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Dieses Thema hat 58 Antworten
und wurde 17.798 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

01.10.2012 20:00
#31 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

So, die erste Staffel ist (wieder) gesehen. Eine wahre Freude. Herrliche Ermittler, Allerweltsmenschen, keine Superstars forschen in ganz spannend geschriebenen, unterschiedlichen Geschichten nach, die noch dazu mit der Creme de la Creme besetzt sind. Dazu gesellt sich ein cooler Soundtrack von Martin Böttcher, eine Inszenierung von vorzüglichen Regisseuren wie Helmuth Ashley und Alfred Weidenmann und ein herrlicher Schauplatz: Hamburg und Umgebung.
Diese ARD-Serie war dem "Kommissar" viel ähnlicher (auch wenn man im Vorfeld beschwichtigte, ganz anders zu sein, iwo...) als der "Tatort" und ebenso spannend, da das gleiche Konzept verfolgt wurde: tolle Bücher, bekannte und beliebte Schauspieler in Gastrollen. So einfach ist das.
Die Jungs vom SK1 überzeugen!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.09.2014 15:10
#32 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Staffel 1



Sonderdezernat K 1: Vier Schüsse auf den Mörder

Episode 1 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Heinz Bennent, Herbert Fleischmann, Karl-Michael Vogler, Andrea Jonasson, Monika Gabriel, Wolfgang Kieling, Christian Reimer, Edith Schultze-Westrum, Heinz Trixner, Harald Pages u.a. Erstsendung: 25. Oktober 1972, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Vier Schüsse auf den Mörder
Monika Jörgen wurde in ihrer Villa in Klein Flottbek ermordet. Die Pistole, mit der sie sich vor dem nächtlichen Einbrecher verteidigte, nutzte ihr nicht viel. Die Männer vom Sonderdezernat 1 für Kapitalverbrechen verdächtigen zunächst den Liebhaber und testamentarischen Nutznießer der Toten, bevor sie bemerken, dass die vierte Kugel aus Frau Jörgens Waffe vielleicht nicht durchs offene Fenster im Garten, sondern direkt im Körper des Mörders landete ...


Von dem schrecklich zeitgeistigen Vorspann, der den Zuschauer in Überlänge mit psychedelischen Farben malträtiert, sollte man sich nicht abschrecken lassen, gibt es bei „Sonderdezernat K 1“ doch offenbar Krimis von guter Qualität zu entdecken. Im Gegensatz zur zeitgleich langsam auslaufenden Reihe „Dem Täter auf der Spur“, in der sich Jürgen Roland auch inszenatorisch auf ein damals „hippes“ Repertoire aus Wackelkamera und eher gewollten als gekonnten Rhythmusschnitten beschränkte und die deshalb bei heutigen Sehgewohnheiten eher ungewollt dilettantisch daherkommt, hat die erste Folge der hier vorliegenden Serie deutlich mehr Gemeinsamkeiten mit den Reihen „Kommissar“ oder „Derrick“ des ZDF. Kein Wunder, denn als Regisseur verpflichtete man den auch dort tätigen Alfred Weidenmann – im späteren Verlauf von „Sonderdezernat K 1“ tauchten überdies diverse weitere aus Ringelmann-Produktionen bekannte Spielleiter auch als Hintermänner fürs Hamburger Ermittlerteam auf ...

Jenes Ermittlerteam bleibt vorerst noch ein wenig blass. Strategie von „Sonderdezernat K 1“ war es wohl, Übermenschlichkeit, wie sie bei Kommissar Keller oder Oberinspektor Derrick zum Vorschein kommt, zu vermeiden und ein Kollegium aus ganz normalen Beamten zu zimmern, wie sie tatsächlich hinter den Fenstern von Polizeipräsidien sitzen und an Tatorten auftauchen könnten. Dieser fromme Wunsch resultiert vorerst darin, dass die Gastdarsteller einen präsenteren Eindruck hinterlassen als die vier regulären Gesichter, an die man sich ja aber noch ein bisschen gewöhnen darf. Klar wird immerhin bereits jetzt, dass insgeheim darauf gezielt wird, Marofski und Diekmann als erfahrene Entscheidungsträger in den Fokus zu setzen.

Matray und Krüger gelingt ein vielschichtiges und interessantes Drehbuch, das für einen Pilotfilm die nötige Mischung aus Cleverness und Eventcharakter mitbringt. Selbst der Bruch, dass sich die Folge zuerst auf Ermittlungen im Haushalt konzentriert, um diese dann zugunsten einer anderen Spur komplett einzustellen, wird galant überspielt. Bei allem Lob, das für die Arbeit des Autorenduos in diesem Fall angebracht ist, gibt es jedoch auch eine bedeutsame Logiklücke in „Vier Schüsse auf den Mörder“:

Einerseits kombiniert die Kripo, dass die Hunde den Mörder gekannt haben müssen, um sich von ihm in den Zwinger sperren zu lassen. Andererseits klingt durch, dass Frau Jörgen sich die Hunde erst wegen ihrer Angst aufgrund der Drohbriefe besorgte – die Hunde können den zu diesem Zeitpunkt bereits verschwundenen Herrn Jörgen also unmöglich gekannt haben.

Mit der Prätitelsequenz wird eine klassische Krimistimmung mit nächtlichem Unwetter, flackerndem Kerzenschein und bellenden Hunden kreiert, die das Publikum in Erwartung einer bonbonbunten Siebzigerjahre-Kiste erst einmal ordentlich überrascht. Die edle Komponente der Handlung wird aber auch über die ersten Minuten hinaus weitergepflegt – sei es hinsichtlich der Villa mit Elbblick, eines Reitstalls im Grünen, der teuren Antiquitätenhandlung oder des Bootsanlegers, der eine wichtige Rolle bei der Auflösung des Verbrechens spielt. Zudem beglückt Produzent Harald Vock jeden Liebhaber von „Papas Kino“ mit einer faszinierenden Besetzung: Wolfgang Kieling als jähzorniger Vater des Mordopfers, Karl-Michael Vogler als deren schmieriger Freund, Edith Schultze-Westrum als klatschende Haushälterin, Heinz Bennent als verfolgter Fremder, Herbert Fleischmann als Arzt und Hausfreund sowie kleine Auftritte von Christian Reiner und Hans Hessling zeigen auf, mit welcher Prominentendichte hier operiert wird.

Dass, wie Georg schrieb, Martin Böttcher Teile eines anderen Soundtracks hier zweitverwendete, bemerkt man nicht weiter, weil Böttcher seinen typischen einheitlichen Klang auch für die Komposition des SK1-Themas nicht weiter variierte. Er leistet aber eine unauffällige und solide Grundlage zur Untermalung der Handlung und fügt sich damit ebenso wie die vorerst eher dezent eingesetzten Vorzüge des Schauplatzes Hamburg positiv in das Gesamtbild der Episode ein.

Starker Auftakt mit einem früh aufgeklärten, aber die Spannung haltenden Whodunit, der nichts zu wünschen übrig lässt und sich vorrangig in der edlen, manchmal versnobten Hamburger Oberschicht abspielt. Die geniale Besetzung ist ein großes Pfand von „Vier Schüsse auf den Mörder“, sorgt aber gleichsam auch dafür, dass das nicht ganz so namhafte Ermittlerteam fürs Erste etwas blass bleibt. 4,5 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

14.09.2014 15:20
#33 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Schön, dass Du nun auch bei dieser tollen Serie eingestiegen bist, Gubanov. Sie bietet wahrlich gute Unterhaltung mit vielen bekannten Schauspielern und von sehr guten Regisseuren.
Die Pilotfolge und erstgedrehte Episode war übrigens die zweitgesendete Vorsicht Schutzengel von Helmuth Ashley. Wie du sehen wirst, hat man aber dann die Weidenmann-Geschichte aus gutem Grund als Auftakt gewählt. Jedenfalls ist es der Verpflichtung Ashleys für den Pilotfilm zu verdanken, dass den Sound sein Freund Martin Böttcher beisteuerte.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

14.09.2014 15:25
#34 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Ich werde mich den Folgen auch einmal annehmen müssen. Hatte ich mir wegen der beeindruckenden Gastdarsteller-Riege zugelegt, aber bislang noch nicht reingeschaut. Wie ich höre, soll es sich ja durchaus lohnen!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.09.2014 20:55
#35 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Mit gerade einmal zwei gesehenen Folgen bin ich wahrlich kein Kenner, würde dir aber auf jeden Fall empfehlen, einen Blick zu riskieren.



Sonderdezernat K 1: Mord im Dreivierteltakt

Episode 3 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Imo Moszkowicz. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Krista Keller, Susanne Beck, Volker Eckstein, Claus Theo Gärtner, Alexander May, Grete Wurm, Eva-Maria Bauer, Johanna Schmielau, Wolfgang Condrus, Joachim Rake u.a. Erstsendung: 13. Dezember 1972, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Mord im Dreivierteltakt
Die Polizei kommt durch Zufall der berüchtigten Wochenendbande auf die Schliche, die bei ihren Überfällen in Hamburg und Umgebung bereits 70’000 D-Mark erbeutete. Verhaftet werden zwei Räuber, ein dritter ist unauffindbar. Nachdem die Identität des dritten Mannes geklärt ist, häufen sich die Hinweise, dass er ermordet und seine Leiche in einem Teich versenkt wurde. Wird es dem Sonderdezernat K 1 gelingen, die Fährte bis zum Ende zu verfolgen?


Die Vielschichtigkeit dürfte allem Vernehmen nach eines der Erfolgsrezepte der Serie sein. Zwar wird man zunächst Zeuge eines (angedeuteten) Mordes, doch dieser gerät dann erst einmal für einige Zeit ins Hintertreffen, während die gefährlichen Abenteuer der Wochenendbande ausführlich geschildert werden. Mit wenigen Ausnahmen v.a. in Vorabendserien war Imo Moszkowicz nicht auf dem Terrain des Kriminalfilms unterwegs und inszeniert deshalb ohne die rutschsichere Verspieltheit versierterer Regisseure: Die Szenen sind auf das einfache Ziel ausgerichtet, einen möglichst realitätsgetreuen Eindruck zu hinterlassen. Hierbei müssen hin und wieder Hürden überwunden werden, wenn das Drehbuch von Matray und Krüger in den Dialogen etwas theaterhaft wirkt und somit ein kleiner Dissens zwischen Regie und Script entsteht.

Über weite Strecken überzeugt die Realo-Schiene dennoch: Ähnlich den groß angelegten Polizei-Suchkommandos aus „Stahlnetz“ (vgl. etwa „Rehe“ oder „Der fünfte Mann“) kommt es zum Beispiel zu einer ausführlich, aber keinesfalls langwierig geschilderten Suche nach der Leiche von Erich Wenzel. Einziger Anhaltspunkt: Sie muss in einem Teich im Umkreis von 30 Kilometer um Hamburg liegen. Kein Wunder, dass man eine ziemliche Armada an Untersuchungspersonal aufbieten muss, um die Wahrheit herauszufinden ...

Klar wird demonstriert: Die Arbeit des Polizisten ist nicht allein Kopfarbeit. Ein Sherlock Holmes mit cleveren Kombinationen reicht nicht aus – es bedarf einer guten Organisation, einer Vernetzung mit anderen Dienststellen und jeder Menge Handwerkszeug, das in verschiedensten Situationen mit Bedacht eingesetzt werden möchte. Als Gegner für die Männer vom SK1 treten mit Volker Eckstein und Claus Theo Gärtner diesmal zwei Jungspunde auf, die es faustdick hinter den Ohren haben. Wirkt zunächst Gärtner wie der entschlossenere und kaltblütigere der beiden, so dreht sich die Konstellation über die Spielzeit unmerklich immer weiter in Richtung Eckstein, der seine umfangreiche Rolle überzeugend als böser Bube und Trotzkopf aufbaut. Für Krista Keller bleibt ein eher abseits stehender Part, den die findige Schauspielerin durch kecke Antworten und Mode im knalligen Seventies-Style aufzupeppen versteht.

Die Dramaturgie der Episode geht im Großen und Ganzen durch eine geschickte Verteilung von Spannungsschwerpunkten auf. Der Mord in der Prätitelsequenz, der Überfall auf den Großhandel, das nächtliche Einsammeln des Geldes, die Suche nach der Leiche und die Nachstellung des Mordes durchbrechen anfangs häufig und später immerhin stellenweise die etwas schwatzhafte Struktur der Folge. Wenn man „Mord im Dreivierteltakt“ etwas anlasten möchte, dann wäre es, dass die Folge zu viel Zeit darauf verwendet, vorausschaubare Wendungen vorzubereiten. Dazu zählt auch die nicht unbedingt überraschende Auflösung. Zudem muss man sich fragen, ob die zwei Hausautoren ihrem Krimi nicht einen passenderen Namen hätten geben können. Den Fall „Mord im Dreivierteltakt“ zu nennen, nur weil Wenzel bei seinem Tod gerade die Jukebox laufen hatte, erscheint etwas wackelig. Mit „Der Tote im See“ hätte man des Pudels Kern besser getroffen.

Auch wenn man sich manchmal des Gefühls nicht erwähren kann, das Drehbuch halte den Zuschauer für etwas schwerfällig, so schildert Folge 3 der Serie „Sonderdezernat K 1“ doch einen spannenden und sauber inszenierten Fall im „Stahlnetz“-Stil, der vor allem durch seine Darstellungen des halbstarken Gangsterduos Eindruck hinterlässt. 4 von 5 Punkten.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

14.09.2014 22:01
#36 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #35
Mit gerade einmal zwei gesehenen Folgen bin ich wahrlich kein Kenner, würde dir aber auf jeden Fall empfehlen, einen Blick zu riskieren.

Ja, wenn mir bereits bei der zweiten Folge Krista Keller ins Auge springt, muss ich mich wohl opfern!
Bin gespannt, das klingt alles ziemlich sehenswert!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

15.09.2014 07:41
#37 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Was lange währt wird endlich gut

Gruss
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.09.2014 15:40
#38 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Ganoven-Rallye

Episode 4 der TV-Kriminalserie, BRD 1973. Regie: Eberhard Pieper. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Gerlinde Locker, Liane Hielscher, René Deltgen, Horst Frank, Walter Jokisch, Ulrich von Bock, Peter Sattmann, Johannes Peyer, Frithjof Vierock, Wolfgang Wahl u.a. Erstsendung: 13. Januar 1973, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Ganoven-Rallye
Autodiebstähle versetzen Hamburg und Umgebung in helle Aufregung. Als dann obendrein aus einer Behörde Zulassungsscheine und Stempel gestohlen werden, können die Gangster ihre Beute noch leichter unter die Leute bringen. Dabei gehen sie geschickt vor, denn sie verkaufen die Wagen – allesamt Luxusmodelle – nur ins Ausland. Dreh- und Angelpunkt ist der Hamburger Hafen. Die nächste Schiffsladung wird schon vorbereitet, da funkt das SK1 unerwartet dazwischen ...

Zitat von Straßenfeger 31: Sonderdezernat K 1 (Folge 01-12), Booklet zur Serie, S. 8
„K1 bedeutet Kapitalverbrechen. Es kam uns darauf an, nicht nur Mordfälle zu zeigen, sondern auch Verbrechen wie Raub, Totschlag, Erpressung oder Brandstiftung abzuhandeln. Neben der ‚Feuerwehr’ – so heißen die Sachbearbeiter im Slang – gibt es noch eine heimliche Hauptrolle in der neuen Serie. Der Weltstadt Hamburg gilt meine ganz große Liebeserklärung. Nirgendwo anders könnten diese Geschichten spielen. Mich hat die Atmosphäre am Hafen, in Fabriken und auf dem Großmarkt unglaublich fasziniert. Hamburg ist deshalb das ‚Markenzeichen’ aller Krimi-Geschichten, die die vier Sachbearbeiter vom ‚Sonderdezernat K 1’ erleben.“


Mit diesen Worten beschreibt Drehbuchautor Answald Krüger die Absichten der Serie, die am Beispiel von „Ganoven-Rallye“ in Reinform zur Geltung kommen. Weder beschäftigt sich diese Episode mit Mord (diesmal stehen Autodiebstähle und -schieberei im Vordergrund), noch wäre sie ohne Hamburgs „Tor zur Welt“, den Hafen mit seinen Möglichkeiten für mehr oder weniger dunkle Handelsbeziehungen nach Übersee, denkbar. Während der Zuschauer zunächst René Deltgen und seine zwei Handlanger als scheinbar kleine Diebesbande vom Lande kennenlernt, weitet sich das Geschehen nach und nach und vor allem mit dem Auftreten von Horst Frank als knallhartem Geschäftsmann und Gangsterboss auf eine größere Skala aus. Deltgen und Frank bestimmen im Wesentlichen Flair und Triebkraft der Episode und liefern saubere, wenngleich etwas routinierte Darstellungen ab.

Als problematisch erweist sich, dass „Ganoven-Rallye“ keinesfalls so temporeich ausfällt, wie der Titel vielleicht vermuten lassen konnte. Wahrscheinlich liegt es an der Regie des eher unbekannten und anno 1973 noch sehr unerfahrenen Eberhard Pieper, dass es dem Mittelteil der Episode an Spannung mangelt und hier einige Straffungen Wunder gewirkt hätten. Eventuell wäre es von der dramaturgischen Warte her auch nicht ungeschickt gewesen, hätte man doch einen der Helfershelfer oder den Stadtstreicher, der beobachtet, wie Bruno Pannewitz die Einbrecherwerkzeuge beseitigt, über die Klinge springen lassen.

Am Ende zieht die Folge noch einmal spürbar an, als man merkt, wie die aufwändigen Bemühungen des SK1 das Netz um den großen Hintermann Oelker immer enger zuziehen. Oelker reagiert mit genervter Beharrlichkeit, will sich die absehbare Niederlage unter keinen Umständen eingestehen und provoziert ein regelrechtes Harakiri. Auch zeigt sich das Ermittler-Team diesmal von einer persönlicheren Seite: Theo Beers Ehefrau spielt eine entscheidende Rolle bei den Ermittlungen („Am liebsten wäre ihr, ich übernehme ihre Frisörläden und sie macht meinen Job.“) und Kurt Diekmann trägt die bei Hubert Suschka erwartbare stachelige Liebenswürdigkeit zur Schau. – Als Highlight der Episode entpuppen sich die letzten Minuten, in denen Horst Frank von der Polizei gejagt wird. Seine Flucht führt ihn quer über die Baustelle im Alsterfleet, wo zum Drehzeitpunkt gerade der Bau der City-S-Bahn in Betrieb war. Echte historische Aufnahmen, die das Ende Franks so also nur in den frühen Siebzigern ermöglichten.

Selbst die vielen schönen Hamburg-Impressionen täuschen nicht darüber hinweg, dass hier die Stellschraube für das Tempo des Krimis nicht ganz richtig justiert war. In der von Eberhard Pieper allzu gemächlich geschilderten Handlung können sich René Deltgen und Horst Frank als gefährliche Gangstertypen jedoch mit umso größerer Detailverliebtheit profilieren. Sie bestätigen das Bild des nordisch unterkühlten Verbrechers, der gut zum Schauplatz Hansestadt passt. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.09.2014 20:15
#39 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Vorsicht Schutzengel

Episode 2 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Gisela Trowe, Inken Sommer, Françoise Blanc, Klaus Löwitsch, Fred Haltiner, Herbert Mensching, Uwe Dallmeier, Dieter Prochnow, Detlev Eckstein, Balduin Baas u.a. Erstsendung: 29. November 1972, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Vorsicht Schutzengel
Auf dem Kiez sehen sich die Lokal- und Barbesitzer vor die Entscheidung gestellt: Entweder sie zahlen Schutzgeld oder sie werden bedroht, zusammengeschlagen und ihre Etablissements werden zerstört. Auch der Hehler Willy Strempel gerät in das Visier der „Schutzengel“, als er einen von ihnen bewachten Wirt erpresst. Umgehend landet Strempel im Krankenhaus. Kann das Sonderdezernat K 1 gegen die amerikanischen Methoden wieder Recht und Ordnung durchsetzen?


Aus der Erfahrung mit anderen Krimiserien heraus hätte ich eher dafür plädiert, Helmuth Ashley eine gediegen-klassische, vielleicht etwas romantisch angehauchte Folge zu überantworten. Dass er mit „Vorsicht Schutzengel“ eher eine „Wilde Luzie“ mit Motorradgangs, Kneipen- und Prostitutionsmilieu sowie Schießereien, Schlägereien und Verfolgungsjagden inszenierte, gelingt jedoch erstaunlich gut und mit verhältnismäßig viel Schmiss für den sonst fürs TV gern behäbig filmenden Regisseur. Dass die Wahl auf Ashley fiel, sorgte gleichzeitig dafür, dass „Vorsicht Schutzengel“ trotz seines eher zweifelhaften Personenkreises eine gewisse Noblesse nicht vermissen lässt, die sich u.a. darin widerspiegelt, dass der von Klaus Löwitsch dargestellte Schutzgelderpresser mit breitester Wiener Schmäh daherkommt und seinen Opfern Handkuss verspricht, während er sie hinterrücks ruiniert.

Auf diese Weise wird wieder einmal der beliebten Idee Ausdruck verliehen, dass Gauner wie Matuschek, die eine ganze Stadt terrorisieren, gern in der Fremde operieren, ihr Revier solange abgrasen, bis nichts mehr zu holen ist, und dann an den nächsten Ort weiterziehen. Ähnlich verfuhren auch die Verbrecher in Rolands „Zinksärge für die Goldjungen“, der vom Sujet her recht ähnlich zu „Vorsicht Schutzengel“ ist, wenngleich die TV-Episode natürlich im Vergleich konventioneller und weniger ironisch, aber keineswegs schlechter ausfällt. Bei der Gelegenheit muss übrigens darauf hingewiesen werden, wie seltsam (aber vielleicht auch stilbildend) es ist, dass ausgerechnet der Hamburger Jürgen Roland keine Folge für „Sonderdezernat K 1“ inszenierte!

Neben Klaus Löwitschs Ekeltype gibt es noch weitere interessante Entdeckungen im Cast der zweiten, offenbar aber zuerst gedrehten SK1-Episode zu machen: Fred Haltiner ergänzt das Erpresserduo um einen auf großem Fuße verkehrenden Gewohnheitsverbrecher, der sich das Leben möglichst leicht macht. In seinem schmutzigen Gewerbe schickt er stets andere vor und privat pflegt er lediglich eine lockere Verbindung zu einem leichten Mädchen aus Barmbek. Herbert Mensching überrascht das Publikum durch eine für seine Verhältnisse ungewohnt durchtriebene Rolle: Begegnet man ihm zunächst in einer sozialen Bettenburg, so meint man, ihn gleich wieder als den üblichen weinerlichen Verlierer abstempeln zu können, auf den er sich gerade im ZDF so gern spezialisierte. Tatsächlich verkörpert er jedoch einen sturen und verbissenen Ex-Knacki, der es als einziger wagt, Löwitsch und Haltiner Paroli zu bieten (auch wenn ihm das sichtlich schlecht bekommt). Abschließend sollte auch Gisela Trowe Erwähnung finden, auch wenn ihr Part als wackere Neugründerin einer Bar durchaus noch Entwicklungspotenzial aufweist.

Präsenter ist sie immerhin als der nie leiblich zu sehende Chef des Sonderdezernats Rautenberg, von dem man lediglich die schlechte Laune und Unzufriedenheit über die Effizienz der Ermittler mitbekommt. Ein sehr vielversprechender Running-Gag, der an „Columbo“ und dessen unsichtbare Ehefrau erinnert und aus dem sich sicher noch einiges machen lässt ...

Engagiert und nachdrücklich geschriebene Folge, die von Helmuth Ashley gekonnt in Szene gesetzt wurde. Wie für die Reihe üblich lebt auch „Vorsicht Schutzengel“ von dem antagonistischen Spiel Gut gegen Böse, sodass den Verbrechern viel Platz eingeräumt wird. Löwitsch und Haltiner wissen ihn zu nutzen und langweilen trotz rauer Sitten keine Sekunde. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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16.09.2014 23:10
#40 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Trip ins Jenseits

Episode 6 der TV-Kriminalserie, BRD 1973. Regie: Hans Quest. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Ingrid Capelle, Arthur Brauss, Robert Dietl, Hans Korte, Günter Mack, Sylvia Dudek, Karin Heine, Ingeborg Kanstein, Stephan Stroux, Fabian Wander u.a. Erstsendung: 14. März 1973, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Trip ins Jenseits
Der illegale Drogenhandel hat Hamburg fest im Griff. Vor allem Jugendliche können die Gefahr, die von verbotenen Substanzen ausgeht, schlecht einschätzen. Junge Drogentote findet man mit derartiger Regelmäßigkeit, dass sie nicht einmal mehr in der Sensationspresse erwähnt werden. Die Männer vom SK1 sind einem Schmuggler- und Händlerring auf der Schliche, der den Flughafen Fuhlsbüttel als zentralen Umschlagpunkt für heiße Ware nutzt. Über einen Mittelsmann landen sie einen Volltreffer ...


Drogen-Krimis kennt man aus dem Fernsehen ja zur Genüge. „Sonderdezernat K 1“ trumpft mit zwei Assen auf, die „Trip ins Jenseits“ inhaltlich leichter goutierbar machen als den hundertsten Appell gegen das Thema aus der Feder von Herbert Reinecker: Erstens wirkt Hamburg mit seinem berühmten Amüsierviertel und seinem weltoffenen Appeal realistischer als Schauplatz für das Versumpfen von Jugendlichen in der Heroinsucht als das provinzielle München, das im ZDF gern als ultimatives Sündenbabel präsentiert wird. Und zweitens konzentrieren sich Maria Matray und Answald Krüger nur peripher auf die Auswirkungen des Drogenkonsums bei der Zielgruppe. Diese „abschreckende Wirkung“ wird nur sehr dosiert vor dem Vorspann und kurz bei der Befragung eines wichtigen Zeugen eingesetzt, sodass sich der Zeigefinger-Faktor von „Trip ins Jenseits“ in engen Grenzen hält.

Vielmehr konzentriert sich die Episode auf die Machenschaften hinter den Kulissen – auf die Praktiken, wie Drogenhandel als profitables Geschäft mitten in der nichtsahnenden Gesellschaft aufgezogen und Zoll und Polizei getäuscht werden können. Diese eigentlich lobenswerte Stärke der Folge mutiert leider auch zu ihrer Schwäche: Das Script umfasst einen extrem hohen Anteil an stummen Beschattungen und Undercover-Ermittlungen. Um solche Szenen aufregend umzusetzen, hätte es eines anderen Regisseurs als ausgerechnet des betulichen Klassiker-Profis Hans Quest bedurft. Quest mag zwar mit einem Durbridge-Stoff drei Stunden Nostalgieprogramm ausfüllen können – bei einem knapp einstündigen SK1-Fall hingegen wirkt es, als suche er noch nach dem roten Faden, während schon wieder der Abspann aufblendet. Dem Ablauf der Ereignisse fehlt es an Struktur und Prioritätensetzung.

Im Laufe der ersten Staffel gewinnen die Ermittlertypen zunehmend an Profil und Bedeutung: Erschienen sie in der Pilotfolge noch etwas unscheinbar, so lernt man die nicht immer typischen Beamtennaturen nach und nach kennen, indem man ihre Arbeit verfolgt und beobachtet, wie sie die ihnen zugeteilten Aufgaben erledigen. Als einer meiner Favoriten im „Sonderdezernat K 1“ kristallisiert sich Hermann Treuschs Oliver Stüben heraus, der sich locker und unverbogen freundlich, aber auch bestimmt und zielstrebig ans Werk macht. Bedauerlich, dass er bereits nach dem ersten Produktionsschub ausstieg!

Im Vergleich zu den Ermittlern ziehen die Verbrecher diesmal den Kürzeren: Nach einem langen Vorspiel um Typen wie Stephan Stroux und Günter Mack, die später leider völlig von der Bildfläche verschwinden, tauchen die eigentlichen Drahtzieher erst verteufelt spät auf und schaffen es deshalb leider nicht, an die Prägnanz anderer Antagonisten in den vorigen Fällen anzuknüpfen. Am ehesten nimmt man seine wichtige Position noch dem immer gern gesehenen Hans Korte ab, während Arthur Brauss eher gehemmt wirkt (ein Galgenvogel, dessen abgehalfterte Ausstrahlung sicher auch nicht gerade bestens bei Quest aufgehoben war). Man hält ihn hier weder für einen Profi-Boxer noch für einen knallharten Geiselnehmer, sodass das Finale deutlich hinter seinen eigentlichen Möglichkeiten zurückbleibt.

Innerhalb der ersten Staffel des „SK1“ ist „Trip ins Jenseits“ sicher am unteren Ende der Skala einzuordnen. Das liegt weniger am abgegriffenen Thema Drogenkriminalität, welches hier von einer erfrischend untheatralischen Seite her angepackt wird. Vielmehr muss man die Wertung von nur 3 von 5 Punkten dem Regisseur Hans Quest anrechnen, der für eine Reihe wie „Sonderdezernat K 1“ eine unglückliche Wahl darzustellen scheint.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.09.2014 20:45
#41 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Kassensturz um Mitternacht

Episode 5 der TV-Kriminalserie, BRD 1973. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Hermann Treusch (Oliver Stüben). Gastdarsteller: Judy Winter, Christiane Krüger, Edith Heerdegen, Anita Lochner, Marianne Kehlau, Claus Ringer, Udo Kier, Dieter Wilken, Günter Strack, Volker Lechtenbrink u.a. Erstsendung: 8. Februar 1973, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Kassensturz um Mitternacht
Zur abendlichen Fernsehstunde erleben Mutter und Sohn Zenk eine faustdicke Überraschung: Vor der Tür stehen maskierte und bewaffnete Unbekannte, die Zenk, einen Mitarbeiter der Hamburger Landesbank, dazu zwingen, ihnen mit seinen Tresorschlüsseln Zutritt zum Hauptsafe der Bank zu gewähren. Ein anderer Mitarbeiter, der die Zahlenschlosskombination kennt, wird ebenfalls herbeizitiert. Der Plan der Bankräuber geht bestens auf – sie rauben über 800’000 D-Mark. Doch dann stolpern sie über drei gefälschte Dollarscheine ...


Von der gefühlten Überlänge einiger anderer Episoden spürt man in „Kassensturz um Mitternacht“ nichts: Die Handlung nimmt schon vor dem Vorspann ordentlich an Fahrt auf und verliert diesen Drive auch nicht wieder, sodass die gesamte Folge einen überaus dynamischen Eindruck hinterlässt. Überhaupt war die Idee, die Krimis mit einer Prätitelsequenz auszustatten, ziemlich genial. Andere Serien aus den Siebzigern griffen darauf leider gar nicht mehr oder nur noch sporadisch zurück – hier sieht man, welchen immensen Nutzen man aus den Mini-Cliffhangern vor dem Vorspann ziehen kann.

Der Bankraub wird detailliert geschildert, wenngleich dafür weitaus weniger Laufzeit zur Verfügung steht als in dem vergleichbaren (und ebenfalls ungemein empfehlenswerten) Hamburg-Spielfilm „4 Schlüssel“. Nachdem es sich bei „Sonderdezernat K 1“ um eine ausgewogene Mischung aus Polizei- und Gangsterserie handelt, geht es natürlich nicht an, die gesamte Laufzeit den Verbrechern zu widmen. Dennoch merkt man, dass das Team um Claus Ringer und Christiane Krüger einen sehr hohen Stellenwert einnimmt und die Ermittler diesmal verhältnismäßig wenig zu tun bekommen.

In einer Clique mit lauter Männern sticht Krüger als seltene Spezies der Bankräuberin heraus. Sie stellt das arbeitsscheue Mädchen mit dem Wunsch, über ihre Verhältnisse zu leben, glaubhaft und dennoch sympathisch dar. Man erfährt ein wenig über die privaten Lebensumstände ihrer Rita Ohlmeier, die adoptiert ist und bald gemerkt hat, dass sie als Gaunerliebchen ein gutes und angenehm unanstrengendes Leben führen kann. Insgeheim führt sie auch das Regiment innerhalb der Viererbande, in der sich die einzelnen Mitglieder untereinander nicht grün sind und sich gegenseitig Vorwürfe machen, sobald sie das Geld in der Hand haben. Krügers bester Satz, als ihr Filmkumpel sie frühmorgens beschmust, während sie noch im Halbschlaf vor sich hindämmert: „Komm Junge, lass mich. Um diese Zeit kannst du dich auf den Kopf stellen – da bin ich so tot wie der Ohlsdorfer Friedhof.“

Galant wird neben der taktisch eher simplen Verfolgung des Drahtziehers noch ein raffinierter Whodunit eingebaut, ohne dass man es als Zuschauer so recht mitbekommt. Umso verblüffter ist man, als dann ein Hintermann enttarnt wird, mit dessen Identität sich letztlich alle Puzzlestücke hervorragend zusammensetzen lassen. Außerdem hat im letzten Drittel der Folge Judy Winter einen interessanten Auftritt, der ihre Rollenfestlegung auf halbseidene Flittchen (vgl. etwa „Perrak“) auf den Arm nimmt. Matray und Krüger verdeutlichen, ohne zu stark auf die Tränendrüse zu drücken, dass auch eine verruchte Partymaus nicht von Zweifeln und unerfüllten Wünschen verschont bleibt. So verabschiedet sich „Kassensturz um Mitternacht“ mit einer melancholischen Note, die das schnelllebige Geschehen der vorangegangenen Stunde wunderbar wieder aufwiegt. Die Moral: Neben dicken Geldbündeln kommt es auch noch auf ganz andere Dinge an ...

Ein guter Bankraub weiß immer zu überzeugen – kein Wunder, dass man sich diesem Verbrechen auch innerhalb der thematisch offen angelegten „SK1“-Serie annahm. Weidenmann gelang eine starke Schilderung der Tat an sich und der sich anschließenden Verzweiflung der Beteiligten, denen ihr Coup über den Kopf gewachsen ist. Die exzellente Besetzung, vor allem der charismatischen „Damen“-Rollen, tut das Ihrige dazu. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.09.2014 21:00
#42 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Fazit zur ersten Staffel

Nüchtern und realitätsnah schildern die Episoden der ersten Staffel von „Sonderdezernat K 1“ verschiedenartige Kriminalfälle aus dem Hamburger Stadtgebiet. Die als Auftaktfolge ausgewählte Mordermittlung „Vier Schüsse auf den Mörder“ entpuppt sich in der Rückschau als eher serienuntypisch: Weder hält sich „SK1“ üblicherweise lange in edler Umgebung auf, noch fassen sich Gut und Böse in den kommenden Episoden mit Samthandschuhen wie in einem alten englischen Krimi, von dem die „Vier Schüsse“ ja doch eine ordentliche Brise haben, an.

Die stärker durchbrechende Alltäglichkeit in den Schilderungen hilft, die gezeigten Verbrechen als real existierende Probleme, nicht als amüsante Fiktion zu begreifen und die Auseinandersetzung zwischen Polizei und Verbrechern statt als Sport oder Spiel als andauernden Kampf zu verstehen. Die „Kämpfer“ vom Sonderdezernat wachsen nach und nach in ihre Rollen hinein und überzeugen, weil es sich um unterschiedliche, aber nur in ganz feinen Nuancen betonte Charaktere handelt. Als Ermittler tun sie in erster Linie ihren Job und werden nicht wie in heutigen Krimis als möglichst umfangreich mit Macken oder Problemen beladene Zootiere zur Schau gestellt.

Geschildert werden verschiedene Delikte von Mord über Autoschieberei, Überfälle, Schutzgelderpressung und Bankraub bis hin zu Drogenhandel. Dieses breite Spektrum hält die Serie trotz ähnlichem strukturellem Aufbau der Folgen 2 bis 6 abwechslungsreich, wenngleich ich natürlich nicht leugnen möchte, dass nicht unbedingt jedes dieser Verbrechen eine ganze Stunde Spielzeit lückenlos spannend ausfüllen kann.

Platz 1 (5,0 Punkte): Episode 05 – Kassensturz um Mitternacht (Weidenmann)
Platz 2 (4,5 Punkte): Episode 01 – Vier Schüsse auf den Mörder (Weidenmann)
Platz 3 (4,0 Punkte): Episode 03 – Mord im Dreivierteltakt (Moszkowicz)
Platz 4 (4,0 Punkte): Episode 02 – Vorsicht Schutzengel (Ashley)
Platz 5 (3,5 Punkte): Episode 04 – Ganoven-Rallye (Pieper)
Platz 6 (3,0 Punkte): Episode 06 – Trip ins Jenseits (Quest)

Alles in allem von mir eine eindeutige Empfehlung! Bei Gelegenheit geht es weiter mit Staffel 2.

Gubanov ( gelöscht )
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21.07.2015 21:20
#43 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten

Staffel 2



Sonderdezernat K 1: Friedhofsballade

Episode 9 der TV-Kriminalserie, BRD 1974. Regie: Eberhard Itzenplitz. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Claus Ringer (Eberhard Seidel). Gastdarsteller: Martin Lüttge, Heinz Baumann, Volker Kraeft, Hans Häckermann, Karin Eickelbaum, Ursula Diestel, Robert Fitz, Rolf Schult, Karl Lieffen, Hubert Mittendorf u.a. Erstsendung: 12. Dezember 1974, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Friedhofsballade
Nur weil der Sarg der alten Dame vor der Bestattung noch ein letztes Mal geöffnet wird, entdeckt man darin die zweite Leiche. Es handelt sich um den erst vor Kurzem entlassenen Sträfling Schameit. Das Sonderdezernat verfolgt daraufhin zwei Spuren: die Frage, wer Zugang zum Sarg hatte und die den Sohn des Friedhofsverwalters unter Verdacht bringt, und die ehemalige Freundin des Verbrechers, die mittlerweile einen neuen Liebhaber hat ...


Georgs Lob für diese Folge, die er als eine der besten der Reihe bezeichnet, mag ich mich nicht anschließen. Vielleicht liegt meine Enttäuschung über den Wiedereinstieg in die SK1-Reihe an den hohen Erwartungen, die der Episodentitel „Friedhofsballade“ zuvor geweckt hatte. Ein solcher Fall hätte gerade bei einer Hamburger Serie mit undurchsichtigen Machenschaften inmitten des sommerlichen Grüns (oder düsteren Herbstnebels) des weitläufigen Ohlsdorfer Parkfriedhofs aufwarten können – was jedoch statt einer solchen Geschichte mit Luftigkeit und Grandezza geliefert wird, ist ein Blick in das etwas abgehalfterte Leben von Schmalspurganoven, denen man weder den angedeuteten großen Bankraub noch das Format, im Casino von Monte Carlo aufzutreten, zutraut. Ganz zu schweigen davon, dass vom Friedhof nicht viel übrig bleibt – nur wenige Szenen tragen sich auf einem kleinen, besser zum eher einfachen Personenkreis passenden Gottesacker zu.

Während Matray und Krüger eine durchaus ordentliche Vorlage liefern, die zunächst auch noch ihre Spannung aufrecht hält, strapaziert Itzenplitz’ Regie in zunehmendem Maße die Geduld des Zuschauers. Die 58 Minuten ziehen sich am Ende doch ziemlich und wirken reichlich unspektakulär. Das mag auch daran liegen, dass dramaturgische Möglichkeiten ungenutzt bleiben: Die beiden Leichenfunde scheinen die jeweils Anwesenden nicht besonders zu überraschen; der Tathergang wird ebenso wenig in einer Rückblende aufgearbeitet wie die Geschehnisse vor Schameits Inhaftierung. Auch das Finale entfaltet keine große Wirkung, die Kurzzeit-Geiselnahme wird nicht ausgekostet, die Action-Stärke des Sonderkommissariats, das sich lieber eine Bockwurst reinpfeift als auf seinen Lockvogel aufzupassen, nicht betont.

Wie in den allermeisten seiner Auftritte überzeugt Martin Lüttge in einer Rolle, die halbwegs zwischen Halbstarkem und früh gelerntem Ganoven angesiedelt ist. Sein Seventies-Look mit Vokuhila und hypnotischem Pulli erheitert das Gemüt; der Streit mit seinem Stiefvater wirkt glaubhaft und gibt diesem Teil der Ermittlungen einen gewissen Reiz (Lob auch an Hans Häckermann und Ursula Diestel). Allzu kurz kommt Karl Lieffen, der einen sehr korrekten Bestattungsunternehmer spielt und mit seiner überkandidelten Darstellungsweise damit natürlich genau richtig besetzt ist. Weniger attraktiv das Milieu, in dem sich Schameits Geliebte herumtreibt; Eickelbaum bleibt für eine durchtriebene Animierdame recht blass und Heinz Baumann steht der sehr ernste Tenor seiner Rolle nicht wirklich.

Auch wenn die Episode deutlich zu stark auf Innenaufnahmen setzt (was man vor allem in der dunkelbraunen Miefigkeit der Malaga-Klause bedauert), stechen von Zeit zu Zeit einige lohnenswerte alte Hamburg-Aufnahmen, etwa durch ein S-Bahn-Fenster oder vor dem Polizeipräsidium am Berliner Tor, hervor. Was die optische Komponente angeht, muss allerdings der teilweise etwas zu zeitgeistige Einsatz der Handkamera bemängelt werden, was in TV-Produktionen der frühen Siebziger leider häufig der Fall ist und auf den mit heutigen Bildstabilisatoren verwöhnten Zuschauer wenig professionell wirkt.

Nach meinen bisherigen SK1-Begegnungen siedle ich „Friedhofsballade“ eher im unteren Serienniveau an. Während die Ermittler eine gewohnt solide, aber eher zurückhaltende Arbeit machen, tauscht der Fall nordisches Niveau gegen traurige Allerweltstristesse ein. Die Besetzung kommt ohne große Namen aus, dabei hätten charismatische Stars die blutarme Plotline um den Nachtclub vielleicht aufgewertet. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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22.07.2015 17:25
#44 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Sackgasse

Episode 12 der TV-Kriminalserie, BRD 1975. Regie: Oswald Döpke. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Claus Ringer (Eberhard Seidel). Gastdarsteller: Judy Winter, Jörg Pleva, Gerd Böckmann, Werner Kreindl, Lina Carstens, Lisa Helwig, Wolfgang Engels, Camillo Gadiel, Edgar Bessen, Henry Kielmann u.a. Erstsendung: 5. März 1975, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Sackgasse
Ein reizendes Trio hat sich da zusammengefunden: Rolf, Achim und Katja gelangen an die Schaufensterauslagen vorstädtischer Juweliergeschäfte, indem sie nachts mit einem Auto die Scheiben zu Bruch fahren. Ihre geringe Ausbeute reicht ihnen – bis sie ihre Abenteuerlust mit einem teuren Preis bezahlen: Bei einem Coup stirbt ein herbeieilender Wachmann an den Folgen eines Schlags, den Achim ihm versetzt. Nun wollen sie aus dem Geschäft aussteigen. Zuvor soll noch ein letzter Coup durchgezogen werden – größer als alle bisherigen!


Unzählige Male wurde sie bereits verwendet – die Geschichte der Kleinganoven, die sich an einer für sie übergroßen Sache versuchen. Wie dieser Ausflug in den Größenwahn ausgehen wird (ausgehen muss), dürfte jedem von Anfang an klar sein. Das tut der zwölften Folge von „Sonderdezernat K 1“ aber keinen Abbruch, denn sie ist bei aller Vorhersehbarkeit packend und flüssig erzählt. Hinzu kommt, dass man als Zuschauer ab einem gewissen Zeitpunkt tatsächlich überlegt, Position für die drei Pechvögel Rolf, Achim und Katja zu beziehen. Zumindest bei Katja ist das kein Wunder, darf Judy Winter doch erneut ihren Charme voll ausspielen. Sie nutzt die Gelegenheit, ihren innerlichen Zwist deutlich zu machen: Man merkt, dass ihre Katja das Mondäne liebt und sich bei den Juwelieren auf dem Jungfernstieg wie zu Hause fühlt; verfolgt dann aber auch, wie sie tatsächlich nach Hause kehrt – in eine durchschnittliche Altbauwohnung, die sie sich mit zwei hoffnungslos untalentierten und erfolglosen Galgenvögeln teilt. Warum sie das überhaupt macht? Wer weiß. Nur ein Indiz: Sie liegt zwischendurch ’mal mit Rolf Wentzel im Bett – ja, Liebe macht blind ...

Der Name des Regisseurs, Oswald Döpke, sagte mir bislang überhaupt nichts. Aber es kann als gutes Omen verstanden werden, dass ich schon während der Prätitelsequenz dachte: ‚Diese Aufmachung könnte von Wolfgang Becker stammen.’ Ähnlich wie Becker stützt sich Döpke auf ausladende, treibende Musikuntermaltung sowie auf eine wertige Optik. So gerät ihm mit „Sackgasse“ eine Folge, die sehr kompetent – ich würde sogar sagen: überdurchschnittlich – fotografiert ist. Die geschickte Einbindung solcher Landmarken wie der Landungsbrücken oder der Binnenalster ergänzt sich gut mit den eher kleinbürgerlichen Verhältnissen, die im Umfeld der Bande dominieren. Zwischenzeitlich wirft man einen Blick in eine hübsche Villa, deren Auffahrt und Fassade mir irgendwie bekannt vorkamen – vielleicht aus „Miss Molly Mill“?

Zu Döpkes Verdiensten gehört auch, dass der Zuschauer die zunehmende Panik von Achim Büttner gut mitfühlen kann. Die markanten Gesichtszüge von Jörg Pleva sind sehr geeignet, die aufkeimende Angst zu verdeutlichen, die in einer kurzen, aber eindringlichen Szene mit Lina Carstens kulminiert. Gerd Böckmann dagegen bekommt nicht viel Gelegenheit, sich zu profilieren; die Liebesgeschichte mit der Winter nimmt man ihm, wie oben schon angedeutet, nicht ab. Ein Darsteller, der Minimalanforderungen in puncto Ansehnlichkeit erfüllt, wäre sicher nicht zuviel verlangt gewesen und hätte Katja zu einem stilechten Gangsterliebchen befördert.

Sicher hätte man die Folge noch etwas rasanter gestalten können. Stellenweise gleitet sie durch ihre offene, moderne Konstruktion (der Zuschauer weiß alles von Anfang an und das SK1 rennt den Dieben ohne große Geistesanstrengung hinterher) in ein gewisses „Tatort“-Flair ab, das sich bekanntlicherweise durch die Bevorzugung ausgiebiger Milieustudien gegenüber knackigen Kriminalfällen sowie durch häufig eher behäbiges Tempo auszeichnet.

Der Traum vom großen Geld wird mit verlässlicher Regelmäßigkeit zum Alptraum für die „kleinen Fische“ in der Hamburger Elbe. Guter Mittelfeld-Fall mit Tendenz zur Langatmigkeit; wird jedoch vom Regisseur sowie von den zwei Hauptdarstellern Winter und Pleva deutlich aufgewertet. Mitfiebern möglich, 4 von 5 Punkten erscheinen mir verdient.

Gubanov ( gelöscht )
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24.07.2015 22:00
#45 RE: Bewertet: "Sonderdezernat K 1" (1972-1982) Zitat · Antworten



Sonderdezernat K 1: Flucht

Episode 10 der TV-Kriminalserie, BRD 1975. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Maria Matray, Answald Krüger. Mit: Gert Günther Hoffmann (Arnold Marofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Suschka (Kurt Diekmann), Claus Ringer (Eberhard Seidel). Gastdarsteller: Hansjörg Felmy, Claudia Wedekind, Volker Lechtenbrink, Günther Lüders, Erica Schramm, Bruno Hübner, Tilly Lauenstein, Horst Michael Neutze, Uwe Dallmeier, Karl-Heinz Kreienbaum u.a. Erstsendung: 15. Januar 1975, NDR.

Zitat von Sonderdezernat K 1: Flucht
Den Besuch bei seiner verstorbenen Mutter nutzt Häftling Werner Leist für seine Flucht, wobei er brutal einen Wachmann erschlägt. Leist, mit Perücke und Brille ausgestattet, wendet sich daraufhin an einen alten Knastbruder, der ihm einen falschen Pass besorgen soll. Doch das Team vom SK1 ist ihm auf der Spur. Wird es Leist fassen und seine Rachepläne, die seine ehemalige Freundin Hella und ihren neuen Liebhaber betreffen, vereiteln können?


Eigentlich stehen alle Zeichen gegen Eberhard Seidel: Nicht nur ist er der Neuzugang unter den Ermittlern der zweiten Staffel, auch trägt er den niedrigsten Dienstrang und der Name seines Darstellers Claus Richter steht im Abspann erst an vierter Stelle. Und doch fällt – generell, aber gerade auch in „Flucht“ – auf, dass es just Richter ist, der als junger und dynamischer Darsteller in den Mittelpunkt gerückt wird, als wollen die Autoren und Regisseure suggerieren, der „Benjamin“ habe von allen Kollegen den größten Publikumsappeal. Vielleicht ist das auch einfach nur symptomatisch für den Versuch der Reihe, im Gegensatz zu den Kollegen vom „kommissarischen“ ZDF Gleichberechtigung innerhalb ihres Ermittlerteams zu demonstrieren. Tatsächlich besteht der Hauptunterschied zu Reineckers Dramaturgien aber vor allem darin, dass die Ermittler im Ganzen weniger Aufmerksamkeit erhalten und die Handlungen der NDR-Serie eher verbrechergetrieben sind (was Matray und Krüger unter dem Konzept des engen Realitätsbezugs zusammenfassen). Wenn ich also schreibe, dass Eberhard Seidel die auffälligste Ermittlerrolle in dieser Folge übernimmt, so heißt dies, überspitzt gesagt, dass er noch am wenigsten unauffällig daherkommt. Mein Eindruck aus Folge 1, das SK1-Team sei etwas blass, bestätigt sich also auch nach nunmehr neun gesehenen Fällen.

Diese Folge nimmt natürlich größten Anteil an der titelgebenden Flucht von Hansjörg Felmy (in den Credits doch tatsächlich als Hans Jörg Felmy aufgeführt!). Für Weidenmann-Verhältnisse kommt mir diese stimmig und nun nicht gerade rasant, aber doch konsequent aufgezäumt vor. Wie er zu Beginn durch das Toilettenfenster entkommt, während der zweite Polizist abgelenkt ist, beschwört zwar so ziemlich jedes immer wieder aufgewärmte Klischee einer Verbrecherflucht herauf, wurde aber kompetent und nicht zimperlich in Szene gesetzt. Ein weiterer Höhepunkt ist die Szene, in sich Werner Leist von seinen Handschellen befreien lässt. Auch das Doppelspiel des Knastbruders Hildebrand – einerseits als Helfershelfer Leists, andererseits ahnungslos gegenüber der Polizei – überzeugt. Mit Günther Lüders sowie mit Bruno Hübner als zweitem möglichen Kontaktmann wurden genau die richtigen Galgenvögel-Gesichter verpflichtet.

Ich schreibe nichts neues, wenn ich das Lokalkolorit lobe; aber diesen lohnenswerten Umstand zu unterschlagen, wäre ungerecht. Diesmal spielt sich das Finale rund um das Rathaus ab, vorher wird bei bestem Wetter über die Elbe geschippert und vor einer Hochbahnrampe telefoniert. Das alles passt gut ins Bild, weil man mit einer Flucht ja auch das Tigern durch die belebten Straßen und unbemerkteren Ecken der Großstadt verbindet. Leider versäumt die Folge in anderer Hinsicht, wirklich glaubwürdig zu bleiben: Die Dreiecksgeschichte mit Claudia Wedekind und Volker Lechtenbrink, mit der am Ende noch eine Überraschung aus dem Hut gezaubert werden soll, kann in Ermangelung runder Charaktere ihre Funktion als reine Formalie des Drehbuchs nicht verbergen. Vielleicht beißt sich das zu weit hergeholte Täuschungsmanöver auch mit den echten Lebenswelt-Bestrebungen von „Sonderdezernat K 1“.

Bei „Derrick“ und Co. geraten Weidenmann-Folgen für mich oft zu Enttäuschungen, in „Sonderdezernat K 1“ scheint der Regisseur abzuliefern. Nach „Vier Schüsse auf den Mörder“ und „Kassensturz nach Mitternacht“ gehört auch „Flucht“ zu den besten bisher gesehenen Folgen, auch wenn das etwas gezügelte Abenteuer um die Flucht eines ruchlosen (oder doch nicht so ruchlosen?) Verbrechers nicht frei von Abzügen in der B-Note ist. 4 von 5 Punkten.

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