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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 682 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Georg Offline




Beiträge: 3.259

17.06.2012 10:47
Bewertet: "Macky Pancake" (Dreiteilige Krimiserie, 1961) Zitat · Antworten

Macky Pancake - Die Abenteuer eines Unwahrscheinlichen
... so lautet der Titel einer dreiteiligen Serie mit Wolfgang Neuss, deren Folgen zwar reißerische Titel tragen ("Der Tote vom Balkon", "Der Mann hinter der Gardine", "Es geschah im Nebel"), die aber eher als Persiflage auf die Krimiwelle der frühen Sechziger zu verstehen ist, denn als seriöse Krimiserie. Als Pancakes Assistent Wumme einen Mörder die Handschellen anlegt, fällt sogar der auf Edgar Wallace bezogene Satz "Es ist unmöglich, von Wumme nicht gefesselt zu sein!".
Gestern Nacht liefen alle drei Folgen der Serie, die noch dazu ungünstiger Weise unterschiedliche Längen aufweisen (22', 26' und nur 16') und leider auch keinen Abspann haben, was nicht die Schuld von 3sat ist, sondern was wohl darin begründet liegt, dass außer der finalen Einblendung "Eine Produktion des Senders Freies Berlin hergestellt von der Hans Oppenheimer Produktion" schon damals nicht mehr dem Publikum verraten wurde. Regie soll laut damaligen Zeitschriften und meinen Unterlagen Jochen Wiedermann geführt haben, während in der vor der Serie gezeigten Doku über Wolfgang Neuss der Regisseur Dieter Fenner über die Entstehung der Serie erzählt. Unheimlich klangvoll und reißerisch fand ich auch die Titelmusik, deren Komponist leider auch unbekannt ist.
Neuss als Pancake wendet sich mehrfach ans Publikum und erzählt, dass die Fälle nicht in Deutschland spielen, denn deutsche Polizisten würden natürlich nicht im Dienst trinken. Es folgen eine Anhäufung flotter Sprüche, die manchmal durchaus zünden ("Wenn Sie das trinken, kriegen Sie Blasen auf den Augen!", "Ich trinke jetzt 'ne Tasse Whisky" oder "Ich mag keine Verdächtigen, die die Wahrheit sagen!"), aber häufig eben doch nicht sitzen. Insofern hatte die damalige Programmpresse schon recht, wenn sie davon sprach, dass Pointen nicht sitzen und die Serie wenig originell sei. Letzteres finde ich nun wiederum nicht, denn für die frühen Fernsehtage war "Macky Pancake" doch etwas ganz Neues, wenn man will, sogar ein Krimi, denn in jeder Folge gibt es mehrere Verdächtige und ein Whodunit. Der Witz besteht dann darin, dass Macky Pancake den Fall nie selber löst oder lösen kann (weil er vielleicht zu dumm ist?), sondern dass ihm immer andere den Fall vor der Nase weg lösen, wie z. B. seine Kreuzworträtsel liebende Tippse, wunderbar verkörpert von Inge Wolffberg.
Insgesamt war's schön, dass 3sat diese Reihe wohl erstmals vollständig nach 50 Jahren ausgegraben hat: ein netter Einblick in die 60er-TV-Unterhaltung und 'mal was anderes. Der ganz große Bringer ist "Macky Pancake" allerdings in meinen Augen nicht.

Angefügte Bilder:
PDVD_094.JPG   PDVD_095.JPG   PDVD_096.JPG   PDVD_097.JPG   PDVD_098.JPG  
Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

27.06.2012 09:07
#2 RE: Bewertet: "Macky Pancake" (Dreiteilige Krimiserie, 1961) Zitat · Antworten

Ich habe jetzt auch die ersten beiden Folgen gesehen, und kann der Gesamtbeurteilung weitgehend zustimmen.

Positiv überrascht war ich, wie weit sich die Persiflage zu gehen traut, was sicherlich auch dem Mann mit der Pauke und „Bürgerschreck“ Neuss zu verdanken ist. Ich würde sogar sagen, dass ich hier einen würdigen Urahn einer meiner Lieblingsserien („Kottan ermittelt“) erspäht habe.
Insbesondere die wechselnden Hinwendungen zum Publikum von Macky und seinem Assistenten sind große Klasse! Highlight ist für mich diesbezüglich die Aussage Mackys, nachdem er einen uniformierten Polizisten derb angeschnauzt hat, dass man beachten solle, dass diese Serie nicht „in unserem Land“ (eine häufiger wiederkehrende Abgrenzung) spielt, ansonsten würde er mit einem Uniformierten anders reden, wobei hier aufgrund der Gesamtumstände durchaus offen bleibt, ob er seinen Tonfall mäßigen oder doch gerne verschärfen würde.
Das fortwährende Spiel mit dem Medium selbst (Zitat Macky: „Also wenn das jetzt ein Spiel wäre, würde ich aufhören“) zeigt deutliche Parallelen zu Kottan und, nicht zuletzt, auch zu Wallace, insbesondere was das liebevoll „anmoderierte und herbeigespielte“ Ende angeht.
Auch die Verknüpfung der Folgen (Erläuterungen Pancakes zu Beginn der zweiten Folge „Falls Sie neu sind, das ist….Falls Sie noch neuer sind…“ ) ist gut gelungen.
Mackys Assistent und Sekretärin bieten zwar auch Übungsflächen und Zielscheiben für den zynischen Spott und die Treffsicherheit des „Unwahrscheinlichen“, im Unterschied zu Kottan schneidet aber Pancake letzten Endes in keiner Weise besser ab vor den Augen des Publikums.
Für mich haben die Gags eigentlich schon durch die Bank recht gut gezündet, lediglich die allzu überzogene „one-man-show“ von Wolfgang Neuss und das Überstrapazieren einiger Elemente (der „Polizistenjargon“ von Neuss für bestimmte Vorgänge („jetzt machen wir gleich mal ne große Verhafte und dann gibt’s ne Gestehe“) sowie die massierten Kreuzworträtselgags) stieß mir teilweise etwas negativ auf und führt in dem Segment Humor zu geringfügigen Abstrichen.
Der hauptsächlichere Grund, warum wir es hier meiner Meinung nach nicht mit dem ganz großen Bringer zu tun haben, ist für mich, dass die Geschichten relativ simpel gestrickt sind und auch nur wenig Handlung oder schöne Schauplätze zu bieten haben.
Die kammerspielartig weitgehend in dem nicht besonders reizvoll ausstaffierten Büro Pancakes (hier grüßt Oberinspektor Marek aus Österreich, allerdings mit Cognac o. ä., statt dem bei Pancake unvermeidlichen Whisky) sich zutragenden Episoden führen nach einem kriminellen Vorfall mit einem Schwung meist eine Handvoll potentieller Verdächtiger ein, die in ebenjenes Büro geschwemmt werden, aus denen Pancake dann zwar nicht unbedingt 100 % wasserdicht logisch und restlos zwingend begründet, aber durchaus nachvollziehbar seinen Schuldigen herausfiltert, um dann durch eine Person in seinem Umfeld, die genauer auf ein Detail geachtet hat, eines Besseren belehrt zu werden. Dies ist durchaus reizvoll und sogar gut geeignet zum Mitraten, aber die Anlage und der Fortgang der Geschichten hätte für ein richtiges Highlight noch eine Spur ambitionierter sein können.

Dennoch: eine wirklich extrem respektlose und permanent zynisch-ironische Krimisatire, die noch dazu eine funktionierende und plausibel schlüssige Krimihandlung aufzuweisen hat. Dies ist (nicht nur) für die frühen 60er Jahre mal was ganz anderes! Aufgrund der genannten Abstriche wurde die Serie zwar keine geniale Großtat, aber doch sehr gute Unterhaltung, die ich jedem Krimifan mit Humor ans Herz legen kann.

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