Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.452 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.07.2011 21:21
Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten



Paul-Temple-Kinofilm Nr. 2:
Calling Paul Temple (Wer ist Rex?)
Mit: John Bentley als Paul Temple und Dinah Sheridan als Steve Temple. Des weiteren spielen: Margaretta Scott, Abraham Sofaer, Celia Lipton, Jack Raine, Alan Wheatley, Hugh Pryse, Wally Patch u.v.a. Regie: Maclean Rogers.

„Calling Paul Temple“ ist der zweite Beitrag der vierteiligen britischen Kinofilmreihe um die Abenteuer des ansonsten aus dem Radio bekannten Detektivs Paul Temple aus der Feder von Straßenfeger-Autor Francis Durbridge. Eine Übersicht der Filme und allgemeine Fragen und Hinweise finden ihren Platz in folgendem Thema:
Paul-Temple-Verfilmungen


Der Schaffner stellt fest, dass die Frau im Pelzmantel tot ist, als er ihre Fahrkarte kontrollieren will. Auf der Jalousie steht der Name „Rex“ geschrieben ... – Nachdem auch die Sängerin Norma Rice vor Paul Temples Augen stirbt, beginnt dieser, sich für die Rex-Morde zu interessieren. Am verdächtigsten nimmt sich ein Psychiater namens Kohima aus: Der Führer seines Wagens versucht nächtens, Paul und Steve zu beseitigen, und der Name von Kohimas Sekretärin wurde bei allen Mordopfern gefunden!

Der Fund der Frauenleiche im Zug stimmt auf ein Paul-Temple-Vergnügen üblicher Machart ein, das durch ausgewählte Schauplätze und interessante Verdächtige bestimmt wird. Der Detektiv, der hier zum ersten Mal von John Bentley gespielt wird (in „Send for Paul Temple“ war es noch Anthony Hulme), besucht kurz darauf mit seiner Frau ein schickes Lokal. Nachdem Celia Lipton den Jazzschlager „Lady on the Loose“ zum Besten gegeben hat, sorgt ihr Tod auf der Galatreppe des Nobelrestaurants für das unerwartete Aufsehen, das Durbridge in dieser Geschichte gleich mehrfach auf den Bildschirm bringt.
Grundlegend handelt es sich bei „Calling Paul Temple“ um den gleichen Stoff, der 1967 vom WDR für „Paul Temple und der Fall Alex“ herhielt, doch die Entwicklungen vor allem in der zweiten Hälfte des Streifens nehmen doch teilweise merklich andere Richtungen an. Wichtig ist, hinzuzufügen, dass der Stoff damals von Durbridge zunächst exklusiv für den Kinofilm geschrieben wurde und auch in England die Umarbeitung zum Radiospiel „The Alex Affair“ erst in den späten 1960er Jahren erfolgte. Wenngleich stellenweise das arg strapazierte Prinzip „Wer zuviel weiß, wird schnell umgebracht, bevor er / sie etwas verraten kann“ nur allzu deutlich in den Vordergrund tritt, so liegt doch gerade darin der große Ansporn für Temple, Scotland Yard und auch den Zuschauer, Kombinationen nach der Identität des Täters anzustellen. Der altbekannte Sir Graham Forbes agiert meist zwar nur als Stichwortgeber, doch seine Verkörperung durch Jack Raine bleibt als gelungen im Hinterkopf.
Die Produktion unterstützt die Mörderjagd durch bezaubernde Bilder aus Canterbury, dessen historische Schönheit in dieser 1948er Produktion fast so intensiv durchscheint wie bei einem echten Besuch der Kathedralenstadt. Alle bekannten Wahrzeichen, vom Westgate, dem größten erhaltenen Stadttor in England, über die weltberühmte Kathedrale, den malerischen Butter Market und das Flüsschen Stour bis hin zu den kleinen Gassen und Wasserstraßen in der Innenstadt, sind in unfriedlichster, verbrechensdurchzogener Eintracht versammelt. Den Höhepunkt bilden Szenen in der Gruft des alten Klosters, in der Paul und Steve an eine Säule gefesselt sind und zu ertrinken drohen. Schon vorher dient dieser unheimliche Ort mit dem „Abbot’s Tomb“ für eine spannende und an das Finale von „Gespenster im Schloss“ erinnernde Szene, in der der spätere Sherlock-Holmes-Darsteller Alan Wheatley, der hier überzeugend einen Stotterer mimt, zeigt, dass auch er ein geeigneter Holmes-Schauspieler gewesen sein muss, wenngleich er im Vergleich zur Garde der alten Universal-Filme eher Vernon Downing als Basil Rathbone ähnlich sieht.

Im Vergleich mit den anderen beiden mir bekannten Paul-Temple-Kinofilmen erreicht „Calling Paul Temple“ ein bisher unübertroffenes Temperament. Sowohl gefährliche Auto- als auch malerische Bootsfahrten sind technisch gut umgesetzt und für den unterhaltsamen Rest bürgen Durbridge und der charismatische John Bentley. 5 von 5 Punkten.

Anmerkung: Die DVD „Send for Paul Temple“ vom engagierten Liebhaberlabel Renown Pictures kann man im hauseigenen Onlineshop unter www.renownpicturesltd.com bestellen. Erneut kann man die Bildqualität als gelungen bezeichnen, wenngleich sich altersbedingt hin und wieder einige Verunreinigungen zeigen. Leider werden keine Untertitel angeboten, was an einigen Stellen ob des etwas dumpfen Tons für Nichtkenner des „Fall Alex“ nützlich wäre.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.04.2012 12:29
#2 RE: Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Wichtig ist, hinzuzufügen, dass der Stoff damals von Durbridge zunächst exklusiv für den Kinofilm geschrieben wurde und auch in England die Umarbeitung zum Radiospiel „The Alex Affair“ erst in den späten 1960er Jahren erfolgte.

Das ist definitiv falsch. Der deutsche Fall "Alex" sowie "The Alex Affair" basieren auf dem 1945 entstandenen Hörspiel "Send for Paul Temple Again", das zwischen 13. September und 1. November 1945 auf BBC auf Sendung ging und auch die Grundlage für "Calling Paul Temple" ist, bei dem Durbridge auch neben A. R. Rawlinson und Kathleen Butler am Drehbuch mitwirkte. Wegen des großen Erfolgs des "Rex"-Stoffes kam es in Großbritannien 1968 zu einer Neuauflage als Hörspiel, bei dem man aus dem Bösewicht "Rex" die Figur "Alex" machte. Grund für das Remake war neben der Popularität des Stoffes auch, dass alle Folgen der 1945er-Version bei der BBC gelöscht wurden. Außerdem war der "Rex"-Stoff neben "Melissa" Durbridges erfolgreichste Geschichte, wurde er doch vielfach als Hörspiel, als Fortsetzungsroman in Zeitungen, als Roman und als Kinofilm adaptiert. Auch in der BRD erschien nach dem großen "Halstuch"-Erfolg die Romanversion als Fortsetzungsgeschichte in HÖRZU.

Bei mir liegt die DVD zu Calling Paul Temple auch gerade wieder mal im Player. Erstmals ist es die Original-DVD, hatte ich doch bisher nur eine auf DVD überspielte Videoaufnahme zur Verfügung. Allerdings muss ich feststellen, dass die schlechte Tonqualität sich nicht wesentlich von der alten Videoaufnahme unterscheidet. Hier hätte man vielleicht - sofern dies überhaupt möglich ist - mehr herausholen können.
Der Film selbst ist relativ ungewohnt, wenn man wie ich zuvor den Roman und dann das Hörspiel kannte. Man macht sich doch selbst eigene Bilder von gewissen Szenen und Figuren und wird dann häufig bei Verfilmungen enttäuscht. Das hat gar nichts mit den Schauspielern zu tun, die vorzüglich sind. Der Geschichte selbst fehlen einige Handlungselemente (Gubanov erwähnte es bereits), die im Roman bzw. im Hörspiel vorhanden sind, diesbezüglich wäre es natürlich interessant zu wissen, ob diese aus dem Film herausgeschrieben wurden oder ob Durbridge diese in eine ggf. überarbeitete Version für Roman und Neuauflage als Hörspiel hineingeschrieben hat.
Die Szene mit dem drohenden Ertrinken im Kellergewölbe finde ich übrigens überaus gelungen. Sie entspricht in etwa dem, was ich mir bei Hören und Lesen vorgestellt habe.
Interessant wäre auch zu wissen, ob die deutsche Synchronfassung Wer ist Rex? noch vorhanden ist. Das wäre doch mal was für eine DVD-Veröffentlichung.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.04.2012 13:04
#3 RE: Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten

Danke für die Korrektur. Man sieht daran, wie wichtig es ist, dass deine Durbridge-Website wieder online geht. Ein solcher Schnitzer hätte dann wohl vermieden werden können.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.04.2018 20:45
#4 RE: Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten



Wer ist Rex? (Calling Paul Temple)

Kriminalfilm, GB 1948. Regie: Maclean Rogers. Drehbuch: A.R. Rawlinson, Francis Durbridge, Kathleen Butler (Vorlage „Send for Paul Temple Again“, 1945: Francis Durbridge). Mit: John Bentley (Paul Temple), Dinah Sheridan (Steve Temple), Margaretta Scott (Mrs. Trevellyan), Abraham Sofaer (Dr. Kohima), Jack Raine (Sir Graham Forbes), Alan Wheatley (Edward Lathom), Celia Lipton (Norma Rice), Hugh Pryse (Wilfred Davies), John McLaren (Leo Brent), Ian McLean (Inspector Crane) u.a. Uraufführung (GB): 29. Juni 1948. Uraufführung (BRD): 13. Januar 1950. Eine Produktion von Nettlefold Films für Butcher’s Film Service.

Zitat von Wer ist Rex?
In weißer Kreideschrift prangen die Buchstaben REX am Vorhang jenes Zugabteils, in dem man die Leiche einer jungen Frau findet. Sie ist schon das dritte Opfer des berüchtigten Mörders, der seine Signatur am Tatort hinterlässt. Eine Sängerin will Scotland-Yard-Chef Sir Graham Forbes Hinweise geben, wird jedoch ebenfalls getötet, bevor sie reden kann. Paul Temple verfolgt die Spur mithilfe eines Lippenstifts zum ägyptischen Psychologen Dr. Kohima und dessen außerordentlich verdächtiger Sekretärin Mrs. Trevellyan. In deren Wohnung werden Paul und Steve Temple beinah von einer Zeitbombe überrascht – und das ist nicht der letzte Anschlag auf das Ehepaar, bevor es den Fall Rex lösen kann ...


Für den zweiten Paul-Temple-Kinofilm wählte man den fünften Paul-Temple-Stoff aus dem Jahr 1945 als Grundlage aus. Obwohl nach dem Erstling „Send for Paul Temple“ ein Krimi namens „Send for Paul Temple Again“ gut gepasst hätte, benannte man ihn in „Calling Paul Temple“ um. In Deutschland wurde der Film als „Wer ist Rex?“ ab 1950 gezeigt – die originale Synchronisation scheint es aber nicht mehr zu geben.

Nachdem 1946 in „Der grüne Finger“ Anthony Hulme und Joy Shelton die Hauptrollen des zukünftigen Ehepaars Temple übernommen hatten, wurden sie für den 1948er-Nachfolger durch John Bentley und Dinah Sheridan ersetzt, die auch in einem weiteren Durbridge-Abenteuer zusammen spielen würden. In Bezug auf beide Schauspieler ist der Wechsel zu bevorzugen, profitieren die Temples doch sowohl von der Ungezwungenheit der Akteure als auch insbesondere von Bentleys heldenhaftem Aktivismus und Sheridans sympathischer Neugier. Unterstützt werden sie zudem von Shaym Bahadur, der als asiatischer Diener Rikki diesmal in wirklich urkomischen Szenen auftritt und mit dem Temple zeitgemäß deutlich rauer umgeht als mit seinen englischen Bekannten.



Das Rex-Rätsel zählt nicht ohne Grund zu Durbridges großen Erfolgen, weist es doch mehrere faszinierende Aspekte auf. Der Tod der Sängerin Norma Rice wurde regelrecht spektakulär in Szene gesetzt und auch sonst schreckte Regisseur Maclean Rogers nicht vor großem Spektakel zurück. Die Mordserie mündet in mehrere aufregende Spannungsszenen, die eine gefährliche Autofahrt, eine Bombe, eine Nahtoderfahrung in einem überfluteten Gewölbe, mehrfache Morde kurz vor Verraten der Täteridentität und ein abschließendes kämpferisches Gefecht mit Rex umfassen. Diese Elemente halten das Tempo durchgängig hoch; sie lassen ständig mit Paul Temple mitfiebern und ergänzen sich mit anderen Tricks aus der klassischen Krimi-Kiste – der signierfreudige Mörder, ein gestohlener Wagen, alte Abteikeller und Hypnose – aufs Beste.

Die besonders faszinierenden Figuren von Mrs. Trevellyan (Margaretta Scott) und Dr. Kohima (Abraham Sofaer) lassen andere Verdächtige deutlich ins Hintertreffen geraten, was dazu führt, dass der letztlich als Täter entlarvte Schurke wenig Profil besitzt; aber das ist gewissermaßen ein Luxusproblem bei einer so übervollen und dynamischen Produktion. Neben den beiden genannten Schurken sowie dem charismatischen Temple-Paar bleibt vor allem Jack Raine als Sir Graham Forbes in positiver Erinnerung – gewissermaßen als Prototyp eines guten Freundes, der Temple trotz seines „Amateurstatus“ blindlings vertraut und in seine offiziellen Ermittlungen einweiht.

Die malerischen Aufnahmen von Canterbury trügen: An den Ufern der romantischen Kanäle bringt Durbridges dunkle Fantasie Mord und Verbrechen zum Vorschein. „Wer ist Rex?“ kann dabei als eine besonders engagierte Produktion überzeugen, die ähnlich spannungsvoll und zackig daherkommt wie so mancher Rathbone-Holmes-Krimi. 4,5 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

16.04.2018 10:05
#5 RE: Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #4
Obwohl nach dem Erstling „Send for Paul Temple“ ein Krimi namens „Send for Paul Temple Again“
Das war auch einer der Arbeitstitel, neben einigen anderen, darunter Paul Temple and the Canterbury Mystery.
Wer ist Rex? ist sicher der gelungendste Whodunit-Krimi der Paul Temple-Serie, der sich zwar einige Freiheiten im Vergleich zur Vorlage nimmt, die aber nicht weiter stören. Wunderbar natürlich die finale Szene, zu der alle Verdächtigen eingeladen werden.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

16.04.2018 15:02
#6 RE: Bewertet Kino: "Wer ist Rex? / Calling Paul Temple" (1948, UK) Zitat · Antworten

Kleine Korrektur nach Studium meiner Unterlagen: 1. Arbeitstitel war Paul Temple and the Canterbury Case, 2. Arbeitstitel Paul Temple - 999. Manchmal trügt einen die Erinnerung.

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz