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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

15.05.2011 15:59
Jung, schön und immer bedroht - die Frauen bei Wallace & Co. Zitat · Antworten

Ob bei Edgar Wallace(1959-1972), seinem Sohn Bryan-Edgar (1961-71), bei Dr. Mabuse (1960-1964), bei Weinert-Wilton (62-64) oder in den unzähligen Epigonen die in der 60er Jahren im Kino zusehen waren; neben einem Ermittler, dem Oberschurken und dem "Trottel vom Dienst", waren Sie immer ein fester Bestandteil des deutschen Krimi`s; die Frauen.

"Jung, schön und immer bedroht." So sollte sie sein, die Hauptdarstellerin bei Wallace & Co. Im Gegensatz zum männlichen Hauptpart - dem stets starken, selbstbewußten und seiner Partnerin immer überlegenen Inspektor/Detektiv - war die Hauptdarstellerin von Anfang an das "schwache Geschlecht".

Das mit dem ersten Wallace-Krimi Der Frosch mit der Maske (1959) begonnene Konzept;

Ermittler = reif, dynamisch, überlegen
Oberschurke = intelligent, geheimnisvoll, brutal
Trottel = witzig, tollpatschig, liebenswert,
Mädchen = schön, ängstlich, hilflos

wurde nicht nur bis Anfang der 70er in den von Rialto inszenierten Wallace-Reihe umgesetzt, sondern auch in den Epigonen.

Dieses Konzept was heute sehr klischeehaft anmutet und doch auch immer noch im Kino und Fernsehen propagiert wird, war damals sehr erfolgreich.

Freilich, die Anforderungen für die Besetzung der Hauptdarstellerin, also des "Ober-Opfers" waren zweifelslos nicht besonders hoch.

Was mußte das erste Wallace-Girl Eva Anthes 1959 schon können?

Außer, das sie gut aussah, den Charme des mädchenhaftem und unschuldigen besaß, mußte sie zu gegebener Zeit ängstlich in die Kamera gucken, hin und wieder einen Angstschrei, nach Möglichkeit sehr real, von sich geben, auf den reiferen Ermittler zu jeder Zeit hören und mit größter Vorsicht reagieren, um dann am Ende des Films in die Arme von Joachim (Blacky) Fuchsberger zu fallen und ihn (auch wieder sehr real) vorm anschließenden Traualtar den Bund fürs Leben zu schließen.

Mehr war es dann erst einmal nicht, was die jungen Schauspielerinnen können mußten.

Charakterstudien waren hier nicht gefragt. Überhaupt war das Privatleben der schönen Hauptdarstellerin im allgemeinen nicht von Bedeutung. Woher sie kam, welche Umstände sie zwangen, das zu machen, was sie tat, oder gar ein eventuelles vorheriges Liebesleben war schon gleich ganz tabu.

Nein, neben der schon prapagierten Jugend und der unverwechselbaren Schönheit, mußte das Mädchen auch immer eines sein; Unschuldig!

Nicht nur unschuldig im Sinne des Verbrechens, eine Mitwisserschaft oder gar einer Straftat wurden von vornherein ausgeschlossen, nein auch im Bezug auf Liebe und Sex war das junge Ding keusch und bis zum Auftritt und der Rettung durch den gerade zuständigen Inspektor bzw. Privatdetektiv hatte es keinerlei Sehnsüchte nach der Liebe oder gar sexuelles Verlangen zu haben.

"Die Frauen waren nicht nur sauber, sondern rein."

Die jungen Darstellerinnen waren hierbei ein Abbild der strengen und prüden 50er Jahre, als man zum Küssen noch den Vater um Erlaubnis fragte und abends dann das Licht ausmachte...

Ob Maria Schell, Liselotte Pulver, Romy Schneider, Marianne Hold oder Sonja Ziemann - ihr Frauenbild war bis weit in die 60er Jahre fester Bestandteil des deutschen Films.

In dem Jahrzehnt der Heimatfilme, Liebesschnulzen, Musikfilmen und Melodramen identifizierten sich viele Kinozuschauerinnen mit den Heroen deutscher Schauspielkunst. Erotik war hier nicht gefragt, und etwaige Frivolitäten wenn schon, dann nur im Ansatz sichtbar.

Dieses Klischee der Frauendarstellung wurde jedoch schon bald in Frage gestellt, und nicht nur diese, nein, das Kino grundsätzlich.

"Opas Kino ist tot! tönte es bereits 1962 in Oberhausen und viele damals noch unbekannte Filmemacher und Journalisten grenzten sich zunehmend ab von der "schönen-heilen Welt".

Das Frauenbild in dieser Form hatte bei Ihnen ausgedient, die Frauen waren nicht mehr nur schöne und passive Anhängsel toller Mimen ala O.W. Fischer oder Dieter Borsche oder Reinkarnation der biederen Sauberfrau ala Maria Schell, nein sie waren auch bald auf der Leinwand das, was sie auch im wirklichen Leben waren...

...frustrierte Geschäftsfrauen, alleinerziehende Mütter oder gar mörderische Gespielinnen.

Von all den gesellschaftlichen Umbrüchen ab Mitte der 60er Jahre, war die Wallace-Welt noch meilenweit entfernt, ja die Kriminalfilme von Wallace, Mabuse und ähnlich gearteten Filmen waren in ihrer eigenen Welt. Zuerst in schwarz-weiß und ab Mitte dieses Jahrzehnts dann auch in Farbe.

Der Inspektor war weiterhin der Macher und Beschützer, der Fiesling war weiterhin fies, die Lachnummer sorgte weiterhin für Witzchen mal mehr über, mal mehr unter der Gürtellinie und die "Schöne vom Dienst" war nun auch in Farbe, das, was sie immer war; Jung, schön und immer noch ständig bedroht!

Dieses beschriebene Rollenklischee machte eigentlich auch bis zum Ende der Wallace-Reihe deren Beliebtheit aus. Der geneigte Kinozuschauer wollte es genau so sehen und haben. Eine vom mittlerweile aufkommenden Femminismus befreite und selbstbestimmte Frau hatte er ja nun, wenn er Glück(?) oder Pech(!) hatte zuhause...da wollte er doch wenigstens im Kino noch eine Welt sehen, die zumindest für ihn noch in Ordnug war(...).

Doch auch an & in den Wallace-Filmen ging die Zeit nicht spurlos vorbei, und ja, auch die Frauen wurden hier in einigen Fällen selbstbewußter und geigten dem beschützenden Hauptdarsteller schon mal die Meinung, ehe sie dann doch noch in letzter Minute, allem Selbstbewußtsein zum Trotz gerettet werden mußte.

Tja, manches ändert sich eben nie.

Auch in punkto Keuschheit und verhaltenem Sex wurden die Frauen freier. Als Ende der 60er Jahre immer mehr Tabus und Hüllen fielen, Oswalt Kolle die "Freie Liebe" propagierte und man endlich wußte, das Schulmädchen doch nicht nur am Nachmittag Hausaufgaben machten...zeigten auch die in die Jahre gekommenen Wallace-Krimis mehr Haut und Haar...und wenn es die Hauptdarstellerin nicht tat, dann eben ein anderes Mädchen, das dann meißtens kurz darauf, sowieso den Löffel abgegeben mußte.

Über ein Jahrzehnt erstreckte sich die erfolgreiche Edgar-Wallace-Reihe auf Deutschlands Kinoleinwänden, 32 Rialto-Filme und mehrere andere Wallace-Krimis und Epigonen eingeschlossen, unzählige Wallace-Girls mußten hier um Leib und Leben kämpfen, um dann am Ende eine züchtige Ehefrau des ermittelnden Inspektors werden zu können.

In 15 Kurz-Portaits habe ich die m. M. nach wichtigsten Darstellerinnen des deutschen Kriminalfilms der 60er Jahre vorgestellt und ihre Mitwirkung analysiert.

Ich möchte nun noch einmal die Schauspielerinnen innerhalb des Zeitraumes der Wallace-Filme (59-72) einordnen und bewerten.

Diese 13 Filmjahre teile ich in zwei Phasen ein, zum einen die schwarz-weiß Jahre (1959-1965) und zum anderen die Farbfilm-Ära (1966-1972)

In der 1. Phase (1959-1965; schwarzweiß-Filme) dominiert das typische Rollenklischee des braven, unschuldigen und am Ende verliebten Wallace-Mädchens. Ob das erste Wallace-Girl Eva Anthes, Karin Dor, Karin Baal, Sabina Sesselmann, Senta Berger, Sabine Bethmann oder Brigitte Grothum, sie alle stehen für dieses vom Publikum beliebte Rollenfach der ständig & überall bedrohten Schönheit, die schreiend durch Londons neblige Gassen rennt und dann auf Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Adrian Hoven oder Hansjörg Felmy trifft, dem Retter in höchster Not.

Eine Abweichung von diesem schon viel zitierten Bild des jungen Hascherls ist die junge und selbstbewußte Renate Ewert in Der rote Kreis (1959), die alles andere als ängstlich agiert, sondern sich den Verbrechern mutig und fordernd entgegenstellt, auch Corny Collins in Das indische Tuch (1963) ist nicht nur das Opfer im übertragenden Sinn, sondern zeigt auch leichte Ansätze einer Gegenwehr vor allzu großer Anteilsnahme von Drache.

Einen markanten Ausreißer aus der wallaceschen Typisierung des hilflosen Mädchens spielt Karin Dor in Zimmer 13 (1963/64). Die anfangs als unschuldiges Opfer anmutende Dor wird am Ende als phsychopathische Mörderin entlarvt, die aufgrund ihrer traumatisierten Kindheit, Morde an Frauen ausübt.

Nicht nur das zum ersten Mal eine Hauptdarstellerin als Täterin entlarvt, diese dann noch durch Selbstmord aus dem Leben scheidet und ein entsetzter und trauriger Fuchsberger am Ende übrig bleibt, nein endlich auch einmal ein Mädchen mit einer Vergangenheit! Auch wenn diese schrecklich ist.

Dieser Film sorgte damals im Februar 1964 für viel Unruhe und die Hauptdarstellerin wurde nicht von wenigen Fan`s angefeindet, doch zeigt gerade dieser Film, das auch ein Wallace-Girl mehr kann, als nur hübsch auszusehen und zu schreien.

Im selben Jahr zeigt Sophie Hardy in Der Hexer, das auch ein Inspektor ein Liebesleben hat.

Meine TOP 3

* Platz 3: Sabina Sesselmann (Die Tür mit den sieben Schlössern - Keine hatte schönere Beine!)

* Platz 2: Brigitte Grothum (Die toten Augen von London - Eine gegen alle!)

* Platz 1: Karin Dor (Der unheimliche Mönch - Miss Krimi perfektioniert den Edgar-Wallace-Krimi schlechthin!)

In der 2. Phase (1966-1972) die Mitte der 60er Jahre begann, ist die Zeit der schwarz-weißen Kriminalfilme vorbei. Mit dem Siegeszug der Farbe, werden auch die Wallace-Filme bunter, allerdings bleibt ein Großteil der neuen Generation der Wallace-Girls blaß. Die Filme der Wallace-Reihe werden jetzt nicht nur farbfreudiger, sondern man experimentiert auch mit allerlei Drehbüchern, ohne nicht mehr ganz soviele Elemente des Krimimeisters einzubauen.

Statt auf Originalbücher setzt man nun mehr auf Eigenkreationen, Remakes und Filmen die nach "Gemischtwaren-Laden" bedient werden, von allem ein bißchen. Blackys graue Haare kommen nun mehr zur Geltung, mit der Bayuwarin Uschi Glas, einem aufstrebenden jungen Filmstar verspricht man sich klingende Kassen, der "Trottel vom Dienst" scheidet gleich ganz aus dem Geschehen und generell hat sich jetzt vieles verändert.

Von den Wallace-Damen aus der sogenannten ersten "Generation" sind nur noch Karin Baal und Barbara Rütting übrig beblieben. Neue Gesichter kommen zwar hinzu, doch wird weiterhin an alten Vorstellungen festgehalten. Die Wallace-Hochzeit (1962-1965) ist am Abebben und die Epigonen werden von den jetzt populären Agentenfilmen ala James Bond abgelöst.

Man konzentriert sich also nur noch auf die "Mutter-Serie". Überhaupt kommen für die Kinobesitzer rauhe Zeiten entgegen, durch das immer mehr verbreitete Fernsehen und dem sich bietenden Angebot neuer Filme, bleiben gerade die jungen Zuschauer immer mehr aus.

Mit dem ersten Wallace-Mädchen der Farb-Ära Monika Peitsch setzt man auf alt bewährtes. Die 30jährige Mimin ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber für ein unschuldiges und weltfremdes Ding geht sie allemal noch durch. Im Der Bucklige von Soho (1966) spielt sie routiniert ein Opfer, welches besonders arg leidet, aber auch das ist man ja bei Wallace gewohnt. Im Jubiläumskrimi Der Hund von Blackwood Castle kann man 1967 nach rund 6 Jahren noch einmal ein Wallace-Girl der ersten Stunde begutachten. Die blonde Darstellerin spielt ihre Rolle nun reifer und gesetzter, kurzum eine Frau, die weiß was sie will und der man auch mit Schlangen und einem Gerippe nichts anhaben kann, am wenigsten Angst!

Neben einem schwedischem Model und der Theatermimin Karin Hübner, die auch aus dem gängigen Rollenklischee ausbricht, und ähnlich wie Karin Dor mit ihrer dunklen Vergangenheit ringt, setzt Horst Wendlandt ganz auf die Zugkraft von "Schätzchen" Uschi Glas. Die junge Schauspielerin ist von Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre Deutschlands beliebteste und erfolgreichste Darstellerin von "Opas Kino". Durch die damals populären "Lümmel-Filme", der Zusammenarbeit mit Schlagerbarde Roy Black als Liebespaar und nicht zuletzt durch die vielen Filmkomödien hat sie sich im deutschen Film einen Namen erarbeitet.

Doch bei allerlei Erfolg gehören ihre Wallace-Auftritte nicht zu den Sternstunden der Serie, zum einen sicherlich wegen den insgesamt schlechten Filmen, zum anderen lag es an Uschi Glas selber.

Ihre Mädchen- bzw. Frauenrollen trugen weder dem damaligen Zeitgeist Rechnung, noch kam sie über das Klischee des ausdruckslosen Hascherls nicht hinaus.

Mit der engeren Zusammenarbeit mit italienischen Produktionsfirmen veränderten sich nicht nur die Filme, sondern auch deren Darsteller bzw. die zu spielenden Figuren.
Die Morde wurden mehr in Szene gesetzt, die Kamera-Einstellungen insgesamt waren schneller, die Filme im allgemeinen actionbetonter und auch die diversen Damen durften und mußten mehr Haut zeigen. Man wollte ja auch für das junge Publikum attraktiv sein. Mit Karin Baal und Uschi Glas verirrten sich zwei teutonische Damen nach "Bella Italia" und ebenfalls ein frührer Wallace-Star Barbara Rütting trat noch einmal in einem Bryan-Edgar-Wallace-Krimi auf "Der Todesrächer von Soho (1971). Eine Rolle über der man eigentlich garnichts mehr sagen braucht...

Meine FLOP 3

* Platz 3: Monika Peitsch (Der Bucklige von Soho - Nichts Neues und dann noch nicht mal gut!)

* Platz 2: Uschi Glas (Der Gorilla von Soho - Ein affiger Abgesang der Wallace-Reihe!)

* Platz 1: Barbara Rütting (Der Todesrächer von Soho - Eine Katastrophe!!! Eine sichtlich gealterte Schauspielerin in einem ALPTRAUM!

Heute nach rund 52 Jahren nachdem der erste Wallace-Film Der Frosch mit der Maske ins Kino kam und mit ihm der deutsche Gruselkrimi geboren wurde und mit Eva Anthes das erste Wallace-Girl das Licht der Leinwand erblickte.

Was bleibt von den "jungen, schönen und stets bedrohten Frauen" von den Wallace-, Bryan-Edgar-, Mabuse-, Weinert-Wilton-Filmen und Co. übrig?

"Eine unbändige Faszination... man(n) leidet, zittert, ängstigt und erfreut sich auch zugegebener Weise immer wieder an die bedrohten & gepeinigten Frauen, die ja dann doch am Ende jedesmal wieder aus allem Unheil befreit werden(...) und der Held dann am Ende das junge Mädchen in seine Arme schließt...immer, und immmer und immer wieder..."

Mr. Krimi (Der Mann von Miss Krimi)

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.05.2011 19:42
#2 RE: Jung, schön und immer bedroht - die Frauen bei Wallace & Co. Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Krimi
* Platz 2: Brigitte Grothum (Die toten Augen von London - Eine gegen alle!)



In den Augen spielte aber Karin Baal.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

15.05.2011 20:29
#3 RE: Jung, schön und immer bedroht - die Frauen bei Wallace & Co. Zitat · Antworten

Oje, die richtige Frau im falschen Film.

So ist es richtig;

* Platz 2: Brigitte Grothum (Die seltsame Gräfin - Eine gegen alle!)

Mr. Krimi (Der Mann von Miss Krimi)

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