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Dieses Thema hat 140 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.11.2016 21:17
#91 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 20: The Danger Makers (Club der schwarzen Rose, 11.02.1966)

Regie: Charles Chrichton

Produktion: 15.11.1965 – 13.12.1965

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Nigel Davenport, Douglas Wilmer, Fabia Drake, Moray Watson, Adrian Ropes, Richard Coleman, John Gatrell




Ranghohe und reich dekorierte Militäroffiziere kommen der Reihe nach bei selbst verschuldeten und hoch riskanten Aktionen um’s Leben. Mrs.Peel erfährt von Major Robertson, dass dieser einer Gruppe angehört, welche frustriert vom banalen Alltagsleben in der Verwaltung und süchtig nach Gefahren aller Art ist. Mitglieder, die sich nicht an die Spielregeln dieser eingeschworenen Gemeinschaft halten, werden kaltblütig ermordet. Mrs.Peel gibt vor, ebenfalls ein Adrenalin-Junkie zu sein und wird zum Sitz der Gruppe eingeladen, wo eine äußerst lebensgefährliche Aufnahmeprüfung auf sie wartet…

„The Danger Makers“ ist eine sehr spannende Folge, welche die Nerven kitzelt. Vor allem bei Mrs.Peels Mutprobe bleibt dem Zuseher wahrlich die Luft weg. Das sogenannte „posttraumatische Stresssyndrom“ wird vom Drehbuch in eine Art „Bore-Out-Trauma“ umfunktioniert, bei dem das Unbehagen durch Langeweile und fehlende Stimulation verursacht wird, was das genaue Gegenteil von Ersterem ist. Russisches Roulette, der Versuch den Atlantik während eines Sturms im Kanu zu überqueren, Chicken Running (gefährliche Verkehrsmanöver), das Erklimmen der St.Pauls Kathedrale und vieles mehr werden geradezu zwanghaft praktiziert, da lediglich Tätigkeiten, welche die psychopathischen und friedensmüden Militär-Gemüter zittern und beben lassen, die gewünschte Befriedigung bringen. Die „Gelangweilten“ planen darüber hinaus einen spektakulären Jahrhundert-Coup.
Ironische Zwischentöne sind in dieser Episode in vollem Umfang vorhanden, während der vordergründige Humor eher Pause hat. Die Tricks des gerissenen Steed amüsieren wie gewohnt. Als einer der Adrenalin-Junkies ihn exekutieren will, weist er ihn darauf hin, dies sei viel zu wenig gefährlich und schlägt ihm vor, die Pistole auf den Tisch zu legen und bis 3 zu zählen. Dann würden beide danach greifen. Natürlich greift Steed bereits bei 2 nach der Waffe.

Wortwitz:

Steed öffnet sehr behutsam eine Pralinenschachtel, welche Mrs.Peel geschenkt bekam, da er darin eine Bombe vermutet. Als sich dies als Irrtum erweist, sagt er: „Whatever you do, don’t touch the wrapped ones.“ Darauf Mrs.Peel: „Why not?“ Darauf Steed: „Because I like them“, worauf er eine verzehrt.

Mrs.Peel ist im Begriff, den psychopathischen Major Robertson zu treffen und fragt Steed: "I'm looking forwart to meeting this Major. How do I play it?" Darauf Steed, während er seinen Blick in Richtung von Mrs.Peels Brüsten richtet: "Show him your bumps (Beulen)...he is a part-time phrenologist (Schädelkundler)."

Als die Gauner ihren Coup besprechen sagt der Anführer: "Nothing can stand in our way." Darauf tritt der soeben seiner Exekution entgangene Steed zusammen mit Mrs.Peel ein und bemerkt in cooler und entspannter Manier: "Oh, I wouldn't say that." Anschließend bricht ein Kampf vom Zaun.


Fazit:

Vergleichsweise eher ernstere, aber dennoch ironische, Folge in schönem Thriller-Stil, in der vom Säbel bis zur Maschinenpistole allerlei Waffen zum Einsatz kommen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.12.2016 21:21
#92 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 21: A Touch of Brimstone (Die Nacht der Sünder, 18.02.1966)




Regie: James Hill

Produktion: Mitte bis Ende Dezember 1965

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Peter Wyngarde, Colin Jeavons, Carol Cleveland, Robert Cawdron, Michael Latimer, Jeremy Young, Bill Wallis, Steve Plytas, Art Thomas, Alf Joint, Bill Reed

Eine Serie böser Scherze, die ausländischen Diplomaten gespielt werden, belasten die Beziehungen zu England. Nachdem eine Person dabei um’s Leben kommt, stattet Mrs.Peel dem reichen und charmanten John Cartney, unter dem Vorwand für einen wohltätigen Zweck zu sammeln, einen Besuch ab. Dieser gilt als Hauptverdächtiger für die Ereignisse. Außerdem ist er der Kopf eines seltsamen Geheimbundes, der sich im Stil des 18.Jahrhunderts kleidet und einen betont ausschweifenden Lebenswandel praktiziert. Mrs.Peel wird auf eine äußerst freizügige Feier dieser Gemeinschaft eingeladen, wo eines der Mitglieder, das durch den Mord mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen hat und mit den Behörden droht, aus dem Wege geräumt wird. Nun schleust sich auch Steed dort ein, wird aber enttarnt…

Diese Folge löste dazumal einen kleinen Skandal aus und wurde in den USA gar nicht gezeigt. Auch in Deutschland lief sie erstmals in den 90er-Jahren. Die Gründe dafür können aus heutiger Sicht nur noch belächelt werden, da die stattfindenden Orgien wie ein streng jugendfreies Herumgetolle inszeniert sind. Zwar wird Peter Wyngarde mit Carol Cleveland umschlungen und diese küssend auf der Couch liegend gezeigt, allerdings versteht man heute unter Erotik wohl etwas anderes. Ein weiterer Stein des Anstoßes war, dass Peter Wyngarde am Schluss Diana Rigg mit der Peitsche schlägt. Doch ist auch dort nicht wirklich etwas zu sehen und es würde mit dem heutigen Auge betrachtet auch gar nicht mehr als etwas Besonderes auffallen, genauso wenig wie Mrs.Peels angeblich so sexy erscheinendes Outfit, in das sie während der Orgie gesteckt wird. Sie sieht, abgesehen von dem mit Spikes gespickten Halsband, etwa so aus, wie ein Saloongirl aus dem wilden Westen. Etwas eindrucksvoller ist da schon ihr Spiel mit einer großen Schlange und ihr Kampf gegen einen tänzelnden kleinen Mann. Ihrem unterkühlten Naturell entsprechend ist ihr das Unbehagen in diesem zügellosen Umfeld von Anfang bis Ende anzusehen. Etwas sinnlicher, aber auch dümmlicher, präsentiert sich der spätere Montyh-Python-Star Carol Cleveland (geb.1942) als erotische Verstärkung.

Nachdem sich die Geschichte völlig auf den Wohnsitz des dekadenten und genusssüchtigen John Cartney verlagert, vergisst man beinahe, dass man sich im 20.Jahrhunder befindet, da nun ausschließlich Dekor und Kleidung des 18.Jahrhunderts zu sehen sind. Auch treten John Cartney und seine Bruderschaft bei einer Zusammenkunft mit schwarzen Kapuzen und Masken auf, was in den alten Gemäuern an den Bryan-Edgar-Wallace-Film „Der Henker von London“ erinnert.

Sehr flott, temporeich und elegant ist Steeds Degenkampf gegen einen der Widersacher inszeniert. Die Produzenten schienen wahrlich eine Schwäche für das Mantel-und-Degen-Genre gehabt zu haben, wurden doch bereits sehr ähnliche Szene in „Castle De’ath" und „The Danger Makers“ präsentiert. Man wird dabei wahrlich an die Zeiten eines Errol Flynn erinnert.

Ähnlich wie in der Vorgänger-Episode bedient Steed sich auch hier eines raffinierten Tricks. Er sollte eine Erbse vom Tisch nehmen, bevor ein Mann mit einem Beil diese zerhacken kann, was gewöhnlich nicht gelingt, wie die Finger-Prothese eines der Mitglieder des Bundes eindrucksvoll demonstriert. Der gewiefte Steed lässt sich auf das Spiel ein und benutzt einfach Köpfchen und Puste.

Der auch im Privatleben etwas Skandal-geneigte Peter Wyngarde (geb.1926,1927,1928,1929 oder 1933? ) ist für die Rolle des John Cartney schlichtweg eine Idealbesetzung. 1969 sollte er als Jason King in der Serie "Department S" den Durchbruch schaffen. Leider dauerte seine eigentliche Karriere nur bis 1975, da ein Skandal dieser den Garaus machte.

Wortwitz:

Mrs.Peel gibt John Cartney gegenüber an, für einen wohltätigen Zweck zu sammeln und sagt: "I've come here to appeal to you, Mr.Cartney." Darauf Cartney: "You certainly do that."

Steed kippt einen überdimensionalen Krug Wein/Bier(?) nachdem er von John Cartney dazu aufgefordert wird. Anschließend hält er den Krug erneut hin und sagt: "Do you mind? The drive down seems to give mit quite a thirst."

Nachdem Steeds Tarnung aufgedeckt ist, nötigt ihn John Cartney zu einem Duell und sagt: "The choice of weapons is yours." Darauf Steed: "Feather-Duster at 400 yards."

Fazit:

Sehr schöner alt-englischer Ausflug in’s 18.Jahrhunder, dessen Anstößigkeit heute freilich keine Wirkung mehr hat. Hier ist besonders eindrucksvoll der Wandel spürbar, denn die vorherrschenden Moralvorstellungen in den letzten 50 Jahren vollzogen haben.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

04.12.2016 18:31
#93 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 22: What The Butler Saw ( Butler sind gefährlich, 25.02.1966)



Regie: Bill Bain

Produktion: Ende Dezember 1965 bis Anfang Jänner 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Thorley Walters, John Le Mesurier, Denis Quilly, Kynaston Reeves, Howard Marion Crawford, Humphrey Lestocq, Ewan Hooper, Leon Sinden, David Swift, Norman Scace, Peter Hughs


Ein Verräter von Militärgeheimnissen treibt sein Unwesen. Steed erfährt von einem Doppelagenten, dass der Verdächtigenkreis auf drei Personen beschränkt ist, nämlich einen Vizeadmiral, einen Brigadier und einen Captain. Kurz nach Weitergabe dieser Information wird der Doppelagent erstochen. Eine seltsame Gemeinsamkeit ist, dass alle bisherigen Butler der Verdächtigen verschwunden sind und durch neue ersetzt wurden. Da es sich bei Captain Miles um einen notorischen Schürzenjäger handelt, muss sich Mrs.Peel seiner annehmen. Nach einem weiteren Mord beginnt Steed einen Kurs in einer Butlerschule, wo er auf der richtigen Spur zu sein scheint, was durch den Mord am Ausbildner Hemming verdeutlicht wird, dessen Leiche er in der Waschmaschine vorfindet. Allerdings hat er das Glück, von dem zwielichtigen Butler Benson selbst für einen Kriminellen gehalten zu werden…

Die vorliegende Episode akzentuiert den Humor wieder etwas stärker. Steed tritt zu Beginn, ähnlich wie Inspector Closeau, in diversen Verkleidungen auf. Mrs.Peel hat alle Hände voll zu tun, sich den physischen Annäherungsversuchen von Schürzenjäger Miles zu entziehen, wobei sie von dem als Butler auftretenden Steed, der das Schlüsselloch bewacht, tatkräftig unterstützt wird. Miles Konferenzen finden in einem schalldichten Kunststoffsack statt und die Leiche des armen Hemming wird ausgerechnet in einer Waschmaschine verstaut (Da wird man doch glatt an die "Toten Augen von London" erinnert. ). Der, sich als Friseur tarnende, Doppelagent wird prompt mit einer Schere erstochen. Ein mit hinausklappbaren Messern versehener Servierwagen dürfte ein bisschen von einem ähnlichen Gadget aus dem Bond-Film "Liebesgrüße aus Moskau" von 1963 inspiriert sein.

Im Gesamteindruck handelt es sich allerdings dennoch um eine eher mittelmäßige Episode, die nicht unbedingt besonders im Gedächtnis hängen bleibt. Denis Quilley (1927-2003), der hier Captain Miles mimt, wirkte übrigens auch als Verdächtiger in dem Agatha-Christie-Thriller "Das Böse unter der Sonne" von 1981 mit.

Wortwitz:


Steed, nachdem er Mrs.Peel an ihr Date mit Miles erinnert: "Don’t forget, you have a date with Georgie. Don’t do anything I would do.“

Benson zu Hemming, nachdem dieser über Steeds Fähigkeiten als Butler schwärmt: „I’m sure I’ve seen him somewhere before.“ Darauf Hemming: „Maybe as a standing groom at a race meeting, or at one of Her Majesty’s garden parties.“ Darauf Benson: „...or one of Her Majesty’s prisons.“

Fazit:


Episode die zweifellos unterhält, aber nicht das Profil und die Charakteristika hat, sich besonders hervorzutun, sondern sich eher im Mittelfeld bewegt.

patrick Offline




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08.12.2016 21:15
#94 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 23: The House That Jack Built (Das Häusschen im Grünen, 04.03.1966)

Regie: Don Leaver

Produktion: Mitte Jänner 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Michael Goodliffe, Griffith Davies, Michael Wynne, Keith Pyott



Mrs. Peel erbt ein Haus von einem gewissen Onkel Jack, von dessen Existenz sie bisher gar nichts wusste. Allerdings hat der Haustürschlüssel offensichtlich elektronische Eigenschaften, was als erstem Steed auffällt, da das Ding auf allen Photos abgebildet ist, die er gerade entwickelt. Da ihm die Sache merkwürdig erscheint, ruft er den Notar an und erfährt von diesem, dass es weder eine Erbschaft noch einen Onkel Jack gibt. Mrs.Peel ist inzwischen mit dem Auto unterwegs, um das Häusschen im Grünen zu besichtigen und bemerkt dabei nicht, dass der Schlüssel eine Reihe von Mechanismen auslöst, welche sämtliche Verkehrsschilder verdrehen. An Ihrem Ziel angekommen muss sie rasch feststellen, dass sie sich in einer labyrinthartigen Mausefalle voller elektronischer Mechanismen befindet, aus welcher sie nicht mehr hinauskommt. Nachdem sie die Leiche eines Mannes vorfindet, dem sie zuvor eine Mitfahrgelegenheit ermöglicht hatte, erfährt sie, dass ein gewisser Prof.Keller hinter allem steckt. Dieser ist ein hochbegabtes Elektronikgenie und wurde einst von Mrs.Peel gefeuert, als sie die Firma ihres verstorbenen Vaters übernommen hatte. Grund dafür war, dass Prof.Keller Automatisierungsmaßnahmen anstrebte, um dadurch Menschen durch Maschinen zu ersetzen. Zu ihrem großen Erstaunen entdeckt Mrs.Peel, dass Keller bereits tot und in einer Art Schaukasten konserviert ist. Das Haus hat inzwischen ein elektronisches Eigenleben entwickelt und ist darauf programmiert, Mrs.Peel in Wahnsinn und Selbstmord zu treiben…

Der Titel „The House That Jack Built“ stützt sich, ähnlich wie Agatha Christies „Ten Little Indians“, auf einen Kinderrheim, welcher hier zu finden ist: http://www.pitt.edu/~dash/type2035.html Dieser wird auf recht unheimliche Weise von dem psychisch zermürbten Sträfling, der sich ebenfalls im Hause befindet, vorgetragen.

Diese kurzweilige Folge ist spannend und ideenreich, zeigt allerdings als Innenausstattung des Hauses eine, für die zweite Hälfte der 60er-Jahre geradezu typische, psychedelische Umgebung, welche in schwarzweiß einfach nicht so richtig wirken kann. Außerdem ist dieses Ambiente aus heutiger Sicht auch sehr steril. Dennoch verfehlen der elektronisch gesteuerte High-Tech-Irrgarten, zusammen mit dessen toten und im Glaskasten ausgestellten Schöpfer und einem ebenfalls in’s Haus geratenen Sträfling, der längst wahnsinnig geworden ist, keineswegs ihre Wirkung. Mrs.Peel ist auf’s Äußerste gefordert, einer ausweglos erscheinenden Situation zu entkommen und dabei nicht Nerven und Verstand zu verlieren. Da die Folge ganz auf sie ausgerichtet ist, erscheint Steed hier fast als Randfigur. Kein Zufall ist es wohl, dass der verrückte und menschenverachtende Prof.Keller einen deutschen Namen trägt. Auch das Thema Rationalisierung wird erneut in ein sehr negatives Bild gerückt. Wir erfahren übrigens auch, dass Mrs.Peel den Mädchennamen Knight trug.

Bemerkenswert ist, dass diese Episode bereits ein Schema andeutet, das in viel später entstandenen Psycho-Thrillern, wie z.B. "Saw", dann sehr stark ausgebaut wurde. Natürlich ist die vorliegende Folge bedeutend harmloser.

Fazit:

Dr.Frankenstein "auf elektronisch", wobei als Ungeheuer ein Haus mit Eigenleben fungiert, das eine interessante und neue Idee einbringt.

patrick Offline




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15.12.2016 20:40
#95 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 24: A Sense Of History (Robin Hood spielt mit, 11.03.1966)



Regie: Peter Graham Scott

Produktion: Ende Jänner 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Nigel Stock, John Barron, John Glys-Jones, John Ringham, Patrick Mower, Robin Phillips, Peter Blythe, Peter Bourne, Jaqueline Pearce

Der grüne Bogenschütze lässt grüssen!

Der Wirtschaftswissenschaftler Mr.Broom wird von mittelalterlich gekleideten und maskierten Studenten durch einen Pfeil in den Rücken getötet. Sein Ziel war die Schaffung eines vereinten Europa und die Abschaffung der Armut durch Bündelung der wirtschaftlichen Ressourcen. Der als Drahtzieher Hauptverdächtige, ein erbitterter aber namentlich nicht bekannter Gegner Brooms, hat an der Universität eine Arbeit verfasst, die angesichts des chaotischen Ablagesystems nur vom Archivar persönlich gefunden werden kann. Allerdings wird auch dieser ermordet. Mrs.Peel hat sich inzwischen in die Universität eingeschrieben und macht dort Bekanntschaft mit einer Gruppe rowdyhafter Studenten rund um den gefährlichen Duboys. Steed besucht inzwischen den offensichtlich die Western-Romantik liebenden Richard Carlyon, der in Brooms Diensten stand, und im Freien in einem Planwagen campiert. Die beiden werden dort allerdings von maskierten Studenten angegriffen, die sogar Brandpfeile abschießen. Steed kann einen von ihnen identifizieren und dazu zwingen, sich zu bemühen die gesuchte Arbeit für ihn zu finden, doch wird auch dieser kurz darauf getötet…

„A Sense Of History“ präsentiert ein Sammelsurium verschiedenster Stilelemente von Mittelalter über Western bis hin zu Gothic-Thriller und Whodunit. Das Finale findet bei einer Studentenfeier statt, die unter dem Motto „Robin Hood“ steht und entsprechende Kostüme vorschreibt. Steeds Gespräche mit Carlyon finden unter freiem Himmel bei dessen Planwagen statt, der im Stile eines Indianerüberfalls von den maskierten Studenten attackiert wird. Das Gothic-Element wird durch eine unheimliche Gewitter-Mord-Nacht bedient, welche die Universität wie ein altes Schloss wirken lässt.

Schmunzeln darf man heute, 50 Jahre später, über die in dieser Folge geäußerte Fiktion eines „Europia“. Gemeint ist damit ein vereintes Europa, das mit gemeinsamen Kräften die Armut beseitigen soll.

Mrs.Peel sieht im Robin-Hood-Kostüm übrigens wirklich reizend aus. Steed hat gleich mehrfach die Gelegenheit, sein unerschütterliches Selbstbewusstsein und seine Wehrfähigkeit zu demonstrieren, nachdem einige Studenten versuchen, ihn physisch zu bedrängen. Mit wenigen Griffen behält er stets im wahrsten Sinne des Wortes die Oberhand.
Die, hier als Studentin agierende, Jaqueline Pearce (geb.1943) wirkte übrigens in den Hammer-Thrillern „The Reptile“ und „Plague of the Zombies“ mit, die ebenfalls 1966 uraufgeführt wurden.

Wortwitz:

Steed nimmt Bezug auf einen Pfeil mit Saugnapf und sagt zu Mrs.Peel über den ermordeten Broom: „He was found murdered yesterday. That arrow nearby and something more lethal in his back.“

Bei dem Kostümfest zeigt Steed Mrs.Peel sein beschädigtes Schwert. Darauf Mrs Peel: „That looks a bit droopy.“ Darauf Steed: „Wait untill it’s challenged.“

Als Mrs.Peel Duboy im Kampf gegen ein Regal schleudert, das ihn unter sich begräbt, liegt obenauf ein Buch mit dem Titel „How to develop a winning personality.“

Fazit:


Sehr stimmungsvolle und abwechslungsreiche Episode in einem gefährlichen Studenten-Millieu. Eine der besten Folgen der 4.Staffel.

patrick Offline




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18.12.2016 09:13
#96 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 25: How To Succeed At Murder (Fit für Mord, 18.03.1966)



Regie: Don Leaver

Produktion: Anfang Februar 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Sarah Lawson, Angela Browne, Anne Cunningham, Zeph Gladstone, Artro Morris, Jerome Willis, Christopher Benjamin, Kevin Brennan, David Garth, Robert Dean, Sidonie Bond.

Eine Reihe erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmänner wird von jungen, hübschen Frauen ermordet, die als deren Sekretärinnen fungieren. Die Täterinnen sind Mitglieder einer Gruppe, die ihre Anweisungen von einer Bauchrednerpuppe namens Henrietta empfängt. Im Auto eines Opfers saugen Steed und Mrs.Peel mithilfe einer Reifenpumpe den Duft eines weiblichen Parfüms auf. Mrs.Peel lässt dieses von einem Parfumexperten identifizieren und erfährt, dass es besonders teuer und damit nur einer finanzkräftigeren Schicht von Kunden zugänglich ist. Allerdings wird auch der Experte ermordet, bevor er Mrs.Peel Informationen über die Kunden geben kann, die besagtes Parfum bei ihm gekauft haben. Steed gibt inzwischen vor, ein Millionär zu sein, und engagiert eine der Todes –Sekretärinnen, für ihn zu arbeiten. Mrs.Peel tritt derweil einem Fitness-Club für Frauen bei, wo sie auf der richtigen Spur ist. Als Trainer fungiert ein gewisser Henry, welcher als einziger Mann im Dienste der geheimnisvollen Puppe Henrietta steht, deren Ziel es ist, die Vorherrschaft der Herrn der Schöpfung zu beenden, wozu sie die männerverachtenden jungen Damen engagiert. Steed erfährt am Friedhof, dass Henrys Frau Henrietta hieß und bereits 1951 verstorben ist. Wer steckt aber hinter der seltsamen Puppe…

Ernst Stavro Blofeld lässt erneut grüßen!

Die Gruppe weiblicher Todes-Engel, die Aufträge von einer sprechenden Puppe erhält, erinnert sehr stark an die, aus den James-Bond-Filmen bekannten, SPECTRE-Sitzungen mit Blofeld als Vorsitzendem. Die jungen Damen dürften ein bisschen bei Pussy Galores Flying Circus aus Goldfinger abgeschaut sein. Es handelt sich dabei um eine Gruppe fitter, durchtrainierter und gemeingefährlicher Amazonen des 20. Jahrhunderts, welche ihre Opfer mit den verschiedensten Gadgets in’s Jenseits befördern. Emanzipation und Männerhass werden sehr humorvoll dargestellt und am Schluss so richtig durch den Kakao gezogen.

Humor und Thrillerelemente werden dabei sehr gut unter einen Hut gebracht und die Auflösung ist wirklich spannend. Sehr skurril ist der Parfumexperte mit seinem Nasenköcher, der dazu dienen sollte, den verfeinerten Geruchssinn keinen unnötigen Belastungen auszusetzen, was ihm dann allerdings zum Verhängnis wird.

Wortwitz:

Der Parfumexperte mit Nasenköcher klärt Mrs. Peel über seinen phänomenalen Geruchssinn auf und sagt: You see, I smell a great deal.“ Darauf verzieht Mrs. Peel das Gesicht und sagt: „You do?“….Ähem, I mean you do.“

Der Parfümexperte entblößt seine Nase und sagt: "There you see the splendid beast naked before you." Darauf Mrs. Peel: "It's very ... handy."

Fazit:

Eine Folge voller Spannung und schwarzem Humor und damit eine der Top-Episoden der 4. Staffel.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

22.12.2016 14:52
#97 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 4 - Episode 26: Honey For The Prince (Honig für den Prinzen, 22.03.1966)



Regie: James Hill

Produktion: Mitte Februar bis 04.03.1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Ron Moody, Zia Mohyeddin, George Pastell, Roland Curran, Bruno Barnabe, Ken Parry, Jon Laurimore, Reg Pritchard, Peter Diamond, Carmen Dean, Richard Craydon

Zwei Agenten werden von einem Mann mit Maschinenpistole in orientalisch eingerichteten Räumlichkeiten brutal ermordet, nachdem einer der beiden an einer Wunderlampe reibt. Der Mörder erscheint daraufhin wie ein Geist aus einer Rauchwolke. Eines der Opfer kann noch lange genug überleben, um Steed in dessen Wohnung aufzusuchen, wo er diesem und Mrs.Peel seine letzten Worte „Jeanie“ und „Honey“ als Fingerzeig gibt. Als Steed die Wohnung des anderen Toten durchsucht, stößt er auf eine Menge Honiggläser und gerät in einen Kampf mit einem Maskierten. Dieser stürzt dabei aus dem Fenster und kann fliehen. Mrs.Peel besucht inzwischen den Honigverkäufer Mr.Bee Bumble, der kurz darauf ermordet wird. Auch auf sie selbst wird ein Anschlag verübt, den sie jedoch abwehren kann, wobei der Attentäter sich versehentlich selbst erschießt. Steed stattet inzwischen dem Unternehmen QQF (Quite, Quite Fantastic), wo sich der Mord an seinen Kollegen ereignete, einen Besuch ab. Dort werden spielerische Phantasien von einem Mr.Hopkirk zahlenden Kunden angeboten. Als dieser erklärt, dass auch die Inszenierung von Anschlägen auf dem Programm steht, wird Steed rasch hellhörig. Kurz darauf wird Mr.Hopkirk vom Mörder der Agenten ebenfalls erschossen, der genau diese Dienstleistung in Anspruch nimmt. Geplantes Mordopfer ist offenbar ein orientalischer Prinz Ali, der sich in England befindet. Steed verschafft sich als Regierungsbeamter Zutritt zum Prinzen und Mrs.Peel fungiert, sehr gegen ihren Willen, als Haremsdame…

Diese Episode beginnt mit einem recht brutalen Doppelmord. Der Zweikampf zwischen Steed und dem Maskierten ist, im Vergleich zu zahlreichen früheren Folgen, sehr professionell und temporeich inszeniert und bewegt sich durchaus auf Kino-Niveau. Mr. Bee Bumble erinnert mit seinem gestreiften Pullover stark an den „faulen Willi“, den es zu dieser Zeit freilich in der altbekannten Form noch nicht gab. Etwas verwirrt wird man durch die Wunderlampe, welche urplötzlich gewisse Personen aus einer Rauchwolke erscheinen lässt, nachdem man an ihr reibt. Zu den herbeigerufenen „Geistern“ zählen der Mörder zu Beginn und als gelungener Gag Steed gegen Schluss. Allerdings handelt es sich dabei um keinen Hokuspokus, sondern um einen erklärbaren Trick.
Leider flacht die Geschichte etwas ab, nachdem sie sich in die Räumlichkeiten des Prinzen verlagert. Dass es einiger Überzeugungsarbeit von Seiten Steeds bedarf, um Mrs.Peel als Haremsdame agieren zu lassen, versteht sich natürlich von selbst. Dass sie beim Tanz der 7 Schleier nur 6 fallen lässt, erklärt Steed damit, dass sie geistig etwas zurückgeblieben sei, womit er die Lacher auf seiner Seite hat.

Der aus Zypern stammende George Pastell (1923-1976), hier als Arkadi, wirkte übrigens sowohl in den Hammer-Filmen "The Mummy" (1959) und "The Curse of the Mummy's Tomb" (1964) als auch in dem James-Bond-Film "From Russia with Love" (1963) mit.

Wortwitz:


Steed möchte dasselbe Phantasiespiel wie sein ermordeter Kollege für sich buchen und erkundigt sich danach mit den Worten: "What is the fantasy to be?" Darauf Mr.Hopkirk: "Chief Eunuch in a harem."

Mrs.Peel hinterlässt Steed in dessen Wohnung eine Nachricht auf Tonband, in der sie auf die dort liegende Leiche Bezug nimmt: "Steed, sorry about the body, but it was too big to sweep under the carpet."

Prinz Ali wendet sich an Steed und nimmt Bezug auf seine 320 Frauen: "Have you ever paused to consider that a man with 320 wifes also aquires 320 mothers in law?" Darauf Steed: "That's a very sobering thought."



Fazit:

Zum Abschluss der 4.Staffel eine solide Durchschnittsfolge mit einigen sehr gelungenen Einlagen.

patrick Offline




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30.01.2017 20:00
#98 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 1: From Venus With Love (Einmal Venus - hin und zurück, 13.01.1967)



Regie: Robert Day

Produktion: Oktober bis November 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Barbara Shelley, Philip Locke, Jon Pertwee, Derek Newark, Jeremy Lloyd, Adrian Ropes, Arthur Cox, Paul Gilliard, Michael Lynch, Kenneth Benda


Zahlreiche Mitglieder der britischen Venusgesellschaft (BVS = Britisch Venusian Society) kommen auf sehr merkwürdige Weise um’s Leben. Sie werden beim Sternegucken von einem seltsamen Geräusch überrascht, worauf sie anfangen zu schwitzen. Das Getränk in ihrem Glas beginnt zu schäumen und ein rascher Alterungsprozess setzt ein, der sie als Greise tot umfallen lässt. Mrs. Peel entdeckt einen seltsamen Feuerball, der immer wieder erscheint und verschwindet. Steed tritt ebenfalls der britischen Venusgesellschaft bei und muss sich als Aufnahmevoraussetzung von dem schrulligen Augenarzt Dr. Primble, ebenfalls Mitglied der Gesellschaft, untersuchen lassen. Dieser ist überzeugt, dass eine Invasion der Venusianer bevorsteht. Die seltsamen Todesfälle gehen inzwischen weiter. Steed stellt nun selbst ein Fernrohr auf, um die Venus zu beobachten und platziert dahinter eine Puppe, die sogleich von einem Laserstrahl zerstört wird. Mrs. Peel folgt einer heißen Spur und entdeckt dabei ein futuristisch ausgestattetes Fahrzeug...

Die 5.Staffel hat begonnen und damit die Farb-Ära der Avengers. Es wird gleich zum Auftakt eine gehörige Portion Science-Fiction geboten, was sich allerdings keineswegs als übernatürlichen oder außerirdischen Ursprungs entpuppt. Die Farben sind sehr voll und bunt, ganz im Stile der 60er-Jahre, und stehen der Serie außerordentlich gut. Diese gewinnt dadurch gegenüber dem TV-Schwarzweiß deutlich an Attraktivität. Die technischen Tricks sind überraschend überzeugend geraten und auch die Kampfszenen wirken im Vergleich zu früheren Folgen der vorigen Staffel wesentlich echter.

Die berühmte "Mrs.Peel, we are needed"-Phrase wird hier kreiert und auch der Schluss der Folgen wurde dahingehend verändert, dass die Avengers nicht mehr in diversen Vehikeln von dannen ziehen. Der Vorspann wurde ausgebaut und zeigt Steed und Mrs.Peel nun in bewegten Bildern.

James-Bond-Fans können sich sicher an Phillip Locke (1928-2004) erinnern, der in „Thunderball“ den Killer Vargas spielte. Hier ist er in der Rolle des Dr.Primble zu sehen. Barbara Shelley ist natürlich aus Hammers Horror-Werkstatt nicht mehr wegzudenken und spielt in dieser Episode die Venus Browne.

Der Titel dürfte eine Abwandlung des Bond-Film-Titels „From Russia With Love“ sein.

Fazit:

Diese durchaus spannende und einfallsreiche Episode beschert den farbigen Avengers der 5.Staffel einen würdigen Start.

patrick Offline




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02.02.2017 20:47
#99 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 2: The Fear Merchants (Schock frei Haus, 20.01.1967)



Regie: Gordon Flemyng

Produktion: September 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Patrick Cargill, Brian Wilde, Anette Carell, Garfield Morgan, Andrew Keir, Jeremy Burnham, Edward Burnham, Bernard Horsfall, Ruth Trouncer, Declan Mulholland, Phillip Ross

Eine Reihe erfolgreicher Geschäftsmänner aus der Keramikindustrie wird auf mysteriöse Weise mit ihren Urängsten konfrontiert und dadurch in den Wahnsinn oder Tod getrieben. Eine Person mit Platzangst erwacht im leeren Wembleystadion und wird dort durch einen aus Lautsprechern dröhnenden Lärm dauerbeschallt, ein anderer, der Angst vor Geschwindigkeit hat, erlebt mit einem falschen Chauffeur einen wahren Höllenritt in einem Rolls Royce, ein weiterer, der sich vor Vögel fürchtet, stürzt aus dem Fenster, nachdem er einen offenen Käfig und einen daraus befreiten und besonders großen gefiederten Freund vorfindet, usw… Hinter all dem steckt der Geschäftsmann Raven, welcher die dubiose Firma BEB (Business Efficiency Bureau) damit beauftragt hat, seine Konkurrenz auszuschalten, was diese etwas zu wörtlich nimmt. Als er deren Funktionären zu verstehen gibt, dass er mit solcherlei Methoden nichts am Hut habe, fällt er selbst in Ungnade und damit seiner ausgesprochenen Spinnenphobie zum Opfer. Steed, der mittlerweile die richtige Spur aufgenommen hat, nimmt mit BEB Kontakt auf und gibt sich als Geschäftsmann aus, der ebenfalls seine Konkurrenz ausschalten lassen will, nämlich Mrs.Peel!!! Was er aber nicht ahnt ist, dass er heimlich an einen Lügendetektor angeschlossen ist, durch den ihn die psychologisch geschulten Funktionäre von BEB entlarven. Er selbst und Mrs.Peel sind jetzt die Zielscheibe des berüchtigten Unternehmens…

Dieser Episode darf ihr Unterhaltungswert zwar, wie allen Folgen der Serie, nicht abgesprochen werden, dennoch kann man gewisse Schwächen nicht wegeleugnen. So ist es etwa sehr schade, dass die Psychologen von BEB bei der furchtlosen Mrs.Peel keine wirklichen Urängste vorfinden und sich daher gezwungen sehen, ihre Angst vor körperlichem Schmerz zu provozieren, die freilich wohl jeder in sich trägt. Auch Steed will man lediglich in einer Baugrube entsorgen und am Schluss wird als Gag nur seine Angst davor, der Champagner könnte ausgegangen sein, angesprochen. Nun, das dürfte wohl daran liegen, dass Helden in den 60er-Jahren noch kaum sensible Seiten zeigen durften. Die Zeiten eines Daniel Craig, der sogar als James Bond Verletzlichkeit durchschimmern lässt, waren ja noch Lichtjahre entfernt. Trotzdem wäre es interessanter gewesen, hätte man bei den Beiden ein bisschen tiefer geschürft. Auch die so angsteinflößende Spinne, die Raven in den Wahnsinn treibt, schindet keinen Eindruck, hat man doch in Thrillern dieser Tage Spinnenphobiker eher mit großen, fetten Vogelspinnen geplagt; aber die haben damals wohl noch nicht in’s Fernsehprogramm gepasst.

Eine sehr interessante Beobachtung hat ein englischer Kritiker zu dieser Folge gemacht:

Zitat
Peripheral to the idea of mixed-up casting, I wonder about the character names. Avengers stories often feature cute associations between name and nature. We have Meadows afraid of open spaces—that works. Fox is afraid of mice—well, not so great, but I won't belabor that one. Crawley is afraid of speed—acceptable. But White is afraid of birds, and Raven of spiders, and therein lies the inconsistency. The solution would have been to make White afraid of speed (white knuckles—get it?), Raven of birds, and Crawley of spiders. So, have I beaten this dead horse enough yet?


Tatsächlich schwächelt hier der berüchtigte britische Humor. Es ist wirklich eine Übereinstimmung der Urängste diverser Personen mit den vergebenen Namen erkennbar, allerdings nicht passend zugeordnet, was schon sehr unverständlich bleibt. „Meadow“ ist ja bekanntlich das englische Wort für Wiese, weshalb der Name Meadows auf jene Person mit Platzangst einigermaßen zutrifft. „White Knuckle“ hat die Bedeutung von aufregend oder aufwühlend, weshalb der Name White besser zu der Person mit Angst vor der Geschwindigkeit gepasst hätte als zu jener mit der Vogel-Phobie, die diesen Namen trägt. Zu Letzterer hätte besser Raven (Rabe) gepasst, den Namen, welchen aber der Spinnen-Phobiker trug, für den wiederum Crawley (crawl = krabbeln) zutreffender gewesen wäre. Crawley war allerdings jener, der Angst vor der Geschwindigkeit hatte. Ich hoffe, ich habe jetzt den Leser nicht alzusehr durcheinander gebracht. Ein gelungener Gag ist die Angst vor der Dunkelheit, welche Steed am Schluß beim Oberbösewicht aufdeckt.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich Hammer-Urgestein Andrew Keir (1926-1997) als Geschwindigkeits-Phobiker Crawley.

Fazit:

Trotz allem wird hier ein Unterhaltungswert in bester Avengers-Manier geboten. Humor und Thriller-Spannung sind sehr gut ausbalanciert.

patrick Offline




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05.02.2017 20:00
#100 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 3: Escape in Time ( Fahrkarten in die Vergangenheit, 27.01.1967)




Regie: John Kirsh

Produktion: September 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Peter Bowles, Geoffrey Bayldon, Judy Parfitt, Imogen Hassall, Edward Caddick, Nicholas Smith, Roger Booth, Richard Montez, Clifford Earl, Rocky Taylor


Eine Reihe gesuchter Verbrecher verschwindet spurlos, ohne dabei englischen Boden zu verlassen. Zwei Agenten, die der Sache auf den Grund gehen, kommen im abgelegenen Hause eines gewissen Mr. Thyssen mit einer seltsamen Zeitmaschine in Berührung, welche sie in vergangene Jahrhunderte versetzt, wo sie prompt von einem Vorfahren Thyssens ermordet werden. Einer der Agenten kann noch entkommen und lebt lange genug, um Steed und Mrs.Peel einen entscheidenden Fingerzeig zu geben. Auch Steed gibt sich nun als Krimineller aus, der eine Fluchtroute sucht. Er wird mit verbundenen Augen Thyssen vorgeführt und von diesem als Vorgeschmack kurz in's 18.Jahrhundert und zurück befördert. Mrs.Peel gelangt ebenfalls in's Haus Thyssens, wird aber entlarvt und, anstelle in die Zeit eines kultivierten Charmeurs und Schürzenjägers, in jene eines sadistischen und für seine Grausamkeit bekannten Hexenjägers geschickt...

Die vorliegende Folge macht zwar zu Beginn den Anschein ganz besonders Fantasy-lastig zu sein, doch darf die Echtheit der Zeitreisen ruhig hinterfragt werden. Erst erscheint es etwas einfallslos, dass sich die Ausflüge durch die Jahrhunderte immer in denselben Räumlichkeiten abspielen, bis sich dann stichhaltige Gründe dafür offenbaren und man auch erfährt, was mit den, die Zeitschwelle überwindenden, Gaunern wirklich passiert ist.

Das Dekor ist sehr ansprechend gestaltet, allerdings fehlt es ein bisschen an der atmosphärischen Dichte diverser älterer Folgen aus der 4.Staffel, die ebenfalls mit vergangenen Epochen liebäugelten. Der angeblich so schreckliche Inquisitor Matthew sieht deutlich zu wenig furchterregend aus.

Unterhaltungstechnisch jedoch funktioniert die Episode außerordentlich gut. Der merkwürdige "Nerd" Mr.Thyssen hat übrigens, nebenbei bemerkt, eine etwas eigenwillige „Methode“ gefunden, sich, zumindest temporär, vom Stottern zu befreien.. Die Folge bietet auch einige sehr typische Bilder des ländlichen Englands mit seinen engen Straßen und hohen Hecken, was in Farbe natürlich besonders reizvoll zur Geltung kommt.

Wortwitz:

Mrs.Peel befindet sich, wie es scheint, im 16. Jahrhundert und in der Gewalt des Hexenjägers Matthew. Dieser zu Mrs.Peel: „This strange clothes you wear, the devils mark. Designed zu daze and to bewitch a man’s senses. To insane him tu lust“ Darauf Mrs.Peel zum Hexenjäger: „You should see me 400 years from now.“

Steed, nachdem ihn Matthew mit seiner eigenen Pistole bedroht, während sie sich angeblich im 16.Jahrhundert befinden: „You’re a little out of your time, aren’t you?“

Fazit:

Erste farbige "Kostüm-Folge", die bezüglich Retro-Flair einigen SW-Folgen deutlich unterlegen ist. Die Story ist zweifellos absurd, dies dafür aber auf sehr unterhaltsame Weise.

patrick Offline




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09.02.2017 20:05
#101 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 4: The See-Through Man (Die Durchsichtigen, 03.02.1967)



Regie: Robert Asher

Produktion: November 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Miora Lister, Warren Mitchell, Roy Kinnear, Jonathan Elsom, John Nettleton, Harvey Hall, David Glover

Im britischen Verteidigungsministerium ereignet sich ein merkwürdiger Spuk. Ein Bediensteter wird von unsichtbaren Schritten verfolgt und wie von Geisterhand niedergeschlagen. Schubladen öffnen sich von selbst. Grund genug für Steed und Mrs.Peel, sich der Sache anzunehmen. Sie erfahren, dass sich der russische Agent Major Vazin zusammen mit seiner Frau Elena in England befindet. Diese kauften dem kauzigen Wissenschaflter Quilby um sage und schreibe 100.000 Pfund eine Formel ab, die angeblich Materie unsichtbar machen soll. Auch nimmt Vazin mit dem Botschafter Brodny Kontakt auf und präsentiert sich dabei als Unsichtbarer im Morgenmantel. Mrs.Peel gerät in eine Auto-Verfolgungsjagd mit einem Fahrer ohne Kopf. Quilby`s Assistent Ackroyd möchte für sein Schweigen um die Formel auch für sich weitere 100.000 Pfund herausschlagen, was ihm zum Verhängnis werden sollte. Steed wird von einem Unsichtbaren im Frack niedergeschlagen…

Der Unsichtbare lässt grüßen.

Diese Episode entnimmt ihre Grundidee eindeutig dem Universal-Klassiker „Der Unsichtbare“ von 1933. Die diesbezüglichen Tricks sind dabei eindrucksvoll und überzeugend. Leider können Atmosphäre und Dramaturgie nicht ganz mithalten. Es fehlt hier einfach der notwendige Pep. Das nahezu unerträgliche und dämliche Overacting von Warren Mitchell als Brodny sägt dann auch noch gewaltig an den Nerven. Er spielte dieselbe Rolle bereits in „Two’s a Crowd“, wobei ich ihn dort bei Weitem nicht so nervig in Erinnerung habe. Übrigens ist „The See-Through Man“ handlungsmäßig eine geschickte Abwandlung von der genannten Schwarzweiß-Folge. Auch hier bleibt der Haupt-Gegenspieler, diesmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes, unsichtbar. Oder doch nicht? Schließlich - soviel sei verraten - entpuppt sich dies dann doch als raffinierter Trick. Ein erster Hinweis darauf ist, dass das Wasser wohl durch den sich duschenden unsichtbaren Vazin hindurchgeht, was dem grenzdebilen Brodny natürlich nicht auffällt.

Wortwitz:

Steed zu Mrs.Peel über das angeblich unsichtbar machende Mittel: "It's a substance of which you take a teespoon full at bedtime. When you wake up all your problems are vanished and so have you."

Brodny zu Steed, dem gegenüber er sich um die unsichtbar machende Formel lustig macht: "I would see through that immediately."

Fazit:

Diese Folge verschenkt unheimlich viel Potenzial. Grundidee und Einstieg lassen auf etwas ganz Besonderes hoffen. Auch die Tricks sind erste Sahne. Leider verflacht dann die Geschichte doch eher Richtung Durchschnitt. Nicht schlecht, aber eben auch nicht top.

patrick Offline




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29.03.2017 21:42
#102 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 5: The Bird Who Knew Too Much (Ein Vogel der zuviel wusste, 10.02.1967)



Regie: Roy Rossotti

Produktion: Oktober 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Ron Moody, Ilona Rogers, Kenneth Cope, Michael Coles, John Wood, Anthony Valentine, Clive Colin-Bowler, John Lee


Ein brutales Killerduo tötet der Reihe nach Agenten. Beim ersten Opfer findet man Vogelsamen, woraus Steed und Mrs.Peel sich zunächst keinen Reim machen können. Eine Spur führt schließlich zu einem gewissen Captain Crusoe, der angeblich militärische Geheimnisse aus einem gesperrten Raketenstützpunkt weitergibt. Sehr groß ist das Erstaunen, als die Avengers erfahren, dass es sich bei besagtem Captain um einen sprechenden Superpapagei mit einem außerordentlichen Merkvermögen handelt und dieser obendrein noch verschwunden ist…

„The Bird Who Knew Too Much“ ist zwar nicht gerade eine herausragende Folge, hat aber dramaturgisch doch einiges zu bieten. Die brutalen Morde werden meist von dem sadistischen Psychopathen Robin, dargestellt von Clive Colin-Bowler (1940-2000), begangen, dessen größtes Vergnügen das Töten ist, was er mit geradezu kindlicher Freude ausübt. Sein optisches Erscheinungsbild entspricht eher schon den 70er- oder frühen 80er-Jahren. Karate-Emmas Kampfkunst ist er natürlich nicht gewachsen und kommt in deren Beinklammer ganz schön in's Schwitzen. Letztere darf auch noch einen geradezu vorbildlichen Turmsprung in's Wasser zum Besten geben.

Dass es sich bei dem unbekannten Captain Crusoe um einen Papagei handelt, wird leider schon sehr früh aufgedeckt, was einen diesbezüglichen Spannungsaufbau verhindert. Die Idee, dass der Vogel mit Mikrokamera ausgestattet militärisches Sperrgebiet überfliegt und die dadurch aufgedeckten Geheimnisse nachsprechen und sich merken kann, darf sich durchaus sehen lassen.

Die sehr einfach gestrickte Prügelszene im Finale ist leider wieder ein qualitativer Rückschritt.

Wortwitz:

Steed zu Mrs.Peel über eines der Opfer: „ He was engaged in counter, counter, counter espionage.“ Darauf Mrs.Peel: „Well, somebody countered his counter.“

Steed über ein, mittlerweile einzementiertes, Mordopfer: „He was pretty solid fort he time.“ Darauf Mrs.Peel: „He still is.“

Fazit:

Nicht im Übermaß atmosphärische, aber rasante und kurzweilige Folge.

patrick Offline




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06.04.2017 18:00
#103 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 6: The Winged Avenger (Der geflügelte Rächer, 17.02.1967)

Regie: Richard Harris

Produktion: Dezember 1966

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Nigel Green, Jack MacGowran, Neil Hallett, Colin Jeavons, Roy Patrick, John Garrie, Ronald Pickering, William Fox, A.J. Brown, Hilary Wontner, John Crocker, Ann Sydney




Ausgesprochen skrupellose Geschäftsleute werden der Reihe nach von einem, nach dem Vorbild eines Comic-Helden namens "Winged Avenger" gekleideten, Unbekannten bestialisch ermordet. Der Täter trägt das Kostüm eines Riesenvogels und benutzt als Mordwerkzeuge seine eindrucksvollen messerscharfen Eisenklauen, mit deren Hilfe er auch Hochhauswände hinaufklettert, um anschließend seine Opfer brutal zu zerfetzen. Heisse Spuren führen Steed und Mrs.Peel sowohl zu einem Professor, der ganz besondere Stiefel entwickelt hat, mit denen man Wände hinaufmarschieren kann, als auch zu jenem Comic-Verlag, der die Abenteuer des geflügelten Rächers zeichnet und herausbringt...

Die vorliegende Folge bietet eine typische Comic-Atmosphäre im Stile der Serie Batman, welche zur selben Zeit ebenfalls sehr populär war. Tatsächlich wird im Finale auch die Musik besagter Serie kurz eingespielt und wohlbekannte und charakteristische Laute daraus, wie "Pow","Splat" und "Bam", in Form von Zeichenboards, mit denen Steed gehörig hinlangen darf, in derselben Weise eingeblendet. Auch wird hier durchaus ein Whodunit geboten, wobei es selbst für Gelegenheits-Krimi-Konsumenten nicht sonderlich schwierig ist, die richtige Spur zu wittern, da die Verbrechen, noch bevor sie sich tatsächlich ereigenen, als Bildergeschichten gezeichnet werden, welche an einigen Stellen geschickt in die Real-Bilder übergehen. Vergnüglich anzusehen ist Mrs.Peels Zweikampf an der Decke, mit dem Kopf nach unten, gegen den Geflügelten Rächer.

Im Großen und Ganzen ist diese besonders skurrile Episode unterhaltsam und ansprechend genug inszeniert, um Fans nicht zu enttäschen. Die Aufdeckung des völlig durchgeknallten Täters kommt allerdings, wie oben angedeutet, nicht unbedingt überraschend. Auch hält sich dessen Ausstrahlung und Wirkung ohne Maskerade in recht bescheidenen Grenzen. Der aus "Tanz der Vampire" als Professor Abronsius bekannte Jack MacGowran (1918-1973) bedient als Professor Poole den exzentrisch Part, der aber deutlich im Schatten originellerer Charaktere aus älteren Folgen steht.

Wortwitz:

Mrs.Peel zu Professor Poole, der mit Hilfe seiner Spezialstiefel an der Decke hängt: "My dear Professor, what you`re up to?"

Steed über den Geflügelten Rächer, nachdem er ihn aus dem Fenster gestoßen hat: "He has really got his wings clipped."

Fazit:

Turbulente und durchaus spannende Folge im Comic-Book-Stil mit einer besonders charakteristischen Titel-Figur.

patrick Offline




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13.04.2017 20:47
#104 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 7: The Living Dead (Der Geist des Duke von Benedict, 24.02.1967)



Regie: John Krish

Produktion: Dezember 1966 bis Jänner 1967

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Julian Glover, Pamela Ann Davy, Howard Marion Crawford, Jack Woolgar, Jack Watson, Edward Underdown, John Cater, Vernon Dobtcheff, Alister Williamson


Hammer lässt Grüßen!

Der Geist des im 17.Jahrhundert verstorbenen 6. Duke of Benedict entsteigt eines Nachts seinem Grabe und erschreckt den obdachlosen Trunkenbold "Kermit the Hermit" fast zu Tode. Daraufhin kommt ein skeptischer Wissenschaftler in das betroffene Dorf und möchte beweisen, dass es sich bei besagtem Spuk um Humbug handelt. Kurz darauf baumelt er, vom historischen Schwert des Duke durchbohrt, von der Decke einer Kapelle. Mrs.Peel versucht, in Begleitung der abergläubischen Mandy, ebenfalls der Sache auf den Grund zu gehen und verschwindet dabei spurlos. Sie wurde angeblich vom Geist entführt. Nach einem weiteren Mord an "Kermit the Hermit" erkennt Steed, dass mit der zugeschütteten Mine, in der der 15. Duke of Benedict vor 5 Jahren den Tod fand, etwas nicht stimmt...

Die vorliegende Folge beginnt mit einer sehr schönen Grusel-Atmosphäre, die offensichtlich bei den pupulären Hammer-Filmen dieser Zeit abgekupfert ist. Nachdem der Spuk sich als vielmehr unterirdischen denn übernatürlichen Ursprungs entpuppt, verlagert sich die Szene im letzten Viertel an einen etwas zu öde und fad erscheinenden Ort. Was gegenüber früheren Episoden auffällt ist eine zumindest stellenweise zunehmende Härte. So hängt beispielsweise ein Mann von einem Schwert durchbohrt vom Glockenseil und Mrs.Peel macht mit einer Maschinenpistole gleich einem ganzen Erschießungskommando den Garaus. Nichtsdestotrotz bleibt die Inzenierung sauber und unblutig. Recht interessant ist, dass diese Geschichte auch die Besiedelung unterirdischer Städte zum Thema hat, was heute von Verschwörungstheoretikern (oder Aufdeckern?) immer wieder gern angesprochen wird. Sehr gut gespielt ist Steeds stoische Ruhe angesichts seiner drohenden Hinrichtung, wo er trotz offenkundiger Todesangst niemals den Humor verliert.

Fazit:

Atmosphärisch, spannend und humorvoll inszenierter Berührungspunkt mit dem Grusel-Genre. Die unterirdischen Schauplätze wirken jedoch viel zu schlicht und unattraktiv. Dort hätte es schon ein bisschen mehr sein dürfen. Im Großen und Ganzen aber trotzdem grünes Licht für eine deutlich überdurchschnittliche Folge.

patrick Offline




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16.04.2017 10:06
#105 RE: Mit Schirm, Charme und Melone: the Avengers Zitat · Antworten

Staffel 5 - Episode 8: The Hidden Tiger (Vorsicht, Raubkatzen, 03.03.1967)



Regie: Sidney Hayers

Produktion: Jänner 1967

Mit: Patrick Macnee, Diana Rigg, Ronnie Barker, Lyndon Brook, Gabrielle Drake, John Phillips, Michael Forrest, Stanley Meadows, Jack Gwillim, Frederick Treves, Brian Haines, John Moore, Reg Prichard


Mehrere Männer und sogar ein kräftiger Preisbulle werden allem Anschein nach von einer wilden Raubkatze zu Tode gekratzt. Seltsamerweise hinterlässt diese aber nicht die geringsten Spuren und scheint sowohl aus dem Nichts zu kommen als auch dorthin wieder zu verschwinden. Ausgelegte Fallen zeigen keinerlei Wirkung. Die mysteriösen Vorfälle gehen ungehindert weiter. Steed und Mrs.Peel wenden sich daraufhin an einen exzentrischen Großwildjäger, der das Untier anlockt und diesem mit geladener Flinte in einem schützenden Käfig sitzend auflauert. Er wird jedoch, trotz der Gitterstäbe, ebenfalls angefallen und getötet. Schließlich findet Steed heraus, dass sämtliche Opfer Mitglied einer Organisation von Katzenliebhabern namens "PURR" waren...


Hier wird die subjektive Kamera aus der Perspektive eines tötenden Untiers eingesetzt und die panische Angst seiner Opfer deutlich gemacht. Es stellt sich natürlich die Frage, wie es für eine derart wilde und offensichtlich kräftige Kreatur möglich sein kann, sich praktisch in Luft aufzulösen und scheinbar auch noch zwischen Gitterstäben einfach hindurchzugehen. Nun, Steed und Mrs.Peel werden es nach langem Rätselraten natürlich aufdecken, indem sie mit den organisierten Katzenliebhabern auf Tuchfühlung gehen. Die Geschichte hat einen höchst interessanten Mystery-Charakter mit einigen Nacht-Aufnahmen, wenn auch nicht mehr die besonders ansprechende Atmosphäre der Vorgängerfolge. Eine ganz leise Anlehnung an Jaques Tourneurs "Katzenmenschen" von 1942 könnte mehr oder weniger beabsichtigt sein.

Gabrielle Drake (geb.1944) trägt als hübsche aber zwielichtige Katzen-Enthusiastin den Namen Angora. Steed darf hier übrigens seine versteckten Gefühle gegenüber Mrs.Peel durchschimmern lassen. An einer Stelle anwortet er, nach dem Namen seiner Katze gefragt, mit "Emma". Am Schluss zeichnet er in Mrs.Peels Wohnung mit dem Pinsel ein von Amors Pfeil durchbohrtes Herz an die Wand, das er gleich wieder überstreicht, nachdem diese in seine Richtung blickt. Auch Mrs. Peel gibt sich als Katzenliebhaberin aus, die ihren "John" sucht.

Wortwitz:

Steed, nach dem Namen seiner Katze gefragt: "Emma". Darauf Mr.Cheshire: " What a joy for you it must be when she is curled up in your lap."

Mrs. Peel, nach den Eigenheiten ihres Katers John befragt: "Well, he is very bad tempered first thing in the morning until he gets his first glass of champagne."

Fazit:

Spannende Mystery-Folge mit vielen witzigen Anspielungen, die atmosphärisch jedoch noch einige Luft nach oben offen lässt.

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