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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.101 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Georg Offline




Beiträge: 3.259

31.10.2011 13:54
Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

X312 - Flug zur Hölle
Span. Titel: Vuelo al infierno (dt. Übersetzung: Flug in die Hölle
Span. Arbeitstitel: Infierno - tuya es la victoria (dt. Übersetzung: Hölle - dein ist der Sieg)

Ein kleines Flugzeug wird auf dem Weg nach Brasilien entführt und stürzt über dem Dschungel ab. Für die Überlebenden beginnt ein dramatischer Marsch durch die grüne Hölle. Als sich ergibt, dass einer der Passagiere Diamanten bei sich hat, schaltet sich eine Verbrecherbande ein. Ein Kampf ums Überleben beginnt. (Textquelle: OFDb.de)

Ein Film von Jess Franco. Das bedeutet, dass man genau das zu sehen bekommt, was man erwartet: Trash. Billigen Trash. Dabei hat der Film durchaus gute Momente, ist teilweise sogar spannend (ich denke etwa an jene Szene, in denen die Indios die Gruppe bedrohen). Die Schauspieler jedoch spielen nach Kräften, allen voran Gila von Weitershausen, die lt. Franco a) nur zu ihrer Rolle kam, weil die vorgesehene Soldedad Miranda vorher tödlich verunglückte und b) zu dieser Zeit unter Drogen stand (Heroin). "Daher wirtke sie immer so müde und apathisch", so der Regisseur in einem Interview mit dem Terrorverlag (1). Das sieht man ihr nun aber auch wirklich an. Selten habe ich jemanden so ausdruckslos spielen sehen. Auch Hans Hass jr. schien laut Franco Probleme zu haben, mit Alkohl und Drogen (cf. ebenso (1)). Damit hatte man ja die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Film. Einzig Siegfried Schürenberg ist - wie immer - eine Bereicherung, leider beisst er viel zu früh ins Gras. Auch Paul Müller - wie üblich von Gert Martienzen synchronisiert - spielt gewohnt fies. Und Esperenza Roy ist für ihre Rolle geschaffen.
Die Geschichte an sich wäre ja nicht mal so übel, leider wird viel zu wenig daraus gemacht. Artur Brauner muss sie jedoch so gut gefunden haben, dass er im Vorspann seine Nennung als Drehbuchautor "erzwang". Laut Franco (Quelle: (1)) hatte er jedoch nichts mit dem Buch zu tun. Hätte mich auch gewundert, denn die Geschichte mit ihren schrägen Personen passt auch viel besser zu "Meister" Franco selbst.
Dass Artur Brauner den spanischen Regisseur Anfang der 70er immer wieder für seine Filme heranzog und ihn für jede der großen deutschen Kinoserien einen weiteren Beitrag drehen ließ (Mabuse: Dr. M schlägt zu, Wallace Vater: Der Teufel kam aus Akasawa und Wallace Sohn: Der Todesrächer von Soho) hat wohl auch mit dem bekannten Geiz des Produzenten (CCC - zahlt ziemlich zögernd ;-)) zu tun. Bei Franco wusste er, dass dieser billige Ware produzieren würde. Bekannt ist ja auch, dass er z. B. Akasawa ohne Drehgenehmigungen und Aufenthaltsgenehmigungen für die Darsteller drehte.
Insgesamt: Für Jess-Franco- und Trash-Fans sicherlich ein Highlight, als Spielfilm bei Wohlwollen allenfalls Durchschnitt.

Buch, Idee, Regie: Jesús Franco Manera (als Regisseur: Jess Frank), Dialoge: Arne Elsholtz, Mickey Knox, Buch laut Vorspann: Artur Brauner (als Art Bernd, war jedoch laut Regisseur nicht daran beteiligt), Musik: Wolf Hartmayer, Kamera: Manuel Merino, Produzent: Artur Brauner
Mit Thomas Hunter, Gila von Weitershausen, Hans Hass jun., Fernando Sancho, Esperanza Roy, Ewa Stroemberg, Siegfried Schürenberg, Howard Vernon, Paul Müller, Jesús Franco Manera u. v. a.


(1) Interview mit Jess Franco: http://film.terrorverlag.de/events/franco/index.htm

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

31.10.2011 14:59
#2 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Den habe ich doch erst die Tage gesehen... Ich finde auch, dass "X312 - Flug zur Hölle" seine starken Momente hat. Es ist merkwürdig, dass mir gerade dieser Satz bei Jess Franco Filmen immer als erster in den Sinn kommt. Bei seinen Werken bekomme ich schnell das Gefühl, dass ich mich rechtfertigen müsste, weil sie mich eigentlich gut unterhalten. So auch hier...
Die Vorzüge sind mal wieder recht schnell zusammen gefasst: keine uninteressante Story, schöne Kulissen und Landschaftsaufnahmen und eine interessante Besetzungsliste. Dagegen steht allerdings mal wieder das Endergebnis. Wie Georg schon erwähnte: "billiger Trash" und insgesamt ein Film, der handwerklich alles andere als ausgereift ist, geschweige denn überzeugend. Ich kannte auch dieses Interview von Franco und musste schon damals schmunzeln, da ihm eigentlich genau das selbe passiert ist, was ich gerade beschrieben habe. Er rechtfertigt sich für seinen Film. Susann Korda wäre sicherlich eine große Bereicherung für "X312" gewesen, was man hier von Gila von Weitershausen und Hans Hass jr. geboten bekommt erscheint beispiellos in Ausdrucks- und Lustlosigkeit, besonders erst genannte wirkt vollkommen ausgebrannt und abgesattelt, ich möchte fast sagen fix und fertig. Man sieht Gila von Weitershausen an, dass sie große Mühe hatte überhaupt durchzuhalten, die offensichtliche Konzentrationslosigkeit führt beim Zuschauer zu Ratlosigkeit. Bei vielen ihrer Einstellungen und denen von Partner Hans Hass jr. bekommt man quasi ein Gefühl von Fremdschämen.
Thomas Hunter bereichert die Besetzung ausnahmsweise, er und Esperanza Roy, die ich hier ganz außergewöhnlich finde, liefern mehr als passable Leistungen und schmeißen diesen Film im Alleingang. Fernando Sancho zeigt sich hier herrlich abstoßend, des weiteren stolpert Jess Francos Stammbesetzung in Form von Paul Muller, Howard Vernon und Ewa Stroemberg mehr oder weniger unbeholfen durch die Geschichte.
Gerade Ewa Stroemberg, die ich ja so unglaublich gerne sehe und für deren häufige Einsätze ich dem Regisseur ewig dankbar sein werde, habe ich persönlich nie schlechter, unglaubwürdiger und auf die Nerven gehend agieren gesehen.
Die Besetzung wird glücklicherweise durch Siegfried Schürenberg abgerundet, der schon so manchen seiner Filme durch pure Präsenz aufwerten konnte.
Mir persönlich kam dieser Flug zur Hölle immer eine Spur härter und brutaler vor als viele andere aus der Franco Fabrik. Insgesamt kann ich diesem Experiment im Großen und Ganzen nur Kurzweiligkeit bescheinigen. Vor kurzem gesehen und es fallen mir schon kaum mehr nennenswerte Inhalte ein, wie die Musik wirkt, kann ich auch kaum mehr sagen. Naja, mir fällt jedenfalls noch dunkel ein, dass ich mich doch einigermaßen unterhalten gefühlt habe.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

31.10.2011 17:23
#3 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Schöne Analyse, Prisma, stimme dem 100%ig zu. Francos abstruse Filme sind ja meist recht kurzweilig. Die ungewöhnlich hohe Zahl an Toten und die Gewalt fand ich übrigens auch stärker als in den anderen Filmen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

01.11.2011 11:55
#4 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Mir kam es so vor, dass sehr viele Personen getötet wurden, bei denen es die Handlung eigentlich nicht erfordert hätte. Im Gegenzug dazu verzichtete Franco hier auf seine exzessiven Erotikeinlagen, die zwar nicht gänzlich fehlen (Esperanza Roy konnte sich ja wirklich sehen lassen), aber keinen roten Faden darstellen.
Und gerade bei der Ermordung von Schürenberg ist man dann schon ein wenig schockiert, da man ihn jahrelang als Sir John kannte, außerdem wird das Ganze sehr ausgiebig gezeigt. Ich frage mich oft, wie ihm die Arbeit unter Jess Franco wohl gefallen hat?

Georg Offline




Beiträge: 3.259

01.11.2011 13:10
#5 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Zitat
Mir kam es so vor, dass sehr viele Personen getötet wurden, bei denen es die Handlung eigentlich nicht erfordert hätte


Du wirst doch Franco nicht etwa vorwerfen wollen, er habe ein lückenhaftes Drehbuch und eine mangelhafte Story geschrieben :-)??? Im Ernst: sehe ich genauso. Viele der Figuren sind "umsosnt" gestorben.
Und auch Schürenbergs Ende ist etwas brutal, ja. Immerhin hat der gute, der - wie du richtig sagst - nur durch seine Präsenz den Film aufwertet, bei Franco mehrfach gespielt. Das hätte er wohl kaum, wenn er mit seiner Arbeit nicht einverstanden gewesen wäre. Möglich ist übrigens, dass einige Erotikeinlagen oder Gewaltszenen herausgeschnitten wurden, die imdb weist eine Version mit 89 Minuten aus, während die deutsche nur 83 Minuten lief.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

01.11.2011 13:18
#6 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Zitat von Georg

Du wirst doch Franco nicht etwa vorwerfen wollen, er habe ein lückenhaftes Drehbuch eine mangelhafte Story geschrieben :-)???


Nein, auf diesen Gedanken wäre ich niemals gekommen!

Ich dachte mir, dass Schürenberg vielleicht unter Vertrag bei der CCC stand?
Bei dieser Originallänge könnte es (bei einem Film von Jess Franco) tatsächlich zu derartigen Kürzungen gekommen sein. Für die Handlung und fürs Verständnis wäre das dann aber wie immer irrelevant.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

20.02.2015 16:42
#7 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Eben neben einigen anderen interessanten Krimis auf der Pidax-Homeapage entdeckt: wird am 19.5. auf DVD veröffentlicht!
http://www.pidax-film.de/product_info.ph...7t7jq1ueun4md03

Jan Offline




Beiträge: 1.753

20.02.2015 20:09
#8 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Zitat von Mark Paxton im Beitrag #7
Eben neben einigen anderen interessanten Krimis auf der Pidax-Homeapage entdeckt: wird am 19.5. auf DVD veröffentlicht!
http://www.pidax-film.de/product_info.ph...7t7jq1ueun4md03


Sehr gute Nachricht! Den werde ich mir sichern. Das wird so richtig was zum Zurücklehnen und süffisanten Schmunzeln. Auf Franco ist bei sowas eigentlich stets Verlass!

Gruß
Jan

Josh Offline




Beiträge: 7.928

20.02.2015 20:29
#9 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Den habe ich als einen der besseren Francos in Erinnerung, schön das der kommt. Ich bin mal gespannt, ob ich das nach der Sichtung noch immer sagen werde.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

21.02.2015 17:15
#10 RE: Bewertet: "X312 - Flug zur Hölle" (BRD/ Spanien 1971) Zitat · Antworten

Schön, dass der endlich mal rausgebracht wird.
"Flug zur Hölle" ist einer der gemäßigten Francos und sehr unterhaltsam.

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