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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.599 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.10.2010 20:36
Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Paul Temple und der Fall Curzon

Kriminalhörspiel nach Francis Durbridge. • Produktion: WDR 1951.
• Mit: René Deltgen (Paul Temple), Elisabeth Scherer (Steve Temple, seine Frau), Herbert Hennies (Charlie, sein Diener), Kurt Lieck (Sir Graham Forbes), Kaspar Brüninghaus (Tom Doyle), Hermann Pfeiffer (Dr. Stuart), Heinz von Cleve (Lord Westerby), Peter René Körner (Peter Malo, sein Sekretär), Sigrun Höhler (Diana Maxwell), Carl Brückel (Philip Baxter) u.v.a. • Regie: Eduard Hermann. • Vertrieben vom Hörverlag: Einzelausgabe (alt): LinkEinzelausgabe (neu): LinkPaul Temple Kult Kiste: Link (Fälle 1, 5, 6, 10, 11)



Zitat von Paul Temple und der Fall Curzon (Der Hörverlag)
In dem kleinen Fischerdorf Dulworth Bay sind zwei Schüler spurlos verschwunden. Als einzigen Hinweis findet die Polizei im Kinderzimmer der beiden einen signierten Kricketschläger, der den geheimnisvollen Namen „Curzon“ trägt. Wie ein tödlicher Fluch taucht dieser Name immer wieder auf. Wer steckt dahinter? Ist „Curzon“ wirklich der Entführer? Britische Gelassenheit und unbeirrbarer Charme führen Paul Temple zielsicher auf die richtige Spur.


Francis Durbridge verhexte bekanntlicherweise nicht nur das deutsche Fernsehen der 1960er Jahre, sondern war hierzulande bereits ein Jahrzehnt eher als Hörspielautor eine „große Nummer“. Sein Detektiv Paul Temple erblickte 1938 im BBC-Hörspiel „Send for Paul Temple“ das Licht der Krimiwelt und trat seitdem in unzähligen Radioserials, aber ebenfalls in Kinofilmen britischen Ursprungs auf. Seit 1949 ermittelte Paul Temple auch in Deutschland, wobei die ersten zwei vom NWDR produzierten Hörspiele „Paul Temple und die Affäre Gregory“ sowie „Ein Fall für Paul Temple“ als verschollen gelten. 1951 wechselte Temple zum WDR und begann in „Paul Temple und der Fall Curzon“ den endgültigen Siegeszug – mit der Stimme René Deltgens.
René Deltgen, später der „Hexer“, kehrt als Paul Temple gern seine zupackende Seite heraus, darf aber dennoch gut und gern als Gentleman-Ermittler bezeichnet werden. Er ist – ebenso wie später Paul Klinger – die perfekte Besetzung für einen echten Engländer, der Tatkraft, Noblesse und Humor in sich vereint, ohne auf das deutsche Publikum zu fremd zu wirken.
Sein „Watson“ ist seine Frau, die den wenig weiblichen Vornamen Steve trägt. Wird sie im „Fall Curzon“ noch von Elisabeth Scherer gesprochen, so ändert sich dies im Laufe der Reihe und im Vergleich zu ihrem Ehegatten mehrfach. Ich wäre geneigt, „fehlende Konsequenz“ zu bemosern, stünde nicht der Umstand im Raum, dass Elisabeth Scherer sich eher als „dümmliches Frauchen“ gibt und die Qualität späterer und emanzipierterer Sprecherinnen nicht erreicht. Zu plapperhaft und oberflächlich gibt sie Steve Temple in diesem ersten Outing noch.

Die Fälle der Reihe, die ich bisher kenne, gleichen sich wie ein Ei dem anderen und sind doch immer variabel. Durbridges Formel besteht darin, einem unwahrscheinlichen Ereignis ein weiteres, noch viel unwahrscheinlicheres folgen und den Krimi dadurch weniger zu einem Stück echten Lebens als vielmehr zu einer spannenden Achterbahnfahrt und einem verbrecherischen Kuriositätenkabinett geraten zu lassen. Unterstüzt wird er dabei von Bilderbuchcharakteren wie einem unheimlichen Doktor und einer störrischen Dame, die es sich gern im Minutentakt überlegt, ob sie die Wahrheit verraten oder verschweigen möchte.
Die Ermittlungen führen die Temples in den kleinen Ort Dulworth Bay, der eine schöne imaginäre Kulisse für das erste erhaltene Abenteuer bietet und von allen Beteiligten konsequent völlig falsch ausgesprochen wird. Dies ist nicht der einzige Hinweis auf den deutschen Ursprung des Hörspiels. Auch die U-Bahn-Szene auf CD 3 gerät arg artifiziell und sogar inhaltlich falsch, wenn behauptet wird, Green Park und Leicester Square seien benachbarte Stationen. In Wahrheit liegt auf der Piccadilly-Line, die beide Ubahnhöfe verbindet, dazwischen noch der aus touristischen Aspekten eigentlich gar nicht unattraktive Haltepunkt Piccadilly Circus, der einfach locker-flockig unter den Tisch, besser: unter die Räder gekehrt wird.

Ein Markenzeichen Paul Temples, das beinahe an die große Agatha Christie erinnert, findet sich zum Abschluss eines jeden Hörspiels: Nicht auf einsamer Flur im möglichst unheimlichen Ambiente wird die Identität des pseudonymisierten Haupttäters enthüllt, sondern im Rahmen einer gutbürgerlichen Cocktailparty in Anwesenheit aller Beteiligten. Dieser Kniff erhält im „Fall Curzon“ eine besonders interressante Dramatik, weil er auf einer Jacht stattfindet.

Schon das chronologisch frühste der heute noch vertriebenen Paul-Temple-Hörspiele strahlt die gewohnte Atmosphäre der Reihe aus, wenngleich es in manchen Punkten noch etwas ungelenk wirkt. René Deltgen ist als Paul Temple eine Wucht und bleibt es, während Elisabeth Scherer hauptsächlich durch eine ganz besondere Entführung in Erinnerung bleibt... Hören. Hören.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

02.10.2010 22:53
#2 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Eine nette Idee, die Hörspiele hier zu besprechen!

Zitat
Kriminalhörspiel nach Francis Durbridge



Ein kleine Pedanterie meinerseits: es muss nicht "nach" Francis Durbridge heißen, sondern "von". Das Manuskript stammt ja von Durbridge und wurde 1:1 ins Deutsche übersetzt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.10.2010 23:00
#3 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Ehre, wem Ehre gebührt. Nach mehr als drei Jahren setze ich lediglich den Vorschlag von SpikeHolland fort.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

31.01.2012 19:46
#4 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Habe das Hörspiel dieser Tage wieder mal zum x-ten Mal gehört. Als Roman hat mir die Geschichte damals zwar besser gefallen, aber natürlich ist die Audioumsetzung auch hochspannend, eine Achterbahnfahrt, auch wenn Durbridges Temple-Hörspiele wie Gubanov auch anmerkte noch viel viel besser werden. Den besonders überzeichneten Dr. Stewart fand ich recht originell und die obligatorische Cocktailparty ist ja der Running Gag. Der Haupttäter ist schließlich die große Überraschung.
Den "Fehler", der die U-Bahnstationen betrifft, dürfte sich aber auch schon bei Durbridge im Skript befunden haben, warum sollte sowas dazu erfunden werden, noch dazu wo Durbridge vertraglich dazu verpflichtete, seine Bücher nicht zu verändern? Habe eben im Roman nachgeblättert, aber die Szene nicht gefunden. Wäre interessant zu sehen, was dort steht.
Insgesamt ein typisches Werk des Meisters der feindosierten Spannung. Ich bin mittlerweile schon beim Fall "Van Dyke"...

P.S.: Auf meinem Roman "Keiner Kennt Curzon" wird mit einem Zitat aus dem Daily Telegraph geworben: "Jeder neue Durbridge ist ein Ereignis". Dem ist nichts hinzuzufügen!

Steve Offline



Beiträge: 19

06.01.2013 22:24
#5 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Schon der dritte Fall für Paul Temple und doch der erste, da die anderen beiden Teile ja verschollen sind.
Aber wer weiß, vielleicht finden sie sie bald ja noch im Keller wieder, die alten Tonbandaufnahmen.
Das wäre dann wie bei den Filmen der Reihe "Am Fuß der blaune Berge". Da, waren ja die deutschen Synchronisationsaufnahmen auch verschollen, bis man sie vor kurzer Zeit wiederentdeckte.

Nun zum Fall:

Natürlich ein echter Temple, der aber am Anfang doch sehr holprig beginnt. Steve und Paul wirken am Anfang etwas genervt voneinadner und Steve hält gerne auch mal dagegen und versucht im kleinen Konflikt zu kontern. In den späteren Teilen, in denen Annemarie Cordes oder auch Usrula Langrock die Steve spielt, wirkt Steve doch eher gelassener und nimmt die Eigentümlichkeiten ihres Gatten hin, um ihn dann das ein andere Mal doch auf eine lustige und absolut nicht böse Art zu foppen oder mit den eigenen Mitteln zu schlagen. Ich denke da an den Fall Madison, wo Steve ihren Mann einfach mit den eigenen Mitteln schlägt und ihm am Ende ein Schlafmittel gibt, was er ihr zuvor auch versucht hat zu geben.
Steve entwickelt sich mit der Veränderung der Sprecherin und in diesem Curzon-Fall steht sie noch ganz am Anfang dieser Entwicklung.
Der Fall als solcher ist spannend. Der Hörer und auch die Personen im Hörspiel werden durch eine Tat abgelenkt, die zunächst als Haupttat erscheint und später nur eine Nebentat ist. Das ist natürlich ein beliebtes Mittel in den Temple-Hörspielen und es ist doch gut gemacht!
Auch, wenn ich Annermarie Cordes als Steve lieber höre, so gefällt mir doch dieser Fall sehr gut, da er am Anfang etwas holprig und anders ist, als die Teile, die danach kommen.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

26.11.2013 12:47
#6 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

Dann will ich auch einmal meinen Senf dazugeben.

Der Fall Curzon gehört in meinen Augen zu den stärkeren der Reihe. (Apropos, in einigen Werken wird mehrmals auf die "Curzonstreet" hingewiesen.)

Elisabeth Scherer wirkt sicherlich nicht so reif wie Annemarie Cordes, aber ihre mädchenhafte, frische Art erscheint mir durchaus sympathisch. Auch wenn Paul mit ihr gerade seinen immerhin zehnten Hochzeitstag begeht.
Die Handlung ist durch und durch stringent konzipiert und auf unterhaltsame Weise mit den typischen Elementen gespickt. Die Anzahl der Verdächtigen ist meiner Meinung nach auch nicht zu gering.
Vor allem der Anruf zu beginn und die Entführung der Jungs halten den Spannungspegel hoch und danach geht es im Eiltempo voran.Die Logik bleibt eigentlich auch nie auf der Strecke und die Auflösung ist nachvollziehbar.

Mein Fazit: Auch nach Jahren immer wieder hörenswert. 4/5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.10.2014 14:47
#7 RE: Bewertet CD: "Paul Temple und der Fall Curzon" (1951, 1) Zitat · Antworten

"Der Fall Curzon" lag nun erneut bei mir im CD-Player, allerdings nur als Nebenbeibeschallung, was sich bei diesen umfangreichen Durbridge-Stoffen schnell als Pferdefuß herausstellt, weil man zwar im Groben der Handlung folgen kann, aber doch einige Details von entscheidender Bedeutung verpasst. Es wirft ein entsprechend schmeichelndes Licht auf die Konzentrationsfähigkeit des Publikums in den 1950er und 1960er Jahren, dass diese umfangreichen Radiogeschichten zu so großen Erfolgen wurden. Heute wären sie ein absolutes Nischenprodukt und würden die 3-Minuten-Mainstream-Hörer maximal überfordern.

Was die Einschätzung angeht, bleibe ich bei meinem alten Urteil: "Curzon" bietet alles, was ein typisches Temple-Hörspiel ausmacht, ist aber sicher nicht das beste der Reihe. Deltgen ist gut aufgelegt, aber Scherer geht stellenweise arg auf die Nerven. Der Doktor ist eine wunderbare Verdächtigengestalt. Man sieht direkt eine Type vom Schlage eines Sydney Greenstreet vor sich. Die Auflösung ist sehr dramatisch und setzt einen entsprechend furiosen Schlusspunkt.

@Georg, hat sich die U-Bahn-Frage unterdessen geklärt?

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