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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 23.855 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.02.2012 20:25
In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Sie sind die Würze eines jeden Fernsehspiels, das wichtige Beiwerk in einem großen Film und der Identifikationspunkt für viele Zuseher: die sogenannten Nebendarsteller. Viele von ihnen treten uns regelmäßig unter die Augen, wir schätzen sie und freuen uns über das Wiedersehen. Einige von ihnen sind von der Bildfläche verschwunden - weil sie aus der Branche ausgeschieden sind, oftmals, weil sie gestorben sind. Teilweise durch eigene Hand.
Diesen interessanten Persönlichkeiten wollen wir uns in diesem Thread widmen. Sie sollen eine Würdigung erhalten und ein Angedenken, das zeigt, dass wir sie immer noch gerne sehen, uns an ihrem Spiel erfreuen und Anteil an ihrem großteils tragischen Schicksal nehmen. Sie sind nicht vergessen und wir möchten mit unseren Beiträgen das Unsere dazu tun, dass man sich wieder vermehrt an sie erinnert, auch, wenn manche von ihnen schon lange nicht mehr unter uns weilen.
Prisma und ich hatten die Idee zu diesem Thread, freuen uns aber auch über Rückmeldungen von anderen Mitgliedern dieses Forums.

Den Auftakt unserer Reihe macht Helga Anders. Die Schauspielerin wurde am 11. Januar 1948 in Innsbruck geboren. Nachdem sie bereits als Kind auf Bauernbühnen gespielt hatte, debüttierte sie mit 14 Jahren in einer Fernsehfassung von "Peter Pan". In "Max, der Taschendieb" war sie als Tochter von Heinz Rühmann zum ersten Mal auf der Kinoleinwand zu sehen. Sie wirkte in mehreren Serien mit, war in Hörspielproduktionen zu hören und lieh ihre markante Stimme u.a. der Zeichentrickfigur Pinocchio und dem Hamster Krümel aus der Serie "Nils Holgersson". Von 1967 bis 1974 war sie mit dem Regisseur Roger Fritz verheiratet, aus der Ehe ging die Tochter Tatjana Leslie hervor. Am 31. März 1986 starb sie. Als offizielle Todesursache wurde Herzversagen angegeben. In Gmund am Tegernsee liegt sie begraben.



"Song" von Christina Georgina Rossetti (1830-1894)

When I am dead, my dearest
Sing no sad songs for me;
Plant thou no roses at my head,
Nor shady cypress tree:
Be the green grass above me
With showers and dewdrops wet;
And if thou wilt, remember,
And if thou wilt, forget.

Und während sich die grünen Sträucher auf Helga Anders' Grab im Wind wiegen, ergreifen wir die Gelegenheit, ein wenig hinter die Fassade der Schauspielerin zu blicken. Sie wurde oft und gerne als junges, aufmüpfiges Mädchen besetzt und spielte Töchter oder Schülerinnen, die Vorgegebenes in Frage stellten und gegen starre Richtlinien aufbegehrten. Sie musste dabei nicht laut werden, sondern verstand die Kunst der nonverbalen Kommunikation. Ein Blick in ihr Gesicht genügte. Die großen Augen und der Schmollmund verliehen ihr die Aura eines Kindes. Ihre einprägsame Stimme eignete sich besonders gut für koboldhafte Figuren wie die der Holzpuppe Pinocchio; das Timbre erinnerte mehr an einen Jungen als an eine Frau. Ihre Begeisterungsfähigkeit drückte sich in den unterschiedlichsten Rollen aus und erklärt die Faszination, die ihre Person umgab. Es waren nicht vordergründige Reize, die ihre Anziehungskraft bewirkten, sondern diese Mischung aus Trotz, Selbstbewusstsein, Verletzlichkeit und Wärme. Sie verstand sich auch auf die feinen Zwischentöne, wie man z.B. in ihrer Rolle als Erzieherin in "Der Trotzkopf" (1983) sieht, wo sie als Fräulein Güssow versucht, das Vertrauen der widerspenstigen Schülerin Ilse zu gewinnen. Man hat sie oftmals die "deutsche Brigitte Bardot" genannt, doch ist sie meines Erachtens in der deutschen Filmlandschaft einzigartig. Mit jeder Filmsichtung erscheint sie so präsent, dass wir dem Medium VHS/DVD dankbar sein können, dass es uns Helga Anders jederzeit ins Wohnzimmer holen kann. Und wie jede/r Darsteller/in, deren oder dessen Leben frühzeitig endete, begleiten uns auch hier Gedanken, die sich um die Person hinter der Rolle drehen. Was hält länger an - die Tage des Lachens oder des Weinens? Zwei Seelen wohnen in der Brust eines Mimen; seine eigene Persönlichkeit und die der Figur, die er verkörpern muss. Kommen hier Stimulanzien ins Spiel, fährt der Teufel mit dem Menschen Karussell und irgendwann wird dieser aus der Bahn geworfen. Helga Anders erhielt mehrere Auszeichnungen; Publikumspreise wie den BRAVO Otto und das Filmband in Gold für den Film "Mädchen, Mädchen". Die größte Ehrerbietung erweisen ihr jedoch die Zuseher, die sich ihre Filme ansehen und mit Sympathie an sie denken. Ihr Nachlass bietet ein breites Spektrum und hält für jeden etwas bereit.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

26.02.2012 20:40
#2 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

HELGA ANDERS [eigentlich Helga Scherz] (*11.01.1948 Innsbruck † 04.04.1986 München)

“In Ruhpolding und Bielefeld aufgewachsen; Besuch einer Ballettschule; spielt mit acht Jahren eine Rolle in der Operette »Der fidele Bauer«. Nach dem Umzug der Eltern an den Tegernsee wirkt A. mit dreizehn an einer bayrischen Bauernbühne mit. Ihr Filmdebüt feiert sie mit zwölf; als Fünfzehnjährige tritt sie erstmals in der Kleinen Komödie in München auf. Heiratet 1967 Roger Fritz, unter dessen Regie sie in mehreren Filmen die Hauptrollen übernimmt, besonders bekannt wurde sie durch Mädchen Mädchen (1966). Der Jungstar wird von Roger Fritz geschieden, betreibt eine Theaterkneipe in München, ist ab Mitte der sechziger Jahre auch häufig im Fernsehen zu sehen. Sie scheidet durch Suizid aus dem Leben. Laut Pressemitteilung war die Todesursache angeblich Herzversagen.
Typ: Die kleine Dunkelhaarige mit den großen Augen galt als die Lolita im deutschen Film der sechziger Jahre. Lasziv und provozierend »unschuldig«, war sie die gefährdete Minderjährige und verkörperte den Typ einer modernen Jugend, die offenen Umgang mit dem anderen Geschlecht pflegte.”
(Das Lexikon der deutschen Filmstars, Schwarzkopf & Schwarzkopf)

Die Auseinandersetzung mit der Schauspielerin Helga Anders sieht auf den ersten Blick ganz einfach aus. Eine Darstellerin die sich selbst ein Image erschuf, oder um die ein Image kreiert wurde, das ewige Schulmädchen, zunächst glänzend und später gefangen in obligatorischen Rollen, die junge Lolita des deutschen Kino und die Identifikationsfigur der damaligen Jugend. Derartige Festlegungen, die es ja scharenweise gegeben hat, bilden zuerst Fundamente für steile Karrieren und große Erfolge, wenn sie jedoch haften bleiben und die betreffenden Stars sich nicht befreien können, entwickeln sie sich zum späten, und im schlimmsten Fall zu einem latenten Fluch.



Befasst man sich mit dem zweiten Blick, so offenbaren sich zahlreiche Facetten. Die Typisierung spielt unter anderem auf die Kraft der Augen an, die gerade bei Helga Anders bemerkenswerte Momente entstehen ließ. Bei einem derartigen Schicksal lasse ich mich manchmal gerne dazu verleiten, eine gewisse Traurigkeit heraus zu sehen, was sich aber bestimmt nur im Bereich der Anforderungen abspielte. Denke ich an ihre Elizabeth in „Schreie in der Nacht“, so fühlt man sich als Zuschauer durch verführerische und selbstbewusste Blicke verfolgt, gerade ihre Gastrollen bei „Derrick“ und „Der Alte“ zählen für mich zu den großen Leistungen der Helga Anders. In „Kaffee mit Beate“ war sie einfach großartig, die außergewöhnlichste Leistung blieb mir allerdings in „Teufelsbrut“ in Erinnerung. Eher belanglose Rollen wie in „Das Rasthaus der grausamen Puppen“, „Der Mörderclub von Brooklyn“ oder „Bel Ami 2000 – wie verführt man einen Playboy“ fallen in die Kategorie der Publikumswirksamkeit und klassischer Image-Besetzung. Einige Personen die ich zu Helga Anders befragt habe, bestätigten das bekannte Bild der Schauspielerin und es kamen Einschätzungen wie „mädchenhaft-unschuldig“ oder „Kindfrau“ zu Stande. Allerdings war man sich letztlich einig, man habe sie aber immer sehr gerne gesehen.

Oft schießt mir bei Helga Anders der Quervergleich mit Romy Schneider in den Kopf, bei der sich bis heute Gerüchte um einen angeblichen Selbstmord halten. Die Verlautbarungen der französischen Presse, wie beispielsweise »Romy Schneider s’est suicidée« sind bis heute etabliert, wenn auch zweifelhaft. Bei dem Fall Helga Anders, die gerade Mal 38-jährig verstarb, urteilte die Klatschpresse ähnlich deutlich. Es entstehen kleinere oder größere Mythen, die bei Romy Schneider (die bis heute als einer der größten französischen Superstars verehrt wird, und hier zu Lande leider immer noch ein kaugummiartiges Image umgibt) vielleicht zu Recht entstanden sind. Helga Anders hatte nicht diese internationale Karriere, dennoch hat sie ihren festen, angesehenen Platz in der deutschen Kino-und-TV-Landschaft. Das Konstruieren von Suizid-Gerüchten ist schon immer ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen, ich persönlich glaube zuerst immer an die logische Konsequenz unter bestimmten Voraussetzungen, die kein Organismus auf Dauer aushält. An einen bestimmten Mythos glaube ich jedoch wirklich, und zwar dass viele Schauspieler an geplatzten Träumen und Illusionen gescheitert sind.

Helga Anders einzuschätzen fällt mir trotz aller Begeisterung sehr schwer, denn sie passt so wenig in meine Sammlung der einschlägigen Darstellerinnen, die vor Unnahbarkeit und fesselnder Aura nur so strotzen. Das Faszinierende ist für mich nicht die »Lolita« oder das »Schulmädchen«, dieses Image war mir immer zu konstruiert und fremd. Helga Anders ist eine Darstellerin, die mich trotzdem unmissverständlich anspricht, weil die schauspielerische Kompetenz so unverwechselbar erscheint. Sie wirkt widersprüchlich in diesem Spektrum zwischen Schulmädchen und Verführerin. Hinzu kommt, dass sie keine großartige Distanz zum Zuschauer aufbaut, jedoch ihre Charaktere mit einer eigenartigen Kontrolle ausstatten konnte, sie gut strukturieren konnte. Helga Anders zehrt in ihren Rollen im hohen Ausmaß von ihrer Körpersprache, ihrer angenehmen Stimme, von ihrer Ausstrahlung ganz zu schweigen.

Wie es eben so ist, werden Image-Fragen meistens erst hinterher kritisch durchleuchtet. Aus heutiger Sicht sehe ich persönlich einen überaus verschwenderischen und einseitigen Umgang des deutschen Films mit der begabten Schauspielerin Helga Anders, die diversen Rollen ein reizvolleres und nachhaltigeres Gesicht hätte geben können. Ihre TV-Präsenz zähle ich, verglichen mit ihrer Schaffens-Geschichte im Kino, zu den wesentlich hochkarätigeren und denkwürdigeren Leistungen, da sie hier häufiger etwas mehr Luft zum Atmen, beziehungsweise etwas mehr Raum zur Entfaltung bekam. Meines Erachtens würde Helga Anders jedenfalls mit größter Wahrscheinlichkeit auch heute noch zur deutschen TV-Prominenz zählen.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

27.02.2012 11:37
#3 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Zunächst einmal: Eine hervorragende Idee! Was mich besonders freut ist, daß der Auftakt dieses Threads mit Helga Anders erfolgte. Keine andere steht mehr für den Begriff "Geheimnisvolle Schauspielerin".

Meine erste TV-Begegnung mit Helga Anders war als jungens Mädchen im Forellenhof. Ihre natürliche sehr feminine doch auch moderne Art der Verkörperung ihrer Rolle blieb mir nachhaltig in Erinnerung. Sodaß ich weiteren Verfilmungen mit ihr besonderen Augenmerk schenkte.

Die Art und Weise wie sie ihre Rollen verkörperte möchte ich gerne mit dem großen Gustav Knuth vergleichen. Ihr Mimenspiel auch verbunden mit einem Augenzwinkern und ihrer Erscheinung weisen eine ungeheure Präsenz auf. Dennoch bleibt in ihr etwas geheimnisvolles wie etwa bei Karin Dor, doch nicht so prüde und deutlich jugendlicher. Dabei hat sie auch etwas so burchikoses wie Uschi Glas, vermag dazu jedoch ihre Rollen noch herzlicher zu spielen. Leider nutzten sich diese Tugenden im Laufe ihres Lebens ab und sie verkörperte m.E. dann mehr die "stilleren Rollen". Gleichwohl zeichnete sich für mich dabei ab, daß Sie scheinbar nicht mehr das unbeschwerte Leben führen konnte, wie seinerzeit als jungens Mädchen. Menschen mit dieser naiven offenen Art sind in unserer immer kälter und herzloser werdenden Gesellschaft besonders gefährdet. Hier passt für mich sehr gut der Vergleich mit Romy Schneider. Betrachte man beide als jugendliche Schauspieler finden sich deutliche Charakterliche naive Parallelen.

Gruß
Havi17

Jomei2810 Offline



Beiträge: 49

01.03.2012 19:04
#4 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Zum ersten Mal wurde ich auf Helga Anders in der Serie FERIEN IN LIPIZZA aufmerksam und ich muß gestehen das ich mich als kleiner Bub gleich in sie "verschossen" habe. So ein Mädchen wie sie wollte ich seinerzeit als Freundin/Spielgefähtin haben. Mir hat sie als unbeschwerte Julia so gut gefallen, das ich diese Serie in all den Jahren nie vergessen habe. Dank Internet und DVD wird uns wieder vieles aus der Kindheit zugänglich gemacht und ich freue mich, das FERIEN AUF LIPIZZA demnächst und nach langenm Warten endlich auf DVD veröffentlicht wird.

Wir hatten damals tolle Schauspieler/innen, die wirklich noch was von ihrem Handwerk verstanden haben. Wer weiß, mit welchen Rollen uns Helga in den 90ger Jahren bis heute überrascht hätte wenn sie nicht so früh von uns gegangen wäre ... Helga und Christiane Schröder gehören für mich zu den Schauspielerinnen die nicht nur mit außerordentlichem Talent ausgestattet waren. Auch privat waren sie faszinierende Persönlichkeiten, die ihre Ziele auf ihre Weise verwirklichen und sich dabei nicht verbiegen lassen wollten. Sie waren ihrer Zeit, in der sie aufgewachen sind, um Jahre voraus...

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

11.03.2012 20:43
#5 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Walter Wilz wurde am 20. Oktober 1939 (laut "Das Edgar Wallace Lexikon" von Joachim Kramp) oder 1937 (laut Wikipedia) in Seligenstadt, einer Gemeinde zwischen Hanau und Aschaffenburg, unweit der Metropole Frankfurt, geboren. Dort begann er nach seinem Abitur ein Betriebswirtschaftslehre-Studium, wechselte jedoch bald darauf nach München, wo er sich in den Fächern Theaterwissenschaft und Germanistik einschrieb. Er verfolgte sein Ziel konsequent, indem er nicht nur Schauspielunterricht nahm, sondern sich gleichzeitig auch am Trapp'schen Konservatorium für Musik ausbilden ließ, das vielseitige Talente (Instrumentalkunde, Gesang, Sprecherziehung u.v.m.) fördert. Er studierte auch modernen Tanz und war an mehreren Bühnen deutscher Großstädte zu sehen.



Im Jahr 1959 gab er sein Debüt auf der Kinoleinwand, wobei der Rolle des Ray Bennet in "Der Frosch mit der Maske" sicher die meiste Aufmerksamkeit zukam, war der Film doch der erfolgreiche Auftakt der Edgar-Wallace-Reihe. In den darauffolgenden Jahren drehte Wilz noch mehrere Kinofilme, bevor er dann ab 1962 auch vermehrt im Fernsehen zu sehen war. Er schätzte daran die gute Organisation und die Fokussierung auf das Drehbuch. 1966 wirkte er in den vielbeachteten Kinoproduktionen "Lange Beine - lange Finger" und "Winnetou und sein Freund Old Firehand" mit. Bis Mitte der Siebziger Jahre sah man ihn in Fernsehfilmen, u.a. in "Auftrag: Mord!" unter der Regie von Dieter Lemmel. Wilz spielt einen Gastronom, der einen Auftragsmörder engagiert, um seine Partnerin umzubringen.
Der gutaussehende Mime mit der angenehmen Stimme war in Kriminalproduktionen entweder als Inspektor ("Gepäckfach 454" aus: Intercontinental-Express" und "Stahlschrank SG III" aus: "Die fünfte Kolonne") oder als Tatverdächtiger zu sehen ("Die Nadel" aus: "Das Kriminalmuseum"). Schade, dass man ihn nie in "Der Kommissar" einsetzte. Der Hauch des Geheimnisvollen, der ihn stets umwehte, ließe Spielraum für finstere Mordpläne, die unter der Regie von Wolfgang Becker oder Wolfgang Staudte ihrer Umsetzung harrten. Doch nicht für jeden Schauspieler gibt es genügend zu tun. Das Angebot an Arbeitskräften ist in dieser Branche deutlich höher als die Nachfrage. Was für Regisseure und Publikum ein Vorteil ist (große Auswahl an Gesichtern), erweist sich für die Darsteller oft als Hindernis, in ihrem Beruf Betätigung zu finden. Viele von ihnen sind flexibel; nehmen ein Theaterengagement an, synchronisieren Kollegen aus anderen Sprachzonen, wirken an Hörspielen mit oder geben Unterricht. Oder sie ziehen sich ins Privatleben zurück.
Über Walter Wilz' weiteren Verbleib ist nichts bekannt. Es gibt sogar unterschiedliche Angaben über sein Sterbedatum. So schreibt Joachim Kramp in seinem Buch "Das Edgar-Wallace-Lexikon" (Schwarzkopf & Schwarzkopf), Wilz sei "in den 70er Jahren" gestorben; Wikipedia formuliert emotionslos: "1983 beging er Selbstmord".
Auch die Umstände seines Todes sind unbekannt. Er starb im Münchner Stadtwald. Welches Gebiet ist damit gemeint? Der Forstenrieder Park? Hat er sich erhängt? Wer fand den Toten?

"Erinnerung" von Lord George Gordon Noel Byron (1788-1824)

Mein Ende zeigt mir jeder Traum,
Mir lacht nicht mehr der Zukunft Raum,
Kaum weiß ich noch, was Freude sei;
In meinen Lebensfrühling fiel
Des Unglücks Winterflockenspiel;
Lust, Hoffnung, Liebe sind vorbei,
Ich wollt', Erinnrung wär' dabei.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

11.03.2012 23:23
#6 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Ein sehr interessanter Thread um eindrucksvolle, heute vom großen Publikum leider in Vergessenheit geratene Schauspieler - die uns Fachpublikum aber durch ihre Rollen unvergessen geblieben sind.

Bei Selbstmorden ist es immer sehr schwierig, nähere Informationen zu erhalten. Viele Familien bzw. Angehörige verhalten sich dabei - verständlicherweise - nicht kommunikativ.

Ich bin selbst seit Jahren über eine franz. Schauspielerin am recherchieren, wo sogar die nächste Generation in der Verwandtschaft keine Infos über nähere Umstände bzw. die Verwandte selbst mehr hat. Vieles wird "totgeschwiegen". Somit denke ich auch, dass es kaum neue Infos zu Walter Wilz geben wird.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.03.2012 18:14
#7 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

WALTER WILZ (*20.10.1937 Seligenstadt † 1983 Münchner Stadtwald)

Der deutsche Schauspieler Walter Wilz absolvierte eine klassische Schauspielausbildung, er besuchte die Schauspielschule und er arbeitete unter anderem an renommierten Bühnen in Berlin, München, Hamburg und Frankfurt am Main, bis er schließlich 1959 in dem Fernsehsechsteiler »So weit die Füße tragen« in einer kleineren Rolle erstmals vor der Kamera stand. Weitere Engagements folgten und er erhielt bis Mitte der sechziger Jahre regelmäßig eine Reihe von Nebenrollen, sporadisch übernahm er auch wenige Arbeiten als Synchronsprecher. Walter Wilz der nach eigenen Angaben lieber im TV-Fach tätig war als beim Kinofilm, hatte durchaus seine Prinzipien. In einer Fernsehzeitschrift der frühen siebziger Jahre, in der die TV-Produktion AUFTRAG MORD vorgestellt wurde, lautete der Aufhänger »Mord darf's sein - doch bitte keinen Sex! [...] Wissen Sie, ich finde, Freizügigkeit hat nichts mit Qualität zu tun. Ich halte ein gewisses Maß an Freizügigkeit für selbstverständlich, aber sie sollte nie Selbstzweck werden!« Auch als Regisseur und Produzent wollte er sich versuchen, jedoch stagnierte seine Karriere zu dieser Zeit bereits schon, bis er komplett aus der Filmlandschaft und aus der Öffentlichkeit verschwand. 1983 wurde von seinem Selbstmord berichtet.

Percy Lister wies bereits auf die unterschiedlichen Angaben zu seinem Geburtsdatum hin. In dem oben erwähnten Fernsehartikel vom September 1970 wurde von dem 32-jährigen Schauspieler Walter Wilz berichtet. Da die Angaben um sein Geburtsdatum mit dem 20 September sowohl bei Wikipedia, als auch in Joachim Kramps Edgar Wallace-Lexikon deckungsgleich sind, und er im September 1970 noch keinen Geburtstag gehabt hatte, bestätigt sich folglich das Geburtsjahr 1937. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich bei Georg für seine freundliche Unterstützung bedanken!
Des Weiteren listet Wikipedia in der Filmografie des Interpreten die österreichische Produktion "Das Nachtlokal zum Silbermond" von 1959, doch auch nach mehrmaligem, genauem Ansehen dieses Films kann ich diese Information nicht bestätigen.



Anhand der wenigen mir bekannten Rollen von Walter Wilz ist eine Einschätzung des Schauspielers natürlich wesentlich schwieriger und weniger umfassend als bei einem Künstler, den man aus dutzenden Produktionen kennt und von dem womöglich noch die verschiedensten Rollen und Charaktere interpretiert wurden. Bei Walter Wilz ist das leider nicht der Fall, deswegen hat sich zunächst der Eindruck des schwachen Charakters mit gutem Kern oder des Halbstarken mit Gefährdung für die schiefe Bahn etabliert. Mit diesem Interpreten hat man es mit einem klassischen Nebendarsteller zu tun, der seine Rollen treffsicher präsentieren konnte. Seine eingängige, aber oftmals auch patzig und fordernd wirkende Stimme unterstrich das Profil des Walter Wilz, der junge Mann mit Hang zur Impulsivität und Naivität zeichnete seine Charaktere der Anforderung entsprechend glaubhaft und aussagekräftig, konnte jedoch nur wenig aus seiner Schublade herausbrechen, auch nicht im weiteren Verlauf seiner Karriere. Anfangs brachte er die perfekte Ausstrahlung und Art für die Interpretationen von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit, Walter Wilz erscheint so repräsentativ für die damalige junge Generation gewesen zu sein. Zum Vergleich ziehe ich zwei etwa zeitgleich entstandene Rollen von Walter Wilz heran, die allseits bekannte Figur des Ray Bennet aus "Der Frosch mit der Maske" von 1959, und die Figur des jungen Paul aus "Wegen Verführung Minderjähriger" aus dem Jahr 1960. In beiden Produktionen setzte man den Schauspieler jeweils in fast identischen Rollen ein. Man sieht ihn in einem brisanten Verhältnis zu einer hübschen Frau, wo ihm adäquate Mittel fehlen, die Situation in geregelte Bahnen zu lenken. Dabei stehen ihm seine Unerfahrenheit, eine gewisse Naivität und eine erkennbare Hörigkeit im Wege, was neben Partnerin Eva Pflug am deutlichsten veranschaulicht wurde. Neben Partnerin Marisa Mell sah man seine Interpretation etwas facettenreicher und forscher im Auftreten, aber genau so unbedacht in seinem Handeln und wenig weitsichtig denkend.

Die Recherche nach verlässlichen Daten oder Hintergrundinformationen zu Walter Wilz und dessen Tod verlief letztlich ergebnislos. Es sind keine Details zu finden, möglicherweise hat sich die Presse damals an ihren Kodex gehalten, sich bei der allgemeinen Berichterstattung über Selbstmord zurückhaltend zu zeigen. Vielleicht war er aber auch schon so sehr in Vergessenheit geraten, dass nur wenige Notiz davon nahmen, falls es überhaupt größere Berichterstattungen gegeben hat. Die Spur verliert sich bereits fast Anfang der siebziger Jahre, als seine Schauspielkarriere plötzlich endete. Die Informationen zu seinem Tod findet man fast zehn Jahre später. Da diesbezüglich keinerlei Mitteilungen bekannt sind, und es unzählige Beweggründe für einen derartigen Schritt gibt, bleiben schließlich nur Mutmaßungen im Raum stehen.
Percy Lister erwähnte die Flexibilität vieler Darsteller und die Möglichkeiten innerhalb dieses Berufes auch andere Wege einschlagen zu können. Bei genauer Betrachtung gab es jedoch recht wenige Interpreten, die solchen Prinzipien treu geblieben sind. Andere Wege bedeutete nämlich gerade in den siebziger Jahren auch das für viele unbekannte, verachtete oder sogar ausgeschlossene Terrain des Erotiksektors zu bedienen, was gleich bedeutend war, mit dem Zeitgeist zu gehen oder beruflich nicht stehen zu bleiben. Viele Karrieren begannen und endeten hier. Da er dieses Thema (wie oben vermerkt) selbst erwähnt hat, ist anzunehmen dass es zwar Angebote gab, diese aber wie die Filmografie zeigt nicht in Erwägung gezogen wurden und der FILM hat ja irgendwie schon ein Elefantengedächtnis, ganz im Gegensatz zu vielen Zuschauern.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.12.2012 20:23
#8 In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten



CHRISTIANE SCHRÖDER (*18.01.1942 in Berlin † 17.09.1980 in San Francisco)





Auswahl an Produktionen mit Christiane Schröder:

♦ Der Biberpelz (1962) [TV]
♦ Ein Sommernachtstraum (1963) [Theater]
♦ Der Tod läuft hinterher (1967) [TV]
♦ Tagebuch eines Frauenmörders (1969) [TV]
♦ Hamlet (1970) [Theater]
♦ Der Kommissar / Der Papierblumenmörder (1970) [TV]
♦ Der Kommissar / Ende eines Humoristen (1972) [TV]
♦ Romeo und Julia (1973) [Theater]
♦ Der zerbrochene Krug (1974) [TV]
♦ Derrick / Mitternachtsbus (1975) [TV]



Christiane Schröder ist die Tochter des bekannten Schauspielers Ernst Schröder und der Theaterschauspielerin Inge Thiesfeld. Schröder wurde am selben Tag geboren, als ein Granatsplitter den Arm ihres Vaters durchschlug. In Berlin geboren, verbrachte sie ihre Kindheit nach der Evakuierung in Mecklenburg und am Wannsee. Ihr früher Entschluss, ebenfalls Schauspielerin zu werden sorgte für eine steile Karriere. Ernst Schröder selbst berichtete dazu in seinen Memoiren "Das Leben - verspielt" [Verlag: Fischer]:»Was für ein Erbe schleppt man mit sich herum, und was für ein Erbe gibt man weiter? Hab ich darum so unverständlich wie blödsinnig geweint, als meine Tochter Christiane mir sagte, sie wolle Schauspielerin werden?« Ihre Ausbildung begann sie in Zürich, nachdem sie Maria Becker vorgesprochen hatte, sie debütierte 1961 in Berlin, weitere Stationen waren Bremen, Hannover, München und die Salzburger Festspiele, und ihr Weg führte sie stets wieder in die Theater-Domäne zurück, wo Christiane Schröder in großen Literaturverfilmungen mitwirkte. Immer wieder war sie auch in TV-Produktionen zu sehen, die ihr einen gewissen Bekanntheitsstatus einbrachten, jedoch wirkte sie nie in einem, für das Kino produzierten Spielfilm mit. Während den Vorbereitungen zu einer Theater-Tournee 1975, zog sie sich plötzlich aus ihrem Beruf zurück und ging in die USA. Schlagzeilen um ihr Privatleben und schwere Depressionen machten die Runde, 1980 beging die erst 38-jährige Schauspielerin schließlich Selbstmord.



Auch Christiane Schröder ist eine klassische Schauspielerin für diesen Thread, da im Endeffekt nichts Wesentliches über ihre Person und über ihr Schicksal zu finden ist. Auch in Ernst Schröders Biografie wird seine Tochter von ihm nur sehr selten erwähnt. Ein Satz ihres Vaters aus dieser kleinen Auswahl an Gedanken bleibt in diesem Zusammenhang besonders in der Erinnerung haften. »Die Verbindung zu Christiane hat immer etwas Schicksalhaftes behalten. [...] Sie nahm einen verblüffend steilen Weg in ihrer schauspielerischen Entwicklung, die sie nach nur zwölf Jahren ebenso verblüffend und entschlossen selber abbrach: die beunruhigte Tochter eines unruhigen Vaters und einer ebenso beunruhigten Mutter.« In allem was ihr Vater niederschrieb glaubt man herausfiltern zu können, dass es ihm offenbar nicht leicht gefallen ist, sie zu thematisieren, und deshalb kam es auch nicht dazu. Dieses Buch erschien 1978, also zwei Jahe vor Christiane Schröders Tod, und die letzten Worte, die man dort über sie finden kann sind folgende:»Christiane, meine Tochter, hatte die Kraft, aufzuhören. Ich hoffe, ich hoffe, sie lebt nun ihr eigenes Leben.« Christiane Schröder litt dem Vernehmen nach an schweren Depressionen mit auto-aggressiven Tendenzen, die wenigen Jahre nach ihrem Rückzug aus dem Beruf werden als ziellos und sehr schwer beschrieben. Monate nach ihrem Suizid reagierten die Klatschspalten mit theatralischen Aufhängern und stellten mit Vorliebe rhetorische Fragen und tätigten hinsichtlich ihres Privatlebens fragwürdige Mutmaßungen über ihr Ableben.

Der Typ Christiane Schröder ist kaum mit wenigen Worten zu beschreiben. In ihren Darbietungen scheint man eine unerklärliche (innere) Unruhe ihrerseits spüren zu können, die gleichzeitig und unausweichlich eine Gegenreaktion beim Zuschauer hervorruft. Sie wirkt teils aufgedreht und hemmungslos unmotiviert in manchem Tun, so dass man schnell eine junge Frau zu Gesicht bekommt, die es dadurch schafft zu polarisieren, man findet sie entweder großartig oder miserabel, dazwischen gibt es kaum Spielräume. Christiane Schröder kreierte eine eigenartige Aura um sich herum, so dass man manchmal glauben möchte, sie spiele stets sich selbst. Ihr Wesen wirkt oppositionell von Kopf bis Fuß, ihr Handeln kennt nur ein Elixier, nämlich überschäumendes Temperament, sie war raffiniert und so überzeugend im Rahmen des Overacting, und konnte ihre Rollen bis weit über die Grenzen des Geforderten formen und dazu noch vereinnahmen. In so manchem Geschehen wirkten ihre Zeichnungen daher etwa isoliert und zu komplex für leichte Kost, in der sie sich ja schließlich meistens, im Rahmen des TV bewegte. Und genau hier sehe ich den Grund für ihre Art zu interpretieren. Christiane Schröder sah sich nicht als Püppchen für triviale Unterhaltung an, sie wollte durch Können überzeugen, was ihr am Theater stets gelungen sein muss, denn ihre Leistungen wurden häufig über die Maßen von Kritik, Zuschauern und Kollegen gelobt. Das ist auch der Grund dafür, dass sie nie in einer Kino-Produktion ihrer Zeit mitgewirkt hat, wie beispielsweise Komödie, Klamauk oder vielleicht sogar Erotik, wofür sie jedoch (abgesehen von ihren tatsächlichen darstellerischen Fähigkeiten), alleine ihrer Erscheinung wegen, eigentlich prädestiniert gewesen wäre. So steht der Selbstzweck, für den sie das Kino indirekt anprangerte, in keinem gesunden Verhältnis zur eigenen Selbstzweckhaftigkeit, die Christiane Schröder anscheinend als Rechtfertigung für den Verlauf ihrer Karriere benutzte. Christiane Schröder stellt bei denen, die ich gerne sehe und bewundere, keine Ausnahme bei einer kritischen Beurteilung dar. Ihre Karriere und ihr entsetzliches Schicksal kann man nicht schön polieren, man kann höchstens darauf achten, was hinter dieser teils hysterischen und so pulsierenden Person steckt, um ihr zu begegnen, und um ihr zu bescheinigen, dass sie ihre Rollen doch einmalig zeichnen konnte. Daher bleibe ich jetzt dabei, dass ich sie stets gerne gesehen habe und immer wieder gerne sehe, auch wenn ihre Interpretationen manchmal eine hohe Konzentration abverlangen. Dass sie schön war, reichte nicht. Dass sie sich tatsächlich von anderen abheben konnte, reichte auch nicht. Dass sie wählerisch war, ehrt sie zwar, aber der Preis dafür ist eben hoch und lautet in der Regel Vergessenheit. So bleiben nur ihre Rollen zurück, denen sie immer mit voller Hingabe einen extravaganten und nonkonformistischen Touch verleihen konnte.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.12.2012 21:22
#9 In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Die meisten werden Christiane Schröder bestimmt aus ihren Kommissar-Folgen kennen. Hier habe ich noch einen kurzen Clip aus "Der Opernball" (Regie: Eugen York) von 1971 mit ihr gefunden; unter anderem wirkten dort noch Heinz Erhardt, Tatjana Iwanow und Uwe Friedrichsen mit. Auf mich wirkt das jedenfalls ziemlich exotisch, aber zeigt eine kleine Facette des Repertoires von Christiane Schröder.

http://www.youtube.com/watch?v=H_WHF1r7FC0

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.12.2012 10:37
#10 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #9
Auf mich wirkt das jedenfalls ziemlich exotisch

Da brauche ich den Link gar nicht anzuklicken, um zuzustimmen - und anzumerken, dass das Traditionelle im Gegensatz meistens gar nicht so zu verachten ist.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

20.12.2012 20:08
#11 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Ich sehe, Du hast Dir die "Tortur" doch nicht zugemutet. Da wir ja von Christiane Schröder sprechen, meinte ich nämlich mit exotisch, dass es dort ungewöhnlich "traditionell" und überaus klassisch zugeht, also in die entgegengesetzte Richtung. Falls ich Dich also richtig verstanden habe, könnte Dir ihr Auftritt dann eigentlich sogar zusagen!

Da es sich allerdings um eine Operette? handelt, bei der Schröder durch die Stimme einer Opernsängerin synchronisiert wurde, bleibe ich bei dem Wörtchen exotisch; das meinte ich schon so.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

21.03.2013 20:31
#12 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Durch Zufall bin ich in Berlin auf eine Meldung zum Tod von Christiane Schröder gestoßen.
Die Tageszeitung "BILD" setzte das Ableben der deutschen Schauspielerin in ihrer Ausgabe vom 9. Januar 1981 auf die Titelseite:

TV-Star Christiane Schröder: Selbstmord nach Hochzeit mit Guru
Sie sprang von der Golden-Gate-Brücke

Von R.R. Schneider und D. Burk - San Franzisko, 9. Januar

Die berühmte deutsche Schauspielerin Christiane Schröder (38) hat sich von der Golden-Gate-Brücke in San Franzisko in den Tod gestürzt. Sie ist zu Grunde gegangen an der Liebe zu einem glatzköpfigen Guru und Krishnamurti-Jünger.
Millionen Fernsehzuschauer sahen die blonde Schauspielerin mit dem "süßen Silberblick" neben Erik Ode im Kommissar-Krimi "Papierblumen-Mörder", neben Fuchsberger in "Der Tod läuft hinterher", neben Inge Meysel im "Biberpelz".
Vor sechs Jahren stieg die Tochter des berühmten Schauspielers Ernst Schröder aus. Sie brach alle Brücken ab. Ein Freund: "Sie verkaufte Schmuck, Pelze, Möbel und ging nach San Franzisko. Da lernte sie diesen Krishna-Guru kennen." (Weiter auf der Seite 3.)

Christiane Schröder in "Ende eines Humoristen" (1972)

Gestorben ist Christiane Schröder am 17. September 1980, allerdings war sie bereits seit dem 23. Juli 1980 offiziell abgängig. Damals wandte sich ihr Ehemann Peter Vismanis an die Polizei und gab eine Vermisstenmeldung auf. Christiane litt anscheinend seit ihrer Übersiedelung in die USA an Depressionen, was nicht weiter verwundert, wenn man liest, dass sie unter den kargen Bedingungen ihrer neuen Umgebung und der Beschäftigungslosigkeit litt. Sie hätte gern wieder als Schauspielerin gearbeitet, was in Amerika jedoch nicht möglich war. Eine Rückkehr nach Deutschland wollte sie vermeiden, um nicht zugeben zu müssen, dass sie sich unüberlegt ins Abseits manövriert hatte. Da Christiane Schröder keine Ausweisdokumente bei sich trug, als sie sich in die Fluten stürzte, wurde die Leiche erst Monate später von ihrem Ehemann identifiziert. Es wäre interessant zu erfahren, wie Ernst Schröder auf die Nachricht vom Tod seiner Tochter reagierte und was aus den sterblichen Überresten von Christiane geworden ist. In der Neuauflage des "Kommissar"-Buchs von Gerald Grote (Schwarzkopf & Schwarzkopf) findet sich auf den Seiten 171-173 ein Porträt der Schauspielerin.

Jomei2810 Offline



Beiträge: 49

01.05.2013 16:12
#13 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Laut WIKIPEDIA befand sich ihre Asche noch Jahre nach ihrem Tod bei einem Beerdigungsinstitut in Aufbewahrung, da niemand sie abholte.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

01.05.2013 16:18
#14 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur (Christiane Schröder) Zitat · Antworten

Weiß man etwas über den Verbleib der Urne? Warum hat sich ihr Vater nicht darum gekümmert?

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

18.10.2015 14:09
#15 RE: In Erinnerung - Geheimnisvollen Schauspieler/innen auf der Spur Zitat · Antworten

Beim Anschauen von Will Trempers Film "Playgirl" habe ich eine erfreuliche, wenn auch kleinere Entdeckung gemacht, und auch wenn diese im Sinne des Thread-Titels weniger geheimnisvoll erscheint, auf die Spur eines Darstellers hat sie mich jedenfalls wieder gebracht. Bei einer Partyszene sieht man Walter Wilz, der weder in der langen Gästeliste, noch im Vorspann der Produktion genannt wird, auch findet man diesen Kurzauftritt nicht in seiner Filmografie. Diese spontanen Entdeckungen sind für mich persönlich kleinere Highlights, lassen sie doch darauf schließen, dass es tatsächlich immer wieder einmal vorkommen könnte, einen beliebten Darsteller ganz unverhofft zu sehen, und dass sich ganz nebenbei die Filmografie um einen bislang unbekannten Auftritt erweitert. Walter Wilz in 15 Sekunden:



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