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Dieses Thema hat 49 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.11.2011 00:58
Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten



Mit "Parapsycho - Spektrum der Angst" lieferte Regisseur Peter Patzak ein äußerst bizarres Frühwerk ab. Der Film versucht das Übernatürliche und Paranormale unter vielen Deckmänteln abzuhandeln, das auch noch in drei ungleichen Episoden:

Reincarnation
Metempsychose
Telepathie

Für Interessenten dieses Genres klingt das zunächst mal recht interessant, doch es kam zu einer ebenso paramormalen Umsetzung. Viele bekannte Darsteller gaben sich in dieser Produktion die Klinke in die Hand und "Parapsycho" beinhaltet viele reißerische und zeitgenössische Elemente, vor allem Erotik. Man braucht nicht auf die Idee zu kommen, dass hier irgendwelche künstlerischen Ansprüche zur Geltung kommen oder anvisiert waren, ganz im Gegenteil. Der Film schafft es mehr oder weniger in keiner Episode, Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit zu vermitteln, viel schlimmer ist allerdings, dass er in ungeheuerlichen Geschmacklosigkeiten gipfelt und dadurch den roten Faden verliert. Patzak entführt den Zuschauer in sein mühsam konstruiertes Kabinett der Abartigkeiten und Absurditäten, er versucht harte Schocks zu setzen, was zum Teil auch wirklich gelingt, aber im Grunde zu weit geht.
Dieses Kind hat also viele Namen zwischen Mystery-Horror bis Sexfilm verdient, dass es sich zu Recht in Bedeutungslosigkeit verliert. Eines kann "Parapsycho" jedoch von sich behaupten. Es wurden Szenen veranschaulicht, die bis dato wohl nie dagewesen waren und vermutlich auch in dieser Form nur schwer ein zweites mal den Weg in einen Film finden dürften. Der Streifen ist mittlerweile gut 37 Jahre alt, fährt für die damalige Zeit ungewöhnlich schwere Geschütze auf und ist aus diesem Grunde wohl kaum bekannt und eher selten verfügbar. Man kann von ihm sagen, dass er schonungslos ist, aggressiv und rücksichtslos mit dem Zuschauer umgeht, traurigerweise im trivialsten aller Sinne. Unterm Strich bleibt lediglich nur ein verstörender Abschreibungsfilm der TIT Filmproduktion München...

"PSI" ist wohl das groteskeste Werk in meiner Toppic-Sammlung das ich mir seinerzeit nur zugelegt habe, da Hauptdarstellerin Marisa Mell selbstverständlich schmackhaft genug für dieses Abenteuer war. Ich muss wirklich gestehen, dass ich den Film trotz allem wirklich sehr mag, obwohl man ihn als Grundstein für Marisa Mells filmischen Abstieg ansehen kann. Alle beteiligten Schauspieler dürften jedoch auf ihre Mitwirkung in diesem Szenario nicht gerade sehr stolz sein. Ein schwarzes Kapitel in jeder Filmografie!

In der nächsten Zeit werde ich dieses merkwürdige Experiment etwas genauer durchleuchten und die drei Episoden detaillierter besprechen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.11.2011 19:43
#2 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

PRODUKTIONSNOTIZEN




DREHBEGINN: 30.09.1974
DREHBUCH: Geza von Radvanyi, Peter Patzak
REGIE: Peter Patzak
KAMERA: Atze Glanert
AUSSTATTUNG: Peter und Margit Manhardt
TON: Walter Prokosch
MISCHUNG: Kurt Schwarz
SCHNITT: Wolfgang Schacht
REGIEASSISTENZ: Gusti Klenner
FILMMUSIK: Richard Schönherz, Manuel Rigoni
LÄNGE: 105 Minuten, 2,856 Meter - 15:35mm, 1:1:66
FILM MATERIAL: Kodak, Eastman Color
GEDREHT MIT: Arriflex 35 ST
PRODUKTION: TIT München
WELTVERTRIEB: Paul de Charnisay
VERLEIH: Cinerama (03.04.1975)

DARSTELLER IN ALPHABETISCHER REIHENFOLGE:

Leon Askin
Debbie Berger
William Berger
Matthieu Carriere
Alexandra Drewes-Marischka
Helmut Förnbacher
Wolfgang Gasser
Mascha Gonska
Harry Hardt
Tom Krinzinger
Heinz Marecek
Karl-Heinz Martell
Marisa Mell
Peter Neusser
Signe Seidel
Jane Tilden
Guido Wieland



"Unerklärlich aber wahr - Ereignisse die das Denken hinter sich lassen. In drei Episoden werden tatsächliche, unerklärliche Ereignisse in Spielhandlungen dargestellt. Der dokumentarische Wert ist unbestritten, wenn auch das Dargestellte mit den gesunden Sinnen der Menschen nicht erklärbar ist." (TOPPIC)

"70% aller Menschen glauben an den sechsten Sinn. Unbekannte Kräfte und übersinnliche Phänomene herrschen über Leben und Tod der Personen dieses außergewöhnlichen Films. Der Psychoterror wird sich Ihrer bemächtigen, dass Ihnen der Atem stehen bleibt." (ATLAS VIDEOTHEK)

"Nach diesem Film ist eines klar: Die Narren sind unter uns, und manche dürfen sogar Filme drehen." (JOE HILL, FILMDIENST)

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

21.11.2011 12:02
#3 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten



Bereits im Vorspann von "Parapsycho - Spektrum der Angst" wird deutlich, dass sich der Film wissenschaftlich orientieren will und seinen Dokumentarcharakter zeigen möchte. Die Idee, Informationen per Telex? und Fernschreiber auszuwerfen ist im Ergebnis zwar spartanisch, aber eine wirklich ausgefallene, für mich sehr gelungene Idee. Leider kam es auch zu ein Paar Schreibfehlern... Bevor der Film also umkippt und sich im späteren Verlauf in alle Himmelsrichtungen bewegen wird, gibt er sich seriös, ernst und ambitioniert. Interessant ist auch die Tatsache, dass jede Episode ihr seperates Musikstück mit auf den Weg bekommt. Die Kompositionen werden den Film in außergewöhnlicher Art und Weise unterstützen, sie wirken ausgefeilt und spannungsfördernd, einfach perfekt für einen derartigen Streifen.

Der Einstieg:

psi = die unbekannte kraft

...das paranormale existiert: entgegen aller logik, bezweiflungen, beweiskraft und jenseits der ueblichen kriterien jeglicher erfahrung... (time magazine, march 1974 - the psychics-)

55% aller menschen lesen regelmaessig horoskope
70% aller menschen glauben an den sechsten sinn
jeder 5te behauptet, parapsychologische informationen erhalten zu haben
2/3 von 25.000 getesteten wissenschaftlern glauben an computeranalysen von geburtsdaten und planetenpositionen

massenpsychose????? massenpsychose?????

Mit dieser ketzerischen Frage wird der Zuschauer also in die Handlung eingeführt oder entlassen und er wird vergeblich nach weiteren wissenschaftlichen Informationen oder gar Antworten suchen. Der dem vernehmen nach "unbestrittene dokumentarische Wert" bleibt hier äußerst zweifelhaft, dokumentarisch sind da eher schon die reichlichen Gelegenheiten für die Darstellerinnen Marisa Mell, Mascha Gonska, Debbie Berger und Alexandra Drewes-Marischka, sich hüllenlos zu präsentieren... die zum Teil wirklich unfassbar-groteske Szenen darbieten mussten...

Für Zuschauer, die die Abhandlung und Auseinandersetzung mit übernatürlichen Inhalten gerne mögen, gibt es wahrscheinlich mehr Enttäuschung als Aufklärung, selbst für Zuschauer die 'exploration touch' suchen, könnte es hier schnell zu viel des Guten werden, der Zuschauer, der die beteiligten Darsteller gerne sieht, wird sich insbesondere bei der Leistung von Alexandra Drewes-Marischka in Grund und Boden schämen und Diejenigen, die mal ein paar ungewöhnlich explizite Szenen sehen wollen, werden sich bei "PSI" wie zu Hause fühlen oder womöglich nur abschalten...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

22.11.2011 01:44
#4 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

EPISODE I - REINKARNATION (Wiedergeburt)

mit

Marisa Mell
Peter Neusser
Leon Askin
Gertrud Roll
Wolfgang Gasser









Harry (Peter Neusser) findet auf seinem Weg nach Hause ein altes Jagdschloss, zu dem er sich rätselhafterweise hingezogen fühlt. Dort begegnet er einem alten Mann (Leon Askin), der ihn schon erwartet hat, weil Harry angeblich das Schloss mieten will. Er versteht nicht was eigentlich passiert und er ist der Verzweiflung nah. Dann taucht plötzlich eine Frau auf, die ganz im Stil der 30er Jahre gekleidet ist und begrüßt ihn leidenschaftlich. Greta (Marisa Mell) hat ihren toten Liebhaber, einen Bankier, in ihrem Wagen. Harry, dem die Zusammenhänge fehlen wird auch durch das Gespräch mit der geheimnisvollen Greta nicht schlauer, am Ende verbringen die beiden schließlich eine Nacht miteinander. Als Harry später intuitiv die Leiche wegschaffen will, hört er einen Schuss und Greta ist verschwunden, genau wie ihr Wagen in dem die Leiche war. Hals über Kopf macht er sich auf den Nachhauseweg, wo er von seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter ungeduldig erwartet wird, da er an diesem Tag seinen 35. Geburtstag hat. Eine Nacht des Nachdenkens beginnt bis er sich seiner Frau anvertraut. Da er mit Greta Tee getrunken hat und er ihre Tasse vor seiner Flucht aus dem Schloss noch mitgenommen hat, beschließt er am nächsten Tag zur Polizei zu gehen. Man nimmt die Fingerabdrücke und dort kennt man die schöne Greta und ihr fleißiges Strafregister... Alles könnte also stimmen, doch Harrys Schilderung besitzt einen gravierenden, für ihn unfassbaren Fehler, der ebenfalls 35 Jahre alt ist...

Episode I befasst sich also mit einem Thema, das in einschlägigen Filmen immer wieder gerne aufgegriffen wurde. "Reinkarnation" ist in dieser Produktion die vielleicht nicht gerade am wahrscheinlichsten wirkende Erzählung, aber gewiss die züchtigste mit einem nicht abzusprechendem Reiz. Auffallend ist eine Sparsamkeit an Farben, die das Geschehen treffsicher unterstützt.
Die Umsetzung liebäugelt also mehrmals mit dichter Atmosphäre, die Bildgestaltung wird in den nächsten Episoden wesentlich mehr ins Auge fallen als das hier der Fall ist und die musikalische Untermalung ist mit Beethovens "Für Elise" zunächst angenehm, durch eine Steigerung des Tempos zog man jedoch nicht nur wilder an den Saiten, sondern auch an den Nerven des Zuschauers, was im Endeffekt stimmig wirkt, auch bleibt, und das düstere Szenario eigenwillig hervorhebt. Staccatoartige Schnittfolgen schüren eine, für derartige Filme notwendige Anspannung und sorgen für Anflüge von Tempo, selbst die meistens einfachen Dialoge werden sporadisch durch Ironie und Zynismus verfeinert. Die Synchronisation ist gemessen an den tatsächlichen Stimmen der Darsteller etwas störend.

Star der Episode und wohl auch der kompletten Produktion sollte Marisa Mell sein. Es dauert sehr lange bis sie das Geschehen durch ihre Präsenz bereichert, leider dauert diese Gast-Hauptrolle nur lumpige 7-8 Minuten. Sie verleiht ihrer Schlüsselfigur Greta anfangs den nötigen Stil, sie wirkt geheimnisumwittert und unnahbar, sie ist tatsächlich noch einmal in ihrer vollen Schönheit zu bewundern, die Rolle wurde allerdings nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Marisa Mell, die sich dem Vernehmen nach auch privat sehr für derartige Inhalte interessierte, wird diese Rolle vermutlich ganz gerne übernommen haben, es bleibt zumindest der Eindruck. Gleichzeitig hatte Regisseur Peter Patzak einen bekannten Star für seinen Film, was jedoch nicht wirklich hilfreich gewesen sein dürfte.
Das Bild der Greta fängt im Verlauf an zu bröckeln, nicht etwa weil sie eine in feine Roben gekleidete Kriminelle ist, sondern weil sich Marisa Mell vertrauten Aufgaben widmet: Softerotik. Ihre legendären Striptease-Nummern aus einigen ihrer vorigen Filme werden hier genüsslich aufgegriffen, das alles durfte aber 1974 nur noch hinter einem Paravent stattfinden. In einem Spiegel sieht man dann kurz einen entblößten Frauenkörper, der ganz gewiss von einem Bodydouble stammte. In ihrem Gesicht sieht man noch einmal diesen schalkischen Spaß an der Sache, was filmisch in den nächsten 15 Jahren leider nur noch äußerst selten zu sehen war. Die anschließende Bettszene mit Peter Neusser ist harmlos und fast primitiv, wenn auch von ihr recht zügellos gespielt.
Peter Neusser passt erstaunlich gut zu Partnerin Marisa Mell und er liefert eine mehr als passable Rolle ab. Er verleiht seiner Figur die erforderliche Zerrissenheit und Ahnungslosigkeit, ein nachdenklicher, gequälter Charakter, der sich in Resignation wiederfindet und kurz davor ist, den Verstand und die Beherrschung zu verlieren.

Das Setting ist wie erwähnt gut durchdacht, die Handlung soll selbstverständlich nicht logisch, oder wenigstens nicht rational erklärbar sein und der Zuschauer bekommt einen bemerkenswert klaren Aufbau in "Reinkarnation" zu sehen, was im Ganzen zur inszenatorisch dichtesten und handwerklich ausgereiftesten Episode führt. Harte Schocks und unappetitliche Einstellungen bleiben hier noch erspart, die folgenden Teile "Metempsychose" und "Hypnose/Telepathie" werden diesbezüglich in vollkommen andere Richtungen gehen und zum Angriff übergehen, sie werden so oder so schockieren. In Szenario I hat man noch den Eindruck von leichtem, gepflegtem Grusel & Thrill; unerklärliche Zusammenhänge, ein düsteres Schloss mit Nebelschwaden, klappernde Fenster und knarrende Türen, ein Mord, eine geheimnisvolle Dame und ein relativ überraschendes Finale.
Für den empfindlichen und qualitätsorientierten Zuschauer dürfte "Reinkarnation" wohl die erste Wahl rund um "PSI" sein, ich persönlich schätze diese Episode zwar aufgrund ihrer bestehenden Stärken und der gradlinigen Inszenierung auch sehr, aber die folgenden zwei Geschütze kommen der Eigenwerbung von Toppic und Atlas Videothek einen deutlichen Schritt näher...
Meine übervorsichtige Einschätzung lautet also: unterhaltend und sogar sehenswert.


GRETA: "...er hat gesagt so hoch, dass es sich keine Versicherungsgesellschaft leisten kann, dass er stirbt. Nur Geliebten gegenüber war er geizig. Er wollte dass man ihn, und nicht sein Geld liebt. Ich werde ihn vergessen können!"

HARRY: "Du hast mich so angesehen, wie man eben einen Irren ansieht!"

POLIZIST: "Es ist nur gut, dass du mit der Sache zu mir gekommen bist, sonst hättest du noch Schwierigkeiten mit der Psychiatrie! Es könnte alles stimmen was du erzählt hast, doch es gibt einen Fehler..."

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.11.2011 00:09
#5 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten




---Um den Zuschauer mit weiteren Enthüllungen zu versorgen, steht natürlich auch der Fernschreiber zwischen den Episoden nicht still---


metempsychose = besitznahme durch die seele eines toten

dr med carl wickland, calif. usa - thrity years among dead -
seelen, die menschliche faehigkeiten beinhalten...auf der suche nach materiellem koerper...bemaechtigen sich eines fremden, lebenden koerpers...sie bleiben am schauplatz ihres irdischen lebens...der umwelt erscheint ein so in besitz genommener als geisteskrank...

telepathie = geistige vermittlung von bewusstseinsinhalten, gefuehlen, gedanken, von einer person zur anderen...unabhaengig von den bekannten sinnesorganen

astronaut mitchell, apollo 14 bewiess gedankenuebertragungen ueber tausende kilometer...
nasa experiment

telepathie als weltraum - jenseitssprache
als superfunk.....telepathische spionage

upton sinclair = mental radio =
konzentration auf eine zeichensprache, die von einem dritten wiedergegeben wird

prof dr j. b. rhine, duke university
bei jeder fuenften versuchsperson konnten einwandfrei telepathische faehigkeiten nachgewiesen werden...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.11.2011 22:30
#6 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

EPISODE II - METEMPSYCHOSE (Seelenwanderung)

mit

William Berger
Mascha Gonska
Debbie Berger
Karl Heinz Martell
Signe Seidel







Der Professor der Pathologie (William Berger) hat eine Affäre mit einer jungen Medizinstudentin (Mascha Gonska). Seine Frau (Signe Seidel) hat dieses Verhältnis längst durchschaut und fasst einen endgültigen Entschluss. Sie will sich, ihren Mann und Tochter Debbie (Debbie Berger) umbringen, und verursacht einen tödlichen Autounfall, bei dem sie stirbt. Debbie kommt nicht über den Tod ihrer Mutter hinweg und glaubt sie fortan öfters zu sehen, bis sie zusammenbricht und in eine Klinik kommt. Ihr Vater trifft sich noch einmal mit seiner Studentin Mascha um die Liaison zu beenden. Kurz darauf nimmt sich Mascha das Leben und bemächtigt sich Debbies Seele. Vater und Schulmedizin stehen der schlechten Konstitution und dem absonderlichen Verhalten der 17-jährigen Tochter rat- und machtlos gegenüber. Wird man ihr noch helfen können...?

Erneut schickte man ein sehr interessant klingendes Thema rund um das Übersinnliche ins Rennen, allerdings scheitert das Ganze an einer derart deftigen und befremdlichen Umsetzung, dass man sich bei dieser Episode als Zuschauer fragen muss, wie so etwas überhaupt in einen Film gelangen konnte.
Der Aufbau von "Metempsychose" ist mal wieder relativ klar und wirkt im Grunde genommen nachvollziehbar, doch die Ereignisse fangen an sich zu überschlagen, der Film fängt an, sich selbst zu überholen und sich selbst zu überschätzen, da er den Eigenanspruch erhebt, todernst und bahnbrechend zu sein. Episode II versucht ganz gezielt, den Zuschauer zu verstören und ihn an den Rand des guten Geschmacks zu zwingen. Es kommt verstärkt zu fragwürdigen Belehrungen und zweifelhaften Ansichten. Eine klassische Kolportageepisode. "Metempsychose" zieht wirklich in unglaublicher Weise alle verfügbaren Register...





Der Einstieg ist temporeich, mitreißend und mit intensiver Tragik ausgestattet. Der Autounfall ist gekonnt und ohne großen technischen Aufwand inszeniert, er zeigt in seiner Sparsamkeit ein erstaunlich gutes Ergebnis, wieder einmal kommt es zu schnellen Schnittfolgen und es gibt ein berauschendes, neues Musikthema. Die Bildgestaltung ist detailbewusst, wenn auch hart und kalt, fast schon steril. Das alles lässt zunächst schon einmal Erwartungen wachwerden. Es gibt wirklich starke Momente, das ist gar nicht anders zu beschreiben. Die Sequenzen, wenn Debbie ihre Mutter zu sehen glaubt, oder wenn sie heimgesucht wird und mit Maschas Worten spricht, das lässt schon einen leichten Charme aufkommen. Hinzu kommen gute darstellerische Leistungen, die zum Teil an ihre Grenzen gehen.

William Berger als geläuterter Professor, der selbst die Liebe noch wissenschaftlich erklären wird, spielt sehr überzeugend und ist sehr passend für diese Rolle. Mit Partnerin Mascha Gonska entsteht ein denk- und fragwürdiger Dialog, der Imposant und Abstoßend zugleich ist. Die beiden interpretieren eine recht gewagte Sexszene, gegen Mascha Gonska allerdings, kommt einem da Marisa Mell aus dem Vorgänger wie eine Klosterschülerin vor. Das alles bleibt doch, gemessen an der ausstehenden Epispde III, im ästhetischen Bereich. Die schöne Debbie Berger spielt das unschuldige Mädchen und die gequälte Seele im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich überzeugend.





Nach all den gelungenen und überzeugenden Elementen kommt schließlich der harte Einschnitt der zu schockieren weiß. Der im Film dargestellte Selbstmord von Mascha ist an Authenzität nicht zu überbieten, die Abfolgen machen nachdenklich und sind ungeheuer beklemmend. Als ob das nicht genug der Show wäre, nein es wird dann noch einer draufgesetzt. Das Leichenblasse Gesicht der Studentin in der Pathologie, auf einem Seziertisch liegend, die leeren Augen, abwechselnd sieht man Debbie und sie, man erahnt schon böses. Beim erstmaligen Sehen hätte ich nicht damit gerechnet, dass hier die Grenze des Feingefühls kilometerweit überschritten wird. Es folgt eine einkopierte, tatsächliche Obduktion einer Frauenleiche, mit Öffnen des Thorax, vom Sternum ausgehend bis zur symphysis pubica, und Herausnehmen des Mageninhaltes... Gleichzeitig und abwechselnd sieht man Einstellungen von Debbie... Begleitet wird das alles von theatralischen und schwerfälligen Chorgesängen, sowie winselnden, klagenden Stimmen...

Die Frage, ob solch explizite Bilder in einen Film gehören, beantwortet "Parapsycho - Spektrum der Angst" damit selbst. Trotzdem bleibt diese Frage persönlich bestehen. Wie dem auch sei, der Regisseur kommt seinem Anliegen nahe, den Zuschauer unvorbereitet zu schockieren und auf die Probe zu stellen. Das Vermischen von unerklärlichen Themenkomplexen mit realen, brutalen Bildern dürfte da die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen. Im Großen und Ganzen ist "Metempsychose" die visuell schockierendste Episode und Strapaziert den Konsumenten in unnötiger Weise. Andererseits ist es auch nicht zu leugnen, das hier und da und insbesondere am tragischen Ende etwas Gänsehaut aufkommt. Das Konzept des Films war anfangs noch deutlicher wahrzunehmen, mit dieser zweiten Erzählung kann sich "PSI" schon längst nicht mehr definieren und vor allem entscheiden, was er eigentlich darstellen möchte.
Meine Einschätzung: Diese Episode überrascht den Zuschauer mit einer Kettensäge...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

25.11.2011 01:13
#7 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

EPISODE III - TELEPATHIE (Gedankenübertragung)

mit

Matthieu Carriere
Alexandra Drewes-Marischka
Helmut Förnbacher
Jane Tilden
Edwige Pierre
Heinz Marecek
Guido Wieland







Barbara (Alexandra Drewes-Marischka) und Michael (Helmut Förnbacher) sind jung vermählt und begeben sich in die verdienten Flitterwochen. Die harmonische Zweisamkeit findet jedoch ein abruptes Ende, denn Barbara ist plötzlich spurlos verschwunden. Michael begibt sich verzweifelt auf die Suche nach seiner Frau. Ist sie entführt worden? Barbara hat selbst das Weite gesucht, denn sie fühlt sich zu Maler Mario (Matthieu Carriere) hingezogen, der eine abartige Neigung hat. Mit Hilfe von telepathischen Befehlen lockt er junge, hübsche Frauen in sein Atelier, um sie sich in jeder Beziehung gefügig zu machen. Sein hypnotischer Einfluss kennt keine Grenzen und kein Erbarmen. Für die junge Braut beginnen Tage der Angst und der Qual. Als Mario seine Wohnung verlässt, taucht seine Mutter (Jane Tilden) auf, um Barbara aus dieser Lusthölle zu befreien. Wird dieser Plan aufgehen und wird Mario von seiner Gespielin ablassen...?

Mit der dritten Episode "Telepathie/Hypnose" zeigt "Parapsycho - Spektrum der Angst" letztlich sein wahres Gesicht und entfesselt sich im Spektrum des Sexfilms. Was man hier geboten bekommt verschlägt einem buchstäblich die Sprache. Die Episode schmückt sich mit einem interessanten, wenn auch viel zu oft dagewesenem Thema, das hier aber wirklich nur noch Sekundärcharakter hat. Der Film hat sich entschieden, ein Sexfilm mit ein paar übernatürlichen Inhalten und Elementen sein zu wollen. Das ist ja eigentlich nicht weiter schlimm, so weiß man wenigstens, wo man gerade dran ist, aber wie gesagt, Carriere und Drewes-Marischka lassen ordentlich die Turbinen warmlaufen. Handwerklich ist und bleibt der rote Faden des Films sein gut konstruierter Aufbau. Trotz komplett irren Inhaltes hat man nicht das Gefühl eines Verständnisverlustes, das Eine wird brav nach dem Anderen abgehandelt. Episode III explodiert aber förmlich mit schamlosen und vulgären Erotikeinlagen, das Grundkonzept des Films wird dadurch unsichtbar und man fragt sich als ratloser Zuschauer, ob das eigentlich noch der gleiche Film ist, beziehungsweise ob es sich um etwas handelt, das man überhaupt sehen möchte...Das ist schon sehr schade, denn durch das Potential der drei Themenbereiche hätte ein wirklich guter Film daraus werden können.







"Telepathie/Hypnose" ist erfreulicherweise ganz gut besetzt. Allen voran ist hier der junge Matthieu Carriere zu nennen, der wie geschaffen für diese Rolle erscheint. Es gelingt ihm tatsächlich, eine gewisse Faszination um seine Person entstehen zu lassen, sein Mario ist ein durch und durch abstoßender und indirekt brutaler Charakter, er spielt mit dem Leben von anderen Menschen bis er sein Interesse verliert und sich mit neuem Nachschub versorgt. Bei seinem Anblick gefriert einem das Blut in den Adern, beispielsweise am Schluss des Films blickt er ungewöhnlicherweise direkt in die Kamera und suggeriert, dass er Jeder und überall sein könne. Ich gestehe, dass ich bei diesem Anblick auch heute immer noch zusammenzucke. Diese Konstruktion einer so widerwärtigen Person in Verbindung mit einer durchweg überzeugenden Interpretation, ist eine der wenigen Stärken von Episode III. Es ist ein Mosaiksteinchen des Spektrum der Angst, Mario könnte im Prinzip wirklich existieren... Doch wenn sich nach Beendigung dieser diffusen Episode das Unfassbare gesetzt hat, merkt man dass das alles nur bei einem aufdringlichen Versuch bleibt und kläglich scheitert.

Die weibliche Hauptrolle übernahm Alexandra Drewes-Marischka, eine der für mich schönsten und aufregendsten Vertreterinnen ihrer Zeit, als Marios Opfer. Sie hat wie gewohnt kaum fünf Sätze zum Besten zu geben, besitzt aber diese faszinierende Ausstrahlung, die ihre Rolle glaubwürdig erscheinen lässt. Dann lässt sie die Hüllen fallen. Mario, der sie per Willensübertragung zwingt, sich komplett hinzugeben und der nebenbei erwähnt, offenbar unter einem funktionellen Problem leidet, legt ihr nur seine Hände auf, muss sich dabei schwer konzentrieren und die Post geht ab. Was die arme Alexandra Drewes-Marischka dort vor laufender Kamera alles mitmachen musste ist einfach nicht zu glauben! Wenigstens konnte sie sich damals sehen lassen... Helmut Förnbacher leistet eine angenehme und überzeugende Interpretation als verzweifelter Ehemann ab und irgendwann stolpert dann auch noch Jane Tilden in dieses Fiasko und fürs Auge gibt es schließlich noch die reizende Edwige Pierre...







Neben dem Spektrum des schlechten Geschmacks gibt es glücklicherweise ein paar wenige Komponenten, die gut gelungen sind. Hervorzuheben ist hier die Musik, die unheimlich gut unterstützt und mit bizarren Klängen zu gefallen weiß. Auch als Mario die arme Barbara aus der Ferne quält und sie in panische Angst versetzt, verleiht das dem Ganzen mit umherrückenden und zerspringenden Gegenständen eine gewisse, nervenaufreibende Atmosphäre. Eine latente Anspannung ist durchaus vorhanden. Die Dialoge sind überwiegend Monologe und es kommt viel zu häufig zu fragwürdigen Ansichten und grotesken Äußerungen, die für das Szenario kaum förderlich erscheinen, aber es charakterisieren. Die Wirkung geht in die Richtung von eher lächerlich bis einfältig. Das Beste kommt natürlich zum bitteren Ende: das Finale. Gedreht wurde offenbar vor Originalschauplätzen in Venedig, der Showdown ist tragisch und überaus packend inszeniert. Insgesamt entstand eine Episode, die wieder einmal viel zu strapaziös für den ungläubigen Zuschauer daherkommt, eben ein Rundumschlag zwischen Schwarz und Weiß. Auch hier wurde das Augenmerk auf explizite Szenen gelegt, die man guten Gewissens beispiellos nennen kann.
Meine Einschätzung: Ordinär im progressivsten Sinne.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

25.11.2011 15:41
#8 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

Es ist interessant zu beobachten, wie Regisseur Peter Patzak mit den Images seiner Hauptdarstellerinnen gespielt hat. Zuerst befasse ich mich (ausnahmsweise) mit Marisa Mell. Es wurden Szenen und Bilder eingefangen, die quasi 1:1 aus ihren früheren Filmen übernommen wurden. Also kann man getrost klischeelastige Zuschauerorientierung unterstellen, allerdings wurde nicht bedacht, dass einige der Darstellerinnen ihre Glanzzeiten längst gesehen hatten. In der ersten Episode (Reinkarnation) war Marisa Mell das Zugpferd, die schon seit geraumer Zeit den Erotikbereich unsicher machte...
Wenn ich in der Besprechung erwähnt habe, dass sich Marisa Mell hier hinter einem Paravent "verstecken" musste und sich bei den Nacktszenen doubeln gelassen hat, spielte ich eher auf die nicht mehr so ganz lupenreine Konstitution der schönen Österreicherin an. Natürlich zieht man Vergleiche... Das soll gar nicht herabwertend klingen, ich denke eben nur an das Vorhaben des Regisseurs, Marisa Mell wie gehabt einzusetzen und als berüchtigte Erotikdarstellerin zu vermarkten. Es kommt jedenfalls zu einem Strip, den es in dem Film "Liebe, Laster und Ganoven aka Stuntman" von 1968, bereits in einer wirklich legendären Version schon einmal gegeben hat. In beiden Produktionen schaut der jeweilige Partner genüsslich zu, Marisa Mell hat dem Eindruck nach richtig Spaß an der Sache, die danach folgende Liebesszene schließt sich an. 1968 spielte Marisa Mell noch "Gloria", sechs Jahre später dann "Greta".

Sie versucht es noch einmal... Glanz&Gloria und Greta...("Stuntman" & "PSI")










Auch an einem weiteren Mell-Klassiker kam der Regisseur nicht vorbei, und zwar an "Nackt über Leichen aka Una sull'altra". Man kann nicht sagen, dass die Szene nachgespielt wurde, sie wird nur kurz aufgegriffen und es wird angedeutet, dass auch Greta, genau wie Monica Weston, zu gewissen Diensten bereit ist.

"Monica Weston" war gestern...(Nackt über Leichen, 1969)






Bei all diesen Anspielungen hapert es jedoch an der Umsetzung und es fehlt definitiv Originalität. Im Prinzip ist gegen "Abklatsch" ja nichts einzuwenden, er sollte aber schon eine eigene Handschrift tragen. Bei "Parapsycho - Spektrum der Angst" bringt es jedenfalls nicht viel, sich besseren Zeiten zu bedienen. Es entstand leider nur ein weiterer Flop in einer gewissen Filmografie. Wie gesagt, die Umsetzung dieser aufgegriffenen Szenen ist (gemessen an den Originalen) eigentlich miserabel und sie explodiert nicht gerade in Ästhetik und Flair, aber trotz allem ist es schön zu sehen, dass Marisa Mell noch einmal diese positive Körpersprache zeigen konnte. Andererseits ist es traurig, dass man sie fast nur noch in einschlägigen Filmen besetzte...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

25.11.2011 22:43
#9 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

Ein weiteres Image stellt Hauptdarstellerin Alexandra Drewes-Marischka in "Spektrum der Angst" freizügig zur Verfügung. Diese Schauspielerin mit der unglücklicherweise so übersichtlichen Filmografie von lediglich gerade mal zehn Produktionen, ist für mich persönlich eines der faszinierendsten und makellosesten Gesichter im "Olymp der Vergessenen". Über ihre schauspielerischen Kompetenzen lässt sich sicherlich streiten, da sie stets nur von ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung gelebt hat und ebenfalls vornehmlich den Erotiksektor bediente. Allerdings sind ihre Auftritte in der Serie "Der Kommissar" für mich das Fundament für ihr fesselndes Image.
Wer kann nach der Folge "Ende eines Tanzvergnügens" diese betörende, überheblich und eiskalt wirkende "Tochter des Narcissus", "Ilo Kusche" vergessen, oder ihr zumindest einen beeindruckenden und nachhaltigen Auftritt absprechen? In "Ein Mord nach der Uhr" interpretierte sie recht überzeugend einen ähnlichen Charakter. In ihrem filmischen Werdegang kam jedenfalls vor- und nachher nichts nennenswertes, beziehungsweise vergleichbares mehr.
Wo die nackten Tatsachen von nachgestellten und aufgegriffenen Szenen aus anderen Filmen noch so naheliegend und überdeutlich waren, bin ich mir in diesem Fall nicht ganz sicher, ob es die klare Absicht des Regisseurs war, dieses zu wiederholen, oder ob ich den Eindruck eben nur wegen der ersten Episode bekam. Wie dem auch sei, es kommt wieder einmal zu frappanten, oder möglicherweise nur empfundenen Parallelen in der dritten Episode.

Das Tanzvergnügen findet kein Ende. Jetzt lässt "Ilo Kusche" als "Barbara" mal so richtig die Puppen tanzen...("Der Kommissar" & "PSI")









Im Grunde genommen tanzt Alexandra Marischka in "Hypnose/Telepathie" ja nicht, in dieser Szene wurde sie nur erneut von ihrem Peiniger per telepathischem Befehl gezwungen, die Hüllen fallen zu lassen. Wenn ich mir aber ihr unanständig schönes Gesicht und dessen Mimik anschaue, liegt der Quervergleich zu 1971 sehr nahe. Insgesamt haben die verschiedenen Rollen ja nicht das Geringste miteinander zu tun, denn Alexandra Marischka musste sich hier viel zu oft dem Willen von "Mario" und Regisseur Patzak, in Richtung eindeutiger Posen beugen, aber vereinzelt kommt diese unbeschreibliche Aura zum Vorschein.

Spieglein, Spieglein an der Wand...("Der Kommissar" & "Parapsycho")









Fakt ist: um Alexandra Marischka seriös und überzeugend bestaunen zu können, sollte man sich also definitiv für die zwei Kommissar-Folgen entscheiden, die auf sie bezogen wirklich ein kleines Erlebnis darstellen, denn diese Frau ist wirklich ein Phänomen!
In "Parapsycho" kommt man sich dagegen direkt wie ein gewöhnlicher Spanner vor, der ihr mitunter beim Duschen zusehen kann, außerdem in diversen willen- hüllen- und zügellosen Zuständen... So viel zum Thema "unterschiedlichste Auffassungen von Regisseuren"...

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

27.11.2011 11:34
#10 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten





Bevor ich zur nächsten Anekdote komme gibt es noch eine kleine Ergänzung. Am Schluss von "Parapsycho - Spektrum der Angst" ist noch etwas ungewöhnliches festzustellen. Ungewöhnlich nicht in Bezug auf das Thema, sondern im Sinne von nicht gerade üblich für einen deutschen Kinofilm dieser Zeit. Die letzte Szene wird beendet und man bekommt noch eine Art Abspann zu sehen. Dabei handelt es sich nicht um einen Abspann im herkömmlichen Sinne (wie beispielsweise aus italienischen Filmen), sondern wie man es eher aus TV-Produktionen gewöhnt ist. Anders als im Vorspann, hat man hier auf den Fernschreiber verzichtet, man sieht weiße Buchstaben auf schwarzem Grund, untermalt mit der bemerkenswerten Musik aus Episode III.
Außerdem kommt es hierbei zu kleineren Ungereimtheiten bezüglich der Produktionsnotizen aus dem Buch "Peter Patzak Filme" (Euroverlag 1983). Welche Informationen letztlich die richtigen sind, kann man nach über 35 Jahren nur noch schwer herleiten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

27.11.2011 14:00
#11 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

Ich muss Dir zustimmen, dass Alexandra Drewes-Marischka (geb. 1945) in ihren beiden "Kommissar"-Auftritten einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Wenn man sich ihre Kurzbiografie durchliest, staunt man jedoch über die vielseitige Begabung der Frau, die ein abwechslungsreiches Berufsleben aufweist und sich nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera einen Namen gemacht hat. Im Fernsehen wurde sie als Projektionsfläche für (männliche) Sehnsüchte inszeniert, was man an ihren meist wortlosen Auftritten sieht. Wohl deshalb bildete sie sich sprachlich weiter, erlernte das Handwerk des Fotografierens und sah selbst durch den Sucher, anstatt immer nur im Licht der Scheinwerfer zu stehen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

27.11.2011 15:13
#12 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

Das finde ich auch bemerkenswert. Da die Besprechung sich ja hauptsächlich auf "Parapsycho" und ihre dargestellte Barbara bezieht, musste Alexandra Drewes-Marischka ein wenig schlechter wegkommen, weil das Endergebnis Bände spricht. Ich persönlich finde sie aber auch hier überaus faszinierend, sie spielt eine Rolle, die eigentlich nicht sehr viel hergibt. Wenn man bei ihrer Rolle die Nacktszenen mal nicht berücksichtigt, reduziert sich der Auftritt sogar gut um die Hälfte. Trotzdem holt sie das Maximum an Intensität heraus und nutzt ein kaum vorhandenes Potential, fast wortlos, fast immer in Großaufnahme. Patzak hat mit ihr die erste Wahl getroffen, andererseits muss man sich auch fragen, ob es so viele andere Schauspielerinnen gegeben hat, die sich zu derartig deftigen Einstellungen bereit erklärt hätten.
Marischka halte ich für die klassische Übergangsschauspielerin. Ich denke das beweist ihre schmale Filmografie und ihre erfolgreiche zweite Karriere. Zunächst noch in Herrenmagazinen, dann Assistentin bei "Der goldene Schuss" und sporadisch im Film. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie nur wenige Angebote hatte. Alexandra Marischka hat gezeigt, dass es auch anders geht. Sie ist ihrem Image vorausgeeilt, nicht umgekehrt.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

29.11.2011 21:46
#13 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten






Auf "Parapsycho - Spektrum der Angst" wurde ich zu ersten Mal vor fast 10 Jahren aufmerksam, nicht weil mich der Film sonderlich interessiert hat, sondern eher wegen Hauptdarstellerin Marisa Mell. Die kurzen Inhaltsangaben und Beschreibungen die zu finden waren machten mich noch neugieriger und ich wollte diesen Film um jeden Preis haben. Dazu kam es später dann auch, denn für Toppic-Raritäten muss man schon mal tiefer in die Tasche greifen.
Trotzdem bekam ich die Möglichkeit ihn schon vorher ansehen zu können. Damals gab es ja schließlich noch größere VIDEOtheken und dort landete ich mit meiner langen Liste von C-Filmen. An der Theke betreute mich eine junge Dame, die heftig in die Tasten hauen musste und nach meinen gewünschten Filmen suchte. Auf einmal hieß es verlegen: "Darf ich Sie mal was fragen?"..."Schreiben Sie ein Buch oder brauchen Sie die Filme für ein Referat?" Klar... Aus Erklärungsnot sind wir jedenfalls so verblieben, dass ich an einem Referat arbeite:)
Ein paar Filme waren dann tatsächlich im Fundus vorhanden und sie bat mich, ihr zu folgen um zu bestätigen, dass es sich um die gesuchten Filme handelte, vermutlich weil ich der Erste und Einzige überhaupt war, der jemals danach gefragt hat. Ich durfte ihr in ein großes Hinterzimmer folgen, das wie ein Archiv angelegt war. Ein El Dorado an das ich auch heute noch oft denken muss! Und tatsächlich hielt ich am Ende "PSI" in meinen Händen, außerdem "Sie tötete in Ekstase", "Necronomicon - Geträumte Sünden" und "Magdalena - vom Teufel besessen".

Zu Hause habe ich mich dann schnell auf "Spektrum der Angst" gestürzt und ich war sofort begeistert. Beim Rückgabetermin fragte ich dann, ob ich diese Videos käuflich erwerben könnte, ich betonte mehrmals, dass ich nicht kleinlich bin. "Nein, tut mir leid...unverkäuflich!" Ein paar Monate später existierte diese Videothek leider nicht mehr... Naja, Jahre später beschaffte ich mir Peter Patzaks Werk über einen bekannten Anbieter, dazu gab es eine Visitenkarte des Verkäufers, bei Interesse an weiteren !"Pornos"! solle ich mich gerne melden. Und ganz genau das charakterisiert das Hauptproblem des Films ganz deutlich, nämlich seinen diffusen Schmuddelfilmcharakter, der zwangsläufig zu unterschiedlichsten Einschätzungen führt.

Ich hatte immer ein sonderbares Vergnügen daran, ihn auch anderen vorzuführen oder besser gesagt anzubiedern, es kam meistens dazu durch einem Deal oder eine verlorene Wette... Die anschließenden Einschätzungen waren durchgehend desaströs und die handvoll Leute mit denen ich den Film anschaute, sprechen noch heute von Höllenqual und den langweiligsten 100 Minuten ihres Lebens und jeder hat mir schließlich feierlich geschworen, niemals wieder einen Film mit mir anzuschauen.
Aber ich denke jeder hier hat das schon einmal erlebt... Man möchte einen Film unbedingt sehen und auch wenn er praktisch noch so schlecht sein mag, er genießt trotzdem einen deftigen Bonus. Ich bin jedenfalls der Einzige (den ich kenne) der "Parapsycho - Spektrum der Angst" wirklich sehr mag... Eben gerade um solche Filme bilden sich mitunter ein paar Erinnerungen und Geschichten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.11.2011 18:22
#14 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

Zitat von Prisma
Die anschließenden Einschätzungen waren durchgehend desaströs und die handvoll Leute mit denen ich den Film anschaute, sprechen noch heute von Höllenqual und den langweiligsten 100 Minuten ihres Lebens und jeder hat mir schließlich feierlich geschworen, niemals wieder einen Film mit mir anzuschauen.


Wunderbar! Offenbar ist Marisa Mell überraschenderweise doch keine unfehlbare Allzweckwaffe, aber immerhin kann sich "Parapsycho" durch die Forumsordnung nun als waschechter "Nationaler Filmklassiker" bezeichnen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

30.11.2011 19:58
#15 RE: Parapsycho - Spektrum der Angst Zitat · Antworten

@ Prisma: Du hast mich mit Deinen ausgezeichneten Beiträgen zum Thema jedenfalls neugierig gemacht und ich könnte mir vorstellen, dass der Film durchaus seine Vorzüge hat. Gerade was die ungewöhnliche Herausforderung anbelangt, die an die weiblichen Darstellerinnen gestellt wurde oder auch das teuflische Spiel, das Mathieu Carriere mit Alexandra Drewes-Marischka treibt, all diese Facetten erzählen von einem düsteren Abenteuer, das sich dem geneigten Zuschauer erschließt.

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