Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 34 Antworten
und wurde 5.884 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | 2 | 3
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

30.10.2011 19:58
#31 RE: Basil Rathbone ist Sherlock Holmes: Die Fakten von Anfang an Zitat · Antworten



Abschließend zum Projekt nun meine persönliche Rangfolge der Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone und Nigel Bruce:

  1. Die Frau in Grün
  2. Der Hund von Baskerville
  3. Das Spinnennest
  4. Gespenster im Schloss
  5. Die Perle der Borgia
  6. Juwelenraub
  7. Die Stimme des Terrors
  8. Verhängnisvolle Reise
  9. Jagd auf Spieldosen
  10. Das Haus des Schreckens
  11. Die Geheimwaffe
  12. Die Kralle
  13. Die Abenteuer des Sherlock Holmes
  14. Gefährliche Mission

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

30.10.2011 20:11
#32 RE: Basil Rathbone ist Sherlock Holmes: Die Fakten von Anfang an Zitat · Antworten

Solche Ranglisten sind immer sehr subjektiv.

Ich persönlich würde den "Hund von Baskerville" wahrscheinlich auf Platz 1 setzen, aber "Die Frau in Grün" ist ebenfalls ein wunderbarer Film. Vom atmosphärischen her hat mir "Die Kralle" sehr gut gefallen, und ich würde diesen Film weiter vorn platzieren. "Die Stimme des Terrors" hingegen hätte ich vielleicht einige Platzierungen weiter hinten gesehen. Mit dem letzten Platz stimme ich voll und ganz überein.

Aber wie gesagt: das ist subjektiv. Und selbst der Film auf Platz 14 hat noch seine Reize.

Das das so ist verdanken wir den wunderbaren Darstellern Basil Rathbone und Nigel Bruce, die in meinen Augen die Inkarnation von Sherlock Holmes und Dr. Watson sind.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.10.2011 20:20
#33 RE: Basil Rathbone ist Sherlock Holmes: Die Fakten von Anfang an Zitat · Antworten

Jede solche Liste hat natürlich einen sehr subjektiven Charakter, gerade wenn die Filme wie bei dieser Reihe eine so konsistente und hohe Qualität, sei es aufgrund der Besetzung oder auch der famosen Skripte, aufweisen. Ich möchte meine eigene Rangfolge nach der Sichtung ebenfalls kundtun:

  1. Die Perle der Borgia
  2. Das Spinnennest
  3. Verhängnisvolle Reise
  4. Die Frau in Grün
  5. Die Geheimwaffe
  6. Der Hund von Baskerville
  7. Gespenster im Schloss
  8. Juwelenraub
  9. Die Kralle
  10. Die Stimme des Terrors
  11. Das Haus des Schreckens
  12. Die Abenteuer des Sherlock Holmes
  13. Gefährliche Mission
  14. Jagd auf Spieldosen
Man sieht auch, dass sowohl meine Top- als auch meine Flop-3 sehr heterogen zusammengesetzt sind. Frühe Filme sind ebenso dabei wie Spätbeiträge, Horror-Schocker wie auch Kriegsmaterial (das ich im Allgemeinen für besonders unterschätzt halte) und nicht zuletzt Geschichten um illustre femmes fatales, die sich als Prototyp Basil Rathbone ausgesprochen häufig in den Weg stellten. Weil sie eine so wichtige Stellung im Rahmen der Reihe einnehmen, werden wir noch von ihnen hören ...

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

01.11.2011 15:20
#34 RE: Basil Rathbone ist Sherlock Holmes: Die Fakten von Anfang an Zitat · Antworten

Betrachtet man die Rolle der Frau in den Sherlock-Holmes-Filmen näher, so lässt sich erkennen, dass es sich bei den Protagonistinnen meist um starke, unerschrockene und unabhängige Frauen handelt. Als leuchtende Beispiele seien hier vor allem Adrea Spedding, Hilda Courtney und Lydia Marlowe genannt.

Wenn wir einen chronologischen Bogen spannen, so begegnen wir als erstes Beryl Stapleton ("Der Hund von Baskerville"), die mit ihrem Bruder im Dartmoor lebt, ohne Beruf und ohne großes Vermögen. Sie ist eine kühne Reiterin, eine gute Gastgeberin und eine loyale Gefährtin ihres unverheirateten Bruders, mit dem sie zusammenlebt und der sie ungern frei gibt. Die beiden führen ein zurückgezogenes Leben mit wenigen Bekanntschaften. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der erste junge Mann mit Charme und gutem Aussehen im Stande ist, Beryls Herz zu gewinnen. Sie heiratet Sir Henry und wählt damit den für die Viktorianische Zeit klassischen Weg der Versorgerehe. Eine Berufswahl war für sie ohnehin nie vorgesehen. Immerhin handelt es sich hier um eine Liebesheirat.

Ähnlich verhält es sich mit Ann Brandon aus dem zweiten Film ("Die Abenteuer des Sherlock Holmes"), der in der selben Epoche spielt. Bei ihr kommt noch hinzu, dass sie von Haus aus vermögend ist. Allerdings hat auch sie den nächstbesten Mann gewählt, Jerrold Hunter, einen Anwalt, den sie von Kindesbeinen an kennt. Sie zeigt Mut und Entschlossenheit, wenn es um die Aufklärung des Mordes an ihrem Bruder geht, fällt jedoch in die alten Rollenmuster zurück, sobald die Gefahr für ihr Leben gebannt ist. Sie heiratet den mittelmäßigen Anwalt und legt somit ihr selbstbestimmtes Handeln ab.

Ein anderer Frauentyp ist Kitty aus dem im Zweiten Weltkrieg spielenden Film "Die Stimme des Terrors". Sie lebt im Londoner East End und hat somit wenig Aussicht auf eine gute Partie. Ohne Berufsausbildung hat sie kaum Chancen auf ein unabhängiges Leben. Ihr Partner wird ermordet und ihr Lebenszweck ist von nun an, Sherlock Holmes bei der Auffindung und Überführung des Mörders zu helfen. Als ihre Aufgabe erfüllt ist, wird sie ermordet und dem Zuschauer bleiben somit die Fragen erspart, was sie nun wohl mit ihrem Leben anfangen würde. Könnte man sie in der Rüstungsarbeit einspannen? Hätte das Kriegsministerium einen lohnenden Posten für sie?

Während Kitty als entschlossene, tatkräftige Frau gezeigt wird, begegnen wir in "Die Geheimwaffe" der wohl passivsten und stillsten Frau der gesamten Reihe. Charlotte Eberli scheint nur für Doktor Tobel zu existieren. Sie wartet auf ihn, vertraut seine Rettung der Polizei und Sherlock Holmes an und sieht in ihrer Heirat mit dem Wissenschaftler am Ende des Films die Belohnung für ihr geduldiges Ausharren. Eine Propaganda - Anweisung an das weibliche Publikum in den Kinosälen?

Im nächsten Film der Reihe ("Verhängnisvolle Reise") begegnen wir zum ersten Mal einer Repräsentantin der Vereinigten Staaten von Amerika. Nancy Partridge ist wiederum eine Frau mit gutem Stammbaum, vermögend und gutaussehend. Ihre Eheschließung mit einem Angehörigen der Marine steht kurz bevor und sie wird ganz zufällig in die Jagd nach den Geheimdokumenten hineingezogen. Wie ihr Leben nach dem Filmabspann verlaufen wird, steht fest (siehe oben).

In "Gespenster im Schloss" liegt der Fall anders: Sally Musgrave hätte es als letzte Überlebende ihrer Familie in der Hand, große Ländereien in Besitz zu nehmen und Herrscherin über Mensch, Tier und Grundbesitz zu werden. Sie verzichtet. Dennoch: Es besteht die Hoffnung, dass sie ihr Leben freier gestalten wird, als es ihre zwei Brüder für sie vorgesehen hatten.

Mit "Das Spinnennest" tritt erstmals eine völlig selbstbestimmte Frau auf die Bildfläche: Adrea Spedding. Sie ist die Chefin einer Verbrecherorganisation und hält sich einen jüngeren Liebhaber. Ihre Ausstrahlung zeugt von Erfahrung, Klugheit und eisernem Willen. Mit Geschick und Mut gelingt es ihr fast, Sherlock Holmes und Scotland Yard zu überlisten. Da dies jedoch der Kernaussage der Reihe zuwiderlaufen würde, muss Mrs. Spedding sich doch am Ende (lächelnd) abführen lassen. Eine starke Persönlichkeit, tödlich wie eine ihrer Spinnen.

Die trostlosen Sümpfe in "Die Kralle" müssen ohne eine strahlende Frauenfigur auskommen. Marie Journet ist mehr Kind als Frau und ihr Tod einer der erschütterndsten der ganzen Reihe. Man wünscht sich, man könnte sie von La Morte Rouge wegholen: ins Licht, aus dem Zugriff ihres Vaters und der finsteren Gestalten des Gasthauses.

In "Die Perle der Borgia" ist es Naomi Drake, die den Zuseher für sich einnimmt. Sie ist eine Mischung aus anpackender Arbeitsmaid und Mittelklasse-Schönheit. Die Unnahbarkeit einer Lydia Marlowe wird sie nie erreichen, doch ihre Wandlungsfähigkeit machen sie zu einer weitaus menschlicheren Person, deren Verhaftung am Ende fast Bedauern hervorruft. Sie ist der Spielball zwischen dem grimmigen Giles Conover und dem furchtbaren Hoxton Creeper und versucht, zwischen beiden Männern für sich selbst nutzbringend zu existieren, ohne ihnen in die Hände zu fallen.

Das düstere Landhaus an der Westküste Schottlands ("Das Haus des Schreckens") wartet mit Mrs. Monteith auf, einer stoischen Haushälterin, die im Laufe ihres Berufslebens schon einiges gesehen hat und die von einem Todesfall keineswegs beeindruckt wird. Sie nimmt das Leben, wie es kommt und zeichnet sich durch Verschwiegenheit und praktischen Hausverstand aus.

Als Werkzeug von Professor Moriarty agiert Lydia Marlowe in "Die Frau in Grün", deren Auftritte so inszeniert werden, dass man sie fast als selbständig arbeitend betrachten könnte. Die Darstellung des Professors bleibt zurückhaltend dezent, weshalb der Stern der blonden Frau umso heller strahlt. Jede ihrer Gesten, ja selbst jede Locke auf ihrem Kopf sind Teil ihrer kühlen Selbstinszenierung. Wie Madeline Elster in "Vertigo" (Regie: Alfred Hitchcock) ist sie ein Produkt der Männerphantasie, entworfen von einem eiskalten Planer unbarmherziger Morde. Ein Lockvogel, der unnahbar wirkt und daher den potenziellen Opfern umso begehrenswerter erscheint.

Sheila Woodbury bleibt vor allem als Sängerin in Erinnerung. Die "Gefährliche Mission" führt sie an Bord eines Schiffes nach Algier. Sie bestreitet ihren Lebensunterhalt durch ihre Kunst und ist privat ungebunden. Trotz ihrer Sympathie zu Dr. Watsons "Neffen" wird sie allein nach New York zurückkehren. Ihr Ehrgeiz gilt weder einer Eheschließung, noch einer glänzenden Karriere. Sie will - entsprechend ihrem Naturell und ihrer Begabung - ein wenig reisen, Menschen und Länder kennenlernen und dabei auf eigenen Beinen stehen. Eine Vorbotin der unverheirateten berufstätigen Frau.

Vivian Vedder reist im Auftrag eines Verbrechers, um sich eine Geldsumme zu verdienen. Über Status, Familienstand oder finanzielle Verhältnisse der Frau erfahren wir nichts. Vielmehr dient sie an Bord des Zuges in "Juwelenraub" als attraktiver Blickfang, der gleichzeitig für Suspense sorgen soll. Sie bleibt unnahbar, geheimnisvoll und ungefährlich. Keine Bedrohung für Publikum oder Meisterganove. In der Begrenztheit von Schauplatz und Filmlaufzeit ist sie nur eine Schachfigur in den Händen des Regisseurs. Reizvoll anzusehen, aber wenig aussagekräftig, welchen Frauentyp sie eigentlich darstellen soll.

Den Abschluss der SH-Reihe bildet "Jagd auf Spieldosen", der mit der unvergleichlichen Hilda Courtney die wohl faszinierendste Frau neben Adrea Spedding und Lydia Marlowe zeigt. Sie arbeitet mit zwei Männern zusammen und ist die treibende Kraft hinter den Verbrechen. Sie finanziert mit den Taten ihren Lebensstil, der ihr Unabhängigkeit vom anderen Geschlecht und einem gewöhnlichen Broterwerb ermöglicht. Sie umgibt sich gern mit schönen Dingen und schwelgt im Luxus. Ihre Gegner hat sie im Auge, wie sie durch Weiterbildung (Lesen des Strandmagazines und einer Monografie über Tabaksorten, geschrieben von Sherlock Holmes) sowie gezielte Angriffe beweist. Gewalt lehnt sie prinzipiell ab, da sie weiß, dass sie diese noch stärker in den Fokus der Polizeiermittlungen rücken würde. Ihren Lieblingsfeind Sherlock Holmes lässt sie erst beseitigen, als es keinen anderen Weg mehr gibt, scheitert jedoch an der "humanen" Tötungsweise, die dem Opfer ein Entkommen ermöglicht.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

01.11.2011 17:23
#35 RE: Basil Rathbone ist Sherlock Holmes: Die Fakten von Anfang an Zitat · Antworten

Vielen Dank für diesen aufschlußreichen Bericht! Ich stimme voll und ganz zu!

Wie bereits gesagt, mögen Basil Rathbone und Nigel Bruce (und ihre Kollegen) mit ihren Filmen - angeregt durch diese wunderbaren Rezensionen von Percy Lister und Gubanov - noch etliche Verehrer zu ihrer ohnehin zahlreichen Fanschar hinzugewinnen!

Seiten 1 | 2 | 3
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz