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 Edgar-Wallace-Forum
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

10.01.2017 10:55
#151 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Wo wir schon beim Thema Cotton sind. Mir fehlt da noch ein reich bebilderter Band mit den zeitgenössischen Kinoplakaten etc., wie er auch von Wallace & Co vorliegt. Cotton wäre ja eigentlich prädestiniert für die Reihe "Klassischer Kriminalfilm" von mpw, schließlich sind da ja sogar schon "Kommissar X" und "Dr. Fu Man Chu" erschienen, die ich als eher weniger populär einstufen würde. Weiß da jemand, ob da was geplant ist? Im Buch von Joachim Kramp gibt es ja nicht so viel Bildmaterial und auch nur in s/w. Hat jemand das Cotton-Buch von Christos Tses und kann Auskunft geben, inwiefern da viel Bildmaterial vorhanden ist?

waberl Offline




Beiträge: 238

10.01.2017 13:43
#152 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Das Buch von Tses ist zwar ganz nett, enthält aber nicht einmal alle erschienen Plakatemotive und Aushangfotos schon überhaupt nicht. Auch der Text ist sehr kurz gefasst und es fehlen leider ausführliche Infos über die Filme, Background usw. Aber ich bin auch kein Freund von Tses und seinen Bücher, allein schon wegen seiner etwas abfälligen Kommentare anderen Buchautoren (Joachim Kramp)gegenüber. Leider liegen keine Infos vor ob das Jerry Cotton Buch je bei EMP erscheinen wird.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

11.01.2017 15:35
#153 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Besten Dank für die Info, dann werde ich mir das Tses-Buch sparen und hoffen, dass sich mpw eines Tages erbarmt...

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

11.01.2017 19:18
#154 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Ich habe die beiden Cotton-/Nader-Bücher von Joachim Kramp und Christos Tses. Wirklich tiefer gehende Infos gibt's in beidne Büchern nicht so wirklich. Jedoch finde ich beide o.K. Und da es aktuell und auch in naher Zukunft wohl nichts besseres gibt, sind beide für Cotton-Fans zu empfehlen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.12.2017 23:56
#155 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Das Tses-Buch habe ich zwar immer noch nicht, werde es mir aber vielleicht demnächst zulegen.

Ich bin aber inzwischen noch auf ein anderes Buch zum Thema gestoßen: "Eurospy-Helden: Jerry Cotton/Kommissar X/Sumuru". Hier der Klappentext:

"Die 60er Jahre waren eine aufregende Zeit – nicht nur historisch und kulturell, sondern vor allem auch filmisch. Nachdem der britische Agent James Bond seinen weltweiten Siegeszug angetreten hatte, fanden sich bald findige Filmemacher, die mit ihren eigenen Spionen, Detektiven und Agenten ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Zwei der größten und erfolgreichsten Vertreter des so genannten Eurospy-Films kamen aus Deutschland. Jerry Cotton und Kommissar X G-Man Jerry Cotton und Detektiv Jo Walker, besser bekannt als Kommissar X, waren die Helden ihrer eigenen Heftromane und unterhielten Woche für Woche Hunderttausende Leser. Damit waren sie prädestiniert, auch zu Filmehren zu kommen, gab es doch schon ein hinreichend großes Publikum, das mit den Helden vertraut war. 1965 debütierte Jerry Cotton mit George Nader in der Hauptrolle, 1966 schlug Kommissar X mit Tony Kendall als Hauptdarsteller im Kino auf. Cotton erlebte bis 1969 acht, Kommissar X bis 1971 immerhin sieben Abenteuer. Zum Ende der 60er Jahre war die Agenten-Mania, die die Welt und vor allem Europa gepackt hatte, auch wieder am Abklingen. Und doch ist der Eurospy-Film unvergessen. Jerry Cotton und Kommissar X erfreuen sich heute noch immer größter Beliebtheit. Dabei sind sie nicht die einzigen Eurospy-Helden, die in Serie gingen – ebenso wenig wie die großen Gegenspieler, die mitunter gar ihre eigenen Reihen erhielten: Sumuru Sie alle sind Helden einer Art Film, wie sie nur in den 60er Jahren entstehen konnte. In diesem Buch werden Jerry Cotton, Kommissar X und Sumuru untersucht. Außerdem enthalten: Eine ausgewählte Eurospy-Filmographie und eine komplette Eurospy-Übersicht!"


Kennt jemand dieses Buch und kann vielleicht was dazu sagen? Ist mit einem Preis von weniger als 15€ ja recht günstig...


https://www.amazon.de/Eurospy-Helden-Jer...cotton+osteried

Ray Offline



Beiträge: 1.930

19.12.2017 18:20
#156 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Habe mir das Buch in der Zwischenzeit zugelegt und den für diesen Thread interessierenden Teil zu Jerry Cotton durchgelesen.

Insgesamt umfasst das Werk 230 Seiten, davon thematisieren ca. 85 Seiten allein Jerry Cotton.

Nach kurzen einführenden Kapiteln zur Entstehung der Reihe und Kurzbiografien von George Nader und Heinz Weiss widmet sich Autor Osteried den einzelnen Filmen. Nach Stabsangaben und einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts des betreffenden Films folgt jeweils ein "Hintergründe"-Kapitel, das immer zwischen 1-2 Seiten lang ist und von der Tiefe her hinter dem zurückbleibt, was man in Joachim Kramps Cotton-Buch vorfindet. Anschließend folgt ein etwa 2 Seiten umfassender "Kommentar" zum Film. Ein solcher fehlte bekanntlich im Kramp-Buch weitgehend. Abschließend gibt es Kurz-Biografien zu Gastdarstellern und eine Auflistung der Synchronsprecher.

Das Buch scheint im Eigenverlag erschienen zu sein, was wohl auch der Grund für fehlende Bilder und Grafiken ist. Das ist natürlich schade, weil es im Bereich Cotton ja gerade noch an einem reich bebilderten Buch im Stile der MPW-Reihe "Der klassische Kriminalfilm", in der Autor Osteried ein Buch zu Dr. Mabuse vorgelegt hat, fehlt. Im Verbund mit Fotomaterial und ein paar Interviews hätte ein schönes Nachschlagewerk entstehen können. So wie es sich nun tatsächlich dem Leser präsentiert, ist es ob des günstigen Preises für Fans sicher zu empfehlen, dennoch wohl kein unbedingter Pflichtkauf. Vom Schreibstil geht das Ganze ganz überwiegend in Ordnung.

Die Kapitel zu "Kommissar X" und "Sumuru" verlaufen ausweislich des Inhaltsverzeichnisses parallel. Am Ende finden sich eine "Eurospy-Auswahl" sowie eine "Eurospy-Übersicht". Generell erscheint die Einordnung von Jerry Cotton und Sumuru in den Kontext Eurospy und somit letztlich das Konzept des Buches angreifbar, hinter dem Titel "Eurospy-Helden" vermutet man schließlich nicht unbedingt ein Buch, das sich ganz überwiegend um Jerry Cotton, Kommissar X und Sumuru dreht. Das Ganze ist jedoch im Ergebnis zweitrangig, vorrangig ist es begrüßenswert, dass ein (weiteres) Werk zu diesen Filmen erschienen ist, das sich darüber hinaus im großen und ganzen gut und flüssig liest. Ganz große neue Erkenntnisse sollten informierte Leser dabei jedoch nicht erwarten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.02.2018 13:45
#157 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten



BEWERTET: "Um null Uhr schnappt die Falle zu" (Deutschland 1965)
mit: George Nader, Horst Frank, Dominique Wilms, Heinz Weiss, Richard Münch, Allan Pinson, Sigfrit Steiner, Alexander Allerson, Monika Grimm, Helga Schlack, Friedrich Georg Beckhaus, Ricky Cooper, Gert Günter Hoffmann, Georg Lehn, Harald Dietl, Ingrid Capelle, Ilse Pagé, Nadie Ragoo u.a. | Drehbuch: Fred Denger und Kurt Nachmann nach einem Romanheft von Bastei Lübbe | Regie: Harald Philipp

Der Lastwagen eines Sprengstoffherstellers rast in das Schaufenster von New Yorks Nobeljuwelier Cartier. Nach anfänglichem Schrecken kann rasch Entwarnung gegeben werden: die vermuteten zwanzig Behälter mit Nitroglyzerin waren nicht im Laderaum. Gangsterboss Larry Link gelingt es, das hochexplosive Material in seinen Besitz zu bringen, um damit das FBI zu erpressen. Sollte es dem Meisteragenten Jerry Cotton nicht gelingen, das Nitro aufzuspüren, droht Manhattan in wenigen Tagen in einer Staubwolke aufzugehen....



Der Bastei-Verlag veröffentlichte im Jahr 1954 das erste Romanheft mit G-Man Jerry Cotton in der Hauptrolle. Ursprünglich von seinem Verfasser als Persiflage erdacht, startete der New Yorker FBI-Agent eine eindrucksvolle Karriere im Segment der Trivialliteratur, die über Kioske vertrieben wurde. Jeremias Cotton ist von durchschnittlicher Intelligenz, besitzt eine hohe Improvisationsgabe und ist bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen, wenn es darum geht, Unschuldige zu retten. George Nader stattet seinen Agenten, der im Gegensatz zu seinem Kollegen Bond nicht im Auftrag der englischen Krone unterwegs ist, sondern der amerikanischen Verfassung verpflichtet ist, mit Eigenschaften aus, die ihn zu einem Biedermann des Rechts werden lassen. Den Glamour findet man auf Seiten der Verbrecher, die sich dem süßen Nichtstun und den damit einhergehenden Lastern hingeben. Während George Nader korrekt gekleidet und nüchtern überlegend über weitere Schritte nachdenkt, ohne auch nur einmal die Miene zu verziehen, sonnt sich sein Gegenspieler Horst Frank im Image eines eiskalten Despoten, der nur den kleinen Finger rühren muss, um seine Umgebung einzuschüchtern. Während die fleißige Arbeitsbiene des FBI laufend ausschwärmt, um die Stadt vor Gefahren zu schützen, genießt Larry Link seinen Vorsprung, den er durch Einschüchterung und brachiale Methoden erreicht hat. Seine Helfer ermöglichen es ihm, die Planung der Verbrechen in angenehmer Muße vorzunehmen, während sie sich um den Gegner kümmern, der die hochtrabenden Projekte ihres Chefs sabotieren will. Eine schillernde Abwechslung bietet Maureen, die Larry Link ihre Hilfe zusagt, dabei jedoch auf gleichberechtigte Partnerschaft pocht. Link scheint der Mut der Dame zu gefallen und er stimmt scheinbar ohne große Bedenken zu. Die belgische Schauspielerin Dominique Wilms sorgt für eine prickelnde Spannung, weil sie eigene Ziele verfolgt und sich weder vom FBI, noch von Larry Link leicht in die Tasche stecken lässt. Sie ist das unberechenbare Element, das in letzter Minute alles zum Scheitern bringen kann. Ihre Präsenz sorgt in der sterilen Umgebung der Kommandozentrale von Mister High für eigenwillige Individualität.

Zitat von Hamburger Abendblatt v. 29. Juni 1966
"Das Rezept der Jerry-Cotton-Reihe ist schon etwas abgenutzt, aber es verfehlt sicher nicht seine Wirkung auf die Freunde vordergründigen Nervenkitzels."


In der Zeitungskritik klingen bereits jene Punkte an, die im Film zu bemängeln sind. Jerry Cotton merkt man über weite Strecken an, dass er ein Abziehbild der Groschenromanreihe ist und für den Massenkonsum in schneller Abfolge konzipiert wurde. Zugute halten muss man der Produktion, dass sie diesen Mangel an Substanz durch eine durchaus fesselnde und klaustrophobisch anmutende Handlung auszugleichen vermag. Die Grundstory mit dem gefährlichen Nitroglyzerin, das allein durch Temperaturschwankungen explodieren kann, hält die Spannung bis zuletzt konstant und gibt dem Film ein stabiles Gerüst. Gaunerfiguren wie der Lebemann Larry Link verleihen dem Geschehen Charisma und wiegen den hölzernen Eindruck, den die Titelfigur hinterlässt, auf. Weitaus eindrucksvoller gestalten sich ohnehin die Rollen, welche Richard Münch als vorausschauenden FBI-Chef oder Sigfrit Steiner als Sprengstoffexperten zeigen. Sie hinterlassen einen kompetenten Eindruck und gleichen so manche Schwäche des Top-Agenten aus. Das große Plus sind für den heutigen Betrachter jene Sequenzen, die den Schauplatz New York noch ohne die charakteristische Skyline mit dem WTC (die Twin Towers wurden erst ab dem Spätsommer 1968 hochgezogen) zeigen. Störend erweisen sich allerdings jene teils schlampigen Rückprojektionen, die Autofahrten durchs Zentrum zeigen. Freiluftszenen wie jene an der Manhattan Bridge sind allerdings von beeindruckendem Realismus und verleihen dem Film eine elegante und sehr klassische Note. Der Charme erschöpft sich aus der nostalgischen Kombination von harten Noir - Elementen, bekannten deutschen Schauspielern und einem Ambiente, das großstädtische Anonymität mit den daraus resultierenden unüberschaubaren Konsequenzen einer mitleidlosen Gesellschaft verknüpft. Einzig Peter Thomas' Titelmusik hört man den kommenden EW-Einheitsbrei (z.B. "Der Hund von Blackwood Castle") an, was wohl der Titelfigur Coolness verleihen soll, hier aber als misslungen gesehen werden kann. Weitaus passender ist die Musikuntermalung in jenen Szenen, in denen sich Larry Link faul auf seinen Lorbeeren ausruht.

Jerry Cotton ist wohl nicht "der beste Mann des FBI", wie die Werbung vollmundig verkündet, doch ein solider Agent ist er allemal, auch wenn der Film unnötigerweise mit dem großen Filmvorbild aus Ian Flemings Feder kokettiert. Nostalgische Spannung ist garantiert, wenn Schurke und Drehbuch fesseln und das Duell zwischen Gut und Böse nicht von vornherein als entschieden gilt. 4 von 5 Punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.02.2018 15:47
#158 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Schön, dass mal wieder was zu den Cotton-Filmen geschrieben wird. Gerne mehr davon. War es dein erster? Ich halte "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" tendenziell eher für den schwächsten Teil der Reihe, wobei Horst Frank als Fiesling schon alleine eine Sichtung rechtfertigt. Er ist schon große Klasse in der Rolle. Ansonsten treten bei so einer "übergroßen" Story, so spannend sie theoretisch auch sein mag, natürlich zwangsläufig die begrenzten finanziellen Mittel zutage.

greaves Offline




Beiträge: 583

25.02.2018 16:51
#159 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Das macht Freude 👌🏻😀👍🏻
Gibt’s die Cotton -Reihe immer noch nicht komplett auf DVD oder blu Ray zu kaufen??Weis man was darüber?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.02.2018 19:42
#160 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

@Ray: Ja, es war mein erster Jerry-Cotton-Film. Ich habe mir die DVD ja bereits vor fünf Jahren gekauft, den Film aber nie gesehen. Manchmal schiebt man es lange vor sich her, bis man dann spontan entscheidet, die DVD doch einmal einzulegen. Ich habe mir nun jedoch die Box mit den ersten 6 Filmen bestellt und kann deshalb bald weitere Berichte liefern.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.02.2018 19:58
#161 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Zitat von greaves im Beitrag #159
Gibt’s die Cotton -Reihe immer noch nicht komplett auf DVD oder blu Ray zu kaufen?

Es gibt alle acht Teile auf DVD von Kinowelt und Filmjuwelen sowie die letzten beiden auf Blu-ray. Nichts Neues von der Cotton-Front.

greaves Offline




Beiträge: 583

26.02.2018 17:53
#162 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

@Gubanov

Ich danke dir für die Information

waberl Offline




Beiträge: 238

26.02.2018 18:07
#163 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Leider nichts Neues von Kinowelt. Anscheinend haben die kein Vertrauen in eine Neuauflage der fehlenden Filme im oriiginal Format, ungekürzt und remstered. Schade

Ray Offline



Beiträge: 1.930

26.02.2018 18:37
#164 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #160
@Ray: Ja, es war mein erster Jerry-Cotton-Film. Ich habe mir die DVD ja bereits vor fünf Jahren gekauft, den Film aber nie gesehen. Manchmal schiebt man es lange vor sich her, bis man dann spontan entscheidet, die DVD doch einmal einzulegen. Ich habe mir nun jedoch die Box mit den ersten 6 Filmen bestellt und kann deshalb bald weitere Berichte liefern.


Umso erfreulicher, dass dir der Film gut gefallen hat und wir uns auf weitere Cotton-Berichte aus deiner Feder freuen dürfen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

20.05.2018 14:20
#165 RE: Die Jerry-Cotton-Filmreihe Zitat · Antworten



BEWERTET: "Schüsse aus dem Geigenkasten" (Deutschland 1965)
mit: George Nader, Heinz Weiss, Sylvia Pascal, Helmut Förnbacher, Franz Rudnick, Helga Schlack, Philippe Guegan, Richard Münch, Helmut Peine, Hans E. Schons, Hans Waldherr, Heidi Leupolt, Robert Rathke u.a. | Drehbuch: Georg Hurdalek nach dem gleichnamigen "G-Man Jerry Cotton"- Roman | Regie: Fritz Umgelter

Jerry Cotton und sein Kollege Phil Decker werden zur Aufklärung einer Raubmordserie abberufen. Nachdem eine sechsköpfige Bande zunächst durch Gewaltanwendung in den Besitz von Goldbarren gelangt ist, wird ein Farmerehepaar tot aufgefunden. In der Scheune findet die Polizei das Versteck der Beute. Bald darauf erhält FBI-Chef High einen anonymen Anruf, in dem eine Frau Angaben zu einem gefährlichen Gangster macht, der mit ihrer Schwester untergetaucht ist. Kurz danach wird die Anruferin von einem Wagen überfahren....



Mit Maschinengewehrsalven, die in schneller Reihenfolge vier Menschen töten, wird der Film auf gewohnt turbulente Art eingeläutet, um dem deutschen Zuschauer vor Augen zu führen, wie rücksichtslos amerikanische Gangster vorgehen, um das zu bekommen, was sie wollen. Da wird nicht lange gefackelt und niemand kann sich ihnen ungestraft in den Weg stellen - bis auf das FBI, das mit Jerry Cotton seinen besten Mann schickt. Im ersten Film der Reihe lernt man den G-Man als besonnenen und gewitzten Angestellten seiner Behörde kennen, der sich einiges einfallen lassen muss, um an die Bande heranzukommen, dabei jedoch aus seinen antrainierten Kapazitäten schöpft, ohne sich besonderer technischer Kniffe oder überdurchschnittlicher Kenntnisse zu bedienen wie beispielsweise sein berühmter Kollege vom Geheimdienst Ihrer Majestät. Die Groschenromanhefte dienten als Vorlage für den lässigen Duft der weiten Welt - und mit weiter Welt war das Traumland der Deutschen schlechthin gemeint: Amerika. George Nader in der Titelrolle verkörpert einen Mann, der seine Aufträge pflichtbewusst erfüllt, zeitlos im Auftreten und anonym, was das Private anbelangt. Er ist kein volkstümlicher Charakter, über den man alles erfährt, sondern drückt sich ausschließlich in seinen Fällen aus. Der Ballast, den eine Rahmenhandlung ihm auferlegen würde, entfällt und macht ihn allzeit bereit für den Einsatz an den Schauplätzen des Verbrechens. Auf diese Weise können beliebig viele Abenteuer erzählt werden, ohne dass die Figur einer chronologischen Einbettung unterworfen wird. Einzig die Freundschaft zu Phil Decker, der ebenfalls im Dienst des FBI steht, sorgt für ein Minimum an Vertrautheit, allerdings wieder vordergründig als Rückhalt bei gefährlichen Aktionen im Rahmen der Dienstausübung. Heinz Weiss, der genügend Ernst und Verbissenheit mitbringt, um Projekte bis zum Ende durchzuziehen, erweist sich als verlässlicher Partner für Nader, ebenso wie Richard Münch mit seiner kühlen Präsenz, die Unerbittlichkeit ebenso ausstrahlt wie Disziplin und Strenge. Angreifbar wird er diesmal jedoch direkt und indirekt durch sein Vertrauen zu einem alten Freund, der in seinem Haus zu Gast ist und auf den ein Verdacht fällt, der ihm selbst, dem FBI-Chef, das Genick brechen könnte.

"Ein Film ist immer so gut wie sein Schurke". Diese Feststellung ist essentiell für einen Kriminalfilm, bei dem der Hauptermittler sich mit Verbrechern messen muss, die über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen und deren Skrupellosigkeit nicht nur Einzelpersonen bedroht, sondern ganzen Stadtteilen Verderben bringen kann. Eine brillante Organisation, furchtbare Waffen und natürlich ein Drahtzieher, der entweder über Charisma oder über eine morbide Faszination verfügt, stehen für den Erfolg eines Jerry-Cotton-Abenteuers. Mit Helmut Förnbacher und Franz Rudnick bietet der Film zwei bekannte Gesichter auf, wobei man gerade Rudnick seine strukturierte Gangsterrolle augenblicklich abnimmt, weil er stets korrekte und pflichtbewusste Charaktere darzustellen pflegt. Im Gegensatz dazu steht der unstete Helmut Förnbacher, dessen flackerndem Blick man misstraut, weil er auf ein wenig vertrauenswürdiges Wesen schließen lässt. Mit ein paar gewaltbereiten Männern fürs Grobe fügt sich die Bande zu einem aktiven Gegenspieler für den FBI-Agenten, doch den ganz großen Coup kann sie trotz angekündigter Pläne durch eine Zeugin nicht landen. Der Gedanke, eine Schule in die Luft zu sprengen und dabei das Leben von Dutzenden Menschen zu vernichten, hätte zu einem atemberaubenden Clou ausgebaut werden können, doch irgendwie schafft es die Ankündigung nicht, denselben Nervenkitzel auszulösen wie beispielsweise die Aussicht auf die Sprengstoff- Katastrophe in "Um Null Uhr schnappt die Falle zu" (1965). Es ist schwierig, festzustellen, woran es liegt. Vermutlich hätte die Zeit, die dem Team im Nacken sitzt, größer betont werden müssen oder die Evakuierung der Schule geschah zu problemlos. Jedenfalls ist das nur ein Beispiel, wo Potential liegengelassen wurde. Spannender gestaltet sich hier die Verfolgungsjagd am Ende, wo es mit den brennenden Ölfässern und dem parallel gezeigten Verdacht auf die von Helmut Peine stoisch gespielte Figur endlich zur Sache geht. Ausweglose Situationen sind die Stärke der Cotton-Plots und hier gilt es, den Fokus zu setzen. Erpressbar zu werden, seinen eigenen Untergang einzukalkulieren und sich selbstlos um die Rettung Bedrohter zu kümmern sind die Zutaten, die ein Jerry Cotton zum Gelingen einer Aktion braucht.

Der erste Film der Reihe ist solide und wartet mit einem Agenten auf, der sich nicht sehr von Otto Normalverbraucher abhebt, wenn man einmal außer Acht lässt, dass jenem seltener Pistolenkugeln um die Ohren fliegen. Das Lokalkolorit sorgt für eine ungewöhnliche Atmosphäre, die nachträglich als nostalgisch amerikanisch gesehen wird und in der sich die deutschen Darsteller dennoch passgenau einfinden. Die pfiffige Musik von Peter Thomas signalisiert allerdings eine Sorglosigkeit, welche den harten Szenen ihren Schrecken nimmt und den Film somit gleich eine komplette FSK-Stufe herunterschraubt. 3,5 von 5 Punkten

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