Wenn man sich mit dem deutschsprachigem Film in den 60er Jahren befasst, kommt man an einem Namen nicht vorbei; Ann Smyrner!
Die hübsche Dänin mit den blonden Haaren (erst kurz, später dann viel, viel länger), den großen grau-grünen Augen und den hohen Wangenknochen war ein Sexsymbol in diesem Jahrzehnt und wurde auch so eingesetzt.
Leider wird bei diesen vielen, doch sehr subjektiven Attributen ein (falls vorhandenes) Talent nie sonderlich berücksichtigt, gefordert oder gar gefördert. Ein Manko von dem gerade die Schauspielerinnen jener Tage in ihrer Jugend-und Blütezeit ein Liedchen von singen können.
Bei vielen Filmen war es damals jedenfalls so, und ist es eigentlich auch noch heute.
Doch, um eines ganz klar zu sagen, die Ann Smyrner hatte es, das Talent und ja, sie sah dann auch noch ganz gut aus. Beste Voraussetzungen also um Karriere zu machen, um ganz groß herauszukommen. Nun müßte man(n), oder in diesem Falle Frau die richtigen Leute kennen und in den richtigen Filmen mitspielen...tja, und die obligatorische Portion Glück gehört ebenfalls dazu.
Alles hatte die Ann Smyrner in den 60er Jahren; schöne Filme, tolle Filmpartner und heiße Affären (etwa mit "Old Shattterhand") und doch war auch ihr Stern bereits zum Ende dieses turbolenten Jahrzehnts schneller am erlischen, als sie es wohl damals vermutet und für möglich gehalten hätte.
Ihr Filmdebüt gab die Smyrner 1957 bei uns in Deutschland, in dem Film "Von allen geliebt". Hier steht die noch unerfahrene Frau, neben den Schauspielgrößen Magda Schneider und Johannes Heesters vor den Kamera. Die damals 23jährige wurde aufgrund ihrer körperlichen Vorzüge schnell in weiteren Filmen eingesetzt, zuerst als "Lilli - ein Mädchen aus der Großstadt" (1958) und dann in einigen Musikfilmen und Lustspielen jener Jahre.
Anfang der 60er Jahren, nach einigen Ausflügen in den italienischen Film, wo blonde Frauen nicht so reichlich vorhanden waren wie in Deutschland, begann es nun endlich auch bei uns mit ihrer großen Karriere.
Neben Liebesschmonzette, Lustspiel und Drama, wurde sie auch für den Gruselkrimi Die schwarze Kobra, oder Piccadilly null Uhr zwölf (beide 1963) entdeckt. Im selben Jahr machte sie auch den Abenteuerfilm Das Todesauge von Ceylon auf sich aufmerksam. Ihre optischen Reize und ihre Wirkung auf den Mann, egal ob er als Detektiv gerade Verdächtigen hinterher rannte oder als Großwildjäger wilde Tiere jagte, die blonde Ann geizte nicht mit erotischen Ausblicken, und kein Mann konnte ihr schließlich widerstehen.
Sie, die Frau die ständig und überall in Gefahr ist und doch noch Zeit hat ihre meist knappe Bekleidung zurecht zurücken - ist immer ein Blickfang!
Vielleicht neben der brünetten Wiesbadenerin Karin Dor und der rassigen Wienerin Senta Berger die Schauspielerin, die in den 60er Jahren am "universellsten", quer durch alle Filmgeneres, eingesetzt wurde.
Die produktivste war sie in jedem Fall; im Laufe ihrer garnicht so langen Karriere, wirkte sie in 14 Jahren in rund 47(!) Filmen mit.
Ach ja, neben der sehr erfolgreichen "Angélique"-Serie, wo sie 1966, im 3. Teil (Angélique und König) mitspielte, war sie zwei Jahre zuvor im Bryan-Edgar-Wallace-Reißer Das 7. Opfer mit dabei. Neben so illustrer Filmpartner wie Hansjörg Felmy, Hans Nielsen, Helmuth Lohner, Walter Rilla und Trude Herr glänzt sie als Avril Mant, die Nichte eines bekannten Londoner Adelsgeschlechts, das nach und nach liquidiert wird und auch der schönen Ann Smyrner trachtet man, wie bei Bryan und seinem Vater eben gewohnt, nach dem Leben. Doch der Retter ist natürlich auch hier nicht weit.
Schade nur, das die schöne Smyrner nicht auch beim "Papa" vor finsteren Gesellen bedroht und von tapferen Inspektoren gerettet werden durfte, echt bedauerlich.
Die Ann gehört bei mir zu den Top 4 der "60er-Jahre Schauspielerinnen" und hat hier bestimmt ihren eigenen Thread verdient. Seit ich sie in "Piccadilly null Uhr zwölf" und "Das 7. Opfer" gesehen nehme ich alles auf was ich von ihr im TV bekommen kann. Würde mich mal interessieren warum sie (grob gesagt) schon 1971 mit dem Filmen aufgehört hat.
Ann Smyrner durfte und konnte ihr schauspierisches Talent nur in einer KOMMISSAR-Folge von 1969 (Das Messer im Geldschrank) voll auspielen. Ein interssantes Interview gab sie am 18. August 2001:
Ich hatte den Artikel schon vor Jahren gefunden und jetzt nochmal gelesen. Sehr interessant was sie über die ganzen Schauspieler/innen zu sagen hatte, aber warum sie schon 1971 mit dem Filmedrehen aufgehört hat steht da auch nicht.
Nicht nur weil Ann Smyrner auf meinem Profilbild ist...nein, auch weil ich diese blonde dänische Schauspielerin vor Jahren für mich entdeckt habe, und Ann Smyrner ein Synonym für den deutschen Film der 60er Jahre, und das europäische "Popcorn-Kino" überhaupt, ist, macht mich ihr Tod um so mehr traurig.
Auch wenn Sie sich seit Anfang der 70er Jahre vom Film zurückgezogen hatte, wird sie uns doch immer in Erinnerung bleiben, hier in diesem Forum und für den einen oder anderen auch da "draußen".