Scheint mir eine wissenschaftliche Arbeit zu sein und kein "kommerzielles Filmbuch für die breite Masse", daher wohl der hohe Preis für die wenigen Seiten.
Hallo zusammen, irgendwie bin ich doch ein neugieriges Kerlchen... Ich hab mir das Ding mal bestellt und werde berichten, ob sich die Investition auch für andere lohnen könnte... Viele Grüße Peter
Das scheint eine Diplomarbeit oder eher eine Dissertation zu sein, die wissenschaftliche Aspekte beleuchtet, zahlreiche fachspezifische Termini verwendet und daher für den "Normalverbraucher", der sich etwas über Wallacefilme erhofft, eher uninteressant zu sein. Nicht umsonst erscheint das Werk im Akademischen Verlag.
Für eine Dissertation dürften 80 Seiten aber ein bisschen dürftig sein. Aber erzähl bitte, wie sich das Werk anlässt und ob nicht nur die Fachtermini, sondern auch die Fakten und vor allem die "Wallace-Gesinnung" stimmen.
Trotzdem ist es natürlich schön, eine (hoffentlich klischee- und vorurteilsfreie) Arbeit veröffentlicht zu sehen, auch wenn die breite Masse damit nicht erreicht wird.
Ist irgendwo zu erfahren, welche 4 Vohrer-Filme da betrachtet werden ? (Ausser im Buch natürlich)
Zitat von brutushoffentlich klischee- und vorurteilsfreie
Für wissenschaftliche Arbeiten sollte sich das von selbst verstehen.
Zitat von GubanovFür eine Dissertation dürften 80 Seiten aber ein bisschen dürftig sein
Das hatte ich völlig übersehen, scheint eher eine Diplomarbeit zu sein. (Auch wenn es bei Dissertationen nicht um Quantität, sondern um Qualität geht!).
Bin gespannt auf die Rückmeldung zum Buch!
Gubanov
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gelöscht
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08.02.2012 18:02
#10 RE: Visueller Stil in den Edgar-Wallace-Filmen
Hallo zusammen, gestern ist das Büchlein bei mir eingetroffen, daher will ich Euch meine angekündigten Eindrücke nicht vorenthalten. Die wenig mehr als 50 Seiten "netto" waren ja flott gelesen... Der Autor Felix Brandt hat im Kern seiner Diplomarbeit die visuellen Besonderheiten und Gemeinsamkeiten der Filme "Die toten Augen von London", "Das Gasthaus an der Themse", "Das indische Tuch" "Der Hexer" behandelt, wobei allerdings nur der jeweilige Prolog* exemplarisch herangezogen wird. Diese meist sehr gut gelungenen Vorspannsequenzen* sind ja auch ein besonderes Markenzeichen der Wallace-Filme. Bewegt wurde der Autor von der Fragestellung, woran man einen Wallace-Film eigentlich erkennt bzw. welche visuellen Gestaltungsmittel einesetzt werden und zu welchem visuellen Stil sie dann die gesamte Wallace-Serie führen. Innerhalb dieser Aspekte sollten wiederum die Eigenheiten der Arbeit von Alfred Vohrer näher beleuchtet werden. Allerdings weniger im Vergleich zu Reinl oder Roland (was in diesem Zusammenhang interessanter gewesen wäre), sondern mit Verweis auf ältere Filmstile, vor allem dem von Hitchcock oder dem - wiederum auf dem Weimarer Film-Expressionismus basierenden - "Film noir". Da hier enorm weite Felder betreten werden, bleibt natürlich alles nur in kurzen Abhandlungen stecken. Der spannendste Teil der Arbeit befasst sich mit genauesten szenischen Beschreibungen der exemplarisch herausgegriffenen vier Film-Prologe. Die Gesichtspunkte sind dabei: Montage, Setting, Beleuchtung und Kamera - wobei nicht an technischen Details gespart wird - und wodurch die Aspekte des szenischen Entstehungsprozesses wirklich gut dargestellt werden. Man fühlt sich streckenweise tatsächlich wie ein Anwesender bei den Dreh(buch)arbeiten. Zudem gelingt es dem Autor sehr gut, mit den szenischen Situationsvergleichen uns Zuschauer als jene zu überführen, die mit nach nach relativ einfachem Grundschema mit Mord-Voyeurismus bei Laune gehalten werden... Auch wenn wir´s schon vorher wussten... Alles in allem sind für eine kommerzielle Leserschaft die interessanten Passagen aber extrem kurz, zudem fehlt erwartungsgemäß (und trotzdem enttäuschend) die Bebilderung völlig. Na ja, Ihr habt ja Schränke voller DVDs... Eines noch zum Literaturverzeichnis: Mangels Alternativen finden sich dort die üblichen Standardwerke und -Aufsätze. Ein interessanter Hinweis dennoch, der gleichzeitig das Thema trifft und darüber hinausgeht. Der Titel beschreibt bereits die Problematik und die Reize der distanzierten Blicke: Tim Bergfelder: Imagining England: the West German Edgar Wallace Series. In: International Adventures. German popular cinema and European co-productions in the 60s (Berghahn Books, New York, 2005). Zum Thema Kaufempfehlung fällt mir spontan die übliche sch...ön-neu-deutsche Floskel ein: "Nice-to-Have", no "Must-Have". Für den Akademiker-Verlags-Preis ist naturgemäß der Umfang zu gering, dazu bestehend aus der üblichen Quellenarbeit, was wenig Platz für neue Aspekte oder Ideen zulässt, sodass viele gute Ansätze schnell wieder abgebrochen werden oder nur in Spurenelementen auftauchen. Und beim Thema "visueller Stil" keine Bilder? Man kann einfach nur schwer behaupten, dass dem geneigten Leser da nichts fehlt. Der Kaufpreis unterliegt etwas anderen Marktgesetzen und ist allenfalls für ganz notorischen unter uns Privatfans gemacht. Akademische Arbeiten sind eben in erster Linie Fingerübungen für die Wissenschaftsarbeit (den Guttenberg-Witz spare ich mir an dieser Stelle...), es findet keine kreative Aufarbeitung des Themas statt, die Ausführlichkeit steckt mehr in den Formalien und Rahmenbedingungen als in den Inhalten. Kurz gesagt: Das Buch stammt aus dem Hochschul-Theoriebereich, daher empfiehlt sich Interessenten letztlich auch eher eine Leihe in einer Bibliothek. Übrigens hab´ ich mir das Buch auch deshalb gekauft, um mal 20 Jahre zurück zu denken. Es wäre für mich natürlich auch ein interessanter Gedanke gewesen, damals an der Uni ein solch sympathisches Thema zu beackern, aber es war nicht möglich - und wenn, dann wär´s relativ brotlos gewesen. Heute kann man hoffentlich mehr mit solcher Eintrittskarte in Berufsleben anfangen, daher dem Felix viel Glück..... ...und da wir gerade beim Buch-Thema sind: Bitte lest und bewertet doch (endlich) mal "Über ihnen schwebt der Tod". Das ist spannend, unterhaltsam, kommerziell - und kommt aus unseren eigenen Reihen...
Viele Grüße Peter
*Ich will auch mal ´ne Fußnote haben: Wie nennt man´s am besten? Prolog? Vorspannsequenz? Es gibt auch "Pre-Title sequence" oder das nette "Cold Open". Also, für mich bleibt´s der Prolog...
Vielen Dank, Peter, für deine Ausführungen zu dem Buch - das Thema ist sicherlich interessant, aber auch sehr speziell - fraglich und zweifelhaft, ob ein kommerzieller Erfolg des Buchs überhaupt zustande kommt, bzw. überhaupt gewollt ist. Ich werde mir das Buch zurzeit nicht bestellen, vielleicht bei fallenden Preisen...
@Felix Brand: Vielleicht kannst du ja noch mal hier im Forum über deine Motive etc. zum Schreiben des Buchs berichten. Fände ich interessant!
Gubanov
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12.02.2012 14:35
#14 RE: Visueller Stil in den Edgar-Wallace-Filmen
Auch ich danke dir, Peter, für die Einsicht in das Buch. Der Umfang hat bereits vermuten lassen, dass das interessante Thema nur in aller Kürze abgehandelt werden kann. Trotzdem sicher gut, es einmal gelesen zu haben. Was deine Frage in der Fußnote angeht: Ich stimme für Prätitelsequenz, aber das ist mein persönlicher Geschmack.
es freut mich, dass ich mit meinem Buch Interesse in euren Reihen geweckt habe!
Wie schon vermutet, handelt es sich dabei um meine Diplomarbeit, bei der ich erst im Nachhinein entschieden habe, sie zu veröffentlichen (wobei ich auf den Buchpreis keinerlei Einfluss nehmen konnte). Auch auf eine Bebilderung musste ich aus rechtlichen Gründen leider verzichten... daher auch das - von euch kritisierte - themenfremde Coverbild ;)
Ich habe mich für das Thema entschieden, da ich selbst ein großer Fan der Edgar-Wallace-Filme bin und mich oft über Haltungen von Filmkritikern geärgert habe, die die Wallace-Reihe belächeln, ohne sich jemals filmwissenschaftlich damit auseinander gesetzt zu haben. Insbesondere der markante "visuelle Stil" - der für mich den besonderen Reiz der Filme ausmacht - wurde bisher so gut wie gar nicht untersucht. Daher lag auch mein Schwerpunkt (wie Peter richtig dargestellt hat) in der ausführlichen Analyse visueller Stilmittel in den Vorspannsequenzen (pre title sequences) der Filme.
Wenn das Buch auch in einem fachwissenschaftlichen Kontext entstanden ist, so kann ich mir dennoch vorstellen, dass es für den einen oder anderen hier interessant sein könnte. Ansonsten hätte ich mich nicht für eine Veröffenlichung entschieden :)