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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 4.217 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.08.2011 14:42
Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

Universum Film steigt nach längerer Pause wieder in die Vermarktung alter deutscher Kriminalfilme ein. Nachdem im Juli bereits das historische Drama „Liebling der Götter“ erschienen ist, sind nun für den 21. Oktober 2011 zwei frühe Nachkriegskrimis der CCC-Film angekündigt. Die „Reihe“ erfreut durch die Verwendung der Original-Kinoplakate als DVD-Covermotive.



Die Spur führt nach Berlin
Ein spannender CCC-Spionagethriller im Berlin der Nachkriegszeit mit Verschwörungen und Doppelagenten, Verfolgungsjagden und Betrügereien. Wem können Sie noch trauen?
Berlin, kurz nach Ende des 2. Weltkriegs. Der amerikanische Rechtsanwalt Ronald Roberts soll in der immer noch zerstörten Stadt nach dem verschollenen Erben eines großen Vermögens suchen. Dabei kommt er durch Zufall einer skrupellosen Geldfälscherbande in die Quere und muss schon bald um sein Leben fürchten. Mit Hilfe von Irina Garden, der Tochter des Gesuchten versucht er, sich durch den gefährlichen Sumpf der Unterwelt zu kämpfen. Als auch noch der russische Geheimdienst auf den Plan tritt, geht es für Ronald und Irina nur noch ums nackte Überleben ...

Regie: Franz Cap. Drehbuch: Paul H. Rameau, Artur Brauner. Mit: Gordon Howard, Irina Garden, Kurt Meisel, Hans Nielsen (Die Tür mit den 7 Schlössern), Wolfgang Neuss, Ernst Konstantin, Barbara Rütting (Der Zinker), Paul Bildt, Heinz Engelmann (Das Gasthaus an der Themse), Hans Giese, Herbert Kiper, Klaus Miedel (Der Mann mit dem Glasauge), Werner Schöne, Rudi Stöhr, Walter Bechmann u.a.

Veröffentlichung: 21.10.2011 | Laufzeit: 85 Minuten | Bildformat: 1,33:1 | Tonformat: Mono | Sprachen: Deutsch | Untertitel: Deutsch | UVP: 9,99 Euro | Link „Die Spur führt nach Berlin“



Sündige Grenze
Deutschland nach dem Krieg. Am Dreiländereck Deutschland / Niederlande / Belgien floriert der Schmuggel mit allem, was gut, teuer und selten ist ...
Unter den vielen Schmugglern und Banden haben sich die „Rabatz-Kolonnen“ als die verwegensten und kühnsten bewiesen. Auf ein Zeichen hin stürmen hunderte Kinder über die Grenze, einige von ihnen tragen die Schmuggelware unter ihren Mänteln. Die Grenzer können nur hilflos zusehen, wie sie überrannt werden. Der vermeintliche Student Hans Fischer soll diesen Elendskindern dabei helfen, sich aus diesem Milieu zu befreien, und ihnen eine Alternative aufzuzeigen. Schnell ist er fasziniert vom Leben der Kinder und verliebt sich in das junge Schmugglermädchen Marianne. Doch der charismatische Jan, brutaler Anführer der Rabatzer, will sich das nicht ohne weiteres gefallen lassen ...

Regie: Robert A. Stemmle (Die seltsame Gräfin). Drehbuch: Robert A. Stemmle, Gerda Corbett, Marta Moyland, Artur Brauner. Mit: Dieter Borsche (Die toten Augen von London), Inge Egger, Peter Mosbacher (Im Banne des Unheimlichen), Jan Hendriks (Das Geheimnis der gelben Narzissen), Julia Fjorsen, Gisela von Collande, Alice Treff (Der schwarze Abt), Ilse Fürstenberg, Eva Bubat, Maria Secher, Hendrikje Simonis, Ernst Schröder, Adolf Dell, Adalbert Koffler, Hans Dieter Zeidler u.a.

Veröffentlichung: 21.10.2011 | Laufzeit: 84 Minuten | Bildformat: 1,33:1 | Tonformat: Mono | Sprachen: Deutsch | Untertitel: Deutsch | UVP: 9,99 Euro | Link „Sündige Grenze“

Editiert von Gubanov am 15.12.2012, 15.45 Uhr - Links zur Universum-Homepage aktualisiert

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

07.08.2011 07:24
#2 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

cool sowas höre ich gerne - Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft *gg*

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

22.08.2011 11:47
#3 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

Ich würde mir hier den Film HAIE UND KLEINE FISCHE mit Hansjörg Felmy, Wolfgang Preiss, Siegfried Lowitz, Horst Frank u.v.a wünschen. Für mich einer der besten Kriegsfilme aus deutscher Produktion mit überragenden Schauspielern.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

19.02.2012 14:14
#4 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die Spur führt nach Berlin" (International Counterfeiters) Deutschland 1952
mit: Gordon Howard, Irina Garden, Kurt Meisel, Hans Nielsen, Barbara Rütting, Heinz Engelmann, Wolfgang Neuss, Paul Bildt, Ernst Konstantin, Heinz Giese, Herbert Kiper, Klaus Miedel, Peter Lehmbrock u.v.a.
Buch: Artur Brauner, Paul H. Rameau, Regie: Frantisek Cáp (als Franz Cap)



"Mit DIE SPUR FÜHRT NACH BERLIN produziert Artur Brauner 1952 einen packenden, vorzüglich fotografierten Krimi voller Spannung und Atmosphäre. Zwischen den modernen Neubauten Westberlins und den Trümmerbergen an der Sektorengrenze sucht ein junger amerikanischer Anwalt nach dem verschollenen Erben eines reichen Klienten. Er findet dessen Tochter und gerät in Konflikt mit einer im Untergrund arbeitenden Bande von Geldfälschern, die vor Entführung und Mord nicht zurückschrecken. Auch die Sowjets, die ihn für einen Agenten halten, sind ihm auf den Füßen." (Kino im Zeughaus Reihe "Wiederentdeckt", Deutsches Historisches Museum Berlin)

Artur Brauner wollte bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der filmischen Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit beginnen und unternahm mehrere Versuche, seine Ideen umzusetzen. Die Massen wollten jedoch vergessen und so kam es, dass auch er sich vor allem auf leichte Stoffe konzentrieren musste. Dennoch schuf seine CCC-Film einige Werke, die einerseits an die Glanzzeit alter Tage anknüpften; ausgewanderte deutsche Filmgrößen nach Deutschland zurückholten und andererseits zeitgeschichtliche Komponenten einfingen, die uns heute so wertvoll erscheinen. "Die Spur führt nach Berlin" nimmt uns auf eine Reise durch die in Sektoren unterteilte Stadt mit, wobei viele charakteristische Plätze aus der Vogelperspektive gezeigt werden, u.a. die Siegessäule, das Brandenburger Tor und der ausgebrannte Reichstag. Dort findet zur Freude jedes historisch interessierten Zusehers das furiose Finale statt, das in den Bunkern unter der Reichskanzlei beginnt und in schwindelnden Höhen -dort wo sich heute die imposante Glaskuppel befindet- endet. Auch andere Berliner Institutionen werden gezeigt. So nächtigt der New Yorker Anwalt im "Hotel Kempinski" am Kurfürstendamm und sein Treffen mit einem Informanten führt ihn zum Humboldthafen, der am Lehrter Bahnhof liegt, dessen Personenbahnhof 1871 eröffnet wurde. Heute befindet sich an dieser Stelle der neue Berliner Hauptbahnhof. Gelandet ist Ronald Roberts natürlich auf dem Flughafen Tempelhof.
Der sogenannte "Telespargel", der berühmte Fernsehturm am Alexanderplatz, wurde erst 1969 errichtet. Zur Drehzeit des Films gab es einen Funkturm, der ebenfalls ein Restaurant mit Panoramablick beherbergt und zum Auftakt der Handlung einen Mord zeigt, dessen Begleitumstände an "Foreign Correspondent" (1940) von Alfred Hitchcock erinnern.



Überhaupt wirkt der Film gerade im ersten Drittel sehr amerikanisch. Die gestochen scharfe Schwarzweiß-Fotografie, die elegante Kameraführung von Helmuth Ashley, die geheimnisvolle Einführung der weiblichen Hauptdarstellerin und selbst die Komparsen erinnern an die Zeit des Film Noirs der Vierziger Jahre. Gleich zu Beginn gibt es auch zwei Cameo-Auftritte von Horst Buchholz (Zuschauer in der Menge am Funkturm) und Günter Pfitzmann (Polizeibeamter in der Telefonzentrale). Die Internationalität der Produktion ist auch durch die Mitwirkenden gegeben. Der böhmische Regisseur Frantisek Cáp (1913-1972), der 1950 zum ersten Mal in Westdeutschland drehte, begann in den Dreißiger Jahren als Drehbuchautor und wurde bei den Filmfestspielen in Venedig bzw. Cannes für seine Arbeiten gewürdigt. In der Bundesrepublik arbeitete er unter dem Namen Franz Cap, wobei "Die Geierwally" von 1956 wohl sein bekanntestes Werk ist. Irina Garden (1928-2004), die in der Rolle der Vera Dornbrink einen sehr angenehmen Eindruck hinterlässt, ist filmisch fast ein unbeschriebenes Blatt. Die Tochter russischer Emigranten studierte Sprachen und wirkte Anfang der Fünfziger Jahre in einigen Filmen mit, bevor sie die Frau von Pierre Pabst, dem späteren Leiter des Zentrallektorats des Axel-Springer-Verlags wurde. Über den US-Amerikaner Gordon Howard (1919-2007), der als Jurist Ronald Roberts frischen Wind nach Deutschland bringt, habe ich so gut wie nichts gefunden. Dafür wirken mit Hans Nielsen, Barbara Rütting und Heinz Engelmann alte Bekannte mit, wobei Hans Nielsen in seiner Standardrolle als Mann des Gesetzes Akzente setzen kann, während Engelmann noch ein wenig schwach auf der Brust wirkt. Sein Profil bekam er erst ein paar Jahre später bei "Stahlnetz". Barbara Rüttings gefestigter Charakter verleiht ihr auch hier Glaubwürdigkeit und sie weiß sowohl als sowjetische Krankenschwester als auch als unfreiwillige Fluchthelferin zu überzeugen. Wieder einmal bedient sie keine Klischees über die den Frauen zugedachte Rolle, sondern geht eigene Wege. Das wird sie auch vier Jahre später in "Die Geierwally" beweisen. Kurt Meisel und Wolfgang Neuss bringen eine düstere Note in die Produktion und der Film bekommt mit ihrem Auftritt ein anderes Gesicht. Die dichte Atmosphäre der Falschmünzerwerkstatt von Dr. Mabuse und die finsteren Treffpunkte in "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" manifestieren sich vor allem im glubschäugigen Neuss, der sehr an seinen Kollegen Peter Lorre erinnert. So folgen wir dem Anwalt auf seiner fast detektivischen Suche nach dem Erben eines Vermögens durch das heimelige Ballettstudio von Vera Dornbrink, über "Berlin bei Nacht", das in schönen Überblendungen von dem Neupaar durchtanzt wird bis in die Bunkerwelt der Reichshauptstadt, wo immer noch Profit und Machtgier herrschen und Menschenleben inflationär gehandelt werden.



Fazit: Fesselnder Spionagethriller "auferstanden aus Ruinen" mit einem unverbrauchten Schauspielerensemble, das in straffer Regieführung glaubwürdige Porträts abliefert, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren.

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

18.03.2012 19:12
#5 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

schöner Tipp, danke!

BillyBoy03

Kubaschewski Offline



Beiträge: 3

25.03.2012 00:13
#6 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

Habe DIE SPUR vor jahren mal im TV gesehen, fand ihn langweilig. Ist wohl Geschmackssache. Brauner wollte nur Kasse machen, indem er an DER DRITTE MANN anknüpfen wollte, diesmal in Berlin halt. Historisch interessant, weil man so viel von Berlin aus der Zeit zwischen 45 und Mauerbau sieht, das ist weitgehend alles.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2012 13:53
#7 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten



Die Spur führt nach Berlin
Spionagedrama, BRD 1952. Regie: Frantisek Cáp. Drehbuch: Hans Rameau nach einer Idee von Artur Brauner. Mit: Gordon Howard, Irina Garden, Kurt Meisel, Hans Nielsen, Paul Bildt, Barbara Rütting, Heinz Engelmann, Herbert Kiper, Rolf Heydel, Ernst Konstantin u.a. Uraufführung: 28. November 1952.

Zitat von Die Spur führt nach Berlin
Auf der Suche nach der Erbin eines beträchtlichen Vermögens gerät der amerikanische Anwalt Ronald Roberts im Nachkriegsberlin zwischen die Fronten. Dabei weiß er nicht einmal, ob er der Tochter des Gesuchten, Vera Dornbrink, vertrauen kann. Die angespannte Situation löst sich schließlich bei einem Schusswechsel in der Ruine des Berliner Reichstags ...


Was „Die Spur führt nach Berlin“ betrifft, stimmen meine Eindrücke eher mit denen von Kubaschewski als mit denen von Percy Lister überein. „Leider“, möchte ich sagen, denn „Die Spur führt nach Berlin“ hat doch so einiges zu bieten. Allem anderen voran besticht der Film durch seine nostalgischen Berlin-Aufnahmen, die ja bereits ausführlich geschildert worden sind. Angemerkt sei lediglich noch in Bezug auf die Besprechung von Percy Lister: Den Funkturm, auf dem der Beginn des Films gedreht wurde, gibt es immer noch. Er trägt den Spitznamen „langer Lulatsch“, obwohl ihn sein berühmter Bruder im ehemaligen Ostberlin seit 1969 deutlich überragt. Man findet den Funkturm auf dem Messegelände in der Nähe des heutigen ICC-Gebäudes. Weitere Informationen, u.a. einen Höhenvergleich der beiden Türme, findet man auf dieser Seite.
Abgesehen von seinen Schauplätzen ermüdet der Film seinen Zuschauer aber ganz hübsch. Frantisek Cáp hatte zwar mit „Kronjuwelen“ 1950 schon einen Kriminalfilm gedreht, findet sich aber trotz dieser Vorerfahrung nicht in ein stimmiges Erzähltempo hinein. Vielleicht liegt dieser Mangel auch am Drehbuch, das im Übrigen stärker als die meisten Spionage-Filme althergebrachte Feindbildklischees beschwört. Barbara Rütting bringt ihre Rolle als sowjetische Krankenschwester zwar überzeugend an den Mann, im Grunde genommen ist der ganze Plotstrang aber nichts als ein Ärgernis. Man sollte eigentlich meinen, das der westdeutsche Film über derlei Propaganda erhaben sein und man sie umgekehrt nur in DDR-Produktionen erwarten sollte.
Außerdem hat mir die Besetzung mit unbekannten Darstellern in den Hauptrollen missfallen. Irina Garden ist in ihrem Filmdebüt sehr hölzern und nicht überzeugend, während Gordon Howard den Status eines Fremdkörpers über die ganze Spielzeit nicht loswird.

Schwarzweißmalerische Spionageposse, der es an Tempo und zugkräftigen Stars fehlt. Die Nebenrollen sind zwar stimmig besetzt, übertünchen aber nicht die Schwächen der Hauptdarsteller. 2,5 von 5 Punkten. Nur für historisches Berlin-Sightseeing zu empfehlen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2012 14:00
#8 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten



Sündige Grenze
Kriminaldrama, BRD 1951. Regie: Robert A. Stemmle. Drehbuch: Robert A. Stemmle, Gerda Corbett, Marta Moyland nach einer Idee von Artur Brauner. Mit: Inge Egger, Dieter Borsche, Jan Hendriks, Gisela von Collande, Adolf Dell, Alice Treff, Cornelia Froboess, Ernst Schröder, Peter Mosbacher, Wolfgang Jansen u.a. Uraufführung: 8. November 1951.

Zitat von Sündige Grenze
Man nennt sie die „Rabbatzer“: Große Gruppen kleiner Kinder schmuggeln Waren ins von Not und Armut gebeutelte Deutschland. Weil sie in der Überzahl und noch nicht strafmündig sind, können die Grenzer ihnen nichts anhaben. Doch bei einem ihrer Unterfangen, bei dem sie durch einen Eisenbahntunnel zurück ins Land gelangen wollen, geschieht ein fürchterliches Unglück ...


Mehr angetan hat es mir dagegen schon die „Sündige Grenze“. Noch weniger als „Die Spur führt nach Berlin“ geht dieser Film zwar als echter Krimi durch, aber dennoch kann er die höhere Spannung und die interessanteren und vielschichtigeren Charaktere für sich verbuchen. Die Grundidee der Rabbatzer taugt vor allem für Familiendramen, die zwar teilweise nur angedeutet, aber doch immerhin recht geschickt aufgegriffen werden. Man sieht, was geschieht, wenn sich Bevölkerung und Ordnungsbehörden völlig unvereinlich als Feinde gegenüberstehen, und zieht daraus zwangsläufig die Frage, wie sich diese Situation bessern könnte. An dieser Stelle kommt der von Fünfzigerjahre-Star Dieter Borsche gespielte Universitätsangestellte ins Spiel, mit dem „Sündige Grenze“ gerade im Vergleich zum eher vorgestrigen „Die Spur führt nach Berlin“ plötzlich eine hochaktuelle Note bekommt: Das einzig Sinnvolle, so seine Botschaft und letztlich die Aussage des gesamten Films, sei es, Grenzen abzuschaffen.
Der Film ist im Dreiländereck zwischen Deutschland, den Niederlanden und Belgien angesiedelt, wurde aber von der Berliner CCC-Film produziert. Deutlich wird dies vor allem daran, dass der altbekannte Turm auf dem Gelände der CCC-Filmstudios eine große Rolle als Versteck des Rabbatzer-Anführers Jan Krapp spielt. Für seine Darstellung dieser Rolle erhielt Jan Hendriks 1952 als erster Schauspieler überhaupt eine Auszeichnung mit dem Deutschen Filmpreis. Heute hätte man seinen Part freilich noch offensichtlicher und hinterlistiger angelegt, allerdings legte Hendriks eine so überzeugende Leistung ab, dass er künftig seine Brandmarkung als „böser Buben“ weghatte.
Dass „Sündige Grenze“ trotzdem nicht auf voller Linie überzeugt, liegt daran, dass auch dieser Film recht gemächlich inszeniert wurde und auf ein heutiges Publikum recht träge wirkt. Er erweckt außerdem den Anschein, als hätte man aus verschiedenen Konfliktsituationen noch wesentlich mehr Profit schlagen können und wenn man bewusst harmlos an die Inszenierung von Kinderkriminalität ging. Lediglich die Verbrechen, die gegen Kirche und Glauben begangen werden, werden schonungslos und mit suggestiven Schnitten voll ausgereizt, was dem Film damals natürlich kritische Anerkennung einbrachte und den etwas schnulzigen Titel am Ende doch rechtfertigt.

Interessantes Zeitdokument mit realistischen Milieuschilderungen, bei denen allerdings manchmal das Gefühl aufkommt, man habe sie für den Film geschönt und übermäßig vereinfacht. 3,5 von 5 Punkten mit Hinweis auf die sehr überzeugende Besetzung inklusiver einiger Jungstars (Hendriks, Froboess, Jansen; ich meine auch, Buchholz erkannt zu haben).

PS: Beide DVDs enthalten nicht die angekündigten Untertitel.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.05.2013 13:53
#9 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

BEWERTET: "Sündige Grenze" (Deutschland 1951)
mit: Inge Egger, Jan Hendriks, Dieter Borsche, Peter Mosbacher, Julia Fjorsen, Gisela von Collande, Ilse Fürstenberg, Alice Treff, Eva Bubat, Maria Secher, Hendrikje Simonis, Adolf Dell, Ernst Schröder, Hans-Dieter Zeidler, Adalbert Koffler und die Rabatzer - Drehbuch: Gerda Corbett und Marta Moyland, nach einer Idee von Artur Brauner, Regie: Robert A. Stemmle

Die Knappheit an Gütern in den ersten Nachkriegsjahren lässt den Schwarzhandel und Schmuggel im in vier Sektoren unterteilten Deutschland florieren. In der britischen Zone im Dreiländereck zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland agieren die sogenannten "Rabatzer", eine Hundertschaft von Kindern, die von mehreren Jugendlichen geführt werden und zwischen den Grenzen Kaffee, Butter und andere gefragte Waren transportieren. Sie sind schnell und entwinden sich zum größten Teil dem Zugriff der Zollbeamten. Werden sie doch einmal geschnappt, halten sie dicht und können nicht belangt werden, da sie noch minderjährig sind. Der Zöllner Dietrich steht dem Problem machtlos gegenüber, hofft aber, dass sein Freund Hans Fischer, ein Universitätsabsolvent, einen pädagogischen Einfluss auf die Familien der Kinder haben könnte. Fischer macht die Bekanntschaft von Marianne Mertens, die nach dem Untertauchen des Anführers Jan Krapp Gruppenleiterin geworden ist und einen gefährlichen Auftrag übernehmen soll....



Inge Egger spielt als Schmugglermädchen Marianne die Hauptrolle dieses Films aus der CCC-Schmiede von Artur Brauner. Die 1926 in Linz/Oberösterreich geborene Schauspielerin wurde während eines Sonntagsausflugs ihres Mädchenpensionats von einem Talentsucher der Wien-Film entdeckt. Sie begann eine Schauspielausbildung am Reinhardt-Seminar und drehte ihren ersten Film "Schrammeln". Wegen einer Drüsenstörung, die sie dick werden ließ, musste sie vor der Kamera pausieren. Erst nach einer Blindarmoperation, bei der sie zehn Kilo verlor, konnte sie richtig durchstarten. Dem Krimifreund ist sie als Lehrerin Ruth Calthorpe aus dem Francis-Durbridge-Sechsteiler "Es ist soweit" (1960) bekannt. Ihre Marianne ist ein selbstbewusstes Mädchen, das zusammen mit dem kleinen Bruder versucht, die Familie durchzubringen und hat durch die Abwesenheit des Vaters früh gelernt, sich selbst zu helfen. Dem mutigen Jan steht sie zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite sucht sie seine Nähe, um fürs Leben zu lernen und Anerkennung zu erhalten, weicht aber seinen Annäherungsversuchen aus. Sie pflegt ein gesundes Misstrauen und trifft am Ende immer die richtige Entscheidung. Dieter Borsche, der zu Beginn seiner Laufbahn vom großen Erfolg in "Nachtwache" (1949) zehrte und seitdem den "edlen jungen Mann" verkörperte, tritt in "Sündige Grenze" als weitsichtiger, umgänglicher Beobachter auf, der sich als Außenstehender Gedanken über das Elend der Kinder macht, die zwischen elterlicher Strenge und der Notwendigkeit, das Ihre zum Erhalt der Familien zu tun, pendeln. Seine Ruhe und Besonnenheit ermöglichen es Marianne, einen Rückhalt auf der Seite des Rechts zu finden, ohne mit den Buchstaben des Gesetzes konfrontiert zu werden. Jan Hendriks, dessen Image durch den preisgekrönten Auftritt als Anführer der Rabatzer geprägt wurde, tritt roh und ungekünstelt auf. Sein kriminelles Potential ist schon vorhanden, aber den Umständen entsprechend noch ungeschliffen. Sein dunkler Typ sticht bedrohlich aus der Menge der Volksschulkinder hervor und blüht vor allem in seinem Versteck, dem Turm, auf.
Was die Mitwirkung von Horst Buchholz anbelangt, wird diese in der kürzlich erschienenen Biografie von Werner Sudendorf nicht erwähnt. Dennoch ist er im Vorspann und später bei der Auswertung der Beute kurz zu sehen. Den Höhepunkt des Films bildet der spannend gefilmte Unglücksfall im Eisenbahntunnel; überhaupt sind die Schauplätze der große Pluspunkt des Films, der allerdings einiger Kürzungen bedurft hätte. Die Arbeitssituation der jugendlichen Cilli und der Tanzabend stellen solche Ablenkungen dar, die vom Kern der Handlung abweichen. Der Titel weist eindeutig auf religiöse Elemente hin und wird in sehr anschaulichen Bildern gezeigt: die Ohrfeige, die Alice Treff ihrem Kind gibt, wird von einer Schutzengel-Darstellung überblendet; nachdem die Kinder nachts auf dem Friedhof die Bronze-Lettern auf einem Grab entfernt haben, müssen sie in der Schule beten und Marianne schreckt vor Jans Raub der Monstranz, des Kelchs und des Kreuzes zurück. Sich an heiligen Dingen zu vergreifen, stellt eine Prüfung dar, die Marianne besteht und Jan nicht. Hier weist der Film die Richtung, die das Leben der beiden jungen Menschen nehmen wird. 4 von 5 Punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.930

16.10.2018 21:58
#10 RE: Universum Film veröffentlicht Nachkriegskrimis der CCC Zitat · Antworten

Die Spur führt nach Berlin (BRD 1952)

Regie: Franz Cap

Darsteller: Gordon Howard, Irina Garden, Kurt Meisel, Hans Nielsen, Barbara Rütting, Heinz Engelmann, Wolfgang Neuss u.a.



Der amerikanische Anwalt Ronald Roberts kommt nach Berlin, um den verschollenen Erben eines beträchtlichen Vermögens zu suchen. Bald kreuzen sich die Wege mit einer Geldfälscherbande, was seine Reise weitaus gefährlicher gemacht als geplant...

Dieser Spionage-Thriller aus den Nachkriegsjahren besticht - insoweit besteht hier ja Einigkeit - durch die beeindruckenden Berlin-Aufnahmen. Die Anfangsszene im Funkturm und der Showdown im Finale im Reichstag haben defintiv internationales Format. Beide Schauplätze werden vom damals noch recht jungen Helmuth erstklassig eingefangen und verleihen dem Film das gewisse Etwas. Bezüge zum damals populären Film Noir sind gerade zu Anfang unverkennbar. Die Story ist im Ausgang nicht uninteressant, vermag es aber nicht recht, ihren Reiz über die gesamte Lauflänge aufrechtzuerhalten. Klare Schwäche des Streifens ist gewiss das Hauptdarsteller-Duo Gordon Howard und Irina Garden, die beide zumindest im Schauspielgeschäft recht unbeschriebene Blätter sind und auch nicht sonderlich charismatisch herüberkommen. Um sie herum gibt es immerhin ein paar bekannte Akteure, die ihre Rollen zufriedenstellend ausfüllen, allen voran der wie immer souveräne Hans Nielsen und Barbara Rütting. Regie bei dieser CCC-Produktion führte der Tscheche Franz Cap, der zuvor bereits den deutschen Kriminalfilm "Kronjuwelen" ebenfalls mit Hans Nielsen gedreht hatte und wenige Jahre später mit Barbara Rütting an "Die Geierwally" arbeiten sollte.


Spionage-Thriller, der vor allem durch seine erstklassigen Berlin-Bilder insbesondere zu Anfang und am Ende besticht, allerdings unter einer nicht durchweg interessanten Story und wenig überzeugenden Hauptdarstellern leidet. Wiederum 3,5 von 5 Punkten.

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