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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.585 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.08.2011 21:30
Senta Berger: Immer Ärger mit dem Bett Zitat · Antworten



Immer Ärger mit dem Bett
Kriminalkomödie, BRD 1961. Regie: Rudolf Schündler. Drehbuch: Janne Furch, Stefan Gommermann. Mit: Senta Berger (Rosemarie Schulze), Günter Pfitzmann (Peter Schulze), Trude Herr (Erna Meyer), Rudolf Platte (Tischlermeister Otto Schwarz), Renate Ewert (Frau Peken), Wolfgang Neuss (Bildhauer Gabriel Ernst), Ralf Wolter (Meister), Walter Gross (Abgeordneter Windmacher), Leon Askin (Luigi Papagallo), Ida Boros (Madame Kovacz) u.a.

Zitat von Immer Ärger mit dem Bett
Kaum ist das frischgebackene Ehepaar Schulze in seine neue Wohnung gezogen, da beginnt schon der Ärger mit dem Bett: Das alte Holzgestell bricht – übrigens in einer völlig unverfänglichen Situation – auseinander und Frau Schulze bemüht sich, möglichst bald einen Tischler für die Reparatur zu finden. Zeitgleich wird ihr Mann, von Hause aus Kriminalkommissar, zur Sitte abgestellt und auf die Spur des gesuchten „Fotografen“ Meister gesetzt. Als sich schließlich der Tischlermeister und Meister mit der losen Moral im Aufzug gegenüberstehen, kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung und ein Unhold landet in Frau Schulzes Schlafzimmer …


Der Alternativtitel „Meine Frau, das Callgirl“ verdeutlicht sowohl den Verdacht von Kriminaler Schulze als auch die Klamottenhaftigkeit der Handlung in „Immer Ärger mit dem Bett“. Im Gegensatz zu „Es muss nicht immer Kaviar sein“, „Diesmal muss es Kaviar sein“ und „Lange Beine – lange Finger“ darf „Immer Ärger mit dem Bett“ getrost als typisches deutsches Lustspiel bezeichnet werden, das seinen Reiz aus der Prüderie der Adenauer-Zeit und den Verwechslungen und vertauschten Identitäten bezieht, wie man sie auch aus Filmen mit Peter Alexander, Hans Moser oder Heinz Erhardt kennt. Die kriminalistische Komponente der Handlung, die sich um die Aufdeckung eines Callgirlrings dreht, ist damit in keiner Weise ernstzunehmen, doch einen solchen Anspruch erhebt der Film auch zu keinem Zeitpunkt. Er steigt sogar direkt mit einer Satire auf sich selbst ein, indem er einen Traum Schulzes verbildlicht, in dem sich seine Frau Rosi „äußerst verdächtig“ verhält.
Rudolf Schündler kennt man als Schauspieler selbst aus vielen solcher Possen – vor allem als Studienrat Knörz stellte der Wallace-Mime in den Pauker-Filmen sein komödiantisches Talent unter Beweis. Weniger erinnert man sich seiner als Regisseur, obwohl er zwischen 1950 und 1964 insgesamt 23 Kino- und TV-Filme inszenierte. Hauptsächlich konzentrierte er sich dabei auf Heimatfilmromantik, in „Immer Ärger mit dem Bett“ geht es von Zeit zu Zeit allerdings so unromantisch direkt zu, dass die aus heutigem Blickwinkel völlig harmlose Komödie 1961 doch tatsächlich mit einem FSK-18-Prädikat versehen wurde.
Senta Berger zeigt neben ihrer raffinierten Verführungskunst aus den Kaviar-Filmen und der mädchenhaften Sturheit aus „Lange Beine – lange Finger“ hier Humor und perfektes Timing als dritte Seite ihres Könnens. Mit Fug und Recht kann somit festgestellt werden, dass Artur Brauner sie in „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ und „Das Testament des Dr. Mabuse“ unter Wert verkaufte und ihre starke Persönlichkeit dort kaum zur Geltung brachte. Vielleicht sollte er die Schuld nicht allein bei der Berger suchen, wenn er in seiner Biografie „Mich gibt’s nur einmal“ schreibt, ihr Missfallen an weiteren CCC-Produktionen läge nicht an den Rollen, sondern an den Gagen und ihrer menschlichen Undankbarkeit. (Anmerkung am Rande: „Immer Ärger mit dem Bett“ entstand ursprünglich nicht direkt bei der CCC-Film, sondern bei Alfa-Film, die ebenfalls Artur Brauner gehörte.)
Günter Pfitzmann erhält in seiner Rolle kaum die Gelegenheit, sich auszuspielen und für die großen amüsanten Momente ist er am allerwenigsten zuständig (Gott sei Dank, muss man sagen, nachdem man sah, wie es in „Dr. Crippen lebt“ schiefging). Charmant wie eh und je stattdessen Trude Herr und Rudolf Platte in einer ulkigen „Romanze im besten Alter“. Ein weiterer Clou der Besetzung: Die immer gern gesehene Renate Ewert aus dem „roten Kreis“ übernimmt einen Part als Callgirl und bringt darin – mit blondem Schopf – sowohl Verführung als auch Spaß in den Film.
Der einzige Punkt, den andere Lustspiele seiner Zeit merklich besser erfüllen als „Immer Ärger“, ist die Musik, die hier von Gerhard Becker stammt. Der gute Herr Becker, dessen Filmografie sich übrigens auf nur 14 Filme beschränkt, landet zwar mit einer amüsanten Anlehnung an die berühmte „Stahlnetz“-Melodie einen Volltreffer, die gesungenen Nummern stehen in puncto Einprägsamkeit aber hinter denen versierterer Schlagerkomponisten zurück. Wer dem „Gedudel“ von Haus aus skeptisch gegenübersteht, wird das ja vielleicht sogar begrüßen.

Es kam hier im Forum zu der Aussage, die „Senta Berger Jubiläumsedition“ sei genretechnisch „dermaßen zusammengewürfelt“, dass sie niemanden so recht ansprechen würde. Ich kann diese Aussage nicht unterstützen, handelt es sich doch bei allen vier Filmen um waschechte Krimikomödien, wenngleich „Immer Ärger“ den Wortbestandteil Komödie noch etwas traditioneller und weniger mondän angeht als die drei anderen Produktionen. Aus diesem Grund verteile ich 4 von 5 Punkten – man muss diese Art Filme einfach mögen, um sie auszuhalten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.08.2011 21:49
#2 RE: Senta Berger: Immer Ärger mit dem Bett Zitat · Antworten

Abschließend noch ein Kommentar zu der DVD-Qualität der „Senta Berger Jubiläumsedition“ von Universum Film. Für diejenigen, die meine Posts der vergangenen Tage nicht gelesen haben, hier noch einmal die Übersicht über den Inhalt der Kollektion:



Es muss nicht immer Kaviar sein / Diesmal muss es Kaviar sein (BRD / FR 1961, Regie: Géza von Radványi) • Immer Ärger mit dem Bett (BRD 1961, Regie: Rudolf Schündler) • Lange Beine – lange Finger (BRD 1965/66, Regie: Alfred Vohrer)

Bei Amazon.de findet sich ein Verriss der Edition von Jan-Eric Loebe, der seinerzeit viele DVD-Veröffentlichungen auf eine ziemlich überhebliche Weise rezensierte. Wer Klassiker sammelt, muss sich realistischerweise darüber im Klaren sein, nicht immer DVDs präsentiert zu bekommen, die aussehen wie die neueste Blockbuster-VÖ von Warner oder Sony. Ich möchte niemandem raten, sich allein durch diesen Kommentar vom Kauf der Box abhalten zu lassen.
Die beiden Kaviar-Filme sind in bester Bildqualität und Originalbildformat enthalten. Offensichtlich fand für diese beiden Streifen eine digitale Restaurierung statt, sodass die Güte des Bildes mit der gelobter Universum-Film-Klassiker (Wallace, BEW, Mabuse, Holmes Halsband) übereinstimmt. Der einzige Kritikpunkt an diesen beiden Discs besteht darin, dass – wie bei „SH und das Halsband des Todes“ – das 1.66:1-Bild leider nicht anamorph kodiert wurde.
„Immer Ärger mit dem Bett“ fällt optisch relativ deutlich ab und darf mit un- oder oberflächlich restaurierten Kinowelt-Mastern verglichen werden. Im Vorspann merkt man, dass das Bildformat nicht ganz koscher ist und links und rechts Bildinformationen fehlen. Das ursprüngliche 1.66:1-Bild wurde etwa auf 1.50:1 aufgezoomt, was sich mir persönlich allerdings ausschließlich bei den Credits bemerkbar machte.
„Lange Beine – lange Finger“ entspricht nicht ganz der TV-Version. Offenbar verwendete man ein anderes Master, denn es fehlt zum Beispiel die Verleihmarke vor dem Vorspann. Die Farben sind aber ganz ähnlich blass und der gesamte Bildeindruck ein wenig zu hell. Auch wirkt alles relativ körnig – andere User werden sich daran aber wohl weniger stören, zumal das Bildformat zu stimmen scheint und offensichtlich keine bessere Kopie existiert.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Box vier ungeschnittene Filmklassiker enthält, von denen zwei in anstandsloser und zwei in durchschnittlicher, wenn auch Unter-Universum-Durchschnitts-Qualität vorliegen, bleiben für mich die fehlende anamorphe Kodierung aller Streifen sowie der Randabschnitt bei Film 3 die einzigen wirklichen Mankos der „Senta Berger Jubiläumsedition“. Untertitel sind nicht enthalten, was aber verzeichlich ist, da keine anderssprachigen Tonspuren zur Wahl stehen.
Mich freut, dass das Bonusmaterial für Universum-Verhältnisse direkt spendabel ausgefallen ist. Vornweg: Keine Originaltrailer. Schaut man sich andere DVDs des Labels an, bekommt man den Eindruck, als seien die Trailer der CCC für Universum nicht so leicht zu bekommen wie bei den Rialto-Wallace-Filmen. Dafür wartet die Box mit zwei aktuellen Berger-Interviews auf, die in keiner Verbindung zu den speziellen Filmen stehen, aber einen Eindruck vom Charakter der Schauspielerin verleihen, mit einer Stargalerie über Fischer, Pfitzmann und Fuchsberger, Bildergalerien zu jedem Film und einem 8-seitigen Booklet mit alten Magazin-Berichten über Senta Berger.

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich freue mich sehr über den Kauf. Wer Krimis nicht zwangsläufig als todernste Angelegenheit betrachtet, wird mit den Filmen seine Freude haben, so er oder sie Sechzigerjahrehumor zu schätzen weiß. Tipp zum Abend: Die 4-DVD-Edition ist momentan bei Amazon.de für 9,95 Euro erhältlich.

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