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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.178 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

19.06.2011 21:41
Der Schatz vom Toplitzsee (1959) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Der Schatz vom Toplitzsee" (Deutschland 1959)
mit: Joachim Hansen, Gert Fröbe, Sabina Sesselmann, Werner Peters, Hannelore Bollmann, Romana Rombach, Erika Vaal, Wolfgang Stumpf, Til Kiwe, Karl Ehmann, Bruno Hübner, Lucas Ammann, Franz Roberti, Gerhard Kitter u.a. | Drehbuch: Dr. Kurt Nachmann und Rolf Ohlsen | Regie: Franz Antel

Gegen Ende des Dritten Reichs wurden im KZ Sachsenhausen gefälschte Pfundnoten hergestellt, mit denen man die englische Geldwirtschaft lahmlegen wollte. Schloss Labers bei Meran (Südtirol) diente damals als Vertriebszentrale dieses Geldfälscherprojekts, das unter dem Decknamen "Operation Bernhard" durchgeführt wurde.
Den Ausgangspunkt dieses Films bildet die Versenkung zahlreicher Kisten mit englischen "Blüten" im Toplitzsee (Salzkammergut). SS-Offizier Dr. Brandt und sein Kamerad Kopetzky eignen sich durch Erschießung der beteiligten Personen einige Kisten an und bauen sich mit diesem Geld eine stattliche Wirtschaftskarriere im Nachkriegsdeutschland auf. Dr. Grohmann, wie sich Brandt fortan nennt, lässt sich sein Gesicht von einem Chirurgen in Agram (Zagreb, Kroatien) operieren und wiegt sich vollkommen in Sicherheit, bis der deutsche "Stern"-Reporter Wolfgang Löhde mit modernen Methoden die Bergung der versenkten Kisten vornimmt und damit früher oder später auch an Geheimakten mit belastendem Material herankommt.......

Joachim Hansen obliegt die Aufgabe, sich mit akribischer Beharrlichkeit an die Aufdeckung des Falles zu machen, zumal sich ein Augenzeuge von damals bei ihm meldet, der fälschlicherweise des Mordes angeklagt wurde und dafür zwölf Jahre unschuldig im Gefängnis saß. Der junge Reporter betrachtet seine Arbeit nicht nur als Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren, sondern sieht es als moralische Verpflichtung seiner Generation, Ungerechtigkeiten aufzudecken und sich nicht durch Schweigen und Verdrängen mitschuldig an den Taten der Väter zu machen. Er könne die Welt zwar nicht besser machen, aber dafür sorgen, dass sie ein bisschen weniger schlecht sei, so die Rechtfertigung für sein Verhalten. Sabina Sesselmann, die Hansens Verlobte spielt, arbeitet zwar ebenfalls in der Redaktion des "Stern", steht der gefährlichen Arbeit von Wolfgang jedoch skeptisch gegenüber. Sie wertet private Sicherheit höher als den Einsatz für die Aufdeckung der "alten Geschichte". Sie entspricht damit der Sehnsucht nach einem Neubeginn, ohne die Altlasten der Vergangenheit. Eine weitverbreitete Geisteshaltung in den Fünfziger Jahren.
Gert Fröbe zeigt uns seinen Vorläufer des Emporkömmlings Auric Goldfinger, der Anordnungen gibt und seine Befehle von einem treuen Gefährten (Werner Peters) ausführen lässt. Peters kann hier zu Beginn seiner Krimikarriere zeigen, was ihm später bei Dr. Mabuse und Edgar Wallace Pluspunkte einbringen wird: seine Durchtriebenheit; die latente Bedrohung, die von seiner Figur ausgeht und die Unberechenbarkeit seines Temperaments. Er ist der Mann fürs Grobe und ersinnt Pläne, wie potenzielle Gegner zu beseitigen sind. Von besonderer Spannung gestalten sich dabei die drei Szenen, in denen er versucht, Sabina Sesselmann habhaft zu werden. Durch unheimliche Schnittabfolgen, den Einsatz von Nebel und die Choreografie der Schauspielerbewegungen gelingt es dem Film, Nervenkitzel zu erzeugen; eine bedrohliche Atmosphäre, die an den "Greifer" (1957, Regie: Eugen York) erinnert. Von besonderem Interesse sind die Gegensätze, die sich zwischen der Blockhütte am See und der eleganten Umgebung Grohmanns auftun. Der Bürokomplex, die Privatwohnung und das Opernhaus stellen die sichere Welt des Geschäftsmanns dar, während sein "Verfolger" sich auf eine Reise in die Vergangenheit macht und dabei an der österreichisch-jugoslawischen Grenze in Lebensgefahr gerät (Kurzauftritt von Lukas Ammann). Das Finale erinnert an "Es geschah am hellichten Tag" und schließt den Kreis, der sich zu Beginn der Handlung mit der Brückenszene öffnet.
Dem im Forum häufig geäußerten Vorwurf, Joachim Hansen bleibe in seinen Rollen stets blass, muss ich widersprechen. Er überzeugt in der Rolle des Reporters und es gelingt ihm, nicht nur seine Umgebung, sondern auch das Publikum an seinem Tatendrang teilhaben zu lassen. Die Schlagerseligkeit, die Michael Jarys Musik vermittelt, passt nicht so recht ins Bild und schlägt gegen Ende in bedrohlichere Klänge um. Der Mord am Münchner Frachtbahnhof, die Rückkehr an den Toplitzsee und die Flucht über die marode Brücke runden den Film ab, wobei anzuzweifeln bleibt, ob Sesselmann und Hansen ihre unterschiedlichen Lebensvorstellungen in Einklang bringen werden. Hansen bleibt in jedem Fall Til Kiwe, der ein feines Porträt eines loyalen Freundes gibt; eines Freundes, dessen Wohlwollen nicht durch materielle Zuwendungen erkauft wurde (wie im Fall Kopetzky) und der sich als Mittler zwischen den verschiedenen Meinungen sieht.
Fazit: Eine spannende Aufarbeitung des faszinierenden Themas, gewürzt mit Krimielementen und diversen Schauplatzwechseln. Top-Besetzung.

Giacco Offline



Beiträge: 2.624

18.01.2014 18:21
#2 RE: Bewertet: "Der Schatz vom Toplitzsee" Zitat · Antworten



In den letzten Kriegstagen 1945 lässt das NS-Regime Kisten mit Geheimdokumenten und gefälschten britischen Pfund-Banknoten im Toplitzsee (Salzkammergut) versenken. Als der "Stern"-Reporter Wolfgang Löhde im Sommer 1959 mit einem Taucherteam aus 80 m Tiefe einen Teil dieser Kisten bergen kann, sorgt das Thema wochenlang für Schlagzeilen. Tausende von Touristen bevölkern die Gegend um den See. Franz Antel wittert sogleich einen erfolgversprechenden Kinostoff, lässt ein Drehbuch anfertigen und übernimmt selbst die Regie.

Bis dahin hatte der österreichische Vielfilmer Antel fast ausschließlich harmlos-bunte Heimatschnulzen gedreht. Die Inszenierung eines Kriminalfilms war für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Erschwerend kam hinzu, dass sich als Drehbuchautoren mit Kurt Nachmann und Rolf Olsen zwei berüchtigte Kolportage-Spezialisten betätigten und dass Rudi Zehetgruber die Regie-Assistenz übernahm. Dabei herausgekommen ist ein Film, der sicher nicht der große Wurf ist, sich aber doch einen Platz im Mittelfeld der 50er-Jahre-Krimis sichern kann, was in erster Linie an den Darstellern liegt. Sie geben einen kleinen Eindruck davon, was bei einem guten Drehbuch und einem fähigen Regisseur aus diesem Stoff hätte werden können. So aber muß man sich mit Konfektionsware von der Stange begnügen. Eindimensionale Charaktere, flache Dialoge und die üblichen Klischees trüben ein wenig das Vergnügen am durchaus vorhandenen Unterhaltungswert des Films. Die zu Teil etwas holprige Inszenierung hechelt von einem Ereignis zum nächsten, wobei es oft aber nur ansatzweise gelingt, echte Spannungsmomente aufzubauen.
Die Besetzung lässt jedoch über all diese Schwächen hinwegsehen. Allein Gert Fröbe als Oberschurke und Werner Peters als sein Handlanger hieven den Film über den Durchschnitt. Joachim Hansen zeigt als Reporter Wolfgang Löhde eine ansprechende Leistung, während Sabina Sesselmann als seine Braut nur wenig Möglichkeiten hat, sich darstellerisch zu entfalten. Hansen und Sesselmann hatten gerade vorher schon in "Morgen wirst du um mich weinen" gemeinsam vor der Kamera gestanden.
Trotz kleinerer Abstriche bietet der an Originalschauplätzen gedrehte "Schatz vom Toplitzsee" solide Krimikost und ist darüberhinaus vor allem als Zeitdokument sehenswert.

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