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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
Georg Offline




Beiträge: 3.259

11.09.2011 22:16
Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten

Unglaublich, welche Krimis mit bekannten "Wallace"-Darstellern im Zeitraum Ende 50er-Anfang 70er produziert wurden, hier aber noch so gut wie keine Erwähnung gefunden haben. Dann mache ich mal weiter mit ...

Eheinstitut Aurora

Eva Horn (Éva Bartok) sitzt wegen Mordes an ihrem Ehemann hinter Gittern. Einen siebentägigen Freigang will sie nutzen, um den wahren Täter zu finden. Denn sie ist an dem Giftmord völlig unschuldig. Die Spur führt in das nebulöse Eheinstitut Aurora einer gewissen Frau von Padula (Elisabeth Flickenschildt), die einen Schönling namens Tomkin (Carlos Thompson) an mehrere ältere Damen "vermittelt". So versucht sie es auch bei ihr. Sie kann aber nicht ahnen, dass Tomkin möglicherweise etwas mit dem Mord zu tun hat ...

Eva Bartok und Carlos Thompson agieren ganz gut in diesem ansonsten eher angestaubten und bieder wirkenden Krimi, dem eine Kürzung (der Film läuft rund 100 Minuten!) zu Gunsten der Spannung richtig gut getan hätte. Das Drehbuch schrieb Walter Forster, der sonst für "Kriminalmuseum" und Co. eigentlich recht brauchbare Stoffe ablieferte. Elisabeth Flickenschildt als geldgierige Kupplerin ist jedoch ein Kabinettstückchen für sich und überbietet in meinen Augen alle Rollen, die sie in sonstigen deutschen Krimis hatte. Hans Nielsen agiert sympathisch, Claus Holm als Bruder des Ermordeten ist ebenso gut besetzt, wie die Nebenrollen mit Rudolf Vogel und Walter Gross als "Singles", die sich auf Brautschau begeben und dabei für die humoristischen Einlagen sorgen. Albert Bessler ist natürlich auch mit dabei und zwar als ... Butler (als was denn sonst!) und brilliert in dieser Rolle. Der Film plätschert vor sich hin, bis zum Ende dann doch nochmal Spannung aufkommt und in bester Paul-Temple-Manier alle auf einer Cocktailparty versammelt werden, in der der wahre Mörder entlarvt wird (auf den ich allerdings schon sehr früh kam ...). Für die hier im Forum versammelten Wallace-Fans vor allem aufgrund der hohen Teilnahme von Wallace-Darstellern (Flickenschildt, Nielsen, Holm, Duscha, Bessler) interessant, ansonsten nicht das Spannendste, was Anfang der 60er produziert wurde. Kurt Ulrichs "Der letzte Zeuge" von 1960 war um Meilen spannender ...

Regie: Wolfgang Schleif, Buch: Walter Forster nach einem Roman von Hans Ulrich Horster, Musik: Peter Sandloff, Kamera: Friedl Behn-Grund, Produzent: Kurt Ulrich. Mit Éva Bartok, Carlos Thompson, Elisabeth Flickenschildt, Hans Nielsen, Claus Holm, Albert Bessler, Ina Duscha, Rainer Brandt, Rudolf Vogel, Walter Gross

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

12.09.2011 13:02
#2 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten

Für mich sind Kurt Ulrichs kriminalistische Beiträge der 60er Jahre nicht unbedingt Garanten für ausgekochte uns spannendste Unterhaltung, aber sie sind allemal sehenswert. "Eheinstitut Aurora" punktet wie kaum ein anderer durch die ausgewogene Besetzung. Man kann Eva Bartok in ihrer Paraderolle bewundern, sie besticht durch einen von Ernsthaftigkeit und zu erahnender Verzweiflung geprägten Auftritt, Partner Carlos Thompson spielt sehr angenehm und passt hervorragend zur Hauptdarstellerin. Alleine in dieser Hinsicht hat man in dieser Zeit weitaus unglaubwürdigeres und langweiligeres gesehen. Ulrich-Sternchen Ina Duscha zeigt in diesem Film Ansätze ihres Könnens und gefällt mir hier persönlich wesentlich besser als in "Der Rächer". Hans Nielsen liefert mal wieder eine überaus glaubwürdige Interpretation, Claus Holm und Albert Bessler, der hier besonders unheimlich wirkt, stehen für die undurchsichtigen Parts zur Verfügung, Rudolf Vogel und Walter Gross zeigen sich für den Humor zuständig.

Elisabeth Flickenschildt zeigt hier, wie Georg bereits erwähnte, Großartiges. Sie stellt ihre Wandlungsfähigkeit abermals zur Schau und sorgt für die eigentlichen großen Momente in diesem Film. Ihre Gabe, damenhaftes und proletarisches zu vereinen war für mich schon immer ihr Markenzeichen, hier liefert sie diesbezüglich eine große Lehrstunde.

Der Film mag sich leider nur schwer entscheiden, welche denn eigentlich die Haupthandlung sein soll. Der Mordfall oder das Eheinstitut? Die beiden Inhalte wurden eher ungünstig verstrickt. Das Ganze ist einfach viel zu vorhersehbar und konstruiert, dauert fast ewig. Will man einen spannenderen Kurt-Ulrich-Film sehen, so ist man bestimmt mit "Der letzte Zeuge" besser bedient, will man aber die Flickenschildt auf Hochtouren genießen, ist "Eheinstitut Aurora" genau das richtige. Weniger Kriminalfilm als Schauspielerfilm!

Georg Offline




Beiträge: 3.259

12.09.2011 15:38
#3 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten

Schön, dass Du den Film ähnlich siehst wie ich. Produzent Kurt Ulrich versuchte wenigstens auch andere Krimidramaturgien wie den Gerichtskrimi in deutsche Kinos zu bringen, was man ihm eigentlich anrechnen muss. Das gelingt wie gesagt bei "Der letzte Zeuge" besser als bei "Eheinstitut", der wiederum durch die schauspielerischen Leistungen punktet.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

06.12.2013 22:57
#4 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten



EHEINSTITUT AURORA (1962)

mit Eva Bartok, Carlos Thompson und Elisabeth Flickenschildt
Hans Nielsen, Claus Holm, Rainer Brandt, Rudolf Vogel, Albert Bessler, Ljuba Welitsch, Walter Gross und Ina Duscha
es singt Lorne Lesley
eine Kurt Ulrich Filmproduktion im Nora Filmverleih
nach dem gleichnamigen HÖRZU-Roman von Hans-Ulrich Horster
ein Film von Wolfgang Schleif





»Sagen Sie nicht immer Chefin zu mir. Ich bin Baronin!«


Die Millionenerbin Eva Horn (Eva Bartok) wurde in einem Indizien-Prozess zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Anklage lautet: Giftmord an ihrem eigenen Ehemann, dem Bankier Lewandowski. Nach fünf Jahren Haft erwirkt ihr Anwalt Dr. Burgmüller (Hans Nielsen), der nach wie vor von der Unschuld seiner Mandantin überzeugt ist, einen einwöchigen Hafturlaub, und in dieser kurzen Zeit wollen die beiden den wahren Mörder stellen. Eine heiße Spur führt in das Berliner Eheinstitut Aurora, das von der zweifelhaften Hortense Baronin von Padula (Elisabeth Flickenschildt) geführt wird. Dort lässt sich Eva Horn einen Herrn namens Christinow Tomkin (Carlos Thompson) vermitteln, der in irgend einer Weise in den Fall verwickelt zu sein scheint. Die Zeit läuft davon; werden Eva und Dr. Burgmüller den wahren Täter entlarven können..?

Ein Film von Wolfgang Schleif... Das löst bei mir prinzipiell eine gewisse Skepsis aus, da ich ihn noch nie für einen besonders guten Regisseur gehalten habe. Langweilige Beiträge wie beispielsweise "Im Nest der gelben Viper" oder "Der rote Rausch" sorgten da eher für Ernüchterung. Auch bei "Eheinstitut Aurora" wird sich leider schnell herausstellen, dass er einfach kein Gespür für Spannungsaufbau hatte, geschweige denn dafür, kriminalistische Elemente in seinen Filmen adäquat zu präsentieren. Daher versagt dieser Film von 1962 im Rahmen seiner Haupthandlung über weite Strecken, und es ist die Nebenhandlung rund um das fragwürdige Institut, die für überzeugendere Unterhaltung sorgen muss, und glücklicherweise auch wird. Ich habe "Eheinstitut Aurora" aus unterschiedlichen Gründen schon immer sehr gerne gesehen, vor allem wegen einiger sagenhafter Interpretationen in diesem Krimi von eher vagem Charakter. Aber diese dichten Interpretationen halten das Szenario letztlich auch zusammen, und täuschen über einige inszenatorische Minderleistungen hinweg. Der Fall bleibt wirr und wirkt nicht besonders ausgefeilt, einige Zusammenhänge werden nur unzureichend erklärt und das Finale erteilt der mühsam konstruierten Spannung der letzten 15 Minuten leider eine unmissverständliche Abfuhr, denn das Vorhergesehene nimmt ungeniert seinen Lauf. Dass der Film so unbekannt ist, ist dennoch sehr schade, denn im Rahmen der Interpretationen geschehen Dinge, die teils nur schwer für möglich zu halten gewesen sind, und vielleicht genießt der Film deswegen, bei seiner zu langen Laufzeit von 100 Minuten, schlussendlich doch einen überaus versöhnlichen Blick. Weniger Kriminalfilm aber mehr Schauspielerfilm; das ist für mich persönlich immer ein zufriedenstellender Deal gewesen!





Wie erwähnt, sind die Stärken der Produktion bei den schauspielerischen Aktivitäten, und dadurch auch in der Nebenhandlung um das Eheinstitut zu finden. Eva Bartok wirkt hier schön und geheimnisvoll wie selten, sie versucht mit allen Mitteln, den Hauch eines Verdachtes auf sich zu lenken. Offensichtlich synchronisiert von Beate Hasenau, kommt schon eine sehr überzeugende Aura auf, die hin und wieder von Verzweiflung, Misstrauen und Angst dominiert werden, jedoch kann auch eine überzeugende Darstellerin wie Eva Bartok nicht alle Lücken im Drehbuch wegspielen. Zu ihrem potentiellen Partner Carlos Thompson passt sie erstaunlich gut, und die beiden scheinen trotz aller Zweifel, die die Geschichte schürt, im Einklang zu stehen. Obligatorische Rollen interpretieren wie so oft Hans Nielsen, der hier als resoluter Anwalt wieder einmal deutliche Akzente setzen kann, auch Albert Bessler gibt die Rolle seines Lebens zum Besten, indem er den rätselhaften Butler mimt, Claus Holm bleibt wie so oft recht blass in einer unscheinbaren, folglich auch undankbaren Rolle, und der Rest ist angenehmerweise nicht Schweigen, sondern macht mit den humorvollen Darbietungen von Star-Sopranistin Ljuba Welitsch, Walter Gross und Rudolf Vogel sogar weitgehend Spaß. Am meisten überrascht hat mich die ansprechende Leistung der hübschen Österreicherin Ina Duscha, die man hier als aufgeschlossene und moderne Frau sieht, die voll in der Phase ihrer darstellerischen Emanzipation steckt. Wenn man so will, und die schauspielerischen Kompetenzen in "Eheinstitut Aurora" als überdurchschnittlich bezeichnen möchte, gibt es jedoch eine Dame, die nicht nur alle anderen Darbietungen in die zweite Reihe verweist, sondern sogar ihre eigenen Auftritte im zeitgenössischen Kriminalfilm um Längen schlägt: Elisabeth Flickenschildt.

Als Hortense Baronin von Padula zeigt sie sich in einer exzellenten Spiellaune und ihre Auftritte, in denen sie von Raum zu Raum schwebt, werden zur demonstrativen Lehrstunde. Keine Zweite verstand es so überzeugend, Damenhaftes mit Proletarischem zu vereinen, und der Zuschauer wird in jeder Sekunde in ihren Bann gezogen denn sie überzeugt einmal mehr als Meisterin der Rhetorik. Permanent ist die Baronin damit beschäftigt, ihre Kunden auszupressen wie Zitronen, um an genügend Geld für ihren Sohn zu kommen, der sich gerne in Spielhöllen herumtreibt und das gesamte Kapital durchbringt. Dieser wird von Rainer Brandt dargestellt, den ich auch nie mehr so überzeugend gesehen habe, und genau das ist der springende Punkt in einem Film, in dem Elisabeth Flickenschildt auftritt. Dem Empfinden nach kann konnte sie sogar Kollegen neben ihr dazu animieren, zu Höchstleistungen aufzulaufen. Die Szenen zwischen ihr und Filmsohn Brandt sind klasse. Er hält ihr stets vor, dass sie es schließlich war, die ihn zum Aristokraten erzogen habe, der keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung habe, und dass sie bei allem majestätischen Gehabe nur eine geborene Frau Kutschke bleibe. Sie hingegen schießt eindrucksvoll zurück und klagt ihn an, er habe sie zur Betrügerin gemacht, bis sie sich aufgrund ihres schlechten Gewissens immer wieder aufs Neue einwickeln lässt. Man braucht in diesem Film erst gar nicht auf den kriminalistischen Showdown der Geschichte zu warten, diese Szenen (und generell die von Elisabeth Flickenschildt) entschädigen für alles, was inszenatorisch und dramaturgisch liegen gelassen wurde. Daher bleibe ich dabei und sage erneut, dass ich noch nie eine bessere und mitreißendere Flickenschildt gesehen habe.

Kommt "Eheinstitut Aurora" also im Endeffekt nur so positiv bei meiner Bewertung weg, weil die Darsteller die Minderleistungen des Films an die Wand spielen? Und wenn schon, ja! Jeden anderen Krimi hätte ich vermutlich stark kritisiert, aber hier wirkt trotz allem Vieles sehr ausgeglichen und Elisabeth Flickenschildt ist eine Wucht. Weitere Schwachpunkte in der weitgehend angestaubt wirkenden Inszenierung lassen sich im musikalischen Bereich finden, außerdem ist es ein kompletter Studio-Film, der kaum eine Außenaufnahme besitzt, wobei allerdings auch keine Isolation durch die einheitlichen Settings aufkommt. Ohne die Kriminal-Komponente wäre "Eheinstitut Aurora" ein wesentlich stärkerer Film geworden, so viel ist jedenfalls sicher. Das Tempo ist wirklich als gemütlich zu bezeichnen und spannende Momente sind rar gesät. Ein netter Twist hier oder dort hätte in diesem Bereich sicherlich Wunder gewirkt, aber unterm Strich ist und bleibt es eben ein Film, der die unverkennbare Handschrift des Regisseurs Wolfgang Schleif trägt. Wie dem auch sei: Kurt Ulrichs Experimente, wie beispielsweise auch der Konkurrenz-Wallace "Der Rächer", haben, wenn man sie rein objektiv betrachtet, vergleichsweise oft das Nachsehen, aber letztlich kann man froh sein, dass es sie mit ihrem eigentümlichen Flair überhaupt gibt. Insgesamt bleibt mit dieser Produktion also ein durchschnittlicher und nicht immer ganz logischer Krimi mit Aufsehen erregender Parallel-Handlung, der als überragender Schauspieler-Film jedoch wesentlich deutlichere Akzente setzen kann. Daher: Sehenswert!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2016 21:30
#5 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten



Eheinstitut Aurora

Kriminalfilm, BRD 1961. Regie: Wolfgang Schleif. Drehbuch: Walter Forster (Buchvorlage: Hans-Ulrich Horster). Mit: Eva Bartok (Eva Lewandowski-Horn), Carlos Thompson (Christinow Tomkin), Elisabeth Flickenschildt (Hortense Baronin von Padula), Claus Holm (Arnold Lewandowski), Hans Nielsen (Anwalt Dr. Burgmüller), Ina Duscha (Lore Karmann), Rainer Brandt (Friedrich von Padula), Ljuba Welitsch (Mrs. Pearl), Albert Bessler (Butler Charles), Rudolf Vogel (Graf Hohenberg) u.a. Uraufführung: 18. Januar 1962. Eine Produktion der Kurt-Ulrich-Film Berlin im Nora-Filmverleih München.

Zitat von Eheinstitut Aurora
Auf das Eingreifen ihres Anwalts Dr. Burgmüller hin wird der verurteilten Gattenmörderin Eva Lewandowski ein einwöchiger Haftaufschub gewährt. Statt vermögensrechtliche Fragen zu klären, ermitteln Dr. Burgmüller und seine Mandantin einen weiteren Verdächtigen für den Tod des Bankiers Lewandowski. Der Mann, ein windiger Charmeur, verdingt sich als Heiratsschwindler im Eheinstitut Aurora, dessen Leiterin in einer Zwickmühle zwischen adliger Noblesse und unehrenhaften Geldschwierigkeiten steckt. Eva stellt sich als Heiratswillige vor und sticht in ein Wespennest ...


Wolfgang Schleifs Krimi verfügt nicht nur über eine ganze Reihe bekannter Wallace-Gesichter, sondern bedient sich darüber hinaus auch sehr ähnlicher Spannungsmechanismen, einer vergleichbaren Kontrastierung mit humorvollen Momenten und sogar einer in einem Abendlokal dargebotenen Gesangsnummer. Unterm Strich wäre es nicht abwegig, „Eheinstitut Aurora“ als einen Epigonen zur Edgar-Wallace-Serie zu führen, der sich von den Vorbildern des englischen Autors eigentlich nur durch den Schauplatz und die Abwesenheit von Polizisten unterscheidet.

1961 für die Kurt-Ulrich-Filmproduktion gedreht, die im Vorjahr den ersten Konkurrenz-Wallace „Der Rächer“ verantwortete, tauscht der Film Guillotine und Affenmenschen gegen modernen Grusel ein, der die Protagonistin Eva Horn ob ihrer ungerechten Verurteilung wegen Mordes verfolgt. Schleif gewinnt dieser Seite der Handlung einige düstere Szenen ab, die auf einem edlen Landsitz in schönen Schwarzweißmalereien an heimtückischen Giftmord erinnern und mit missgünstig herumschleichendem Butler sowie einem verzweifelten Spiel gegen die Zeit ausgestattet sind.



Demgegenüber bilden die Szenen im titelgebenden „Eheinstitut Aurora“ einen leichtherzigen Kontrast, dessen etwas biederer Humor den Film zunächst in die Richtung einer halbgaren Kriminalkomödie zu verrücken droht. Als die von Elisabeth Flickenschildt in unverkennbarer Spiellaune, aber nicht immer gewahrter vornehmer Zurückhaltung dargestellte Schlüsselfigur dann etwas mehr dramatisches Fleisch auf die Rippen gehängt bekommt, erweisen sich auch die Irrungen und Eitelkeiten der Partnervermittlung als passend zum düsteren Rest des Films. Diese Wandlung macht die albernen und verzichtbaren Auftritte von Ljuba Welitsch und Rudolf Vogel zwar nicht ungeschehen, setzt aber ein gelungenes Gegengewicht und bewahrt den Film vor allzu ausgeprägtem Lustspielcharakter.

Bevor die stets angespannt und verhuscht wirkende Eva Bartok aufatmen kann (der ewig rechtschaffende Hans Nielsen eilt einmal mehr zur bitter benötigten Hilfe), übt sich Walter Forster, dessen Name im TV-Metier oft etwas schleppende Unterhaltung voraussagt, in insgesamt solidem Suspense-Aufbau, auch wenn die Handlung gewisse Unwahrscheinlichkeiten nicht leugnen kann. Das Finale wurde klassisch ausgeführt, zählt aber zu den stärkeren seiner Art, da ausreichend Verdächtige bereitstehen und der Zuschauer so lange wie nur irgend möglich zappeln gelassen wird. Dennoch hätte eine Straffung (i.e. eine Einkürzung der unbegründeten Überlänge) wahrscheinlich nicht geschadet.

Eva Bartok und Carlos Thompson bilden nicht nur namentlich ein ungewöhnliches Pärchen für einen Wallace-Konkurrenz-Krimi, sondern umschnüffeln einander auch in sonst selten gesehener Unsicherheit darüber, wer wohl der Gute und wer die Böse sein mag. Oberflächlicher Witz schadet der Kriminalhandlung stellenweise, wird aber erzählerisch in Form zweier säuberlich abgetrennter Parallelhandlungen kanalisiert. Lebendige Darstellungen der gut ausgeformten Charaktere gehen über die üblichen Krimichargen vielfach hinaus. 4 von 5 Punkten.

[ Weitere Besprechungen finden sich hier und hier. ]



Die DVD von Filmjuwelen: Der Transfer von „Eheinstitut Aurora“ erfuhr für seine Veröffentlichung keine mühevolle Restaurierung. Das hätte sich wohl auch nicht gelohnt, stammt das Material doch offenkundig von einer Videoquelle (zweimal ziehen sich zu Beginn charakteristische Störungsmuster durchs Bild) und nicht von der originalen Kinokopie. Das erklärt auch das verunglückte Bildformat, das zwar als 1,66:1 betitelt und anamorph präsentiert wird, in Wahrheit aber nur ein 1,54:1 ist. Die Qualität des Kinotrailers ist der des Hauptfilms überlegen. Neben dem Trailer enthält die Ausgabe das obligate Booklet, das sich neben Bildern, Biografien und Werbung auf insgesamt drei Seiten der Entstehungsgeschichte und Rezeption des Films widmet, wobei hauptsächlich zeitgenössische Texte zu Wort kommen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2016 22:08
#6 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten

Eine gesonderte Erwähnung verdient außerdem Ina Duscha. Im etwas klamaukigen Eheinstitut ist sie zwischen überkandidelten Baroninnen und Millionärinnen, zwischen der Münchner Putzfrau und dem Gigolo vom Dienst der ruhende Pol und hier freundlich, dort hinterlistig. Eine gute Rolle, die zeigt, dass es auch abseits der bedrängten Heldin lohnenswerte Parts für junge Schauspielerinnen im deutschen Kriminalfilm gab und dass Ina Duscha eine solche perfekt auszufüllen verstand. Für mich die positive Überraschung, die ich aus diesem Film mitnehme. Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass sich ihr schauspielerisches Talent auf „Michael“-Rufe beschränkt.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

24.07.2016 20:58
#7 RE: Eheinstitut Aurora (1961) Zitat · Antworten

Eheinstitut Aurora (BRD 1962)

Regie: Wolfgang Schleif

Darsteller: Eva Bartok, Carlos Thompson, Hans Nielsen, Elisabeth Flickenschildt, Claus Holm, Ina Duscha, Rainer Brandt, Albert Bessler u.a.



Aufgrund der doch recht ordentlichen Bewertungen habe ich mir auch diesen Kriminalfilm aus dem Hause Kurt Ulrich zu Gemüte geführt. Leider wurde ich ein wenig enttäuscht. Zunächst rückt die Kriminalfilmhandlung in dem mit 100 Minuten (unnötig) überlangen Film zeitweise zu sehr in den Hintergrund und das Eheinstitut übernimmt die Oberhand, ohne dass der Zuschauer zu ahnen vermag, ob oder wie die beiden Handlungsstränge nochmal zusammenfinden werden. Darüber hinaus wurde die Idee eines kriminellen Kuppelinstitut in der Serie "Mit Schirm, Charme und Melone" wesentlich charmanter in eine leichtfüßige Krimihandlung integriert.

Nicht zu überzeugen vermag zudem das Hauptdarsteller-Duo Bartok/Thompson. Eine abweichende Besetzung hätte möglicherweise schon hinreichend Abhilfe schaffen können. Gewohnt souverän agieren demgegenüber Hans Nielsen und Albert Bessler, Claus Holm bleibt dagegen ungewohnt blass. Doch zwei echte Pfunde hat der Film doch noch vorzuweisen: einen zu erwartenden und einen unerwarteten. Erwartungsgemäß spielt die Flickenschildt einmal mehr ihre Mitstreiter an die Wand. Doch für mich äußerst überraschend, wenngleich von meinen Vorrednern bereits angekündigt, ist es Ina Duscha, welche die positive Erscheinung des Films darstellt. Agierte sie im "Rächer" noch wenig berauschend, ist sie es, die langfristig in Erinnerung bleiben wird. Sie führt im Verbund mit Flickenschildt dazu, dass der eigentlich uninteressante Handlungsstrang im Eheinstitut mitunter interessanter gerät als der kriminalistische. Krimi-Freunde kommen dennoch im Showdown ein wenig auf ihre Kosten, denn dieser ist durchaus effektvoll inszeniert.


Eine wenig stringente Handlung und ein nicht überzeugendes Hauptdarsteller-Duo werden durch die Darsteller in der zweiten Reihe und das gelungene Finale abgefedert. Trotzdem vorerst nur 3 von 5 Punkten.

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