Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 1.467 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Janek Offline




Beiträge: 1.852

08.01.2011 21:16
Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Man muss ja schon sagen, dass einige Wallace Filme richtig gruselig und manche auch recht Brutal sind, deswegen list man immer wieder, zum Beispiel beim Unheimlichen Mönch=Horrorkrimi FSK ab 16, dan aber auch wieder : Der Mönch mit der Peitsche= Thriller! FSK 12.

Nun gut, was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir alle Wallace Krimis Chronologisch durchgehen und sie Bewerten, in welche Klasse sie einzuordnen sind ?

Bewertungsklassen:
Krimikomödie
Krimi
Horrorkrimi
Psychothriller
Thriller

Würde mich sehr freuen, wenn ihr sagen würdet, was ihr davon haltet, damit wir das Projekt Realisieren können !!

MfG

Janek

DanielL Offline




Beiträge: 4.154

08.01.2011 21:37
#2 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Also ich denke die Übergänge von Krimi zu Krimikomödie sind gerade bei Wallace sehr fließend, wobei die Tendenz zur Komödie natürlich in den späteren Jahrgängen zugenommen hat. Deutliche Merkmale eines Thrillers zeigen hingegen eigentlich nur die italienischen Produktionen. Merkmale des Horrorkrimis hingegen findet man schon deutlicher. Aus filmstilistischen Gesichtspunkten immer dann, wenn sich ein erheblicher Teil der Spannung nicht aus der Kriminalgeschichte, sondern durch die Bedrohung eines unheimlichen Mörders ergibt. Die Paradefigur ist hier natürlich der blinde Jake!

Gruß,
Daniel

Der Mörder Offline




Beiträge: 31

08.01.2011 22:13
#3 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Man sollte sich auch vergegenwärtigen, dass vieles was heute Komödiantisch wirkt, damals nicht so gesehen wurde. Ich erinnere mich jedenfalls nicht, dass irgend jemand in der Urzeit der Wallace Filme lachte. Dazu war die Handlung zu spannend und gruslig.

Heute sieht das natürlich anders aus, nach "Chainsaw Massacre" und dergleichen.

Als Beispiel, Anfang der 80-er gab es die Britische Serie "Die Profis" von der im deutschen TV einzelne Folgen nicht gebracht wurden wegen zu viel Brutalität. Wenn man sich dies heute ansieht fragt man sich, ja wo denn.

Nochmals zu Wallace. Selbst Eddie Arent oder der schusslige Kommissar (mir fällt gerade der Name nicht ein) finde ich erst in der Neuzeit "lustig". In der Anfangszeit keinesfalls.

DanielL Offline




Beiträge: 4.154

08.01.2011 22:29
#4 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Also ich bin es eher gewohnt, das den Filmen eine gewisse Naivität vorgeworfen wird. Komödiantische Elemente sind aber auch damals schon bewußt so geplant worden. Eddi Arent, Siegfried Schürenberg und Hubert von Meyerinck waren ganz klar komische Elemente. Und auch in die Drehbücher wurden bewusst lustige Szenen zur Auflockerung geschrieben!

Gruß,
Daniel

Janek Offline




Beiträge: 1.852

08.01.2011 22:37
#5 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Naivität, na gut, das kann man so oder so sehen ! Finde ich jedenfalls, für mich ein ziemlich verhuntzter Wallace Film ist DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS, aufs Konto von Eddi Arent !

MfG

Janek

Marmstorfer Online




Beiträge: 7.518

08.01.2011 22:47
#6 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Ein nicht uninteressanter Diskussionsansatz. Es fällt aber schwer für jeden Wallace-Film ein pauschales Urteil zu fällen. Der Wallace-Film an sich muss schließlich schon als eigenständiges Subgenre definiert werden, dass sich eben gerade dadurch auszeichnet eine Krimihandlung mit Thrill, Komik und Grusel/Horror zu würzen. Komische Aspekte findet man in nahezu jedem Film der Reihe (Ausnahme: die drei Italos), dennoch halte ich den Begriff "Krimikomödie" bei keinem Beitrag der Serie für angemessen; nicht einmal bei den drei Filmen, die am meisten Wert darauf legen komisch, bzw. parodistisch zu sein (Der grüne Bogenschütze, Das Rätsel der roten Orchidee, Das indische Tuch; vielleicht muss man auch noch den "Hexer" nennen).

Es mag auch eine Definitionsfrage sein, aber ich sehe es nicht so, dass man Thriller-Merkmale nur in den Italo-Filmen findet. Natürlich - "Das Gesicht im Dunkeln" ist ein lupenreiner Psychothriller; einer der ganz wenigen Filme der Serie, wo man eine der von Janek vorgeschlagenen Kategorisierungen zweifelsfrei anwenden kann. Aber schon die ganz frühen Filme - speziell "Der Frosch mit der Maske" und "Die Bande des Schreckens" setzen auf das, was man als "Thrill" bezeichnen kann. Wenn Fuchsberger am Ende der "Bande" im leeren Golfhotel alleine gegen die Verbrecher kämpft, ist das Hochspannung pur! Ein Film wie "Die seltsame Gräfin" bewegt sich auch an der Grenze zum Psychothriller.

Horror- bzw Gruselelemente (sehr oft wird im Zusammenhang mit Wallace-Filmen und den Epigonen ja auch ganz profan von "Gruselkrimis" gesprochen) hat dann vor allem Vohrer eingeführt; der blinde Jack aus "Die toten Augen von London" wurde ja schon genannt. In den Bereich "Horrorkrimi" fällt sicherlich auch "Der schwarze Abt" (wenn auch etwas zahm) "Der unheimliche Mönch" und die komplette Vohrer-Sextralogie 67/68, wobei "Die blaue Hand" und "Der Hund von Blackwood Castle" diesem Subsubgenre sicherlich leichter zugerechnet werden können als "Der Mann mit dem Glasauge". Horrorelemente findet man auch bei "Die Tür mit den sieben Schlössern", "Der Zinker" "Der Hexer" und "Der Bucklige von Soho".

Ein von Janek nicht genannter Begriff ist der des "Heist-Movies" und natürlich muss man "Das Verrätertor" diesem Subgenre zurechnen. "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" hingegen überschreiten mühelos die Grenze zum Giallo, wobei ich jedoch speziell im Fall von "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" das Wort "lupenrein" vermeiden würde; alleine schon wegen London als Handlungsort, Fuchsberger als Inspektor und dem Raum, den die kriminalistischen Ermittlungen einnehmen; dies sind eindeutige Merkmale eines Edgar-Wallace-Films.

Der Mörder Offline




Beiträge: 31

08.01.2011 22:48
#7 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Naivität ja, durchaus, heute. Ehrlich gesagt finde ich die Filme in der Zwischenzeit auch eher in die Richtung. Nichtdestotrotz gefallen sie mir, und wie man ja aktuell in diesem Forum lesen kann, auch Personen die meine Enkel sein könnten. Auch wenn die Wallace Filme natürlich nicht mehr wirklich "Zeitgemäss" sind, so haben sie dennoch einen gewissen Charme, halt eben einen bald 50-jährigen.

Die Technik Filme zu drehen ist heute um Universen anders, sowie der ganze Ablauf, man kann es einfach nicht vergleichen. Aus diesem Gesichtspunkt ist es auch sehr schwierig bis kaum möglich diese "Schunken" zu katalogisieren. Natürlich kann man, muss sich aber der Zeitverschiebung bewusst sein.

Janek Offline




Beiträge: 1.852

08.01.2011 22:55
#8 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Man muss sagen, Das die Wallace Serie am Anfang recht gut war, dann wieder leicht Abfiel, dann wieder von der Spannung her stieg, nach dem Zinker kommt einen Zeit bis zum Unheimlichen Mönch, wo alles gemischt war Komödiantische Aspekte in den Filmen; Brutalität ( Zimmer 13 )und ab dem Buckligen, fing dann der Farb Mischmasch an. Hier muss man Teilweise wirklich aufpassen, was hier Krimi oder eher Krimi Horror ist, bis auf die Drei Gialli ausgenommen, die für mich eher in die Kategorie Psychothriller, Horror-Giallo fallen !

MfG

Janek

Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

08.01.2011 23:14
#9 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Zitat von Janek Rekos
Naivität, na gut, das kann man so oder so sehen ! Finde ich jedenfalls, für mich ein ziemlich verhuntzter Wallace Film ist DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS, aufs Konto von Eddi Arent !

MfG

Janek



Wobei ich der Meinung bin, dass Eddie Arendt falsch eingesetzt wurde. Sein wahres Talent zeigt sich in Psychopatenrollen, die er leider nur zweimal hatte



Das Subgenre der Wallace-Filme finde ich immer sehr interessant.
Mit dem "einzug" vor Meyerinck entstand meiner Meinung nach auch immer mehr Klamauk.

Auch der Trahsfilm hat seinen Einfluss, genau wie Horror, Komödie und Edelkrimi...

Zitat
Aus der Cinema über "Der Frosch mit der Maske"
Edeltrash vom Feinsten

Glasauge
Spiel mir das Lied vom Tod!

Marmstorfer Online




Beiträge: 7.518

08.01.2011 23:39
#10 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Zitat von Glasauge

Auch der Trahsfilm hat seinen Einfluss



Entschuldige bitte, aber das ist doch absoluter Blödsinn. Natürlich beinhalten viele Wallace-Filme Elemente, die wir aus heutiger Sicht als "trashig" bezeichnen würden, wobei auch das natürlich wieder eine Definitionsfrage ist. Aber unabhängig davon, wie weit verbreitet der Begriff "Trashfilm" hierzulande in den 60ern verbreitet war, willst Du doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Macher der Wallace-Filme mit der Intention zu Werke gegangen sind möglichst trashige Filme zu drehen. Denn dies würde der von Dir benutzte Begriff "Einfluss" ja bedeuten; die Orientierung an bestimmten Vorbildern. Und welche sogenannten Trashfilme sollen das denn bitte gewesen sein? Die amerikanischen Monsterfilme der 40er und 50er Jahre? Ed Wood?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.01.2011 00:04
#11 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Sehr interessante, wirklich sehr interessante Diskussion. Eigentlich vermischen sich hier mindestens vier verschiedene Themen (Genreklassifizierung, Humor, Entwicklungsphasen und Alterungsphänomene der Wallace-Filme), von denen jedes ausführlich betrachtet schon ein dickes Buch füllen würde. Jeder Beitrag in diesem Forum kann daher nur an der Oberfläche kratzen und einzelne Beispiele aus dem Gesamtwerk der Serie herausgreifen.

Da eine komplette Abdeckung der einzelnen Aspekte hier sowieso nicht möglich ist, möchte ich zu jedem Punkt ein paar kurze Ausführungen loswerden:

1. Die Alterungsphänomene der Wallace-Filme
Als Serie mit nunmehr bis zu 50 Jahren auf dem Buckel muss sich die Edgar-Wallace-Reihe die Frage gefallen lassen: Ist sie heute überhaupt noch zeitgemäß? Daraus eröffnet sich eine weitere Frage: War sie zu ihrer Entstehungszeit überhaupt zeitgemäß? Hier muss in zwei Kategorien unterteilt werden, nämlich in den inhaltlichen Aspekt, der jedem Realisten ein schreiend rotes „Nein“ entgegenbrüllt, und dem handwerklich-cineastischen Aspekt, der die Serie als Prestigeprojekt der Sechzigerjahre charakterisiert und damit ihren hohen und tagesaktuellen Status zur Produktionszeit anerkennt. Auch wenn die Wallace-Serie inhaltlich schon zu ihrer Erstaufführung nicht aktuell war, so besteht der wesentliche Unterschied in der Rezeption der Zuschauer einerseits in der damaligen Aktualität der Technik, andererseits aber auch im damals gar nicht so wie heute ausgeprägten Verlangen nach inhaltlich aktuellen Stoffen. Während wir uns diesertage gern mit unseren Problemen beschäftigen und auseinandersetzen, jedes Haar in der Suppe auf den medialen Präsentierteller legen und gern über Wehwehchen unserer Gesellschaft jammern, so war zumindest in der Prä-68er-Zeit der Wunsch nach harmloser Entspannung und dem Fallenlassen in Trivialstoffen ein Qualitätsmerkmal, das heute nicht mehr gewürdigt wird. Daraus mag zu einem gewissen Grade auch die Bezeichnung „naiv“ resultieren, die gegenüber der Wallace-Serie und ähnlichen Krimis gern angebracht wird; dennoch darf nicht vergessen werden, dass die großen Unterhaltungsindustrien in den USA und Indien heute noch Filme herstellen, deren „Naivitätsgrad“ in einer noch fortgeschritteneren Liga spielt.
Auch in anderer Weise ist die Serie heute keinesfalls verharmlost. Dass sie der Verrohung durch Splatterorgien und Blutbäder in Kino und Fernsehen zum Opfer gefallen sei, mag ein Eindruck der „Früher war alles besser“-Generation sein, der sich objektiv aber nicht bestätigt. Erst Mitte des letzten Jahrzehnts bemühte sich das Fernsehen, einen Teil der FSK-Schnitte zu reintegrieren – von vollständigen Filmfassungen kann dennoch auf dem offen zugänglichen Fernsehmarkt nicht die Rede sein. Auf DVD erhielten die Wallace-Fans zur gleichen Zeit die längsten erhaltenen Filmfassungen. Die sind keineswegs harmlos, wie der Großteil an FSK-16-Freigaben, über die man sich in manchen Fällen gern wundern darf, belegt.
Im Großen und Ganzen würde ich schlussfolgern, dass die Wallace-Serie gut gealtert ist. Fans finden sich auch in den Generationen, für die die Reihe zwangsläufig ein Relikt vergangener Zeiten sein muss. Naheliegend ist, zu sagen, dass gerade darin ihr Charme liegt. „Retro“ liegt im Trend; lag schon immer im Trend.

2. Der Humor der Wallace-Filme
Wären die Wallace-Filme heute entstanden, hätte man sicher vieles anders gemacht. Technisch wie inhaltlich wirken manche Details heute auf ungeschulte Augen unfreiwillig komisch; für den Großteil des Humors muss aber gelten, dass er heute so wirkt, wie er früher schon angelegt war. Daniel schreibt richtig: Arent, Schürenberg, Meyerinck – sie alle waren schon in den Sechzigerjahren als Komödianten verpflichtet und müssen – das belegen augenscheinliche Parallelen ihres Humors mit dem Schwarz auf Weiß als solcher ausgezeichneter Filmkomödien – auch so wahrgenommen worden sein. Einschränkend ist festzuhalten, dass keiner der Edgar-Wallace-Filme es mit dem Humor auf die Spitze trieb. Er sollte lediglich zur Auflockerung in einem ansonsten von einer fesselnden Krimihandlung dominierten Geschehen dienen, nicht aber dazu, dass sich die Zuschauer im Kino kringelten, bis sie Bauchschmerzen bekamen.
In diesem Sinne hing der Erfolg von Eddi Arent für die Verzierung eines Wallace-Krimis nicht zuletzt von einer dezenten Führung durch den Regisseur ab. Gerade Alfred Vohrer wusste Arent gut zu händeln und in Interaktion mit Fuchsberger zu Höhenflügen innerhalb seines (Arents) gesamten Filmschaffens zu verhelfen. Die immer wieder getätigte Behauptung, Arent würde in seinen Schurkenauftritten noch besser herüberkommen, halte ich für grundverkehrt, manifestiert sie sich doch lediglich in der stärkeren Faszination bösartiger Rollen sowie der quantitativen Minderheit solcher Arent-Rollen, nicht aber in Arents schauspielerischer Eignung für Bösewichte. In meinen Augen hatte er die dafür nötige schauspielerische Überzeugungskraft schlicht und ergreifend nicht.

3. Die Genreklassifizierung der Wallace-Filme nach den Kategorien im Ausgangspost
Es ist richtig, festzustellen, dass man viele Wallace-Filme nicht klar den anfänglich genannten Kategorien zuordnen kann, weil mehrere jeweils auf bestimmte Teilaspekte zutreffen. Da der Humor, wie oben erläutert, bei Wallace jedoch nur eine Handlangerrolle spielte, möchte ich das Genre „Kriminalkomödie“ von vorn herein für die gesamte Reihe ausschließen. Kriminalkomödien waren Filme wie „Conny und Peter machen Musik“ oder „Kriminaltango“, nicht aber die Wallace-Krimis. Auf der anderen Seite ist es aber falsch, zu behaupten, die Italo-Wallaces hätten keinen Humor. Sicher ist er wesentlich dünner gesäht, aber dennoch vorhanden (Wortgefechte Kinski-Krüger in „Gesicht“, Vermieter in „Stecknadel“, Palumbo in „Halbmond“).
Für die Genrefrage ebenfalls völlig uninteressant ist das Wort „Trash“, da dies nicht wie alle anderen hier relevanten Genrebegriffe auf den Inhalt, sondern auf die Machart von Filmen abzielt und, wie von Marmstorfer angeführt, nicht willentlich, sondern durch das Gesamtergebnis im Nachhinein zustandekommt. Die Wallace-Serie war verhältnismäßig wenig trashig, wobei sich der Trashfaktor an die filmischen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit band, d.h. Farbfilme sind ggf. trashiger, weil der Zeitgeist im Allgemeinen vorschrieb, weniger auf handwerkliche Qualität zu achten. Konsumiert würde so oder so im Vergleich zu den goldenen Schwarzweißjahren eher mäßig.
Dem allgemeinen Genre „Krimi“ ist in meinen Augen ausnahmslos jeder Wallace-Film zuzuordnen, weil in jeder Produktion Verbrechen, darunter in jeder Produktion Mord, geschildert wurden. Ebenfalls ein Teil eines jeden Wallace-Films ist eine Thrillerkomponente, die einmal stärker, einmal weniger stark ausgeprägt war. Wallace-Filme waren aber nie Detektivkrimis, sondern immer solche Krimis, die ihre Spannung – ihren Thrill – aus aktivem Handlungsgeschehen gewanen. Schon der Werbespruch „Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein“ beschreibt keine gehobene Gedankenspielwelt des Detektivkrimis, sondern Thrillerelemente, die für physisch spürbare Hochspannung im Publikum sorgten. Dabei ist allerdings klar zwischen dem Thriller und dem Suspensethriller zu unterscheiden, wobei letzterer bei Wallace kaum zu Hause war.
Dass die Elemente des Horrorkrimis von Mörderfiguren ausgehen, ist eine interessante und unterstützenswerte These. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Verwendung abscheulicher Mörderfiguren nicht auf Alfred Vohrer, sondern auf Wallace höchstpersönlich zurückgeht. Der blinde Jack ist – auch in seiner grausigen Erscheinungsform – kein Kinorequisit des Schockerregisseurs, sondern originalgetreu der Romanvorlage entliehen.

4. Die Phasenentwicklung der Wallace-Filme
Viele würden sicherlich zustimmen, schriebe ich, dass sich Genreschwerpunkte im Laufe der Reihe veränderten. Ich halte diesen Punkt zwar durchaus für wahr, aber für weitestgehend zu vernachlässigen. Was sich im Laufe der Wallace-Reihe nämlich hauptsächlich veränderte und damit zum sich wandelnden Erscheinungsbild der Reihe führte, waren die Orientierung an Originalromanen (die abnahm) und die handwerklichen Gesichtpunkte (die der deutschen gesamtfilmischen und vom Publikum erwarteten [Gesellschafts-]Entwicklung folgten). Gen Ende der Reihe mischte sich mit dem Giallo-Genre aber auch eine merkliche inhaltliche Änderung in die Filme. Bringt man das Giallo-Genre ins Gespräch, so muss man aber unbedingt darauf eingehen, dass dieses kein klar umrissenes und definiertes, sondern ein Mischgenre aus verschiedenen Merkmalen darstellt. Krimiaspekte finden sich deshalb prominent auch in den letzten beiden Wallace-Produktionen, ebenso wie Humor und die Konzentration auf Mörder und Mordmethoden.

DanielL Offline




Beiträge: 4.154

09.01.2011 00:09
#12 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Die Theorie der Dramaturgie geht davon aus, dass der Krimi Ermittlertypen hat, dass die Aufklärung des Verbrechens institutiell erfolgt. Beim typischen Thriller hingegen wird der Protagonist von Ereignissen überwältigt, denen er sich selbst stellen muss. Der Gegenspieler dringt in seine heile Welt ein. Er ist also persönlich motiviert. In reiner Form würde dies also nur auf die ital. Beiträge zutreffen. Bei allen 3 Produktionen spielen die Ermittler eigentlich nur die zweite Geige.

Thriller-, Horror-, Komödien- und natürlich Krimielemente kann man natürlich dennoch jeweils finden. Am ehesten ist stilistisch vielleicht der Begriff "Gruselkrimi" für Wallace zutreffend, wobei die Tatsache der schon ab der ersten Filme vorhanden Ironie und Gagparts (Arent) die Serie tatsächlich fast zu einem eigenen Genre macht.
Im Gegensatz zum klassischen Krimi wie er bei Christie-Verfilmungen zu finden ist, wo die Verstrickung des Kriminalfalls eine viel größere Rolle spielt, sind bei Wallace die filmästetischen Mittel die wichtigste Zutat. Deswegen funktionieren auch Filme wie DIE BLAUE HAND und DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE. Man wird gut unterhalten, aber die Auflösung ist eigentlich haarsträubend - sie wird sprichwörtlich aus dem Hut gezaubert. Einer Christie-Verfilmung würde man das nie durchgehen lassen. Dafür akzeptiert man bei Wallace kaum einen Film ohne eines der typischen visuellen Elemente wie vermummter Mörder, Schloss, Nebel, usw.

Gruß,
Daniel

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.01.2011 00:20
#13 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Zitat von DanielL
Beim typischen Thriller hingegen wird der Protagonist von Ereignissen überwältigt, denen er sich selbst stellen muss. Der Gegenspieler dringt in seine heile Welt ein. Er ist also persönlich motiviert. In reiner Form würde dies also nur auf die ital. Beiträge zutreffen.


Das ist nicht ganz wahr. Das Grundprinzip eines Wallace-Krimis im Buch und im Film schreibt auch die persönliche Involvierung der polizeilichen oder sonstwie detektivisch fungierenden Ermittlerfigur vor. Dies wird einerseits durch eine auf das Publikum sympathisch wirkende Figur erreicht, die in der Verbrechensbekämpfung - im Gegensatz zu den Inspektoren im Giallo - mehr als eine bezahlte Arbeitsaufgabe sieht. Andererseits wird der Ermittler dadurch persönlich von den Aktionen des Antagonisten angegriffen, dass dieser sich an der Institution "junge Unschuld" vergreift, in die sich der Ermittler über kurz oder lang verliebt.

Janek Offline




Beiträge: 1.852

09.01.2011 00:29
#14 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Aber hier muss man sagen, dass wiederum, die Gruft mit dem Räselschloss eine ausnahmestellung einnimmt, weil hier die Sympatische Figur, von Harald Leipnitz verkörpert,am Ende des Filmes doch zu den "Bösen" gehört !
Also ist es nicht immer zutreffend, mit der Sypatischen Figur, deswegen, bietet es sich bei den Wallace Filmen besonders an über Genere und Schauspieler zu diskutieren, dies hat allerding nichts mit den Klassischen Filmbewertungen in diesen Forum zu tun, weil in diesen der Film meist einzeln und nicht als Objekt einer ganzen Reihe zur Disskusion steht. Zudem werden dort die Filme nicht mit anderen verglichen !

MfG

Janek

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.01.2011 00:45
#15 RE: Edgar Wallace Filme und Der Horrorkrimi etc. - Disskussion Zitat · Antworten

Die "Gruft" ist da nicht die einzige Ausnahme (auch das "Der rote Kreis", "Zimmer 13" oder "Das Verrätertor" sind eindeutig ebenfalls als Entfernungen von der Regel anzuführen), aber ich schrieb ja auch nur von einem Grundprinzip, das selbstverständlich in einer 32-teiligen Reihe diverser Variationen, Abänderungen und Außerkraftsetzungen nicht entbehrt.

Seiten 1 | 2 | 3 | 4
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz