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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 561 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

24.12.2011 21:53
Bewertet: "The Speckled Band" (Sherlock-Holmes-Verfilmung von 1949) Zitat · Antworten

Weihnachten ist auch die Zeit der Klassiker. Zeit, sich einen klassischen Kriminalfilm anzusehen.



Bewertet: "The Adventure of the Speckled Band" (USA 1949)
TV-Adaption s/w Erstausstrahlung am 25. März 1949 innerhalb der Reihe "Your Show Time" der CBS
Drehbuch: Walter Doniger, Regie: Sobey Martin
mit: Alan Napier als Sherlock Holmes, Melville Cooper als Dr. Watson und Evelyn Ankers als Helen Stoner
sowie: Edgar Barrier, Richard Fraser, Gail Roberts und Arthur Shields als "The Bookshop Man"

Das ungefähr halbstündige Fernsehspiel entstand innerhalb einer 26-teiligen Reihe von Kurzgeschichten-Umsetzungen für das amerikanische Publikum, das sich einige Jahre zuvor von dem Mann verabschieden musste, den viele Sherlock-Holmes-Fans auch heute noch für einen der besten Darsteller des englischen Detektivs halten: Basil Rathbone. Evelyn Ankers trat zweimal innerhalb der Erfolgsreihe auf und ihr Mitwirken in "The Speckled Band" ist deshalb für jeden SH-Freund eine Empfehlung. Das Augenmerk richtet sich deshalb mehr auf ihre Interpretation der Rolle, als auf Alan Napier, der den eigentlichen Hauptpart übernommen hat.
Der britische Schauspieler war Mitte Vierzig, als er sich den Deerstalker aufsetzte, das Inverness-Cape umlegte und eine überdimensionale Meerschaumpfeife schmauchte. Ihm zur Seite stellte man Melville Cooper, der wenig gelehrt wirkt, dafür aber ein dankbares Opfer für den Humor darstellt, der auch in dieser SH-Version keinesfalls fehlen sollte. In Stoke Moran, das kein Landhaus, sondern eine richtige Burg ist, wird er immer wieder vom Äffchen des Hausherrn heimgesucht, indem es auf seine Schulter springt. Die Ereignisse werden vom Buchhändler, der die Geschichte mit seinen Kommentaren umrahmt, teils in Rückblenden erzählt, wobei sich die begrenzten Möglichkeiten des Fernsehens der damaligen Zeit zeigen. In Ermangelung eines eigenen Tiertrainers bekommt man das grausige Reptil nur kurz nach dem Tod von Dr. Roylott zu Gesicht, was der Geschichte ein wenig die Dramatik raubt. Dafür baute der Drehbuchautor eine erfundene Szene mit dem Verlobten von Helen Stoner, Mr. Armitage, ein. Da er während der Nachtwache von Holmes und Watson die Polizei rufen will, wird er kurzerhand von Watson geknebelt und an den Bettpfosten gefesselt. Pikanterweise war Armitage zuerst mit Julia, der verstorbenen Schwester von Helen verlobt. Irgendwie stand die Frage, was aus dem Bräutigam von Julia Stoner wurde, doch immer im Raum. Hier wurde das Problem pragmatisch gelöst. Leider vermag Dr. Grimsby Roylott bei seinem kurzen Auftritt in der Baker Street auch trotz leichten Verbiegens eines Schüreisens nicht zu überzeugen. Er wirkt zu wenig wild und gefährlich - kein Mann, vor dem die Umgebung zittert. Bei seinem nächsten Auftritt liegt er bereits tot am Boden, weshalb wir ihn beim Aufblenden des Abspanns schon vergessen haben. Evelyn Ankers meistert die Rolle der farblosen Helen ordentlich, wobei sie weniger eingeschüchtert wirkt als die Darstellerinnen, die nach ihr diese Rolle übernommen haben. Sie wirkt reif und gefasst. Die Mode der Viktorianischen Zeit kleidet sie gut, doch leider erhält sie keine Großaufnahmen, was vor allem dem Fernsehformat geschuldet ist. Dafür kann sich die mittelalterliche Burg durchaus sehen lassen; dass in den Mordnächten zudem jeweils ein Gewitter tobt, gleicht den wenig dramatischen Tod von Julia aus.
Fazit: Ein frühes Schmuckstück aus der reichhaltigen Sherlock-Holmes-Schatulle, das zwar verständlicherweise nicht an die Qualität der Umsetzung mit Jeremy Brett - oder auch Erich Schellow - heranreicht, jedoch lobenswerte Bemühungen zeigt, den im Grunde einfach gestrickten Stoff publikumswirksam umzusetzen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2011 22:02
#2 RE: Bewertet: "The Speckled Band" (Sherlock-Holmes-Verfilmung von 1949) Zitat · Antworten



Your Show Time presents:
The Adventure of the Speckled Band (1949, Realm Productions)

Als Sherlock Holmes: Alan Napier. Als Dr. Watson: Melville Cooper. In weiteren Rollen: Arthur Shields, Evelyn Ankers, Edgar Barrier, Richard Fraser, Gail Roberts u.a. Produzent: Stanley Rubin. Drehbuch: Walter Doniger. Regie: Sobey Martin. Erstsendung (NBC): 4. April 1949.

Als bekannteste Sherlock-Holmes-Kurzgeschichte hat die Erzählung um das geheimnisumwitterte „gefleckte Band“, das auch gern als „getupftes“ oder „gesprenkeltes Band“ bezeichnet wird, über die Jahrzehnte hinweg viele Umsetzungen gesehen. In den 1960ern wagten sich Douglas Wilmer und Nigel Stock an den Stoff heran, wobei das Drehbuch gleich noch eine Zweitumsetzung im deutschen Fernsehen mit Erich Schellow und Paul-Edwin Roth fand. 1984 war es Jeremy Bretts Aufgabe, im Rahmen seiner ersten „Sherlock Holmes“-Staffel Dr. Grimesby Roylott auf die Schliche zu kommen.
Doch auch schon eher erfreuten sich Fernsehzuschauer an dem Fall, der Holmes und Watson nach Stoke Moran führt. 1949 wurde er in den USA unter genauer Einhaltung des Originaltitels „The Adventure of the Speckled Band“ verfilmt und was jedem Holmes-Fan als erstes auffallen wird, ist nicht etwa die Besetzung des Meisterdetektivs persönlich, sondern der Helen Stoner. Man sieht hier Evelyn Ankers, die sich bereits 1942 und 1944 unter Basil Rathbone die Ehre gab. Percy Lister sprach ihr für ihren Auftritt in „Die Perle der Borgia“ eine außerordentliche Menschlichkeit zu, was auch ihre Darstellung in dieser 26-minütigen Inszenierung bestimmt. Der Part erfordert genau die richtige Menge Furcht und Ahnungslosigkeit, die eine gänzlich andere, aber ebenso natürliche Seite der ehemaligen Connover-Gehilfin Naomi Drake ans Licht bringt.
Alan Napier spielt Sherlock Holmes. Dank seiner markanten Züge bleibt er trotz der Kürze der Produktion sofort und nachhaltig im Gedächtnis. Seine Deduktionen gibt er sehr routiniert und ohne Rathbone’sche Erhabenheit oder Brett’sche Tänzelei, eine ausgefallene Art der Interpretation erlaubt ihm das effektive Script, das neben dem üblichen Plot eine leicht alberne, aber im Grunde ziemlich naheliegende Erweiterung des Percy-Armitage-Charakters vornimmt, auch gar nicht. Den Doktor Watson gibt Melville Cooper. Fortschrittliche Holmes-Fans werden ihn (zurecht) in die Nigel-Bruce-Schublade stecken, aber ich finde seine Auftritte, die Roylotts illustren Tiergarten einbinden, wirklich liebenswert.

Einige amüsante Momente ergeben sich aus den Herstellungsumständen des „Speckled Band“. Die Produktion entstand als Teil einer Reihe „Your Show Time“, die – was damals noch alles möglich war! – von der Zigarettenmarke Lucky Strike gesponsort wurde. So greift der sonst so sympathische Erzähler, welcher der Geschichte entsprechend des damaligen Zeitgeschmacks einen heimeligen Prosa-Rahmen verleiht, gern auch einmal mitten in einem Gedanken zu einer Zigarette und zieht sich genüsslich eine Portion Lungenteer.
Vor allem den Darsteller des Mr. Armitage ertappt man zudem dabei, zeitweilen in amerikanische Artikulationsmuster zu verfallen. Man mag es der Produktion verzeihen, weil sie auf der anderen Seite mit so urig-gotisch anmutenden Stoke-Moran-Kulissen aufwartet, wie man sie sonst nur im Hotel Wallgraben findet. In Übereinstimmung mit diesem märchenartigen, überdramatisierten Szenenbild steht auch die berüchtigte swamp adder, die einer überlebensgroßen Pappmascheerolle gleicht. Doch machen wir uns zu Weihnachten besser nettere Gedanken!

„The Adventure of the Speckled Band“ überdauerte die Zeiten als nostalgische Klassikerumsetzung überraschend gut, sowohl technisch als auch inhaltlich und darstellerisch. Zu Weihnachten gibt es nichts Besseres als einen Ausflug in viktorianische Nächte. 4,5 von 5 Punkten.

Ansehen kann man sich die Produktion unter http://www.archive.org/details/TheAdvent...TheSpeckledBand.

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