Deutschland 2006 mit: Hinnerk Schönemann, Mira Bartuschek, Peter Fitz, Kai Ivo Baulitz, Sebastian Rudolph, Tobias Schenke, Angelika Thomas, Vaile Fuchs u.a. / Buch: Holger Karsten Schmidt / Kamera: Jo Heim / Musik: Detlef Petersen / Regie: Markus Imboden
Hinnerk Schönemann drei mal auf Streife in Norddeutschland.
Zitat Dorfpolizist Klaus Burck (Hinnerk Schönemann) lässt bei kleinen Verkehrsdelikten gerne mal Gnade vor Recht ergehen, schließlich kennt man sich in der Provinz. Doch als ein junges Mädchen tot aufgefunden wird und alle Indizien für einen Mord sprechen, schwört Burck den Mord mit allen Konsequenzen aufzuklären. Doch das ist den Dorfbewohnern gar nicht recht, denn als Konsequenz droht denen der Exitenzverlust.
MÖRDERISCHE ERPRESSUNG ist er erste Film mit/von Schönemann/Schmidt/Imboden und der dritte Film des Trios den ich bisher gesehen habe. Zum Einstand geht es noch recht konventionell zu und das ist noch nach zwei wirklichen Meisterwerken erst mal ungewöhnlich und auch ein wenig enttäuschend, denn die Erwartungshaltung war eine ganz andere.
Viel zu sehr orientiert sich der Film an dem klassischen Rezept des Fernsehkrimis Zwar gibt es auch hier schon kleine Parallelen zum Western-Genre, der Humor ist recht subtil und das Filmende mit allen seinen Auswirkungen absolut fantastisch, trotzdem muss man dem Film in der ersten Hälfte langatmige Momente zusprechen. Viel atmosphärisches Potential, das man bei den Nachfolgern richtig nutzte, wirkt hier nur diskret und viel zu gewöhnlich abgefilmt. Es fehlt an Skurrilität, an unfreiwillig komischen Momenten resultierend aus den Zusammentreffen der Charaktere und am trockenen norddeutschen Humor.
Hinnerk Schönemann spielt zum ersten Mal den Polizisten in der öden Provinz, eine Rolle die er hervorragend spielt. Während er in den letzten zwei Imboden-Filmen den eingebildeten aber sympathischen Trottel spielte, spielt er hier mit leiseren Tönen. Dramaturgisch nachvollziehbar, denn seine Figur ist privat in den Todesfall verwickelt. Während Schönemanns Charakter in MÖRDER AUF AMRUM noch nicht einmal wusste was ein Einschusswinkel ist und im Film aus seiner naiven Haltung herausgewachsen ist, ist Schönemann hier schon ein ausgewachsener Junge, der das Polizei-ABC kennt. Nur in wenigen Momenten spielt er seinen überheblich-sympathischen Spitzbuben-Charme aus.
Mira Bartuschek spielt Burcks übermotivierte Kollegin "Frau Mann" (die Dorfbewohner finden diese Wortkonstellation unglaublich komisch, und ich als ehemalige Dörfler muss zustimmen, auf dem platten Land sind die Menschen wirklich platt und finden so was lustig). Ansonsten spielt aber auch sie recht zurückhaltend. Peter Fitz (wird am Montag 80) hingegen spielt richtig unsympathisch. Er spielt den intriganten Backwaren-König, der aber manchmal wirkt wie der Viehbaron auf seiner Ranch. Seinem Charakter wünscht man wirklich alles schlechte dieser Welt und am Ende trifft es ihn auch. Verdientermaßen.
Da mir die zwei Nachfolger bereits bekannt waren, wirkt MÖRDERISCHE ERPRESSUNG noch wenig ausgereift. Ansätze für den später angewendeten Stil sind jedoch erkennen.
3 von 5 Punkten.
Kinowelt hat die drei Filme zusammen mit zwei weiteren Norddeutschland-Krimis von Holger Karsten Schmidt und Markus Imboden unter dem Titel "Mörderischer Norden- Die ZDF-Krimireihe" zusammengefasst und in einer DVD-Box veröffentlicht, die bei Amazon für schlappe 25 Euro zu bekommen ist. Allein MÖRDER AUF AMRUM und MÖRDERISCHES WESPENNEST dürften diesen Betrag wert sein.