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Dieses Thema hat 3 Antworten
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Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

02.07.2011 15:06
Marmstorfer geht ins Kino Zitat · Antworten

An dieser Stelle werde ich ab jetzt regelmäßig meine zahlreichen Kinobesuche dokumentieren und die geneigte Leserschaft mit Kurzrezensionen zu den jeweiligen Filmen unterhalten. Viel Spaß!



Juli 2011





Transformers 3 (OT: Transformers: Dark of the Moon)
USA 2011, 156 Minuten
Mit Shia LaBoeuf, Josh Duhamel, John Turturro, Tyrese Gibson, Rosie Huntington-Whiteley, Patrick Dempsey, Kevin Dunn, Julie White, Alan Tudyk, Glenn Morshower, Ken Jeong sowie John Malkovich und Frances McDormand.
Buch: Ehren Kruger
Regie: Michael Bay


„Weniger ist mehr“ - dieses bekannte Oxymoron hat Michael Bay vermutlich noch nie gehört. Jener Regisseur, der Mitte der 90er Jahre in „Bad Boys“ und „The Rock“ die Videoclip-Ästhetik (Markenzeichen: ultraschnelle Schnitte) im Actionkino einführte, womit er ein ganzes Genre revolutionierte, übt sich auch in seinem mittlerweile neunten Spielfilm nicht in Zurückhaltung. Dafür ist die Filmreihe, die den Kampf zweier verfeindeter Roboter-Clans, eben jener „Transformers“ (auf der einen Seite die „guten“ Autobots, die auf der Seite der Menschen stehen - auf der anderen die „bösen“ Decepticons) thematisiert, auch kaum geeignet. Zwischen die Fronten geraten einmal mehr Sam Witwicky (Shia LaBoeuf als All American Boy), sowie das US-Militär. Wer glaubte, dass die Actionszenen aus Teil 2 an bombastischer Gigantomanie nicht mehr zu übertreffen wären, der wird hier eines besseren belehrt. Der beinahe einstündige Showdown, in dessen Verlauf Chicago dem Erdboden gleich gemacht wird, gehört ohne Übertreibung zu den spektakulärsten der Kinogeschichte. Der allseits beliebte 3D-Effekt tut sein übriges. Vor jenem Finale hat der Zuschauer beinahe eine Komödie zu sehen bekommen. Independent-Ikonen wie John Turturro und Frances McDormand, die man eher nicht in einem derartigen Blockbuster vermuten würde, versehen ihre skurrilen Rollen mit feiner Ironie. Aber es war immer schon eine Stärke Bays derart hochkarätige Schauspieler für komische Parts in seinen Filmen zu verpflichten – man denke nur an Steve Buscemis Auftritte in „Armageddon“ und „Die Insel“. Überhaupt ist das Drehbuch von Ehren Kruger alles andere als schlecht – die Dialoge sitzen, und die Chuzpe, mit der er sowohl die Mondlandung als auch die Katastrophe von Tschernobyl als direkte Folge der Aktivitäten der „Transformers“ beschreibt, ist schlichtweg bewundernswert. Kruger und Bay haben die Essenz eines Sommerblockbusters verstanden. Und so ist „Transformers 3“ zwar völlig sinnfrei, aber eben auch ein großer Spaß, den man, wenn überhaupt, unbedingt im Kino sehen muss. Nur dort entfaltet der Film, der natürlich auf die pure Überwältigung des Zuschauers abzielt, seine volle Wirkung. Manch einer mag das ermüdend finden, zumal Bay die Handlung auf beinahe epische zweieinhalb Stunden auswalzt. Aber Anhänger von Michael Bay – und das sind nicht wenige – kommen auf ihre Kosten.

Fazit: Die eskapistische Speerspitze des amerikanischen Mainstream-Kinos.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

07.07.2011 11:03
#2 RE: Marmstorfer geht ins Kino Zitat · Antworten



Larry Crowne
USA 2011, 99 Minuten
Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Bryan Cranston, Cedric the Entertainer, Taraji P. Henson, Gugu Mbatha-Raw, Wilmer Valderrama, Pam Grier, George Takei, Rita Wilson uva.
Buch: Tom Hanks & Nia Vardalos
Regie: Tom Hanks


Bereits achtmal wurde Larry Crowne (Tom Hanks) in seiner U-Mart-Filiale zum Mitarbeiter des Monats gekürt, doch alle erworbenen Meriten sind Makulatur, als der freundliche Endvierziger urplötzlich entlassen wird. Die fadenscheinige Begründung seitens der Firmenleitung: Mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten aufgrund einer fehlenden College-Ausbildung – unmittelbar nach der Highschool verschlug es Crowne als Koch zur Navy. Also beschließt Crowne, der nach seiner Scheidung zudem auf einem Schuldenberg sitzt, den universitären Abschluss nachzuholen. Mit seinem neu erworbenen Motorroller (spart Benzin!) erregt er bereits am ersten Tag des Semesters die Aufmerksamkeit seiner jungen Kommilitonin Talia (erfrischend: Gugu Mbatha-Raw), die das Potenzial des unscheinbaren Mannes erkennt – und dessen Leben gehörig umkrempelt. Und dann wäre da ja auch noch die Dozentin im Kurs „Freies Sprechen 2-17“: Mercedes Tainot (Julia Roberts), die von ihrer Ehe, dem Desinteresse der Studenten und der langweiligen Job-Routine frustriert und darüber zur Zynikerin und Beinahe-Alkoholikerin geworden ist.
Überraschungen erlebt man in „Larry Crowne“ keine – es reicht bereits ein Blick auf das Filmplakat, um zu wissen, wie es letztendlich ausgeht. Doch das Werk besitzt andere Qualitäten. In seinem zweiten Kinofilm als Regisseur (nach „That Thing you do“, 1996) gelingt es Tom Hanks eine wunderbar leichte (nicht seichte!) Geschichte zu erzählen. Die vermittelte Botschaft mag banal sein, aber solange die Zutaten eines Feelgood-Movies derart gut aufeinander abgestimmt sind, kann dieser Makel problemlos ignoriert werden. Die Chemie zwischen Hanks und Roberts, zwei der beliebtesten Filmstars der letzten 20 Jahre, stimmt – und auch die überwiegend kauzigen Nebenfiguren (etwa Cedric the Entertainer als Nachbar, der in seinem Vorgarten einen Dauerflohmarkt eingerichtet hat) sorgen für anhaltend gute Laune. Die an der Universität spielenden Szenen (z.B. die von Larry besuchte Ökonomie-Vorlesung) sind überdies wunderbar pointiert skizziert – da dürfte mir jeder ehemalige und aktuelle Student zustimmen.

Fazit: Federleicht, frei von Kitsch und wunderbar gespielt – eine Sommerkomödie wie aus dem Lehrbuch.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

08.07.2011 23:57
#3 RE: Marmstorfer geht ins Kino Zitat · Antworten



Das Blaue vom Himmel
Deutschland 2011, 103 Minuten
Mit Juliane Köhler, Hannelore Elsner, Karoline Herfurth, Niklas Kohrt, Matthias Brandt, Rüdiger Vogler, Juta Vanaga, Dace Eversa sowie Fritzi Haberlandt und David Kross.
Buch: Josephin Thayenthal & Robert Thayenthal
Regie: Hans Steinbichler


Berlin im Januar 1991. Die Fernsehredakteurin Sofia Schleier (Juliane Köhler) bereitet gerade einen Beitrag über die Proteste in den baltischen Ländern vor, die sich von der Sowjetunion lossagen wollen, als sie ein Anruf erreicht: Ihre Mutter Marga (jung: Karoline Herfurth, alt: Hannelore Elsner), zu der Sofia kein besonders inniges Verhältnis unterhält, ist in eine Wuppertaler Nervenklinik eingewiesen worden. Marga erkennt ihre Tochter nicht mehr, weiß nicht mehr wie man Kaffee kocht oder wie man ein Stück Kuchen isst. Sie leidet offensichtlich an Demenz. Die alte Dame flüchtet sich in die Vergangenheit; ins Lettland der 30er Jahre, wo sie kurz vor der Vertreibung durch die Rote Armee ihren Mann, Sofias längst verstorbenen Vater, geheiratet hat. Sofia weiß beinahe nichts über diese Zeit, nur, dass sie dort geboren wurde. Doch diverse Äußerungen ihrer Mutter lassen sie stutzig werden. Sofias Vater war anscheinend in eine andere Frau verliebt. In der Handtasche ihrer Mutter findet sie unbekannte Fotos aus jener Zeit. Um mehr zu erfahren, fährt Sofia mit Marga nach Lettland. Dort trifft sie auf Margas alten Freund Osvalds (jung: David Kross, alt: Rüdiger Vogler), der ihr ein unfassbares Geheimnis offenbart.
„Das Blaue vom Himmel“ ist nicht einfach ein weiteres Alzheimer-Drama, auch wenn das Gros der Presseberichte sich auf diesen Aspekt des Films konzentriert – sicherlich auch im Zusammenhang mit dem kürzlichen Selbstmord von Gunter Sachs. Und Hannelore Elsner spielt die demente Frau mit Bravour; ihre Leistung rechtfertigt bereits den Erwerb des Kinotickets. Aber die Alzheimer-Erkrankung steht nicht im Fokus der Handlung; vielmehr dient sie als Katalysator der Aufdeckung einer Familientragödie beinahe shakespearschen Ausmaßes. Hans Steinbichler ist jedoch viel zu klug, als dass er irgendwie daran interessiert wäre, seine Inszenierung mit Pathos anzureichern. Bereits in seinem famosen Neo-Heimatdrama „Hierankl“ schilderte der Regisseur eine innerfamiliäre Katastrophe - in „Das Blaue vom Himmel“ ist diese Katastrophe aber in einen historischen Kontext eingebettet, den Steinbichler in langen Rückblick-Sequenzen peu à peu offenbart. Die Okkupation und Befreiung Lettlands dient ihm dabei als Metapher für die komplizierte Beziehung zwischen Mutter und Tochter.

Fazit: Ein kluger, vielschichtiger Film, besetzt mit durchgehend grandiosen Schauspielern. Unbedingt sehenswert.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

16.07.2011 16:25
#4 RE: Marmstorfer geht ins Kino Zitat · Antworten



Country Strong
USA 2010, 117 Minuten
Mit Gwyneth Paltrow, Tim McGraw, Garrett Hedlund, Leighton Meester uva.
Buch & Regie: Shana Feste


Seit einiger Zeit ist die Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow davon überzeugt, dass sie auch als Popsängerin erfolgreich reüssieren könnte. Doch den erwünschten Plattenvertrag hat ihr noch kein Label gegeben – wohl auch aufgrund ihrer exorbitanten finanziellen Forderungen. Auslöser der erträumten Zweitkarriere ist Paltrows Rolle in „Country Strong“. Dort gibt die Aktrice den erfolgreichen Country-Star Kelly Canter, die nach einem Alkoholentzug von ihrem Ehemann und Manager James (Tim McGraw) zu einer Comeback-Tournee genötigt wird. Ein Jahr zuvor war Kelly während eines Auftritts betrunken von der Bühne gestürzt – und hatte infolgedessen ihr ungeborenes Kind verloren. Mit auf Tour gehen auch Newcomer Beau (Garrett Hedlund), der Kelly während ihres Klinikaufenthalts betreute (und ihr dabei näher kam), sowie die junge Chiles Stanton („Gossip Girl“-Star Leighton Meester), die zwar großes Talent offenbart, aber gleichzeitig unter furchtbarem Lampenfieber leidet. Doch die Konzertreise verläuft anders als geplant...
Ausgerechnet die Charakterisierung der Figur Kelly Canter wirkt unausgegoren, ja bisweilen unglaubwürdig und plakativ. Das schadet dem Film. Wie auch die wenig tiefgründige, mitunter sogar banale Story. Aber dennoch ist „Country Strong“ kein komplettes Fiasko. Der grandiose Soundtrack (inklusive des für einen Oscar nominierten Song „Coming Home“) ist eine wunderbare Ode an die amerikanische Volksmusik. Hedlund und Meester sorgen mit ihrer überzeugend gespielten Verletzlichkeit für anrührende Momente. Warum aber ausgerechnet Country-Superstar und Gelegenheitsschauspieler Tim McGraw überhaupt nicht singt, bleibt rätselhaft. Für echte McGraw-Fans muss dieser Umstand wie purer Etikettenschwindel anmuten.

Fazit: Inhaltlich belanglose Country-Schnurre, immerhin durch erstklassige Musik veredelt.

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