Eine weitere Krimiperle, die 2011 auf DVD erscheint, ist der Fernsehkrimi "Konto ausgeglichen" von 1959. In den Hauptrollen spielen Wolfgang Preiss, Margot Trooger und Herbert Tiede, in Nebenrollen die Tatort-Kommissare Klaus Höhne und Willi Semmelrogge. Regie führt Franz Peter Wirth. Herausgebracht wird der Film von Pidax. Hinter dem etwas sperrigen Titel versteckt sich in meinen Augen ein schöner klassischer Krimi, der auf dem Roman von James M. Cain ("Wenn der Postmann zweimal klingelt") beruht und neben der Story durch die tollen Hauptdarsteller besticht.
BEWERTET: "Konto ausgeglichen" (Deutschland, 1959) Fernsehspiel nach Motiven des Kriminalromans "Der Defraudant" von James M.Cain mit: Wolfgang Preiss (Robert Jacobi), Margot Trooger (Linda Brand), Herbert Tiede (Joachim Brand), Eva Crüwell (Nelly Merz), Lorley Katz (Rita Thomas), Walter Thurau (Hoffmann), Karl Bockx (Adler), Kurt Haars (Direktor), Gerold Krauel (Helm), Gerhard Just (Kriminalinspektor), Claus Höhne (Kriminalassistent), Gillis von Rappard (Lindas Vater) u.a. Drehbuch: Franz Peter Wirth und Werner Illing, Regie: Franz Peter Wirth
Weilheim an der Teck, eine Kleinstadt im Süden von Stuttgart. Das Bankhaus Faerber und Co. erhält einen neuen Leiter, den smarten Robert Jacobi, der bisher in der Zentrale des Geldinstituts gearbeitet hat. Zu den Stärken der Filiale gehört der besondere Kontakt zu den Kleinsparern, was vor allem auf Joachim Brand zurückzuführen ist, der durch persönliche Betreuung der vor allem älteren Klientel zum "Seelsorger am Schalter für Kleinsparer" aufgestiegen ist. Seine Stammkunden vertrauen dem höflichen Mann blind und so kommt es durchaus vor, dass Unterschriften blanko auf Einzahlungsscheine gesetzt werden. Als Brand wegen eines Magengeschwürs ins Krankenhaus kommt, springt seine Frau Linda für ihn ein und übernimmt seinen Schalter. Filialleiter Jacobi kommt dahinter, dass sein Mitarbeiter Brand bereits über einen längeren Zeitraum Geld der Kunden unterschlagen hat - rund 4000 D-Mark. Anstatt die Revisionsabteilung von diesen Unregelmäßigkeiten zu informieren, lädt er Brands Frau ins Theater ein. Diese merkt bald, dass Jacobi etwas ahnt und erzählt ihrerseits, dass sie hinter die Betrügereien ihres Mannes gekommen ist..... James M.Cain, der die Bücher zu "Double Indemnity" und "The Postman always rings twice" geliefert hat, stellt hier erneut die verhängnisvolle Beziehung zwischen einem bisher unbescholtenen Angestellten und einer verheirateten Frau in den Mittelpunkt. Es geht zwar diesmal nicht um Mord, sondern "nur" um Unterschlagung und schweren Raub, doch die Affinität im Verhältnis zwischen Mann und Frau ist die selbe. Die sich anbahnende Leidenschaft wird bei dem Theaterbesuch deutlich, der statt des Stückes nur die Gesichter von Jacobi und Frau Brand zeigt, während im Off die Dialoge der Schauspieler zu hören sind. Von "Eroberungen" und "Anziehung" ist die Rede und die beiden Zuseher wirken betroffen. Da das deutsche Fernsehen Ende der Fünfziger Jahre einem ebenso strengen Moralkodex gehorchte, wie die USA in Zeiten des Hays-Codes, bleibt das Knistern zwischen Robert Jacobi und Linda Brand zwar greifbar, zu einem Kuss oder einer Umarmung kommt es jedoch nie. Es ist fast, als wollte der Mann verhindern, dass Linda ihm zunahe tritt, da er sonst hoffnungslos verloren wäre. Wolfgang Preiss gelingt es sehr gut, die korrekte, aber fehlbare Führungskraft darzustellen. Margot Trooger -hier noch nicht so damenhaft wie ein paar Jahre später im "Hexer- lässt durch ihr Spiel bis zum Schluss offen, ob sie mit offenen Karten spielt oder nur eine Figur in der Schachpartie ihres Mannes ist. Herbert Tiede, der dem Krimifreund vor allem als sauberer Ermittler aus der "Stahlnetz"- Reihe bekannt ist, darf hier eine Doppelrolle spielen, wobei er im Schatten von Preiss und Trooger steht, die -wie das Paar in "Double Indemnity"- den Film dominieren. Die Bildqualität entspricht der einer frühen "Stahlnetz"-Episode, wobei Kostüme und Innenausstattung authentisch wirken. Es handelt sich jedoch nicht um eine reine Studioproduktion. Man sieht Abendaufnahmen auf den Straßen rund um das Theater und eine Verfolgungsjagd bei Tage. Diese Außenaufnahmen geben dem Fernsehspiel die nötige Frische und verleihen ihm Lokalkolorit. Die Tatsache, dass eine Schalterbeamtin an ihrem Arbeitsplatz rauchen darf und der Filialleiter mit einem Volkswagen unterwegs ist, weist auf die Entstehungszeit der Produktion hin.
Toll, dass so viele alte Filme mit interessanten Schauspielern ausgegraben werden. Obwohl ich großer Mabuse-Fan bin, bin ich nicht von dem Gelesenen begeistert. Das klingt wenig nach spannedem Krimi, mehr nach Moral-Drama, für mich ist der Film anscheinend nichts.
Pidax-film präsentiert mit Konto ausgeglichen eine weitere Perle des klassischen deutschen Fernsehkrimis. Hinter dem Titel versteckt sich eine packende Geschichte, die auf einem Roman von James M. Cain beruht, dessen bekanntester Roman Wenn der Postmann zweimal klingelt 1990 einen Preis als bester Kriminalroman aller Zeiten erhielt. Regisseur und Fernsehpionier Franz Peter Wirth ( Wallenstein ) setzt auf Spannung, die sich aus den Dialogen und dem Agieren der Personen entwickelt und kann so auf vordergründige Action- oder Schießereiszenen verzichten. Das Szenenbild ist überaus gelungen, hervorzuheben ist die tolle Musik von Dave Hildinger ("Fernfahrer") und natürlich das erstklassige Spiel der Hauptdarsteller. Wirth hätte wohl keine bessere Besetzung als Wolfgang Preiss ( Dr. Mabuse ) für den hilfsbereiten Bankdirektor, der seine Karriere für eine verzweifelte Ehefrau aufs Spiel setzt, finden können. Genial auch Margot Trooger ( Das Halstuch , Gaslicht , Der Hexer ) als Gattin, die alles versucht, um ihrem Mann aus der Patsche zu helfen. Ebenfalls bestechend: Herbert Tiede ( Der Richter und sein Henker ) als aalglatter Bankier, der seinen alten Kunden ins Gesicht lächelt, um sie dann um ihr Erspartes zu betrügen. Interessant auch kleinere Gastauftritte von zwei späteren Tatort-Kommissaren: Klaus Höhne hier bereits als Kriminalassistent tätig, und Willi Semmelrogge als betrunkener Kneipengast. Insgesamt ein wunderschönes Krimivergnügen, das zum Schluss noch mit einer netten Überraschung aufwartet.
Zitat Das klingt wenig nach spannedem Krimi, mehr nach Moral-Drama, für mich ist der Film anscheinend nichts.
Moraldramen hatten im damaligen Fernsehen noch nichts verloren und die Genres waren strickt getrennt. "Konto ausgeglichen" ist ein Krimi! Lass mal die Voreingenommenheit weg, und probier's mal! :-)
Wenn man bedenkt, dass das Fernsehen damals mit einem kleinen Budget auskommen musste, ist das Ergebnis doch ansehnlich. Es geht auch nicht vordergründig um Moral, sondern mehr um eine verhängnisvolle Abhängigkeit, was eines der Lieblingsthemen von James M. Cain war. Wolfgang Preiss begehrt die Frau seines Angestellten und hilft ihr, die Verbrechen ihres Mannes wieder ins Reine zu bringen. Er tut dies, ohne zu wissen, ob er ihr trauen kann. Der Plan, die gefälschten Sparbücher auszutauschen, die Angst vor einer Kontenprüfung und letztendlich der Überfall auf die Filiale sind wichtige Elemente dieses Krimis.
Nachträglich noch ein paar Screenshots aus der TV-Produktion. Wolfgang Preiss als Robert Jacobi steht neben Margot Trooger als Linda Brand im Mittelpunkt der Geschichte. Die Beziehung zwischen den beiden Bankmitarbeitern lässt den Zuseher im Unklaren, wer es wirklich ernst meint und welche Auswirkungen diese Liaison auf das Tagesgeschäft haben wird. Preiss, den wir als kühlen, abgeklärten Darsteller kennen, begehrt seine Kollegin mit Blicken, die durch und durch gehen, beim Zuschauer jedoch ein unangenehmes Gefühl auslösen. Gerade bei "hanseatischen Typen" wie Preiss wirkt jede Äußerung von Leidenschaft im Sinne von Erotik und Liebe irgendwie unangebracht. Diese Spannung verleiht der Handlung Suspense, die leider durch die leidlich mittelmäßige Bildqualität an Kraft verliert. Margot Trooger, die hier teilweise sehr schlecht ausgeleuchtet wird, wirkt noch ein wenig "zerrupft" und altmodisch bieder, obwohl sie zur Drehzeit erst 36 Jahre alt war. Fünf Jahre später wird sie in der Kinoproduktion "Der Hexer" zur vollen Blüte gelangen.
Herbert Tiede, der als Betrüger den kriminellen Part übernommen hat, ist zu zahm für die Rolle des Räubers. Er wirkt noch nicht so verschlagen wie z.B. in "Der Papierblumenmörder" aus der Reihe "Der Kommissar". Seine sanfte Erscheinung trägt ihre Früchte in den Rollen als "Stahlnetz"-Ermittler.
Ich muss sagen, ich empfinde gerade den unscheinbaren und sanften wirkenden Tiede hier als interessante Bestzung. Eben weil er nicht ins Verbrecher Schema passt...
Der Film und die Besetzung haben mir gut gefallen - schade, das aus dem Bildmaterieal wohl nicht viel mehr herauszuholen war...
Mag der Buchswald tot sein, der Buchsgeist lebt weiter!
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