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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

28.01.2012 21:43
Die Bedeutung des deutschen 60er Films für die Genreentwicklung der letzten Jahre unter besonderer Berücksichtigung von Wallace Zitat · Antworten

Die cineastische Bedeutung der Edgar Wallace-Reihe wird vierlerorts meist belächelt sowie runtergejubelt, aber wie ich schon in meinem "Was wäre wenn..."-Thread fragte, wie wäre die Entwicklung ohne Wallace verlaufen?
Das deutsche Kino war vormals hauptsächlich durch die Produktion meist minderwertiger Heimatfilme in den Fokus geraten. Die Gründe hierfür wäre interessant, passt jedoch nicht in dieses Thema...
Durch die deutsch-dänische Kooperation "DER FROSCH MIT DER MASKE" soll sich daraufhin jedoch einiges, über Deutschland hinaus verändert haben: Die Kriminalfilmwelle. Durch diese kommen wir auf einen wichtigen, jedoch eigentlich fast unbekannten Namen: Mario Bava, ein italiensicher Horrorregiesseur dessen Werk Blutige Seide als Urgiallo bekannt ist, welcher auf Wallace-Filmart basierend einen Erfolg bildete. Die Kritik formulierte sich jedoch gegenteilig:

Zitat
Zitat von Lexikon des Horrorfilms
Irrer Schlitzer meuchelt und metzelt sich durch Modehaus, wobei ihm mehrere Mannequins in die Hände fallen. Einer der vielen geschmacklose Killer Filme Cameron Mitchells...


Die Wirkung jedoch bleibt berücksichtigt. Die "Revulotion" im Deutschen stellt hierbei 1964 der Bryan Edgar Wallace Film DAS PHANTOM VON SOHO dar: Weniger Klamauk, mehr Grausamkeit, mehr Sex und angedeutete Sozialkritik. Auch Dr. Harald Reinl stellt einn ähnlichen Film ZIMMER 13. In Der Bucklige von Soho geht man diesen Film weiter. Im Gegensatz zur hier herschenden Forenmeinung, wird dieser Film Alfred Vohrers jedoch von der oben erwähnten Kritik jedoch um einiges besser gestellt. Hier wieder ein Zitat:

Zitat
Lexikon des Horrorfilms
"Selten war ein Wallace-Krimi so abwechslungsreich", schrieb Florian Pauer in seinem Buch DIE EDGAR WALLACE FILME:"Auf perfekt inszenierte Actionszenen folgen die humoresken Einlagen des eitlen Sir John, auf Einstellungen, in denen sich das Auge der Kamera mit sadistischer Freude an den Leiden gefoltertert Mädchen weidet, folgen Rededuelle der Akteure, die mit selten gesehener Bösartigkeit ihre Kontroversen austragen. Giesela Uhlen, Hilde Sessak, Pinkas Braun ... Richard Haller als Buckliger , sie alle stehen auf Seiten des Verbrechens, dass man fragen muss, ob da noch Platz ist für einen Haupttäter ist, der hinter allem steht...
Nicht viel edler ist genaugenommen Günther Stoll als Inspektor Hopkins,. Mit einer aus Tausenden erkennbaren Stimme, die Arroganz, Zynismus, Abgebrühtheit und Besessenheit verrät, ist er nicht nur seinem Chef Sir John gegenüber kaltschnäuzig, sondern zeigt auch der holden Weiblichkeit gegenüber keinen tieferen Emotionen. Seinen Widersachern liefert er nicht nur Schieß- sondern auch Rededuelle, dass es nur so kracht."


Die Anspielungen dieser Art erinnern mich persönlich an den Film Noir, zwischen dem man nie eine Verbindung zu Wallace sah, der jedoch durch seine Entwicklung aus den Groschenromanen eine gewisse Verwandtschaft zu rechnen muss. Doch auch im anderen deutschsprachigen Bereich begleitet eine ähnliche Bewegung: Der inzwischen rehabilierte frühe Explo-Streifen GEISSEL DES FLEISCHES mit Herbert Fux in eine ähnliche Entwicklungsrichtung. 1969 ist es schließlich soweit und zwei große und wichtige Filme in der Entwicklung des deutschen Explo- und Thrillerkino tauchen auf. Der Edgar Wallace Film DAS GESICHT IM DUNKELN und Dario Argentos "zweiter Urgiallo" DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HENADSCHUHE werden der Leinwand präsentiert. Während der erste Edgar Wallace-Film in italienischer Kooperation scheiterte feierte der Argento-Giallo einen großen Erfolg. Laut Joachim Kramp, hatte dieser Film jedoch weitere Höhepunkte erreicht, die Filmen dieses Genre bisher verwärrt blieben:

Zitat
Zitat von Joachim Kramps "Hallo, hier spricht Edgar Wallace"
Selbt Hitchcock hatte Argento Debütfilm gesehen und bescheinigte ihm Qualität. Er soll ihn sogar zur Grundidee seines nächsten Films "FRENZY" inspiriert haben.


Durch das Giallo-Genre entstand nach den goldenen Exploitations-70ern ein neues beliebtes Genre der SLASHER. John Carpenters Halloween, gilt als Meilenstein des Genres, dessen zweite große Serie FREITAG DER 13. kurz darauf geboren wird und Effekte Bavas enthielt.
Selbst das postmoderne Kino des Quention Tarantino arbeitet mit Motiven des Giallo-Kinos. Tarrantinos "DEATH PROOF" enthielt neben der Filmmusik von Ennio Morricone einige weitere Bestandteile des Genres, bis hin zu einer "geklauten" Szene. Der Edgar Wallace Film lebt, nur keiner weiß es...

Aus Zeitgründen werde ich die beiden nächsten Teile aufschieben müssen. Themen:
Von Winnetou zum Italowestern...
Die Entwicklung der Deutschtümmelei (1968-1980) auf die heutige Filmkunst.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

29.01.2012 11:53
#2 RE: Die Bedeutung des deutschen 60er Films für die Genreentwicklung der letzten Jahre unter besonderer Berücksichtigung von Wallace Zitat · Antworten

Zitat von Glasauge
Mario Bava, ein italiensicher Horrorregiesseur dessen Werk Blutige Seide als Urgiallo bekannt ist

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die Stunde Null des Giallo schlug bereits einen Bava-Film vorher mit La ragazza che sapeva troppo (I 1963).

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