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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.213 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.11.2010 18:57
Bewertet: "Der Hexer" (1932, Außer der Reihe) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Hexer
Mit: Paul Richter, Maria Solveg, Carl Walther Meyer, Wera Engels, Fritz Rasp, Paul Henckels, Leopold Kramer, Karl Etlinger. Regie: Carl Lamac. Drehbuch: Knut Borries, Gigotte Walter. Uraufführung: 22.07.1932.

Zitat von Jim Barker: By Its Cover
Originally published as The Gaunt Stranger, the story was renamed The Ringer when it was staged by Sir Gerald du Maurier. The play was a milestone in Edgar Wallace’s career, enabling him to realise his ambition to become a successful popular dramatist, and to add one more to the many roles in which he had figured from boyhood – newspaper seller, ship’s cook, milk roundsman, soldier-poet and reporter in South Africa during the Boer War, special correspondent of the London Daily Mail, editor, and writer of fabulous output.


Noch heute ist „Der Hexer“ der Stoff, den man mit dem Namen Edgar Wallace am ehesten in Verbindung bringt. Die Nachwelt verdankt es der fruchtvollen Zusammenarbeit zwischen du Maurier und Wallace, dass sich das Stück zu einer der bekanntesten britischen Theateraufführungen seiner Zeit entwickelte, obgleich diese Kolaboration aufgrund der unterschiedlichen Weltbilder der Männer nicht von Anfang an unter günstigen Vorbedingungen stand.
Das fertige Produkt jedoch begeisterte die Besucher des Wyndham Theatre ab dem 1. Mai 1926 über mehrere Jahre hinweg, wobei gerade die Premierenbesetzung mit so glanzvollen Namen wie Leslie Banks oder Nigel Bruce aufwarten konnte. Auch an das Deutsche Theater Berlin schaffte es „Der Hexer“ ein gutes Jahr später, wobei er bei Max Reinhardt, dem Gründer der Schauspielschule Berlin und des Max-Reinhardt-Seminars, in besten Händen lag und zeitgleich von Goldmann in der Übersetzung von Rita Matthias der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde.
In der Folge wurde aus „The Ringer“ der wohl meistadaptierte Wallace-Plot, dessen jüngste Dramatisierung in Form eines Hörspiels von Sven Schreivogel auf Dezember 2009 datiert.



Doch zurück zur Chronologie: 1928 erschien die erste Filmversion für British Lion und wiederum zog Deutschland nach. Die Ondra-Lamac-Film, die bereits für „Der Zinker“ verantwortlich zeichnete, brachte ihre Verfilmung im Juli 1932 in die Kinos. Auf Regisseurs- und Produzentenposten verbirgt sich hinter dem „Hexer“ erneut der Tscheche Karel Lamač. Der vom Nationalsozialismus geschasste Filmschaffende emigrierte 1939 in die Niederlande und nach Großbritannien, sah allerdings bereits zuvor seine Chancen im reichsdeutschen Filmgeschäft schwinden, sodass die dritte deutsche Wallace-Produktion der 1930er Jahre, „Der Doppelgänger“, dann unter E.W. Emo entstand.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger und seinem Nachfolger entstanden die Studioaufnahmen zu „Der Hexer“ im Sascha-Großatelier Wien-Sievering. Vielleicht geht aus eben jener Koproduktionssituation die Problematik der Materiallage des Films hervor, denn bis vor Kurzem galt er entweder als verschollen oder aber als hochgesicherte Rarität undurchschaubarer Sammlerkreise. Spirit Media hat dieses Mysterium in bester Manier des Altmeisters gelöst und mit Spürsinn und Lupe eine Filmkopie im Filmarchiv Austria aufgestöbert. Die Materiallage, so informiert das Label, war desaströs und erforderte eine enorm aufwendige Restauration.


Zitat von Berliner Morgenpost, 3. September 1932
Der Hexer von Wallace erscheint auf den ersten Blick als vorzüglicher Filmstoff; mit Spannung geladen, mathematisch ausgeklügelt die unheimliche Handlung mit plastisch herausgearbeiteten Figuren. Das Theaterstück zog aus allen diesen Vorzügen Vorteile. Anders jetzt der Film. Carl Lamacs Regie zerdehnt. Er schiebt die Liebesgeschichte in den Vordergrund und nimmt dadurch dem Kriminalfall seine Hauptbedeutung. Die Personen und Ereignisse haben kein Tempo, sind schwerfällig. Trotzdem vermag Fritz Rasp als Rechtsanwalt Meister die Wallace-Gruseligkeit in Maske und Spiel hervorzurufen. Er bleibt damit auch der einzige; denn Maria Solveg und Wera Engels sehen zwar vorzüglich aus, haben aber nicht die Kraft, ihre Schablonenrollen zu individualisieren. Im komischen Bereich ist Karl Etlingers Hackitt eine köstliche Type.


An der Kritik der Berliner Morgenpost ist durchaus etwas Wahres. Wie viele andere eng am Originalstoff orientierte Film- und Fernsehversionen lässt auch die 1932er den Funken Elan und Esprit vermissen, der wirklich gute Wallace-Filme ausmacht. Die Ereignisse laufen relativ unmotiviert auf dem Bildschirm ab, was paradoxerweise vor allem an der Übermotivation der Schauspieler liegt. Obschon „Der Zinker“ der Stummfilmära sogar noch ein Jahr näher war, nehmen sich die Akteuere im „Hexer“ doch streckenweise merklich überkandidelter aus. Während Paul Richter den heldenhaften Inspektor mit Natürlichkeit und Disziplin zu einer der angenehmsten Figuren macht, spielen die Darstellerinnen sowie Karl Forests Walford, Paul Henckels’ weitgehend sinnbefreiter Bliss und Leopold Kramers viel zu auffälliger Dr. Lomond allzu dick auf. Der größte Störfaktor indes ist der zeitgenössisch noch gelobte Komödiant Karl Etlinger, dessen Agieren heutzutage nur Unverständnis über die komischen Gemüter der damaligen Kinogänger hervorrufen kann.
Bemerkt werden muss Franz Schafheitlins erster Edgar-Wallace-Auftritt in der Rolle des Sergeant Carter, die (1956 mit Dieter Eppler besetzt) wohl schicksalhaft gute Chancen auf zukünftige Wallace-Auftritte vorwegnahm. Schließlich und endlich wäre dann noch der zurecht hervorgehobene Fritz Rasp. Wie schon im „Zinker“ steht ihm die Dämonie geradezu ins Gesicht geschrieben und die Intensität seines Spiels ist omnipräsent, übersteigt aber nie den Rahmen des Angemessenen.



„Der Hexer“ ist seiner Vorlage so treu, dass man einige Szenen, die in andere Fassungen nie eingeschlossen waren, endlich einmal zu Gesicht bekommt. Als Freund des Romans bin ich beispielsweise sehr erfreut darüber, Inspektor Wembury bei einem letzten Besuch auf dem versteigerten Anwesen Lenley Court begleiten zu dürfen. Die Szene kontrastiert den vornehmen Ursprung der Lenleys hervorragend mit dem halbdunklen, festungshaften und plumpen Haus des Schurken Maurice Meister.
Demgegenüber steht die offensichtliche Frage nach der wahren Identität des Hexers, die wenig elegant aufgelöst wird. In den wie üblich übereilten letzten Handlungsminuten hätte vielleicht eine andere Enttarnung – ähnlich wie beim Überraschungsclou im „Zinker“ – für Erstaunen bei den belesenen Filmzuschauern gesorgt.

Die DVD von Spirit Media



Durch die starke Beschädigung des Filmmaterials zum „Hexer“ fällt die Bildqualität merklich schwächer aus als bei den bisherigen Veröffentlichungen des Labels. Da allerdings nur das Endresultat der beim Filmstart noch einmal versicherten massiven Restauration, nicht aber ihre Wirkung im Vergleich zum Lagermaterial beurteilt werden kann, darf dem Label immerhin großes Engagement beim Ausbuddeln des Klassikers bescheinigt werden.
Die Filmkopie verfügte über holländische Untertitel, von denen in der fertigen DVD-Fassung nichts mehr zu sehen ist. Für einige Szenen merkt man, dass das Bild herangezoomt wurde, um nichtentfernbare Schriftzüge auszublenden. Dabei wird jedoch nur sehr selten der Bildeindruck gestört, sodass ein solches Verfahren flimmernden und verschwommenen Entfernungsmechanismen oder gar unbehandelt belassenen Untertiteln vorzuziehen ist. Der Vorspann wurde auf Deutsch neu gesetzt. Briefeinblendungen stammen offenbar aus unterschiedlichen Quellen und sind manchmal deutsch, manchmal holländisch.
Das Bonusmaterial beschränkt sich auf Biografien, eine Bildergalerie mit Presse- und Werbefotos sowie selbstgeschnittene Trailer zum „Zinker“ sowie zum ebenfalls veröffentlichten „Hund von Baskerville“.

Trotz der Freude, einen lange verschollenen Wallace-Film endlich entdecken zu können, und den erfreulichen Aspekten einer düsteren, sehr klassischen und interessant besetzten deutsch-österreichischen Produktion fehlt dem 1932er-„Hexer“ ein besonderer Eigenverdienst, um sich von seinen vielen Geschwistern nennenswert abzuheben. 3 von 5 Punkten.

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

20.11.2010 16:07
#2 RE: Bewertet: "Der Hexer" (1932, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Hexer (Deutschland 1932)

Da ich eine Vorliebe für Stummfilme und frühe Tonfilme zu entwickeln scheine, habe ich mir nun auch die beiden Carl-Lamac-Filme DER HEXER und DER ZINKER zugelegt. Gestern sind beide DVDs eingetroffen.

DER HEXER hat Edgar Wallace berühmt gemacht und gleichzeitig gehört dieses kleine (Meister)Werk wohl zu den am meist verfilmten Stoffen des Autors. Klar, das sich DER HEXER von 1932 da Vergleiche gefallen lassen muss.
Die gleichnamige, aber sehr frei adaptierte Verfilmung der Rialto, ist rundum gelungen, wartet mit einem tollen Stab und einer spannenden Story auf. An der Vorlage näher dran ist da das Fernsehspiel von 1956, das die ARD damals produzierte. Doch diese Adaption war eher trocken, bieder und im Gegenteil zum Rialto-Film spannungsarm.
DER HEXER von 1932 stufe ich persönlich noch schwächer als die ARD-Produktion ein. Die Story scheint mir zu sehr gerafft. Die Darsteller agieren künstlich (die Dialoge sind es erst recht) und gleichzeitig fehlt der Geschichte das Drama. Der Film plätschert dahin und selbst in Szenen in denen der Hexer auftaucht, hinter seiner Taschenlampe versteckt, will absolut keine Stimmung aufkommen. Die Filmmusik wurde auch recht sparsam eingesetzt und mag zu drei/viertel aus der Titelmelodie bestehen, die jedoch angenehm zu hören ist.
Sehr Atmosphärisch fand ich dann jedoch die Sequenz in dem chinesischen Restaurant. Dort wird ebenfalls die Titelmelodie eingesetzt. Dazu kommt noch eine Gesang. Der Refrain scheint Oh mein Chakra zu lauten.
Das Finale geht schnell von dannen. Auch hier war der Roman wesentlich spannender.
Trotzdem macht die antiquierte Atmosphäre den Film zu einem Sehvergnügen. Einen Wallace-Film zu sehen, der fast in der Zeit der Wallace-Romane entstand ist schon spannend.

Inklusive Sympathiebonus 2,5 von 5 Punkten.

Tonfilmfan Offline



Beiträge: 6

14.12.2010 14:24
#3 RE: Bewertet: "Der Hexer" (1932, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Kleine Anmerkung zur Musik:
Die Refrainzeile des Liedes im Caféhaus laut: "Nur ein Schatten - nur ein Schatten, ist meine Liebe, ist mein Glück ..." und sie kommentiert auf sehr raffinierte Weise das Stück Handlung, das da gerade abgeht. Es ist eine ganz offensichtliche Anspielung auf den "Hexer", der ja für alle bis zu diesem Zeitpunkt in der Tat nur ein "Schatten" ist...

Tonfilmfan Offline



Beiträge: 6

14.12.2010 14:50
#4 RE: Bewertet: "Der Hexer" (1932, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Hallo zusammen,
erst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch so intensiv mit dem Film auseinandersetzt. Ich finde, dieser lange verschollene Klassiker hat es verdient. In einigen Punkten bin ich nicht so ganz Eurer Meinung (das ist auch normal), aber ich möchte nicht versäumen, hier mal kurz einige der Punkte aufzuzählen, in denen ich diese 1932 sogar für gelungener halte, als die spätere Version.
Dazu gehört an erster Stelle die überragende Leistung von Kameramann Otto Heller. So atmosphärisch dichte, bedrohliche Licht und Schatten Atmosphäre hat man selten im frühen Tonfilm, und in der Traumszene des vom Opium umnebelten Meister bekommt das Ganze einen absolut expressionistischen Charakter. Man merkt: Die zwanziger Jahre waren noch nicht lange vorüber.
Die Dialoge mögen einem heute gestelzt vorkommen. Das liegt aber an der massiven Beschleunigung unserer heutigen Hör- und Sehgewohnheiten. Es gibt einige wunderbare Dialogstellen voller Witz und doppeltem Boden, so zum Beispiel die Stelle an der Hackitt durch Wenbury beauftragt wird, seinen Herrn zu wecken. Hackitt gibt zur Antwort, dass er ihn aus "Morpheus Armen" holen wird. Das Wort "Morpheus" (Schlaf) vertüddelt er jedoch dermaßen, dass dabei "Morphium" herauskommt.
Auch Die Szene mit der Musikbegleitung im Caféhaus ist so eine Sache. Zugegeben, man muss genau hinhören: Der Refrain lautet "Nur ein Schatten ist meine Liebe ist mein Glück". Der Hexer ist ja ein Schatten und die Musik kommentiert geradezu ironisch den Inhalt der ganzen Szene. Dies sind nur zwei Beispiele.
Will sagen: Im Gegensatz zur späteren Version hat dieser "Hexer" sehr viele feinsinnig gesponnene Handlungselemente, die sich auch nicht beim ersten Ansehen erschließen. Am besten, man genießt diesen guten alten Film "entschleunigt" mit einem guten Glas Rotwein.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

31.10.2018 23:34
#5 RE: Bewertet: "Der Hexer" (1932, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Hexer (D 1932)

Regie: Carl Lamac

Darsteller: Paul Richter, Maria Solveg, Fritz Rasp, Carl Walter Meyer, Wera Engels, Franz Schafheitlin u.a.



Der zweite Wallace-Film der Ondra-Lamac-Film GmbH ist eine Umsetzung des Klassikers des Meisters schlechthin. Im Gegensatz zur 1964er-Version der Rialto hielt man sich, wie zu lesen ist, enger an die Vorlage. Allerdings geht dem Lamac-Film im Vergleich zum Werk Alfred Vohrers über weite Strecken die Dynamik ab. Szenen reihen sich aneinander, ohne dass der Spannungsbogen nennenswert anzieht. Das Finale ist noch etwas hektischer als in der Umsetzung durch die Rialto, immmerhin gefallen die letzten Bilder von der Flucht der Miltons im Motorboot. Wiederum bekommt man zwei Darsteller zu sehen, die später noch in Wallace-Filmen auftreten sollten. Neben Franz Schafheitlin ("Der Mann, der seinen Namen änderte", "Die toten Augen von London") ist dies wie schon im "Zinker" einmalmehr Fritz Rasp. Hier ist er in der Rolle des Anwalts Maurice Meister - was auch immer die Namensänderung im Vergleich zu "Messer" bezwecken sollte - zu sehen. Seine diabolische Mimik kommt in einigen Szenen besonders gut zur Geltung. Er muss sich vor der Darstellung Jochen Brockmanns keineswegs verstecken. Erwähnenswert erscheint noch die Mitwirkung Maria Solvegs, hier im Forum besser bekannt unter dem Namen Maria Matray, worunter sie als Drehbuchautorin, oft gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Answald Krüger, etwa für den stargespickten TV-Krimi "Hotel Royal" (1969) oder für die ersten Folgen der Serie "Sonderdezernat K1", fungierte. Bleibenden Eindruck hinterlässt ihre Darstellung der Mary Lenley indes nicht. Summa summarum zwei Klassen schlechter als die Rialto-Version und immerhin eine Klasse schwächer als der die erste Ondra-Lamac-Produktion "Der Zinker".


Die 1932er-Version des "Hexers" kann sich auf eine vorlagengetreuere Umsetzung der Wallaceschen Vorlage berufen, weist allerdings nicht ansatzweise die Dynamik der Rialto-Version auf. 3 von 5 Punkten.

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