Wie ihr Anwalt mitteilte, ist die Schauspielerin Susanne Lothar im Alter von nur 51 Jahren gestorben. Lothar gehörte zu den profiliertesten deutschen Theater- Film- und Fernsehschauspielerinnen. Die in Hamburg geborene Tochter von Hanns Lothar und Ingrid Andree arbeitete im frühen Stadium ihrer Laufbahn überwiegend auf den "Brettern, die die Welt bedeuten" und wurde in den 80er Jahren mit zahlreichen bedeutenden Theaterpreisen ausgezeichnet, darunter der Boy-Gobert-Preis, die Kainz-Medaille der Stadt Wien und der O.E.-Hasse-Preis. 1988 wählte sie die Zeitschrift "Theater Heute" zur Schauspielerin des Jahres. Immer wieder arbeitete sie mit Peter Zadek zusammen; in der Titelrolle von Zadeks Wedekind-Inszenierung "Lulu" feierte sie einen ihrer größten Bühnenerfolge. Einer ihrer wenigen Kinofilme aus dieser Zeit war Tankred Dorsts mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichneter "Eisenhans" (1983). Im Verlauf der 90er Jahre verlagerte Lothar den Schwerpunkt ihrer Arbeit zunehmend auf Kinoleinwand und Mattscheibe. Michael Haneke besetzte sie in "Funny Games" (1997) und "Die Klavierspielerin" (2001).

Für Seichtes war Susanne Lothar nicht zu haben. International renommierte Filmemacher vertrauten ihrer Kunst, etwa Constantin Costa-Gavras ("Der Stellvertreter", 2002) und Stephen Daldry ("Der Vorleser", 2008). Ihre Fernsehfilme bewegten sich zumeist abseits des Mainstreams. Erst in den letzten Jahren war sie vermehrt in Episodenrollen zahlreicher Krimiserien zu sehen, etwa "SOKO 5113", "Das Duo", "Der Kriminalist" und "Kommissar Stolberg". Auch hier absolvierte sie famose, denkwürdige Auftritte, etwa in Aelrun Goettes "Tatort: Der glückliche Tod" (2008), Marcus Ullbrichts "Der Alte: Oder du stirbst" (2010) und in Ed Herzogs "Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin" (2012). Ihre erneute Kollaboration mit Michael Haneke wurde zu einem Triumphzug. Dessen Parabel "Das weisse Band" (2009) erhielt die Goldene Palme, den Golden Globe, eine Oscar-Nominierung - und brachte Lothar eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin ein. Susanne Lothars Spezialität waren verhärmte, traurige Figuren - Figuren, die sich demütigen lassen und selten den Mut aufbringen dagegen anzugehen. Selten, dass man Susanne Lothar im Film einmal lächeln sah. Dementsprechend war sie kaum in komischen Rollen zu bewundern, und wenn doch, dann waren dies immer groteske Überhöhungen ihres dramatischen Rollentypus, tragikomische Gestalten, die sich ihrer Lächerlichkeit unbewusst sind, etwa die Mutter von Heinz Strunk in der schrecklich-schrillen Harburg-Hommage "Fleisch ist mein Gemüse" (2008) (für deren Verkörperung sie ebenfalls eine Filmpreis-Nominierung erhielt), oder die Schwester von Tresenphilosoph "Dittsche" (2011).

Bis zu dessen Tod im Juli 2007 war Susanne Lothar mit dem Schauspieler Ulrich Mühe, mit dem sie eine Tochter (17) und einen Sohn (14) hatte, verheiratet. Nun ist sie genau fünf Jahre später ebenfalls viel zu früh verstorben.

Susanne Lothar ist mir aus einer kleinen Rolle in der schönen Poirot-Verfilmung "Murder on the Orient Express" mit David Suchet bekannt. Vor allem ihres jungen Alters wegen ist Lothars Tod eine traurige Sache. Merkwürdig, dass ihr Ableben in der IMDb noch gar nicht eingetragen ist.

Mittlerweile ist es auch dort eingetragen, bei Nicht-Hollywoodstars dauert dieser Prozess immer etwas länger; das ist mir schon häufiger aufgefallen. Aber soger der "Hollywood Reporter" hat einen Artikel zum Ableben Lothars veröffentlicht.

Ach, es ist wirklich ein Jammer. Susanne Lothar habe ich in so vielen Rollen gesehen, immer war sie gut, immer war sie völlig uneitel. Sie hinterlässt eine große künstlerische Lücke. Und natürlich ist das eine persönliche Tragödie; dass ihre beiden noch nicht volljährigen Kinder jetzt Vollwaisen sind, das ist wirklich traurig und tut mir unendlich leid.

auch auf die Gefahr hin zu polarisieren: schauspielerisch und künstlerisch unterschreibe ich ALLES, was hier geschrieben wurde. Menschlich war sie jedoch sehr, sehr schwierig (um das mal positiv auszudrücken).
Meine Frau hatte Fr. Lothar mal kennengelernt, daher weiß ich das aus erster Hand. Aber das ist ihr (finde ich) auch in ihren Rollen anzumerken.
Es ist noch hinzuzufügen, daß man über die Todesursache nichts hört und das die Info über ihr Ableben von einem Anwalt kommt. Interessant wird es, wenn man diese an sich getrennten Infos zusammenlegt.

Wie gesagt, künstlerisch war sie eine der herausragenden Schauspielerinnen unserer Jahre!!!