Objektes seinen alten Klassenkameraden Lehmann (Günter Pfitzmann) wieder, der als Schriftsteller tätig ist und stets auf der Suche nach neuen Sensationen ist. Da Böhm in diesem Zusammenhang das große Geld wittert, präsentiert er sich kurzerhand als Frauenmörder. Nun wird er dem Agenten Marojan (Siegfried Lowitz) vorgestellt, der mit dem angeblichen Mörder ein Geschäft abschließt. Er soll Tatsachenberichte liefern, die die Auflagen um einiges steigern sollen. In der Zwischenzeit wird Böhm aufgrund einer anonymen Anzeige verhaftet, doch Kriminalrat Rose (Paul Klinger) setzt ihn wieder auf freien Fuß, in der Gewissheit es mit keinem Mörder zu tun zu haben. Um den Deal mit den Illustrierten trotzdem beizubehalten, kommt es zum Auftragsmord...

"Schwarzgründig und bitterböse" urteilte die Hörzu über dieses von Helmut Käutner inszenierte Fernsehspiel von 1969. Zunächst muss man einmal betonen, dass man es hier tatsächlich mit einem Besetzungsfeuerwerk zu tun bekommt und alle Beteiligten zeigen sich, der Aufmachung des sehr eigenartigen Kriminalspiels entsprechend, in bester Laune. "Tagebuch eines Frauenmörders" ist ein sehr vielversprechender Titel, der allerdings wie der Verlauf in eindeutiger Manier beweist, stark in die Irre führt und man sicherlich nicht das bekommt, was man eigentlich erwartet hat. In der Silhouette der grenzenlosen Überzeichnung wimmelt geradezu vor Kritik an der Sensationsgier der Massenmedien und der Kolportage-Bereitschaft des Konsumenten. Wie bereits richtig erwähnt wurde, hat die Thematik nichts an Brisanz und Aktualität verloren. Die Inszenierung ist raffiniert und mit ihren zahlreichen grotesken Inhalten und Dialogen geradezu geistreich, wer einen soliden, beziehungsweise klassischen Krimi erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht sein, was zunächst auch bei mir der Fall war. Wenn man sich aber auf dieses Kabinettstückchen einlassen kann, wird man sich schlussendlich blendend unterhalten fühlen und sich darüber hinaus gut amüsieren. Klatsch und Tratsch der besonderen Sorte!

Siegfried Lowitz brilliert als rücksichtsloser Agent, der sich nur den Verkaufszahlen der Illustrierten verpflichtet fühlt, der folglich Moral und Gewissen höchstens noch als Vokabeln kennt. Die hemmungslose Darstellung dieses hier immer in Aktion tretenden und hektischen Mannes, bringt Siegfried Lowitz auf den Punkt. Günter Pfitzmanns ausgeglichenes Schauspiel sorgt für sehr angenehme und überzeugende Momente und Helmut Qualtinger übertrifft sich als mutmaßlicher Frauenmörder in jeder Einstellung selbst. Ingrid van Bergen überrascht mit einer guten Portion Selbstironie als Frau des Agenten, die bei jedem Vertragsabschluss als Zugabe für diverse Herren mit inbegriffen zu sein scheint, es ist schon alleine sehr unterhaltend, diese Herrschaften dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig ungezügelt hochschaukeln. Paul Klinger gibt den Kriminalrat als Freund-und-Helfer-Persiflage sehr stimmig, der Rest der Besetzung ist mit Udo Vioff, Christiane Schröder, Martin Hirthe oder Henning Schlüter auf außerordentlich hohem Niveau. Die anfängliche Skepsis schlug also insgesamt in gelungene Unterhaltung um, "Tagebuch eines Frauenmörders" ist definitiv einmal etwas anderes gewesen, und Freunde des schwarzen Humors kommen hier bestimmt auf ihre Kosten. Eigenwillig und sehenswert!

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

12.12.2012 17:14
Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Kopf in der Schlinge

Huhu Leute - gibt noch einen Thread zu dem Hammer Film ???

Dank Pidax gibts in auf DVD und ich hatte in im Stiefel Kein Plan von nix und reingelegt und Begeistung pur Veraten darf ich nix - weil kann man sich ansich nur einmal ansehen aber äußerst du empfehlen !!!! allein die Musik wirkt wirklich Spannungs-aufbauend.

http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspie...derschlinge.htm

Note 5 von 5

---------------------------------------------------

Immer wenn du lügst, muss Jesus Blut weinen.

(Todd Flanders)

Editiert von Gubanov am 12.12.2012, 18.25 Uhr - Beitrag in passendes Thema integriert

717 Offline



Beiträge: 2

04.01.2013 19:20
#12 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Zitat von Mark Paxton im Beitrag #4
EIN TOTER STOPPT DEN 8 UHR 10 (1972)
Regie: Michael Braun, mit Wolf Richards, Werner Bruhns, Claudia Wedekind, Franz Rudnick, Friedrich Georg Beckhaus u. a.



Kann bitte mal jemand Screenshots von der DVD einstellen.

Von Pidax gibt es schon was. Aber: Völlig unscharf und sogar fast verpixelt. Ist bei den Pidax Bildern was schiefgelaufen? Oder ist die Bildqualität der DVD wirklich so schlecht?

http://www.pidax-film.de/product_info.php?products_id=276



Georg Offline




Beiträge: 3.263

04.01.2013 19:42
#13 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Die Bilder auf der Homepage stammen noch aus der alten TV-Aufzeichnung. Hier zwei Screenshots aus der DVD.

Angefügte Bilder:
PDVD_093.JPG   PDVD_094.JPG  
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2013 02:30
#14 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Das sieht im Vergleich nicht schlecht aus. Fälle, in denen Bilder älterer Quellen für die Website verwendet wurden, gab es auch bei anderen Publikationen, z.B. bei "Perrak".
http://ecx.images-amazon.com/images/I/61AockgD1KL.jpg

Das angegebene 1,66:1 ist das aber beim "Toten" nicht wirklich. Tatsächlich eher ein 1,50:1 und damit schon näher an einem Vollbild als am Original.

717 Offline



Beiträge: 2

07.01.2013 22:44
#15 RE: Bewertet: diverse TV-Krimis von Pidax Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #13
Die Bilder auf der Homepage stammen noch aus der alten TV-Aufzeichnung. Hier zwei Screenshots aus der DVD.


Danke Georg. Aber was für eine "TV-Aufzeichnung" ist das? Ohne Senderlogo? Aus den 70ern? Eine MAZ? Naja, egal.


Hat jemand eine Idee, warum überhaupt "1,66:1"? War ein Kinoeinsatz geplant?
Vor allem warum hat Pidax das auch noch auf das nicht existente Format "1,50:1" beschnitten??

Und ja, die völlig überzeichneten Farben: Gesichtsfarbe Orange!!
Colorgrading? Sieht aus wie digitaler Nachbearbeitungs-Pfusch. Mal wieder, leider.



Schade, die DVD also lieber nicht.

Seiten 1 | 2 | 3 | 4
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz