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Dieses Thema hat 26 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.07.2014 11:14
#16 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #15
Während dieser in seinen ersten drei Drehbüchern die Geschichte von der Eingewöhnung Siskas in München kontinuierlich weiterverfolgte, kam Schneider weder auf die Schussverletzung Wiegands aus #3 noch auf den verknacksten Knöchel Hahnes aus #4 zu sprechen

Das ist nicht unbedingt Schneider anzulasten, da die Bücher ja nicht chronologisch verfilmt wurden. In der 6. produzierten Folge "Der Zeuge", die dann aber nach Krach zwischen Ringelmann und Regisseur Dietrich Haugk verschoben und erst als 12. gesendet wurde, wird jedoch trotz des Autors Adolf Schröder auf Marte Benning verwiesen. Soweit ich mich jetzt spontan erinnern kann, wird in keiner der Folgen auf andere verwiesen. Lediglich dass Siska Witwer ist kommt manchmal vor.
Zitat von Gubanov im Beitrag #15
Erneut erweist sich als problematisch, dass Hans-Jürgen Tögel den schmalen Grad zwischen Tragik und Overacting nicht immer passgenau abstecken kann.

Tögel ist zweifellos ein guter Regisseur, was Du schreibst, mag manchmal stimmen. Nachdem er mit Kremer so gut zusammen arbeitete, entschied sich Ringelmann dafür, ihn alle Folgen drehen zu lassen. Anfänglich war ja geplant, dass auch andere Regisseure inszenieren sollten, siehe Vadim Glowna und Dietrich Haugk. Die für Gero Erhardt vorgesehenen Folgen wurden dann aber schon an Tögel übertragen. Ich finde das schade, da gerade die abwechselnden Regisseure auch andere Nuancen setzten. Erst nach Tögels Abgang in der letzten Staffel kamen auch wieder andere dran (Vilsmaier, Erhardt, Glowna). Ich hätte mir auch gewünscht, dass Helmuth Ashley oder Hartmut Griesmayr, die ja zu dieser Zeit noch aktiv beim "Alten" waren, einmal im Regiestuhl gesessen hätten.

Anbei noch drei Bilder von Dreharbeiten zur nächsten Folge (eigentlich aber erst die an 7. Stelle produzierte) "Regen in Wimbledeon". Sie zeigen Kremer und Regisseur Glowna bei der Regiebesprechung, Bilder vom Set, am letzten ist Kameramann Franz-Xaver Lederle zu sehen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.07.2014 11:14
#17 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten

... und hier die Bilder.

Angefügte Bilder:
nmf_amset1.jpg   nmf_amset2.jpg   nmf_kremerglowna.jpg  
Gubanov ( gelöscht )
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08.07.2014 16:45
#18 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Regen in Wimbledon

Episode 6 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Vadim Glowna. Drehbuch: Siegfried Schneider. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Leslie Malton, Hansa Czypionka, Wolf Roth, Sandra Cervik, Svenja Pages, Sky Dumont, Anja Kruse, Frank te Neues u.a. Erstsendung: 9. April 1999, ZDF.

Zitat von Siska (6): Regen in Wimbledon
Familienrichterin Franka Demuth macht ihrem Namen keine Ehre. Die resolute Frau fordert ihr Schicksal in mehrfacher Hinsicht heraus und wird bald erstochen aufgefunden. Steckt ihr Liebhaber dahinter, dessen Beziehung Frankas wegen beinah in die Brüche gegangen wäre? Ein Busfahrer, gegen den die Demuth ein striktes Urteil ausgesprochen hatte? Oder ihre Schwester, die sie ihres Vermögens wegen für unzurechnungsfähig erklären und in einer Heilanstalt verschwinden ließ? Siska findet einige Spuren, aber auch äußerst verstockte Zeugen ...


Glowna schickt selbstbewusste Frauen erstmal ins Bett, muss man meinen, wenn man seine ersten beiden „Siska“-Beiträge miteinander vergleicht. Doch nicht nur eine leicht anrüchige Note eint beide Episoden – auch das ausgewogene Verhältnis aus Spannungsmache und Blick fürs Detail spricht für die Arbeit des leider recht selten verpflichteten Regisseurs (nächste Episoden erst wieder #21 und #85). Gerade wenn es darum geht, die weniger realitätsnah erscheinenden Stoffe Siegfried Schneiders zu adaptieren, hilft Glownas Gespür für schnodderige Charakterköpfe und verquere Eminenzen ganz gemein. Dass nämlich Franka Demuth jedem nur erdenklichen Menschen in der hier präsentierten Form auf die Füße treten musste, erscheint in der Fülle ebenso konstruiert wie die Tatsache, dass zwei Dutzend von ihren Gerichtsurteilen Betroffene auf Nachfrage lückenlose Alibis präsentieren können.

Das schmälert das Vergnügen an „Regen in Wimbledon“ allerdings nur wenig, denn diese Vereinfachungen und Begradigungen der Geschichte dienen alle konsequent dem Zweck, ein mustergültiges Whodunit-Rätsel mit möglichst offenen Karten und möglichst ausgewogenen Verdächtigen zu formen. Was schon eher schädlich für das Gelingen des Mörderrätsels ist, ist die Tatsache, dass der Folgentitel für Krimigeübte einen deutlichen Spoiler darstellt, weil er ein Alibi genau auf die zu erwartende Weise aushebelt.

Leslie Malton schafft es, die zickige Seite der Richterin herauszukehren, sie dabei aber nicht zu einem unglaubwürdigen Albtraummonster zu formen, was gerade in Anbetracht der Aktionen Demuths in Bezug auf ihre Schwester leicht hätte passieren können. Die charismatischsten Verdächtigen stellen Hansa Czypionka und Wolf Roth dar, wobei Roth ganz in seiner schmierigen Rolle als Tanzflächenpinguin aufgeht und in Mimik und Gestik stellenweise an den großen Peter Pasetti erinnert. Ein wenig blass bleibt Svenja Pages, für die das Skript aber auch eine ausbaufähige Anlage mitbrachte. Als entmündigte Schwester hätte sie geniale Glanzpunkte setzen können, die sie und Schneider aber gleichermaßen versäumten. Höhepunkte finden sich stattdessen eher im humoristischen Bereich, denn „Regen in Wimbledon“ weist erstaunlich amüsante Dialoge und Inszenierungsideen auf, wenn man beispielsweise nur an Siskas Pilzfahrt mit Marthe Benning oder das Zusammenspiel Kremer-Schnitzer denkt.

Etwas überperfekter Ratekrimi, der keine Unebenheiten im Ermittlungsverlauf zulässt, aber dafür ähnlich perfekt in Regie und Besetzung daherkommt. Spaß macht „Regen in Wimbledon“ nicht nur wegen des überkonstruierten Plots, sondern auch wegen der herrlichen Rolle für Wolf Roth. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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09.07.2014 00:45
#19 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Blackout

Episode 7 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Siegfried Schneider. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Oliver Hasenfratz, Rosel Zech, Thomas Fritsch, Tobias Nath, Hans-Georg Panczak, Carolin Fink, Cornelia Boje, Udo Weinberger u.a. Erstsendung: 16. April 1999, ZDF.

Zitat von Siska (7): Blackout
Als Rallyefahrer Bertram Bühler zu einer nächtlichen Tour aufbricht, sitzt sein Kompagnon bereits tot im Wagen. Der Unfall, den Bühler baut, soll nur dazu dienen, einen natürlichen Tod zu fingieren. Einer fällt darauf nicht herein: der Gerichtsmediziner Ralf Paulus. Umgehend wird dieser erschossen. War es Bühler? Auch andere Leute hätten Gründe genug gehabt, Paulus eine Kugel durch den Leib zu jagen ...


Rasant gestalten sich die Auftaktminuten zu „Blackout“, in denen ein entschlossener Thomas Fritsch sich in einer düsteren Rolle profilieren kann. Wenn man beim Ablauf des getürkten Unfalltods des befreundeten Rallyefahrers jedoch meint, diesmal auf eine schon geklärte Täterfrage zu stoßen, irrt man sich. Während Bühlers „häusliches Problem“ recht einfach gestrickt ist, entfaltet Siegfried Schneider um das darauf folgende Ableben von Dr. Ralf Paulus wieder eines seiner typischen Jeder-kann’s-gewesen-sein-und-alle-hatten-ein-Motiv-Knäuel.

„Die zornigen jungen Männer sind zurück“, möchte man ausrufen, wenn man sich die Rollen von Oliver Hasenfratz und Tobias Nath betrachtet. Beide könnten 1:1 auch aus einem Reinecker-Drehbuch stammen, halten sie doch ungestüm und mit jugendlichem Idealismus die jeweiligen Familienehren hoch. Dass Nath darüber deutlich sympathischer erscheint als Hasenfratz, lässt den Mord an dem sehr jungen Gerichtsmediziner Dr. Paulus weniger tragisch erscheinen, was jedoch unterm Strich durch eine emotional aufgeladene, aber diesmal glänzend funktionierende und durchaus auch unvorhergesehene Auflösung ausgeglichen wird.

Vom heutigen Standpunkt aus amüsieren die Hinweise auf technischen Fortschritt, die in dieser Episode gegeben werden. Wenn Hahne sich echauffiert, wer heute noch Notizen mache, wenn man einfach ein Fax (sogar per Handy!) schicken könne oder im Gerichtsmedizinischen Institut ein hochmoderner Windows-98-PC steht (der leider das Ende der Episode ebenso wenig miterlebt wie sein Benutzer), dann spürt man den kribbeligen technologischen Aufbruchcharme der Neunzigerjahre.

Nach Wolf Roths zweitem Auftritt in der Vorgängerepisode sind mit Hans-Georg Panczak und Tobias Nath zwei weitere Darsteller zum wiederholten Mal bei „Siska“ in unterschiedlichen Gastrollen zu sehen. Panczak, der in der Pilotfolge für die Vorgeschichte „verheizt“ wurde und nur vor den Credits auftauchen durfte, ist mit seinem Auftritt in „Blackout“ deutlich besser bedient. Beiden Rollen ist gemein, dass sie von Panczaks Hang zu bösartigen Charakteren mit ordentlich eingeritzten Kerbhölzern profitieren.

Auch wenn das anfangs vorgelegte Tempo nicht beständig eingehalten werden kann, so setzt „Blackout“ doch die kontinuierliche Verbesserung der Drehbücher Siegfried Schneiders lückenlos fort und ist einmal mehr (mit Ausnahme von Einszenenstatisten) überzeugend besetzt. 4 von 5 Punkten mit ausdrücklichem Wohlfühlbonus und leichter Tendenz zur 4,5.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

09.07.2014 16:54
#20 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten

Für mich ist Regen in Wimbledon der erste Höhepunkt der frühen Folgen, ganz klar auch durch die Inszenierung Vadim Glownas. Blackout rangiert für mich knapp dahinter. Mit Fünf Sekunden, höchstens sechs, Reineckers Schwanengesang, kommt jetzt dann sicherlich die beste der vier Beiträge des "Derrick"-Autors auf Dich zu.
"Regen in Wimbledon" wurde damals auch bei den Dreharbeiten etwas begleitet, im Zuge der Umstellung Derrick/ Siska liefen etliche Specials im ZDF, die ich damals zum Großteil mitgeschnitten habe und in denen natürlich auch Reinecker/ Ringelmann/ Kremer zu Wort kommen.

Ich darf zu Siska hier dank Jack_the_Rippers unermüdlichem Einsatz beim Recherchieren in alten TV-Zeitschriften noch einen Bericht aus dem GONG anfügen, in dem auch Siegfried Schneider zu Wort kommt (Gong 3/1999, p.6-7)

Angefügte Bilder:
Siska Gong 3.1999 Seite 6.jpg   Siska Gong 3.1999 Seite 7.jpg  
Gubanov ( gelöscht )
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12.07.2014 08:00
#21 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Fünf Sekunden, höchstens sechs

Episode 8 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Herbert Reinecker. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Thomas Morris, Michael Degen, Klaus Wennemann, Denise Zich, Ute Cremer, Maria Bachmann, Michael Schiller, Louis Sackl u.a. Erstsendung: 23. April 1999, ZDF.

Zitat von Siska (8): Fünf Sekunden, höchstens sechs
Bernie Siebert wäre direkt in den Konferenzraum marschiert, wenn ihn die Sicherheitskräfte nicht aufgehalten hätten. Er muss seinen Vater sprechen, der das höchste Tier auf der Firmenversammlung der Fortec GmbH ist. Bernie ist dagegen, dass Herr Siebert seine Unterschrift unter einen Vertrag setzt, mit dem er nicht leben kann. Er bedroht seinen Erzeuger gar mit einer Waffe und drückt auch, einmal in Rage geredet, prompt ab. Bernie kann nicht fassen, was er getan hat. Er ruft die Polizei. Als er mit Siska und Wiegand wieder am Tatort eintrifft, sind Leiche und Kollegen des Vaters aber wie vom Erdboden verschwunden ...


Ich würde nicht sagen, dass „Fünf Sekunden, höchstens sechs“ die stärkste der vier Reinecker-Episoden bei „Siska“ ist. Diese Auszeichnung würde ich unterm Strich doch eher „Tod einer Würfelspielerin“ verleihen. Trotzdem hat die hier vorliegende Folge durchaus ihren Reiz, der vor allem in einer Abweichung gegenüber dem von Siegfried Schneider schon nach vier Drehbüchern irgendwie repititiv verwendeten Whodunit-Muster besteht. Reinecker dagegen versteht eine mühelose Variierung der möglichen Geschichten für eine Serie wie „Siska“, was ihn ja schließlich zuvor beim „Kommissar“ und „Derrick“ über dreißig Jahre hinweg in Lohn und Brot gehalten hat. Und dennoch: Die Parallelen zwischen den „fünf oder sechs Sekunden“ und einem Standard-Wir-haben’s-diesmal-auf-internationale-Schmuggler-abgesehen-„Derrick“-Plot liegen klar auf der Hand. Man merkt, dass die Reinecker-Geschichten noch ganz nah beim Tappert’schen Oberinspektor sind – und dass Reinecker der einzige vom Team war, der das auch nicht verleugnete:

Zitat von ZDF Presse Special: „Es gibt Opfer, es gibt Täter und es gibt einen Polizisten“: Interview mit Herbert Reinecker, Booklet zur DVD, S. 5
„Das Konzept sagt, es gibt Opfer, es gibt Täter und es gibt einen Polizisten. Die großen, leidenschaftlichen Geschichten, die ein Schauspieler gerne spielt, liegen natürlich bei den Opfern und bei den Tätern. Der Kommissar ist von Haus aus so gesehen die schwächste Figur. [...] Er hält das Prinzip der Gerechtigkeit hoch. Das war im Falle ‚Derrick’ Horst Tappert. Bei ‚Derrick’ gab es die Schicksalsträger, das Opfer und den Täter. Der Oberinspektor war in diesem Fall der Schicksalsverkünder. Bei ‚Siska’ ist das nicht anders.“


Für meinen Geschmack hat die Geschichte eine zu morallastige Schlagseite, die sich in dem typischen „überempfindsamen“ Reinecker-Student und dessen druckvoller Darstellung durch Thomas Morris manifestiert. Im Gegensatz zu seinen idealistisch-abstrakten Äußerungen kommt Siska in der Folge auch keine Schiedsrichterrolle als Vertreter des geschriebenen Gesetzes zu, sondern die eines skeptischen und voreingenommenen Werters, der selbst für sich festlegt, was „gut“ ist und was nicht. So schlägt sich Siska auf die Seite des Mörders, was immerhin für eine Abwechslung sorgt und ihn doch ein wenig von seinem korrekten Vorgänger abgrenzt. Die Thematik der Giftgasproduktion spannt zudem recht gelungen den Bogen von der Schuldlast der Deutschen aufgrund der von den Nazis durchgeführten Vergasungen bis hin zu einer vom Autor intendierten kritischen Aktualität:

Zitat von ebd., S. 6
„Für mich war eine Kriminalserie nicht ausschließlich eine Unterhaltungsserie, es war immer ein Diskussionsfeld für Themen, die ich als wichtig erachtet habe. Dies wurde auch seitens der Zuschauer erwartet, weil es ein Defizit gab an Themen, die zum Nachdenken verpflichten. Die haben wir nicht im deutschen Fernsehen oder nur sehr wenig.“


Leider muss ich sagen – daran scheitert „Fünf Sekunden, höchstens sechs“ ein wenig bei mir –, dass Thomas Morris mich nicht überzeugt, weil die naive Verkörperung seiner Rolle dem Zuschauer zu sehr aufgedrängt wird. Das Doppelspiel von Jenny Busse (Denise Zich) sowie die damit verbundenen Gewissensbisse hätten dagegen ein wenig ausgebaut werden können. Die Rollen der ruchlosen alten Geldsäcke werden von Michael Degen und Klaus Wennemann ordentlich, wenngleich auch reichlich mit Stereotypen angereichert, verkörpert. Das Finale gerät schön spannend und nicht so übertrieben.

Das Beste an „Fünf Sekunden, höchstens sechs“ ist, dass die Folge die Flexibilität des Konzepts „Siska“ in einem Maße verdeutlicht, das die Schneider-Folgen, wenngleich im Einzelnen meist überzeugend, bisher nicht annähernd erreicht haben. Die Folge hat jedoch einen zu hohen Zeigefinger-Faktor und Thomas Morris gehört eher zu den platteren Moralostudenten. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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13.07.2014 16:00
#22 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Tod auf Kaution

Episode 9 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Siegfried Schneider. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Gaby Dohm, Daniel Friedrich, Gerit Kling, Wolf Roth, Gerd Anthoff, Andreas Seyferth, Gert Burkard, Maria Rita Roth u.a. Erstsendung: 28. Mai 1999, ZDF.

Zitat von Siska (9): Tod auf Kaution
Ein windiger Anlageberater bezahlt für sein eigenes Ableben: Hätte Knut Dressler nicht die Kaution für seine Haftentlassung auf den Tisch gelegt, wäre er noch am Leben. So aber waren seine Geldgeschäfte und Frauengeschichten sein Todesurteil. In Dresslers Umfeld warten viele Verdächtige auf ein Polizeiverhör – und die Femme fatale Sonja Harris, die gemeinsam mit Dressler angeschossen wurde, kann sicher auch einiges zur Überführung des Mörders beitragen ...


Es trifft „Tod auf Kaution“ hart, dass die interessanteste Figur der Geschichte nach wenigen Minuten abtritt: Knut Dressler als zwielichtiges Subjekt mit schleimigem Charme – ein unverbesserlicher Betrüger im geschäftlichen und emotionalen Sinne – ist nicht nur der Charakter, über dem alle Fäden zusammenlaufen. Er ist die schillerndste Gestalt in einer sonst von eher drögen Personen bevölkerten Handlung. Wolf Roth muss einen großen Stein bei Ringelmann im Brett gehabt haben, denn in allen drei bisherigen Auftritten verkörperte er jeweils die interessanteste oder wenigstens eine der interessantesten Figuren der Episode – was er natürlich jedes Mal bestens auszunutzen verstand. Nun wird es immerhin bis #34 dauern, bis man Roth wieder zu Gesicht bekommt – nach seiner Dauerpräsenz in der „Siska“-Anfangsphase immerhin eine Abwechslung. Auch andere Gesichter (gerade in den Nebenrollen) sind bereits vertraut: Gert Burkhard und Alexander-Klaus Stecher waren auch schon einmal mit von der Partie. So entsteht eine ganz eigene, gut wiedererkennbare Atmosphäre, die auch durch die scheinbar immer gleiche Crew unterstützt wird.

Nach den drei starken April-1999-Folgen stellt „Tod auf Kaution“ wieder einen Rückschritt für „Siska“ dar. Die Geschichte bleibt verhältnismäßig unspannend, weil dem Zuschauer nicht die Möglichkeit eröffnet wird, sich für eine der Figuren zu erwärmen. Die Identität des Mörders ist recht offensichtlich, denn die Sympathien werden frühzeitig von der entsprechenden Person wegverlagert. So ist es dann auch keine Überraschung, wenn man beim schlussendlichen Überfall im Krankenhaus den Attentäter deutlich eher erkennt als Siska und Wiegand, die offenbar von Nachtblindheit geschlagen sind, obwohl Franz Xaver Lederle die Silhouette ein wenig zu offensichtlich und ein wenig zu hell einfängt.

Gewissen Ersatz für die Qualitäten des Krimis bietet das amüsante Zusammenspiel des Ermittlertrios, wobei vor allem Matthias Freihof und Werner Schnitzer hervorzuheben sind. Die beiden waren eine wirklich hervorragende Wahl Ringelmanns, was die Unterstützer des Titelkommissars angeht, während ich Peter Kremer nicht gerade als übermäßig stark, aber auch keinesfalls störend deplatziert empfinde.

Das Leben schreibt manche bittere Episode: Für Knut Dressler hält es eine besonders schwarzhumorige Wendung bereit. „Tod auf Kaution“ flacht nach dessen Tod jedoch ein wenig ab, sodass bei 3,5 von 5 Punkten für diese Folge das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

Gubanov ( gelöscht )
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14.07.2014 19:40
#23 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Am seidenen Faden

Episode 10 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Siegfried Schneider. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Jürgen Heinrich, Michael Mendl, Krista Posch, Sissy Höfferer, Esther Hausmann, Katja Woywood, Franjo Marincic, Michael Gahr u.a. Erstsendung: 25. Juni 1999, ZDF.

Zitat von Siska (10): Am seidenen Faden
Niemand soll das Geheimnis von Professor Martin Homberg erfahren: Der angesehene Mann besucht einmal wöchentlich nach Ladenschluss einen Second-Hand-Shop und probiert dort gemeinsam mit der Inhaberin Frauenkleider an. Doch ist die Geschäftsführerin so verschwiegen wie angenommen? Sie wird ermordet aufgefunden und es stellt sich heraus, dass eine Erpressung am Köcheln war. Doch auch ein anderes Motiv für den Mord wäre denkbar ...


Ein Mordopfer, auf das man es nur aus zwei Gründen abgesehen haben konnte, ist für Siegfried-Schneider-Verhältnisse geradezu ein Unschuldslamm, zumal eines dieser Motive sich im weiteren Verlauf der Handlung nur als vorgeschoben erweist. Insofern geht Boutiquebesitzerin Jasmin Gruber als eines der sympathischeren Opfer aus den frühen „Siskas“ durch. Die Szene, in der sie ihr abendliches Ritualtreffen mit Professor Homberg absolviert, ist einer der stärksten Momente der Episode, denn auch wenn er den Zuschauer zu einem Voyeur abstempelt, so wohnt der Sequenz doch keine obszöne oder übertriebene Ausstrahlung inne. Schneider lehnte das Geheimnis des Professors, der sich in Frauenkleidern wohlfühlt, dies aber nicht offenlegt, weil er politische Ambitionen hat, ganz offensichtlich an einen der größten Schlagzeilenskandale des Jahres 1998 an: Gegen Norbert Lindner – seit 1996 Bürgermeister des Ortes Quellendorf in Sachsen-Anhalt – war ein Abwahlverfahren durchgeführt worden, weil dieser seiner Transsexualität mit Rock, Perücke und dem neuen Vornamen Michaela im Amt Ausdruck verliehen hatte. Die Inszenierung des Fotoshootings weist ebenfalls in die Richtung des Umgangs der Medien mit solchen heiklen Themen in den sich dem Ende zuneigenden 1990er Jahren.

Während die Geschlechterkiste in dieser Episode geschmackvoll gehändelt wurde, gerät der Subplot um die Nierenspende leider reichlich theatralisch und ist damit von einer Banalität, die diesem ebenfalls ernsthaften Thema nicht gerecht wird. Vor allem der versuchte Selbstmord der Figur, die von Michael Mendl gespielt wird, verärgert den Zuschauer und stiehlt der Episode wichtige Zeit. Ich sehe mich hier eher auf der Seite Hahnes, der die um die Ohren geschlagene Nacht bedauert, als bei Siska, in dem mit dem Kommentar, man habe doch gerade ein Menschenleben gerettet, ein wenig verspätetes Reineckertum hervorbricht.

Als nennenswerteste Gaststars würde ich Jürgen Heinrich und Sissy Höfferer hervorheben. Bei der Höfferer erscheint es unklar, ob sie vielleicht eine Beziehung zu dem Mordopfer unterhielt, auch wenn darauf nicht im Detail abgehoben, sondern immer nur Allgemein von einer „Freundin“ gesprochen wird. Für einen kleinen Frauenflirt sprechen die besondere Toleranz der Jasmin Gruber gegenüber Professor Homberg, die Tatsache, dass sie nichts von ihm erwartet, obwohl er es seinem Fetisch zum Trotz klar auf Frauen statt auf Männer abgesehen hat, sowie der ehepaar-artige Streit zwischen Jasmin Gruber und Peggy Heise am Anfang der Episode.

Der Episode „Am seidenen Faden“ verleiht die realitätsnahe und doch ausgefallene Erzählführung eine gewisse Tiefe. Jedoch trübt die anspruchslose Nebenhandlung um die Organspende den Eindruck merklich und raubt die Zeit, andere Abwege wie Siskas Sportunfall und darauffolgenden Flirt weiterzuverfolgen. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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16.07.2014 14:45
#24 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Hart am Abgrund

Episode 11 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Adolf Schröder. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Oliver Hasenfratz, Frank Giering, Michaela Rosen, Elisabeth Trissenaar, Christian Kohlund, Ursula Buschhorn, Georg Maier, Christian A. Koch u.a. Erstsendung: 23. Juli 1999, ZDF.

Zitat von Siska (11): Hart am Abgrund
Felix Fellmann ist wütend: Weil Siskas Ermittlungen seinen Vater ins Gefängnis gebracht hatten, nahm dieser sich das Leben. Nun stellt sich heraus, dass Herr Fellmann unschuldig war an dem Mord, den man ihm zur Last legte. Es hieß, er habe den Bruder von Sven Gardener, einem Jugendfreund von Felix, getötet. Doch wer steckt wirklich hinter der Tat? Haben sogar die Gardeners selbst ihre Finger mit im Spiel? Deren findiger Anwalt Blaas wiegelt ab ...


Hatte Oliver Hasenfratz bereits in seinem ersten „Siska“-Auftritt in der Folge „Blackout“ eine gewisse unsympathische Rechthaberei an den Tag gelegt, so zeichnet er seinen Charakter in „Hart am Abgrund“ als absolut penetranten Racheengel, der auf kindische Weise bockig ist und mit Anschuldigungen und Vorwürfen über die gesamte Geschichte hinweg so ziemlich jeder anderen Figur vor den Kopf stößt. Auch Siska wird zur Zielscheibe seiner schlechten Laune, nimmt dies aber etwas weicheiig als Kritik an seiner vergangenen Ermittlungsarbeit an, anstatt dem Rabauken die Leviten zu lesen. Das Problem in „Hart am Abgrund“: Diesmal wird Hasenfratz’ Rolle im Gegensatz zu „Blackout“ nicht gleich umgelegt. Der Zuschauer muss die, sagen wir: überengagierte, Darstellung bis zum Ende der Episode ertragen, was der Sehfreude enormen Abbruch tut.

Wenn der neue Drehbuchautor Adolf Schröder eine Gruppe angeheuerter Neonazis auf Felix Fellmann losgehen lässt, so geschieht dies nicht aus inhaltlicher Notwendigkeit, sondern wohl eher in der weisen Voraussicht, dass dem Zuschauer, der bis zu diesem Zeitpunkt die Nase schon gestrichen voll von Felix’ Plattitüden hat, verdeutlicht werden soll, dass es auch keine Lösung ist, wenn man sich wünscht, ihm würde ’mal jemand kräftig eine watschen. Der Umgang mit den Glatzen auf dem Polizeirevier mag mir allerdings nicht zusagen, weil er die Neutralität der Ermittler infrage stellt.

Eigentlich ist es schade, dass „Hart am Abgrund“ an solchen Charaktersalti derart massiv verliert. Denn eigentlich hätte die Geschichte Potenzial für eine vergnügliche Stunde gehabt, weil Mordfälle aus der Vergangenheit, die nochmals aufgerollt werden müssen, ja meistens doch einen ganz entscheidenden Unterhaltungswert haben. Es mangelt jedoch an einer Identifikationsfigur und an Substanz bei den kleineren Rollen. Recht überzeugend gerät noch Christian Kohlunds Darstellung des gewieften Advokaten, während Michaela Rosen in „Frau Malowas Töchter“ eindeutig mit mehr Herzblut bei der Sache war (wohl weil ihre Rolle mehr hergab – hier hätte ihr Part nochmal deutlich ausgebaut werden müssen). Als spannend und gut gefilmt geht diesmal das Finale durch, das nicht so melodramatisch wie sonst wirkt, sondern sich logisch aus dem Plan des Mörders ergibt und beinahe – leider nur beinahe – glückt ...

Ein nerviger Hinterbliebener, der vehementer als ein junger Hamlet den Tod seines Vaters zu vergelten versucht, stellt die größte Herausforderung an die Geduld in „Hart am Abgrund“ dar. Die Geschichte verschenkt leider einiges an Wert an schludrig entworfene Figuren und unnötige Aggressionen. 2,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.07.2014 16:45
#25 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten



Siska: Der Zeuge

Episode 12 der TV-Kriminalserie, BRD 1999. Regie: Dietrich Haugk. Drehbuch: Adolf Schröder. Hauptdarsteller: Peter Kremer (Peter Siska), Matthias Freihof (Lorenz Wiegand), Werner Schnitzer (Jacob Hahne). In Gastrollen: Volker Lechtenbrink, Sven Koller, Susanne Uhlen, Sona MacDonald, Elisabeth Lanz, Gerd Eichen, Thomas Schücke, Juliane Werner u.a. Erstsendung: 20. August 1999, ZDF.

Zitat von Siska (12): Der Zeuge
Herr Salzer wurde erschossen. Schlimm ist das in erster Linie für seinen Sohn Sven, der die Tat mit ansehen musste. Schnell bringt Siska in Erfahrung, dass Sven den Täter gesehen hat. Doch zunächst schweigt das Kind über die Identität des Mörders. Seit die Mutter die Familie verließ, um mit einer Frau zusammenzuleben, verhält sich Sven ohnehin etwas seltsam. Nun beschuldigt er nacheinander verschiedene Verdächtige. Welcher Aussage kann die Polizei vertrauen?


Schon Erik Odes „Kommissar“ profitierte stark davon, wenn er sich einmal mit einem Kind als wichtigstem Zeugen auseinandersetzen musste. Die Kripo stellt sowieso hohe Anforderungen an die sozialen und empathischen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter. Wenn Minderjährige in einen Fall verwickelt sind, gilt dies noch in gesteigertem Maße. Oliver Salzer als verschlossenes, durch die zerrütteten Familienverhältnisse aus dem Gleichgewicht gebrachtes Kind stellt eine schwere Nuss für die Ermittler dar, wobei Siska die Vaterrolle kurzzeitig übernimmt und damit auch den Beschützer gibt, der an Oliver keinen anderen Polizisten und noch nichtmal dessen Mutter heranlässt.

Es gibt einige ordentlich spannende Sequenzen in dieser Episode. Neben Vadim Glowna stellt auch Dietrich Haugk unter Beweis, dass eine Abwechslung zu Tögel meist ganz erfrischend ist, auch wenn der Tögel-Stil insgesamt gut zur „Siska“-Serie passt und hilft, ihr eine einheitliche Ausstrahlung zu verpassen. Haugks alte Extravaganzen haben sich abgeschliffen, sodass man keine kultigen Anleihen mehr erwarten darf. Aber etwa der Moment, in dem der junge Oliver mit der Pistole auf den Mörder seines Vaters zielt, ist mächtig gut in Szene gesetzt und ein Beweis, dass Haugk doch einer der besten Regisseure im deutschen Fernsehen war.

Volker Lechtenbrink spielt seine Rolle souverän und Susanne Uhlen entlockt dem Zuschauer mit ihrer ruppigen und ehrlichen Verkörperung der Malerin Marianne das eine oder andere Schmunzeln. Leider wird Marianne Goldberg wie schon manch andere Figur in vorangegangenen Episoden zur Hälfte der Laufzeit achtlos unter den Tisch fallen gelassen. Auch krankt „Der Zeuge“ ein wenig daran, dass die Identität des Mörders absolut offensichtlich ist und Schröder im letzten Akt keine Anstrengung unternimmt, eine Überraschung zu präsentieren. Gleichsam ist die Aussage Olivers nach dessen vorherigen falschen Beschuldigungen gerichtlich sicher kaum zu verwerten, sodass sich die Frage nach der Handhabe stellt. Vielleicht versuchten Schröder und Haugk genau diese Zweifel in der diesmal vergleichsweise düsteren letzten Einstellung aufzufangen. Einmal endet die Episode nämlich ausnahmsweise nicht mit einem lachend von dannen ziehenden Trio, sondern mit einem ausgebrannten Siska und einem unglücklichen Oliver.

Sieht man von der einen oder anderen Länge im Mittelteil ab, bekommt man es in „Der Zeuge“ mit einem tiefblickenden Familiendrama zu tun, das dankenswerterweise nicht alles bis aufs Offensichtlichste ausbuchstabiert. Leider ist das Täterrätsel zu durchschaubar und die Auflösung etwas wackelig. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.07.2014 16:50
#26 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten

Die Eindrücke, die ich beim Sichten des ersten Dutzends „Siska“-Folgen sammeln konnte, sind durchwachsen. Auf der einen Seite verbucht diese Serie ein gelungenes und gut miteinander arbeitendes Team an Kriminalern, die zupackend und sympathisch ins rechte Licht gerückt werden. Vor allem Lorenz Wiegand und Jacob Hahne sind spitze und eine Bereicherung für so gut wie jede Folge. Den drei Drehbuchautoren Reinecker, Schneider und Schröder fielen zudem zumeist interessante Ausgangssituationen für Verbrechen ein, die Lust darauf machen, mit Siska und seinem Team auf Ermittlungen zu gehen. Allerdings geraten nicht alle Ermittlungen dann auch zur puren Freude. Im Wesentlichen sind es drei Kritikpunkte, die ich anbringen muss: 1. Verglichen mit älteren Kriminalserien bekommt man bei „Siska“ tendenziell oberflächlichere Geschichten und Charaktere präsentiert. 2. Der Aufbau der Fälle vor allem bei Schneider ähnelt einander stark. 3. So gut wie jede Auflösung wird mit unnötigem Drama aufgebauscht – seien es Geiselnahmen, Schießereien, spektakuläre Selbstmordversuche oder Gasattentate. Häufig stolpern selbst gut geschulte Darsteller über solche Kapriolen – die Szenen wirken unfreiwillig komisch.

In Folge erreichte leider keine „Siska“-Folge meine uneingeschränkte Bewunderung: Hier und da zwickt es immer ein bisschen, aber dafür gibt es ein breit gestreutes Mittelfeld mit vielen 4-Punkte-Episoden:

Siska: Rangliste zu Set 1 (Folgen 1 bis 12)

Platz 01 (4,5 von 5 Punkten): Folge 03 – Tod einer Würfelspielerin

Platz 02 (4,0 von 5 Punkten): Folge 07 – Blackout
Platz 03 (4,0 von 5 Punkten): Folge 02 – Frau Malowas Töchter
Platz 04 (4,0 von 5 Punkten): Folge 01 – Der neue Mann
Platz 05 (4,0 von 5 Punkten): Folge 08 – Fünf Sekunden, höchstens sechs
Platz 06 (4,0 von 5 Punkten): Folge 06 – Regen in Wimbledon
Platz 07 (4,0 von 5 Punkten): Folge 12 – Der Zeuge

Platz 08 (3,5 von 5 Punkten): Folge 10 – Am seidenen Faden
Platz 09 (3,5 von 5 Punkten): Folge 09 – Tod auf Kaution

Platz 10 (3,0 von 5 Punkten): Folge 05 – Der Bräutigam der letzten Tage

Platz 11 (2,5 von 5 Punkten): Folge 04 – Die 10%-Bande
Platz 12 (2,5 von 5 Punkten): Folge 11 – Hart am Abgrund

Weitere „Siska“-Episoden habe ich noch nicht auf DVD vorliegen. Ich werde bei den anstehenden Boxen zugreifen, sofern sich diese wieder einmal ins Nice-Price-Sortiment verirren. Dann kann man mit Kremer, Freihof und Schnitzer nicht viel falsch machen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

17.07.2014 17:07
#27 RE: Bewertet: Siska (BRD 1998-2008) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #26
Vor allem Lorenz Wiegand und Jacob Hahne sind spitze und eine Bereicherung für so gut wie jede Folge.

So ist es, der Humor und die gegenseitigen (lieb gemeinten) Sticheleien tun der Serie richtig gut. Das Team spielt sich dann von Folge zu Folge noch viel besser ein und es gibt richtige Highlights wie Wiegands Gesangseinlage "When The Saints Go Marching In" in Leonardos Geheimnis oder Hahnes alten Kumpel Lohmann (Wussow), der ihn ständig "Koby" nennt, in Herrn Lohmanns gesammelte Mörder. Dass sich die Serie im Übrigen von der philosophischen Last Derricks nach und nach befreit und sich nach und nach sehr eigenständig entwickelt, finde ich sehr gut.

Noch als Nachtrag zwei Aussagen Ringelmanns zur Dauerregie Hans-Jürgen Tögels:

"Peter und Hans haben ein gutes Feeling an den Tag gelegt. Als wir mit der Produktion von Siska begonnen haben, habe ich gesehen, dass Siska sehr gut rüberkam, wenn Tögel Kremer inszenierte. Beim Wechsel der Regie hingegen war es notwendig, ganz von vorne anzufangen. So habe ich mich für einen einzigen Regisseur entschieden". (Helmut Ringelmann)

"Der Tögel hat eine ganz bestimmte Art im Krimi. Aber ich muss ihn dranhalten. Ich will eigentlich nicht, dass er immer wieder die "Schwarzwaldklinik" neu verfilmt ... Ich verlange von einem Regisseur einen bestimmten Rhythmus im Bild und Gang der Szenen und das hat er jetzt gut drauf, der Tögel" (Helmut Ringelmann in Die Linse (11/2004, p. 18))

Tögel war sicherlich ein guter Regisseur, aber gerade die Abwechslung hätte in meinen Augen hie und da noch mehr aus den Episoden heraus geholt.

P.S.: @Gubanov: Gerade Hart am Abgrund ("origineller" Arbeitstitel: Der Rollstuhlfahrer) sehe ich eher im oberen Bereich, auch wegen des packenden Finales. Der Täter wird leider ein wenig zu früh entlarvt, das stimmt.

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